Chronische Depression und Zwangsgedanken

Wolkenvorhang
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Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallo liebe Community,
:hello:

ich bin 35 Jahre alt; Krankenschwester in leitender Position und single.

Ich leide seit ca. 9 Jahren an Depressionen. Bisweilen war ich 2x in stationärer Therapie in einer psychosomatischen Klinik. Beide Male habe ich die Schübe kommen sehen und mich rechtzeitig raus gezogen.
2012 wurde ich in der Klinik auf Sertralin 100 mg eingestellt. Danach hatte ich wirklich 5!!! sehr stabile Jahre. Bin beruflich aufgestiegen und habe mich bis auf kleinere kurze Phasen immer sehr gut gefühlt.
2017 hatte ich den nächsten Schub. Habe mich allerdings auch diesmal rechtzeitig heraus gezogen. In der Psychosomatischen Klinik wurde ich medikamentös umgestellt auf Venlafaxin 75mg. Ich wurde nach 8 Wochen als stabil entlassen. Bin kurz darauf wieder arbeiten gegangen und habe mich weitestgehend gut gefühlt.
Jetzt seit knapp 2 Wochen befinde ich mich im nächsten Schub. Geplagt von Panikattacken, Angstzuständen und Zwangsgedanken.
Das Venlafaxin wurde von 75mg auf 112,5 mg erhöht. Was natürlich die innere Unruhe und die Panik erstmal verstärkt hat.
Was genau diesen Schub ausgelöst hat kann ich nur bruchstückhaft erahnen. Wahrscheinlich hat alles zusammen gespielt. Eine angehende Beziehung, die familiäre Situation und der berufliche Druck.
Habe mich jetzt erstmal längerfristig krank schreiben lassen. Habe mich wieder auf die Suche nach einem Therapeuten gemacht und bin in medizinischer Betreuung bei meinem Psychiater.
Ich verbringe aktuell viel Zeit zu Hause. Schaffe mir dort einen "sicheren Ort"; und versuche von dort aus alles weitere zu regeln.
Ich weiß nicht ob das Medikament auch das richtige für mich ist. Aktuell möchte mich mein Psychiater noch nicht umstellen.

Würde mich über einen regen Austausch freuen und bin gespannt auf eure Erfahrungen und auch eure ehrliche Meinung zu meiner Situation.

Vielen Dank schon mal im Voraus. :hello:
:hello: :idea: :ugeek: :?:
cookie80
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von cookie80 »

Hallo, woher wusstest du, dass es Depressionsschübe sind? Ich hätte bis jetzt meine Schübe immer als Angst bezeichnet. Habe ich seit Jahren mal mehr, mal weniger. Im Moment schwanke ich zwischen Katastrophe und Passt schon. Ich hatte vor 5 Jahren mal nen Verhaltenstherapeuten, Medikamente habe ich noch nie genommen. Ich stand bis jetzt alles quälend durch. Aber so will ich meinen Urlaub in 3 Wochen nicht verbringen, daher brauche ich vielleicht auch mal was zum Einnehmen. Alles Liebe, c.
"Wenn du an den Punkt kommst, wo du niemanden mehr beeindrucken musst, wird deine Freiheit beginnen."
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Also die Symptome einer akuten depressiven Episode sind ja auch Angst... habe bisweilen aber auch schon auf eine gleichzeitige Angststörung getippt, oder eben auf eine Mischform.
Was genau meine Trigger sind kann ich gar nicht so klar benennen.
Habe aktuell fast durchgehendes Gedankenkreisen und massive innere Anspannung...
Angst nie wieder gesund zu werden...arbeitsunfähig oder gar arbeitslos...

Zudem weiß ich nicht ob das Medikament aktuell das richtige ist...

