Arbeitgeber: Konflikt -und Schwierigkeiten nach Aussteuerung

T Ally
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo DieNeue,

in den vergangenen Tagen habe ich immer mal wieder im Forum gelesen, teilweise hat es mich überfordert, daher habe ich nicht geschrieben.

Meine Kraft ist mit den Stunden der Wiedereingliederung vollständig aufgebraucht und ich schlafe jeden Tag nach der Arbeit. Momentan arbeite ich quasi halbtags, kann mir gar nicht mehr vorstellen, jemals wieder Vollzeit zu arbeiten. Nächste Woche geht die Stundenanzahl weiter nach oben und ich habe schon ein paar Bedenken.

Insgesamt wird mir immer klarer, dass ich aus diesem Umfeld raus muss. Ich stresse mich derzeit nicht und gönne mir auch im Betrieb Auszeiten und Gedankenpausen. Aber wenn ich demnächst wieder voll dabei bin und Kosten verursache, dann wird bestimmt auch mehr verlangt. Ohnehin kommen schon jetzt teilweise Spitzen, die "weniger anspruchsvolle Aufgaben" zum Thema haben. Dann habe ich ein schlechtes Gewissen und halte mich für einen Minderleister - dabei ist das Quatsch. An dieser inneren Einstellung muss ich noch arbeiten.

Leider müssen wir im Betrieb Masken tragen, da unser Chef Angst hat, dass alle Kollegen nach Hause müssen, wenn Corona auftauchen sollte. So strenge Vorschriften wie in meinem Bürojob hat von meiner Familie und meinen Freunden niemand im Job. Und wenn ich mit der Maske rumlaufe, dann habe ich echt Atemnot. Das kommt vom Kopf, aber ich kann es nicht abstellen. Ich hasse die Masken! Und ich laufe eigentlich nur noch mit der Maske unter der Nase rum. Ich weiss, dass es so nichts bringt, aber wenn ich umkippe, ist auch niemandem geholfen.

Euch allen wünsche ich alles Gute, auch wenn ich derzeit zu den Themen insgesamt wenig sagen kann, ich bin bei Euch.

Liebe Grüße
malu60
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Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von malu60 »

Hallo TAlly,
schick Dir liebe Grüße.Blöd mit Mundschutz im Büro und toll,dass Du die Arbeit
gelassener siehst.Ich wünsche Dir einen Weg raus,aus dieser Arbeitswelt,ich
glaub es gibt auch für Dich einen Platz,wo Du Dich gerne einbringst und
wieder Freude hast und gesunden kannst.Alles Gute,laß Dich erstmal überhaupt nicht stressen,
schließlich arbeitest Du dort wie "Ehrenamtlich,"die profitieren von Dir ,Malu
Leben ist mehr
T Ally
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

nun habe ich einige Wochen der Eingliederung hinter mir und die Kräfte schwinden. Wobei ich mich frage, ob einfach nur mein Puffer schon wieder aufgebraucht ist oder ob mich die Umstände fertig machen. Grundsätzlich ist wohl der Chef ein großer Punkt. Er kann keine Wertschätzung ausdrücken, bringt in jedem Gespräch seine "Probleme" auf den Tisch und hört dem Gegenüber nicht zu. Irgendwie hat er nicht verstanden, was es heißt, eine Führungskraft zu sein.
Er sagt immer nur, was er alles zu tun hat und was ihn alles umtreibt und ihn belastet...

Ansonsten merke ich, wenn ich eigene Aufgaben übernehme, wie mich der Zeitdruck stresst. Ich versuche immer wieder, mich zur Ruhe zu rufen, aber ich werde flatterig und nervös, möchte mehr schaffen als geht.

Und ich habe ein chronisch schlechtes Gewissen, den Kollegen gegenüber, die durchgezogen haben und ich schwächele.

Die RV hat leider den Antrag noch nicht genehmigt, so dass ich noch nicht weiß, was sich eventuell von der Seite ergibt.

Von der Krankenkasse wurde schon nachgefragt, ob ich denn die Eingliederung durchhalte...
Ich konnte nur sagen, dass jeder Tag ein immenser Kampf ist.

Und das alles sorgt innerlich für viel Druck, viele Tränen zu Hause und ein aufgesetztes Lächeln im Betrieb.

Ich habe wirklich keine Ahnung, wie es weitergeht für mich
LukaRo
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von LukaRo »

Hallo Ally,

ich bin neu hier im Forum.Der Thread hier betrifft auch meine eigenen Themen, ist der erste, den ich komplett durchgelesen hab und auch nicht auf die Schnelle. Meine Situation ist zwar etwas anders als deine, ich wurde nicht gemobbt, hab aber einen sachlich fundierten und trotzdem eskalierenden Konflikt mit meiner Leitung gehabt. Wenn ich bedenk, wie lang sich deine Situation schon zieht - gut 1 Jahr - bin ich vermutlich mit wesentlich weniger Kraft und Durchhaltewillen bestückt. Den Vorgang, Abschied zu nehmen innerlich, nie wieder an den Arbeitsplatz zurückzukehren, hab ich innerhalb von 4 Wochen durchlaufen, 2 Wochen davon war noch noch arbeiten (der Chef hat nicht mehr mit mir kommuniziert, obwohl ich den Betriebsrat auf meiner Seite hatte), dann noch die ersten 2 Wochen im krank. Ich war 4 Wochen lang relativ transparent im Schriftdialog mit meinem Chef, alles immer in Kopie an den Mitarbeiterrat, dann hat man mir den Dienstmailzugang gesperrt, klares Signal, dass ich mich mit dem Thema Wiedereingliederung gar nicht mehr beschäftige. Vermutlich auch deshalb, weil die Sachlage seit 6 Jahren chronizifierter Erkrankung eh klar ist: Ich gehöre diagnosenbedingt schon lang nicht mehr an den Arbeitsplatz (da ich ebenfalls mit chronisch psychisch Kranken arbeite) und der Arbeitsplatz war in den letzten 6 Jahren auch nicht meiner Gesundung zuträglich. Ist schon schwer auszuhalten, ich schwanke ständig in der inneren Bewertung, ob ich mit dem undiplomatisch offenen, aber sachlichen Kritik üben und zuletzt dem offenen Aufmachen meiner Diagnosen nicht einen Fehler begangen hab. Rückgängig machen kann ich ihn eh nicht mehr, auch nicht den damit einhergehenden Gesichtsverlust. Nun gut, ich hab dann gleich mal die SB beantragt und kann auch mit EU-Rente und nem Teilzeitjob von 15 Stunden wöchentlich im Kombi leben, dann hab ich nicht mal soviel weniger Geld als vorher.

