Könnt ihr gut reisen ?

[GiseEli]

Könnt ihr gut reisen

Vorallem in Krisen, wenn ihr Ängste habt und eher belastet und depressiv seid?

Dieses Thema ist schon immer mal hier im Forum angesprochen worden, auch von mir selber.
Trotzdem möchte ich es heute noch einmal ansprechen, da es mich sehr plagt.

Ganz aktuell habe ich WIEDER eine Reise abgesagt, absagen müssen, wegen diffuser Ängste und co.
Wollte mit 2 ehemaligen Schulfreundinnen meinen Geburtstag feiern in der kleinen Stadt, in der wir gemeinsam Abitur gemacht haben.
Und seither hänge ich, also seit 3 Wochen, mehr oder minder im hässlichen Depri_Dümpel_Loch fest.
Wie ich es hasse. Immer wieder und immer wieder.

Und beneide und bewundere all die Menschen in meinem Umfeld, die so toll reisen können, selbst direkt nach einem Trauerfall oder anderem Unbill.
Ich kenne diese meinige Achillesferse sehr gut, hat sie sicherlich mit einem mir bekanntem vorsprachlichen Trauma zu tun. Leider gab es, als ich anfing PT zu machen, als ganz junge Frau, auch wegen dieser enormen Verlassenheitsgefühlen und Trennungsängsten noch gar keine PT für und gegen Traumata.

Einordnen kann ich meine momentanen Gefühle schon, ABER----das berühmte ABER----wie bestaune und beneide ich Menschen, die so toll reisen können, sich nicht verlassen oder so einsam fühlen, wie ich mich so ganz schnell.
Ja, und dann die Social Media, Facebook, Whatsapp, bin ja froh als ehemalige IT-DINO, da jetzt so gut mithalten zu können_, vorallem mit meinen jungen sympathischen Nachbarn, bzw. mit neuen jüngeren Freunden einer SingleReise an Weihnachten____ABER______immer werden da so tolle Fotos gepostet, was man wo und wie so toll gemacht hat, vorallem so schöne Reisebilder.

Und ich komm mir doch glatt wie so eine Armselige vor. Alien pur.
Ach könnt ich mich doch austauschen und in ein anderes glitzerndes Leben eintauchen. Geht aber nicht, muss mit mir selber klarkommen.

Mal besser, mal schlechter.

Im Moment hab ich mich noch einmal auf die Suche nach Therapeutischer Unterstützung gemacht. Mit all dem Unbill, der einem dann doch begegnet.
Lange Wartezeiten, selbst nur für ein Gespräch in der Psychotherapeutischen Sprechstunde. Da keine aktuelle Wartezeit, solle ich wieder in 3 Wochen anrufen.

Ein Vorgespräch in knapp 3 Wochen.


Dabei bin ich ja selber sehr unsicher, wo der gordische Knoten liegt, den es gilt, zu zerschlagen.
Über Aktuelles, also die aktuellen Belastungen bin ich mir sehr im Klaren.


Könnt ihr gut reisen, wenns euch seelisch nicht gut geht?
Seid ihr dann neidisch auf die Anderen, die das können, besser können?

GiseEli

[Monchen12345]

Reisen selbst geht ganz gut. Nur die Vorbereitung stressen mich extrem. Kofferpacken, an alles denken, dies und jenes noch besorgen, darum kümmern dass die Katzen genug haben und gefüttert werden. Von klein auf war es so dass die Wohnung vorm Urlaub aufgeräumt und geputzt werden muss.
Ist das einmal durch fahre ich ganz gern weg.

[nudelchen]

Hallo GiseEli,

leider ist es wirklich immer schwer, einen Platz für eine Psychotherapie zu finden. Das ist schon immer ein großer Kampf.
Was Reisen angeht, habe ich selbst keine Probleme damit. Ich freue mich sogar immer darauf, wenn ich zum Beispiel eine meiner Schwestern besuche, da ich dann wenigstens für ein paar Tage nicht alleine bin.