Auch über EKT hab ich schon nach gedacht...
Fragen über Fragen....
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Bittchen
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Bittchen »

Liebe Wolkenvorhang,

herzlich willkommen und ich wünsche dir einen guten Austausch.
Du wirst schon viel wissen über Depressionen, nach der langen Zeit deiner Erkrankung.
Lese und schreibe hier viel,da bekommst du weiter Tipps zum Umgang mit der Krankheit.
Stress ist ja der Hauptfaktor für eine erneute Episode.
Da hast du ja als Krankenschwester schon einen sehr hohen Level.
Kommt noch was dazu ,kann das schnell zu Überforderung führen.
Über Psychopharmaka solltest du dich genau informieren.
Sie verhindern keine erneute depressive Episode,das habe ich lange genug durch.
Die langfristige Einnahme wird bei Depression mittlerweile auch unter Fachleuten kritisch gesehen.
EKT würde ich nicht machen lassen,schon gar nicht in deinem Alter.
Gerade im Moment gibt es hier einen sehr informativen Thread, wie es gehen kann eine depressive Episode zu bewältigen.
Frau Anonym hat ihre eigene Erfahrung da sehr gut geschildert,ihr geht es heute sehr viel besser.
Habe Geduld,mache kleine Schritte,immer wieder.
Du hast es ja schon selbst erlebt, es geht wieder vorbei.
Mir haben die Bücher von Josef Giger -Büttler sehr geholfen,um zu sehen was bei mir nicht richtig läuft .
Für mich ist der Druck immer so zu funktionieren wie es erwartet wird sehr schädlich.
Ich habe gelernt nein zu sagen und tue viel für mich.


Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
anna54
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von anna54 »

Hallo Wolkenvorhang
Schübe sind gemein,sie kommen und sie gehen.
Hinterlassen die Angst,dass es immer wieder von vorn losgehen kann.
Mit den Jahren habe ich gelernt,mich zu schützen,weil ich Überforderungen reduziere.
Wenn das nicht gelingt,komme ich schnell in eine erneute Krise.
Das Wichtigste,neben der Diagnose ist eine geschützte Zeit,Krankschreibung ohne Angst um den Arbeitsplatz.
Medikamente habe ich zum Teil absetzten können,Antidepressiva haben mir nie geholfen.
Lebenswege sind unterschiedlich,Wege zum gesunderem Leben ebenfalls.
Es gibt auch positiven Stress,wie z.B. einen Beruf,der erfüllend ist.
Mir blieb damals nur die Frührente.
Heute würde ich das anders gestalten,nicht freiwillig gehen,weil das Team keine Belastungen durch
meine Auszeiten will.
Zwischen Arbeitsfähigkeit und Krankschreibung ist immer ein Grad der mir damals schwer fiel,immer dachte ich,ich müßte,könnte mich noch mehr anstrengen,dann ginge es doch.
Erst hier im Forum hab ich lernen dürfen,das genau diese Einstellung eine Falle ist.
Besonders in Gesundheitsberufen geben die meisten schon immer zu viel.
Wo die Grenzen sind,das gilt es herauszufinden und dann auch Schutz einfordern,therapeutische Begleitung ist superwichtig.
Ich wünsche dir hier viel Austausch und sei herzlich willkommen!
anna54
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallo Ihr Lieben,

Danke für die netten Beiträge. Es tut sehr gut sich hier mit Betroffenen auszutauschen.
Gerade bin ich dabei für mich zu sortieren was die Auslöser für einen erneuten Schub gewesen sein könnten.
Als erstes steht da mein Beruf. Ich bin Krankenschwester und arbeite mit psychisch kranken Kindern. Seit gut 3 Jahren bin ich auch 2. stationsleitung. Einerseits erfüllt mich mein Beruf, andererseits weiß ich oft nicht ob ich dem auf Dauer so gewachsen bin wie die 1. Stationsleitung. Mein Team und meine Vorgesetzten wissen über meine chronische Erkrankung Bescheid und ich werde wahrlich sehr gut unterstützt...im Oktober würde ich Lt. Plan den Weiterbildungslehrgang beginnen. Ich schwanke sehr zwischen durchbeißen und aufgeben. Fühle mich zerrissen und aktuell völlig instabil im Vergleich zu anderen. Hinzu kommen massive Zukunftsängste. Was ist wenn ich komplett abdrehe? Wenn ich am Ende gar nie wieder arbeitsfähig bin? Muss ich meine Katzen her geben weil ich alleine nicht mehr alleine lebensfähig bin?
All diese Katastrophengedanken schwirren wild in meinem Kopf herum...
Hinzu kommt meine schon länger andauernde Affäre. Ich war noch nie wirklich lange in einer konstanten Beziehung. Aktuell fühle ich mich damit komplett überfordert. Andererseits habe ich auch starke Gefühle für diesen Mann...weiß aber gleichzeitig dass wir keine Zukunft haben...
Meine Familie (Großeltern und Geschwister) stehen nach wie vor hinter mir, aber ich merke auch Ihre Überforderung.
Bin aktuell komplett ratlos und planlos. Weiß nicht was hier wirklich mit mir passiert und wohin die Reise geht...
Was habe ich wirklich? Wer bin ich?
Bin ich so irre, dass alles sinnlos ist?

