Arbeitgeber: Konflikt -und Schwierigkeiten nach Aussteuerung

DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Halo T Ally,

du bist mit dem Gedanken grade faul zu sein nicht allein. Mir geht es da auch etwas so. Wollte auch bei nem Einkausservice, den eine Freundin von mir grade aufzieht, mitmachen, im Hintergrund arbeiten, Bestellungen entgegennehmen oder so, kaum habe ich gesagt, ich mach das, kam sofort voll der Stress hoch. Hab dann wieder abgesagt und gemeint, ich mache nur spontan was, wenn sie was haben, was man ohne Druck oder "Kundenkontakt" machen kann. Jetzt sitze ich da und für mich wird eingekauft, ich kann nichts machen, obwohl ich gerne helfen würde.

Die Bestätigung sagt nur aus, dass du an deinen Arbeitsplatz zurückkehren darfst, nicht musst.
Dein Chef hat schon so oft bewiesen, dass er ein ziemlicher Stoffel ist, was zwischenmenschliches angeht. Erwarte lieber nichts mehr von ihm in der Hinsicht. Ich finde sein Verhalten echt blöd.
Selbst wenn dein Job systemrelevant sein sollte, wenn du krank bist und den nicht machen kannst, geht es halt nicht.
Und wenn er erwartet, dass du dort auftauchst... dann muss er lange warten. Man kriegt nicht immer das, was man will, nur weil man es will.

Bleib lieber zuhause und ruh dich noch aus. Dein Chef reisst sich für dich auch nicht den Arsch auf, dann brauchst du das auch nicht für ihn tun.
Mein Vater hat sich neulich auch krankschreiben lassen (müssen). Seine Firma hat Insolvenz angemeldet, schon vor Corona, er wird seinen Job verlieren. Da bringt es jetzt auch nichts, noch 14 Tage zu arbeiten, sich reinzustressen und sich am Ende noch anzustecken. Psychisch geht es ihm auch nicht gut.

Du bist jedenfalls nicht ganz allein mit deinen Gedanken. Schau lieber, was für dich gut ist und nicht, was dein blöder Chef von dir will. Wenn du eh schon das Gefühl hast, du machst es nur, um Erwartungen zu erfüllen, dann weisst du ja eigentlich, was richtig wäre.

Ganz liebe Grüße ,
DieNeue
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T-Ally,

Grundsätzlich freue ich mich, mal wieder was von dir zu hören.
An der Stelle dass du nur 4 Wochen nach deiner Entlassung in die Wiedereingliederung wolltest, hab ich das erste Mal gedanklich gestoppt. - Ist das nicht viel zu früh? - Ich wollte 7 Monate nach der Tagesklinik wieder anfangen zu arbeiten. Meine Therapeutin hat mich da damals auf den Boden der Tatsachen geholt. Ich war im Modus: ich muss doch endlich mal wieder arbeiten. Dann wurde nach Möglichkeiten für mich geguckt. Am Ende war es das BTZ ca.15Monate nach der Entlassung aus der TK und ca.22 Monate nach Entlassung hab ich wieder angefangen zu arbeiten.
Diese langen Zeiträume konnte ich auch nur schwer akzeptieren.
Von Umstrukturierungen durch Corona kann ich gerade auch nen Lied singen. Jetzt mit ner Eingliederung zu starten, das würde bei mir auch in die Hose gehen.
Hab ich das richtig verstanden, dass du auch mit 2 Stunden Homeoffice starten könntest? Ich für mich fände das zum Start gar nicht so schlecht, aber da ist auch jeder anders gestrickt.
Dein Chef hat sich bisher nicht durch viel Empathie oder Verständnis ausgezeichnet. Er wird sich da auch nicht ändern.
Deine Kollegen gehen vermutlich ziemlich auf dem Zahnfleisch, von daher würde ich die Worte deiner Kollegen nicht zu stark gewichten. Die ist vermutlich einfach durch, sieht dass da theoretisch jemand zur Entlastung da wäre und sieht dann, dass diese Hilfe nicht kommt.

Kurzes Abschweifen:
Grundsätzlich hab ich Verständnis für Alleinerziehende mit Kind. Nur wenn man dadurch regelmäßig alleine im Chaos da steht, weil das Kind mal wieder krank ist oder sich beim Kind angesteckt wurde, kotzt man irgendwann ab und ist da nicht mehr so gnädig obwohl man ja eigentlich um diese schwierige Situation weiß. Denke deiner Kollegin geht es da ähnlich.

Für mich war ein Abfindungsangebot und den Job verlieren auch lange Zeit ne Horrorvorstellung. Aber als ich nichz mehr konnte und auch echt keine Nerven mehr hatte für den Ärger und den Druck hab ich das von mir aus vorgeschlagen.
Und es war so eine unglaublich richtige Entscheidung. Auch wenn die Zeit ohne Job finanziell echt anstrengend war, ich hab nicht einmal drüber nachgedacht zurück zu gehen.
Sicher ist es nen großer Schritt, der auch echt Mut kostet, aber wir sind hier in D'Land und haben ein Sicherungsnetz. Den absolut perfekten Job wird es nicht geben, aber doch sehr wahrscheinlich einen, bei dem es dir besser geht. Nur ganz aktuell ist es schwierig mit der Jobsuche. In 3 Monaten sieht das aber hoffentlich schon wieder anders aus.
Job verlieren ist keine Katastrophe oder Schande sondern die Möglichkeit zur Veränderung.
Nutze deine aktuelle Krankmeldung doch dazu, deinen weiteren Weg zu finden und zu planen.
Gäbe es bei dir evtl. auch die Optionen dich intern versetzen zu lassen? Andere Abteilung? Anderer Standort?

Mit deinen abwertenden Gedanken schadest du dir selbst.
Hättest du die Gedanken auch wenn es sich um eine physische Erkrankung handeln würde?


Alles Gute für dich,

Monchen
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

wie geht es dir denn mittlerweile?

Liebe Grüße,
DieNeue
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo DieNeue,

herzlichen Dank für Deine Nachfrage. In den letzten Tagen habe ich viel im Forum gelesen, ich schaffe es einfach nicht, mich hier regelmäßig zu Wort zu melden. Umso schöner, dass ich nicht vergessen werde.

Noch immer bin ich krank geschrieben. Die Eingliederung habe ich nicht angetreten. Die Ärztin meinte im letzten Termin, als ich ihr von meiner Angst berichtete, dass ich befürchte, sie würde mich bald wieder zur Arbeit schicken, dass sie eindeutig sieht, dass das nicht möglich ist. Habt ihr meine verquirlten Worte verstanden?
Ich war so erleichtert. Sie fragte noch, wie ich denn auf die Idee komme. Darauf sagte ich nur, dass ich mich innerlich schon beschimpfe, weil ich mich nicht zusammenreiße und faul bin.

Ich habe ihr dann noch gesagt, dass ich die aktuelle Situation mit der Kontaktbeschränkung ganz furchtbar finde. Auch bei ihr in der Praxis, wir Patienten standen schlange im Treppenhaus und wurden einzeln reingeholt. Alles war abgeklebt, "Sabberschutz" bei den Angestellten und der Ärztin, schlecht zu verstehen... Ich finde das total beklemmend. Das macht mir Angst, Corona nicht.
Als ich dann erzählte, wie es mir dabei geht bin ich in Tränen ausgebrochen. Sagte dann, dass ich eigentlich dachte, dass es mir gut geht und gar nicht verstehe, was jetzt los ist.
Ich wohne allein, bin zu innigen Beziehungen nicht fähig. So habe ich derzeit also keine persönlichen Kontakte und fühle mich vereinsamt. Zudem habe ich immer die Befürchtung, anderen auf die Nerven zu gehen und das gerade ganz besonders. Ich möchte mich meinen Freunden nicht aufdrängen indem ich ständig anrufe oder Kontakt über SocialMedia suche. Kann das nicht auch einmal von der anderen Seite kommen?