Was genau bewegt dich denn dazu, die Reisen abzusagen? Hast du Angst, dass dir auf der Reise etwas widerfahren könnte oder hast du einfach nicht die Kraft, dich auf die Reise vorzubereiten, also Tasche packen und so weiter? Welche Ängste plagen dich, wenn du daran denkst, zu verreisen?

Lg nudelchen

[Wesley]

Ja GiseEli,
das Problem kenn ich leider auch, allerdings eher so wie Monchen12345.
Panische Ängste bis alles organisiert ist, und dann natürlich die Reise selbst.
Klappt das mit der Bahn, dem Flug, was ist wenn Bahn sich verspätet, der Flug verpasst wird. Ist die Wohnung auch wirklich frei, das Mietauto, wenn wir es zurückgeben werden wir da betrogen usw….. eine ellenlange Liste. Das hindert mich leider auch daran, am Urlaub eine echte Vorfreude zu entwickeln.

Das mit den posten von Bildern und Videos in den SocialMedias, bewirkt bei dir genau das was die Poster auch erreichen wollen. NEID.
„Seht wo ich überall bin, was ich mir leisten kann, wie schön ich es hier habe, wie toll das Wetter bei mir ist….“
Es ist das gleiche Prinzip wie das Fotografieren vom Essen. Seht was ich tolles esse.
„Früher hat man vor dem Essen gebetet, heute wird fotografiert“
Diese Postings dienen ausschließlich dazu sich selbst zu inszenieren, nicht um anderen eine Freude zu bereiten.
Ich bin inzwischen dazu übergegangen das Smartphone so einzustellen das die Bilder nicht automatisch geladen werden. Und bei „Urlaubsbilder-Spamming“, lösche ich die ungesehen weg
Aber das nur so nebenbei.

Ein Patentrezept für „mehr Urlaubsfreude“ hab ich noch nicht gefunden, und kann dir leider auch nix raten.
Was mir ein bisschen hilft wenn wir Urlaub machen, oder ich mal alleine meherer Tage weg bin:
Ich richte schon Tage oder Wochen vorher alles an einem Platz hin.
Klamotten, Papiere, Freizeitdinge usw.
Damit konnte ich zumindest mal die Vorfreude etwas steigern.

Liebe Grüße
Wes

[Monchen12345]

Meine Katzen vermisse ich nach ein paar Tagen auch.
Wenn ich dann wieder da bin muss das Kuscheln der letzten Tage auch nachgeholt werden.
Dass die das nicht so toll finden wenn ich weg bin merkt man daran dass sie weniger fressen.

[Frau_Wal]

Hallo ihr Lieben,

je schlimmer die Depression ist, desto mehr stressen mich die Reisevorbereitungen und desto weniger möchte ich in unbekannter Umgebung sein. Mein Alltag zu Hause ist dann schon schwierig genug und ein Ortswechsel lässt ja nicht einfach meine Depression verschwinden (das Biest ist leider anhänglich). In akuten Notfällen gilt das allerdings nicht, da steht das Funktionieren im Vordergrund: es ist etwas Schlimmes passiert und ich muss da jetzt hin. Dann ist es aber auch zweitrangig, ob ich genügend Socken eingepackt habe oder auf welchem Sofa ich später schlafe, denn dann ist der Notfall wichtiger.

Mein Vorteil ist, dass ich lange eine Fernbeziehung geführt habe, dadurch viel hin- und hergefahren bin und dauernd Taschen packen musste, ich habe also Übung. Dabei hat sich eine überschaubare Anzahl an Dingen herauskristallisiert, die ich auf jeden Fall brauche: Medikamente, Brille, Geldbeutel (da sind auch Ausweis und Co. drin), Schlüssel (für Wohnung und ggf. Auto) und Zahnpasta (Zahnbürste kann durch einen Finger ersetzt werden, aber nicht alle Hotels haben Zahnpasta für ihre Gäste). Alles andere lässt sich notfalls vor Ort beschaffen, improvisieren oder entbehren. Wenn ich also von den anderen Dingen beim Packen irgendetwas vergesse, ist das nicht so schlimm. Dazu muss ich anmerken, dass ich normalerweise in zivilisierte Gegenden fahre oder mir bekannte Personen besuche. Bei längeren Touren in freier Natur sähe meine Liste sicher anders aus. Das Packen für kurze Reisen, Wochenendtrips oder Verwandtenbesuche stresst mich daher nicht so sehr. Bei längeren Reisen in fremde Länder wird das schon wieder schwieriger.

