Arbeitgeber: Konflikt -und Schwierigkeiten nach Aussteuerung

Gertrud Star
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Gertrud Star »

Den schließe ich mich an. Für mich klingt das danach, als ob du schon länger nicht mehr arbeitsfähig bist. Selbstzweifel und hauptsächlich vom Willen und Durchhalten lebst.
Mein Tipp wäre: lange Krankschreibung und die Firma vorübergehend aus dem Kopf bekommen.
Klinik, und dann wohl noch eine Weile krank.
Der Traum ist mehr als eindeutig!
Leider kam für mich selber diese Lösung früher nicht in Frage, wegen Überschuldung und Geringverdienst. Da hätte Krankengeld und co niemals ausgereicht.

LG Gertrud
Bittchen
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Bittchen »

Liebe TAlly,

ich mag nicht schreiben was davon halte wie du in dieser Firma behandelt wirst.
Welche Hintergründe das sein können will ich nicht beurteilen,aber es ist bestimmt nicht deine Schuld.
Es ist mir unbegreiflich wie so ein Mensch wie dein Chef als Führungsperson bestehen kann?
Nutze alle rechtlichen Möglichkeiten die du als langjähriger Arbeitnehmer hast , um nicht mehr in diesem Betrieb tätig sein zu müssen.
Esperanto bringt es auf den Punkt,es hat was selbstzerstörerisches weiter da zu arbeiten.

Denke jetzt nur an dich,denn du bist wichtig.
Mache Alles um dich besser fühlen zu können,aber bleibe bitte weg da.
Lasse dich wieder krank schreiben und tue etwas für deine Gesundheit,das ist es was jetzt zählt.
Wenn du ganz kaputt bist kräht kein Hahn danach wie es dir geht.

Schätze dich selbst,das ist so wichtig.
Denn wenn du dich selbst nicht schätzt wie sollen das Andere tun ?
Das kann noch ein langer therapeutischer Weg werden,aber auch du wirst wieder mehr Selbstbewusstsein aufbauen können.
Nicht nur auf der Basis, wenn du viel leistest bist du auch auch viel Wert.
Sondern um deiner selbst Willen,denn so wie du bist bist du gut.

Ganz liebe Grüße und gute Besserung
Deine Bittchen
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T Ally
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

im Kaminzimmer habe ich schon kurz geschrieben und möchte hier -für diejenigen, die noch lesen mögen- gern etwas mehr erzählen. Mir tut es auch gut, dass ich es aufschreibe und so auch eine Zusammenfassung habe.

Kurz vor meinem Urlaub fand das Gespräch mit meinem Chef und besagter Kollegin statt. Ich merkte schon am Anfang, dass der Chef total unsicher ist, er hat nur gesabbelt um Zeit totzuschlagen, von ganz anderen Themen: seiner Familie und deren Urlaubswünschen.

Ich habe dann angefangen, weil die Kollegin angeblich gar nicht wusste, was das Gespräch soll. Als ich zu meiner Angst kam, die mich zusammenzucken ließ, als sie einmal einen Raum betrat, in dem ich mich aufhielt, hat sie die Welt nicht mehr verstanden. Dabei habe ich gesagt, dass mir in dem Moment klar wurde, dass es so für mich nicht mehr weitergehen kann.
(Sie würde sich für jeden aufopfern, niemanden hängen lassen und für jeden das letzte Hemd geben, vor ihr müsse man keine Angst haben. Sie hat einfach nicht verstanden, dass Angst mein Gefühl ist und sie nichts dafür kann...)

Sie kann meine Stimmungsschwankungen nicht mehr ertragen und hat keine Lust immer erst meine aktuelle Laune zu checken, bevor sie mich anspricht. Zudem würde ich ja nicht mehr signalisieren, dass ich Kontakt wünsche.
Sie möchte eine zuverlässige Vertretung (ich bin zuviel krank) und auch mal entspannt in freie Tage gehen; warf mir vor, dass ich mich in eines ihrer Themen nicht aus eigenem Antrieb eingearbeitet habe und nicht den Wunsch näherer Information kommunizierte.
Ich habe dann gesagt, dass ich keine Zeit, Kraft und Kapazitäten habe, mich in weitere Aufgaben einzubringen, dass ich von vielen Seiten Arbeit erhalte und auch der Chef mich ständig mit wechselnden Aufgaben betraut. Meine eigenen Planungen meines Schreibtisches werden oft durch den Chef durcheinandergewirbelt.
Zudem fühle ich mich komplett unsicher im Betrieb und weiß gar nicht mehr, wie ich mich verhalten soll, was ich sagen darf und mit wem reden...

Als ich einen Kritikpunkt an ihr ansprach, dass sie im Nachbarbüro lächelnd "Auf Wiedersehen" sagte, mich aber ignorierte, kam sie völlig aus der Höhle. Wurde aggressiv und sagte, dass an dem einen Tag (mein erster Arbeitstag nach längerer AU) bei ihr keine Kraft mehr vorhanden war.
Es kam mehrfach vor und wer hat denn nun Stimmungsschwankungen?
Ich habe gar nicht mehr gesagt.

Hatte das Gefühl, eine Front aus Kollegin und Chef vor mir zu haben. Leider war unser Betriebsratsvorsitz wegen Krankheit verhindert und der Stellvertreter arbeitet im gleichen Bereich wie wir und hat mich auch schon einmal angeschrien, den wollte ich nicht dabei haben. Zudem habe ich das Gefühl momentan für mehrere Kollegen die Ableitung für alle negativen Entwicklungen, Gefühle, Stimmungen zu sein. Irgendwie bin ich die Schuldige. Sie haben ihr Opfer gefunden. Ich weiß nur nicht warum ich das bin.

Ich sollte mir überlegen, ob ich die weitere Zusammenarbeit mit der Kollegin vornehmen möchte, durfte aber übers WE darüber nachdenken.
Als ich in der nächsten Woche sagte, dass ich Zuverlässigkeit, wie von der Kollegin gefordert, nicht versprechen kann und wohl auch ihre viel zu hohen Ansprüche nicht erfüllen kann; da meinte der Chef, dass er mit ihr sprechen wird und sagen, dass sie ihre Ansprüche runterschrauben soll und es schön ist, dass ich das Thema weiter behalte.
Er hört einfach nicht zu! Seine Lösung ist in seinem Kopf und alles wird so gedreht, dass es passt.

Aus einem Kurzkontakt mit einer anderen Kollegin weiß ich, dass mal wieder der totale Notstand im Betrieb ausgebrochen ist, da die Urlaubszeit ja immer wieder total überraschend kommt. Daher habe ich versucht, mich innerlich mal wieder auf eine Verschiebung meiner Zuständigkeiten vorzubereiten. Mal sehen, wie gut ich das geschafft habe.

Immerhin wurde meine Reha genehmigt. Und mit der Dame vom Integrationsamt habe ich auch mehrere Termine in der nächsten Zeit.
Sie sagte, ich solle die Reha als Chance sehen, Kraft zu sammeln um dann anschließend an einem Neustart zu arbeiten. Damit wieder die Stärke vorhanden ist, mich auf neue Bewerbungen und Gespräche einzulassen. Und wenn das schlechte Gewissen durchkommt soll ich mich fragen, wie ich denn meine Zukunft in dem jetzigen Betrieb sehe.

Bei mir ist natürlich wieder das schlechte Gewissen übermächtig, dass mir vorwirft, die Kollegen mit der Arbeit allein zu lassen und wieder krank zu sein.
Dabei verstehe ich das auch nicht. So wie ich behandelt werde, warum habe ich noch ein schlechtes Gewissen?

Irgendwie verzweifle ich an mir selbst und würde gern mal mein Hirn komplett löschen und neu programmieren.
mime
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von mime »

Hallo T Ally,

die Frage, warum du ein schlechtes Gewissen hast, kann ich dir nicht beantworten. Ich habe deinen Thread hin und wieder gelesen, aber solche Konfliktthemen / Arbeit / Chef empfinde ich sehr belastend (selbst beim Lesen) - ich habe vor Jahren auch (sehr) schlechte Erfahrungen auf dem Gebiet Arbeit gemacht und das hat mich auch hinterher noch lange Zeit (einige Jahre) beschäftigt.

Nur soviel: Dir wird es keiner danken, wenn du dich aufopferst - niemand. Schau, wie es dir geht und lass dich krankschreiben, wenn es dir weiterhin so schlecht geht mit allem. Überlege mal ganz sachlich, inwieweit du noch arbeitsfähig bist. Wenn deine Kraft nicht reicht (und das liest sich für mich, als wäre das schon länger so), deine Arbeit zu schaffen, den Arbeitsalltag mit allem drum und dran zu bewerkstelligen, ist es durchaus legitim zu sagen: ich kann das (momentan) nicht (mehr), ich bin krank.