Im Dienst ist es auch komisch. Die Ärztin hat mich ja weiter krank geschrieben und das habe ich dann zunächst elektronisch meinem Arbeitgeber mitgeteilt. Am Wochenende erhielt ich eine Antwort meines Chefs, der enttäuscht ist, dass ich in der aktuellen Situation nicht helfe.
Während der Woche habe ich mit dem Betriebsrat telefoniert, der eingesehen hat, dass die verabredeten Maßnahmen nicht umzusetzen sind und daher das BEM Verfahren neu durchgeführt werden muss. Mit den von meinem Abteilungsleiter vorgeschlagenen Aufgaben, sozusagen HiWi für alle anderen, würde ja keine Belastungserprobung erfolgen. Das sieht auch meine Begleitung vom IFD so und die Personalabteilung. Nur der Abteilungsleiter versteht es nicht und hört aber auch nicht zu. Ich habe es nun aufgegeben, ihm meine Ansicht zu erklären, warte, bis wir wieder persönlich miteinander reden können.
Jedesmal, wenn ich sehe, dass ich eine Nachricht von ihm habe, geht mein Puls in unmessbare Höhe und ich rege mich tierisch auf. Wenn ich versuche, ihm auch nur unverfängliche Zeilen zu schreiben, die eben nötig sind, dann bin ich so zitterig, dass ich kaum noch die Tastatur treffe.
Gestern zum Beispiel war ich total müde, dann sah ich die Nachricht und war wieder aufgewühlt, fand nicht zur Ruhe.

Ich weiß nicht, wie ich in diese verfahrene Situation Ruhe bekomme und sehe keinen Ausweg für mich. Gestern Abend, als ich mich ganz vereinsamt fühlte, da war die Vorstellung so schön, alles ....... Das kommt mir immer öfter in den Sinn.
Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels!

Die Nachricht meines Chefs hat gleich wieder mein schlechtes Gewissen angetriggert. Dabei weiß ich, dass ich das nicht haben muss. Aber die Gefühle und die Abwertung hören nun einmal nicht auf den Verstand.
Ich möchte ja gern funktionieren und helfen; ich kann einfach nicht. Und meine Kollegen hassen mich mittlerweile bestimmt.

Ich hatte schon überlegt, einfach wieder in den Dienst zu starten, bezweifle aber, dass ich es (mental) schaffe. Im Telefongespräch sagte mein Ansprechpartner vom IFD, dann solle ich das tun wie ich es immer gemacht habe, die Erwartungen anderer erfüllen und mich ganz hintenan stellen. darin sei ich ja geübt. :shock: Deutliche Worte und auf den Punkt. Aber ich weiß einfach nicht weiter.


Liebe Monchen,
ganz herzlichen Dank für Deine Zeilen und den Bericht Deiner Erfahrungen. Wie konntest Du mit der Ungewissheit umgehen, als Du Deinen festen Job aufgegeben hast und eine ungewisse Zukunft vor Dir hattest?
Ich halte es nicht aus, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass ich jemals wieder handlungsfähig und belastbar werde. Wer sollte mich also einstellen, wenn ich doch einmal gescheitert bin?
Zudem kann ich nicht lügen und wie soll ich in einem Vorstellungsgespräch dann erklären, wie es zu dieser Situation kam?

Eine Versetzung in meiner derzeitigen Firma ist eher nicht möglich. Es ist ein kleiner Arbeitgeber in der Branche, insofern ist das Ausweichen auf einen anderen Standort oder eine andere Abteilung nicht möglich. Ich denke auch, dass mein Ruf mittlerweile unterirdisch ist.

Heute habe ich die Sonne genossen und ganz viel frische Luft getankt; ich hoffe, das hilft mir heute Abend zur Ruhe zu finden.

Kleiner Nachsatz: Meine private Berufsunfähigkeitsversicherung hat die Zahlung noch nicht abgelehnt. Allerdings möchten Sie neben der Offenlegung sämtlicher persönlicher Daten (habe ich bereits getan) den Bericht der letzten Klinik haben. Der liegt mir leider nicht vor und ist auch meinem Arzt seit sieben Wochen nicht zugegangen. Sowas stresst mich auch schon, dabei liegt es ja nicht in meiner Macht. Und das Geld aus der Versicherung wäre ein schöner Sicherheitspuffer.
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Peter1 »

Hallo T-Ally
Ist dir klar, das die Anrufe deines Chefs, der Personalabteilung usw. als Mobbing gesehen werden müssen, zumal sie über deine Diagnose informiert sind. Wenn man genauer hinschaut, erfüllen sie sogar den Tatbestand der Körperverletzung. Rede doch einfach mal mit dem Betriebsrat, und erkläre ihm, was diese Anrufe oder Mails bei dir bewirken. Er kann sicher für Abhilfe sorgen.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

wollte dir nur kurz sagen, dass ich deine Antwort gelesen habe. Ich denke, hier denken mehr Leute immer wieder an dich als du denkst. :)

Kurz zu der Sache mit der BU-Versicherung:
Ich denke, du hast mehrere Möglichkeiten:
- die Versicherung soll die Klinik selbst anschreiben und um den Bericht bitten
- du meldest dich selbst bei der Klinik und lässt ihn dir selbst oder deinem Arzt schicken
- dein Arzt soll ihn sich schicken lassen
- du lässt einen Anwalt einen Brief an die Klinik schreiben
Und die Klinik sollte vielleicht wissen, dass du den für die Versicherung brauchst und nicht nur aus Spaß haben willst.

Ich hatte damals bei meiner BU-Versicherung das Problem, dass die ne Bestätigung wollten, wann die Diagnose zum ersten Mal gestellt wurde. Bei der Ärztin war ich nur schon lange nicht mehr. Ich hab da angerufen, aber die Arzthelferin meinte, ich müsste dafür nen Termin bei der Ärztin ausmachen und der nächste wäre in 6 Wochen... Nachdem ich damals eh beim Anwalt war, hat der dann nen Brief an die Praxis geschickt und kurz drauf war die Bestätigung da. Ohne den wär ich, glaub ich, ausgeflippt.

Ich bin froh, dass du die Eingliederung doch noch nicht machst. Ich glaube, das hätte dir nicht gut getan.

Du hast Monchen gefragt, was ihr geholfen hat mit der Ungewissheit umzugehen, als sie ihren Job gekündigt hat. Ich habe damals ja auch meinen Job gekündigt, ohne zu wissen, wie es weitergeht.
Ich habe damals ein Coaching bei dem Pastor meiner damaligen Gemeinde gemacht. Ich hab zwar dadurch nicht rausgefunden, was ich machen soll, aber es ist aufgefallen, dass ich waaahnsinnige Angst hatte. Ich hatte nur Angst. Es war alles beschissen, aber wenn ich was neues mache, könnte es ja noch beschissener werden.
Irgendwann hat er gemeint, es könnte ja auch was Positives bringen. Da hat es dann irgendwie Klick gemacht. Ich habe vor lauter Angst gar nicht gesehen, dass es auch besser werden könnte, dass es mir auch Gutes bringen könnte. Es gab nur "beschissen" und "noch beschissener".
Ich hatte dann nicht die totale Erleuchtung, aber da hat ein bisschen ein Umdenken angefangen.
Klar, ich habe zuhause gewohnt, das war Sicherheit. Aber meine Eltern fanden das auch nicht toll, den Job hinzuschmeissen, und haben gemeint, ich müsste dann trotzdem weiterhin einen bestimmten Betrag an sie zahlen. (Meine Geschwister und ich mussten alle, als wir selbst verdient haben, eine Art Miete an meine Eltern zahlen, wegen den Kosten fürs Wohnen, Essen etc. und auch um zu lernen, wie es ist, wenn man erwachsen ist ;))
Ich wollte studieren, wusste aber nicht was und wo, war total orientierungslos, aber ich hatte immer noch die Möglichkeit mich notfalls in irgendeinen Studiengang einzuschreiben und zumindest irgendwo unterzukommen, um nicht dauerhaft beim Jobcenter zu landen. Das war auch ein bisschen "Sicherheit", aber natürlich auch nicht das Gelbe vom Ei.
Aber der Gedanke, dass es auch Positives bringen könnte, war schon so ein "Mutmacher". Es war dann schon ein komisches Gefühl, als ich dann keine Arbeit mehr hatte, jetzt so zu den Tausenden Arbeitslosen zu gehören, die man sonst nur als Zahl aus der Zeitung kennt.
Aber ich hab es nie bereut. Auch nicht als ich mein Studium wegen den Depressionen abbrechen musste.

