psychotherapie-ende

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caravaggio
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psychotherapie-ende

Beitrag von caravaggio »

psychotherapie-ende

ich habe große angst vor dem ende einer ungewöhnlich langen psychotherapie (noch 2 termine).

über viele jahre war's keine psychotherapie im engeren sinn, sondern eine supportive begleitung (15 jahre), zwischendurch aber auch trauma-und familientherapie.

also schon was spezielles, was mir die besten therapeutInnen nicht mehr bieten würden.

rational ist alles kein problem: es geht mir seit 2 jahren relativ gut.
aber das gefühl, daß die lebenswichtige nabelschnur gekappt wird, ist recht beängstigend.

vielleicht hat hier wer schon ähnliches erlebt?
caravaggio
Monchen12345
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Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo Caravaggio,

Ich bin gerade in einer ähnlichen Situation. Wenn auch die Therapie nicht so lang ging.
Sehr beunruhigt hat mich die Vorstellung, dass da nichts mehr ist schon. Aber bei den letzten Sitzungen hab ich auch gemerkt, dass ich eigentlich alleine klar komme und nur um mir anzuhören wie gut ich dies und jenes inzwischen alleine hinbekomme, brauche ich die Therapeutin auch nicht mehr. Hab jetzt nur noch das Abschlussgespräch und die letzte Stunde ist auch schon etwas her.
Bei mir fällt halt nicht nur die Therapie weg, sondern seit heute auch die geschützte Umgebung des Berufstrainingszentrums. Auf der einen Seite bin ich es total leid und möchte endlich wieder ein "normales" Leben führen auf der anderen Seite ist es halt auch ein Abkappen einer Nabelschnurr. Es macht einfach unsicher und der Schutz der letzten Jahre fällt weg. Auf der anderen Seite sagte man mir auch, dass ich genervt bin und nicht mehr möchte, zeigt auch wie fit ich inzwischen bin.
Das neue Situationen Unsicherheiten auslösen ist halt auch bei Gesunden gut möglich.
Letztendlich ist es mir immer so gegangen, dass ich mich mit Veränderungen schwer getan habe und mir die Fachleute gesagt haben, dass ich das schaffen werde. Bisher hatten sie immer Recht, warum nicht auch dieses Mal?
Und wenn es nicht klappt: kann ich bei der Therapeutin anrufen, mir nen anderen Job suchen ggf zurück ins btz usw..
Löwengazelle
Beiträge: 43
Registriert: 8. Nov 2017, 18:26

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Löwengazelle »

Hallo Caraveggio,

ich habe nach meinem Klinikaufenthalt vor zwei Jahren die Psychotherapie beendet. Vorher habe ich drei Jahre Psychoanalyse gemacht. In der Klink habe ich kognitive Verhaltenstherapie gemacht.
Nach der Klinik wollte ich nicht mehr zu meinem alten Therapeuten zurück, weil ich mich durch die Klinik schon ein bisschen abgenabelt hatte.

Und auch wenn ich es wollte, war es zunächst ungewohnt, keine Therapie mehr zu haben. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich immer noch häufig zu meiner Psychiaterin gehe und das auch ein bisschen wie therapeutische Gespräche sind.

In der ersten Zeit hatte ich das Gefühl, mir fehlt etwas. Manchmal habe ich das heute noch. Unterm Strich fühlt es sich jetzt gut an, wieder mehr auf eigenen Beinen zu stehen.

Liebe Grüße,
Löwengazelle
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von caravaggio »

...was bei mir anders ist: mein therapeut schließt seine praxis. d.h. ich kann im notfall nicht zurück... :(
caravaggio
Cynthia
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Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Cynthia »

Ich habe derzeit eine ähnliche Situation. Ein Sozialarbeiter, der mir mehr als die Psychotherapeuten geholfen hat, geht in Rente. Er hat versucht einen Ersatz zu finden, aber keinen gefunden.
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von caravaggio »

hallo, cynthia!
das ist doch wirklich fies! dürfen therapeuten eigentlich in rente gehen? meiner ist im april 79 geworden und hört jetzt einfach schon auf! unerhört!! :o
2 termine hab ich noch: einen nächste woche und den letzen anfang nächsten jahres...
naja, bleibt jetzt nur die möglichkeit, mit grademal 58 jahren erwachsen zu werden! ;)
an alle hier grüße von caravaggio!! :hello:
caravaggio
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Sul »

