Während Therapie ändern sich Meinungen

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Svenni90

Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von Svenni90 »

Hallo,
ich bin seit einigen Monaten in einer Depression und das hat meine Beziehung sehr belastet.
Sei fünf Jahren sage ich zu meinem Partner dass ich seinen großen Kinderwunsch teile.
Seit meiner seit einigen Monaten laufenden Therapie wußte ich plötzlich nicht mehr ob ich Kinder möchte, mein Partner hingegen will immernoch unbedingt welche und beharrt darauf. Er möchte sie auch erst in ein paar Jahren aber ich kann eben nur von meiner aktuellen Situation aus sprechen und da sehe ich Kinder eher als Belastung.
Mittlerweile hat mich mein Partner betrogen und mich danach vor die Entscheidung gestellt ob ich nun Kinder möchte oder nicht. Da ich ihn keine eindeutige Antwort geben konnte sind wir jetzt getrennt. Meinungen dürfen sich doch ändern und wenn man sich wirklich liebt trennt man sich doch nicht deswegen oder? Er meint er liebt mich immernoch aber kann seine Zukunftspläne nicht einfach über Bord werfen....hat jemand ähnliche Erfahrungen in der Beziehung machen müssen?
GiseEli
Beiträge: 396
Registriert: 9. Sep 2018, 11:20

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Tag, liebe Svenni :!:

Fast hätte ich dein Post überlesen.

Und jetzt wundere ich mich, warum niemand antwortet.
Ist es doch ein Thema einer jeden langjährigen Beziehung in jüngeren Jahren.

Ob ich jetzt , mit dem, was ich schreibe, wirklich hilfreich für dich bin, DAS weiß ich nicht.
Ich machs trotzdem.

Zu mir selber, damit du weißt, wer dir antwortet, ich bin 65 Jahr alt, weiblich, kinderlos geblieben, derzeit Beziehungs_Status Single.

Es tut mir sehr Leid, dass diese Depression , diese Depressionen dich zur Zeit lahmlegen, bzw. eine Krise in deinem Leben bedeuten.
Wie ich lese, machst du eine >Psychotherapie<.

Während einer verantwortlichen Psychotherapie geht es natürlich nur um dich.
Wie du dich fühlst, was gerade aktuell ist im Moment, auch in der Beziehung.
ABER es geht auch um Altasten.

DOCH, und da mag ich dich unterstützen , darfst du deine Meinung zum Thema Kinder ändern.
In dem Sinne bisher....JA IMMER , aber später_____bis zu, weiß nicht im Moment ____bis hin zu gar nicht.

Eine Frau in unserer eher modernen Gesellschaft DARF und KANN sich entscheiden zwischen mehreren Lebensentwürfen.

Da ist einmal die Frau , welche IMMER Mutter werden möchte. Gut gewählt.
Und hoffentlich dauerhaft.

Da ist die Frau, welche eine super_gute Ausbildung hat, und auch gerne in ihrem Beruf aufgehen möchte. Und schon ist der Konflikt da.

Und es gibt Frauen, durchaus etwa 20 Prozent der Bevölkerung, die keine Kinder wollen , keine bekommen können, wollen.
Egal aus welchen Gründen.

Ich persönlich meine, dass eine Mutterschaft wirklich gut überlegt werden solle und will.

Und da kommt nun dein Lebensgefährte ins Spiel.
Du liebst ihn noch :?:

ER auf jeden Fall sagt, er liebe dich sooo sehr.
Und parallel nimmt er dich gar nicht wahr.
Und vögelt parallel mit anderen Frauen herum.

So meine Einschätzung hier via Internet.

Er nimmt nicht deine Seelischen Nöte wahr.
Er setzt dich unter Druck.
Entweder Kinder, oder ich trenne mich von dir.

Es geht ihm, so schätze ich es ein , NUR um seine eigenen Ziele.
Welche im Moment aber nicht deine eigenen Ziele, Wünsche und Bedürfnisse sind.

Warum mich das Thema so berührt???

Einer meiner längsten Lebenspartner, damals vor zig Jahren , war durchaus ein sehr liebenswerter und attraktiver Mensch.

Selber in einer großen Familie aufgewachen, war sein Lebensziel, 3 Kinder, das Haus im Grünen, u.v.m.

