depressiv, sozialphobisch, minderwertig

ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Hallo ich bin neu hier. Ich bin seit nun zwei Jahren hochdepressiv und Diagnosen die gestellt worden sind wurden von mir als ein schon immer da gewesenes Leid erkannt. Da sich mein Leben gerade in alle möglichen Richtungen bewegt ohne, dass ich wirklich sagen oder kontrollieren kann wohin, wollte ich endlich mal anfangen zumindest auf diesem Wege in den sozialen Kontext zu gehen. Es wird eine ziemliche Textwüste werden, also verzeiht die Menge. :?

Ich heiße Sascha und bin 33 Jahre alt. ich bin ausgebildeter Mediengestalter und für die Ausbildung musste ich hart arbeiten, weil Ämter im Weg standen. 2017 verlor ich dann meinen Job, weil ich immer tiefer in ein Loch Fall. Seither versuche ich eine Lösung zu finden, falle aber immer wieder auf die Schnauze. Im Januar diesen Jahres habe ich erkannt, dass ich nicht einfach was beruflich weiter machen kann, sondern dass ich erst meine Probleme in den Griff kriegen muss, weshalb ich nun Probestunden bei einer Einrichtung habe um die passende Therapie zu machen. Zeitgleich sitzt mir das Amt mit ihren Aufforderungen im Nacken und sorgt für große Verwirrtheit.

Zum Kontext meiner Lebenslinie: Schon als Kind litt ich an einem Minderwertigkeitsproblem und unter einer sozialen Phobie. Andere Kinder mussten mich fragen, ob ich mit ihnen spiele. Selbst auf andere bin ich nie zugegangen. Meine Mutter nahm ich deshalb irgendwann aus dem Kindergarten. In meinen Zeugnisköpfen stand mehr als nur einmal "Sascha muss seine Minderwertigkeitsprobleme in den Griff kriegen". Wirklich was getan haben meine Eltern dabei nichts.
Ich bin mit Videospielen aufgewachsen, wirkliche Freunde hatte ich nie. In der Schule wurde ich regelmäßig gemobbt weil ich eine Brille trug, die ich aufgrund genetischer Veranlagerung sehr früh tragen musste und ich erinnere mich nicht mehr wie die Welt ohne Sehhilfe aussah. Ich wünsche mir auch heute, nicht auf die Brille angewiesen zu sein, aber ohne sehe ich nur ein paar Zentimeter weit.
Ich ging in eine Sonderschule für Sprachentwicklung, da mein großer Bruder auch dort war, dort fingen die Mobbingattacken in der fünften Klasse an. Mein Sportlehrer hat mich auch schmerzhaft am Hals angefasst, weil ich kein Badminton spielen wollte. Seither mag ich keine Schlägersportarten mehr. Die Größe der Klasse war noch okay. Aufgrund meiner Leistung sagte mein Lehrer ich soll auf die Oberschule wechseln, weil ich zu mehr fähig sei als nur den Realschulabschluss zu erhalten. Also wechselte ich probeweise in die Klasse der Frau meines Lehrers. Dort waren statt 10 Kinder 30 in einer Klasse, alles war neu und ich war extrem überfordert. Ein Türke namens Ali fing an mich zu mobben, beleidigte mich jeden Tag. Trotzdem ging ich mit dieser Klasse in die Oberschule um mein Abitur zu machen. Ich versagte in der zehnten Klasse und wiederhole diese. Dort scheiterte ich beinahe, aber ich fühlte mich von meinen Mitschülern unterstützt und auch durch meinen Zeugniskopf angetrieben. Ich begann mein Abitur und das Auflösen der vorhandenen Klasse machte mir mein Leben schwer. Ich hatte weder Freunde noch jemanden an den ich mich wenden konnte. Ich verstummte schließlich. In der Familie erkrankte mein Vater an Lungenkrebs, was mir keiner genau erklärte. Ich war leider ziemlich ungebildet im Verstehen was das eigentlich zu bedeuten hatte, aber keiner hat sich mit mir mal zusammengesetzt und darüber gesprochen. Es hieß nur "Geh ins Krankenhaus zu Papa". Irgendwann beendete ich dann mein Abitur was nur eine 3,5 war. Ich ging alleine zur Zeugnisvergabe. Die Absolventen versammelten sich vorne, bekamen eine Rose und machten ein Foto. Doch ich habe diese drei Jahre als äußert schmerzhaft wahrgenommen. Keiner hat sich für mich interessiert, wenn ich geholfen habe bei Arbeiten gab es nicht mal ein Danke. Ich war ein nichts, was so tun musste als wäre alles okay. Ich ging also mein Zeugnis holen, lehnte die Rose ab und verließ die Veranstaltung ohne auf einem der Fotos zu erscheinen. Für mich war es endlich vorbei.

