Seite 1 von 1

Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 31. Dez 2019, 11:37
von Ben+jasmin82
Hallo Ihr

Ich bin ganz neu hier.
Meine Erkrankung (rezidivierende Depression) wurde erstmals im April gestellt. Seit März ging es mir schlechter. Ich war zu dem Zeitpunkt arbeitslos und alles was Bewerben anbetrifft, schien hoffnungslos. Zu dem Zeitpunkt (ca Juli) hatte ich auch noch Angst und Panikattacken. So schlimm, dass mir mein HA Antidepressiva verschrieb. Diese halfen sehr gut und es ging mir zusehends besser.

Seit nun Mitte November ist es wieder schlimmer.. ich komme morgens nur schwer aus dem Bett und vertrage die ADs nicht mehr. Davon wird mir jeden Morgen übel und ich habe Kopfschmerzen sowie Schwindelanfälle.Seit Ende November nehme ich die ADs nun nicht mehr, weil die Nebenwirkungen so heftig sind. Und trotzdem habe ich seitdem keinen Appetit geschweige denn Hunger.

Ich zwinge mich zum Frühstück, damit ich wenigstens etwas im Magen habe. Aber dabei habe ich null Appetit. Oft habe ich nach dem Frühstück Durchfall.
Seit Ende November habe ich bereits 5 Kilo verloren wegen der Appetitlosigkeit.
Erst am 20.01. Habe ich wieder einen Termin bei meiner Psychologin. Ich hoffe sie kann mir irgendwie helfen.

Nun zu meinem Anliehen:
Wie geht ihr während der Erkrankung mit Appetitlosigkeit und dem stetigen Gewichtsverlust um?
Habt Ihr Erfahrungen sammeln können, die eurem Appetit und dem Gewicht guttaten?

Vielen Dank, dass ihr euch die Mühe gemacht habt und meinen Post gelesen habt.
LG Jasmin

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 31. Dez 2019, 12:16
von Welshcorgi
Hallo Jasmin,

herzlich Willkommen hier im Forum und ich wünsche Dir einen guten Austausch hier.

zunächst würde ich Dir empfehlen Dir einen Psychiater zu suchen. Die haben mehr Ahnung von Medikamenten als Hausärzte und es gibt dutzende Präparate. Da ist bestimmt auch was dabei was Du verträgst und was Dir dann hilft.

Ich hatte vorletztes Jahr auch das Problem, daß ich kaum Hunger hatte und plötzlich auf 62 kg runter war. Da ich weiß, daß ich von Zucker sehr schnell zunehme habe ich mich reichlich mit Schokozeugs eingedeckt und war dann ein paar Monate später wieder bei meinen 68 kg. Das reicht mir. Das war zwar nicht die gesündeste Methode aber sie hat geholfen. Manchmal musste ich mich dazu selber überreden jetzt mal ein Mars oder eine Tafel Schokolade zu essen aber ein Blick in den Spiegel reichte: Ich sah so elendig aus; da musste sich was ändern.

Wenn es schlimmer wird mit Deinem Gewichtsverlust kann Dir Dein Hausarzt auch hochkalorische Trinknahrung z.B. "Fresubin" verordnen. Das bekommst Du in der Apotheke und trinken klappt manchmal besser als essen.

Andere werden Dir auch noch antworten und haben sicher noch weitere Ideen.

Alles Gute wünsche ich Dir und liebe Grüße
der Welshcorgi

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 31. Dez 2019, 12:41
von Katerle
Hallo Jasmin,

herzlich Willkommen im Forum.

Als bei mir damals die Diagnose gestellt wurde, "endogene Depression", nach dem plötzlichen Tod meiner Mutter, reagierte ich auch mit Appettitlosigkeit und noch anderen körperlichen Symptomen. Hatte nur noch ca. 46 Kilo.
Wurde von meinem Arzt zum Psychiater geschickt und dann begab ich mich in die Klinik, erst Psychiatrie und danach in eine stationäre Psychotherapie. Dort kam ich erstmal zur Ruhe und mein Appettit wurde langsam wieder besser. Später ging ich in eine psychosomatische Klinik/Reha.

Heute gehts mir inzwischen besser, bis auf chronische Schmerzen.