Trotzdem find ich das alles nicht einfach. Ich bin jetzt praktisch seit 3 Monaten im Krank, zuletzt wirklich arbeitsfähig war ich vermutlich vor ca. 1,5 Jahren (im Kopf, praktisch gemerkt hat das keiner). Der langfristige Wegfall von Arbeits-Tagesstruktur, die Unklarheit wie es mit der KK und der RV weitergeht. Nichts desto trotz war im April eine meiner Kernaussagen an den AG / Betriebsrat: Ich hab 6 Jahre lang selbst in schlimmen Krankheitsphasen immer gut funktionierende Fassade gezeigt. Hab funktioniert. Jetzt ist Schluss, ich will nicht mehr, mit so einer Leitung und Arbeitsathmosphäre kann ich nicht mehr (Corona war das Hintergrundthema und Kommunikationsversagen plus mangelnde Leitungs- und Führungskompetenz). Ich war 6 Jahre nach außen arbeitsfähig, wurde sogar eher positiv bewertet. Mit Gesundheit hatte das trotzdem nichts zu tun. Arbeitsfähigkeit und Gesundheit sind verschiedene Baustellen. Die ersten 6 Wochen Wochen Krankschrift seit Mai waren erstmal gut, hab mich gesünder gefühlt als die letzten 6 Jahre, gleichzeitig so arbeitsunfähig wie nie. Irgendwie hat sich in mir der Satz manifestiert, ich steh nicht mehr zur "Verfügung" für andere, ich will kein Objekt mehr sein und kann / will nur noch arbeiten, wenn ich authentisch und auf Augenhöhe behandelt werde. Ernst genommen werde. Sonst lass ichs halt. Dann funktioniere ich halt nicht. Und wenn doch, dann nur zu meinen Bedingungen, wenn es mich nicht krank macht und halbwegs aushaltbar ist. Was vermutlich auch kein 8 Stunden-Tag mehr sein wird, aber ich hab eh die letzten 5 Jahre nur 30 gearbeitet / Woche, schätze meine Belastbarkeit liegt mittlerweile bei 3-4 Stunden pro Tag.

Ich wünsch Dir vor allem viel Kraft, einen Neuanfang an einem anderen Arbeitsplatz bei einem besser geeigneten Arbeitgeber zu versuchen, der Dich nicht nur ausnutzt und ausbeutet, sondern Dich als Menschen respektiert. Du bist keine Ware und wir sind auch keine Sklaven, die uns für jeden Preis verkaufen müssen. Ich würds an deiner Stelle keinen Tag länger im alten Job aushalten, das grenzt an Selbstbeschädigung, so wie Du deine Symptome beschreibst. Nimm Abschied.

Liebe Grüße,
Lukas
LukaRo
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von LukaRo »

:shock:
Zuletzt geändert von LukaRo am 13. Jul 2020, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.
LukaRo
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von LukaRo »

Zum Thema aufgesetztes Funktionieren und Fassade: Das machen vermutlich alle auf Arbeit und im etwas offeneren sozialen Rahmen, wenn man nicht grad ein Paar ist (wenngleich das auch Paare im Miteinander hinkriegen, nur dass man dann meiner Meinung nach schon lange kein Paar mehr ist). Ich halt ja das Stichwort Depression für ne schlimm unaufgeräumte Sammelschublade, wo selbst normale Trauerreaktionen und ne Menge eigentlicher Angststörungen reingepackt werden). Fakt ist: Alles was nicht wieder weg geht chronifiziert, alles was chronifiziert verhindert, dass Betroffene auf lange Sicht noch das Fassadenspiel mitspielen können, was allen anderen (vermeintlich - genau wissens wir nicht, wir kennen ja auch nur deren Fassade) leicht von der Hand geht. Wenn das einem nicht mehr gelingt - dann gibts nur eine klare Richtung, auch wenns schmerzhaft ist - man muss akzeptieren, dass man so wie die anderen nicht mehr funktionieren wird und sich eine bessere Richtung suchen. Weiter in der Anpassung bleiben wollen kann auf lange Sicht alles nur verschlimmern. Und man nimmt dann vom System mit, was es so gibt. Ich hab 4 Jahre Gesprächstherapie, Reha, 6 Wochen Krankenhaus hinter mir. Das Ergebnis nach 6 Jahren: Ich kann mich und meine Bedürfnisse gut ausdrücken und bin nicht mehr anpassungsfähig. Persönlich gereift und gleichzeitig müde. Macht mich zwar irgendwie ratlos, trotzdem wars ne lehrreiche Zeit.
Zuletzt geändert von LukaRo am 13. Jul 2020, 09:07, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich habe dir eine PN geschickt!

Liebe Grüße,
DieNeue
T Ally
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Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

nun bin ich schon einige Wochen wieder im Job und fühle mich schlechter als zuvor. Schon im allgemeinen Teil dieses Forums habe ich geschrieben, dass ich das Gefühl habe, ich werde nicht verstanden und spreche eine andere Sprache.
Gerade in meinem Job habe ich das Gefühl nur noch als Störfaktor und lästig wahrgenommen zu werden. Und dann kommt dieser ganze Corona-Wahnsinn dazu, der meine Eingliederung vollkommen durchkreuzt, weil er alle für mich wichtigen Dinge unmöglich macht. Wenn ich das anspreche, wird mir gesagt, dass auf Einzelschicksale keine Rücksicht genommen werden kann. Damit ist ja klar, dass ich dort keinen Stellenwert mehr habe.

Das zum Glück wieder persönliche BEM-Gespräch in größerer Runde war zwar insofern gut, aber es hilft mir nicht. Vor Corona wurde vieles festgehalten, was mir an Maßnahmen die Rückkehr in den Job erleichtern sollte. Durch Corona und die Abstandspflicht sowie die (in unserem Hause ) ausschließlich erlaubte Einzelbesetzung von Büros sind fast 90 % der Maßnahmen hinfällig und ich muss mich ohne vereinbarte Unterstützung und Coaching sowie in "Isolation" selbst einarbeiten in die Abläufe, neuen Programme und liegengebliebenen Sachverhalte.
Gerade das "ausgeschlossen fühlen" ist für mich aus der Kindheit ein großes Triggerthema.

Leider ist es so, dass ich meinen eigentlichen Arbeitsplatz nicht nutzen darf, Homeoffice rein von dem Umständen her nicht möglich ist und ich nun quasi jeden Tag erst einmal gucken muss, wo ich sitzen darf. Die Kolleginnen und Kollegen, die lange im Homeoffice sind, müssen ihre Büros zur Verfügung stellen, meckern aber darüber. Dass macht es mir natürlich nicht leichter. Zudem sind diese Büros räumlich etwas von meiner Arbeitsgruppe entfernt, so dass niemand den Weg zu mir findet, weil die Treppenstufen scheinbar ein unüberwindbares Hindernis sind. Ich muss mir die Arbeit aus der Abteilung holen (sie wird dort an einer Stelle für mich gesammelt) und anschließend wieder verteilen. Dabei schleppe ich Aktenberge mit immensem Gewicht treppauf und treppab, das interessiert aber niemanden. Andere Kollegen werden bei kleineren körperlichen Einsätzen unterstützt; ich bin jedoch groß und sportlich gebaut, mir bietet man keine Hilfe an.