Nach dem Abitur ging die Sache mit den Ämtern dann los. Ich sollte eine Computermaßnahme machen. Dort saßen die meisten rum und haben Youtube geschaut oder hingen auf Jappy aus, ich habe angefangen Photoshop ausgiebig zu lernen. Während der Zeit schenkte mir mein Vater ein Schraubenzieherkoffer um seinen Stolz zu zeigen, heute vermute ich auch etwas Reue, weil ich keinerlei Bezug zu ihm aufgebaut habe. Es ist 2006, ich machte mein Abitur, Weihnachten klopft es an meiner Tür mit den Worten "Papa stirbt jetzt". Ich verabschiede mich mit "Ich wünschte ich wäre ein besserer Sohn gewesen", mit meinem Vater starb auch das Weihnachtsfest für die nächsten Jahre. Am selben Abend umarmt mich meine Mutter mit den Worten "Ihr seid das einzige was ich noch habe", die erste Umarmung an die ich mich erinnere die meine Mutter mir jemals gab.
Es kommt zu Problemen in der Familie. Meine Schwester kümmert sich um das organisatorische Zeug für die Beerdigung, mein ältester Bruder sucht in der Zeit die Aufmerksamkeit, mein kleiner Bruder auch. Ich werde zum Amt geladen und gefragt was ich beruflich machen kann. Ich äußere dass ich Mediengestalter werden will und werde geblockt mit "die gibt es wie Sand am Meer. was machen sie gerne" Ich antworte Zeichnen und werde an ein OSZ verwiesen wo ich einen Einstellungstest machen soll für die Ausbildung zum Technischen Zeichner. NAch dem TEst gehe ich zum AMt, erkläre, dass es nicht das ist was ich will. Ich werde aufgefordert die Ausbildung zu machen. während der Ausbildung erklär ich weitere male, dass es das falsche ist. werde weiter mit Sanktionen bedroht, die dann meine Mutter treffen würden. Ich schließe die Ausbildung aus falschem Stolz ab mit einer 2, meine Vorträge beim Amt wurden nicht dokumentiert, ich ziehe als letztes von fünf Kindern bei meiner Mutter aus.
Ich versuche einen Job als TZ zu finden, werde von Arbeitgebern für die rein schulische Ausbildung ausgelacht. Also versuche ich doch noch Mediengestalter zu werden. Aufforderungen vom Amt treiben mich in Wunschdenken, dass mich jemand erlösen soll. Unter Tränen rufe ich einen AG an, der mir ein Praktikum anbot. Er nimmt mich auf. Es ist 2010, 2011 beginne ich die Ausbildung zum Mediengestalter zusammen mit einer weiteren Person, die mein erster, einziger und bester Freund wurde. Die Ausbildung verlief super auch wenn ich beim Amt eine Förderung mehrfach über Widerspruchsverfahren einfordern musste. Ich schließe die Ausbildung als Landesbester von Berlin ab und gehe zum Ausbilder. Er antwortet "Bilde dir nichts darauf ein", meinen Freund hat er erst gar nicht beachtet, der nicht ausgebildet worden ist und ebenfalls einen grandiosen Abschluss erlangte. Die Ausbildung im Betrieb glich dabei auch eher einem Selbststudium, aktiv ausgebildet wurden wir nicht.
Während meiner Ausbildung versuche ich soziale Kontakte zu knüpfen und scheiterte an der Voraussetzung, über Facebook zu kommunizieren. Keiner hatte Zeit für ein Treffen, in der Berufsschule kamen auch Mobbingversuche wieder. Berufsschulsport lehnte ich aus Minderwertigkeit und dem eigenen Glaubenssatz "keiner hat zu benoten was ich körperlich leisten kann" ab und schwänzte im letzten Jahr. Maßgeblich deshalb, dass der Lehrer mich an das Szenario in der Grundschule erinnerte. Ich ging noch zur Theorie und bekam eine 1 in der Klassenarbeit bekam aber am Ende trotzdem eine 6 im ersten Semester, ich schwänze also auch Theorie im zweiten Semester und bekomm eine 5 (macht Sinn...).

Ich bin ein Jahr in Beschäftigung, ich versuche weiterhin Bekannte zu treffen. Doch ich komm nirgends an. Ich gebe auf. Ich höre auf Bekannte anzuschreiben. Derweil geht der Arbeitsrechner von meinem Freund kaputt, er wird woanders hingesetzt, weg von mir. Ich sitze fortan alleine herum, bis der Rechnerplatz wieder funktionstüchtig ist. Er saß nie wieder neben mir.
Ich fing aufgrund fehlender Sozialkontakte an meine Abende mit dem MMO Final Fantasy XIV zu verbringen. Andere Interessen gab es nicht mehr. Zeichnen war mir nichts mehr am Abend, laute Hobbies kann ich sowieso nicht nachgehen. Ich weiß auch nicht wo ich sonst hingehen sollte um sozial aktiv zu werden.
2016 kommt es beim Arbeitgeber zu einer Familienkrise, der Vater ist krank. Er delegiert primär per Telefon. Nur drei Leute werden beschäftigt und sind ausgelastet. Der Rest sitzt rum, ich bin einer von den Däumchen Drehern. Also versuche ich mich fortzubilden. Als mein Chef das mitbekommt untersagt er mir das. Ich bin zum Rumsitzen verdammt. Es kommt zu einem Hin und Her zwischen 0% Leistung zu 100% Leistung auf Abruf. Ich gehe daran zu Grunde, habe kein Ventil das durchzuhalten. Also erkranke ich Regelmäßig und raste schließlich aufgrund schlechter Projektplanung im Büro irgendwann aus. Ich fragte beim Amt an was ich machen kann und sollte eine Reha machen. AG will mich kündigen als ich ihm das von der Reha erzähle, wir einigen uns auf Aufhebung des Vertrags. Er braucht drei Monate und zahlt meinen Lohn weiterhin. Die Reha war innerhalb weniger Tage klar nicht hilfreich. Ich sollte Collagen kleben, beweisen, dass ich weiß was eine Faxrolle ist und mit den Umgang mit einem einfachen Taschenrechner überzeugen. Ich breche ab, die Reha hätte meinen Arbeitsplatz nicht gerettet

Es ist September 2017. Ich suche mir einen neuen Job, aber bekam Angst und Panik. Etwas stimmte nicht. Ich bin wieder krankgeschrieben. Meine Psychiaterin vermutete Überlastung aufgrund der Brustkrebserkrankung meiner Schwester.
Mein Ex-Chef meldet sich, ich soll wieder arbeiten für ihn. Zeitgleich verkündet mein Freund der dort immer noch arbeitet, er ziehe im April nach Ansbach. Ich stimme dem Chef zu erstmal nebenbei inoffiziell mitzumachen. Er nimmt dasselbe Projekt an, mit noch schlechterer Planung. ich werde wieder von 0% auf 100% gedrückt und sage ihm sofort ab.