Ich war letzten Monat seit langer Zeit mal wieder 10 Tage im Urlaub, was mir sehr gut getan hat. Kurz vorher hätte ich die Reise trotzdem am liebsten abgesagt, weil mir das Kofferpacken zu viel wurde (trotz Übung) und ich Angst vor all dem Neuen bekommen habe, das ich im Urlaub erleben würde. Aber als ich erst mal unterwegs war, ging es sehr gut. Ich habe mich auf der Reise gut vom Alltag erholt und viel Schönes erlebt, was mir richtig Auftrieb gegeben hat.

@Monchen12345: Das Aufräumen und Putzen bevor man wegfährt, kann seine Berechtigung haben, weil man sonst nach der Reise gleich wieder ins alte Chaos zurückkommt, was die ganze Erholung zunichte machen kann. Außerdem ist es ratsam, die Wohnung soweit reisefertig zu machen, dass während der Abwesenheit nichts Unerwünschtes passiert (z.B. ein voller Mülleimer, der eine eigene Persönlichkeit entwickelt). Aber ich finde, wir sollten es damit nicht so sehr übertreiben, dass uns der Putz-Perfektionismus vom Verreisen abhält. Dann lieber mit einem möglicherweise unvollständig gepackten Koffer das Chaos einfach Chaos sein lassen und in die Ferien fahren!

@GiseEli: Vielleicht kannst du dich ja langsam ans Reisen rantasten, um etwas mehr Übung zu bekommen und positive Erfahrungen zu sammeln. Erst mal ein paar kurze Tagestouren und Ausflüge in die nähere Umgebung, ohne Übernachtung. Bei uns gibt es z.B. ein Reisebüro, das Bus-Tagestouren anbietet. Auch die Kirche organisiert gelegentlich Ausflugsfahrten und von der Volkshochschule werden Besichtigungstouren und geführte Wanderungen angeboten. Wenn du dich daran gewöhnt hast, kannst du eine Übernachtung mit einplanen. Evtl. kannst du auch in deiner Heimatstadt mal eine Nacht im Hotel verbringen, um das Übernachten in einem fremden Bett zu üben, ohne dass gleich noch eine Zusatzbelastung durch eine weite Anreise hinzukommt. Wer weiß, vielleicht entdeckst du dadurch ganz neue Facetten an deiner Umgebung. Meine Hoffnung wäre, dass du mit so kleinen Entdeckungstouren den Stress in Grenzen halten kannst. Dann wird dir vielleicht klarer, was genau dich am Reisen so sehr belastet und du kannst dann gezielter gegensteuern.
Gegen das Verlassenheitsgefühl kann evtl. etwas Vertrautes von Daheim helfen. Es ist ja nicht verboten, einen Talisman, eine Kuscheldecke oder dein Lieblingskissen mit auf Reisen zu nehmen. Ich nehme z.B. gerne meine Hausschuhe mit (wo ich die anhabe, fühle ich mich zu Hause), habe oft eine Wärmflasche im Gepäck (hilft nicht nur gegen Bauchschmerzen und kalte Füße, sondern ist auch ein angenehmer Bettgefährte) und stelle gelegentlich Möbel in Hotelzimmern um, weil ich mich dann wohler fühle.

Viele Grüße,
Frau_Wal

[GiseEli]

Ihr Lieben,

habt alle vielen Dank für eure Meinungen, eure Beiträge zum Thema "Nicht reisen , schlecht reisen, Verlassenheitsgefühlen u.s.w."

Jedenfalls innerhalb Europas habe ich schon viel gesehen in meinem Leben, ich ziehe Inseln und Naturlandschaften vor.
Mit Städtereisen kann man mich jagen, vorallem auch wegen der Reizüberflutung.

Und diesem Verreisen wohnt so eine Art Trennungsangst, ein großes Verlustgefühl inne.
Das hat mit meiner Biographie und diesem Trauma, dem vorsprachlichen zu tun.

