Umgang mit Depression des Partners

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Katze0405
Beiträge: 1
Registriert: 15. Okt 2019, 19:51

Umgang mit Depression des Partners

Beitrag von Katze0405 »

Hallo ihr lieben,

Ich wende mich heute an euch weil ich hoffe, dass ihr mir mit euren Erfahrungen helfen könnt.

Mein Mann hat seit einigen Monaten Depressionen und ist auch in ärztlicher Behandlung. Ich hatte in Vergangenheit das Gefühl dass es ihm besser ginge.
Wir hatten in Vergangenheit aber auch oft Streit da er nur gegenüber sehr stur und abwertend ist und auch in unserem Umfeld schlecht über mich redet.
Er interpretiert auch all tags Situationen ein normales "Räume mal bitte deine Sachen weg" als sehr starken Angriff. Es gibt nur noch selten liebevolle Momente.

Ein weiteres Thema ist der Alkohol. In Vergangenheit hat er oft dazu gegriffen um sich besser zu fühlen. Ich habe ihm immer wieder gesagt dass das die Krankheit meiner Meinung nach verschlimmert aber er meinte ich würde ihm nur was verbieten wollen. Er hat mich was dieses Thema angeht auch oft belogen.
Nachdem er letzte Woche wieder unter der Woche stark betrunken nach Hause kam bin ich für 4 Tage ausgezogen.
Bei meiner Rückkehr wirkte er auch ziemlich stur und distanziert und sagte mit auch er wisse nicht ob es zwischen uns weiter gehen kann. Er hat mir Vorwürfe für mein weggehen gemacht aber Einsicht für sein Verhalten kam kaum. Er wird jetzt nicht mehr trinken. Sagt er zumindest und ich möchte daran glauben.

Dennoch belasten mich als Partner diese Sturheit. Er möchte auch nicht dass ich ihn zur Therapie begleite und bindet mich kaum ein.
Er sagt ihm geht's gut, ist aber dennoch krank geschrieben. Ich habe das Gefühl dass er sich selbst und anderen nicht eingestehen möchte, wie schlecht es ihm geht.

Wir arbeiten auch zusammen. Er hat die Krankheit von Anfang an thematisiert und auch sehr viel Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten erhalten. Leider hat er diese wiederholt nicht angenommen. Jetzt sind die Kollegen und Vorgesetzten entsprechend verärgert weil die Qualität der Arbeit sehr schlecht ist aber keine Hilfe angenommen wird. Das tut mir für meinen Mann sehr leid aber ich kann die Reaktionen auch aus Sicht eines Arbeitgebers verstehen. Als Partner tut es mir aber leid.

Nochmal zusammen gefasst: ich akzeptiere dass mein Mann krank ist aber ich weiß nicht wie ich damit umgehen soll, dass er weder von mir noch von anderen Unterstützung annimmt und dann die Helfer besonders mich, eher angeht oder im Umfeld negativ darstellt. Ich habe gerade das Gefühl dass er sich immer weiter "reinreitet".
Außerdem möchte ich nicht weiterhin so abfällig von meinem Partner behandelt werden.
Vielleicht kann mir jemand mit Erfahrung helfen?

Ich danke euch.
Sternenreiter
Beiträge: 8
Registriert: 21. Okt 2019, 13:44

Re: Umgang mit Depression des Partners

Beitrag von Sternenreiter »

Hallo liebe Katze 0405!

Ich weiss nicht, ob ich wirklich hilfreich sein kann, aber ich kenne das alles nur zu gut.
Manchmal hilft es ja auch schon Menschen zu finden, die einen absolut verstehen.
Ich bin 23 Jahre mit meinem Mann zusammen.

Mein Mann hat immer wieder depressive Schübe. Früher mit Drogen und Alkoholkonsum, nach mehrfachen
Therapien und einem Selbstmordversuch 2009, ohne Drogen.
2009 war mein Mann ausgezogen, weil er sich von der Ehe bedrückt/erdrückt gefühlt hat. Nach 2 Monaten dann der Selbstmordversuch. Ich habe ihn in seiner Wohnung gefunden und habe seitdem mit einem Trauma zu kämpfen und war selbst in Therapie.

Nach seiner langen Therapie 2009/2010 dachte ich nun sei alles gut. Wie naiv. Es ging länger gut, aber Anfang diesen Jahres begannen Probleme in der Firma und damit auch wieder der grosse Rückzug von mir und unserem Leben. Gleichzeitig wird mein Mann dann sehr aggressiv und egoistisch.
Jeder Satz wird negativ interpretiert und erzeugt Aggression bei ihm. Ich bin dann komplett verunsichert.
Ich traue mich dann gar nichts mehr zu sagen, denn manchmal explodiert er dann so, dass er die Trennung verkündet. Und dann kommen viele Vorwürfe, dass ich allem Schuld sei und er Freiheit brauche. Diesen Freiraum nutzt er dann wieder fürs Trinken.
Ich bin auch sehr verzweifelt, da es selten um mich geht und ich nebenher Kinder erzogen habe, gearbeitet etc.etc. Ich hatte nie eine Auszeit und versuche immer alles im Lot zu halten. Ich bin einfach nur erschöpft und völlig ratlos. Ich liebe meinen Mann. Er kann auch wirklich nett sein. Aber immer wenn er seine Ängste bekommt, ist er ein andere, furchtbarer Mensch. Ich habe auch schon über Trennung nachgedacht.. Aber ich schaffe das einfach nicht. Vielleicht weil ich schon so geschwächt bin. Herzliche Grüsse!
Waldbär
Beiträge: 120
Registriert: 1. Mär 2018, 09:38

Re: Umgang mit Depression des Partners

Beitrag von Waldbär »

Hallo Katze, Hallo Sternenreiter,

ich bin selbst Ehemann und Vater einer erwachsenen Tochter, und seit über 25 Jahren verheiratet.

Ich "glaube", dass ich eine gute Ehe führe und die Familie intakt ist.

Aber: Die ganzen Erscheinungsformen der Depression, die ihr an euren Partnern über Jahre beobachtet habt, mit denen ihr leidet, und die so unsäglich bitter sind, habe ich selbst, teils in abgeschwächter Form, teils genauso heftig erlebt.

Ich kann hier nur berichten, was mir im Endeffekt geholfen hat:

Ich war innerhalb 14 Jahren dreimal in einer psychosomatischen Klinik, werde seit 2008 von einem Psychiater begleitet, erhalte seit diesem Jahr auch Medikation und hatte in den letzten 5 Jahren ca. 45 Stunden Psychotherapie.

Jetzt bin ich soweit, dass ich ein sozialverträgliches Leben führe, die Ehe stabil ist, und ich auch meine Aufgaben auf der Arbeit erfüllen kann, und auch noch unseren kleinen Freundeskreis pflegen kann.

Doch leider fehlt mir trotz allem die Lebensfreude und der innere Antrieb.

Irgendwas bleibt immer von der Depression übrig, sie wird nie ganz verschwinden.
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