Den Medikamenten stehe ich eigentlich positiv gegenüber aber ein Allheilmittel sind sie natürlich auch nicht.
Hinzu kommt ob ich medikamentös überhaupt richtig eingestellt bin??
Auf einen ambulanten Therapieplatz warte ich derzeit noch. Bzw. Bin jetzt erstmal vorgeladen für ein Erstgespräch.

Wie gesagt...viele Baustellen und Chaos in meinem Kopf.

Liebe Grüße
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Empathie58
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Empathie58 »

Hallo Wolkenvorhang,

Du hast Dich schon umfassend reflektiert, deshalb nur ein paar kleine Anmerkungen von mir.

Der Umgang mit psychisch kranken Kindern ist allein schon fordernd. Du musst enorme Kräfte besitzen, dass Du diese Belastung bisher meistern konntest. Dafür gebührt Dir Hochachtung.

Gehört zu der Unterstützung, die Du erwähnt hast, auch Supervision?

Der Beschreibung Deiner beruflichen Situation entnehme ich, dass Du unter großem Erfolgsdruck stehst, Versagens- und Zukunftsängste hast und Dich viel mit anderen vergleichst. Das hört sich für mich so an, als ob Du Dich geradewegs auf der Schussfahrt zum Burnout befindest oder sogar schon dort angekommen bist. Deine Affäre scheint Dir auch eher Probleme zu bereiten als Halt und Zuversicht zu vermitteln.

Es ist eine gute Entscheidung, Dir professionelle Hilfe zu holen. Kein Mensch muss alles allein schaffen.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute für den Weg, der jetzt vor Dir liegt.

Liebe Grüße
Empathie58
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallo Empathie58,
Hallo Ihr Lieben,

also zu meinem Job gehört natürlich auch eine interne und eine externe Supervision. In regelmäßigen Abständen finden Fall- und auch Teamsupervisionen statt. Mein Team und auch meine Vorgesetzten wissen von meiner chronischen Erkrankung. Dennoch denke ich, dass als Stationsleitung eine gewisse Grundstabilität Voraussetzung ist. Derzeit habe ich diese in keinster Weise.
Zumal es schon mein 3. größerer Schub ist, der mich gefühlt wieder vollkommen aus der Bahn schmeißt. Das versetzt mich wieder massiv in Panik. Warum geschieht mir das immer und immer wieder? Was muss ich ändern? Warum kann ich das Hier und Jetzt nicht genießen?
Wohin geht meine Reise diesmal?
Ich fühle mich auch oft emotional Instabil. Die Gefühle prasseln auf mich ein und ich habe gefühlt keinerlei schützende Haut mehr....
Eigentlich aber habe ich alles. Einen festen gut bezahlten Job; eine tolle Familie (Eltern ausgenommen); gute Freunde (pflege von Freundschaften ist nicht so mein Ding; bin da sehr nachlässig); und dennoch schleudert es mich immer wieder in diese tiefen Löcher. Rückblickend alle 2 Jahre kommt ein erneutes Tief. Meine Familie denkt, dass es diesmal wieder der Mann ist mit dem ich diese monatelange Affäre habe;
Kann gut sein, dass mich diese Thematik erneut schwanken lässt, aber das allein kann ja wohl schlecht der Grund sein?!?!?
Wie bereits erwähnt bin ich derzeit absolut planlos und gleichzeitig auch panisch, dass ich nie wieder stabil werde. Lebenslänglich in dem tiefen Tal gefangen.
Zudem habe ich bemerkt, dass es nach der Medikationserhöhung Venlafaxin 75mg auf 112,5 mg bedeutend schlimmer geworden ist.... Nehme die Erhöhung jetzt seit genau 2 Wochen.