In den vielen Jahren konnte ich ihm nicht klarmachen, dass ich zum Einen aufgrund meiner Biographie sehr viel Angst hatte davor, einem Kind nicht gerecht werden zu können.
Zum Anderen, dass ich einen ganz tollen Beruf hatte, ich war GHS Lehrperson an einer der wenigen Gesamt_Schulen BW damals, einer der Intergriert-differenzierten Gesamtschulen.

Na, ja nach vielen Jahren der Diskussion habe ich mich sehr sehr schwer zu einer Trennung entschlossen.
Es hat nicht gestimmt.

Na ja, ich hab immer ganz gute Trennungen von meinen Lebenspartnern.
Und bin deswegen ganz freundschaftlich in Kontakt.
Eben auch zu diesem Herrn.
Alle Ziele erreicht, 3 prachtvolle Töchter, dreimal OPA JETZT;
Eine Ehefrau, seelisch komplett zerstört.....


Um welchen Preis , denke ich immer.
Keine Frau wurde glücklich mit ihm....das ist aber eine andere Geschichte, die dich, da du ja noch eine JUNGMAUS bist, NICHT verunsichern sollte.

WAS ich dir lediglich ans Herz legen möchte, sodenn ich es als ÄLTERES KAMEL kann :roll: :mrgreen:

Pass auf dich auf. Es geht um dich und DEIN LEBEN.
NICHT nur um die Wünsche deines Lebensgefährten.


GiseEli
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
vierUhrdreißig
Beiträge: 85
Registriert: 29. Aug 2019, 16:56

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von vierUhrdreißig »

Hallo Svenni,

dein Weg hört sich schmerzhaft an. Ich wünsche dir ganz viel Kraft, dass du das durchstehst!

Ich möchte dich fragen:
Willst du mit einem Menschen zusammen sein,
... der dich betrügt, sobald es mal schwierig wird?
... der sich dann noch das Recht herausnimmt, dich vor eine Wahl zu stellen?
... dessen Lebensvorstellungen SO unterschiedlich zu deinen sind (zumindest im Moment)?

Glaubst du, du würdest glücklich mit jemandem werden, dessen Lebenswunsch nicht mit deinem Übereinstimmt und der dich im Stich lässt, wenn du ihn am meisten brauchst?

Ich kenne nur das, was du hier schilderst und meist sind Situationen noch viel viel komplexer. Aber für mich hört sich das sehr toxisch an. Deshalb wäre es meiner Einschätzung nach wichtig für dich und deine Gesundheit, dass du dir diese Fragen ehrlich beantwortest. Es tut weh. Das weiß ich, ich wurde selbst schon betrogen - und zu diesem Zeitpunkt war ich noch nicht depressiv. Ich dachte damals, es sei das Ende der Welt und meines Lebens (süß mit 16 oder? :D). Und jetzt bin ich sooooo froh, dass ich nicht bei ihm geblieben bin. Ich bin der Ansicht: Wer dich einmal so sehr im Stich lässt, wenn es schwierig wird - der wird es wieder tun.
Cynthia
Beiträge: 445
Registriert: 29. Dez 2014, 17:04

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von Cynthia »

Tu den Kerl an die Sonne. So etwas braucht niemand. Und der will Verantwortung für ein Kind üb ernehmen? Wer braucht schon Kinder? Und die dann in so eine miese Gesellschaft und kaputte Umwelt setzen. Ich wußte schon mit 5, daß ich weder einen Mann noch ein Kind brauche.
Svenni90

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von Svenni90 »

Wow, vielen Dank für eure ehrlichen und lieben Antworten!
Ihr habt wirklich absolut Recht mit dem was ihr sagt und ich bin mittlerweile auch schon aus unserer gemeinsamen Wohnung ausgezogen.
Objektiv weiß ich, dass er ein Mister ist und dennoch tut es noch immer sehr weh. Allein der Auszug - ich hatte das Gefühl das entzieht mir nun wirklich meine allerletzten Kräfte von denen ich aktuell durch die Depression sowieso schon wenig habe.
In der Depression sowas erleben zu müssen tut gefühlt nochmal tausendmal mehr weh, lässt sich noch viel schwerer verarbeiten und ist umso kräftezehrender.
Sein Argument, warum die Kinderssache für ihn nun der alles entscheidende Faktor war: wir haben mit 30 keine Zeit mehr. Immerhin mUSS er sich jetzt noch eine neue Frau suchen und diese dann schwängern am besten mehrmals.
Ich weiß nicht weiter, bin hin und her gerissen. Doch eigentlich hätte ich gerne eine eindeutige Meinung zum Thema Kinder denn auch bei mir ist es irgendwann dann ja an der Zeit sich zu entscheiden ... Aber mein Gesundheitszustand lässt das im Moment wohl einfach nicht zu.
Sollte man generell solche Entscheidungen währen depressiver Phasen treffen? Ich denke immer: in ein paar Monaten bist du da wieder raus und dann ist alles ganz klar aber der Kerl ist für immer weg..
S-A-M
Beiträge: 28
Registriert: 21. Aug 2019, 19:24