Mir hat hinterher auch keiner eine Träne nachgeweint, ich hätte damals schon viel früher die Reißleine ziehen müssen. Das zum Thema "Arbeits-Erfahrung", bitter, aber so war es.

Es ist gut, dass dir die Reha genehmigt wurde, wann startet sie? Nö, da mach dir mal keinen Kopf von wegen Kollegen in Stich lassen oder so. Krank ist krank. Wenn einer deiner Kollegen einen Bandscheibenvorfall hat und anschließend in die Reha muss: denkst du, der macht sich Gedanken darüber, Kollegen in Stich zu lassen? Sicher nicht.

Gibt es denn auch Kollegen, zu denen du ein besonders gutes Verhältnis hast? Meinst du nicht, dass sie dir zuraten würden, dass du für deine Gesundheit sorgen solltest, wenn es dir momentan so schlecht geht? Und sei es nur deswegen, wieder vollständig arbeitsfähig zu werden.

Das Hirn zu löschen, klappt so leider nicht - aber du brauchst wirklich kein schlechtes Gewissen zu haben. Es ist Sache des Chefs seine "Personaldecke" nicht zu dünn aufzustellen, und wenn du krankheitsbedingt ausfällst, ist es eben so, dass die Kollegen das ein bisschen auffangen müssen.

Was die Dame vom Integrationsamt gesagt hat, finde ich gut. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der jetzige Betrieb dir auf Dauer das gibt, was du dir wünschst (Arbeit, Betriebsklima, Chef usw.). Insofern: hänge dein Herz da nicht dran. Es gibt sicher noch andere Möglichkeiten in weiteren Betrieben.

Ich wünsche dir weise Entscheidungen, was dich betrifft und dass du für dich eine gute Lösung finden wirst. Achte auf dich!

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
Bittchen
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Bittchen »

Liebe T Ally,

ich möchte mimes Ausführungen nichts hinzufügen,das sehe ich ganz genau so.
Es geht nur um dich.
Herzlich grüßen möchte ich dich aber doch und dir auch sagen wie sehr es mich freut,dass du im Urlaub auch eine gute Zeit hattest.
Das zeigt dir ,wenn du ein entspannteres Leben führst,es dir sehr viel besser gehen kann.
Viel Erfolg für deine Reha.
Da wirst du auch in Ruhe eine gute Entscheidungen für deine berufliche Zukunft treffen können.

Zitat:
Gesundheit ist nicht Alles,aber ohne Gesundheit ist Alles nichts.
Schoppenhauer

Eine gute Zeit.
Deine Bittchen
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Gertrud Star
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Gertrud Star »

Hi T Ally,
ich machs kurz und schließe mich dem ganzen an, es ist alles gesagt worden.
LG Gertrud

Edit 09.07.
und ich wünsche dir natürlich, dass du in der Auszeit in der Klinik bei dir ankommen kannst, Kräfte sammeln und neu starten. :)
Zuletzt geändert von Gertrud Star am 9. Jul 2019, 16:43, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich hab mich sehr gefreut, als du dich wieder hier gemeldet hast! Habe mir neulich schon überlegt, ob ich mal nachfrage, wie es dir geht :)

Ich finde es super, dass deine Reha genehmigt wurde. Das zeigt doch auch, dass auch andere sehen, dass eine Auszeit nötig ist. Manche müssen ja ewig für eine Reha kämpfen.

Ich wollte noch auf ein paar Sachen eingehen, die du geschrieben hast.
T Ally hat geschrieben: Als ich zu meiner Angst kam, die mich zusammenzucken ließ, als sie einmal einen Raum betrat, in dem ich mich aufhielt, hat sie die Welt nicht mehr verstanden. Dabei habe ich gesagt, dass mir in dem Moment klar wurde, dass es so für mich nicht mehr weitergehen kann.
(Sie würde sich für jeden aufopfern, niemanden hängen lassen und für jeden das letzte Hemd geben, vor ihr müsse man keine Angst haben. Sie hat einfach nicht verstanden, dass Angst mein Gefühl ist und sie nichts dafür kann...)
Ich habe manchmal den Eindruck, dass manche Leute nicht differenzieren können, dass das, was sie bei einem auslösen, nicht unbedingt das ist, was sie tun oder beabsichtigen.
Ich weiß nicht, ob das an der Therapieerfahrung liegt, die wir haben oder ob das eher eine Typsache o.ä. ist, aber ich glaube, bei mir hat sich durch die Therapien schon ein Bewusstsein bzw. die Fähigkeit dafür entwickelt Gefühle auch mal von der Metaebene zu betrachten und zu merken, wenn ein Gefühl oder ein Gedanke nicht ganz zu der Situation passt. Dann kann ich halt - wie in der Therapie auch - (relativ ;)) objektiv schauen, was fühl ich und wo kommt das her. Dann kann ich es besser einschätzen, das ganze verliert etwas an Größe und ich kann besser damit umgehen.
Meiner Therapeutin oder meiner letzten Betreuerin konnte ich z.B. auch sagen "Sie stressen mich grade" oder "Das setzt mich unter Druck" oder "Es nervt mich, wenn Sie das und das sagen". Der (gute ;) ) Therapeut geht dann her und schaut sich zusammen mit dem Klienten an, warum einen das stresst oder unter Druck setzt, auch wenn er selbst nicht erkennen kann, warum der Klient sich so fühlt. Oder warum der Klient genervt ist von ihm und hört sich das an.
Ein guter Therapeut kann auch damit umgehen, wenn jemand sagt, er hat Angst vor ihm. Das hängt ja oft mit ganz anderen Dingen zusammen als mit dem Therapeuten an sich. Der Therapeut kann sich noch so nett und harmlos verhalten, wenn jemand gewisse Erfahrungen gemacht hat, dann kann er auch jemandem Angst machen, auch wenn er das eigentlich gar nicht will.
Ein "Normalo" (ich nenns jetzt einfach mal so ;) ) ist, so habe ich den Eindruck, mit so einer Sichtweise ("das ist nur MEIN Gefühl und hat mit deinem Verhalten nix zu tun") eher überfordert und fühlt sich leichter angegriffen. (Außer derjenige kann sehr gut mit Kritik umgehen...)
Bei "Normalos" würde bei meinen Beispielen eher solche Antworten kommen: Stell dich mal nicht so an! Dich stresst doch sowieso alles! Was hab ich denn jetzt schon wieder gemacht? Du nervst mich auch manchmal! Glaubst du, nur du bist gestresst?

Ich habe, ich glaube, das war letztes Jahr, auch mal gemeint, ich könnte Konflikte lösen, indem ich dem anderen bildlich gesprochen einfach alles hinwerf an Gedanken und Gefühlen und er mir alles, und dann redet man drüber und findet eine Lösung. Ich weiß nicht mehr, um was es ging, aber es hat auf jeden Fall nicht funktioniert. ;)

Das ist jetzt nur eine mögliche Erklärung, warum sie das nicht verstanden hat. Aber kein Vorwurf an dich, dass du irgendwas falsch gemacht hast. Aber vielleicht hilft es dir ja ein bisschen, das besser einordnen zu können.

Ich denke, dass man diese Situation vielleicht mit der Hilfe eines Psychologen o.ä. noch einigermaßen vernünftig hätte regeln könnte, der beiden Seiten das Recht auf ihre Gefühle und Meinungen vermittelt und
solche Dinge dann erklärt, wenn jemand sich angegriffen fühlt. Aber mit einem Chef, der zwischen den Stühlen sitzt und auch noch seine eigenen Ziele verfolgt bzw. für die Firma verfolgen muss, völlig unsensibel agiert und überfordert und genervt ist, kann man eigentlich vergessen, dass solche Sachen geklärt und richtig verstanden werden könnten.