Erstaunlich ist, dass es bei meinem Arbeitgeber doch möglich ist, dass mehrere Personen in einem Raum tätig sind, mir wird das jedoch nicht erlaubt. Wenn ich das hinterfrage, weil mein Gerechtigkeitssinn innerlich auf sich aufmerksam macht, dann kann man das natürlich nicht begründen, nur über den Nasenfaktor. Das macht es für mich nicht leichter. Warum dürfen andere etwas, dass für mich wichtig ist; mir aber wird es nicht erlaubt?

Ich fühle mich nur noch lästig und anstrengend, empfinde meinen Chef als genervt von mir. Und fühle mich total unwohl.

Insgesamt habe ich das BEM Gespräch genutzt und meine Ansichten zu vertreten und aufzuzeigen, was mir wichtig ist. Leider ziehen alle vor der Launenhaftigkeit der Geschäftsführung den Kopf ein und sagen nur, dass dies und das wegen Corona nunmal nicht möglich ist. Ich versuche mich durchzuschlagen, aber es fällt mir sehr, sehr schwer.

Ich habe nach Rücksprache mit Arzt, Therapeut und IFD die Eingliederung verlängert, da ich die Stundenanzahl derzeit nicht schaffe. Nun bin ich wieder mit der Arbeitszeit zurückgegangen und die Eingliederung wurde um vier Wochen verlängert. Aber ich kann mir die Tätigkeit in meiner fast-Vollzeit nicht vorstellen. Allerdings macht auch die Krankenkasse Druck und ruft an und fragt, wann ich endlich aus dem Krankengeld rausfalle.

Für kommende Woche steht nun die Annahme der verlängerten Eingliederung durch die Geschäftsführung aus. Ich bin gespannt, ob mein Gefühl stimmt und der Herr die Geduld mit mir verliert und diesen Vorschlag ablehnt.

Noch immer warte ich auf eine Entscheidung der Rentenversicherung zu meinem LTA-Antrag, diesen habe ich vor fast einem Jahr gestellt...

Kraftlose Grüße und alles Gute für Euch
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Ich schreibe hier einmal auf, wie meine letzten Tage im Beruf gelaufen sind. Vielleicht komme ich dadurch zur Ruhe und bekomme einen klaren Gedanken zu fassen.

Ende der Woche bekam ich für den Freitage eine Einladung zur Geschäftsführung um die Verlängerung der Eingliederung zu besprechen. In mir stieg die totale Panik auf. Natürlich bin ich nicht doof und konnte mir nach meiner Geschichte in dem Unternehmen ausmalen, dass irgendwann eine Grenze gezogen wird und ich nicht mehr tragbar bin. Innerlich war ich somit schon etwas in Hab-Acht-Stellung, dennoch reagierte mein Körper mit komischen Symptomen: kalte Hände, zittern, Pulsrasen und es war mir kein zusamenhängender Gedanke mehr möglich. Irgendwie brachte ich den Tag hinter mich, bemerkte noch, dass ich keinerlei Lust auf Gespräche mehr hatte. Aber gegenüber den Kollegen saß die Fassade und ich konnte agieren, als ob nichts gewesen wäre.

Am nächsten Tag fand dann das Gespräch mit dem großen Boss statt. Der Vorsitz des Betriebsrates war gleich mit eingeladen, wir saßen also zu dritt. Und mir wurde mitgeteilt, dass die aktuelle Verlängerung der Eingliederung noch genehmigt wird, es dann aber eine verlässliche Lösung geben muss. Weitere Verlängerungen wird es nicht geben und ab Herbst muss ich dann wieder funktionieren oder eben aussteigen. Denn ich belaste die Kollegen und das kann zu deren Schutz nicht mehr länger hingenommen werden. Das Unternehmen muss laufen und auf Einzelschicksale ist keine Rücksicht möglich. Ich müsse dann meinen Weg woanders finden. Schön ausgedrückt und heißt in deutlichen Worten: Wir wollen Sie loswerden, je schneller desto besser.

Mein Kopf war leer. Ich weiß nicht mehr alles vom Gespräch, aber ich habe zu Beginn Smalltalk und am Ende auch welchen hinbekommen. Meine Fassade ist der Hammer.

Mit dem Betriebsratsmenschen habe ich dann noch kurz zusammengesessen und es wurde gecheckt, ob, ich alles verstanden hätte und gefragt, wie es mir geht.
Ich glaub, mein Körper lief im Automodus weiter, denn ich habe weitergearbeitet, als ob nichts wäre. Des öfteren kamen mir die Tränen, aber die habe ich weggebissen und habe normal mit den Kollegen gesprochen, sprechen können. Mein direkter Chef fragte noch, wie es mir geht und wie das Gespräch war; ich sagte nur, dass alles OK ist.

Es ist ja nicht so, dass ich es nicht habe kommen sehen. Und eigentlich weiß ich auch, dass es so sein muss und ich ohne diesen Arbeitgeber meine Zukunft angehen muss. Aber ich habe einfach keine Kraft für einen Neustart. Das vertraute Leid ist momentan mit weniger Kraft aufrecht zu erhalten als einen Neustart zu schaffen. Dafür ist null Kraft vorhanden.
Innerlich hat die Spirale der Abwertung eingesetzt, ich belaste meine Kollegen, bin nicht mehr tragbar und nicht zuverlässig.
Dann ist da noch die Familie: Ich bin eine einzige Enttäuschung, dem Leben nicht gewachsen. Ich schäme mich so unheimlich. Ich kann mit denen nicht darüber reden. Möchte niemanden belasten. Fühle mich wie ein Versager.
Meine Ängste schlagen voll zu; ich sehe mich aus der Wohnung geworfen, obdachlos auf der Straße. Alles futsch, was ich mir erarbeitet habe.

Im Dienst habe ich bereits meinen Arbeitsplatz entmistet und viele alte Unterlagen vernichtet. Richtig fertig bin ich damit noch nicht, da ich durch Corona und die Einzelbesetzung der Büros nicht an alles rankomme. Aber das persönlichste ist schon weg.
Zu Hause habe ich auch einiges aufgeräumt und vernichtet, anderes zusammengefasst und geordnet.

Seit dieser Einladung meiner Geschäftsführung zum Gespräch habe ich mich mit Atosil beruhigt. Letzte Nacht habe ich so rund um die Uhr geschlafen und bin mit mega-Kopfschmerzen aufgewacht. Ich bin die erst am späten Nachmittag mit Schmerzmittel losgeworden.

Ich bin so durch den Wind, bekomme kaum noch klare Gedanken hin. Leider hat meine IFD-Begleitung Urlaub und auch der Therapeut genießt Urlaub. Warum muss sich ausgerechnet dann alles zuspitzen, wenn niemand da ist, der mir meine Angst etwas nehmen kann?

