There must be a light of some kind... II

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chimera

There must be a light of some kind... II

Beitrag von chimera »

Liebe einsame P1-ler...

Da der alte Thread aus den Nähten platzt, schlage ich vor, daß wir hier weitermachen. Ob der Titel des Threads mit dem Inhalt so wahnsinnig viel zu tun hat, weiß ich nicht, ist aber auch egal...

Worum es hier geht:

1. Partnerschaften: Warum wir sie haben oder auch nicht haben und warum sie uns oftmals nicht das erhoffte Glück bringen, sondern in Enttäuschung, Wut, Haß und dem totalen Desaster enden... Warum aus Liebesbeziehungen so oft Haßliebe-Beziehungen werden... Warum aus dem Traum ein fucking Alptraum wird... Was erwarten wir von anderen, warum suchen und brauchen wir den Kontakt, ertragen ihn aber zugleich nicht? Warum berühren uns andere Menschen, warum verletzen sie uns? Warum suchen wir nach einem Partner und warum konfrontiert uns dieser zumeist auf schonungslose Art und Weise mit unseren Schwächen und unserer Verletzbarkeit? Warum können die Wunden so tief und schmerzhaft sein, daß wir keine Nähe mehr zulassen wollen, obwohl wir sie doch suchen, und uns deshalb für die vielleicht nicht minder schmerzhafte Einsamkeit entscheiden? Warum verbringen viele Menschen fast ihr ganzes Leben in Partnerschaften, während andere wiederum die meiste Zeit alleine verbringen?

Dienen Beziehungen tatsächlich dazu, "uns glücklich zu machen", oder dienen sie nicht vielmehr dazu, uns *bewußt* zu machen?

Betrügen wir uns nicht mit unserem ständigen Beziehungswunsch, wenn wir doch wissen, daß wir Beziehungen gar nicht aushalten können... Warum halten wir die potentiellen Beziehungspartner, die uns über den Weg laufen, für "nicht geeignet" und warten stattdessen auf die/den großen Unbekannte(n)... Und warten darauf vielleicht ewig? Und warum warten wir auf etwas, wozu wir eigentlich gar nicht bereit sind?

2. Einsamkeit: Warum fühlen wir uns andauernd einsam, verlassen und verloren? Hat dieses Gefühl überhaupt etwas mit Liebesbeziehungen oder Beziehungen im Allgemeinen zu tun? Beruht dieses Gefühl nicht nur aus der fehlenden positiven Beziehung zu uns selbst?

3. Erwartungen: Wie können wir es wagen, von anderen etwas zu erwarten, wo doch jeder Mensch in seinem eigenen Bedürftigkeitsfilm lebt. Ist es nicht nur Zufall, wenn das, was der eine geben kann, mit der Bedürftigkeit des anderen übereinstimmt? Wenn ja, endet der Spaß dann nicht nur in einer ungesunden Abhängigkeitsbeziehung? Oder sind solche Beziehungen gar nicht ungesund, sondern einfach nur normal?

4. Attraktivität: Wann empfinden wir Menschen als attraktiv? Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, daß wir einen Mann, eine Frau "haben wollen", sie/ihn begehren. Wollen wir in einem Partner nicht immer das finden, was wir an uns selbst vermissen? In welchem Zusammenhang stehen Körper, Ausstrahlung und Charakter? Warum sind wir unattraktiv und unlebendig, wenn wir unser Leben und uns selbst ablehnen?

Entschuldigt bitte die vielen dummen Fragen, aber ich verstehe nicht wirklich, worum es in Beziehungen geht... Der Anspruch dieses zu verstehen, ist wahrscheinlich auch mal wieder fucking unrealistisch...

Link zum ersten Teil: http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1092272037


Peace, love and understanding...
Chimera
chimera

Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von chimera »

Liebe Sewi,

neue Threads müssen stets strukturlos begonnen werden, deswegen hier eine Mischantwort zu Deinen Postings in Light I und Lobecke...