Alles Gute für dich,
Katerle

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 31. Dez 2019, 16:59
von vierUhrdreißig
Hallo,

ich habe durch die Krankheit ebenfalls einiges Abgenommen und bin jetzt nur noch bei knapp 50kg.
Der Unterschied dabei ist, dass ich Appetit habe und normal esse. Bevor jetzt alle ankommen: Ja ich hab im Januar sschon Arzttermine und werde mal ein paar Blutwerte und Schilddrüse usw. checken lassen.

Wie ich damit umgehe? Ich versuche es zu akzeptieren. Solange ich mich gut fühle und noch Kraft habe (was der Fall ist), lasse ich mir von einer blöden Zahl nicht einreden, dass mein Körper nicht ok ist. Das würde die Selbstwert-Probleme nur noch mehr verstärken.

Trotzdem hört es sich bei dir nicht nach einem gesunden Zustand an - gerade mit der Appetitlosigkeit und dem Durchfall. Wie die anderen schon geschrieben haben: In diesem Fall würde ich einen Arzt aufsuchen.

Viele Grüße und kommt alle gut ins neue Jahr,
halb 5

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 07:14
von enduro
Hallo Jasmine,
was hast du für AD genommen und wie schnell hast du die abgesetzt?
Frohes neues Jahr

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 20:40
von Ben+jasmin82
Hallo allen die mir geantwortet u Hilfe gegeben haben

Die Durchfälle habe ich in der jetzigen Episode nicht mehr.
Ich habe Citalopram 20mg genommen. Und immer dasselbe Spiel. Übelkeit tagelange Kopfschmerzen Mundtrockenheit Appetitlosigkeit.

Nun nehme ich sie seit über 3 Wochen schon nicht mehr. Bis auf die Appetitlosigkeit sind alle anderen NW weggegangen.

Gestern hab ich mich dazu gezwungen tagsüber auch was zu essen. Schokolade und Eier. Ich dachte der Körperbraucht was hochkalorisches Kakao für das Serotonin und das Eiweiß damit er funktionieren kann.

Naja immerhin hatte ich heute nicht mehr so stark abgenommen.

Ich war seit 2 Tagen viel draußen. In der Hoffnung, dass frische Luft meinen Appetit anregt. Hm nicht so wirklich.
Die Appetitanregenden Tipps aus dem Internet hab ich schon beinah alle durch.

Ich denke ich werde am Donnerstag zur Apotheke u mir dieses Fresobin holen.
Zu welchem Notfallarzt geht man denn wegen Appetitlosigkeit?
Ich habe ja keinen Durchfall mehr.
Und wenn ich die 56,7 KG bis zum 20.01. Halten kann wäre das schon toll.

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 20:52
von janedoe
Hallo,
ich würde zuerst zum HA wegen dem Gewicht. Er kennt Dich am Besten und kann Dich notfalls weiter überweisen. An einen Gastroenterologen z.B.
Fresubin ist zwar hochkalorisch, aber auch nur, wenn Du die entsprechend viel davon trinkst. Es hat 1,5kcal pro ml. Bei 200ml also 300kcal. Die kannst Du auch essen. Für alleinige Ernährung sind 5-7 Fläschchen empfohlen. Da Du nicht weißt, woher der Durchfall kommt, kann es sein, dass das Fresubin bei Dir auch durchhaut. Das Geld würde ich mir sparen und eher hochkalorisch meine Nahrungsaufnahme aufbauen. Darf ich fragen, wie groß Du bist? Das ist ja auch zu beachten, ob Dein jetziges Gewicht wirklich schon Untergewicht ist.
Versuche regelmäßig kleinere Portionen zu Dir zu nehmen und dann eben nicht mit Margarine, sondern mit hochwertigem Oel oder Butter zu kochen, Sahne zu nehmen, wenn Du keine Lactoseintolleranz hast.
Janedoe

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 21:50
von Ben+jasmin82
Hallo Janedoe

Nein Untergewicht hab ich noch nicht. Bin 1,67 m groß und wiege heute 56,7 KG. Am 01.12. Hatte ich noch 62 KG.
Ich sehe halt schon ziemlich abgemagert aus im Vergleich zu 62 KG und mache mir Sorgen, dass die Psychiaterin mich hinweist wenn sie mich am 20.01. Zu Gesicht bekommt. Sie weiß von meiner Depression.

Meine Angst wäre wenn mein neuer Arbeitgeber nach 3 Wochen Arbeit gleich eine ydauerkrankmeldung bekommt. Ich hab echt Angst dass ich es wieder nicht schaffe. Immer verliere ich die Arbeitsstelle, weil ich dieses Gefühl nicht gut genug zu sein bzw den Perfektionismus nicht abstellen kann.