Stell dir vor, du hättest jetzt eine Rente, mit der du finanziell gut klar kommen würdest. Würdest du deine Stelle behalten wollen?
(Was ist eigentlich mit der gesetzlichen Erwerbsminderungsrente? Steht dir da was zu?)

So, wurde jetzt doch länger als gedacht...
Gib auf jeden Fall nicht auf! Deine Arbeitsstelle ist nicht das einzige, das es hier auf der Welt gibt. Ich bin mir sicher, es gibt einen Platz für dich, wo es dir besser geht. (Und der ist auf jeden Fall noch hier auf der Erde!)

Liebe Grüße, ich denk an dich!
DieNeue
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T_Ally,

Ich war damals ein bisschen naiv. Hatte mir ausgerechnet, dass ich mit der Abfindung und dem ALG1 schon so 9 Monate altem Niveau leben kann. Und dann war der Plan: ich kümmere mich das nächste halbe Jahr um meine Gesundheit und um meine Weiterbildung und innerhalb von 3 Monaten findet sich dann schon ein Job.
Ich hätte nie gedacht, dass es so lange dauert bis ich wieder arbeiten gehen kann.
Hinzu kam noch, das der Psychiater mir sehr deutlich gesagt hat, dass ich mich entscheiden muss und dass es so wie es jetzt läuft nicht weiter geht. Dann hat er mir meine Möglichkeiten aufgezählt und mir aber auch gesagt dass er mich unterstützt, egal wofür ich mich entscheide.

Im BTZ hat man uns gesagt, dass man bei einer längeren Pause im Bewerbungsgespräch ruhig sagen kann, das man krank war, dann aber betonen muss, dass man wieder arbeitsfähig ist. Auf die genaue Erkrankung muss und sollte man nicht eingehen und der AG darf auch nicht fragen.
Ansonsten wären mögliche Ausreden halt Dinge die der AG nicht überprüfen kann. Pflege von Angehörigen zum Beispiel.
LG und alles Gute für dich,
Monchen
Landunter
Beiträge: 22
Registriert: 23. Sep 2019, 07:40

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Landunter »

Hallo T Ally,

die Arbeitgeber bzw. Kollegen sind schon manchmal sehr schwer zu verstehen. In Deinem Fall wird gemobbt, in meinem Fall erfolgen gar keine Antworten mehr. Mein Chef und auch einige Kollegen hatten immer auf meine Krankmeldung eine gute-Besserung-Mail geschickt, das gibt's nun auch nicht mehr.. Es erfolgt gar keine Reaktion. Aber angeblich ist man ja sooo wichtig. Das passt alles nicht zusammen. Wie ich an anderer Stelle schon schrieb, arbeite ich in einer Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Wie man aber dort mit den Kollegen umgeht, ist unmöglich.

Lass Dich nicht unterkriegen. Alles Gute wünsch ich Dir und halte uns auf dem Laufenden.
Die Welt krankt nicht an menschlicher Unvernunft.
Sie krankt an den Menschen, die ihre Unvernunft ein- und ausschalten können, je nachdem, was es ihnen bringt.

Josh Bazell in "Einmal durch die Hölle und zurück"
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo zusammen,

gerade habe ich die letzten Beiträge hier noch einmal gelesen, bevor ich ein Update schreibe.

Und nach dem Hinweis von DieNeue habe ich einmal direkt in der Klinik angerufen und nach meinem Abschlussbericht gefragt (Danke für den Hinweis, den "Tritt" in den Hintern).
Der Bericht ist leider noch immer nicht fertig. Aber die Nachfragen erhöhen den Druck, sagte auch meine Psychologin, die auch noch einmal nachfassen will. Immerhin wusste die Dame im Sekretariat gleich um was es geht, da sie die schriftliche Anforderung auch bereits hatte.
Nun bin ich gespannt.

Zu meinem beruflichen Desaster:
Ich danke euch allen für Eure Worte, die mir viel bedeuten, insbesondere der Zuspruch und die Wertschätzung hier tun mir gut.
Peter1 und Landunter schreiben von Mobbing, das mir widerfährt. Dieses Wort habe ich einmal nur in einer Mail an meinen Abteilungsleiter erwähnt und gesagt, dass es in Richtung Mobbing gehen könnte und ich diese Entwicklung gern aufhalten möchte. Darauf ist mein Chef total aus der Höhle gekommen. Mit dem Wort Mobbing habe ich bei ihm wohl etwas angetriggert, oder er hat Angst bekommen. Jedenfalls meinte er, nach Rücksprache mit dem Betriebsrat sei es keinesfalls Mobbing.
Ich bin auf jeden Fall froh, dass ich hier un an Hand meiner Mails den Zeitverlauf gut dokumentiert habe und so bei "Gefahr" jederzeit eine genaue Darstellung der Entwicklung geben kann.

Denn meine Zukunft in dem Betrieb sehe ich nicht ganz schwarz, aber sehr dunkel.

Letzte Woche war ich kurzzeitig guter Dinge, hatte eine gute Stimmung und war relativ entspannt. Zum Wochenende wurde es etwas schlechter, aber ich hatte die Hoffnung, durch viel Bewegung und frische Lust aus dem kleinen Tief herauszukommen.
Dann erhielt ich einen Anruf meiner Krankenkasse, der mit den grünen Buchstaben. Beginnend mit einem großen B. Bislang habe ich auf den Laden nichts kommen lassen, bin quasi seit Geburt dort versichert und habe mein Krankengeld bislang immer problemlos erhalten.
Nun hat der Mitarbeiter aus Münster oder Wuppertal mich allerdings sehr unter Druck gesetzt. Ich würde zu Lasten der Solidargemeinschaft mein Krankengeld erhalten und müsse doch nun zusehen, wieder im Job zu starten. Schließlich sei ja bereits eine Eingliederung terminiert gewesen, die Arbeitsfähigkeit also gegeben. (Ich fühlte mich seinerzeit innerlich unter Druck, das tun zu müssen, es war nicht auf ärztlichen Rat). Nur durch Corona wurde das durchkreuzt, aber da hätte ich doch nun neue Absprachen treffen können.
Meinen Hinweis, dass mein Arbeitgeber auf meine Kontaktversuche nicht eingeht, hat er abgewiesen und meinte, dann müsse ich hartnäckiger sein. Darauf sagte ich, dass ich mich nicht mehr anbiedere und rechtfertigen möchte und daher auf eine Antwort vom Arbeitgeber warte. Er sagte dann, dass er sich Anfang Mai wieder meldet und ich beim Arztbesuch direkt einen Eingliederungsplan erstellen lassen soll. Wenn der Arbeitgeber den nicht annimmt, dann wisse ich ja, woran ich bin. Er drohte noch mit Gutachter und alternativ, dass ich mich dann berenten lassen müsste.
Ich bin nun sieben Monate krank, so lange war ich noch nie krank, aber eigentlich hat man doch 1,5 Jahre Zeit, warum macht er dann nach nicht einmal der Hälfte der Zeit so einen Druck?

Jedenfalls hat das Telefongespräch mich sehr aus der inneren Ruhe gebracht und mich wieder um einiges zurückgeworfen. Ich denke immer, ich tue doch alles, um wieder in den Job zurückzukehren, aber scheinbar ist es nie genug.

Meine Begleitung vom IFD sagte nur, dass diese unsägliche Vorgehensweise der Krankenkassen leider zunimmt. Ich solle nächstes Mal sagen, dass mich diese Art Gespräche leider zurückwerfen und ich nun erst einmal wieder innere Stabilität erlangen muss, an Arbeit daher nicht zu denken ist. Vor einem Gutachter bräuchte ich keine Angst zu haben, meinte sie, der würde doch erkennen, dass bei mir momentan nichts geht. Und die Berentung ist auch kein schlechtes Ziel, immerhin kämpfe ich ja noch um die Bewilligung der LTA, aus der heraus einiges möglich ist.
Das hat mich dann alles wieder etwas beruhigt.
Die Begleitung meinte auch, dass wir erst einmal alle unter Generalverdacht stehen, wenn wir Sozialleistungen beziehen, da leider einige der Entscheidungsträger meinen, dass diese Leistungen "erschlichen" werden und die Leute sich darauf ausruhen. Sie findet diese Sichtweise auch schlimm.