Ich werde mir zu meinem abendlichen Agomelatin wieder eine ordentliche Dosis Atosil gönnen und hoffe, so Ruhe zu finden.
bastienne
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von bastienne »

Liebe T Ally,

Das tut mir wirklich leid, dass es so gelaufen ist und kann gut verstehen, dass du komplett durch den Wind bist. Ich bin selbst einmal entlassen worden und kann vielleicht ein bisschen nachfühlen, wie es dir geht. Es ist ein S***gefühl.

Auch wenn ich dir nicht wirklich helfen kann, wollte ich dir zwei Gedanken schreiben, die ich beim Lesen von deinem Post hatte:

Zum einen haben Sie dir ja noch nicht gekündigt. Dein Arbeitgeber lässt dir noch eine Chance mit einer weiteren Eingliederung. Das kann man auch positiv sehen. Letztlich lassen sie damit auch dir die Entscheidung (ich bin damals einfach vor die Tür gesetzt worden).

Zu anderen landet man in Deutschland nicht so schell auf der Straße. Ich denke, da findest du sicherlich Hilfe an vielen Stellen. Deine Therapeutin kann dir da vielleicht auch noch ein paar Tipps geben.

Ich wünsche dir, dass du die nächsten Tage gut überstehst und der Situation irgendwann auch etwas Gutes abgewinnen kannst. Vielleicht geht es dir ja besser, wenn der Arbeitsstress einmal wegfällt...

Liebe Grüße, bastienne
Peter1
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Peter1 »

Hallo T-Ally
Du hast geschrieben,
„Dann ist da noch die Familie: Ich bin eine einzige Enttäuschung, dem Leben nicht gewachsen. Ich schäme mich so unheimlich. Ich kann mit denen nicht darüber reden. Möchte niemanden belasten. Fühle mich wie ein Versager.
Meine Ängste schlagen voll zu; ich sehe mich aus der Wohnung geworfen, obdachlos auf der Straße. Alles futsch, was ich mir erarbeitet habe.“
Kannst du wirklich nicht mit deiner Familie reden, oder gibt dir das nur die Depression ein ? Wenn du eine Versagerin wärest, hätte dich die Firma schon längst gekündigt. Das du ein wertvolles Belegschaftsmitglied bist, das dein Boss gerne behalten möchte, siehst du alleine schon daran, das deine Eingliederung verlängert wurde.
Aus deiner Wohnung wirst du nicht so schnell heraus geworfen. Ich landete nur auf der Straße, weil ich nicht zum Amt gehen konnte,da ich Angst hatte, meine Wohnung zu verlassen.
Hast du dir deine Depressionen gewünscht ? Ich denke NEIN ! Darum gibt es keinen rationalen Grund, dich zu schämen. Lass dir das bitte von niemandem einreden.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
T Ally
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo ihr Lieben, hallo bastienne, hallo Peter,

ganz herzlichen Dank für Eure Zeilen; dafür, dass ihr mich wahrnehmt und Euch die Zeit nehmt, mir ein paar Worte zukommen zu lassen. Das ist gerade ganz toll für mich. Fühle ich mich doch gesehen und ernst genommen.

@bastienne: Es ist richtig, ich bin noch nicht gekündigt, aber es fühlt sich an wie die Pistole auf der Brust. Die erste offizielle Drohgebärde von Seiten des Arbeitgebers aus der obersten Führungsebene. Ich bin dort negativ aufgefallen und spüre nun das Damoklesschwert über mir.
Mein Verstand weiß, dass es aus verschiedenen Gründen eigentlich keine Möglichkeit gibt, mir zu kündigen (z.B. GdB, laufendes BEM). Aber ich fühle es nicht und kann es schwer ertragen, wenn ich an diversen Stellen im Hause Ablehnung spüre. Zudem bin ich mir bewusst, dass, wenn Gründe für eine Kündigung gesucht werden, diese ganz bestimmt auch irgendwo ausgegraben werden können. Oder es wird eine formell unkorrekte Kündigung ausgesprochen und das Arbeitsgericht wird dann nur noch über den finanziellen Ausgleich verhandeln, da eine Wiedereinstellung beiden Parteien nicht zuzumuten ist. So weit wird es wahrscheinlich nicht kommen - aber möglich ist es.

@Peter: Deine Geschichte mit der Obdachlosigkeit habe ich hier interessiert gelesen und bewundere Deine Kraft, Dich von selbst aus diesem Sumpf wieder zu befreien. Und dass Du weiterhin auf so einem guten Weg bist.
Im Katastrophisieren bin ich Meister und habe unendlich große Angst vor dem sozialen Abstieg und der Verarmung. Wenn ich mir vorstelle, dass alles, was ich mir in dreißig Jahren durch Konsumverzicht angespart habe, weg ist und ich in Altersarmut ende, dann steigt die Panik in mir auf.

Meine Familie ist sehr stark, funktionell und ehrgeizig. Ich habe das Gefühl, dort nicht mithalten zu können. Sicher, ich bin voll integriert und werde ernst genommen. Aber ich bin das schwächste Glied. Die anderen sind erfolgreich, nie krank, können nicht stillsitzen, müssen immer irgendetwas schaffen. Ich brauche viel Ruhe, muss regelmäßig allein sein, da mich Menschen schnell mal überfordern.
Und wenn ich nun mit einer solchen Botschaft komme, dann gieße ich noch Öl ins Feuer und sie fangen bestimmt an, sich noch mehr Sorgen zu machen. In den letzten Monaten habe ich von mir aus schön öfter angesprochen, dass es so kommen könnte und ob ich denn dann Unterstützung erhalten würde... Natürlich. Es wurde mir zugesichert. Aber nun, wo es Realität wird, da verspüre ich tiefe Scham und Versagen. Ich traue mich einfach nicht, dass Versagen einzugestehen - so als ob es dann noch realer wird.

Den heutigen Arbeitstag habe ich überstanden, hatte aber das Gefühl, ich kann die Augen kaum offen halten. Gestern Abend kam ich nicht zur Ruhe und habe mir wieder Atosil gegönnt. Wahrscheinlich hat die Wirkung auch heute Vormittag noch angehalten.
Zudem habe ich aktuell das Gefühl, dass gar nicht ich es bin, die durch mein Leben läuft. Es ist als ob ich neben oder über mir stehe und mir selbst zuschaue. Irgendwie ist da eine Distanz zu meiner Umwelt, als ob ich nicht direkt agiere sondern zuschaue. Ich spüre nichts, mich berührt nichts, ich bin wie ein Neutron. Als ob ich Distanz zu meinem Leben habe - weil ich es nicht mehr ertrage?
Kann es denn noch schlimmer werden? Was soll noch passieren?
Ich habe eh schon keine Kraft und keine Lust mehr. Was kann mir also noch genommen werden?

Ich gehe jetzt schlafen, das ist das Einzige, dass ich gut ertragen kann.
bastienne
Beiträge: 16
Registriert: 2. Mai 2020, 14:59

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von bastienne »

Liebe T Ally,

Ich hoffe du konntest etwas schlafen und dich erholen. Ich musste heute immer wieder an dich denken und habe gerade noch einmal deinen Thread durchgelesen. Vielleicht helfen dir ja ein paar Gedanken von mir.