Zumindest habe ich eine BU Versicherung die mich im allerschlimmsten Fall eventuell vor dem finanziellen Ruin bewahrt. Ich sehe gerade alles schwarz....
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallo Ihr Lieben,

so am Dienstag habe ich ein Erstgespräch bei einem Psychologen. Bin aktuell quasi täglich angespannt und ängstlich.
Weiß nicht wie es weiter gehen soll...wie lange noch AU, welche Medikamente...evtl Umstellung?!?
Zudem überlege ich auch ob bei mir hirnorganisch etwas falsch läuft??
Kennt ihr auch diese Orientierungslosigkeit?

Bin verwirrt....

Liebe Grüße
:hello: :idea: :ugeek: :?:
dienstag
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von dienstag »

Hallo liebe Wolkenvorhang,

ich habe mit Erstaunen festgestellt, dass wir mehrere Parallelen haben.
Ich hatte vor 8 Jahren den ersten großen Schub mit schwerer Depression, Angst und Zwangsgedanken, 6 Wochen Akutklinik, Medikamente und Therapie haben mich wieder zusammengeflickt, seitdem hatte ich auch zwei größere Schübe, einmal konnte ich mich noch vor 3 Jahren in eine Reha " retten " , den anderen Schub habe ich mit Medi-Erhöhung und Krankschreibung hinbekommen Ich mache viel, damit es mir gut geht, nehme auch meine Medis durchgehend, trotzdem schleicht sich immer wieder so eine Episode an, momentan bin ich auch gerade wieder am gegenhalten. ich habe auch eine Affäre seit zwei Jahren, der Hauptgrund für mich war damals, weil ich mir eine richtige Beziehung nicht zutraue, ich habe nach meinen depressiven Schüben noch weniger das Gefühl eine vernünftige Beziehung führen zu können.( Ich habe schon zwei langjährige hinter mir ). Jetzt hat mein " Partner " angedeutet, dass er mehr empfindet und ich laufe seit einer Woche im Kreis :? Es erschreckt mich , dass auch positive Dinge mich herunterziehen, seit einer Woche ist meine Tochter nach längerer Zeit aus Kanada zurückgekommen und statt glücklich und zufrieden zu sein, geht es mir nicht gut, ich bin mega angespannt, ängstlich und unruhig und ich kann nur ahnen, woran es liegt. Ich bin so unglücklich, dass es immer auf und ab geht, ich habe das Gefühl, dass die Unbeschwerdheit, die vor meiner ersten Krise da war, nie wieder kommt, immer rechne ich damit, dass die nächste Krise um die Ecke kommt, ich weiß zwar aus Erfahrung, dass sie wieder geht, aber wenn man gerade drin steckt, fühlt es sich halt nicht so an.

Liebe Grüße

dienstag
Männicke
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Männicke »

Hallo dienstag,

mir geht es ähnlich. Musste vor einem halben Jahr anerkennen, dass ich eine chronische Depression habe. Habe mich mit Tabletten immer wieder hochgerappelt und versucht, neu durchzustarten. Ging dann eine Weile gut und landete bei der letzten Episode in eine schwere mit lebensmüden Gedanken. Nun ja, bin jetzt am Lernen, diesen Zustand zu akzeptieren, nachdem ich in den Ruhestand (Beamter) geschickt worden bin. Jetzt habe ich natürlich Zeit, mich in Ruhe zu beobachten. Nach außen versuche ich, völlig normal zu wirken, das kostet immens viel Kraft, mache also normale Dinge, vor allem Vereinsleben und Weggehen/-fahren und so. Ich lebe in einer stabilen Beziehung, da habe ich keinen Stress. Mit dem Auf und Ab, das kenne ich, die Angst davor, dass es wieder schlimmer wird.

Liebe Grüße von Silvio (53) aus Halle/Saale.
Bittchen
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Bittchen »

Lieber Sylvio,

herzlich willkommen.
Hier wirst du auf viel Verständnis stoßen,wir sitzen ja alle in einem Boot.
Ich würde dir empfehlen einen eigenen Thread zu eröffnen,da kann der Austausch auch persönlicher für dich sein.
Lesen und schreiben,dich Einbringen durch das Schildern deiner eigenen Erfahrungen,
das kann sehr hilfreich sein,für dich aber auch für andere Betroffenen.
Einen guten Austausch.

Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Männicke
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Männicke »

Hallo Bittchen,

danke für den Hinweis. Ich musste erst einmal schauen, wie ich das bewerkstellige. War, denke ich, erfolgreich. Einen schönen erfolgreichen Abend noch!

LG Silvio
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Hallo Ihr Lieben,

Danke für eure netten und ehrlichen Beiträge.
Ich bin noch immer sehr zerfahren in meinen Gedanken. Mache mir quasi um alles und jeden Sorgen.
Weiß nicht was ich beruflich wirklich will und wo mein Weg hin geht.
Soll ich die Weiterbildung zur Stationsleitung antreten?
Wie lange soll ich mich noch krank schreiben lassen? Sind meine Medikamente das richtige? Wie soll ich mit meiner lauwarmen Beziehung weiter verfahren?

Morgen habe ich ein Erstgespräch bei einem neuen Therapeuten.
Weiß gar nicht wo ich anfangen soll?!?!

Liebe Grüße
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Wolkenvorhang
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Wolkenvorhang »

Guten Morgen,

so das Erstgespräch bei meinem neuen Therapeuten war eigentlich sehr gut. Ein älterer gemütlicher Herr. Wollte vieles wissen und meine Ziele erfahren.
Ich für mich möchte einfach eine Orientierung haben und wieder innere Stabilität Erlangen. Wissen wo mein Weg hin geht. Aktuell fühle ich mich zwar etwas stabiler, aber wenn ich an die Arbeit denke wird mir ganz unwohl...ich weiß nicht ob und wann ich dieser Sache wieder gewachsen bin. Habe Angst während der Arbeit zusammen zu brechen.
Meine aktuelle AU geht noch bis 22.07. danach weiß ich nicht was ich weiter tun soll. Mich ins Erleben stürzen? Mich Ausprobieren? Oder noch weiter im sicheren Hafen verweilen. Allerdings schiebe ich ja dann die endgültige Entscheidung vor mir her??

Zu guter letzt streikt jetzt auch noch mein Auto....

Alles mehr als beschissen....
:hello: :idea: :ugeek: :?:
Pille-Palle
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Pille-Palle »

Hallo Wolkenvorhang,
Hallo an den Rest,

bin verheiratet, 38 Jahre alt, habe Kinder und übe eine leitende Position mit einigen Mitarbeitern aus. Bin (wenn die Umstände passen) sehr humorvoll.

Im Idealfall lerne ich hier Freunde kennen, eine Personengruppe die mir bisher nicht wirklich gefehlt hat. Nun wäre mir eine gute Freundin sehr wichtig. Schon immer habe ich mich mit Frauen besser verstanden als mit Männern.

Es freut mich zu hören und das sollte man wertschätzen, dass du 5 stabile und gute Jahre hattest. Von schweren Depressionen habe ich höchstens in den Medien gehört oder gelesen. Vor 22 Jahren verstarb mein Vater bei einem Unfall und ich fiel in ein tiefes Loch. Sollte eigentlich kein Thema mehr sein, habe es aber verdrängt und nicht überwunden. Vor 4 Jahren, nachdem ich mich 1 Jahr lang stark "verändert habe", habe ich mich zu meinem Kollegen umgedreht und ihn gebeten mit zum Arzt zu fahren. Noch am selben Abend war ich in der Klinik und zwar für 12 Wochen stationär. Ich konnte in der Zeit davor und wochenlang währenddessen nicht schlafen, zumindest nicht bewusst. Dort wurde ich halbwegs wieder aufgebaut. Da meine Frau und Kinder sehr darunter gelitten haben war mir klar, dass sich dieser Fall nicht wiederholen dar. Mit Medikamenten habe ich kein Problem und nehme seit dieser Zeit täglich 2 Tabletten (1 für den Schlaf) zu mir und komme damit ganz gut zurecht.
Solange meine Gedanken immer in Bewegung sind und ich keine Zeit habe um nachzudenken. In der Firma muss ich der selbstbewusste harte Hund mit ein wenig Verständnis sein und zuhause den liebevolle Ehemann geben und besonders Vater der mit den Kindern lernt, den Haushalt macht und immer Zeit und die Nerven um mit den Kindern zu spielen oder etwas zu unternehmen. Während der Fahrt von der Arbeit nach Hause oder Abends im Bett (wenn meine Frau schläft) schießen mir leider ab und an die Tränen in die Augen und ich zweifle an mir selbst. Mein einziger Vorteil ist, dass ich ein verdammt guter Schauspieler bin und mir mein ganzes Auftreten sogar oft selbst abkaufe.