Ich hatte auch mal eine Situation mit meiner Betreuerin, wo ich zu ihr gesagt habe, dass ich das letzte Mal nach dem Gespräch voll wütend auf sie war. Da hat sie gemeint "Kann ich verstehen. Das wäre ich an Ihrer Stelle auch gewesen." Dann haben wir drüber geredet und es geklärt.
Wenn ich mir vorstelle, ich hätte das auf der Arbeit zu jemandem gesagt... oh oh oh... Da wäre bei manchen ganz schöner Gegenwind gekommen.
T Ally hat geschrieben: Sie kann meine Stimmungsschwankungen nicht mehr ertragen und hat keine Lust immer erst meine aktuelle Laune zu checken, bevor sie mich anspricht.
Als ich richtig schlimm depressiv war, haben sich meine Eltern mir gegenüber manchmal sehr seltsam verhalten. Mein Vater kam z.B. manchmal ganz ernsthaft schauend zu mir ins Zimmer, so dass ich immer Angst bekommen habe, es ist irgendwas Schlimmes passiert (mit meiner Oma z.B.). Und dann kam nur, ob ich z.B. vielleicht den Tisch decken könnte. Mir hat's jedesmal den Adrenalinpegel hochgehauen wie noch was nur wegen solcher harmlosen Sachen. Damit konnte ich gar nicht umgehen.
Später dann mal hat er mir erzählt, dass ich damals immer voll schnell auf 180 war. Total gereizt, hab rumgemault, meine Laune war nicht mehr einzuschätzen gewesen, egal, wie man mich angesprochen hat, man musste immer damit rechnen, dass ich total explodiere. Deshalb war er dann irgendwann auch so übervorsichtig und so ernst, wenn er mich um was bitten wollte.
Aber ich hab das gar nicht so mitbekommen, wie krass ich da war...
Von daher hatte ich bei der Stelle den Gedanken, dass du vielleicht auch gereizter rüberkommst, als du es selbst wahrnimmst, genau wie ich damals. Ich glaube, es warst auch du, mit der ich mal drüber geschrieben habe, dass du schon so am Limit bist, dass du gar keine Kraft mehr übrig hast für die unwichtigen Sachen wie irgendwelche Förmlichkeiten oder drauf zu achten, wie der andere so drauf ist oder so ähnlich, oder?

Das andere, an was ich dachte, war, dass ich bei meiner früheren besten Freundin auch immer sehr drauf geachtet habe, wie sie drauf ist, und mich dann unterbewusst angepasst habe. Die war aber nicht depressiv ;) Sondern ich ziemlich auf sie fixiert und auch nicht besonders gut in der Lage, mit schlechter Stimmung oder Unstimmigkeiten umzugehen. Ich hätte mich damals auch für bestimmte Leute fast aufgeopfert, alles für sie gegeben, sie niemals im Stich gelassen usw.

Was ich damit sagen will: Vielleicht könnte es sein, dass du auch so ein kleines Pulverfässchen (lieb gemeint ;)) bist wie ich, das nicht merkt, wenn es explodiert, aber dass sie so auf deine Launen achtet, liegt vielleicht auch nicht nur an dir.

Ich find's jedenfalls sehr, sehr mutig von dir, dass du das Gespräch gesucht hast und auf sie zugegangen bist, um die Situation zu klären. Das zeigt schon auch, dass es dir wichtig ist, gut mit ihr auszukommen, egal wie launisch du jetzt bist oder nicht. Scheinbar seid ihr aber beide ganz schön am Anschlag, da ist es schwierig,
v.a. wenn es tatsächlich so gewesen ist, dass sie anfangs nicht wusste, um was es geht. Wenn das so war, dann war das auch nicht unbedingt das Schlaueste von deinem Chef. ;)

Ich an deiner Stelle würde die Reha nutzen um da mal rauszukommen und wieder Kraft zu tanken. Dann bekommst du, denke ich, auch einen klareren Kopf, was deine berufliche Zukunft angeht.
Ich habe es neulich erst gemerkt, wie gut es mir ginge und wie leicht mir alles fallen würde, wenn der Stress ganz weg wäre. Ich hatte in letzter Zeit ein Gutachten, einen Betreuerwechsel, Probleme mit der Versicherung, da ging es mir echt nicht gut, aber als das alles endlich weg war, war ich fast wie ausgewechselt. Meine Wohnung war ordentlich und sauber, alles ging mir leichter von der Hand. Ich glaub, ich hatte noch nie eineinhalb Wochen lang am Stück so eine schöne Wohnung :lol: Dann stand ein Gespräch mit einem neuen Betreuer an und die Wohnung wurde wieder zum Chaos, alles anstrengender und stressiger, ich labiler usw. Das war echt krass zu merken.
Deshalb wünsch ich dir echt, dass du diesen Scheißstress mal loswirst und merken kannst, was eigentlich in dir steckt. Ich wünsch dir auch wirklich eine Stelle, wo man netter und menschlicher mit dir umgeht.
Ich denk immer mal wieder an dich, du bist nicht ganz alleine und du hast deinen Platz in dieser Welt auch verdient!

Ganz liebe Grüße,
DieNeue
T Ally
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Ihr Lieben alle, die ihr mir geantwortet habt. Ganz herzlichen Dank. Ich habe diese Antworten gleich und gern gelesen und konnte einiges mitnehmen und habe vieles wirken lassen. Leider habe ich kaum Antrieb und Kraft, um hier regelmäßig zu schreiben; es klappt mit dem Lesen - aber nur leidlich, Eure Worte haben mir gut getan.

Einen lieben Gruß an alle, die dies lesen. Hallo!

Meine Rückkehr in den Job nach dem Urlaub hat ganz gut geklappt. Ich bin freiwillig wieder in das andere Büro zu den Kollegen gegangen, in das mich mein Chef zwangsweise versetzt hatte. Ich hatte Angst, dass ich im alten Umfeld wieder schnell überreizt bin.
Die besagte Kollegin und ich gehen wieder normal miteinander um, reden und arbeiten zusammen, alles auf professioneller und respektvoller Ebene. Privat ist da nichts, aber das muss ja auch nicht.
Somit sind die großen Baustellen erst einmal beseitigt.

Es ging mir jetzt mental einige Tage ganz gut. Ich habe eine "egal"-Einstellung zum Job entwickelt und mache, was ich schaffe, möchte mich nicht stressen. Das klappt nicht immer, aber meistens.
Letztes Wochenende hatte ich dann einen Tag, an dem ich mich gut und kraftvoll fühlte. Mich innerlich aber gleich zur Ordnung rief und an mich halten musste, um nicht direkt viele Verabredungen zu vereinbaren, die mich dann wieder überfordern. Aber ich habe mich über diesen Tag sehr gefreut und dachte, das bleibt jetzt so...
Pustekuchen! Heute saß ich wieder mit Tränen am Anschlag im Büro. Und das nur, weil es mir viel zu unruhig und laut war. Es hat mich schon das mit laufendem Motor abgestellte Fahrzeug vor dem Bürofenster gestört. Somit bin ich wohl wieder total überreizt. Oder / und vielleicht ist auch der Erholungspuffer nach dem Urlaub aufgebraucht.

Von der Reha habe ich leider noch nichts gehört. Ein Anruf hat ergeben, dass es September werden kann. Dabei wünsche ich mir gerade nichts mehr als Ruhe.
Abends liege ich im Bett, komme nicht zur Ruhe, die Gedanken drehen durch. Nachts träume ich dummes Zeug und mache mir Gedanken, die ich nicht verstehe, kann sie aber auch nicht abstellen.

Ich halte weiter durch und freue mich über das anstehende Wochenende und die Möglichkeit viel zu schlafen.

Herzliche Grüße an Euch alle!
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von anna54 »

Hallo T Ally
ich habe jetzt gelesen und frage mich,was tust du dir an???
Voller Schrecken habe ich wahrgenommen,dass du selbst unter Tränen versuchst, Klärung zu bekommen und nur noch mehr verletzt wirst.
Du darfst das nicht mir dir machen lassen und wenn du das zur Zeit nicht kannst,dann mußt du dich krank schreiben lassen. Bloß nicht immer am Abgrund entlang hangeln,dann ist der Absturz unabwendbar.
Krank ist man auch,wenn nur noch Tränen fließen,wenn der nächste Zusammenbruch vor der Tür steht.
Dein Chef und die anderen werden sich ihre Worte und Handlungen zurecht gelegt haben,daher war hier mehrfach die Warnung,nicht ohne Beistand in solche Gespräche zu gehen.
Du wurdest gemobbt,angegriffen,ins Abseits gestellt-----das darfst du nicht mit dir machen lassen.
Eine wirklich längere Auszeit wäre notwendig,ein Arbeitsplatzwechsel kann nur funktionieren,wenn du stark und sicher bist.
Mach dich nicht abhängig von Menschen,die so berechnend sind.
Viele Ansprechpartner habe viele unterschiedliche Meinungen und Ratschläge,kannst du einen Fürsprecher für dich finden,einen Anwalt?!
Verlierer sind immer die,die von den anderen als solche ausgeguckt werden und dann als schwarzes Schaf angriffen werden und in die Wüste geschickt werden.
Ein Schutzpanzer wird dir nicht einfach wachsen,also muss der Schutz von anderer Stelle kommen und das ist: Wegbleiben von diesem Arbeitsplatz.
Welchen Geldwert das hat,das kann ich nicht sagen,aber das wird ein Anwalt aushandeln können.
Welchen Schutz dein Arbeitsplatz hat,wer da wie verhandelt,alles das weiß ich nicht.
Aber ich kann dir sagen,dass ich noch 10Jahre schlimmste Träume hatte,als ich vertrieben wurde,alles verloren und verlassen,nur noch die Frührente blieb.
Was bereue ich noch immer,dass ich mich schutzlos diesen Menschen ausgeliefert habe,somit hatten ihre Angriffe den von ihnen beabsichtigten Erfolg.
Ich habe an Menschlichkeit und Ehrlichkeit geglaubt,an ein Team,dass 20Jahre bestand.
Was ich nicht wußte,es gab einen Hinterhalt,ein Geheimnis,ein Bündnis aus Verrat und Feigheit.