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von S-A-M »

Hallo Svenni

Ich verstehe Deine Zweifel. Du hast sicher richtig entschieden. Das ist ja auch keine Entscheidung gegen Kinder für immer. Für diese Entscheidung hast Du noch ein paar Jahre Zeit. Es ist falsch sich da unter Druck zu setzen.
Dies ist nicht förderlich für Deine Gesundheit. Wenn Du Dich unter Druck für ein Kind entscheidest, glaube ich nicht, dass das gut wird. Dein Ex-Freund ist auch der falsche Mann, weil er immer nur an sich denkt. So können Beziehungen nicht funktionieren, auch wenn man keine Depression hat.

Liebe Grüsse
S-A-M
DieNeue
Beiträge: 5373
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von DieNeue »

Hallo Svenni,

ich habe mir auch gedacht, es wäre gut zu wissen, ob ich mal Kinder will oder nicht. Bin auch schon 33, da würde ich keine Beziehung eingehen, wo die Meinungen darüber total auseinandergehen.
Aber eigentlich ist das doch gerade egal.
Svenni90 hat geschrieben: in ein paar Monaten bist du da wieder raus und dann ist alles ganz klar aber der Kerl ist für immer weg..
Vergiss den Kerl, Svenni. Er hat dich betrogen. Klar ist er dann weg. Aber wenn du dann tatsächlich Kinder willst, kannst du dir einen gescheiten Vater für deine Kinder suchen.
Ich denke mir auch, wenn ich mich jetzt entscheide:
a) ich will keine Kinder.
oder
b) ich will Kinder.
Was hat das für Auswirkungen auf mich?
Bei a) kann es sein, dass das nach der depressiven Phase wieder anders ist. Bei b) kann das natürlich auch sein, aber wenn ich anfange, mir jetzt auch noch einen Kinderwunsch "aufzuzwingen", dann hab ich nochmal ein Problem, weil ich keinen Partner habe, ein Kind mich überfordern würde usw. Was soll das bringen?

Vielleicht hilft dir das etwas.

Liebe Grüße,
DieNeue
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von Peter1 »

Hallo Svenni
Mit einem einzigen mal fremd gehen würde ich als Mann vielleicht noch leben können. Liebe heißt ja auch verzeihen. Viel schlimmer ist die Erpressung. Damit zeigt dein Partner, wes Geistes Kind er ist. Mein Haus, meine Frau, mein Kind. Das ist keine gesunde Grundlage für eine Beziehung. Mir ist klar, das man anderen Menschen keinen Rat in Sachen Liebe geben sollte, aber ohne den Kerl bist du besser dran.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von fatrate »

Svenni90 hat geschrieben: Er meint er liebt mich immernoch aber kann seine Zukunftspläne nicht einfach über Bord werfen...
Huhu Svenni90,
gestern abend habe ich mit einer Betroffenen aus meiner Selbsthilfegruppe telefoniert und sie meinte aus der Situation heraus etwas lakonisch - aber ohne es vermutlich zu wollen, sehr exemplarisch: "wir Depressive seien schon sehr sonderbar".
Recht hat sie- und leider betrifft das i.d.R. nicht nur unsere Ausstrahlung(die Wahrnehmung durch andere), sondern auch unser Urteilsvermögen in Bezug auf die Reflexion unserer Umwelt.

- Genau deshalb würde ich(persönlich) deinem Partner eine Chance geben - also jetzt als Mensch; nicht als Freund - und vorerst nicht so hart über ihn urteilen. * In Herzensangelegenheiten musst u. kannst Du sowieso nur selbst entscheiden, aber ein Teil des Schlüssels liegt ja bereits im Titel des Themas selbst.

