Diskussionsforum Depression

Hallo!

Ich bin seit 6 Jahren mit einem Mann zusammen, der hin und wieder seine depressive Phasen hat. Die Liebesbeziehung hat sich aus Freundschaft so entwickelt. Am Anfang der Beziehungen haben wir viel gestritten und es kam öfter zu Fast-Trennungen. Nach und nach habe ich dann verstanden, dass er in diesen Momenten seine depressive Phasen hatte. Er spürte dann kein Gefühl für mich, wollte am liebsten alle Kontakte zu verschiedenen Leuten abbrechen, aus seiner Umgebung ausbrechen, irgendwohin verschwinden, für sich allein sein. Nur seine Liebe zu seinen 2 beiden erwachsenen Kindern bleiben unverändert. Wenn diese Phase vorbei ist, spürt er wieder das Liebesgefühl für mich und alles stimmt wieder...

Vor 2 Wochen war es wieder soweit (4 Wochen vorher hat schon gewisse Zeichen dafür gegeben) und ich habe ihn komplett in Ruhe gelassen - wir wohnen noch getrennt, er im Süden und ich im Norden -, ihm aber auch geschrieben, dass alles okay sei und Depri momentan mehr Macht als er selber hat. Ich habe mich auch deshalb hier angemeldet. Seit dieser Woche ist mit ihm nun wieder okay.

Ich suche nun das Buch, die Informationsmaterial, wo der Partner in der depressiven Phasen kein Liebesgefühl für den anderen Partner hat - wir würden uns gern mehr darüber informieren. Auch damit er das vor Augen hat, wenn er sich mal wieder in der Tief-Phase befindet.

hallo pinelke,
mir geht es genauso. ich hatte über ein jahr lang eine sehr glückliche zeit mit meinem freund. dann gab es öfters kleine streitereien (wir waren beide beruflich und durch ortswechsel etwas unter stress). er hat das irgendwie nie verkraftet. es gab bereits eine phase, in der er mir immer wieder sagte, er empfinde nichts für mich, er "weiss" nur, dass ich seine freundin bin. danach wurde es besser - aber nie wieder so wie vorher. im moment ist er in einer extremen phase. er will mir nicht wehtun, aber eigentlich will er mich gar nicht mehr sehen, zumindest fühlt es sich so an. ich hab das gefühl, ich bin teil des problems. er sagt, er kriegt magenkrämpfe, wenn wir miteinander verabredet sind. wir sehen uns (wegen fernbeziehung) nicht sehr oft und ohne regelmäßigkeit, und nun möchte er auch keine verabredungen mehr planen. er hat mich nun auch wieder mit einem one-night-stand betrogen, aber "das bedeutet ja alles nichts". im grunde weiss ich, wie ich mich verhalten muss - ich sollte mich extrem zurückziehen und ihn nicht zusätzlich unter druck setzen mit meinen bedürfnissen. es ist nur sehr schwer. die angst, dass wir uns komplett entfremden (wie soll die liebe da zurückkommen?) und dann immer die angst "wenn ich ihm heute nicht schreibe, fühlt er sich vielleicht doch allein und tut sich was an".

aber danke - ich bin scheinbar nicht die einzige, die unter dem "ich liebe dich gerade nicht mehr" zu leiden hat.
im buch "wenn du jemanden liebst, der depressiv ist" gibt es ein paar hinweise, warum sich menschen zurückziehen von ihren geliebten menschen, aber das hatte mir eigentlich nicht sehr geholfen in der praxis.

Hallo Antonie,

antonie hat geschrieben: er hat mich nun auch wieder mit einem one-night-stand betrogen, aber "das bedeutet ja alles nichts". im grunde weiss ich, wie ich mich verhalten muss - ich sollte mich extrem zurückziehen und ihn nicht zusätzlich unter druck setzen mit meinen bedürfnissen.

Als Betroffene kann ich manches bei deinem Partner nachvollziehen, z.B. dass man keine Verabredungen planen will, weil konkrete Termine stressen. Manches, was hier bei den Angehörigen als depressives Verhalten beschrieben wird, kann ich allerdings nicht nachvollziehen und würde ich auch nicht der Depression zuschreiben.

Er sagt "das bedeutet ja alles nichts" - was bedeutet es denn für DICH? Scheinbar ist es ja auch nicht das erste Mal, dass er dich betrügt und für mich hört es sich nicht so an, als würde es dir nichts ausmachen.
Ich finde, gerade in der Situation des Fremdgehens solltest du sehr wohl klipp und klar sagen, was deine Bedürfnisse in der Beziehung sind. Und hier würde ich mich auch selbst fragen, was für mich generell in einer Beziehung ein No go ist. Für mich persönlich wäre beim Fremdgehen das Ende der Fahnenstange definitiv erreicht. Egal ob mit oder ohne Depression.