Mein Psychotherapeut hat mir den Rat gegeben, die Dinge positiv zu sehen u dankbar dafür zu sein, dass ich Arbeit habe.

Dasselbe habe ich bei meiner davorigen Arbeitsstelle auch gemacht und nach einem Jahr musste ich gehen.

Ich bin nicht dankbar oder mach mir Hoffnungen, weil ich zu oft danach enttäuscht wurde. Immer u immer wieder. Irgendwann gibts du auf und brauchst keine Träume und Hoffnungen mehr.

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 21:57
von janedoe
Liebe Jasmin,
das ist auf Deine Größe schon sehr wenig Gewicht und Deine Angst berechtigt. Ich wollte Dich nur darauf hinweisen, dass Fresubin nicht die Lösung ist. Du müsstest sehr viel trinken und ich fände es besser, wenn Du richtig essen würdest. Auch ohne Hunger lieber mehrere kleine Mahlzeiten. Stell Dir einen Alarm, der Dich daran erinnert zu essen.
Ich wünsche Dir sehr, dass Du es schaffst, Deinen Arbeitsplatz zu behalten, da ich zur Zeit selbst spüre, wie wichtig das ist.
Janedoe

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 22:07
von Sul
Hallo,
ich würde dir auch einen Psychiater empfehlen, da sich Hausärzte oftmals nicht wirklich gut bei Psychopharmaka auskennen. Und vielleicht doch ein stationärer Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik, wenn sich Verhaltens- und Denkmuster schon zu sehr eingeschliffen haben, z.B. im Sinne einer selbsterfüllenden Prophezeiung?
Welche Art der ambulanten Psychotherapie machst du und in welcher Frequenz. Ein Termin erst am 20.1. finde ich sehr weit weg. Kannst du im Notfall anrufen?
Viele Grüße, Sul

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 22:13
von janedoe
Sul, Du hast sicher Recht mit dem Psychiater. Aber ich finde, dass alles sehr schnell auf die Psyche geschoben wird, wenn man erstmal eine Diagnose in der Richtung hat.
So wie meine Rückenschmerzen, dabei hatte ich mich auf Arbeit wirklich verhoben. Es wurde mir nicht geglaubt.
Deswegen war mein Vorschlag erstmal Hausarzt, evtl. Gastroenterologe, um das Körperliche auszuschließen.
Janedoe

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 1. Jan 2020, 22:27
von Sul
Das eine schließt das andere ja nicht aus. Gerne auch eine somatische Abklärung. Aber in dem geschilderten Fall würde ich zweigleisig fahren.

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 2. Jan 2020, 05:47
von Welshcorgi
@ janedoe

Liebe Janedoe,

Du schreibst zu Fresubin " Die kannst Du auch essen". Das kann man/frau eben manchmal nicht und das ist das Problem. Fresubin ist auch weniger zur alleinigen Ernährung gedacht denn als Zusatznahrung. Die alleinige Lösung ist das nicht, da hast Du schon recht.
Mein Ex hatte Untergewicht und hat mit zwei Flaschen a 500ml/500 kal über 10 kg zugenommen. Einen Liter trinken am Tag immer ein wenig ging sehr gut. 1000 kal zusätzlich essen wäre nicht möglich gewesen.

LG Welshcorgi


@ jasmin

Liebe Jasmin,

super, daß Du was Essen konntest. Schokolade und Eier sind doch schon mal ein Anfang.

Fresubin ist sehr teuer, deshalb wird es fast immer verordnet. Allerdings sehe ich da keine guten Chancen bei Dir wenn Du noch nicht im Untergewichtsbereich bist. Hört sich komisch an, aber der Arzt muss seine Verschreibung ja gegenüber der Kasse begründen können.
Auf jeden Fall kann ich mich der Meinung von einigen anschließen die auch eine körperliche Abklärung vorschlagen. Ich habe mal sehr schnell 12 kg abgenommen und hinterher stellte sich raus, daß es eine Autoimmunerkrankung war die mir das "beschert" hat.
Mir fällt gerade ein: Du könntest vielleicht mal im Drogeriemarkt schauen bei den Muskelausbaumitteln. Da gibt es Pulver die man in Flüssigkeit einrührt. Diese Shakes haben auch oft jede Menge Kalorien.
Aber ich würde erstmal den Durchfall abklären lassen. So lange der nicht weg ist und alles durchrutscht nützen auch keine hochkalorischen Produkte - da hat janedoe schon recht. Und Durchfall über eine längere Zeit ist auf jeden Fall behandlungsbedürftig. Das kann lebensbedrohliche Ausmasse annehmen. Nicht nur das Durchfall unangenehm ist, er ist über längere Zeit auch gefährlich.
Jetzt hoffe ich nur, daß Du überhaupt den Antrieb hast was zu unternehmen.
Ich drücke Dir auf jeden Fall beide Daumen.