Ich absolviere Jobcoaching, das ich mir selber suchen durfte, finanziert durchs Amt. Bewusst wähle ich den Standort Potsdam damit eine Veränderung außerhalb der Heimat erarbeitet wird. Ich hatte endlich wieder große Freude und vieles wurde besprochen, dazu gehörte auch die Selbstständigkeit. Ich fühlte mich das erste Mal nicht minderwertig. Zeitgleich begann eine Gruppenverhaltenstherapie, die mich fertig macht und mir wieder den Wunsch ermordet zu werden bringt. Ich breche die Therapie ab, da das Jobcoaching mein Selbstbewusstsein aufbaut. Beides gleichzeitig war mir einfach nicht möglich
Ich gehe mit dem Ergebnis zum Amt welches eine Trainerausbildung samt AEVO Prüfung genehmigt.
Ich halte es letztlich nicht durch, mein Schlafrhythmus ist zu sehr in Richtung Biorhythmus gegangen. Aufstehen ist eine Qual. Die besprochenen Modelle wirken sehr belastend auf meine innere Welt und letztlich höre ich von einem vertrauten Mitteilnehmer, dass mein Verhalten nicht gut ankommt und dass Gestank nach Rauch und Schweiß wahrgenommen wird. Ich breche ab, mit der Erkenntnis, dass ich erst an mir, meiner Einstellung und meinem Verhalten arbeiten muss, bevor ich mich beruflich neu bewege.

Ich fülle also einen Fragebogen aus um einen Aufenthalt in einer Klinik zu bekommen. Ablehnung, ich soll erst was Ambulantes machen. Ich wende mich an die IKK und bin zurzeit in den Probestunden, soll bis zum nächsten Termin abklären lassen ob eine Computerspielesucht vorliegt. Ich sitze in letzter Zeit herum und frage mich "Was will ich? Wo finde ich es? Was kann ich machen? Warum kann ich es nicht?".
Das Jobcenter hat mich derweil ans Fallmanagement übergeben um Dinge langsam anzugehen, eine Krankschreibung bräuchte ich nicht mehr. Es fliegt ein Schreiben von der Arbeitsagentur ein, ich soll ALG I wegen Restanspruch beantragen. Die Agentur sagt mir ich werde auch bei Ihnen ans Fallmanagement übergeben. Jetzt flog ein Schreiben ein, dass ich vorstellig werden soll samt Bewerbungsunterlagen, die ich zurzeit nicht habe, ich möchte meine Energie auf die Therapie fokussieren. Und die Fragen klingen nun umso lauter in meinem Kopf. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich weiß nicht wo man hin geht, und selbst wenn ich es wüsste hätte ich Angst vor den Menschen dort. Ich sitze bis zum Termin beim Amt in ängstlicher Stimmung in meiner Wohnung, führe Gespräche mit imaginären Personen, weil ich mit meiner Familie nicht sprechen kann. Und meine größte Befürchtung ist, dass die Agentur für Arbeit mich wieder in eine würdelose Maßnahme stecken, die ich mir gefallen lassen muss um nicht obdachlos zu werden.


Familär will ich jetzt nicht auch noch ins Detail gehen. Ich weiß, dass nur ich was ändern kann und dass ich selber schuld an dieser Situation bin. Aber ich weiß nicht wo ich die KRaft hernehmen soll etwas rumzureißen, ich weiß nicht was ich will. Ich wünschte es wäre für mich so einfach zu sagen, ich geh arbeiten weil sich das so gehört. Ich hab einfach nur noch das Gefühl, dass ich in Ketten gelegt werde, wenn ich das mache was das Amt verlangt und hoffe, ass ich die Agentur beim Termin davon überzeugen kann, dass ich eine Weile erstmal die Therapie machen muss. Das Problem was ich dabei habe.. es wird versucht etwas wiederzuholen. Aber wie soll man etwas wiederholen, was nie da war...? Sozialkontakte wiederholen? Selbstbewusstsein wiederholen? Was wenn ich einfach nur Spass hatte und gar nicht Selbstbewusst war?
Ich habe Angst, große Angst.

Nun, ich entschuldige noch einmal diese Textwüste und hör hier mal lieber auf.
Danke fürs Lesen
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

herzlich willkommen chibbikorri! keine sorge, du bist nicht der einzige, der laaaaaange beiträge schreibt, habe ich auch getan. leider bin ich schon sehr müde, aber ich wollte dir noch schreiben, weil mich deine geschichte schon sehr bewegt. entschuldige bitte, wenn ich jetzt etwas kurz schreibe: das problem mit dem jobcenter (maßnahmen, etc.) habe ich momentan auch. kann dir aber vorweg sagen, daß dir eine arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (hausarzt) erst einmal etwas luft verschafft. was meintest du mit probestunden? sprichst du schon mit einem therapeut? hältst du dich denn selbst für spielesüchtig? ich würde dir gerne noch mehr schreiben, aber ich muss jetzt leider schlafen. morgen mehr, liebe grüße
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Hallo Juli,
es ist völlig okay, wenn du müde bist und nicht antworten kannst gerade, ich habe auch ziemlich spät gepostet. Aber danke für deine Empathie. Zu deinen Anmerkungen und Fragen.

1. Ich werde erstmal zum Amt gehen und schauen was die sich vorgenommen haben. Notfalls werde ich mir wieder eine Krankschreibung besorgen und von ALG I wieder komplett in den ALG II Bezug gehen. Vielleicht schicken die mich auch zum ärztlichen Dienst, um von dort eine Beurteilung zu bekommen. Die Angst besteht, dass ich mich nicht auf meine interne Veränderung konzentrieren darf und ich als vermittelbar geführt werde. Es wird sich zeigen, was die machen.