Ich hätte nie wieder einen Fuß auf den Boden bekommen können,so groß war der Verrat.
Leider hab ich das erst ganz viel später durchschaut und da war es zu spät.
Geh nie wieder in ein Gespräch mit dem Chef,ohne einen Beistand,dem du wirklich vertrauen kannst!
Keiner kann mir heute noch in die Augen sehen,wenn ich einen Fuß an meine alte Wirkungsstätte wage,allein das ist Aussage genug für mich.
Irgendwann hab ich das hinter mich gebracht,menschlich sind diese Personen für mich heute Verräter.
Ich hab nie wieder das Bedürfnis noch ein Wort mit ihnen zu wechseln,sie sind es mir nicht wert.
Hoffentlich kannst du dich erholen und fühlst dich hier verstanden.
Herzliche Grüße
anna54
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo zusammen,

ein Update: Ich habe endlich die Terminmitteilung der Reha-Klinik erhalten. Es geht bald los. Die Arbeitstage bis dahin stehen mir noch bevor, leider kann ich mich selbst nicht von einer AU überzeugen.
Die Kollegen im Büro reden so abfällig und abwertend über kranke Kollegen. Ich traue mich einfach nicht. Einer Kollegin, die nicht mehr gesund werden wird, der wird mit Mitgefühl begegnet. Ansonsten ist verbal leider kein Mitgefühl vorhanden.

Das Leben hat leider auch meine Pläne vom BEM durchkreuzt. Die Dame in der Personalabteilung musste in der engen Familie einen plötzlichen Verlust verkraften und ist seit Wochen nicht mehr anwesend. Jetzt ist auch die mit dem BEM vertraute Kollegin für mehrere Wochen im Urlaub, so dass es wohl erst einmal nichts wird. Das Leben in eher kleinen Firmen...
Mittlerweile hat sogar die Dame vom Integrationsfachdienst versucht, direkten Kontakt mit meinem Arbeitgeber aufzunehmen und ist gescheitert. Sie landete bei der Personalabteilungs-Vertretung und meinte dazu im Anschluss zu mir, dass der dortige Ansprechpartner "Haare auf den Zähnen" und kein Verständnis für die Einbeziehung externer Stellen hatte. Schon gar nicht durch mich!

Das hat natürlich mein Kopfkino ordentlich befeuert, da ich ja ohnehin mit Selbstbewusstsein gesegnet bin. :roll:

Mein Chef hat mir wieder einige neue Aufgaben übertragen, die ich aber nicht unter Aufbietung all meiner Kräfte abarbeiten werde. Zumal es bereits Aufgaben gibt, die ich laufend erledigen müsste, in 2019 aber noch nicht angefangen habe.
Ich arbeite am "dickeren Fell". Und Einhaltung der reduzierten Arbeitszeit.

Gestern hatte ich einen ganz miserablen Tag. Mir war wirklich jede Ansprache zuviel. Ich merkte, wie ich immer dünnhäutiger wurde und die Gefahr anstieg, dass ich aus der Haut fahre. Ich habe also drei Stunden früher Feierabend gemacht (Überstunden abgebaut). Dafür durfte ich mir heute Kommentare anhören. Dabei muss ich eh bis zum Jahresende noch einige Stunden abbauen. Ist doch egal, wann ich das mache.
Heute war ich innerlich wieder ruhiger und konnte mit all den Störungen, Unterbrechungen, Telefonaten und Ablenkungen besser umgehen. Manchmal halte ich all das einfach nicht mehr aus.

Ich hoffe sehr, die Reha bringt mir etwas und ich kann anschließend einen Weg für mich erkennen. Momentan laufe ich im Hamsterrad und freue mich, wenn es sich noch dreht, auch wenn es langsam ist. Ich hoffe, ich finde den Punkt, abzuspringen und es ergeben sich neue Perspektiven. Und wenn es nur ein Hauch von Licht am Horizont ist.

Irgendetwas muss ich ändern - ich hoffe, ich kann innerlich Kraft dafür ansammeln!
DieNeue
Beiträge: 5338
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

ich finde es immer wieder krass, was bei euch auf der Arbeit abgeht...
Ich weiß nicht, warum man blöde Kommentare abgeben muss, wenn andere Leute Stunden abbauen... bei uns damals MUSSTE man die abbauen und teilweise waren die Leute dann zwei, drei Wochen weg. War blöd, wenn man sie gebraucht hat, aber das war halt dann so. Die Personalabteilung hat drauf bestanden, ob man wollte oder nicht.
Allgemein kam blödes Gestänker bei uns meistens von denen, die selber frustriert waren.
Zieh "einfach" dein Ding durch. Dienst nach Vorschrift, mehr geht nicht.
Es ist gut, dass es mit der Reha geklappt hat. Wenn es mit dem BEM (Betriebliches Eingliederungs-irgendwas?) jetzt nichts werden sollte, vielleicht dann, wenn die Dame wieder aus dem Urlaub da ist. Du bist ja jetzt dann erst mal auf Reha auch einige Zeit lang weg, da ist sie dann bestimmt wieder da und kann dir bestimmt helfen.

Ich wünsch dir alles Gute, halt die Ohren steif und du darfst auch ohne Gewissensbisse eher gehen, später kommen und auf Reha gehen, egal was die Kollegen sagen!

Liebe Grüße,
DieNeue
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Bittchen »

Liebe TAlly,

ich wünsche dir ehrlichen Herzens einen guten Rehaerfolg.
Wichtig ist,dass du dich erholst und die Kraft zur Veränderung findest.
Du solltes besser auf dich achten und akzeptieren,dass du an einer Depression erkrankt bist und evtl.im Moment nicht so funktionieren kannst, wie du es dir wünscht.
Du hast schon so viele Veränderungen in dieser Firma für dich eingefordert ,eher auf deine eigene Kosten auch bei der Arbeitszeitverkürzung,wie ich das bei deinen Schilderungen verstehe.
Das habe ich schon früher in meinem Beruf später als Halbtagskraft erlebt.
Da wurde erwartet ,dass ich die Schwerstarbeit leiste ,in kürzerer Zeit,weil ich ja nicht den ganzen Tag belastet war.
Auch diese Seite solltest du bedenken.
Die wenigen Vollzeitverträge bei vielen Firmen, haben sehr eigennützige Gründe.
Das sehe ich bei meiner Tochter,zwar wieder im pflegerischen Bereich,aber das ist immer mehr üblich, auch in anderen Sparten.
Du arbeitest gegen Windmühlen und das tut dir nicht gut.
Deine Gesundheit aber, ist dein höchstes Gut.
Leider weiß ich da auch da keine Lösung.

Lasse dich ganz herzlich umarmen,es ist ein sch...Krankheit mit der wir es zu tun haben.
Gute Besserung und gebe die Hoffnung nicht auf,es wird besser werden.
Liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo T Ally,
ich wünsche dir viel Erholung und Erfolg in der Klinik, und dass sich zeigen möge, was du brauchst.
Gruß Gertrud
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Nachdem ich die Reha hinter mir habe und nun schon wieder ein paar Tage zu Hause bin, möchte ich gern den aktuellen Stand einmal darlegen.
Immer wieder frage ich mich, ob es überhaupt jemanden interessiert und / oder warum ich hier aufschreibe, was evtl. niemand liest. Genau dies ist auch eines meiner Hauptprobleme, wie ich in der Reha herausgefunden habe.

Ich halte mich für eine Belastung, die allen im Umfeld nur auf die Nerven geht und ihnen Kraft kostet. Ich bin es nicht wert, dass man sich mit mir befasst.

Diese Annahmen sind so tief in mir verankert, dass ich sie nicht abschalten kann.

Die Reha habe ich also überstanden und wollte eigentlich auch gar nicht mehr nach Hause, da ich schon spürt, dass ich meinen Rollen im Alltag nicht mehr gerecht werden kann. Aber es blieb mir ja nichts anderes übrig, wo sollte ich sonst hin? Zudem würde ich meine Prägung ja auch überallhin mitnehmen.