Deinem Posting in Light I möchte ich in weiten Teilen beipflichten, aber es sind meines Erachtens nach Aussagen der rationalen Sewi. Wie vertragen sich denn diese Aussagen mit Deiner Gefühlswelt, mit den heftigen Verletzungen, die Du in Dir trägst? Diese ermöglichen es Dir doch nicht, den zwischenmenschlichen Umgang so zu pflegen, wie Du es selbst auf der rationalen Ebene für richtig erkennst, oder? Kommen Dir nicht Deine frühkindlichen Traumatisierungen ständig in die Quere? (Wie es übrigens auch bei mir der Fall ist...)

>>> Ohnmachtsgefühle entstehen zum Beispiel bei mir, wenn ich jemandem einen Vorwurf mache, und ich bekomme keine Antwort. (.....) Eine solche Situation beschwört die schlimmsten Gefühle von Wut und Hass in mir herauf, die ich je kennengelernt habe. Ich habe oft darüber nachgedacht, warum das so ist, und ich bin überzeugt davon, daß der Hund in der Kindheit begraben liegt, und zwar in der Zeit bis zum 2. Lebensjahr.

Sind es nicht extreme Gefühle dieser Art, über die Du keine Kontrolle hast, die Dir das Erleben von befriedigenden Beziehungen unmöglich machen, weil Du dann austeilst und somit erst recht nicht bekommst, was Du benötigst?


Liebe Grüße,
Chimera

P.S.: Dein aktuelles Posting hatte ich beim Verfassen dieser Zeilen noch nicht gesehen...
dietmar45
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Attila, würdest Du bitte der lieben Sewi ausrichten, dass sie wunderbare Postings schreibt. Da ist sehr viel drin, über das ich nachdenken sollte.
Und lass ihr liebe Grüße von mir da.

Dietmar

PS. Ich bin nicht mehr einsam und alleine, nur Beziehungslos
dietmar45
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Wie wäre es denn mit dieser Darstellung von Partnerschaft:
Ein Paar geht Hand in Hand in eine Richtung. Ab und zu halten sie inne, liegen sich frontal fest umschlungen in den Armen, tanken auf und gehen dann anschließend wieder Hand in Hand in eine Richtung.

Viele Grüße
Dietmar
Lee
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von Lee »

Hallo zusammen!

Ich klinke mich erst hier ein, weil ich im Moment keine Kraft habe, lange Threads durchzulesen. Hoffentlich wiederhole ich nichts, was schon 1.000mal geschrieben wurde...

Ich sehe es ganz "einfach": Alles, Punkte 1 - 4, lassen sich durch die entsprechenden Defizite in der Kindheit erklären. Ganz ohne Schuldzuweisungen. Als Erwachsener versucht man dann endlos, die alten Verletzungen durch die Beziehungen zu anderen Menschen zu heilen und läuft solange im Hamsterrad, bis man es bemerkt und aussteigt. Solange man versucht, wieder ins Rädchen zu steigen, sich von einem dickeren Hamster aus dem Rad werfen oder an die Wand quetschen lässt, ist die Aufmerksamkeit nicht dort, wo sie sein sollte: bei den alternativen Sportarten. Wisst, was ich mein?

Zu Attilas These zur Partnerschaft: Meistens ist es wohl so, dass man durch die Andersartigkeit des anderen angezogen wird und sich verliebt, weil der Partner den Teil lebt, den man selbst gerne hätte oder alte Sehnsüchte erfüllen soll. Meines Wissens funktionieren solche Partnerschaften aber längst nicht so lange wie die, in denen sich die Partner ähnlich sind. Große Unterschiede führen auf lange Sicht eher zur Scheidung...
maggy
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von maggy »

Lieber Dietmar,

ganz NETT Deine Darstellung von Partnerschaft.
Ständig Hand in Hand in eine Richtung, und wenn nicht Hand in Hand, dann fest umschlungen in den Armen liegen und dann wieder, Hand in Hand in eine Richtung.