Sobald ich recht stabil bin, funktioniert das auch mit dem Reisen besser.
Und oft gibt mir dann eine Reise, wenn ich mich durchringen kann, viel Selbstwertgefühl, neue Eindrücke , Freude.
Werde ich instabiler, egal auch welchen Gründen, wird es sehr schwierig für mich, und meine Wohnung mutiert zur Burg, zum Castle, zur unverletztlichen Zone.

Ich glaube ich bin auf dem im Moment wohl falschen Dampfer einer inneren Endzeitstimmung, JETZT MUSS ich doch das und das noch besser hinkriegen . Vielleicht leb ich nur noch wenige Jahre......alles letztlich Folgen, emotionale Folgen des neueren Todesfalles, des sechsten innerhalb der letzten dreieinhalb Jahre.

Ich glaube, es wird mir gut tun, via Psychotherapeutischer Begleitung, mal noch so ein paar Stolpersteine aus dem (Lebens)Weg zu räumen, sodenn die Passung stimmt mit anvisierten Therapeuten, Methoden etc.
Und wieder gut in ein verträgliches inneres Gleichgewicht zu kommen, auch als Alternde Lady.

Wir werden sehen, meine Krise scheint wieder überwunden, es geht deutlich besser.

In diesem Sinne
einfach Danke,
wenn ich ab und an
hier noch meine Gedanken und Gefühle
ausbreiten kann.

Alles Liebe
GiseEli

[gvman]

Hallo Giseli.
Verreisen war für mich immer schon Stress. Schon als Kind/Jugendlicher setzen mir bereits Klassenfahrten o. ä. psychisch und körperlich zu.. Seit meinem Zusammenbruch ist es mir ganz unmöglich geworden zu verreisen . GsD war ich wenigstens 2010 noch in Berlin u. a. und konnte das noch mitnehmen, bevor sich ein Jahr später mein Leben um 180 drehte. Was noch geht sind Tagesausflüge. Die mache ich aber meistens alleine, damit ich je nach Stärke der Beschwerden unabhängig agieren kann.. Ein großer Wunsch von mir wäre jedoch Paris und Wien kennenzulernen . Ob ich dazu irgendwann mal in der Lage sein werde, steht noch in den Sternen..LG

[GiseEli]

Hi lieber gvman,

dann wünsche ich dir von Herzen, dass du diese Blockade auch wieder auflösen kannst, bzw. die Grenzen erweitern kannst.

Liebe Manu, (Lady Guin )
danke für deine liebevollen Zeilen und dein Mitgefühl für meine aktuelle äußere Lebenssituation.
Ja, das Äußere beeinflusst das INNERE, aber auch das INNEN (Erlebtes, Traumate u.v.m) beeinflusst unser Inneres, die Emotionen, die Handlungen.

Dir auch mein Mitgefühl zum Ableben deines Vaters.
Sehr viele deiner Beiträge lese ich recht gerne, sodenn ich mich hier aufhalte im Forum.

Du hast ja auch schon viele Schicksalsschläge erdauert, und trotzdem bist du nicht weinerlich geworden und komplett passiv, sondern versuchst auf deine ureigene Art und Weise , mit allem umzugehen.
Das gefällt mir und entspricht auch eher meiner eigenen Art.

Trotzdem sehe ich schon auch, dass manchmal eben im Leben das Maß voll ist, bzw. das Fass am Überlaufen ist, und eben nicht mehr viel geht, Mensch das alles nicht mehr schultern, tragen kann.

Manchmal kommen dann die Schutzengel zum Zug, im Sinne von guten Menschen, Nachbarn, Freunden, Verwandten, die einen stützen können, über die schwere Zeit hinweghelfen können.
Aber nicht immer ist es ausreichend, und vielleicht ist wirklich ab und an diese sachliche Professionalität angesagt. Um das eigene Lebensboot wieder flott zu machen.

Manchmal brauchts auch entscheidende Veränderungen.

Wir werden sehen, wies bei mir weitergeht, obs olle und manchmal wankende Lebensboot wieder richtig flott werden kann

Ich wünsche euch allen
Seid gut zu euch
und passt auf euch auf
GiseEli