Wieder in der Heimat habe ich umgehend versucht, Kontakt zum Arbeitgeber herzustellen, bin aber wieder gescheitert. Jetzt nach fast zwei Wochen kam auf mobilem Weg eine erste kurze Nachricht vom Chef. In dem Moment, als ich diese las, gingen Puls und Blutdruck in die Höhe. Ich wusste gar nicht, dass ein Kontakt zum Arbeitgeber mich so aus der Fassung bringen kann. Zum wiederholten Male zeigt mein Chef mir, dass er mir nicht zuhört oder meine Worte nicht liest, denn er möchte einen Termin mit mir vereinbaren, auf den ich seit Monaten warte und fragt Rahmenbedingungen ab, die ich bereits vor Wochen bekannt gegeben habe und nimmt auf andere bereits feststehende Dinge nicht einmal Bezug. Ich hoffe, am Montag kommt endlich Bewegung in diese Terminierung; denn bevor ich nicht diesen offiziellen Termin mit Unterstützung hatte, werde ich nicht an meinen Arbeitsplatz zurückkehren.

Durch eine akute Krise in der Reha, die mich fast hinter verschlossene Türen und Fenster geführt hätte, habe ich meinen Medikamentenkonsum aufstocken "müssen". Ohne die Unterstützung zur Nacht komme ich nicht mehr zur Ruhe.
Nun frage ich mich, ob es bereits Gewöhnung ist, oder mein Kopf einfach nur nicht mehr abschaltet. Jedenfalls habe ich auf das Seroquel einmal verzichtet, weil ich erst spät zu Hause war und mich nicht für den gesamten Folgetag lahmlegen wollte - die Nacht war Horror. Ich kam nicht zur Ruhe, dann hatte ich wirre Träume und bin ständig aufgewacht. Der Folgetag war somit trotzdem furchtbar.

Tagsüber kann ich mich nun mit frei dosierbaren Atosil-Tropfen dämpfen. ich versuche das jedoch möglichst selten zu tun. Allerdings habe ich bereits einen Termin in einer Menschenmenge mit wenigen Tropfen gut überstanden und konnte einige Stunden entspannt in Gesellschaft verbringen. Aber ist es das wert? Soll ich -nur durch Beruhigungsmittel ermöglicht- wieder meiner Arbeit nachgehen?

Zudem habe ich konstant dunkelstschwarze Gedanken. Ständig überfordert mich irgendetwas in meinem derzeit reduzierten Alltag und ich habe Bilder im Kopf, wie ich mich dem entziehen kann. Dies habe ich in der Reha ausgesprochen und konnte nur durch starkes Abwiegeln den Weg in die Psychiatrie abwenden. Wenn ich ehrlich bin, sind diese Bilder und Vorstellungen aber oft präsent und ich weiß nicht, wie ich da heraus kommen soll.
Ich weiß nicht, wie ich mein Leben ändern könnte, habe keine Kraft dazu. Keine Vorstellung. Angst, auf ganzer Linie zu enttäuschen und nicht mehr in die Spur zu kommen. Ich weiß einfach nicht weiter. So erscheint mir dann dieser Weg als der einzig mögliche.
Äußern darf ich das aber natürlich nicht, denn dann würde mir wieder die Entscheidungsmacht über mein Leben genommen.

Mein Termin bei der Therapeutin diese Woche ist leider ausgefallen und er wäre so nötig gewesen. Ich habe so sehr auf diesen Termin hin gewartet seit ich aus der Reha zurück bin, um vielleicht wieder etwas Sicherheit gewinnen zu können und Fragen zu klären. Leider haben äußere Umstände dazu geführt, dass ich nicht dorthin kommen konnte. Nun hänge ich also mit meinen Gedanken allein herum.

Ich bin verzweifelter als vor der Reha. Irgendwie haben die Reha und der Abstand zum Alltag mir gezeigt, wie fertig ich überhaupt bin.
Und die erfolglose Kommunikation mit dem Arbeitgeber zeigt mir, wie dünn mein Nervenkostüm ist. Sonst würde mich ja ein Chef, der wiederholt nicht auf meine Äußerungen eingeht, nicht so kaputt machen.
Aber der Familie gegenüber gebe ich noch immer die Tochter, die versucht, sich nicht umhauen zu lassen. Dabei liege ich innerlich schon komplett am Boden.

Jetzt werde ich ein paar Schritte an die Luft gehen, über diese Worte noch einmal nachdenken und dann wieder fleißig bei Euch mitlesen.
Das habe ich immer getan, auch wenn ich nicht schreibe. Mir fehlt dazu einfach momentan die Kraft und auch die Ruhe. Aber ich bin immer bei Euch.
Peter1
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Peter1 »

Hallo T Ally
Warum erzählst du deiner Familie nicht die Wahrheit ?
Du findest dort vielleicht Menschen, mit denen du reden kannst. Zu deinen dunklen Gedanken kann ich nur schreiben, was du selbst vermutlich auch schon gedacht hast. Begib dich, zu deinem eigenen Schutz in eine Akut Klinik. Nicht erst Montag, oder Morgen, sondern S O F O R T. Wie schnell begeht man eine Kurzschluss Handlung, die nicht mehr Rückgängig zu machen ist?

Ich wünsche dir viel Glück, und eine schnelle Besserung Peter
Ps. Ich bin schon der Zweite, für den du keine Last, sondern wertvoll bist, wie jeder Mensch!
Zuletzt geändert von Peter1 am 8. Nov 2019, 15:35, insgesamt 1-mal geändert.
Ich wollte nie erwachsen sein, hab immer mich zur Wehr gesetzt. Von außen wurd ich hart wie Stein, und doch hat man mich oft verletzt (Nessaja P. Maffay=
DieNeue
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Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von DieNeue »

Hallo T Ally,

bin grade erst nach Hause gekommen und wollte dir kurz sagen, dass ich dich immer sehr gerne lese, schon seit Anfang an, ich lese alles, was du schreibst und ich finde es interessant, wie es dir geht und was du machst. Für mich warst und bist du überhaupt keine Belastung. Auch jetzt nicht mit deinen dunklen Gedanken.

Ich weiß, dass solche Prägungen sehr schlecht wieder aus dem Kopf zu kriegen sind, aber vielleicht kannst du mit der Tatsache dagegenhalten, dass du zumindest für eine Person (mich ;)) hier keine Belastung bist. Und ich bin mir sicher, da gibt es noch viele Leute mehr :)

Liebe Grüße und alles Gute,
DieNeue
Bittchen
Beiträge: 5430
Registriert: 2. Feb 2013, 18:02

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Bittchen »

Liebe TAlly,

ich schließe mich Peters Worten an.
Gehe umgehend in eine Akutklinik ,spreche endlich ehrlich mit deiner Familie oder einem vertrauten Menschen darüber, wie schlecht es dir geht.
Wir hier kennen deine Gedanken und Gefühle sehr gut,die sind immer falsch.
Nur weil du depressiv bist ,sind diese Gedanken da,rette dich selbst.
Arbeitgeber denken in erster Linie daran,dass ihr Laden weiter laufen muss.
Das ist nicht nur bei einem an einer Depression Erkrankten so,sondern auch bei sonstigen schweren Krankheiten.
Da ist oft nicht viel Platz für Verständnis.
Du strafst ja auch deinen Arbeitgeber nicht,wenn du eine Dummheit machst in dem Sinne"So,das hast du jetzt von deinem Verhalten."
Sondern du schadest nur dir selbst,glaube mir, ich kenne diese Gedanken sehr gut.
Nur leider sind nur wir selbst das Opfer dabei.
Lasse das nicht zu und gehe in einen geschützten Bereich einer Klinik.

Zitat:"Es ist keine Schande krank zu sein,es ist eine Schande nichts dagegen zu tun."
Das ist eine Lebensweisheit von den Anonymen Alkoholikern,sie trifft auch bei anderen Krankheiten zu.
Alles erdenklich Gute für dich und ganz liebe Grüße
Bittchen
Jeder Tag ist ein neuer Anfang.
janedoe
Beiträge: 556
Registriert: 6. Mai 2017, 21:17

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von janedoe »

Liebe Tally,
für mich bist Du auch wertvoll, auch wenn ich oft nicht in der Lage bin adäquat zu schreiben.
Wir haben doch alle die eine oder andere Prägung aus unserem bisherigen Dasein mitgenommen. Macht uns das weniger wertvoll? Du würdest diese Frage bei Peter, Bittchen oder den anderen Menschen hier sicher nicht mit nein beantworten, also bitte tu dies bei Dir auch nicht.
Hol Dir mehr Hilfe, auch im Kampf mit Deinem Arbeitgeber und sprich mit der Familie. Sie werden zu Dir stehen und sicher auch Hilfe anbieten, dann bist Du nicht allein in diesem Kampf. Nimm auf jeden Fall jemand mit in das Gespräch. Ich weiß hinterher oft nicht, was gesprochen wurde und ob das gesagt wurde, was in meinem Hirn angekommen ist oder ob ich einfach die gesagten Worte falsch verstanden habe, weil ich ich meine Prägung habe, niemandem zur Last fallen will und mich meine Schuldgefühle permanent in die "böse" Ecke stellen.
Janedoe
Monchen12345
Beiträge: 1873
Registriert: 18. Nov 2018, 23:21

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Monchen12345 »

Hey T_Ally,

Ich denke ich kenne das Gefühl mit dem Arbeitgeber. Als es ums "Raus aus dem Schichtdienst" ging, wurde mir vorgeworfen, warum ich den früher nichts gesagt hätte?; Ja, hab ich doch dann und dann gemacht..., war meine Antwort. Betretenes Schweigen, später hab ich erfahren: Man hätte von mir erwartet, dass ich öfter wegen der Selben Sache das Gespräch suche.... Die Situation gab es halt öfters. Wenn die Mitarbeiter mir nicht alle 2 Wochen auf den Keks gehen, ist es wohl nicht so schlimm; ich fand diese Einstellung uum k******. Aber ich werde zukünftig drn Chefs mehr auf den Senkel gehen.