2. Ja, ich war bei der IKK vorstellig bzgl. einer Krisenintervention, weil ich auf normalen Weg einfach keinen Zugang zu einem Therapeten bekommen habe. Bei der IPU wird jetzt statt der Krisenprävention nach der geeigneten Therapieform geschaut und ich war jetzt zweimal schon da. Meine derzeitige Therapeutin ist zumindest erstmal ganz nett.

3. Ich bin mir bzgl. der Spielesucht nicht ganz sicher. Es gibt neun Kriterien von denen fünf erfüllt sein müssen und ich erfülle nur zwei oder drei. Meine Welt dreht sich nicht ausschließlich um spiele sondern eher um die Frage "Wozu lebe ich?". Spiele konsumiere ich vielmehr weil ich die Antwort nicht finde und auch keine Alternativen kenne. Ich habe früher gern gezeichnet, aber ich hab dafür kein Elan mehr. Habe Staffeleien gekauft um mal zu malen, auch dafür kein Elan. Es gibt vieles was ich gerne mal ausprobieren würde, aber wieder entweder kein Elan oder es mangelt an Resourcen (Geld, Zeit, Freunde). Was ich also mache ist entweder Monologe zu führen, die bis zu zwei Stunden dauern können, weil mich das etwas beruhigt, Leer in der Wohnung stehen, mich ins Bett verkriechen weil ich ständig müde bin oder ich setze mein Kopf auf Autopilot und spiele. Aber auch beim Spielen macht sich die Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit und Angst breit. Nach spätestens einer Stunde bin ich dann wieder am grübeln, was aus mir werden soll. Wenn ich mal bei meiner Familie bin mach ich Kreuzworträtsel, denke dabei gar nicht ans Spielen. Ich bin da froh, dass ich ein wenig soziale Interaktion habe, auch wenn meine Familie sehr negativ veranlagte Menschen sind und mir in der Situation auch nicht hilfreich sind. Aber insgesamt schätze ich es nicht als spielesüchtig ein
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

hallo, ich wollte nachsehen, ob du geschrieben hast und tatsächlich hast du. also mit letzter konzentration schreibe ich dir, hoffe, es kommt was dabei raus: also spielesüchtig bist du nicht, gut. das ablenken funktioniert also auch nicht so gut damit. kenn ick! 5 millionen serien gestreamt und doch beschlich dieses gefühl mich immer und immer wieder. das problem kein geld, oh ja und keine freunde: bingo und ja, auch keine zeit, bzw. überhaupt keine struktur zu haben. alles durcheinander, schlafen, essen, usw...das kenne ich nur zu gut. ach chibikorri (klingt wie ein vogelname oder ein australischer nationalpark), eins.nach.dem.anderen. die frage "wozu lebe ich" ist sehr schwer zu beantworten und mir ist schon klar, daß du diese frage an dich selbst stellst. dennoch: du bist hier, um zu wachsen, um dich selbst zu finden. um der zu sein, der du wirklich bist. dazu brauchst man zeit, das hast du schon richtig erkannt. selbstgespräche führe ich auch, manchmal gedanklich, meist schreibe ich tagebuch. sich selbst gut zureden ist ein kleiner trost. aber im forum schreiben kann weitaus besser trösten/auffangen/helfen/informieren. aus gemeinschaften, egal welcher art, ausgeschlossen und gedisst, gemobbt, etc. zu werden, ist sehr schmerzhaft und nagt am selbstwertgefühl. damit bist du nicht allein, das haben hier so einige, inklusive mir selbst, auch durch. es tut mir sehr leid zu lesen, wie das mit deinem vater war und daß es nur diese einzige umarmung deiner mutter gab, oh mann. dein beitrag beschreibt dich aber sehr gut und was eigentlich mit dir los ist. du bist reflektiert und ich glaube, von einer psychotherapie würdest du gut profitieren. ich hoffe, das klappt bald. gute freunde finden, ist extrem schwer. speziell, wenn es einem nicht gut geht. versuche, dir nicht allzuviel daraus zu machen. jetzt bist erst einmal DU wichtig.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Hi,
Cibikorri ist im Grunde eine weiterentwicklung aus dem Namen eines Charakters den ich spiele, der widerum ein Charakter den ich entworfen habe, weil ich ja mal Comics / Geschichten schreiben wollte. Korrigan Whelan heißt der Charakter, Leute im Spiel nennen mich deshalb gern Korri. Und ChibiKorri ist dann kleine Korri (Chibi = klein).

Ja, es geht eben um Wachstum. Und an einen Punkt zu kommen wo ich das überhaupt wieder erreichen kann ist echt schwierig. Sei es jetzt privat oder beruflich. Ich dachte ich würde irgendwann studieren und etwas aus meinem Abitur machen. Bei meinen 33 Jahren, naja, es ist nur deprimierend eine Zeugnis zu haben an dem das Blut meines Vaters klebt. Und Wachstum bei den Angeboten die die Ämter so haben ist relativ. Ich verstehe, dass es manchen Menschen helfen kann, weil die Maßnahmen auf diese Zielgruppe zugeschnitten sind. Dass es aber keine Angebote oder Hilfen gibt für Menschen, die von der Qualifizierung her Zugang zu Tätigkeiten haben, die weitaus mehr Aussichten für spätere Vermittlungen haben, ist mir echt ein Rätsel. Stattdessen soll man seinen Standard senken, oder anders formuliert: Selbstwert hat in der Arbeitsvermittlung nicht zu existieren.