Ich finde es sehr mutig und auch richtig von dir, dass du um deinen Arbeitsplatz kämpfst. Gerade hier im Forum fällt mir auf, dass immer wieder dazu geraten wird, erst einmal zu kündigen und dann weiter zu schauen. Das ist aus meiner Sicht gefährlich und sollte wirklich nur der letzte Ausweg sein. Je nachdem, was man gelernt / studiert hat, kann das sehr schwierig sein, aus der Arbeitslosigkeit wieder zurück in den Arbeitsmarkt zu finden.

Gleichzeitig bist du im Moment, so wie du schreibst, wirklich sehr am Ende. Das was du schreibst über deine Kolleginnen und deinen Chef, so wie deine Versuche zu Klärung und Kommunikation erinnern mich irgendwie an mich vor vielen Jahren. Ich war – aus verschiedenen Gründen – ebenfalls sehr empfindlich in dieser Hinsicht und musste damals erst mühsam lernen anders mit solchen Situationen umzugehen. Um es ganz klar zu sagen, der gern gegebene Tipp, nämlich immer die Aussprache zu suchen und seine Bedürfnisse klar zu formulieren, gilt für die Arbeitswelt nur eingeschränkt.

Ich habe damals versucht zu lernen in solchen Situationen erst einmal meine Angst, Wut, Fassungslosigkeit , Enttäuschung, Verletzung bei mir zu behalten, mindestens eine Nacht darüber zu schlafen und dann erst zu reagieren. Ich habe dann versucht die Situation noch einmal neutral zu sehen (sozusagen aus der Sicht eines Beobachters). Mit der Zeit habe ich immer öfter erkannt, dass es häufig gar nicht wert war sich aufzuregen, bzw. dass manches einfach gar nicht so gemeint war, wie es bei mir ursprünglich angekommen ist. Manches vielleicht schon, aber .... so what? Es sind keine Freundinnen, keine Familie. Du musst nichts weiter mit den anderen zu tun haben.

Ich weiß, es klingt einfacher als es tatsächlich ist, aber mit der Zeit habe ich gelernt, dass vieles, was ich in einem ersten Moment als direkten Angriff gewertet habe, für den Anderen oft vollkommen normale und neutrale Kommunikation war, die absolut nichts mit mir als Person zu tun hatte. Wenn überhaupt war es vielleicht Gedankenlosigkeit. Es ging um die Arbeit und da wird halt auch mal etwas direkter kommuniziert, wenn beispielsweise etwas schnell fertig werden muss.

Vielleicht könntest du ja die nächsten Tage einfach versuchen, dich nur auf deine Arbeit zu konzentrieren und alles zu ignorieren, was die anderen sagen oder wie sie sich verhalten. Also eine Art Scheuklappen zu deinem Schutz.

Das ist auf Dauer sicherlich nicht die perfekte Lösung, könnte aber vielleicht für dich ein Weg sein, den Sommer zu überstehen und dich in dieser Zeit ggf. bei einer anderen Firma zu bewerben. Auch wenn es gerade schwierig ist wegen Corona, aussichtslos ist es nicht.

Wünsch dir alles Gute und viel Kraft! Bastienne

PS: Keine gute Idee wäre es von sich aus zu kündigen. Dann bist du erst einmal für drei Monate für Arbeitslosengeld gesperrt. Das gilt übrigens auch für Auflösungsverträge. Bei Auflösungsverträgen kann man das umgehen, indem man klagt. Da solltest du ggf. einen Anwalt für Arbeitsrecht fragen.
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Ein erneutes Hallo in diesem Thema,

genau der Rat, den bastienne (Dankeschön für Deinen tollen Beitrag) mir gegeben hat, bekam ich auch von der neuen Betreuerin des IFD; ich habe das schon oft versucht, mich nicht zu persönlich im Job reinzuhängen, aber irgendwann siegt wieder meine Mentalität und ich verausgabe mich. Möchte es allen recht machen. Komme mit negativen Reaktionen nicht klar, wenn ich versuche Grenzen zu setzen (das ist ja ein unbekanntes Verhalten für mich, die Kollegen haben dann natürlich auch ein Problem damit)

Nun habe ich einige Zeit durchgehalten und merke, wie mir die Luft ausgeht. Durch Corona dürfen wir nur allein im Büro sitzen, normalerweise teile ich mir ein Büro mit zwei anderen Kollegen. Da ich ja lange krank war und als letzte zurückkam muss ich leider immer wieder umziehen und mir ein leeres Büro suchen. Aktuell bin ich im Keller gelandet und hoffe, dass ich dieses Zimmer nun etwas länger bewohnen darf. Wobei dieses Büro räumlich weit weg von meinem Team ist und diese Strecke diverse Baustellen offenbart. Denn ich soll mir quasi die Arbeit bei den Kollegen abholen und wieder zurücktragen. Mir die Akten in den Keller zu bringen ist scheinbar zuviel verlangt.
Darüber ist es in der letzten Woche eskaliert. Wir hatten im Team besprochen, dass eilige Akten zu mir getragen werden und ich von oben nach und nach Akten mitnehme, sofern ich vorbeikomme. Nun haben mir am Donnerstag so viele Kollegen eilige Aufträge zugetragen, dass ich keine Kapazitäten mehr hatte und nach Ende meiner Arbeitszeit nach Hause gegangen bin. Wie es usus in diesem Betrieb ist, ohne mich abzumelden, denn das macht niemand aus der Gruppe. (Finde ich auch schräg)
Es sind eilige Aufträge liegen geblieben, die in den oberen Büros auf meine Abholung warteten. Das hat wohl einige Kollegen dazu veranlasst, sich beim Chef über mich zu beschweren. Er hat eine Mail mit Kritik, Zurechtweisungen und Anweisungen an mich geschrieben und ALLE Kollegen des Teams in Kopie gesetzt. Freitag und Montag hat der Chef frei, ich ab Montag Urlaub. Es ist mir also nicht möglich gewesen, dies zu klären. Und wie ich mich fühle muss ich hier wohl niemandem erklären.

Ich habe eine sachliche Antwort geschrieben. Die Vorwürfe in allen Punkten zurückweisen und mein Verhalten begründen können. Diese Mails habe ich an die Vorsitzende des Betriebsrates weitergeleitet und sie gebeten, meinem Chef in den nächsten Tagen zu sagen, was sein Verhalten auslöst und dass es gar nicht geht!

