Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

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Philomena
Beiträge: 132
Registriert: 21. Sep 2019, 20:27

Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Philomena »

Guten Abend,
erst mit 50 Jahren wurde meine Krankheit richtig erkannt und mit Psychopharmaka behandelt. Seither bin ich wesentlich gefestigter und fühle mich stabiler. Natürlich habe ich auch depressive Phasen. Früher jedoch - ohne Medikamente - litt ich unter Depression mit Borderlineanteilen. Mein Verhalten war geprägt davon und ich habe sehr viel falsch gemacht. Meine Familie hat darunter sehr gelitten, vorallem die Kinder. Ich war als junge Frau und Mutter auf der Suche, ob mir jemand helfen kann, aber damals erkannte niemand meine Krankheit bzw. mein Leiden. Ich selbst wußte nicht, was eigentlich mit mir los ist. Heute denke ich oft zurück; Meine Familie ist zerbrochen. Heute, wenn ich zurück denke, kommen Schuldgefühle hoch; ich muss verdrängen, sonst könnte ich gar nicht weiterleben. Das gelingt mir, aber eigentlich bin ich tieftraurig, weil ich viel zu spät die richtige Hilfe erhalten habe und jetzt vieles nicht mehr gut machen kann. Ich muss damit leben.
Hat jemand von Euch ein ähnliches Schicksal? Wäre dankbar für eine Nachricht.
Philomena
Vatima 68
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2019, 09:45

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Vatima 68 »

Guten Morgen Philomena,
ich bin neu hier im Forum.
Ich weis nicht ob du schon jemanden gefunden hast der dir geschrieben hat?
Ich mache das selbe durch.Bordeline, Depression und natürlich Schuldgefühle.
Mein Borderline wurde diagnostiziert vor ca. 5 Jahren.
Als ich die Diagnose erhalten habe, dachte ich mir, jetzt trägst du die Diagnose mit einem großen roten B auf deiner Stirn herum. Ich selber dachte mir, jetzt will niemand mehr etwas mit dir zu tun haben.
Ich empfand, die Kombination aus Borderline und Depression, wie eine ansteckende Krankheit und jeder würde mich deshalb meiden.
Nun, hatte mein Verhalten, ständige Traurigkeit und das Problem in der zwischen menschliche Beziehung ein Namen.
Mein Borderline wurde in der Kindheit anerzogen durch die Dominanz meiner Mutter ,wenn ich etwas gemacht habe was ihr nicht in den Kram passte, bestrafte sie mich mit schweigen und sie ignorierte mich.
Selbstvorwürfe und Schuldgefühle sind ein ständiger Begleiter der Borderline Erkrankung.
Das empfinde ich am schlimmsten, egal was man sagt, tut oder macht, Schuldgefühle können einen den Verstand rauben.
Jetzt gerade nach Weihnachten, wo ich nur meine Meinung vertreten habe , etwas sagte (so ist es eigentlich immer) hageln die Vorwürfe nur so ins Haus.
Wieso hast du dies oder das gesagt, kannst du nicht mal ruhig sein. Du bist schuld , das es so gekommen ist. Und so weiter.
Die Schuldgefühle, können einem auch eingeredet werden.
Was ist man den nur für ein Mensch, wenn man seine Meinung nicht mehr sagen darf?
Ist es bei dir auch so, das du dich nicht mehr traust , etwas zu sagen, weil du Angst hast aus der Haut zu fahren, wenn niemand für dich einsteht .
LG Vatima 68
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Katerle »

Hallo ihr Beiden,

Selbstvorwürfe und Schuldgefühle kannte ich auch und das hatte seine Gründe aus meiner frühesten Kindheit, setzte sich auch später noch fort, als ich ca. 14 Jahre jung war... Da ich über meine Probleme nicht reden konnte und versuchte, alles zu verdrängen hatte ich mit 30 einen Zusammenbruch, körperlich als auch seelisch... und ab da bekam ich dann auch Hilfe... Beziehungsprobleme kamen hinzu (beiderseits).
Meine Schuldgefühle und auch Selbstvorwürfe konnte ich mit der Zeit mit therapeutischer Hilfe abbauen. Es war ein langer Weg...
Auch fühlte ich mich sehr für meine Mutter verantwortlich, wenn es ihr schlecht ging, als ich auch noch jung war. Ich wurde mal als kleines Kind von ihr ganz lieblos behandelt und bestraft für ne Sache, für die ich garnichts konnte..., was natürlich mein Schuldgefühl noch mehr verstärkte.
Mir wurde als Kind streng verboten, über schlimme Dinge zu reden, die mir angetan wurden. (nicht durch meine Eltern oder Geschwister). In der Pubertät fühlte ich mich sehr verantwortlich für meine Mutter, da sie sehr unter den Alkoholausbrüchen meines Vaters zu leiden hatte, ich ja auch..., ich hatte Angst um sie...