Ich würde keine Luft kriegen. Mein Mann hatte Jahrzehnte diese Vorstellung, vor allem immer in eine Richtung. Ich mußte immer wieder eine frische Brise einbringen, die uns in unterschiedliche Richtungen brachte, damit ich mal wieder Luft holen konnte , er hat in dieser Zeit meist mit angehaltenem Atem gelebt.
Es war anstrengend für alle Beteiligten.
Alles Liebe
von
Maggy
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tomroerich
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von tomroerich »

Ein paar Gedanken zu 4.)....

Beziehung ist ein Resonanzgeschehen. Ich finde attraktiv, was in mir Resonanz erzeugt. Auch Schönheit liegt im Auge des Betrachters, ist also Resonanz auf MEINE Vorstellung von Schönheit.

Weil Beziehung Resonanz ist, ein Mitschwingen mit dem anderen, enthält sie auch mich selbst, ist Beziehung zu mir selbst. Man kann keine Resonanz haben zu etwas oder jemandem, wenn nicht in mir selbst etwas schwingt, was ähnlich und verwandt ist.

Weil Beziehung Resonanz ist, erkenne ich schmerzlich, womit ich Resonanz habe. Der Ärger, die Wut, die Liebe über und zum anderen ist immer auch in mir, sonst gäbe es keine Resonanz. Das Nicht-Akzeptieren-Können des anderen ist die Begegnung mit dem, was ich an mir selbst nicht akzeptieren kann. Meine Beziehungschaos zeigt, dass ich selbst chaotisch bin.

Beziehung ist immer die Schaffung einer ganz neuen Realität, ist eine Neugeburt, die sich aus den Eigenschaften (dem Dasein) zweier Menschen speist. Sie enthält Bekanntes, was sich den beiden zuordnen lässt aber weil es eine neue und einmalige Kombination ist, auch ganz Neues und Unerwartetes. Mischt man eine blaue und eine rote Flüssigkeit, erhält man eine neue Farbe. Geht ein Kind aus einer Beziehung hervor, enthält es ebenfalls die bekannten Elemente der Eltern, aber auch ganz neue, einmalige.

Wenn es Resonanz und Beziehung nicht gäbe, könnte ich mich niemals kennenlernen. Nur so ist es mir möglich zu erkennen, womit ich in Resonanz stehe. Das ist mit allem so, auch mit den Umständen meines Lebens. Wie ich lebe und welche Beziehungen ich habe zeigt mir, wer ich bin. Wenn ich meine Beziehungen ändern kann, ändere ich mich dadurch mit. Wenn ich mit dem anderen besser umgehen kann, arbeite ich dadurch an mir selber.

Warum sind wir unattraktiv und unlebendig, wenn wir unser Leben und uns selbst ablehnen?

Weil wir dann die Fähigkeit zur Resonanz nicht haben. Alles Lebendige ist Resonanz, ist Austausch mit allem anderen.

Thomas
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Maggy,

Dein "Einwand" zeigt mir soeben, dass solche simplen (bildlichen) Darstellungen, wie die meinige, sehr unterschiedlich verstanden werden können.
Das "in eine Richtung gehen" bedeutet für mich nicht, dass man ALLES gemeinsam machen muss. Jeder der Partner hat doch auch eigene Interessen, denen er nachgehen möchte (und MUSS). Schlimm wird es dann, wenn der eine in dieser Zeit däumchendrehend wartet, bis der andere damit "fertig" ist.
Man könnte das "in eine Richtung gehen" auch so (falsch) verstehen, dass es keine neuen (anderen) Richtungen gibt. Also, dass es keine Weiterentwicklung gibt. SO war das ABSOLUT NICHT gemeint.

Ich denke, ich hab verstanden, was Du sagen wolltest. Bin da ganz auf Deiner Linie. Ich denke mal, dass es auch eine Altersfrage (Reife) ist. In jungen Jahren hat man da manchmal noch andere Erwartungen.

Auch von mir alles Liebe
Dietmar
tomroerich
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von tomroerich »

Die schönste Schlingpflanze kann den stärksten Baum umbringen, sie braucht ihn nur jahrelang unablässig zu umarmen.