Oh ja da sagst du was. Es geht ja nicht mal um gute Freunde, es geht um Freunde generell. Am fiesten ist es wenn Freunde einem sagen man solle sich doch mal Freunde suchen und damit ganz offen zugeben keine Freunde zu sein. Es wurde auf Dauer nur schmerzhaft in kein Milieu reinrutschen zu können, damit man neue Menschen kennenlernen kann. Es wurde stets geblockt und unbewusst weh getan. Weil ja jeder Mensch mit einem Freundeskreis die Erwartungshaltung hat, dass andere Menschen eben auch einen haben, aber leider sieht die Realität ganz anders aus. Letztenendes habe ich es als mein Schicksal akzeptiert und gab auf. Ich weiß nur nicht, wie meine Geschwister das hinbekommen. Die haben auch keine Freunde, meine Mutter auch nicht. Und für die ist es okay, aber das liegt wohl daran, dass es zwischen ihnen kein Interessenkonflikt gibt und sie Gesprächsthemen finden wie Winnetou, Vater, Migranten etc. Meine Meinung dazu wird nicht immer akzeptiert also schweige ich.

Aber jedenfalls, ich danke dir für deine Worte. Ja, es geht um mich und ich muss versuchen das Amt davon zu überzeugen.
Aber klarstellen muss ich was. Diese Umarmung meiner Mutter war nicht die einzige im Leben, es sind nur sehr viele Jahre ins Land gegangen bevor ich sie mal in den Arm nahm. Es kommt nur selten vor, aber es passiert. Es ist nur leider, dass ich keine Erinnerung an eine einzige Umarmung in der Kindheit oder Jugend habe, der Todestag meines Vaters ist die erste an die ich mich überhaupt erinnere und deshalb auch schmerzhaft.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

guten morgen und hallo chibikorri, finde ich spannend, daß du charaktere entwirfst und comics/geschichten schreiben möchtest. vielleicht würde es dir gut tun, dich weiter mit deinem alter ego zu beschäftigen? das comic weiter zu schreiben, zu zeichnen? das ist das erste, was mir spontan einfällt. ich gehe da womöglich zu sehr von mir selbst aus und möchte keines falles belehren oder dir sagen "tu dies, tu jenes", es ist nur eine idee. ich bin gerade dabei, meine kreative blockade zu überwinden und stelle fest, wie gut mir das tut. so ist das eben, man geht davon aus, was einem selbst hilft, hilft auch jemandem mit gleichen talenten. wie gesagt, es ist nur eine idee.

ich weiß aus erfahrung, daß arbeitslosigkeit und nicht weiter zu kommen, in dem bereich zu dem man gehört, einem auf dauer jegliches selbstwertgefühl nimmt. jobcenter und kreativität war in meinem falle nicht vereinbar. es lief immer darauf hinaus, ich solle mir etwas anderes suchen. also standard senken. finde ich gut, daß du da beharrlich bleibst. was möchtest du denn studieren? hast du dich informiert, ob du bafög bekommst? man kann auch mit 33 studieren und wie ich das herauslese, scheint dir das wichtig zu sein.

puh, das tut weh, wenn man davon ausging, befreundet zu sein und dann bekommt man vermittelt, daß es eben nicht so ist. autsch. deine sehnsucht nach einem freundeskreis scheint wohl sehr groß zu sein. wenn andere deine erwartungshaltung spürten, haben sie vielleicht unbewusst mit ablehnung reagiert? freundschaften wachsen. vielleicht erst einmal mit "bekanntschaft" anfangen? ich weiß noch, als ich in deinem alter war und es mir wirklich sehr schlecht ging während einer depressiven phase, saß ich silvester allein zu hause. am nächsten tag ging ich an die spree und wollte möwen füttern, aber andere hatten diese idee vor mir und die möwen waren schon satt. ich dachte: "nicht einmal die möwen wollen was von mir".

es ist nur so, daß sich menschen in ihren freunden wiedererkennen und profitieren möchten. ist man depressiv, fühlt man sich minderwertig und sozialphobisch, dann setzt sowas wie ein fluchtinstinkt ein, denn so jemanden will man sich nicht ans bein binden. ich habe das oft getan, also mir menschen "ans bein gebunden", weil ich mich in deren sehnsucht nach verbindung wiedergespiegelt sah und eben , und wusste, wie schmerzhaft ablehnung ist...eben auch freunde wollte. wollte auch "mitspielen" haha. aber je mehr ich an meinem eigenen wachstum während der psychoanalyse arbeitete, desto mehr kam mir die erkenntnis, daß das eigentlich keine freunde für mich sind, von denen ich mich verstanden fühle. kurz: ich habe mich verdreht. du siehst, das ist auch kein weg. erst als ich gelernt habe, mit mir allein sein zu können, fand ich den absprung aus beziehungen, die mich eigentlich belasten. ich habe sogar die erfahrung gemacht, daß es mir mit mir allein sogar besser geht. natürlich, in dunklen stunden verurteile ich mich selbst und sehe es als "armutszeugnis" an, daß ich keine freunde habe. schrittweise, hier im forum sich auszutauschen kann der erste schritt sein, sich "draußen" zurecht zu finden. weil hier sozusagen ein geschützter raum ist.

ich wünsche dir einen guten tag heute und einen guten austausch hier :)
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:08, insgesamt 1-mal geändert.
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

@Juli
Ja, diese Geschichten weiterzuverfolgen ist einer meiner Anliegen, aber ich stehe mir selbst mit Lern- und kreativblockaden im Weg. Hinzu kommt der ewige gesellschaftliche Block, dass ich doch was sinnvolleres machen müsste.