Wir haben von der Geschäftsführung die Ansage bekommen, dass wir keine Überstunden mehr machen dürfen, die Arbeit wird aber immer mehr. Nun habe ich mich einfach an meine Teilzeit gehalten und versuche, keine Überstunden mehr aufzubauen, da diese gnadenlos gestrichen werden. Mein Chef unterstellt mir aber, dass ich zu Lasten der Kollegen Überstunden abfeiere. Das muss ich auch noch, aber wann weiß ich selbst nicht.
Nun soll ich mich abmelden, wenn ich früher gehe, aber ich gehe ja gar nicht früher, ich habe nur meine geringere Stundenzahl abgearbeitet und mache Feierabend. Zudem habe ich lange immer den Kollegen Bescheid gegeben, wenn ich ging. Mich verabschiedet. Damit war ich allein, kannte es von den vorherigen Arbeitgebern und bin auch so erzogen. Hier interessiert es aber scheinbar niemanden, denn alle kommen und gehen wie sie wollen ohne Absprache ohne Bescheid zu geben. Warum ist es jetzt bei mir anders?
Und warum muss er mich vor allen Kollegen an den Pranger stellen? Das ist in meinen Augen schon kurz vor Bossing. Ich habe jedenfalls die Mails ausgedruckt, wer weiß wofür ich die noch gebrauchen kann!

Den Freitag habe ich noch durchgehalten, aber nun habe ich Urlaub und überlege, ob ich meinen anstehenden Termin beim Facharzt nutze und mir wieder eine AU ausstellen lasse. Ich soll ja demnächst irgendwann zur Reha. Und danach möchte ich eigentlich auch bei diesem Arbeitgeber nicht mehr antreten. Aber ich habe keine Kraft für einen Neustart, Bewerbungen etc.
Von Beratern und Therapeuten wurde mir aktuell zu Klinikaufenthalten geraten. Ich wirke zwar sehr funktionell, aber innerlich ist es mehr als dunkelschwarz und aktuell halte ich mit Atosil durch. Dazu sagte die IFD Betreuung, ich solle sehr vorsichtig sein, da diese Dämpfung abhängig macht. Ich genieße es aber grad sehr, mich nicht nackt den ganzen schlimmen Gefühlen stellen zu müssen und viel schlafen zu können.

Ich frage mich, warum mein Chef so reagierte, da er ja bei den BEM Gesprächen dabei war und eigentlich weiß, was mit mir los ist und wie es mir geht. Wie kann er mich da so an den Pranger stellen?
Sowas kommt dabei raus, wenn man nie zuhört und lieber am Handy herumspielt, statt den Absprachen des BEM Verfahrens zu lauschen und dann nur nebenher "jaja" zu sagen. Mir dann aber Vorwürfe machen, wenn ich diese einhalte.

Ich bin verwirrt und kraftlos. Frage mich, warum ich immer alles falsch mache und andere vor den Kopf stoße, warum ich immer wieder Anlass dazu gebe, dass man sich über mich beschwert. Was stimmt mit mir nicht?
Ich möchte niemandem etwas böses und trete anderen trotzdem auf die Füsse...
momadome
Beiträge: 607
Registriert: 2. Aug 2009, 15:03

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von momadome »

Liebe T Ally,

Mir stellt sich mehr die Frage, wieso dein Chef eigentlich Chef ist.....Menschenführung ist ihm scheints völlig fremd. Er interessiert sich nicht für seine Mitarbeiter und auch nicht für Abmachungen. Nicht du machst etwas falsch, sondern er.

Ich finde deinen Plan mit Reha und danach eine Neuorientierung anstreben sehr gut. Und ich finde es toll, dass du keine Überstunden machst, dich an die Verabredungen aus dem BEM hältst und das tust, was die andern auch tun...nämlich einfach nach Hause gehen, wenn ihre Arbeitszeiten vorbei sind....scheit ja so Usus zu sein in deinem Betrieb.

Zweifle nicht an dir, du machst alles richtig, in deinem Betrieb läuft dafür einiges schief.....und das wäre für mich ein Grund mittelfristig nach einem anderen Arbeitgeber zu suchen.

Liebe Grüße,
Jojoma
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T_Ally,

Ich hatte bereits 2x eine Antwort geschrieben. Die erste ist durch Schusselingkeit weg, bei der zweiten hatte ich vergessen zu markieren und kopieren, weil ich inzwischen ausgelockt wurde.

Ich hab heute auch Atosil bekommen. Der Doc hat mir auch Tavor angeboten, das hab ich aber wegen der schnellen Gewöhnung abgelehnt. Darauf hin wurde es Atosil, weil es laut meinem Doc nicht abhängig macht.

Ansonsten möchte ich dir sagen, du bist nicht schuld. Wenn eine Situation so schwierig ist,wie sie sich im Vorfeld deiner Eingliederung, dann bedarf ganz viel Wille und Bereitschaft von allen um daran was zu ändern. Wenn das nur von einer Seite kommt, kann diese Seite nur scheitern.
Allein die Bürogeschichte ist schon unmöglich. Es ist in der Verantwortung des Arbeitgebers, dir einen vernüftigen Arbeitsplatz zu geben.
Ansonsten hab ich gelernt, dass es helfen kann beim Chef Prioritäten einzufordern und auch mal Grenzen zu setzen. Auf meiner alten Arbeitsstelle war eigentlich festgelegt, bis 12:00 Uhr hab ich mich um einen Bereich zu kümmern und das hat absolute Priorität. Noch vor 9:00 kam regelmäßig der stellvertretende Abteilungsleiter an: Monika, das und das ist fertig, kannst du dich darum gleich kümmern? Gegenfrage: Soll ich meine priorisierte Tätigkeit wirklich dafür unterbrechen? - Da war er dann immer total entsetzt: Nein, auf keinen Fall, später wenn du Zeit hast....Dieser Dialog wiederholte sich regelmäßig. Eigentlich hätte er es gern anders gehabt.
Oder gerade wenn wir total unterbesetzt waren, kamen halt alle an, ich habe dann meinem Chef aufgelistet, was ich alles tuen müsste und hab dann eine Priorisierung eingefordert. Ganz plakativ hab ich gefragt: was wichtiger ist und wie ich welche ander Aufgabe einordnen kann. Wenn dann jemand gemotzt hatt, hab ich ihn an den Chef verwiesen. Da war immer ganz schnell Ruhe. Ähnlich mache ich es auch jetzt, wenn da kurz vor Feierabend noch was kommt, sage ich, was ich realistisch noch schaffen kann und begründe es ggf auch kurz. Ich kommuniziere aber auch, wenn es wenigrr wird mit Begründung. Meistens rudern sie dann eh schon zurück. Im geschildertem Fall würde ich mir ggf angewöhnen um Uhrzeit x eine Runde zu starten und alles einzusammeln. Wenn abzusehen ist, dass es in deiner restlichen Arbeitszeit nicht schaffbar ist, würde ich das dem Chef kommunizieren. Meistens kennt man ja selbst die wichtigen Projekte/Aufgaben und ich würde das direkt mit einem Vorschlag verbinden. Chef, ich hab noch 7 Aufträge, schaffe aber realistisch bis xx:xxUhr noch 4-5. Ich würde jetzt vorschlagen, dass ich Aufgabe 1-4 erledige und mich dann morgen zuerst um den Rest kümmern. Hört sich jetzt etwas holprig an, aber ich denke du verstehst was ich sagen will.