Phil Bosmans
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tomroerich
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von tomroerich »

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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Nachtrag:
Meine "Darstellung von Partnerschaft" war lediglich eine Antwort auf das "Entweder oder" der beiden Darstellungen von Sewi (Attila).
dietmar45
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Liebe Sewi,
das ist Kapital, das (leider) brach liegt!
Dietmar
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von dietmar45 »

Noch ´n Nachtrag:
Man muss sich entscheiden, was man will. Wenn man sich an der Hand hält, KANN man nicht in unterschiedliche Richtungen gehen.
maggy
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Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von maggy »

Tja...Ihr Lieben,
wir waren gerade zum Kirchweih-Essen bei unserem Dorfwirt und dann ist hier in der Zwischenzeit soviel geschrieben worden.

Also Attila bei mir ist das ein bisschen anders. Ich brauche gar nicht diese Umklammerung um keine Luft mehr zu kriegen. Mir reicht es schon mit Menschen in einem Raum zu sein (also auch bildlich gemeint), die nicht das aussprechen was sie spüren und ich bekomme keine Luft mehr, und weiß erstmal gar nicht warum. Mein Problem ist, dass ich auf die absolute Ehrlichkeit der Menschen angewiesen bin, mit denen ich zusammen lebe.
Du schreibst:
"Ach, würden doch manche Beziehungsverwöhnte, Beziehungs-Gesegnete oder fast unablässig von der einen Beziehung in die nächste Stolpernde, das von Beziehung verstehen, was viele frustrierte Langzeit-Singles schon an Wissen darüber angesammelt haben."
Kommt mir ein bisschen so vor, wie die Menschen, die keine Kinder haben und genau wissen, wie das denn nu mit der Erziehung funktionieren würde.


Lieber Dietmar, ich hatte schon verstanden wie Du das meinst, aber ich denke meist in Bildern und dann gebe ich wieder wie ich das was jemand bildlich darstellt sehe.
Lasse mir dann auch gerne sagen, dass mein Bild nicht mit dem Bild des anderen übereinstimmt .

Lieber Thomas, Phil Bosmans Bild von der schönen Schlingpflanze und dem starken Baum, wird mich noch ein bisschen begleiten, gefällt mir nämlich gut.

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

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chimera

Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von chimera »

Lieber Thomas,

Dein Resonanzposting hat in mir viel Resonanz erzeugt... Danke!

>>> Alles Lebendige ist Resonanz, ist Austausch mit allem anderen.

Im Umkehrschluß führt die Unfähigkeit, sich mit dem unmittelbar Gegebenen auszustauschen, zum Gefühl der Leblosigkeit, unter der die Depris vielleicht am meisten leiden... Diese Unfähigkeit resultiert wohl daraus, daß wir das Gegebene nicht aushalten wollen oder können...

Eigentlich wollte ich ja einen "Flucht aus dem Hier und Jetzt"-Thread eröffnen... Werde ich noch nachholen, weil es das Thema ist, worauf ich eigentlich hinauswollte...


Liebe Grüße,
Chimera
chimera

Re: There must be a light of some kind... II

Beitrag von chimera »

Liebe Sewi, lieber Attila,

der Hobby-Psychologe in mir diagnostiziert, daß wir drei eine emotional-instabile Persönlichkeitsstörung haben, die das Leben und insbesondere Partnerschaften manchmal ziemlich unerträglich machen. Was meint ihr?

Wenn wir die extrem verletzten Teile in uns "sinnvoll" in unser Leben integrieren könnten und nicht unterdrücken müßten, würde der Bedarf des explosionsartigen Ausbruchs eventuell entfallen...


Grübelnde Grüße,
Chimera

P.S.: Hab' keinen blassen Schimmer von ICD-10 und so, aber ich versuche eine Erklärung für Sewi-Attilas Verhalten und auch für meine emotionale Instabilität zu finden... Interessiert mich halt...
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