Bzgl. LTA hatte die Rentenversicherung diesen Antrag im ersten Versuch abgelehnt, da die Reha Klinik leider den abgesprochenen Hinweis im Abschlussbericht vergessen hat. Ich habe Widerspruch eingelegt, diesen später begründet und soll nun neue Arztberichte vorlegen. Somit ist die Ablehnung noch nicht abschließend. Der IFD meinte, das sei ein gutes Zeichen.
Zudem wurde mir von dort gesagt, dass ich in einem mich krankmachenden Arbeitsumfeld tätig bin und wir das herausstellen sollten. Das ist mir so noch nie bewusst geworden.

Mein Arbeitgeber zeichnet sich erneut durch großes Einfühlungsvermögen aus :roll:
Ich erhielt nur eine knappe Mail vom Abteilungsleiter, ob ich denn Anfang Mai zurückkehre. Zum Glück ging diese Anfrage an alle am BEM Beteiligten, so dass der IFD umgehend geantwortet hat und sagte, dass seit mehr als vier Wochen das geplante neue Gespräch für die neuen Vorgehensweisen im Rahmen des BEM aussteht. Ein Gespräch wurde bislang nicht anberaumt und daher werde ich noch nicht an den Arbeitsplatz zurückkehren.
Mein Chef hat die letzten Mails also nicht gelesen und weiterhin keine Ahnung von der Vorgehensweise im Rahmen des BEM und der Eingliederung. Ist nur fraglich, ob er denn diesmal die Mail und die Ausführungen gelesen hat.

Heute hatte ich eine Therapiestunde und es kam die Frage, ob ich überhaupt wieder dort hin will. Ich kann klar sagen, dass ich es eigentlich nicht möchte, ich aber keine Alternative habe. Es ist nun einmal mein Ausbildungsberuf und ich muss ja sehen, dass ich wieder Geld verdiene.
Ich soll mir mal Gedanken über Alternativen machen, was ich gern machen würde, einfach rumspinnen. Leider habe ich keine Idee. Aber bis zur nächsten Stunde ist ja noch Zeit.
Das ist wohl auch mein Hauptproblem, dass ich gar nicht weiß, was ich will, wer ich bin. Denn das wurde nie gefragt. Ich habe immer nur gemacht, was erwartet wurde...
Und ich habe so große Angst zu versagen. In allen Bereichen des Lebens!

So, das war es erst einmal. Ich hoffe, ich finde einen Ausweg aus meinem Dilemma.

Liebe Grüße an alle Leser :-)
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T-Ally,

ich möchte kurz etwas zum Thema Mobbing schreiben. Wir hatten das Thema in einer Betriebsratsschulung. Der Dozent sagte, dann dass er als Arbeitsrechtler das Wort nicht mehr hören kann. Es wird sehr inflationär benutzt. Nicht jede Ungerechtigkeit ist direkt Mobbing.
Es gibt dafür von rechtlicher Seite her schon so was wie Kriterien, wann es Mobbing ist und wann nicht. Ich bekomme das nicht mehr ganz zusammen... Mobbing geht meistens von einer Gruppe gegen eine einzelne Person; es ist systematisch und geht über Monate; gemeint ist ein wirklich massives Vorgehen gegen die Person mit dem Ziel diese in irgendeiner Form zu schädigen.... Wie gesagt, ich kriege es nicht mehr ganz zusammen. Geht die ganze Aktion vom Chef aus, nennt es sich Bossing.
Hängengeblieben ist bei in wenigen Fällen, in denen die Leute von Mobbing reden, ist es auch Mobbing.

T-Ally das soll jetzt nicht die Vorgehensweise deines Chefs rechtfertigen, erklärt aber evtl. die Einschätzung des Betriebsrats.
Ich gestehe nach ein paar Jahren Betriebsrats-Arbeit kann ich das Wort auch nicht mehr hören.
Es heißt auch nicht, dass ich die Vorgehensweise deines Chefs okay finde. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er deine Mail nicht gelesen hat. Es hat ja auch Vorgesetzte und ggf eine Personalabteilung, wer weiß denn welche Anweisungen er bekommen hat? Ich will ihn gar nicht in Schutz nehmen, aber ich hab halt durchaus öfter erlebt dass die Chefs nur die Ausführenden der Personslabteilung waren. Um sich gegen diese durchzusetzen und dort seine eigene Meinung zu vertreten, muss man schon echt A.... in der Hose haben und so viel Popo haben Wenige.

Ich finde das gut was deine Therapeutin von dir möchte. Träumen, rumspinnen und daraus evtl. eine neue Perspektive entwickeln.
Wenn bei mir die Vorraussetzungen stimmen würden, würde ich mich gern selbstständig machen mit einem "Kreativ-Laden", neben der Möglichkeit dort alles fürs kreative Hobby kaufen zu können, würde ich gerne Kurse anbieten wie Kosmetik selber machen, Seife sieden, Taschen nähen, freies Malen etc. Kursräumen können auch vermietet werden und im besten Fall ist noch ein kleines Kreativ-Cafe dabei. Kaffee, Kuchen, kleine Snacks und man trifft sich dort zum Stricken, Malen, Basteln... Aber zum einen fehlt mir das Geld, ich würde es auch krankheitsbedingt nicht mit einer Selbstständigkeit hinbekommen und selbst wenn das alles passen würde, für die Selbstständigkeit bin ich zu schissig. Aber der Traum, schon abseits vom Beruf, ist da. Vielleicht ergibt es sich ja irgendwann mal in kleinen Teilen, das komplette Paket ist auch sicherlich zu viel für eine Person. Hab das Ganze auch mal für mich so als Spinnerei entwickelt.
Kreativ bist du ja auch unterwegs, vielleicht fällt dir da was ein was du machen könntest? Nicht unbedingt als alleinige Geldquelle, aber vielleicht im Hauptjob die Stunden reduzieren und nebenbei etwas anderes versuchen? Bei mir gibt es auch einen Laden, wo man monatsweise Regale bestücken kann. Die Inhaberin übernimmt dann, gegen Regalgebühr, den Verkauf.
Nur so ein paar Gedanken am Abend von mir...
LG, Monchen
Peter1
Beiträge: 3399
Registriert: 15. Apr 2018, 12:06

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Peter1 »

Hallo Monchen
Meiner Meinung nach müssen bei psychisch gestörten Mitarbeitern andere Maßstäbe gesetzt werden, als bei gesunden, auch in Bezug auf Mobbing. Mobbing kann sehr wohl auch von einer einzelnen Person ausgehen. Die dauernden Anrufe und E-Mails könnte man auch als Belästigung betrachten, mit etwas Fantasie sogar als Körperverletzung. Ich würde bei Anrufen von der Firma grundsätzlich wortlos auflegen, und E-Mails gar nicht erst öffnen. Wenn ich Au bin, existiere ich für den Betrieb nicht.

Alles Gute und Schöne Peter
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo mal wieder,

in den letzten Beiträgen von Euch wurde auf das Wort und die Definition von Mobbing eingegangen. Bei mir ging es da um Situationen vor etwas längerer Zeit, die aktuell gar nicht im Fokus stehen. Es war aber schon so, dass über einen längeren Zeitraum zwei Kolleginnen mich zunehmend ausgegrenzt haben, mir über den Chef Vorwürfe haben ausrichten lassen. Es wurden Türen geschlossen wenn ich in die Nähe kam, mit mir wurde nicht mehr gesprochen, ich habe aktuelle Informationen nicht mehr erhalten. Von daher empfand ich es schon als einen Weg in Richtung Mobbing und wollte über den Chef erreichen, dass dieser Entwicklung vorzeitig entgegengewirkt wird. Das war mein einziger Antrieb um das Wort zu erwähnen, ich hatte gar keine akute Handlung darauf aufbauend im Sinn. Ich frage mich nach wie vor, warum mein Chef darauf abging wie eine Rakete.