Aber beim Lesen ist mir auch aufgefallen, dass ja auch das Verhältnis zu den Kollegen nicht okay ist. Ich renne eigentlich nie zum Chef um mich zu beschweren, dass ein Kollege seine Aufgabe nicht erledigt hat. Das wird er ggf dann schon selbst merken und nachfragen. Auf Nachfrage versuche ich dann eine möglichst sachliche Antwort zu geben.
Das mit dem Abmelden/den Arbeitszeiten ist zwar doof und fühlt sich sicher auch total unfair an. Aber sieh es als Möglichkeit zu beweisen, dass du dich an deine Arbeitszeit und an das Überstunden-Verbot hältst.

Ich hab meine abgesprochene Kündigung nie bereut und hab dir vor langer Zeit schon mal gesagt, dass ich über einen Wechsel nachdenken würde.
Wenn du dich jetzt krankschreiben lässt, dann versuche dich wirklich aufs gesund werden zu konzentrieren. Hat wenig Sinn, wenn du dich dann unter Druck setzt im Sinne von: ich muss doch wieder arbeiten. Zu frühe Rückkehr bringt halt wenig. In der beruflichen Reha gab es jemanden, der 5 Jahre gebraucht hat. Jetzt aber arbeiteter wieder ganz normal und es geht ihm gut damit. Hab den Mut zu der Pause, die du brauchst um gesund zu werden.
Vielleicht kannst du dir noch ein Sicherungsnetz aushandeln. In der beruflichen Reha gab es einige mit einem ruhendem Arbeitsverhältnis. Ist zwar nicht das Ziel, aber es war doch sehr beruhigend für die Leute zu wissen, dass sie im Notfall auch zurück in die alte Firma können.

Alles Gute für dich,

Monchen
Mueckchen
Beiträge: 2
Registriert: 14. Nov 2020, 14:05

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Mueckchen »

Guten Tag an alle hier.
Ich bin neu in diesem Forum und beeindruckt, wie Ihr alle mit diesen - oft ja wirklich bösen - Herausforderungen im Arbeitsleben umgeht.
Um mich vorzustellen: Ich bin 50+, w, seit 20 Jahren beim selben Arbeitgeber, habe mir vor Jahren Angststörung und Depression zugelegt, für die ich dann die letzten 2 Jahre eine AU erhielt. Jetzt gerade bin ich in der BEM-Maßnahme.

@T Ally: Hast Du mit Deinem/Deiner BEM-Beauftragten über diese Situation gesprochen? Die müssen ja vermitteln zwischen AN und AG. Dein Chef ist ne Katastrophe, aber die BEM-Leute müssten da eingreifen oder zumindest protokollieren, wieweit Dir in diesem Rahmen (unzumutbar) die Arbeit erschwert wird.

Und Monchen hat recht: konzentrier Dich auf Deine eigene Gesundheit!

Liebe Grüße vom Mückchen
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T-Ally,

Ich musste öfters mal an dich denken.
Wie geht es dir aktuell?

LG, Monchen
DieNeue
Beiträge: 5255
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

das würde mich auch interessieren. Hab in letzter Zeit auch öfter mal an dich gedacht. Würde mich freuen, wieder von dir zu lesen!

Liebe Grüße,
DieNeue
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Camille »

Hallo T Ally,

Mir geht es wie Monchen und derNeuen - ich denke oft an dich.

Herzliche Grüße
Camille
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo ihr alle, es ist total schön, dass ihr an mich denkt. Dankeschön.

Die letzten Wochen im Job waren hart. Mein Chef hat die Absprachen des BEM total vergessen, den Datenschutz ignoriert und in einer Mail ans ganze Team, die Geschäftsführung und Personalabteilung verkündet, dass ich zu einer Reha fahre und anschließend meinen kompletten Resturlaub nehme und erst im Februar zurückkomme.

Ich habe dagegen nichts mehr unternommen, nur ggü dem Betriebsrat und der Personalabteilung mein Erstaunen ausgedrückt, dass einseitig bestehende Absprachen des BEM abgeändert werden können.

Letztendlich habe ich in den letzten Tagen alle persönlichen Dinge mit nach Hause genommen und hatte ja eh kein eigenes Büro mehr.
Die Krönung war, als der Chef mich am letzten Tag fragte, ob ich meinen Schlüssel in der Personalabteilung abgegeben habe. Ich fragte darauf ganz naiv, ob er mich denn rausschmeißen will...

Nun bin ich seit drei Wochen in einer Reha Klinik im Süden, Corona ist hier deutlich größeres Thema als in meiner Heimat. Außerhalb des Zimmers überall Maske tragen, ob beim Sport oder im Gespräch, auch in den Einzeltherapien. Mir geht da leider gerade in den Gruppen viel verloren, auch akustisch. Aber das lässt sich nicht ändern.
Meine Therapeutin war leider zwei Wochen in Quarantäne, daher geht es jetzt erst richtig los. Die Diagnosen wurden schon erweitert und ich bin in einer Traumatherapie und -Gruppe gelandet. Das ist erst einmal erschreckend für mich, erklärt mir aber meine „schockgefrosteten“ Zustände in Gegenwart meines anmaßenden Chefs und meine Sprachlosigkeit in einigen Momenten sowie die voll abgeschalteten Momente, wenn ich mich bedroht fühle.

Alles in allem werde ich arbeitsunfähig entlassen, eine Rückkehr an meinen Arbeitsplatz wird nicht erfolgen und ich soll eine berufliche Reha beantragen. Alternativ über Erwerbsminderungsrente nachdenken. Im aktuellen Job werde ich als unter drei Stunden leistungsfähig eingestuft.
Das ist erst einmal eine sprbare Erleichterung, dass meine Not gesehen wird. Aber es kommt auch die Angst hoch, wie es weitergeht. Das Wort „Versager“ kam mir in den Sinn, da ich mich beim Arbeitsamt werde melden müssen. (Meinen inneren Kritiker muss ich noch in den Griff bekommen, der macht mich leider immer nieder) Ob ich das alles schaffe, was da auf mich zukommt? Finde ich wieder Arbeit?
Und vorher: Ich muss im Betrieb Bescheid sagen, dass die Reha verlängert wird. Das ich wieder krank sein werde. Davor habe ich echte Panik! Auch wenn es bald ein Ende haben wird. Das weiß der Betrieb aber noch nicht, und wird er auch noch nicht erfahren. Von mir nicht.

Also geht es dem Ende entgegen. Mit dem aktuellen Arbeitgeber.
Akut kam mir hier auch der Gedanke, dass eine Flucht aus dem Leben eine Lösung wäre. Das konnte ich in diesem Umfeld dann gut bearbeiten, auch wenn mir mit Psychiatrie gedroht wurde. Ich bin wieder ruhiger und denke noch nicht an Januar.