Ich weiß, dass jemand in einer depressiven Phase nicht einfach ist und ich selbst auch nicht die freundlichste war, als es mir sehr schlecht ging. Aber alles tolerieren muss man auch nicht. Fremdgehen genauso wie Lügen oder andere mit Schimpfwörtern zu bewerfen ist kein Symptom einer Depression. Und selbst wenn es das wäre, müsste man sich fragen, ob man das in einer Beziehung wirklich haben möchte oder nicht.

Liebe Grüße,
DieNeue


P.S. Ich möchte damit nicht sagen, dass immer wenn ein Depressiver unfreundlich ist, das nicht der Depression geschuldet, sondern sein Charakter ist. Oft ist z.B. Gereiztheit auch eine Folge der Depression, manchmal fällt es einem selber nicht mal auf, wenn man motzig ist. Aber alles hat auch irgendwo seine Grenzen.

hallo
das fremdgehen meines partners, vor allem auch die situation, wie es passiert ist, tut mir sehr weh. wir hatten eine woche vorher einen streit, bei dem ich noch gar nicht wusste, wie schlimm seine phase gerade wieder ist. dann hat er sich wieder zurückgezogen in seiner stadt (wir wohnen etwa 4 stunden voneinander entfernt), hat den gemeinsamen besuch eines seit monaten geplanten konzerts abgesagt, ist an dem abend mit seinen kollegen ausgegangen und mit irgendeiner ihm fremden frau zu sich nachhause gegangen. bevor ich ihn dann besucht habe, hat er mir nichts gesagt, ich habe es aber aus irgendeinem mir unklaren grund sofort gemerkt, als ich dort war. das war sehr krass für mich. er sagt, er macht das aus selbstzerstörung. es bedeute ihm nichts, es wäre egal (und das ist für mich schon eine wichtige botschaft. schlimmer wäre es doch, er würde mich mit derselben person immer wieder betrügen). er wirft mir dann auch vor, dass ich am anfang unserer beziehung noch mit jemand anderem in einer offenen beziehung zusammen war (mit dem es aber kriselte), obwohl ich damals nie wieder mit meinem alten partner geschlafen hatte. wenn ich ihm sage, wie weh er mir damit tut, schaut er nur traurig drein, und sagt, das schlimmste an seiner depression wäre, wie sehr weh er mir tut. wenn ich ihm den betrug mal verzweifelt und launisch vorwerfe, dann kann es aber auch sein, dass er direkt stinkig wird zu mir, als hätte *ich* etwas schlimmes getan und nicht er. naja, so geht das mit vielen sachen. es ist ein krasser wechsel zwischen hilfsbedürftigkeit mit viel tränen und annahme von zärtlichkeit, und dann wieder komplette abweisung bzw. sich zurückziehen.

tja, was soll man da tun. ich glaube ihm die "entschuldigung" mit der selbstzerstörung. es ist auch leider ein muster, das sich durch sein beziehungsleben zieht. ich kann ihm den betrug eigentlich sehr gut verzeihen, wenn ich doch nur wüsste, dass es nicht ständig wieder passieren wird. ich weiss dass er mich sehr liebt, aber irgendwas in ihm kämpft gegen diese beziehung und gegen sich selbst. das macht mich viel trauriger als der betrug.

ich finde es sehr schwierig, jemanden, den man liebt, und der sich in einer sehr schwierigen gesundheitlichen situation (ich würde sagen "ausnahmesituation") befindet und hilfe benötigt, einfach so "in die wüste zu schicken". was für ein konzept von liebe ist das denn? jeder ratgeber erklärt mir, dass man bei seinem depressiven partner daran denken soll: es richtet sich nicht gegen mich, es ist nicht ER sondern die DEPRESSION. es ist eine krankheit, die ihn in einen anderen menschen verwandelt. da soll ich ihn jetzt einfach verlassen? - solange ich in meinem gesundheitlichen wohl nicht geschädigt werde, verstehe ich nicht, warum ich meinen partner so behandeln soll. ich würde auch nicht so behandelt werden wollen in einer notsituation.

gegen die ansteckung von sexuellen krankheiten schütze ich mich mit kondomen.

Die Phasen von Liebe und Abwehr sind nicht nur bei Depressionskranken,sondern auch bei Suchtkranken typisch.Ich denke auch das man den Partner unterstützen sollte und diese Phasen gemeinsam durchstehen,aber ich kann auch sagen das dies nicht bis zur Selbstaufgabe gehen darf-sonst gibt es am Ende zwei Kranke die Hilfe brauchen.Auch dem "gesunden" Teil steht es zu jederzeit STOP zu sagen.