Ich kann auch noch ein Update geben, wie es von Seiten meines Chefs aktuell eine neue Breitseite gab. Per Mail - mit Kopie an alle am BEM Beteiligten - hat er mich gefragt, ob ich direkt nach meiner AU wieder starte, also zeitnah wieder antrete. Darauf hat meine Begleitung vom Integrationsfachdienst geantwortet und noch einmal alle rechtlichen Vorgaben erläutert sowie hinzugefügt, dass ich durch die zeitlichen Vorgaben und Fristen, natürlich nicht umgehend starten kann.
Ich wollte zuverlässig sein und habe am Folgetag in einer Mail - nur an meinen Chef - noch ergänzt, dass ich durch die Fristen und einzuholenden Zustimmungen zur Eingliederung natürlich nicht sofort starten kann und auf einen neuen Termin für das weitere und aktualisierte BEM Gespräch seit meiner letzten Mail vor einigen Wochen warte. Darauf erhielt ich einen Vorwurf von ihm zurück, dass er nicht nur den Betrieb in der Pflicht sieht, sondern auch mich. Ich hätte mich eher um einen Termin kümmern müssen.
Da war mein Geduldsfaden wieder durch und ich nervlich am Ende. Egal, was ich tue oder nicht, es ist falsch. Ich habe in meiner vorigen Nachricht (Anfang April) um ein aktuelles Gespräch gebeten, es erfolgte keine Antwort, keine Abstimmung eines Termins. Ich wollte mich nicht aufdrängen und ständig nerven. Zudem, wie soll ich von extern drei Mitarbeiter und externe Beteiligte unter einen Hut bekommen? Wie von extern eine Telefonkonferenz starten? Aber klar - ich bin wieder schuld und die Dumme.

Einige Stunde später erhielten alle am BEM Beteiligten eine Nachricht der Personalabteilung, in der diese sich für die Verzögerung entschuldigte und die hektischen letzten Wochen sowie Urlaub als Erklärung anführte. Sie hat es also verstanden, mein Chef nicht!

Ich möchte mich aber nicht mehr rechtfertigen; ich denke, mit diesem empathielosen Egomanen wird es ohnehin nichts mehr. Ihm ist wichtig, dass er in jungen Jahren bereits eine Abteilung mit X Mitarbeitern leitet, das ist für seinen Status wichtig. Wie das erfolgt ist dabei egal.
Auch wenn ich wieder anfange dort, wird es immer wieder Reibungen und Missverständnisse sowie Schuldzuweisungen geben und ich weiß schon jetzt, dass ich ständig überwacht, kritisiert und für schuldig befunden werde.

Mein Antrieb dort wieder einzusteigen ist ausschließlich meiner Erziehung und dem Gefühl von "ich muss ja was leisten" zuzuschreiben. Innerlich schreit es heftigst "Ich will nicht!"
Mal sehen, wie ich das Dilemma in den Griff bekomme.

Immerhin habe ich ein paar berufliche Vorstellungen notiert. Die gehen in eine ganz andere Richtung und sind vom Gehalt her wesentlich niedriger. Aber ich muss ohnehin nicht jedes Jahr in den Urlaub und spare derzeit einen Großteil meines Einkommens. Dann muss ich nur damit leben lernen, dass eben nicht mehr soviel übrig ist. Mal sehen, ob ich den Mut aufbringe, meinem Leben eine neue Richtung zu geben.

@Monchen
Ich habe eine Frage an Dich. Du hast doch über die Rentenversicherung eine Maßnahme mitgemacht, oder? Ging es da um eine Umschulung oder Weiterqualifikation? Oder um die Wiedererlangung der Belastungsfähigkeit?
Momentan bin ich mit der Begleitung vom IFD und durch den LTA Antrag dabei, zu ergründen, was eigentlich geht. Der IFD sagte in letzter Zeit mal, dass ich in einer mich "stark belastenden Arbeitsumgebung" versuche wieder Fuß zu fassen und das nicht "unbedingt erfolgreich" sein wird. Es kamen auch schon Stichworte wie berufliche Reha, Qualifizierung, Umschulung, Beratung über Potentiale etc. auf den Tisch. Ich habe so gar keine Vorstellung davon, was eigentlich möglich ist bzw. wäre... Aber um für die Zukunft, auch jetzt mit Corona und der steigenden Arbeitslosigkeit nicht den Kopf in den Sand zu stecken, möchte ich mich schon ein wenig informieren.

Allen ein schönes Rest-Wochenende und viele Grüße und viel Kraft für die nächste Zeit!
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich finde, du hörst dich diesmal anders an. Mutiger und offener für neues, informierst dich. Schön, dass du ein paar grobe Vorstellungen an alternativen Berufen hast. Ich denke, du schaffst es, einen neuen Weg für dich zu finden.

Liebe Grüße und ganz viel Zuversicht,
DieNeue
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

@T_Ally,

Ich war übers Arbeitsamt in einer sog. beruflichen Reha. Aber da waren auch viele von der Rentenversicherung.
Meine Maßnahme lief unter dem Titel: Integration auf dem ersten Arbeitsmarkt.
In meinem Fall konkret Belastbarkeit steigern und auch zu gucken, ob das was ich will wirklich noch geht.
Falls es nich gegangen wäre hätte man mit mir Perspektiven erarbeitet und in die Wege geleitet.
Es gab dort auch eine 6-wöchige Maßnahme, die rein zum Testen der Belastbarkeit war.
Integration in den ersten Arbeitsmarkt kann auch bedeuten, dass man über Umschulung oder kürzere Kurse redet. Das wird dann mit einem besprochen, soweit möglich angeleiert und man sollte das was man machen will auch mal per Praktikum testen. Das geht innerhalb so einer Maßnahme ganz gut, weil man einfach versicherungstechnisch abgesichert ist.
Ich hoffe, damit hab ich deine Fragen beantwortet.
LG, Monchen
Schlumpffine
Beiträge: 374
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Schlumpffine »

Hallo T_ally,
aus Deinen Beiträgen ziehe ich folgenden - durchaus falschen-Schluss: Kommunikationsproblem und dann den daraus resultierenden Konflikten.
Kommunikation über "Dritte"- Mail, Briefe,Vorgesetzter- führt immer zu Mißverständnissen, die letzlich in mehr oder minder offenen Konflikten münden.
Ein "offenes konstruktives Geprächsumfeld" mit gegensätzlicher Wertschätzung führt immer zu einem besseren Ergebnis als ein von gegensätzlichen Vorwürfen geprägtes Gesprächsumfeld. Leider ist manchmal sehr schwer umzusetzen.
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
Schlumpffine
Beiträge: 374
Registriert: 3. Mai 2020, 18:29

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Schlumpffine »

"Der IFD sagte in letzter Zeit mal, dass ich in einer mich "stark belastenden Arbeitsumgebung" versuche wieder Fuß zu fassen und das nicht "unbedingt erfolgreich" sein wird."
Diese Aussage steht eigentlich dafür, such Dir einen neuen Job
Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt. Konfuzius
Worte haben die Macht zu zerstören und zu heilen. Wenn Worte sowohl wahr als auch freundlich sind, können sie unsere Welt verändern. “~ Buddha
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

gelesen habe ich Eure Beiträge schon früher, aber mit meinem Antrieb ist es leider typisch depressiv und manchmal mag ich die Gedanken auch gar nicht in die Richtung des Berufes lenken. Dann werde ich panisch.

@Monchen: Lieben Dank für Deine Ausführungen. Mein LTA Antrag wurde ja zunächst abgelehnt, nun hat die RV aber auf meinen Widerspruch hin erneut Berichte bei Arzt und Therapeutin angefordert. Immerhin kann ich mir durch Deine Erläuterungen jetzt ein kleines Bild machen, was möglich wäre, wenn...

@Schlumpffine: Auch im Betrieb habe ich Kommunikationsprobleme mit meiner direkten Führungskraft. Ich glaube, wir kommunizieren auf verschiedenen "Ebenen". Er ist rein sachlich und kann meine von Emotionen getragenen Äußerungen nicht einordnen. Für mich unheimlich wichtige Dinge empfindet er als unwesentlich. Ich kann leider im Gespräch die Ebene nicht wechseln, da die Emotionen mich vollumfänglich einnehmen.
Aber bin ich deswegen ein schlechter Mitarbeiter? Ich reflektiere mich viel und weiß daher zum Beispiel, dass ich als Führungskraft nicht geeignet bin. Sollte eine Führungskraft nicht auch ein wenig Fingespitzengefühl aufweisen? Gerade was Menschenführung und unterschiedliche Charaktere angeht? Wahrscheinlich verlange ich wieder zuviel...