Lieben Gruß
Welshcorgi

Re: Umgang mit Gewichtsverlust

Verfasst: 2. Jan 2020, 12:15
von mime
Hallo Jasmin,

soweit ich es verstanden habe, bist du in psychiatrischer Behandlung (20.01. Termin) und in therapeutischer dazu (du schreibst von Psychologin [=Psychiaterin?] und Therapeut?).

Neigst du ggf. zusätzlich noch an (ggf. noch nicht bekannten) Allergien, Nahrungsmittelunverträglichkeiten? Ich würde das alles mal abklären lassen.

Bei mir wäre die erste Anlaufstelle zunächst der Hausarzt (fürs Körperliche), und dann die Psychiaterin (fürs Psychische).

Das mit dem starken Gewichtsverlust in kurzer Zeit finde ich schon sehr bedenklich - das ist nicht gesund/"normal". Klar, wenn du außer einem Frühstück nichts zu dir nehmen kannst, nimmst du automatisch ab, weil dein Kalorienbedarf nicht gedeckt ist; aber du wirst dein momentanes Gewicht so auch nicht halten können (was ja dein Wunsch/Ziel ist).

Du könntest versuchen, wie es hier schon einige geschrieben haben, mit kleinen Mahlzeiten über den Tag verteilt. Wenn du schon auf Frühstück & Co. so empfindlich reagierst, wäre zu schauen, ob du etwas magen-/darmfreundliches findest (gekochte Haferflocken z. B., die kann man z. B. mit Milch und gesüßt oder salzig mit Gemüsebrühe zu sich nehmen), das du dann `vielleicht besser bei dir behältst.

Ich habe mir in appetitlosen Zeiten mit Nüsse-Essen geholfen (ich habe diesbezüglich aber auch keine Allergien), leicht Veträgliches (Brötchen, Salzbebäck usw.). Später kamen dann Obst und Müsli dazu usw.

Mein Appetit hat sich mit Verbesserung der Depression (und des Arbeitsdrucks) auch wieder gebessert - bei mir war aber der Gewichtsverlust auch nicht lange so stark wie bei dir.

Ich würde vorerst die Finger von Pülverchen & Co. lassen wegen der ganzen Chemie darin (die auch wieder Unverträglichkeit hervorrufen kann).

Ansonsten: das mit der Angst vor dem Arbeitsverlust kann ich teilweise nachvollziehen; andererseits kannst du nur leistungsfähig sein, wenn es dir physisch wie psychisch einigermaßen gut geht... aber das weißt du ja.

Das mit dem Dankbarsein... macht dir das Druck? Arbeit kann wichtig sein, ist aber auch nicht alles (schon gar nicht, wenn es einem nicht gut geht); macht sie dir denn einigermaßen Spaß?

Was eine evtl. Einweisung angeht, würde ich mir erst einmal keine Gedanken machen, sondern schauen, was du selbst tun kannst, dass es dir ggf. wieder ein bisschen besser geht.

Wegen des Antidepressivums: ist die Psychiaterin neu? Dass du dein vom Hausarzt verschriebenes Medikament abgesetzt hast, finde ich wichtig dann zu erzählen.

Es gibt auch Antidepressiva, die als "Nebenwirkung" appetitanregend wirken - also die gegenteilige Erfahrung, die du mit dem Citalopram gemacht hast.

Aber wichtiger wäre natürlich in erster Linie, dass du dein außer Takt geratenes Essverhalten wieder in den Griff bekommst (bzw. dass deine körperlichen Syptome abgeklärt werden).

Ich wünsche dir alles Gute, dass du die Nahrungsmittel wieder besser verträgst sowie Unterstützung von Hausarzt, Therapeut und Psychiaterin.

Viele Grüße
Mime