Meinungen ändern sich.
Wenn es im Zuge einer Therapie geschieht: um so besser. Hat oft auch was mit Karma zu tun.

Tue dir was Gutes und lass dich nicht von der Vergangenheit tragen. ;)

In diesem Sinne:
Allen einen gemütlichen ersten Advent!

LG. fatrate
GiseEli
Beiträge: 396
Registriert: 9. Sep 2018, 11:20

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von GiseEli »

Guten Tag, liebe Svenni.

Da freu ich mich sehr für dich, dass du doch noch etliche richtig gute Antworten bekommen hast.

Jetzt habt ihr erst einmal Tatsachen geschaffen, dein Partner und du.
Du bist aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen.

Ich finde das richtig, dass ihr erst einmal auf Distanz gegangen seid. Alle Beide.
Natürlich tut es weh, aber Distanz hilft, weil Jeder erst einmal für sich auch in Ruhe nachdenken kann, was derzeit los ist, was wichtig ist im eigenen Leben. etc.

Auf Distanz gehen heißt nicht, dass man sich dauerhaft trennt. Da gibt es alle möglichen Varianten in der Liebe, so nicht meine direkte Erfahrung mit mir selber, sondern auch einfach unter Freunden, im Umfeld.

Manchmal erkennt man auch erst aus einer deutlichen Distanz heraus, dass eine Trennung vielleicht sehr richtig und auch nötig gewesen ist.

Ich erzählte ja von meinem LP in meinem ersten Posting an dich.
Ich war so unsicher, ob ich wirklich die richtige Entscheidung getroffen hätte, hatte dieser Mann soviele auch gute Eigenschaften......

Wie gesagt, mein Bauchgefühl hatte mich nicht getrogen. Ich bin heute froh, dass ich nicht seine 3 Kinder mit ihm bekommen habe und in sein Haus im Grünen gezogen bin ;)
Es war sein Lebensentwurf, nicht meiner.

Und wie sehr seelisch krank dann die Frau nach mir wurde, mit diesem Mann, weil beide in so einer Torschlusspanik unbedingt Kinder kriegen wollten etc. etc.
Wieviele Suizidversuche....

Mir war damals bei meiner Entscheidung, mich gegen diesen Mann zu entscheiden, die Überlegung, wenn ich ein Kind mit ihm bekomme, sollte ich schon noch die nächsten 20 Jahre mit ihm zusammenleben können.
Und das konnte ich mir dann definitiv nicht vorstellen, aus diversen anderen Gründen.

Natürlich bin ich manchmal sehr traurig, gerade immer um Weihnachten herum, dass ich keine eigene Familie gegründet habe........und falle schon ins Loch, weil ich ja von der Gesellschaftlichen Norm abfalle......

Und trotzdem weiß ich ganz genau, dass alle meine Entscheidungen in Liebedingen komplett richtig gewesen sind. In meinem eigenen Interesse sozusagen.

Bleib ruhig, liebe Mitforistin, steh zu deinen aktuellen Meinungen, selbst wenn du sie irgendwann wieder revidieren solltest.
Wer A sagt, muss nicht unbedingt B sagen.
Durchaus ein Credo in Psychotherapien.

Neue und andere Wege zu gehen, ist immer schmerzhaft.
So ist es halt mit den Wachstumsprozessen.

Ich wünsch dir alles Gute. Bleib mutig.
Bleib bei dir selber.
Sieh aber bitte auch deinen Partner, Ex_Partner , auch nur als einen Menschen an, der mit sich ringt.


Grüße
GE
Jeder, der sich die Fähigkeit erhält,
Schönes zu erkennen,
wird nie alt werden.


Franz Kafka
Löwengazelle
Beiträge: 43
Registriert: 8. Nov 2017, 18:26

Re: Während Therapie ändern sich Meinungen

Beitrag von Löwengazelle »

Hallo Svenni,

Du findest deinen Weg. Mein erster Therapeut hat zu mir bei meiner ersten schweren Depression gesagt, dass man in einer akuten Phase oder während einer intensiven Psychotherapie keine gravierenden Entscheidungen treffen soll. Dieser Rat hat mit ein paarmal richtig gut geholfen.

Für mich hört es sich so an, als ob du jetzt erst einmal in dich hören solltest und dir Zeit geben, die akute Phase zu überwinden.

Ich wünsche dir Geduld und wachsende Kraft,
liebe Grüße,

Löwengazelle
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