Im Hinblick auf meinen Arbeitsplatz hast Du sicherlich recht, dass ich mir einen neuen suchen müsste. Aber momentan stehe ich mir komplett selbst im Wege. Ich traue mir rein gar nichts mehr zu, habe totale Angst zu versagen und Fehler zu machen, habe kaum Energie. Da ist es schwer, sich auf die Suche zu begeben. Und innerlich ist mein Kritiker lautstark am Meckern, dass ich endlich den Hintern in Bewegung setzen soll und mein Leben in die Hand nehmen muss.
Es ist also nichts mit entspannt zu Hause sein und Kraft tanken.
Innerhalb von fast einem Vierteljahrhundert habe ich zweimal aus eigenem Antrieb neue Arbeitsstellen gefunden und einen Neuanfang geschafft. Aber es war mit besserer Verfassung beide mal sehr schwer. Hat mich viel Kraft und Tränen gekostet, bis ich mich sicher fühlte. Das Ganze kann ich kraftlos gar nicht schaffen. Und bei meinem aktuellen Arbeitgeber bin ich annähernd ein Jahrzehnt beschäftigt und fühle mich noch immer nicht richtig sicher und angekommen. Auch nicht angenommen.

xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Letzte Woche fand mein BEM Gespräch im Rahmen einer Telefonkonferenz statt. Das war schon anstrengend, wer darf wann reden, teilweise komplettes Schweigen. Mein Chef, der für mich gefühlt genervt, meine Einwände abtat. Mein Tränenausbruch, der vom meiner IFD Begleitung bemerkt wurde, die anderen kann ich nicht beurteilen.
Jedenfalls wurden all die schönen Vereinbarungen, die meinen Einstieg erleichtert hätten, durch das Kontaktverbot hinfällig. Es blieb nur noch dabei, dass ich ein Einzelbüro bekomme (mein ursprüngliches hatte mein Chef mir ja genommen um die Spannungen im Umfeld zu beseitigen), dies jedoch in einer anderen Etage liegt. Lt. meinem Chef ja kein Problem, da ich eh nur zwei Stunden täglich erscheine. Da ist wieder das Problem der Wertschätzung, das in mir lodert.
Dann habe ich keinen Ansprechpartner, da die Kollegen teilweise in das Umland versetzt wurden, damit jeder allein sitzt. Kontakt nur per Telefon ist für mich schwierig, da ich ungern telefoniere, mir geht dabei zuviel verloren. Und das Thema Vereinsamung ist für mich eh ein ganz heißes Eisen.
Die ursprünglich vereinbarten regelmäßigen Feedback Gespräche mit dem Chef können dann auch nur am Telefon erfolgen, meist sagt er solche Termine eh ab.
Es war auch vereinbart, dass ein Kollege mich am ersten Tag in Empfang nimmt und mir die Neuerungen darlegt, das ist lt. Chef gar nicht erforderlich, da alles so ist, wie ich es kenne. Ich sage nur Wertschätzung. Die Kollegen sitzen alle woanders, ich weiß nicht, wie die Post verteilt wird bzw. zu verteilen ist; vieles erfolgt im Rahmen von Telefonkonferenzen, wie komme ich als Teilnehmer dazu? Die ganzen spontanen Hilfen des Staates im Rahmen Corona betreffen konkret mein Arbeitsfeld - ein Überblick wäre toll. Mein Chef findet das unerheblich. Für mich sind solche Dinge zum Wohlfühlen wichtig, damit ich mich sicher fühle. Für ihn sind das unwichtige Nebensächlichkeiten.
Auch in diesem Gespräch kamen mir beim Punkt "Kontaktverbot und Mundschutzpflicht" die Tränen; wie schon im Faden "Corona-Krise" berichtet. Daher sehe ich das mittlerweile als hochgradig "triggernd" an. Ist natürlich im beruflichen Umfeld von "höher, schneller, weiter" nicht gerade hilfreich.
Die Begleitung vom IFD sagte mir auch, dass mein Chef mich triggert und ich daran arbeiten müsse, dass in den Griff zu bekommen. Den ausgelösten Gefühlen mit dem Verstand begegnen.

Es war also sehr ernüchternd für mich und hat mich in ein ziemliches Tief gestürzt. Anschließend war ich -nach einem ersten emotionalen Zusammenbruch- an der frischen Luft spazieren und kam zu dem Gedanken, dass ich endlich akzeptieren muss, dass ich in diesem von wirtschaftlichem Erfolg dominierten Umfeld nicht mehr bestehen kann. Und will. Aber dann kommt wieder die Angst durch:
-immerhin habe ich einen unbefristeten Arbeitsplatz
-bekomme sicheres Gehalt
-durch Corona wird der Arbeitsmarkt schlecht werden, bis zum erneuten Fachkräftemangel wird es lange dauern
Das alles spricht für das Festhalten am Arbeitsplatz, der mich krank macht.

-Vier Klinikaufenthalte und längere Arbeitsunfähigkeiten zeigen deutlich, dass es so nicht weitergeht
-was bringt das sichere Gehalt, wenn ich nur noch an Suizid denke?
-mein Empfinden sagt mir, dass der Arbeitgeber mich ohnehin loswerden will, und das schafft er auch, trotz GdB und Gleichstellung
-mich das Thema meines Arbeitsplatzes gar nicht interessiert
-mich die Prägung der Kollegen "wer ist der Tollste" eher abstößt
-ich keinen Sinn in meiner Arbeit sehe, außer der Sicherung meines materiellen Lebens
Das sind die Gründe, die mir für einen Abschied von diesem Job einfallen.

Allerdings steht die große Angst dagegen.
Warum soll die Solidargemeinschaft dafür zahlen, dass ich mir den falschen Job ausgesucht habe (als ich unwissend mit 15 Jahren Bewerbungen schreiben musste und das Arbeitsumfeld noch ein ganz anderes war). Diesen Vorwurf hat man mir auch von Seiten der Krankenkasse gemacht, der ich nach dem Gespräch geschrieben habe, dass ich mich aktuell nicht in der Lage sehe, eine Eingliederung anzutreten.
Mir macht die Unsicherheit zu schaffen.
Ich soll meinem Arbeitgeber zeitnah Bescheid geben, wann ich die Eingliederung starte. Wenn ich nun dort sage, dass ich das nicht schaffe, denn denke ich, dass der Drops für mich gelutscht ist. Kein Weg mehr zurück führt. Aber wie geht es dann für mich weiter?
Die Krankenkasse macht schon Druck, möchte kein Krankengeld mehr zahlen. Die Rentenversicherung zieht den LTA Antrag in die Länge. Durch Corona wird es eh noch eine lange Zeit keine Maßnahmen (Reha / Umschulungen) geben. Arbeitslosengeld ist begrenzt. Ich kann mit dieser unsicheren Perspektive nicht umgehen.

Und dieser ganze Kuddelmuddel in meinem Kopf führt dazu, dass ich mich eigentlich nur noch frage wann und wie.
Ich wünschte, es hätte mich nie gegeben! Dieser Satz ist momentan der drängendste in meinem Kopf.

Das hört sich gerade alles sehr sachlich an, weil ich mich distanziert habe. Aber wenn ich drüber rede, dann kommen so viele Emotionen, die über mich hinwegfluten und mir die Aussichtslosigkeit meine Daseins vor Augen führen.