Hallo Caravaggio,
ich habe Ähnliches erlebt. Nach einer langen Psychoanalyse 13 Jahre eine stabilisierende Begleitung, ca 10 Termine pro Jahr. Nach der Beendigung bin ich leider komplett abgerutscht, weil ich mich zu sehr an diese Stabilisierung von außen gewöhnt hatte. Ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, dachte an Burnout, aber es war einfach eine depressive Reaktion auf den Verlust dieser stabilisierenden Beziehung. Habe leider sehr lange gebraucht bis ich mich wieder einigermaßen stabilisieren konnte. Und auch nur mit therapeutischer Hilfe. Seitdem stehe ich diesen Langzeittherapien bzw. -begleitungen sehr skeptisch gegenüber. Sind meine Erfahrungen. Ich bin aber sehr gespannt, wie es dir ergeht.
Viele Grüße, Sul
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von caravaggio »

hallo, sul!

abgesehen von meiner eigenen ;) stehe ich so langen therapien wie den unseren auch skeptisch gegenüber. aber mein engagierter analytiker hatte das durchaus im blick. und ich zwischendurch auch.

wie du sagst: es ist eine stabilisierende begleitung gewesen, eine lebenserhaltende maßnahme sozusagen. :!:

den zeitpunkt des letzten termines im januar konnte ich frei wählen. ich hab mich für ende januar entschieden, sozusagen um das ende möglichst weit hinauszuschieben...

ich bin in frührente, hab vorher selbst im therapeutischen bereich gearbeitet, leider helfen wissen+erfahrung im krisenfall nur bedingt. aber ein bißl schon.

ich wünsche dir ein möglichst gesundes und zufriedenes jahr!!
caravaggio
Cynthia
Beiträge: 445
Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Cynthia »

Hallo Caravaggio,
ich bin etwas irritiert über Deine Aussage, daß Dein Therapeut mit 79 Jahren in Rente geht und Du das unerhört findest. Wie ist das gemeint?
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Peter1 »

Hallo
Ich würde sagen ironisch !!!
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von caravaggio »

na, ich hoffe doch sehr, daß die meisten diese aussage als ironie empfunden haben!!! obwohl... jetzt, wo du's sagst?... vorsicht: war wieder ironie!
caravaggio
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Sul »

Hallo Caravaggio,
danke für die guten Wünsche!
Ich bin auch im therapeutischen Bereich tätig, sogar ziemlich erfolgreich, aber das ganze Fachwissen hilft mir nur teilweise bei mir selbst weiter. Und die Einbrüche lassen mich leider auch immer wieder an meiner beruflichen Kompetenz zweifeln. Aber noch arbeite ich relativ viel und meist gerne.
Viele Grüße, Sul
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Sul »

Hallo Grinch,
es entlastet ich ungemein, dass es noch andere Menschen gibt, die an "ihrem" Therapeuten hängenbleiben. Ich dachte immer, ich bin die einzige...
Mir hat die lange, stabilisierende Begleitung sehr gut getan, aber ich bin in meinem professionellen Umfeld zum Teil auf viel Unverständnis gestoßen. Darf ich fragen, welche Art der Psychotherapie du gemacht hast?
Viele Grüße, Sul
Sul
Beiträge: 441
Registriert: 25. Dez 2019, 12:33

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Sul »

Hallo Grinch,
ich fand es in Krisen auch sehr hilfreich einen Profi an meiner Seite zu haben. Bei mir war es eine sehr erfahrene Psychoanalytikerin. Stützend, aber auch sehr konfrontierend. Wie wichtig sie für mich war, habe ich aber erst nach dem Therapieende erkannt. War für mich ein schlimmes Aufwachen. Hatte ich nicht erwartet.
Viele Grüße, Sul
Kuckucksblume
Beiträge: 15
Registriert: 28. Dez 2019, 10:49

Re: psychotherapie-ende

Beitrag von Kuckucksblume »

Ich überlege zurzeit meine Therapie auslaufen zu lassen. Einerseits habe ich mir einen guten Stapel an Werkzeugen angesammelt und andererseits ist das Vertrauen in meine eigene Stärke gewachsen. Meine Therapeutin kann nicht jede Aĺltagssituation auffangen. Es gibt noch einiges zu tun, aber die schlechten Phasen und die Unsicherheiten werden weniger. Ich weiß was ich machen muss, um Krisen zu bewältigen. Wie auch schon in einem früheren Beitrag geschrieben wurde, auch Menschen ohne Symptome haben Situationen zu bewältigen. Ich bin mir noch nicht sicher welchen Abstand ich zwischen den Stunden nehmen soll.
Use your smile to change the world, don't let the world change your smile.
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