Vielleicht gibt dir die Psychiatrie gerade die Ruhe, die du im Moment brauchst. Das, was du schreibst, hört sich nicht gut an.
Ich kann verstehen, dass es ein schwerer Schritt ist und ich hab mich selbst eine Zeit mit allem gewehrt,was so ging. Aber es gab auch den Punkt, da hab ich gesagt, dass ich nicht mehr kann. Das war während einer Medikamentenumstellung. Ich habe mit dem Therapeuten ein klares Datum vereinbart, wenn bis zu dem und dem Tag die Medikamente nicht anschlagen, dann gehe ich in die Klinik. Dazu ist es in meinem Fall nicht mehr gekommen, weil die Tabletten tatsächlich deutlich angeschlagen hatte. Aber ich fand es teilweise echt nicht mehr zu ertragen, was in meinem Kopf vorging.
Vielleicht hilft es dir, dir ebenfalls ein festes Datum zu setzen; mir hat es schon öfter geholfen es erst mal selbst zu versuchen, aber auch klar zu definieren wann mit den Selbstversuchen ENDE ist. In der Reha-Klinik gab es eine Mitpatientin, bei der waren es immer 3 Tage. Wenn man selbst in diesem Zeitraum keine Hilfe,/Lösung findet, muss man sich halt Hilfe holen. Bitte warte nicht zu lange.

Ich denke, bei deinem aktuellen AG ist Zuviel passiert. Aktuell kannst du dorthin nicht zurück und ich würde es an deiner Stelle aktuell auch gar nicht erst versuchen. Wenn es ein großer AG ist, kannst du ne Versetzung probieren.
Ich für mich kann immernoch sagen, dass ich mich habe kündigen lassen, war eine der besten Entscheidungen meines Lebens. Klar, man ist anders erzogen und es verursacht viel Unsicherheit, den Schritt zu gehen, aber wenn man eine Tür schließt, öffnen sich auch Neue Türen.
Ich sn deiner Stelle würde jetzt erstmal eine lange Pause vom Job nehmen, mich um meine Gesundheit kümmern und mir dann Gedanken um mein berufliche Perspektive machen. Mit langer Pause meine ich übrigens so 9-12 Monate.
Ich wünsche dir alles Gute
Monchen
Camille
Beiträge: 602
Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Camille »

Meine liebe T-Ally

Die letzten Tage und Wochen habe ich immer wieder an dich gedacht. Ich habe darauf gewartet, dass du dich wieder meldest - ich war und bin immer noch besorgt um dich. Das hat nichts damit zu tun, dass du mir eine "Last" wärst oder mich belastest - es geht mehr um ein ganz tiefes Mitgefühl mit Dir und deinen Gedanken/ Gefühlen, die dich so sehr leiden lassen und - die meinem eigenen inneren Erleben so ähnlich sind. Ich habe mich immer gefreut und mit Interesse deine Beiträge gelesen, weil sie auch für mich hilfreich waren und sind.

Vor einem Jahr ungefähr habe ich das erste Mal von Dir gelesen - am 6. November 2018 habe ich das erste Mal an dich geschrieben. Erinnerst du dich?

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Liebe T-Ally,

Ich habe gezögert, mich zu melden. Mich berührt deine Situation sehr.

Leider habe ich keine Lösung dafür, wie du dich von den Meinungen anderer unabhängig machen könntest. Oder von der Wertschätzung anderer.

Ich habe viel mehr das Bedürfnis, dir zu sagen, dass du auf dich aufpassen musst. Und ich möchte dich bitten, dir wirklich helfen zu lassen. Ich kenne dein geäußertes Gefühl, für andere eine Zumutung zu sein, andere zu stören, leider auch nur zu gut. Und ich habe leider auch erlebt, wie sich die Gedanken verselbständigen können. Ich habe mich für alles Leid dieser Erde verantwortlich gefühlt. Diffuse Schuldgefühle allem und jedem gegenüber haben mich unendlich belastet und zu Zorn und Hass auf mich selbst geführt.


Bitte lasse es nicht soweit kommen. Wenn du im Moment nicht so reagieren kannst, wie du es gerne möchtest, dann ist das sicher nur ein Zeichen deiner Kraftlosigkeit und ein Zeichen für deinen tiefen Schmerz. Mache dich bitte nicht auch noch dafür verantwortlich. Das bist du nicht. Dass du in deinem tief verletzten Zustand immer noch wahrnimmst, wie es anderen geht zeigt was für ein rücksichtsvoller und liebevoller Mensch du bist.

Passt auf, dass du die Spirale nicht immer noch weitergeht und du deine "Aggression" weiter auf dich richtest. Das schaffst du alleine wahrscheinlich nicht...…

Mich berührt einfach dein Bericht sehr und ich wünsche mir für dich die Hilfe, die dir zusteht.
ganz liebe Grüße
Camille
Auch heute ein Jahr später kann ich Dir nicht helfen.

Ich kann Dir nur sagen, dass ich deine dunklen Gedanken sehr gut kenne. Es gab Zeiten, da empfand ich diese Gedanken als von außen auf mich übermächtig einwirkend und befehlend.

Ich kann Dir nur sagen - Bitte pass auf dich auf

Ich kam dagegen selbst nicht mehr an. Ich brauchte einen Menschen, der " mich gehalten und getragen" hat in dieser Zeit. Bei mir war es damals mein Mann. Ich weiß nicht, wer es bei Dir sein könnte? Deine Eltern? Deine Freundin? Oder doch der Schutz einer Klinik? Leicht war es damals nicht für mich, mit meinem Mann zu reden. Ich war überzeugt, dass er mich dann sofort verlassen würde - mich endgültig nur noch verachten würde. Kann sein, dass du etwas ähnliches denkst - über deine Eltern oder andere Bezugspersonen - vllt. auch völlig unberechtigt wie bei mir und nicht der Realität entsprechend, sondern evtl. nur gefärbt und beeinflusst von deiner Prägung....


Ich lasse mir auch helfen nach wie vor von Medikamenten. Auch ich nehme abends Seroquel - und ich schäme mich dafür nicht mehr. Im Oktober gab es auch wieder 2 Wochen, da reichte mir Seroquel abends nicht um zur Ruhe zu kommen und ich habe noch zusätzlich Atosil genommen - vllt. geht es irgendwann auch mal wieder ohne - für Dich evtl. auch.


Liebe T-Ally, ich möchte Dir so viel schreiben. Und finde keine Worte mehr. Ich möchte Dir schreiben, dass ich ein bisschen weiter raus gekommen bin aus dieser tiefen alles vernichten wollenden Selbstverachtung. Du steckst noch mitten drin - da kannst du vor lauter Schmerz Dir nicht vorstellen, dass du eine andere Sicht auf dich selbst entwickeln könntest. Ich fühle es immer wieder - punktuell, für kurze Momente - eine Ruhe und eine Gelassenheit, die aus Akzeptanz meiner selbst mit all meinem "Fehlern und Unfähigkeiten" erwachsen könnte.


Das möchte ich Dir mitgeben - als eine ehrliche Erfahrung von mir.


Im Moment lass dich trösten - in den Arm nehmen und halten.

Bitte!!!

Du bist es wert!!!