Ich weiß einfach nicht, wie es für mich weitergehen soll!
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

lass dich mal ganz lieb umarmen. Dass du bei dem Thema Panik bekommst, kann ich gut verstehen. Das war bei mir auch so. Sobald man sich auch nur ein bisschen dem Thema genähert hat, kamen Angst und Panik.
Diesen Gefühle mit dem Verstand zu begegnen ist da echt schwer.
T Ally hat geschrieben:Warum soll die Solidargemeinschaft dafür zahlen, dass ich mir den falschen Job ausgesucht habe (als ich unwissend mit 15 Jahren Bewerbungen schreiben musste und das Arbeitsumfeld noch ein ganz anderes war). Diesen Vorwurf hat man mir auch von Seiten der Krankenkasse gemacht, der ich nach dem Gespräch geschrieben habe, dass ich mich aktuell nicht in der Lage sehe, eine Eingliederung anzutreten.
Diese Krankenkassen sind manchmal echt zum K...! Wieso die Solidargemeinschaft für dich zahlen soll?? Weil du mindestens 25 Jahre in die Versicherung eingezahlt hast!! Krankengeld und Arbeitslosengeld ist keine Leistung, die man einfach so bekommt, ohne was dafür zu tun. Es ist eine Versicherungsleistung, die jedem zusteht, der was eingezahlt hat.
Ob du dich mit 15 für den "falschen" Job entschieden hast, oder ob du nur blöderweise einen Autounfall hattest und jetzt krank bist oder sonst irgendwas hast, das hat die Kasse nicht zu interessieren. Und Vorwürfe hat sie dir da auch nicht zu machen.
Scheinbar hat die Person, die dir das mitgeteilt hat, selber den falschen Job erwischt. Es ist dein gutes Recht krank zu sein und auch Versicherungsleistungen zu bekommen.
Sowas regt mich echt auf... bei meinem Vater haben die neulich das gleiche Spiel abgezogen. Er ist jetzt 61, hat vor Kurzem seinen Job verloren, weil die Firma insolvent wurde, er hatte vor 10 Jahren einen Burnout und ist jetzt wieder wegen der Psyche krankgeschrieben. Da hat neulich auch wieder eine von der KK, die ihm schon vor 10 Jahren ständig Druck gemacht hat, angerufen und ihn wieder unter Druck gesetzt, genau wie bei dir auch wegen seinem Krankengeldbezug. Das ist so eine Unverschämtheit, weil mein Vater sein ganzes Leben lang in diese Kasse eingezahlt hat. 45 Jahre lang hält die Kasse schön die Hand auf und wenn man dann was braucht,
wird man hingestellt, als würde man sich was weiß ich was einbilden, wieso man jetzt plötzlich Leistung kriegen sollte. Dass sie dir auch noch ein schlechtes Gewissen machen, ist echt perfide.
Lass dir nicht so einen Scheiß einreden!
T Ally hat geschrieben:Innerhalb von fast einem Vierteljahrhundert habe ich zweimal aus eigenem Antrieb neue Arbeitsstellen gefunden und einen Neuanfang geschafft. Aber es war mit besserer Verfassung beide mal sehr schwer.
Heißt aber auch, dass du einen recht guten Lebenslauf vorweisen kannst. Es gibt genügend Leute, die alle zwei Jahre die Stelle wechseln, das kommt immer nicht besonders gut an, weil man als Arbeitgeber davon ausgeht, dass derjenige auch bald wieder weg ist. Du bist loyal und hast Durchhaltevermögen. Du bist aus eigenem Antrieb gegangen, man hat dich nicht rausgeschmissen, weil deine Arbeit so schlecht gewesen wäre. Dass es für dich schwer war, das will ich nicht runterspielen, aber wenn man von außen draufschaut, sieht es nicht ganz so katastrophal aus, wie es für dich war oder sich anfühlt.

Ich wünsche dir, dass es dir bald wieder besser geht!

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

wie geht es dir denn heute? Ich denke öfters an dich. Gib nicht auf! Du bist nicht alleine, wir sind für dich da.

Liebe Grüße,
DieNeue
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Liebe DieNeue,

herzlichen Dank für Deine Zeilen, dass Du Dir Zeit für mich genommen hast. Und für Dein Interesse.

Die letzten Tage waren ein Albtraum für mich. Ich bin so angespannt, dass ich Kopfschmerzen habe, einen steifen Nacken und Magen- / Darm- Beschwerden. Ich merke also körperlich, dass ich nicht weiß, was ich machen soll.
Wobei ich leider auch nur noch mit deutlicher Dosiserhöhung des Atosil in den Schlaf finde. Ich bekomme den Kopf nicht aus...

Ich habe das geänderte Protokoll zu dem BEM-Gespräch gerade erst gelesen, vorher habe ich mich nicht getraut, fühlte mich nicht gefestigt genug. Schon beim Lesen stieg wieder mein Puls, weil es eben keine Eingliederung mehr wird, sondern ich setze mich ins Büro und soll direkt funktionieren. Ich hatte erst die Eingebung direkt NEIN zu schreien, damit bin ich die letzten Tage herumgelaufen. Jetzt denke ich, in Anbetracht der schlechten Arbeitsmarktlage, ich werde es versuchen. Wenn ich in mich reinhöre, dann traue ich mir das nicht zu, da meine Führungskraft mir bei Fragen telefonisch zur Seite stehen will. Aber er ist meist nicht erreichbar und wenn dann kommen ausweichende Antworten. Als Hilfe sehe ich das nicht an.

Ich werde morgen versuchen, zeitnah einen Termin beim Facharzt zu bekommen um dort zu besprechen, wann ich mir die Eingliederung zutrauen sollte und ob das Aussicht auf Erfolg hat. Wenn mir wieder die Tränen kommen, dann ist das ein Zeichen.

Und die Eingliederung an sich ist ja auch ein Test, wenn ich merke, dass es nicht geht, dann muss ich das annehmen. Aber kann ich das?

Ich habe Bedenken, die Unterstützung vom IFD weiter einzubinden, da ich mitbekommen habe, dass keine Finanzierung mehr erfolgt, da ich wohl schon über den pauschalen Betrag hinaus die Unterstützung benötigt habe. Und ich möchte niemandem zur Last fallen.

Irgendwann muss ich doch wieder funktionieren! Oder?
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T-Ally,

ich glaube, ich hab es dir schon gesagt: schwierig ist vor allem dein allerletzter Satz.
Eine Bekannte aus der Tagesklinik hat auch lange so gedacht, auch mit allen Mitteln die Eingliederung versucht und durchgedrückt.... Inzwischen redet sie anders. Sie muss nichts mehr aushalten, nur um zu funktionieren....
Mein Onkel war immer ein Workaholic. Immer wieder hatte er aber auch stressbedingte, gesundheitliche Probleme. Vor 6 Monaten hat er noch davon gesprochen, auch nach seiner Rente noch zu arbeiten. Seit letztem Sommer wurde eine Suchtproblematik immer stärker, er zog sich deutlich von allem zurück, im Januar dann kam noch ein Todesfall hinzu. Jetzt ist er, zum ersten Mal in seinem Leben, länger krank geschrieben, hat Reha beantragt, spricht davon vorzeitig in Rente zu gehen, macht eine Therapie.... Und, naja, ab und an mal in der Firma auf Honorarbasis Schulungen zu geben. I

Setze dich da bitte nicht zu sehr unter Druck. Du musst nicht um jeden Preis funktionieren.

Auch wenn es mich psychisch erstmal zurück geworfen hat, dass ich wahrscheinlich noch bis Ende Juli oder August, nur 30 Stunden arbeite, war im Nachhinein gut. Finanziell zwar sehr eng, aber einen zusätzlichen freien Tag in der Woche kann ich inzwischen auch genießen und ich denke es war/ist nicht schlecht. Das Arbeitslevel eine Zeit lang auf einem niedrigeren Niveau zu lassen.
Vielleicht ist es ja gür dich auch eine Option, zumindest für einen längeren Zeitraum nicht voll zu arbeiten? Klappt es jetzt, wie angedacht wären es bei mir 9 Monate gewesen.
Dein Chef war bisher nicht der kooperativste.
Theoretisch hat man eine rechtliche Möglichkeit seine Stunden zu reduzieren, dafür gibt es ein festgelegtes Vefahren. Nur keinen rechtlichen Anspruch darauf, das Ganze wieder rückgängig zu machen. Vertraglich regeln lässt dich das aber bestimmt.