Ich wollte ursprünglich Japanologie studieren, oder Game Design. Ich weiß aus meiner Zeit im Medienbetrieb, der auch mal eine Spieleabteilung ahtte, dass ich dort sehr gut aufgehoben wäre. Studieren kann man ja im Grunde wann immer man will, solange man das Geld hat. Bafög bekomme ich nicht und mit den Gesetzestexten und Regelungen wäre ein studium selbst mit Bafög nicht finanzierbar. Ist nämlich so, dass man als Ü30 dann mit 150 Euro Krankenkassenkosten zu tun hat.

Nun ich habe ja irgendwann aufgegeben mir Menschen ans Bein binden zu wollen. Ich war halt der Auffassung, dass es langsam wachsen muss, aber dass es ein Leben lang dauern soll brachte mich zum Aufgeben.

Zum Thema kreativ sein und Zeit. Mein Jobcoach der mich noch weiterhin begleitet hat mich auf einen Künstler verwiesen gehabt, der in einer selben Situation wie ich war, nämlich dass bei einer normalen Arbeit, die Kreativität schreit und sowas. Ich traf diesen Künstler und er hat mir erzählt was er gemacht hat. Er entschied sich bewusst für die Rente, damit er keinen Druck mehr spürt und Zeit hat seine Bilder zu malen. Mein ältester Bruder ist auch Frührentner und war im Grunde immer ein "So will man nicht enden", der Künstler hat aber die Furcht vor einer Rente genommen. Es ist also nicht nur ein Weg in de Abgrund, wenn man die Perspektive wechselt.

Auch dir einen schönen Tag

@fatrate

Also Erwartungen waren früher ein echtes Problem, heute weiß ich wie giftig das ist. Leider werden auch ohne Erwartungen, die eigenen Erfahrungen bestätigt, weshalb ich heute Angst vor der Arge / Jobcenter habe, Misstrauen in Therapeuten, Menschen und Arbeitgebern. Vieles ist als negative Erfahrung abgespeichert, auch wenn diese Erfahrungen nicht auf andere zutreffen müssen. Das Image gegenüber diesen Menschen ist aber leider stärker als mein Wissen, dass ich falsch liege.

Nun zur Frage. ich weiß derzeit nicht was ich von mir und meinem Leben erwarten soll. Ich habe keinerlei Perspektive, ich weiß nicht mal wie ein "normales" Leben auszusehen, oder vielmehr wie MEIN Leben auszusehen hat.

Selbsthilfegruppe bin ich derzeit am überlegen. Bei medialen Aufgaben bin ich mir gar nicht so sicher ob ich das noch will, weil ich durch die Geschichten mit den vermeintlichen Freunden eine Abstinenz gegenüber Social Media aufgebaut habe, was mir auch die Jobsuche als Mediengestalter erschwert. Ich fahre schon alleine aus dem Grund der Smombies nicht gerne im öffentlichen Verkehr. Der Job hat sich so schnell verändert, dass ich ihn nicht mehr mag (Von Websitedesign zu Webprogrammierung und Social Media Marketing). Aber danke für die Beispiele, gilt halt nur die soziale Phobie / den Minderwetigkeitskomplex zu überwinden und das Wo zu sondieren. Es ist auch oft eine Frage des Geldes, vieles ist mir schlichtweg zu teuer, auch wenn es eine Investition wäre. Das Hungern und Verschulden muss aber dann widerum auch nicht sein...

Versteh mich bitte nicht falsch, vieles ist mir klar, ich höre es ja nicht zum ersten mal. Keiner kommt zu mir, das Glück fällt nicht von der Decke, man kommt nur irgendwo hin, wenn man arbeitet und sein Leben danach ausrichtet. Aber manchmal reicht ein Konzept nicht, um tätig zu werden, was ja bedeutet dass eine Befähigung fehlt oder unzureichend entwickelt ist. Jedenfalls sehe ich das so und versuche mithilfe der Therapie Kernkompetenzen zu entwickeln, damit ich realsozial werden kann, dass ich etwas gemeinschaftliches finde und evtl auch definieren kann was ich beruflich als auch privat erreichen will.

Hab nen schönen Tag
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:07, insgesamt 1-mal geändert.
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Hey Fatrate,
ich find es toll, dass sich unsere Ansichten bezüglich Web und Branche derart überschneiden. Du sprichst mir arg aus der Seele. Dieses ganze "Mobile first" gehabe ging mri irgendwann an den Strich. Als ich meine Ausbildung anfing floss noch sehr viel Liebe in die Webseiten. Wir nutzen Flash als Tool, wir dachten usn eine Bildwelt aus die wir dann mit einer Kamera ablichteten, wir waren ständig in Bewegung, probierten Sachen aus, es hatte echt Spass gemacht. Dann kam das mobile Internet und man endete nur noch vor Photoshop etc. und legte flache Designs nach Schema ab. Wenn man dann noch von einem angerempelt wird, der nur Augen für sein Handy hat, da weiß man "Ich habe keine Lust diesen Scheiss auch noch zu unterstützen". Moralisch kommen dann noch die Markenwelt rein, die nix anderes kann als Menschen verführen, abzocken und belügen. Innerlich habe ich mich entschieden das ich was anderes machen muss. Ich fand es halt nur noch zum Kotzen, dass die ganze Welt nach unten schaut und ich wollte weder Teil davon noch mitverantwortlich dafür sein.