Es tut mir leid, dass ich fast ausschließlich von mir geschrieben habe. Es war aber auch erleichternd, sich überhaupt einmal jemandem anvertrauen zu können. In den 6 Monaten, in denen ich eine wöchentliche Therapiesitzung hatte, konnte ich es nicht erzählen und war froh als "therapiert" entlassen zu werden und diesen Pflichttermin hinter mir zu haben.

Solltest du oder jemand Interesse daran haben mir zu schreiben, ich bin da (bzw. komme zurück).


Viele Grüße
Unhappy38

Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Unhappy38 »

Hi Pille-Palle,

das kenne ich sehr gut, dieses funktionieren und sich verstellen. Auf der Arbeit, vor dem Kindern, anderen Eltern usw. Das ist anstrengend und ich glaube auch auf Dauer nicht gesund. Ich gestehe, ich weine auch öfters mal im Auto auf dem Weg zur Arbeit oder nachts im Bett... ein eindeutiges Zeichen, das etwas nicht stimmt. Nur was?

Warum hast du in der Therapie nichts davon erzählt,? Was hat es dir dann gebracht?

Ein lieber Gruß von Unhappy
Auch 38 und verheiratet mit Kindern ;-)
Pille-Palle
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Pille-Palle »

Guten Morgen unhappy,

da habe ich mich sehr wahrscheinlich falsch ausgedrückt. Bei der Therapie während des Klinikaufenthalts und auch der anschließenden Therapie war ich (zu Beginn) sehr offen und habe all meine Gedanken, Ängste und auch Sorgen relativ offen mitgeteil. Nur als ich nach den ersten 15 Sitzungen bemerkte, dass es für mich keine Besserung/Heilung geben wird, wurde ich "erfolgreich therapiert".
Mein Therapeut war auch der Meinung, dass ich meine Frau verlassen sollte um glücklicher zu werden. Da waren wir einer Meinung, doch dass hätte gleichzeitig bedeutet, meine Kinder nur alle 14 Tage sehen zu dürfen. Also das Einzige, dass mein Leben auch lebenswert macht und mir etwas Stabilität verschafft und die einzigen Personen für die ich vorbehaltlose Liebe empfinde sollte ich nur alle 14 Tage sehen?


Viele Grüße
Pille-Palle
Männicke
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Männicke »

Hallo Pille-Palle,

meine Therapeutin hat mir zu nichts geraten, da sollte ich schon allein darauf kommen, was mir gut tut und was nicht. Sie war dazu da, mich wiederzuspiegeln und mir Fragen zu stellen, die ich beantworten sollte. Ich finde schon, dass dein Therapeut sehr in dein Leben eingriff, wenn er der Meinung war, Du solltest Deine Frau verlassen. Unterm Strich gesehen würde ich in dieser Situation schauen, was mir insgesamt besser gut tun würde.

LG Silvio
Unhappy38

Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Unhappy38 »

Hi Pille-Palle,

ja, das sind halt Gedanken, mit denen man sich auseinandersetzen muss, wenn man Kinder hat und über Trennung nachdenkt. Bei mir würde das bedeuten: ausziehen, Haus verkaufen, neue Wohnung suchen, vermutlich mir Kindern in Mini-Wohnung ziehen weil ich mir von 50%-Gehalt nichts größeres leisten kann/evtl. mehr arbeiten, was hieße, die Kinder noch länger in der Betreuung lassen. Mit Mann hoffentlich vernünftige Regelung treffen wegen Finanzen, Sorgerecht, wann die Kinder wo sind. Hat alles sehr viel Konfliktpotenzial, was man zusätzlich zu den Depressionen erstmal aushalten muss.

Trotzdem denke ich, dass man sich trennen sollte, wenn man nur noch unglücklich ist. So lange man noch Hoffnung hat, sollte man kämpfen. Sich selbst und der Kinder zuliebe.