LG Katerle
Zuletzt geändert von Katerle am 31. Dez 2019, 07:04, insgesamt 1-mal geändert.
Vatima 68
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2019, 09:45

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Vatima 68 »

Hallo Katerle,
danke für deine Antwort.
Ich bin seit 5 Jahren in Therapie in der Zeit habe ich mich um 180 grad verändert so zu sagen.
In der Therapie, versuchen wir mein Selbstwertgefühl auf zu bauen, was so einigermaßen gelungen ist.
Mein Therapeut sagt mir das ich schon selbstbewusster geworden bin.
Im Nachhinein sehe ich das auch so.
Wenn ich z.B etwas machen möchte wofür ich mich interessiere, worauf ich neugierig bin, werde ich von meinem Mann gebremst.
Er argumentiert das dann immer mit( oh ne bloß nicht) Das brauchst du nicht zu versuchen das kannst du sowieso nicht.
Ja dann steh ich da und habe Selbstzweifel und bin am Boden zerstört.
Mein schlechtes Gewissen etwas zu wollen kommt noch dazu.
So ist es bei fast alles Dingen .
LG Vatima 68
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Katerle »

Hallo Vatima,

verstehe was du meinst...Lass dir das nicht gefallen, sag ihm, was dich stört und lass dich nicht bremsen durch ihn. Setz Grenzen. Sag ihm, dass er dir mehr hilft, wenn er dich in deinen Vorhaben bestärkt und nicht, indem er dich weiter runterzieht.
Meiner hatte damals an allem herumkritisiert und mich auch öfters am Tisch vor den Kids runtergemacht, um einiges zu nennen... Und ich wollte natürlich keinen Streit...
Irgendwann reichte es und ich setzte Grenzen. Das hatte auch nicht gleich funktioniert, aber ich ließ mir das nicht mehr gefallen. Ging meinen Weg weiter...
Heute ist das alles Vergangenheit und ich bin viel selbstbewusster geworden. Er geht liebevoller mit mir um und lässt mich ausreden. Werde gelobt und es kommt ganz selten mal Kritik.
Ich hatte auch Angst, meine Meinung zu sagen...
Inzwischen kann ich ansprechen, was mich bewegt. Zum Beispiel hatten wir letztens ein Gespräch und ich sagte, ich würde gerne meine Zähne machen lassen. Er darauf, er könnte es auch nicht. Und doch, wir könnten mehr für uns tun, meinte ich. Denn das Geld, was er für Zigaretten ausgibt oder für´s Essen, könnten wir nämlich für andere Dinge nutzen, wie z. B. für Urlaub oder unsere Zähne in Ordnung bringen zu lassen. Damit hatte ich ihn getroffen und ich sagte, er möchte doch mal bitte darüber nachdenken, zumal er schon seit Jahren mit dem Rauchen aufhören wollte und auch weniger zu essen...
Bin stolz, dass ich mir das traue, ihm zu sagen. Denn das war damals nicht möglich. Fühlte mich stark in die Ecke gedrängt, in der Angst... (vor seiner Reaktion)... usw...
Meine jetzige Therapeutin ist auch ganz stolz auf mich, wie sie letztens sagte. Denn ich lasse mir nun nicht mehr die Butter vom Brot nehmen...

LG Katerle
Vatima 68
Beiträge: 8
Registriert: 27. Dez 2019, 09:45

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Vatima 68 »

Hallo Katerle,
bei dir habe ich auch das Problem, das ich lang geschriebenes nicht versenden kann.
Ich wollte dir etwas schreiben, aber alles weg.
Erstmal danke für deine liebe Nachricht. Melde mich morgen.
Lg
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Katerle »

Hallo Vatima,

hatte deine Nachricht gelesen, wollte ich dir nur kurz schreiben und hoffe auch, du bist gut ins neue Jahr gekommen?

LG
LynnV
Beiträge: 9
Registriert: 2. Jan 2020, 12:30

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von LynnV »

Katerle hat geschrieben:.... Denn ich lasse mir nun nicht mehr die Butter vom Brot nehmen...

LG Katerle
Yepp, dies ist ein guter Ansatz.
Ich habe es auch erst durch eine Therapeutin gerafft !

Hey der Mülleimer ist ja nicht geleert - Huch, schnell raus gebracht, obwohl er noch nicht voll war.

Die Therapeutin sagte mir, ICH müsse mitteilen, dass für MICH der Eimer noch nicht voll ist und wenn es einer anderen Person doch voll erscheint, soll diese Person IHREN Anstoss selbst beseitigen.

Was soll ich sagen, so habe ich es gemacht und siehe da, es wird nie mehr gesagt, der Mülleimer ist ja noch nicht geleert.

Manche Dinge können so einfach sein, aber man kommt halt selbst nicht darauf, ist leider in unserer Lage so.

LG

Lynn
Lieblingsuli
Beiträge: 1253
Registriert: 28. Sep 2018, 12:22

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Lieblingsuli »

LynnV hat geschrieben:Die Therapeutin sagte mir, ICH müsse mitteilen, dass für MICH der Eimer noch nicht voll ist und wenn es einer anderen Person doch voll erscheint, soll diese Person IHREN Anstoss selbst beseitigen.
Das mache ich immer so.
"Ein Teil dieser Antworten würde die Bevölkerung verunsichern"

Lothar de Maizière
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Selbstvorwürfe, Schuldgefühle

Beitrag von Katerle »

Danke Lynn, guter Tipp von deiner Therapeutin. :) Und super Lieblingsuli.

Ich konnte damals machen was ich wollte und es war einfach nicht gut genug. Aber das ist ja nun alles vorbei, zum Glück... LG
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