Ich hatte auch eine Mitarbeiterin bei der Arge die mir auch das Jobcoaching empfahl. Die hat selber gesagt, sie hält nix von den Regelungen und trickst ein bisschen um einen Klienten Perspektive zu geben. Ob sie noch im Jobcenter arbeitet, weiß ich nicht, aber ich hoffe doch sehr das andere Menschen von ihrer Empathie profitieren können.
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:06, insgesamt 1-mal geändert.
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Ja wir haben auch in der Familie solche Diskussion bzgl WhatsApp. Eltern der heutigen Generationen drängen förmlich darauf Gruppen zu gründen und über Begebenheiten in Schule und Kita darüber unterrichtet zu werden. Es ist schon traurig, dass Menschen sich bewusst der verbalen Kommunikation versagen, statt es als zwischenmenschlich sinnvoller zu sehen. Meine Schwester hat da nicht mitgemacht, litt aber auch durch den Informationsmangel im Endeffekt.
fatrate
Beiträge: 176
Registriert: 30. Jul 2017, 08:26

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von fatrate »

:arrow:
Zuletzt geändert von fatrate am 8. Aug 2019, 06:05, insgesamt 1-mal geändert.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

hallo chibikorri, du hast geschrieben: "
Nun ich habe ja irgendwann aufgegeben mir Menschen ans Bein binden zu wollen. Ich war halt der Auffassung, dass es langsam wachsen muss, aber dass es ein Leben lang dauern soll brachte mich zum Aufgeben."
ich hatte vielleicht ein falsches bild von dir im kopf. ich habe dich monologe führend allein in deiner wohnung auf- und ab gehen sehen oder schweigend bei deiner familie. auch, weil du erwähnt hast, daß dein freund weg gezogen ist. wie flatrate schon anmerkte, du hast da so einige baustellen, die auf bearbeitung in der psychotherapie warten. glaube mir, das kann mitunter ganz schön beanspruchend sein, wenn man so sehr an sich selbst arbeitet. ich persönlich war dann regelrecht froh, mich nicht mit anderen menschen (freunde, bekannte, familie) weiter auseinander setzen zu müssen. zwischenzeitlich hatte ich auch beim jc eine nette bearbeiterin, die mich "in ruhe" ließ, da brauchte ich zeitweise keine angst davor zu haben. ich wünsche dir das auch, denn ich kenne dieses sch...ß gefühl. zum thema "media-szene" kann ich nur beipflichten, ich habe 2 jahre graphikdesign an einer privaten kunstschule mitgemacht und kam mir ziemlich fehl am platze vor, was das miteinander (falls es das gab) betraf. zudem stellte ich sowieso fest, daß ich lieber analog zeichne und male. du hast geschrieben, du hast dich in der spiele-entwicklungs-welt wohl gefühlt. ich hoffe, du bindest dir nicht allzusehr den "gesellschaftlichen block" an`s bein, etwas "sinnvolles" zu machen. was sinnvoll ist, entscheidest doch du, wenn du soweit bist.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Ja, das mit der Familie wird zwangsläufig ein Problem werden mit einer anhänglichen Mutter, Unverständnis bei den Geschwistern etc.

Bin grad vom Essen mit meiner Schwester und Mutter zurück. Es gab wieder eine hitzige Diskussion bzgl. Ausländer. Meine Mutter spricht mich plötzlich an: "Weißt du was, ich war heuet bei Real und an der Kasse haben die sich auf türkisch unterhalten. Ich fragte, ob sie nicht bitte deutsch sprechen könnten weil ich gerne verstehen würde was sie sagen. Als Antwort bekam ich ein 'Heil, Hitler!' " zu hören. Ich zuckte mit meiner Schulter udn sagte ihr "Ja und? Es hat dich doch nicht zu interessieren was andere Menschen bereden". Sowohl Mutter als auch Schwester sind der Meinung, dass Menschen die in Deutschland leben und sich in der Öffentlichkeit bewegen gefälligst deutsch zu sprechen haben udn wenn sie ein Sprachdefizit haben und deutsch partout nicht lernen wollen, haben sie in dem Land nix verloren.
Ich mein, ja ich hab auch manchmal was gegen Ausländer wenn sie ein Klischee bedienen, aber ihnen zu sagen in welcher Sprache sie eine Konversation führen ist nicht mein Recht zu entscheiden wäre auch Eingriff in die Persönlichkeit. Ich weiß nicht mal wieso meine Mutter auf die Idee kommt mir das zu erzählen. Sie weiß im Grunde, dass ich nicht ausländerfeindlich bin, was erwartet sie denn bitet für eine Reaktion von mir?
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

ich muss jetzt ein bißchen lachen, sorry. ich muss da an meine oma denken, die noch viel krassere sprüche parat hatte, politische unkorrektheit in reinkultur. kann man dann nur noch mit humor sehen und nicht ernst nehmen, wie ein plapperndes kind, welches noch nicht weiß, was es eigentlich sagt. trotzdem vermisse ich sie. ist eben familie, kann man sich nicht aussuchen.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Wieso sorry? Es ist ja einfach lachhaft. Das sind so Dinge, wo ich weiß, dass meine Familie kein guter Umgang auf Dauer ist. Im Grunde hat jeder außer ich was gegen Ausländer. Brüder hetzen gegen Polen, Die Mädels gegen Türken, Araber und Bulgaren. Dass wir alle an einem Strang ziehen sollten um zusammen auszukommen ist hier irgendwie nicht angekommen. Natürlich gibt es Verständigungsproblemen, aber wenn ein Türke hört "sprechen sie bitte deutsch" versteht er natürlich im Unterton "Ausländer raus".
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