Camille
Marlene57
Beiträge: 504
Registriert: 20. Mär 2018, 16:39

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Marlene57 »

Liebe T-Ally,
jeder Mensch ist wertvoll, auch du. Ich kenne das auch, mit Selbstzweifeln und Minderwertigkeitsgefühlen. Aber ich glaube du steckst da noch mitten drin und brauchst noch Zeit da wieder raus zu kommen. Auch du kannst das schaffen, aber eben mit Zeit. Es wäre evtl. doch gut wenn du dich deiner Familie oder einer Freundin anvertrauen könntest
So wie du schreibst, wäre ich an deiner Stelle sehr skeptisch, und würde erst mal versuchen stabiler zu werden bevor du wieder darüber nachdenkst zu arbeiten. Falls du mit deinem Chef sprechen willst, solltest du auf jeden falls eine Vertraute Person mitnehmen, die deine Situation in der Firma kennt. Noch besser du sprichst erst mit deiner Psychologin. Ob es über Sinn macht in der jetzigen Situation überhaupt mit deinem Chef zu sprechen.
Wenn du niemand hast, der dich zihause unterstützt, würde ich an deiner Stelle überlegen, doch in eine Akutklinik zu gehen.
Ich wünsche dir, wie auch immer du dich entscheidest viel Glück, dass du die Hilfe findest, die du noch brauchst.
Ich nnrhme dich mal in den Arm und drücke dich ganz fest.
Liebe Grüße
Marlene
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Beim Lesen all Eurer Beiträge bin ich ganz gerührt. Ich habe sie jetzt mehrfach gelesen und hoffe, ich bekomme noch die Worte zusammen, die mir dabei durch den Kopf gingen.

Ihr Lieben,

irgendwann vor Wochen oder Monaten hat Camille mal einen Beitrag geschrieben, der mich sehr berührt hat. Sie schrieb darin, dass ich einfach in Eurer Mitte sitzen darf, sie meine Hand hält und ich mit geschlossenen Augen die Gesellschaft genießen darf, aber nichts beitragen muss. Daran denke ich nun, und danke Euch allen für Eure Worte.
Ich stelle mir vor, wir sitzen beisammen, ob am Tisch oder um ein Feuer -wir alle- Peter, DieNeue, Bittchen, janedoe, monchen, Camille, Marlene...

Es ist so schön zu lesen, dass man gemocht wird. Auch das ist eine Vorstellung, die ich nicht fühlen kann. Wieso sollte mich jemand mögen? Ich habe doch so viele Fehler und bin kein lieber Mensch. Ich bin peinlich und schäme mich schon fast dafür, dass ich auf der Welt bin. Warum sollte man mich also mögen? Das ist doch total verrückt.
...in meinem Kopf...

Wir kennen uns zwar nicht persönlich, aber dennoch nehme ich Eure positiven Beiträge auf mich bezogen wahr.

Peter und auch andere schreiben mir, dass ich meine Familie einweihen soll. Grundsätzlich weiß meine Familie Bescheid, denn ich war ja schon in der Psychiatrie und auch die Reha haben sie natürlich mitbekommen.
Mir fällt es aber schwer, mein akutes Befinden und die negativen Gedanken zu äußern, denn wenn ich diese ausspreche, denke ich, dass sich das wie Blödsinn anhört. Auch in der Reha habe ich einmal dem Therapeuten einen Zettel gegeben mit den Gedanken, die ich nicht aussprechen kann. Oder mit den Gedanken, die ich mich beim Aussprechen nicht traue weiter auszuführen und dann wieder auf weniger gefährliches Terrain abbiegen könnte. Er hat den Zettel behalten, laut vorgelesen und jeden Satz mit mir besprochen. Das war nicht schön.

Mit meiner Familie mag ich auf diese Weise allerdings nicht kommunizieren. Meine Mutter kann zwar nicht nachfühlen, was in mir vorgeht, aber sie bemüht sich sehr, es zu verstehen. Auf der Seite meines Vaters gab es in der Familie einige Depressionen und Versuche sowie Erfolge, das Leben vorzeitig zu beenden, dennoch verschließt er sich diesem Thema.
Ich äußere nun meiner Mutter gegenüber des öfteren meine Gedanken und beschreibe, wie ich mich fühle. Aber das ganze Drama in meinem Kopf gebe ich nicht preis. Der Therapeut der Reha Klinik sagte zu mir, dass ich dies aktuell nur mit professionellen Gegenüber besprechen sollte.

Bittchen hat in einem andere Faden an jemanden geschrieben (ich kann nicht zitieren und wähle eigene Worte), dass ihre Mutter und ihr Vater zwar für die Prägung und einiges mit verantwortlich sind, sie ihre Eltern dennoch liebt. Das sei nun einmal so. Diese Worte enthalten für mich alles und ich kann sie nur unterschreiben.
In der tiefenpsychologischen Therapie geht es bei mir häufig um die Eltern und die Kindheit; ja es gab schwierige Verhaltensweisen, aber ich liebe meine Eltern sehr. Sie haben es sicherlich nicht mit Absicht gemacht. Und meine Geschwister laufen ja auch viel selbstbewusster durchs Leben, es kann doch somit nicht nur an der äußeren Prägung liegen. Es kommt doch bestimmt auch zum Teil aus mir heraus, dass ich mir selbst im Wege stehe.

janedoe wies darauf hin, dass ich das Gespräch mit dem Arbeitgeber mit Beistand angehen soll. Das habe ich auch vor und genau das ist der Punkt, der schon wieder ignoriert wurde. Ich habe durch den Integrationsfachdienst eine Dame an meiner Seite, die dem Arbeitgeber ggü. auch bereits aufgetreten ist. Eine Abstimmung des Termins ist jedoch nicht mit ihr erfolgt. Sie wusste nichts davon. Nun habe ich darum gebeten, dass der Termin erst dort abgestimmt und dann mir mitgeteilt wird.
Zudem sollte das Gespräch bereits vor der Reha stattfinden und das hat schon nicht geklappt. Nun sehe ich schon dieses Jahr fraglich. Aber ich werde erst wieder im Dienst erscheinen, wenn dieses Gespräch endlich stattgefunden hat.

Marlene und Monchen, ich glaube, ihr habt geschrieben, dass ich wohl eine längere Auszeit brauche. Mein Gefühl sagt das auch. Aber es gibt bislang keinen Arzt, der meine innere Not so wahrgenommen hat, wie ich sie spüre - und nicht äußern darf oder kann.
Ich bin eine große und sportliche Frau, wirke sehr agil und sehe gesund aus. Der alte Psychiater hat mal gesagt, man müsse sehr genau hinschauen, wenn man sehen möchte, wie es mir geht. Und mich schon etwas kennen. Dafür haben Ärzte aber wenig Zeit.
Die Dame vom Intergrationsfachdienst hat mich auch schon auf meine perfekte Fassade angesprochen und gesagt, dass sie einige Termine und Gespräche brauchte, um das zu durchschauen.

In der Reha hat das Fachpersonal zu mir gesagt, dass ich endlich lernen muss, meine Bedürfnisse zu äußern und für mich selbst einzustehen. Mein innerer Richter (oder wer auch immer) erlaubt mir das leider nicht. Ich darf nur krank zu Hause bleiben, wenn ein Arzt mir von sich aus einen gelben Schein anbietet. Danach aktiv zu fragen bedeutet für mich quasi krank feiern. Denn der Arzt sieht ja die Notwendigkeit nicht von sich aus.
Aktuell habe ich noch ein paar Wochen Auszeit vor mir und werde diese auch versuchen, zu verlängern, wenn nicht die Regelung mit dem Arbeitgeber erfolgt ist.
Und auch ein Gedanke an Klinik kommt ab und an mal durch. Aber ich weiß nicht, ob ich mich das traue. Zudem wäre dann die Tür zum Arbeitgeber zurück wohl auch endgültig verschlossen.

Mein Kopf ist irgendwie immer automatisch dabei mir zu sagen, wie fehlerhaft und belastend ich bin. Daher schlafe ich am Liebsten und habe meine Ruhe.

Jetzt setze ich mich wieder zurück in unsere Runde, schließe die Augen und genieße es, nicht allein zu sein.

Ganz herzlichen Dank Euch allen für Eure Worte und Euer Mitgefühl.
saneu1955
Beiträge: 2433
Registriert: 6. Jul 2014, 19:18

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von saneu1955 »

Liebe Tally, es tut mir sehr zu lesen, wie du dich selbst siehst, du bist doch kein schlechter Mensch, du schreibst sehr liebevoll.Du bist krank, deine Seele ist auch aus was für Gründen verletzt.

Suche dir bitte professionelle Hilfe, düstere Gedanken sind nicht gut.

Allein zu Hause im Bett liegen, das macht dich nicht gesund.

Leider ist es oftmals so, dass man es uns nicht ansieht, wie krank wir wirklich sind. Das geht vielen so.

Deshalb ist es wichtig, dass du sagst, wie es dir geht, immer und immer wieder. Das ist nicht leicht, das weis ich nur zu genau.

Du schreibst, dass es in der Familie deines Vaters auch Menschen gibt oder gab, die an Depressionen leiden, es gibt auch genetische Dispositionen.Vieleicht spricht dein Vater nicht darüber, weil er Angst hat.

Bitte unternimm etwas für dich, du bist wertvoll.

Ich schicke dir jetzt eine liebe Umarmung.