Die Feiertage und den Jahreswechsel bleibe ich hier um nicht irgendwie das Virus zu verteilen und auch der Familie nicht die starke Tochter vorspielen zu müssen. Die Kraft habe ich gar nicht und die Fahrt über die Autobahn macht auch keinen Spaß.

Es geht weiter, irgendwie. Angst ist vorhanden, teilweise Panik. Ich bin dankbar, dass ich derzeit in einem geschützten Umfeld und weiter weg bin. Ich hoffe, die Rückkehr in mein Umfeld gut zu überstehen.

Euch allen lasse ich ganz liebe Grüße hier. Ich schreibe auf meinem kleinen Handy, daher seht mir falsche Buchstaben und Wörter bitte nach.
Habt schöne und friedliche Feiertage, bleibt gesund und kommt gut in ein hoffentlich besseres 2021, das uns auch wieder Nähe und Kontakte erlaubt.
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Camille »

Liebe T Ally,
Danke für deine ehrliche Antwort. Viel ist passiert - viel Schmerzhaftes.

Sei mir nicht böse, dass ich nicht detaillierter antworten kann.
Mich berührt es immer sehr, von Dir zu lesen.
Immer ist da so der Eindruck, als dass du die Welt und dich selbst so ganz ähnlich zu meinem eigenen Erleben wahrnimmst.
Ich kann alles so gut nachvollziehen.
Deine Gedanken
Deine Verzweiflung
Deine "Fluchtgedanken".
Und ich weiß nicht, was ich Dir schreiben könnte.

Und zwischen all dem Ungewissen und deinen Ängsten - bleibt bei mir ein Gefühl, dass sich hoffnungsvoll anfühlt.
Es klingt für mich, als dass du endlich "gesehen" wirst und ernst genommen wirst.
Ich hoffe und wünsche es mir so sehr für dich, dass dem wirklich so ist.
Und dass du endlich die Hilfe bekommst, die Dir zusteht und die Dich weiterbringt.

Sei ganz herzlich gegrüßt
Camille
DieNeue
Beiträge: 5255
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich habe gerade nicht viel Zeit, aber wollte dich wissen lassen, dass ich mich sehr gefreut habe von dir zu hören. Ich bin froh, dass du jetzt in der Reha bist. Es hört sich an, als wärst du dort an der richtigen Stelle und gut aufgehoben.
Kann deine Panik davor, dass du deinem Chef noch Bescheid geben musst, gut nachvollziehen. Würde mir auch so gehen.
Für das Arbeitsamt kann ich dir den Tipp geben, da jemanden mitzunehmen. Ich hatte damals einen "Ämterlotsen" dabei, ein Angebot der Diakonie bei uns. Das sind Ehrenamtliche, die einen bei Ämtergängen begleiten. Hab festgestellt, dass die Sachbearbeiter da immer etwas freundlicher mit einem umgehen, wenn so jemand dabei ist ;)
Wünsche dir auf jeden Fall alles Liebe und Gute für deine Reha und danach. Gib nicht auf! Wer kämpft, hat nicht versagt!

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
Beiträge: 5255
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich schicke dir ganz liebe Grüße! Ich wünsche dir heute einen guten Silvester-Abend und dass das neue Jahr ein gutes Jahr wird, dass du zur Ruhe kommen kannst und sich dir die passenden Türen auftun, wie es für dich weitergehen kann. Ich wünsche dir ganz viel Mut für deine Entscheidungen und viel Kraft für alles, was du anpackst.
Es ist schön, dass du im Forum dabei bist und ich freue mich immer sehr von dir zu lesen. Auch wenn du Angst hast, geh einen Schritt nach dem anderen, du schaffst das!

Liebe Grüße,
DieNeue
malu60
Beiträge: 4141
Registriert: 28. Dez 2014, 11:31

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von malu60 »

Liebe T-Ally,
hab grad bei dir gelesen und möchte Dir ein besseres 2021 wünschen.

Es ist eine harte Zeit,die Du durchmachst,dennoch wird was kommen,nach der Bank,
was Dir entspricht und wo Du gesehen und respektiert wirst. Für Dich werden sich neue Berufsfelder auftun....auch wenn Du erstmal deine Bedürfnisse nach Ruhe und Rekonvaleszens Dir nehmen mußt.

Ich weiß noch gut,wie es war,28 Jahre in einem Beruf auszuhalten,weil er "uns"(Sohn/mich)
gut ernährt hat,wir Sicherheit hatten(Beamtin auf Lebenszeit)Meinen Job und meine Fähigkeiten zu hinterfragen hab ich mich nie getraut...die unterschwellige Depression hat mir nie erlaubt,mich zu verändern,das hätte ich mich nie getraut......wäre auch finaziell ein Desaster geworden.

Aber so wurde es auch ein Desaster,denn meine Seele hat mit 45J.mich eines besseren belehrt,
......rien ne va plue....und ganz schnell haben sie mich in die Frühpension abgeschoben.
Meine Ängste,wie wir mit diesen,viel kleineren Bezügen leben sollten war riesig,zumal mein Sohn noch studierte,dennoch ging es weiter....leider konnte ich keine Berufsfindung machen und bin so
nicht mehr zu meiner "Berufung" gekommen.Heute,im Ehrenamt hab ich endlich erkannt,wo meine Stärken liegen,wo ich gut und gerne arbeite,erfolgreich bin und geschätzt werde.....

Dies wünsche ich Dir von ganzem Herzen und glaube daran,dass Du fündig wirst!!!

Ich schreibe Dir das,weil ich genau weiß,wie es sich anfühlt,wenn eine lange,festgefahrene berufliche Laufbahn enden soll...dachte man doch,es geht bis zur Rente,pseudo Sicherheit.....

Heute weiß ich,ein Großteil meiner Depression verdanke ich diesem Arbeitsplatz,auch den Menschen dort,zu denen ich einfach nicht paßte...........das heißt noch lange nicht,dass ich versagt hätte,es ist eher so,dass man mich endlich gezwungen hat,zu handeln,raus aus diesem
Teufelskreis.....bei Dir,auf zu neuen Ufern......wenn es sich wieder so anfühlt,dass Du starten willst und kannst. ich drücke Dir ganz fest die Daumen und lese mit Anteilnahme,wie Du Deinen Weg gehst.Hoffe,dass Helfer an Deiner Seite sind und Du Deine Scham aufgeben kannst,auch Deine Familie ist bestimmt gerne für Dich da....

Ich erinnere mich gut, an Deinen Humor,ich fand es schön,in Bad Beversen mit Dir zu reden.
Heute,wie damals hatte ich ein gutes Gefühl,konnte Dich als starke Persönlichkeit wahrnehmen,schauspielern hatten wir dort ja nicht nötig,wir waren ja "unter uns".

Kraft Hoffnung,auch Loslassen,was nicht mehr paßt,Dich kränkt,wünsch ich Dir von Herzen malu
Leben ist mehr
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