deine familie ist, wie sie ist. du kannst sie nur so nehmen, wie sie eben sind. ich weiß, man wünscht sich andere einstellungen oder charaktere. es sind, wie so oft, die eigenen erwartungen, die man an andere stellt. und die werden, ebenso oft, enttäuscht. sich verletzt komplett zurückziehen? kontaktabbruch? kann man bekannten oder pseudo-freunden machen. aber familie ist doch eine andere hausnummer. manchmal reicht auch räumlicher abstand. ich glaube, du bist immernoch bedient vom essen, mit deiner politisch unkorrekten family. ich sagte sorry und sage es noch einmal, weil ich wirklich lachen muss, wenn ich mir dich vorstelle: einen kreativen, sensiblen typ, dem es gerade echt schlecht geht, von vielen gedisst, sitzt mitten am tisch seiner geifernden, schimpfenden familie, während in seinem kopf eine melodie langsam das geätze überspielt. also ich lache nicht über DICH oder deine familie oder deine gefühle, sondern über dieses bild
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Na ja, es geht hier nicht unbedingt um eine Einstellunsgänderung ihrerseits, es geht vielmehr um das akzeptieren meiner Meinung. Solche Szenarien zeigen wieder mal dass sie nicht willkommen ist. Meist sind das dann Aussagen wie "Du liegst falsch". Es werden Gespräche geführt als würde man haareraufend einem die selbe Einstellung aufschwatzen wollen. Ich entziehe mich dann meistens solcher Diskussionen, weil ich das dann einfach nur noch dämlich finde. Ich sagte nur es störe mich nicht, meine Schwester ist der Meinung es hat mich zu stören. Manchmal glaube ich echt, sie sehen mich immer noch als kleines Kind.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

puh, das klingt anstrengend. schade, daß sie es nicht einfach lassen können und man über etwas anderes spricht. vielleicht sehen sie dich tatsächlich noch als ihren kleinen jungen/bruder. du schreibst, deine mutter sei sehr anhänglich. siehst du deine familie oft? wenn das der fall ist, wäre vielleicht ein bißchen abstand wirklich gut, denn die ausländerdebatte ist ja gerade wirklich nicht das, was dich bewegt.
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Ja, ich sehe meine Famile fast täglich, wohne auch quasi nebenan. Leider sind sie mein einziger Sozialkontakt und stattdesen zuhause rumzuhänge ist, zumindest zurzeit, nicht die Lösung. Aber es gehört mit zu meinen Therapiezielen meine Zeit woanders zu verbringen, also weder bei der Familie noch in meinen eigenen vier Wänden, weil diese Komfortzone ist nicht wirklich hilfreich für meine Entwicklung.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

chibikorri, haha, du hältst mich vom schlafen ab! aber nein, macht nichts, dann ich gehe ich noch eine rauchen...komfortzone, da sagst du was. das thema beschäftigt mich auch gerade und ich experimentiere so herum. gut, daß du diesen entschluß gefasst hast. mich hat es weiter gebracht, bin zwar angespannt, aber irgendwie finde ich das gut. so eine herausforderung angehen. ich verspreche mir auch etwas davon: nicht mehr soviel versagensangst zu haben. finde ich gut, daß du dich fragst, was hilfreich für deine entwicklung ist. hast du schon eine idee oder einen wunsch?
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Ich habe nicht wirklich einen Plan wie ich das anstelle. Ist halt eine Frage des Wo und Was. Aber so generell Wünsche und Pläne die ich habe sind eine eigene Werkstatt zu besitzen um Holzarbeiten zu machen(Primär kreative Sachen), alleine in den Urlaub fahren, alleine essen gehen und vielleicht mal wieder einen Volkshochschulkurs belegen. Mein Coach hat mir auch das Improtheater empfohlen, was vielleicht hilfreich sein könnte aus sich rauszugehen. Würde auch gerne befähigt sein, einfach einen großen Rucksack zu packen und loszuwandern um mehr von der Welt zu sehen als nur die Metropole hier, aber mit dem Amt im Nacken, bei dem man sich abmelden muss und nur begrenzte Zeit bekommt ist das so ein Ding. Solch eine Freiheit sich einfach auszuklinken ist echt wünschenswert.
juli74sara
Beiträge: 469
Registriert: 3. Mai 2019, 21:50

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von juli74sara »

hi chibikorri, das sind schöne wünsche! kreative holzarbeiten? da sind meine ohren plötzlich riesengroß! vielleicht kannst du ja bei dir schon was holzmäßiges machen? ich hätte auch gerne ein atelier, muss aber mit meiner schuhschachtel von wohnung vorlieb nehmen. klingt alles toll! alleine einen trip machen, alleine essen gehen und ok, vhs ist jetzt nicht soooo mein ding, lag wahrscheinlich an dem kurs (autogenes training). eine ehemalige freundin hat auch so ein improtheater gemacht, sie fand es toll.
rucksacktrip...ein traum! aber jetzt nicht soooo unerreichbar. ich muss jetzt echt schlafen, es wurden schon 3 zigaretten, hihihi, ich klebe hier förmlich fest. habe eine gute nacht und viele weitere gute ideen
"die vergangenheit kannst du nicht ändern, aber das heute so gestalten, daß du morgen eine andere zukunft hast"
ChibiKorri
Beiträge: 37
Registriert: 12. Mai 2019, 19:52

Re: depressiv, sozialphobisch, minderwertig

Beitrag von ChibiKorri »

Also ich war heute bei der Suchteinrichtung und die können nach einem Termin keine wirkliche Einschätzung vornehmen. Da aber andere mit ähnlichen Beschwerden dort sind wurde mir die Motivationsgruppe und das Freizeitsangebot dort empfohlen. Ich versuche nächste Woche dieses Angebot in Anspruch zu nehmen um unter Gleichgesinnten zu sein.

Heute fliegt dann auch mein ALG I Bescheid rein mit der Klausel Maßnahmen nicht abzubrechen wegen Sperrzeiten und so weiter und ich hab wieder Panik, dass die mich irgendwo reinstecken wollen, während es klar ist, dass ich erstmal dringend einen Fix im Leben brauch. Ich wünschte die hätten den TErmin nicht erst zum 6. Juni festgelegt sondern vorher damit ich damit arbeiten kann. Bis dahin gehe ich wohl mit einer inneren Furcht durchs Leben *seufz*
Antworten