Mein Therapeut hat mir gesagt: Wo mal Nähe war, kann man auch wieder Nähe herstellen. Daran versuche ich zu arbeiten. Vielleicht schaffst du das ja such.

Alles Gute,
Unhappy
aikido_1987
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo Wolkenvorhang,

ich fand deinen Beitrag sehr interessant und habe auch ein paar Paralelen entdeckt. Ich bin Krankenschwester und bekomme eine Rente auf Zeit, auch mich plagen schwere Depressionen, Ängste und Zwänge und mich würde mal interessieren, wie das mit deinen Ängsten auf Arbeit ist.
Ich traue mir nämlich die meisten Pflegetätigkeiten nicht mehr zu vor lauter Angst und habe mich deswegen zuletzt immer mehr in mein Schneckenhaus zurück gezogen und viele Dienste abgelehnt.
Ich fühle mich wie ein Versager, weil ich momentan als Krankenschwester nicht mehr leistungsfähig bin und bisher keine Fachkrankenschwester für .... bin. Ich würde auch so gerne Fachkrankenschwester für Psychiatrie sein oder Praxisanleiterin, aber ich schaffe es nicht, Vollzeit arbeiten zu gehen und nebenbei noch die Fachweiterbildung mit Praktikas zu absolvieren. Auch finanziell nicht. Ich habe bis zuletzt nur noch Teilzeit gearbeitet.

Ich kann mit dem Wort "Schübe" nicht so viel anfangen, weil ich nicht finde, das die Depression in Schüben verläuft, aber bei mir bricht die Depression auch immer wieder aus. Aktuell bin ich in der Tagesklinik, weil es nicht mehr geht. Ich frage mich ob ich überhaupt mal wieder Vollzeit als Krankenschwester arbeiten gehen kann. Geht dir das auch so?
Ich könnte nicht mal ein Team leiten... Respekt das du das machst!

Herzliche Grüße,
aikido
Pille-Palle
Beiträge: 6
Registriert: 10. Jul 2019, 09:19

Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Pille-Palle »

Guten Abend unhappy,

im Gegensatz zu mir hast du den großen Vorteil Mutter und nicht Vater zu sein. Die Kinder bleiben im Normalfall bei der Mutter und in meinem Fall sogar sehr wahrscheinlich. Meine Frau hat angedeutet, sollte es dazu kommen wird sie die ganze Palette meiner Krankheit aufführen. Zudem bin ich im Normallfall 12 Stunden in der Arbeit. Es ist auch nicht so, als wäre meine Ehe ein Scherbenhaufen. Doch meine Gefühle sind einfach sehr gering. Bei mir würde etwas mehr wie der Selbstbehalt über bleiben und davon sollte ich mir eine Wohnung suchen, die über mindestens 2 Kinderzimmer verfügt. Jetzt habe ich nahezu alles, dass einen glücklich machen sollte.

"Trotzdem denke ich, dass man sich trennen sollte, wenn man nur noch unglücklich ist. So lange man noch Hoffnung hat, sollte man kämpfen. Sich selbst und der Kinder zuliebe."


Für mich sind die Fragen:

Darf ich mein Glück über das der Kinder stellen, denn wir unternehmen sehr viel zusammen?
Was kommt danach?

"Mein Therapeut hat mir gesagt: Wo mal Nähe war, kann man auch wieder Nähe herstellen. Daran versuche ich zu arbeiten. Vielleicht schaffst du das ja such."


Wir haben vor zwei Jahren eine Paartherapie begonnen. Meine Frau hat auf den Abbruch der Therapie gedrängt, da Therapeut parteisch war!!


Ich hoffe das sagt etwas über ihren Charakter und auch mein Leben aus.


Ich wünsche dir einen schönen Abend
Unhappy38

Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Unhappy38 »

Hallo Pillepalle ,

danke für deine Offenheit. Ich weiß nicht, ob es ein Vorteil ist, eine Frau zu sein. Jeder Partner könnte dem anderen das Leben schwer machen, wenn er will. Letztendlich müssen beide versuchen, vernünftig zu bleiben und das Leid vor allem für die Kinder so gering wie möglich zu halten.