Ich hab keine Ahnung wie sich ein IFD finaziert. Ein Kollege von mir hatte die ziemlich lange mit im Boot. Bestimmt 1,5 Jahre, was vor seiner Eingliederung schon gelaufen war, weiß ich nicht. Darüber gab es auch einen persönlichen "Jobcoach" der ihn in der Firma beim Arbeiten begleitet hat und versucht hat mit ihm zu erarbeiten, dass die Arbeit ihn so nicht stresst. Das war sicherlich viel mehr, als das was du bisher hattest. Der kam bestimmt 10x immer für halbe Tage. Die üblichen Eingliederungsgespräche kamen dann noch hinzu.
Frag doch mal nach wie es aussieht, ob ihr vielleicht einen Antrag stellen müsst, ob es Alternativen gibt...?
Ich fände es echt doof, wenn da so mitten im Prozess auf einmal Schluss wäre. Es hört sich so an, als könntest du du Unterstützung gut gebrauchen.

Soweit meine Gedanken zu dem Beitrag.
LG, Monchen
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

in der nächsten Woche beginnt meine Eingliederung. Und ich habe schrecklich große Angst!

Nachdem die Ärztin ganz angetan davon war, dass ich diesen Schritt versuchen möchte, mich aber auch nachdrücklich darauf hinwies, dass ich abbrechen soll, wenn es nicht geht, habe ich den Vordruck an meinen Arbeitgeber geleitet.
Dann suchte die Personalabteilung den Kontakt zu mir, da die Kollegin im Gruppentelefonat nicht den Eindruck hatte, dass es mir gut genug dafür geht. Auch die Begleitung vom IFD fragte, ob ich das mit gutem Gefühl angeleiert habe. Und ich habe jeweils ehrlich geantwortet, dass ich mich gedrängt gefühlt habe, es nun aber versuchen möchte.

Wenn ich das jetzt Revue passieren lasse, dann waren eigentlich alle der Meinung, dass es kein guter Weg ist, außer meinem Chef. Und mit Einschränkungen die Ärztin. Meine Therapeutin findet es nicht gut, macht mir aber Mut und versucht meine Kommunikationsmöglichkeiten zu stärken.

Im Rahmen des Gesprächs mit der Personalabteilung habe ich erfahren, dass die Geschäftsführung den Abbruch des ersten Versuchs überhaupt nicht nachvollziehen kann und negativ bewertet. Auch das macht mir Angst und ich habe Befürchtungen mal wieder ohne Vorwarnung ins Vorstandszimmer gerufen zu werden und einen Aufhebungsvertrag vorgelegt zu bekommen. Ich glaube, ich habe diesmal nicht die Kraft, das auszusitzen, wenn ich die Ablehnung spüre.

Mein Chef hat mir übrigens nur eine kurze Mail geschrieben, dass er im Urlaub ist und ich die zwei Stunden am Tag mit lesen verbringen soll.
Somit ist alles im Rahmen des BEM besprochene wohl vergessen.

In mir steigt die Panik - warum habe ich diesen Druck gespürt, wieder starten zu müssen?
Warum kann ich mich selbst nicht spüren und ernst nehmen?
Wie geht es weiter, wenn ich es nicht schaffe?
Warum bin ich nicht stark genug mit meinem Emotionen klarzukommen?
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hallo T-AllY,
ich bin mir nicht ganz sicher: hattest du jetzt schon 4 Tage Eingliederung oder kommt das ab morgen? Also ggf. die Frage: wie ist es gelaufen?

Ich möchte dich nur vorm Aufhebungsvertrag warnen. Dann kann beim Arbeitsamt die Konsequenz haben, dass du bis zu 3 Monate gesperrt wirst. Wenn schon, dann sollen die dich kündigen oder du besorgst dir nen Attest, dass das Ganze auf ärztlichen Rat hin geschehen ist.

Setzen sie sich 2 Stunden hin und lesen, das hört sich jetzt nicht so wirklich gut an. Aber auf der anderen Seite bis du jetzt ne ganze Zeit lang raus und musst dich erstmal wieder auf den aktuellen Stand bringen und 2 Stunden sind ja auch nicht so viel.
Denke da steht es auch erstmal im Vordergrund, dass du dich wieder an Arbeit, anderen Tagesablauf etc gewöhnst.

Dein Chef hat die ganze Zeit wenig bos kein Verständnis gezeigt, warum sollte er das jetzt geändert haben. Er ist so wie er nunmal ist und ich denke da wird sich auch nichts dran ändern.
Ich finde es toll von der Personalabteilung, dass sie nochmal nachgefragt hat. Ich glaube das machen nicht soviele Personal-Menschen.

Ich drücke dir die Daumen, dass es besser wird, als von dir befürchtet.

Alles Gute, Monchen
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo Monchen und auch hallo an alle anderen Leser,

in dieser Woche habe ich die Eingliederung begonnen und es kam so, wie ich es vorausgesehen habe.
Mir wurde ja im Gruppentelefonat von meiner Führungskraft versichert, dass sich nichts geändert hat. Und dann saß ich irgendwann da wie der Ochs vorm Berg. Nachdem ich mit Schwierigkeiten die EDV starten konnte stellte ich irgendwann (nach mehrfacher Einforderung von Unterstützung und Hilfe) fest, dass mein Maileingang am Jahresanfang einfach endete. Als ich einen Kollegen fragte erfuhr ich, dass neue Programme eingeführt wurden. Diese muss ich mir dann selbst erarbeiten.
Auch andere Dinge, die mir erzählt wurden stimmen so nicht. bzw. es gibt Ausnahmen für andere.

Heute fand dann ein erstes Gespräch mit der Führungskraft statt, ich wurde dazwischengeschoben und abgefertigt, so kam es mir vor. Telefonieren und gleichzeitig Auto fahren ist nunmal nicht die Wertschätzung schlechthin. Auf meinen Einwand, dass es doch neue Dinge gibt, z.B. in der EDV, wurde mir vom Chef gesagt, dass sei ja nicht wild, er hätte ja gesagt, es habe sich nichts geändert. :shock: Ich verstehe seine Logik irgendwie nicht. :?:

Im weiteren Gespräch fragte mich mein Chef allen Ernstes, was eigentlich meine Aufgaben sind... Und noch so einiges mehr, dass eigentlich gemeinsam mit ihm im BEM-Gruppentelefonat geklärt wurde. Meine Stellenbeschreibung hat er ja sogar selbst erstellt.

Auf Anraten einer Freundin schreibe ich über meine Eingliederung genau Protokoll, damit ich konkrete Aussagen liefern kann, wenn es erforderlich werden sollte.

Ich habe nun zunehmend mehr Sicherheit mit dem Gefühl, dass ich unbedingt etwas ändern muss. Ich werde mich bemühen, die Eingliederung durchzuziehen, und wenn dann endlich irgendwann die negativen Auswirkungen der Corona-Krise den Arbeitsmarkt verlassen, dann werde ich mich umsehen. Also umsehen auch vorher, aber ich mache mir aktuell wenig Hoffnung.
Meine Therapeutin sagte heute, dass ich momentan nicht in der Verfassung für einen Neustart wäre. Ich soll die Eingliederung und die Klärung der genannten negativen Punkte als Übung sehen, für mich und meine Ziele einzustehen. Und dann sehen wir weiter.

Gefühlsmäßig sind diese Tage ein einziges Auf und Ab. Nach zwei Stunden im Job bin ich zu Hause immer am Weinen, total fertig. Ich falle zu Hause ins Bett und schlafe erst einmal. Emotional angegriffen bin ich den ganzen Tag und mein Körper schickt zunehmend Zeichen: Magendrücken, kein Appetit, Übelkeit, Schwindel, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Herzrasen, Kopfschmerzen...

Ich hoffe so sehr, dass die Rentenversicherung endlich über meinen Antrag entscheidet und sich für mich ein Weg öffnet.
Mal sehe ich das ganz klar und kann mir vorstellen, einen Neustart hinzulegen; dann wieder hat mich die Angst im Griff, alles zu verlieren.

Wie gut, dass ich in dieser mental aufwühlenden Lage Begleitung und Unterstützung habe. Allein würde ich das nicht durchstehen.

Ich danke Euch für Euren Beistand, den ihr in den vorhergehenden Beiträgen ausgedrückt habt. Es tut gut zu wissen, dass ich hier verstanden werde.

Liebe grüße zu Euch allen!
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

wie geht es dir mittlerweile?

Liebe Grüße,
DieNeue
Antworten