Liebe Grüße sendet dir Saneu1955
Insa40
Beiträge: 1155
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von Insa40 »

Hallo T Ally,

Deinen Thread hier habe ich verfolgt und in den letzten Wochen immer mal wieder gesucht, um zu schauen, ob Du geschrieben hast, wie es Dir ergangen ist.

Bestürzt las ich, dass Du Dir fast nicht selbst erlaubt hättest, hier nach Deiner Reha zu schreiben.
Schön, dass Du es doch getan hast, auch wenn Deine Situation noch festgefahren scheint.
Gut, dass Du Deinen Arbeitgeber darauf hingewiesen hast, dass die Frau vom Integrationsfachdienst
mit zum Gespräch hinzugezogen wird.
Ich möchte Dich bestärken, da auch nicht locker zu lassen.

Leider gibt es Arbeitgeber, die darauf zu hoffen scheinen, dass sie ihren Willen oder ihre Ignoranz durchziehen können, wenn sie nur immer wieder versuchen, die Aüßerungen des Arbeitnehmers nicht zu beachten.
Da hilft tatsächlich nur, hartnäckig dran zu bleiben, zumal Dir die Teilnahme der Dame vom IFD zusteht.

Mit jemandem über Deine dunklen Gedanken sprechen - mir fällt da noch eine psychiatrische Institut
sambulanz ein..
Dort sind Menschen, bei denen Du, wenn es bei Deiner Familie nicht geht, Verständnis finden kannst.

Fühl Dich mal lieb gedrückt
Insa
T Ally
Beiträge: 594
Registriert: 30. Jul 2014, 14:34

Re: Arbeitgeber: Konflikt oder nur Kommunikationsproblem?

Beitrag von T Ally »

Hallo,

meinen alten Thread hole ich mal wieder vor, damit ich die der anderen nicht mit meinen Äußerungen fülle.

Mein Kopf dreht durch! Ich kann es nicht aufhalten. Ich frage mich, ob es an Corona liegt, oder ohnehin so Kuddelmuddel geworden wäre...

In den BEM Gespräche im Hause meines Arbeitgebers, zu denen ich aus der Akut-Psychiatrie gefahren bin, wurde eine genaue Vorgehensweise für die Wiedereingliederung besprochen. Im Februar wurde ich aus der Klinik entlassen und von meinem Arzt für weitere vier Wochen krank geschrieben. Beim letzten Arzttermin habe ich dann von mir aus nach dem Beginn der Eingliederung gefragt.
Nun hinterfrage ich auch meine Motivation zu diesem Punkt. Ich glaube, ich möchte nur die Erwartungen des Umfeldes erfüllen, möglichst den Arbeitsplatz erhalten, weil ich Angst habe, bei Verlust nie wieder einen zu finden. Innerlich fühle ich mich eigentlich mit allem, auch dem normalen Alltag, überfordert. Bin schnell erschöpft, müde und werde aggressiv.

Mein Arbeitgeber war natürlich mit der Eingliederung einverstanden und auch die Krankenkasse habe ich informiert.
Dann kam Corona.
Dies alles innerhalb von einer Arbeitswoche. Als ich den Schein mit der Eingliederung beim Arbeitgeber abgegeben habe wurde am Folgetag die Schließung der Schulen bekannt gegeben. Danach überschlugen sich die Ereignisse. Und mein Kopf drehte auf!

Über ein soziales Netzwerk erhielt ich Informationen meines Arbeitgebers, des Abteilungsleiters, wie die Arbeit durch die Corona Krise organisiert wird und dass sich quasi alles ändert.
Als ich dies las ging mein Puls in ungeahnte Höhen und mir wurde schwindlig. Ich spürte Angst.
Die Folgeinfos befeuerten dies weiter! Und es werden laufend weitere Infos folgen...
Leider kann ich nicht ohne negative Auswirkungen aus der WhatsApp-Gruppe austreten; auch wenn ich diese Plattform für dienstliche Infos als absolut ungeeignet bewerte.

Mein direkter Chef ist telefonisch für mich nicht zu erreichen. Ich schrieb ihm eine Mail, dass ich unter diesen Umständen die Eingliederung nicht antreten werde und begründete dies auch sachlich damit, dass die Verabredungen des BEM nicht eingehalten werden und ich die Kraft nicht habe, im Chaos ruhig zu agieren. Seine Antwort war nur ganz kurz: "Du wirst an Deinem normalen Arbeitsplatz erwartet."
Er hat weder gelesen, was ich geschrieben habe noch in irgendeiner Form darauf reagiert.

Ich habe mir dann über den Betriebsrat Unterstützung gesucht. Dort wurde ich auch verstanden. Leider war die Kontaktaufnahme mit dem Herrn Chef auch von dort aus schwierig; ihm war nicht klar, dass Eingliederung im Rahmen einer Krankschreibung erfolgt. Das BEM hatte er gar nicht auf dem Schirm. Da frage ich mich, warum er dann dabei saß und mir einiges versprochen hat. Das hat er bereits wieder vergessen...

Am Freitag rief mich dann eine Kollegin an, mit der ich in all den Monaten meiner aktuellen Krankschreibung wertschätzenden Kontakt hatte. Allerdings hinterfrage ich das jetzt ganz anders. Sie machte mir Vorhaltungen, dass ich ja nicht zu den Risikogruppen gehöre und in der aktuellen Krise alle unterstützen müsse. Ich sagte nur, dass ich das nicht könne und die Kraft nicht habe, eben auch krank bin. Als wir auflegten, liefen mir die Tränen in Strömen.

Direkt danach rief der Betriebsrat bei mir an und hatte endlich mit meinem Chef sprechen können. Der hatte von nichts eine Ahnung, sitzt im Homeoffice und erwartete, dass ich in den anfänglichen zwei Stunden täglich unterstütze.
Irgendwann in diesem Gespräch mit dem BR brach ich erneut in Tränen und Verzweiflung aus, so dass der Betriebrat einsah, dass ich dem Druck im aktuellen Chaos nicht gewachsen bin.

Kurz danach rief meine Unterstützung vom Integrationsfachdienst an. Da brach ich komplett zusammen und es wurde mir neben dem Rettungswagen auch die Polizei in Aussicht gestellt. :shock:
Ich habe mich dann zur Ruhe gemahnt und weitestgehend mein Kopfchaos mitteilen können. Mir wurde gut zugehört, Auswege wurden aufgezeigt und ein Schreiben an den Arbeitgeber mit der Mitteilung, dass die Eingliederung derzeit nicht möglich ist, vorformuliert.
Nach einer Auszeit und Ruhephase musste ich mich telefonisch nochmal dort zurückmelden, damit sichergestellt war, dass ich wieder in der Spur laufe.

Soweit habe ich alles geregelt. Eine formelle Mail an den Arbeitgeber und alle Beteiligten des BEM-Verfahrens mit der aktuellen Vorgehensweise und sachlichen Begründung habe ich Freitag noch verschickt.

Vom Chef erhielt ich danach eine Mail mit Anhang. Dieser enthält die Bestätigung, dass ich systemrelevant arbeite und im Falle einer Ausgangsbeschränkung an den Arbeitsplatz darf.
Kein persönliches Wort.

Nun haut mein Kopf mir sämtliche abwertenden Sätze meines Lebens um die Ohren. Ich denke so viele Menschen arbeiten und geben ihre letzten Kräfte und ich schaue zu. Bin faul. Ich bezeichne mich als Totalversager, weil ich nicht wieder in den Arbeitsalltag komme.

Wenn ich Berichte aus meiner Branche lese (nicht Pflege und nicht Lebensmittel) und wie die Kollegen dort mit den aktuellen Anforderungen überfordert sind, dann denke ich, dass ich eigentlich helfen und unterstützen müsste. Sobald aber der erste Stress für mich greifbar wird, werde ich zusammenbrechen. Ich spüre das schon in mir.

Dann kommt das totale Chaos hoch und ich denke, ich bin die totale Enttäuschung für mein Umfeld. Was soll ich noch auf Erden, wenn ich nichts mehr beitragen kann?
Die Familie muss sich für mich schämen, da ich nichts schaffe. Die Kollegen lästern über meine Schwäche und da es mein dritter oder vierter längerer Ausfall in knapp 10 Jahren dort ist, bin ich doch nur eine Belastung.
Vor der Geschäftsführung habe ich Angst, dass sie mir mal wieder ein Aufhebungsangebot machen wird. Das ist dann die totale Niederlage. Man will mich loswerden, weil ich nichts tauge! Recht haben sie. Und das tut mir weh!

Nun habe ich es schon mit positiver Affirmation versucht, mich mit dem Schmetterling und positiven Glaubenssätzen zu beruhigen versucht. Aber ich fühle das nicht! Ich fühle nur die Unzulänglichkeit.

...
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