Die Frage, ob man sein persönliches Glück über das der Kinder stellen darf, finde ich sehr interessant. Diese beschäftigt mich nämlich schon länger. Meine Mutter hat damals ihr Glück über meins gestellt, hat mich mit 13 bei meinem alkoholkranken Vater gelassen und ist mit ihrem neuen Lebensgefährten ausgezogen und hat sich ein schönes Leben gemacht. Ich leide darunter bis heute, man könnte sagen, das hat mir das Leben versaut. Wenn ich Fluchtgedanken habe, denke ich direkt, ich möchte meinen Kindern das gleiche antun, was mir angetan wurde. Andererseits weiß ich auch, dass eine unglückliche Mutter oder Vater auch keine glücklichen Kinder und später Erwachsene hervorbringt. Bei mir sind die Gefühle auch nur noch gering momentan aber ich kann nicht abschätzen, ob es an den Depressionen liegt oder nicht. Deshalb warte ich erstmal ab und dann schaue ich mal weiter. Ich habe Hoffnung, dass wir es wieder hinbekommen. Mein Mann ist liebevoll und fürsorglich und für mich da.

Dass deine Frau die Therapie abgebrochen hat, finde ich auch nicht gut.

Wenn der Leidensdruck zu groß ist, hat man denke keine andere Wahl als zu gehen. Und auch als Vater hat man Rechte. So gemein wird deine Frau hoffentlich nicht sein, dir die Kinder komplett vorzuenthalten. Und das Problem mit der psychischen Erkrankung habe ich leider auch.

Wir können ja noch mal schreiben, würde mich interessieren, wie es bei Dir weitergeht.

Was mir manchmal hilft, ist der Gedanke an den Anfang unserer Beziehung. Warum ich mich verliebt habe und dann die vielen Jahre die wir schon zusammen sind. Wie glücklich wir waren, als die Kinder geboren wurden und so weiter. Wenn man sich die schönen Momente in Erinnerung ruft, weiß man auch wieder, warum man eigentlich mit dem Partner zusammen ist :-)

Alles Gute dir,
Unhappy
Pille-Palle
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Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Pille-Palle »

Hallo unhappy,

Ich bedanke mich im Gegenzug auch für deine Offenheit. Ob es generell von Vorteil ist eine Frau zu sein, kann wohl angezweifelt werden, da gebe ich dir recht. Beim Erteilen des Sorgerechts bin ich mir jedoch sehr sicher.
Es sollten Beide rational handeln, doch verletztes Ehrgefühl und Rachegelüste sind mit Vernunft nicht kompatibel.

Deine Mutter scheint in diesem Punkt nicht perfekt gewesen zu sein, um es mal vorsichtig auszudrücken. Hast du noch Kontakt zu ihr oder versucht die Trennung aufzuarbeiten?
Ich liebe meine Kinder und stelle meine Bedürfnisse hinten an. In den letzten Monaten ist es aber verdammt schwer. Wenn man sich durch den Rückzug aufgrund der Depression sogar die hartgesottensten Freunde vertrieben hat und niemanden mehr zum Austausch hat, fühlt man sich doch recht einsam in dieser Situation.
Es gibt auch kurze gute Phasen, da kann ich noch etwas Liebe bei ihr erkennen.

Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass meine Frau einen schwierigen Charakter hat.

Der Therapieabbruch rangiert nicht mal im oberen Drittel der schlimmsten Handlungen.

Vielleicht ist es auch nicht korrekt, ihr ALLES anzukreiden. Sie ist zumindest im einiges herzlicher, als es ihre Mutter ihr gegenüber ist und war.

Du darfst mir jederzeit schreiben und ich werde dir gerne antworten.

Natürlich gab es schöne Momente und ich bin mit ihr nun auch schon 22 Jahre zusammen., 14 davon verheiratet. Das verbindet einfach. Also werde ich deinen Rat beherzigen und mich auf die schönen Momente besinnen.

Ich wünsche dir einen schönen Abend
Viele Grüße Pille-Palle
Unhappy38

Re: Chronische Depression und Zwangsgedanken

Beitrag von Unhappy38 »

Danke. Immer erleichternd zu hören, dass man nicht alleine ist mit seinen Problemen.
Kannst mir auch gerne schreiben, wenn du Redebedarf hast :-)

LG,
Unhappy
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