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Erste Therapie

Verfasst: 14. Apr 2019, 10:04
von Stinker1512
Hallo ihr Lieben.

Vor einiger Zeit wurde ich von meiner Hausärztin zu einem Psychologen weitergeleitet. Beim ersten Treffen stellte er bei mir eine mittelschwere Depression fest. Ich weiß, dass sich mein Zustand durch die derzeitige Situation verschlimmert hat. Mein "Partner" leidet ebenfalls unter Depresssionen und seit ca. 5 Monaten ist bei uns Funkstille und er möchte keine Hilfe annehmen. Das hat mir alles ziemlich zugesetzt.
Mittlerweile geht es mir wieder etwas besser.

Nun aber zum eigentlichen Thema. Und zwar war ich erstaunt, dass ich vor einer fremden Person direkt so offen über alles geredet habe. Generell bin ich ein sehr verschlossener Mensch und erzähle nicht viel über mich selber. Ich dachte erst, dass ich einige Zeit brauchen würde, um warm zu werden mit dem Therapeuten. Außerdem dachte ich, dass die Tatsache, dass mein Therapeut ein Mann ist, die Sache nochmal erschwert.
Irgendwie fühlte ich mich wohler als ich erwartete.

Jetzt stellt sich für mich aber einiges an Problemen dar. Er erklärte mir die Therapieverfahren. Und nun soll ich mich entscheiden welches ich gerne angehen möchte. Um ehrlich zu sein, finde ich alles ziemlich ansprechend. Ich würde gerne wissen wieso ich so bin wie ich nun mal bin. Wieso ich in bestimmten Situation so reagiere und woher diverse Hemmungen kommen.
Aber ebenso finde ich es gut mein Verhalten in vielen Situationen zu verändern. Auch in Bezug jetzt auf meinen Partner.

Dann ein weiteres Problem ist, dass mein Therapeut überwiegend Gruppentherapien macht. Einzeltherapie nur in Einzelfällen. Und diese würden dann nur ca. alle 4 Wochen stattfinden. Für mich ist es generell schwer vor mehreren Menschen zu reden. Dann auch noch über solch private Dinge. Trotzdem könnte man diese Angst damit gleichzeitig therapieren.
Nun ja jetzt kann ich mich natürlich nicht wirklich entscheiden. Da ich mich im Moment eigentlich noch ziemlich wohl bei dem Therapeuten fühle aber die Einzeltherapie bevorzugen würde. Ich habe etwas Angst davor mich wieder bei einem neuen Therapeuten vorstellen zu müssen und das es eventuell noch Monate dauert. Jetzt habe ich ziemlich schnell einen Termin bekommen.

Ich würde mich mal gerne für eure Sichtweisen dazu interessieren. Und für welche Therapie habt ihr euch entschieden und wieso?

Würde mich über nette Berichte von euch freuen :)

Liebe Grüße

Re: Erste Therapie

Verfasst: 14. Apr 2019, 11:22
von Monchen12345
Hallo Stinker,

Ich bin nen bisschen verwirrt. Eigentlich haben Therapeuten immer einen Schwerpunkt nach dem sie behandeln. Das einer alles macht und man sich die Form aussuchen soll hab ich so noch nicht gehört. Man sagt zwar inzwischen, dass es die starren Grenzen nicht mehr gibt, sondern jede Therapieform auch Elemente aus anderen Bereichen enthält, aber eigentlich hat ein Therapeut nur einen Schwerpunkt.

Mir wurde von der Tagesklinik zu einer Verhaltenstherapie geraten. Damit geht es mir ganz gut und es entspricht auch meiner Grundeinstellung.
Das hab ich nochmal deutlich in der Reha gemerkt. Da war es eine Therapeutin, die ihren Schwerpunkt in der Analyse hatte. Als sie dann anfing, dass sich Denkmuster in der frühen Kindheit festsetzen und ob ich das nicht immer schon so gedacht habe.... Mein Gedanke dazu war dann: mir ist es eigentlich egal wo es herkommt. Es ist jetzt so wie es ist und ich möchte dass sich im jetzt etwas ändert und ich dann in Zukunft anders reagieren kann.

Gruppentherapie hab ich sehr unterschiedlich erlebt. In der Tagesklinik als ich schwer depressiv war, ging das für mich fast gar nicht. Es gab nur einen Arzt, wenn der die Gruppe geleitet hat, hat der die Fragen so gestellt, dass es ging. Als ich dann aber mal ehrlich und ungeschönt gesagt habe, was bei mir im Kopf los ist, war die ganz Gruppe geschockt. Das war mir dann doch ehr unangenehm.
In der Reha war das anders. Da konnte ich ab der 2ten Woche mich gut mit einbringen und hab auch viel gesagt. Aber mich jetzt selbst mit einem Thema in den Mittelpunkt zu stellen ging noch nicht.
In 2 Wochen ist das Aufnahme-Gespräch für die Reha-Nachsorge. Das ist auch Gruppentherapie. Durch die zweite positive Erfahrung, hab ich gesagt ich versuche das mal.

Ich bin eigentlich auch jemand der nicht so viel über sich redet, gerade wenn es in den Gefühlsbereich geht. Aber ich hab auch die Erfahrung gemacht, dass es bei Ärzten und Therapeuten manchmal gut geht. Ich denke einfach, weil man auch unbewusst weiß, dass man dort reden muss, sonst kann mir nicht geholfen werden.

Alle 4 Wochen Einzeltherapie finde ich, wenn es aktuell akut ist, zu wenig.
Ich teste gerade mal mit meiner Therapeutin, ob ich aktuell mit 4 Wochen klar komme. Aber ich hab halt auch noch die Reha-Nachsorge und ich fange morgen ne berufliche Reha an, wo halt auch noch auf mich geachtet wird und man nen bisschen etwas therapeutisches hat.
Als es mir schlechter ging hatte ich alle 2 Wochen Einzeltherapie. Einfach weil ich nach einer Stunde mehrere Tage brauchte um mich davon zu erholen. Wöchentlich wäre da einfach zu viel gewesen.

Ich weiß jetzt gar nicht, was ich dir raten soll.
Vielleicht: Mach doch mal ne Probestunde in der Gruppen und guck mal wie es dir damit geht.

Alles Gute für dich.

Re: Erste Therapie

Verfasst: 21. Apr 2019, 09:27
von Lena21
Hallo Stinker,

ich bin jetzt seit insgesamt 2,5 Jahren in Verhaltenstherapie einzeln.
Die Frage nach was anderem hat sich nicht gestellt, weil das so schon total schwer war, Therapeuten zu finden (ländlicher Raum...), dass ich dann einfach das genommen habe, wo die Wartezeit am geringsten war. Ich merke schon, dass mir das hilft, im Alltag besser klar zu kommen. Allerdings merke ich jetzt auch, dass mir bisschen was fehlt. Dass es zwar gut ist, darüber zu sprechen, was ich in der Gegenwart anders machen kann, aber dass ich auch gerne mal darüber reden würde, was damals alles schiefgelaufen ist. Und warum das mit der Depression überhaupt angefangen hat. Aber so schnell werd ich niemand anderen finden. Also versuche ich dankbar zu sein, dass ich überhaupt irgendeinen Therapieplatz habe. Und denke dann privat und alleine über das nach, für das in der Therapie kein Platz ist. Oder ich lese Bücher dazu.

Vor der Gruppentherapie hatte ich anfangs auch den totalen Horror (Mobbing-Erfahrungen usw), kam dann aber in der Psychiatrie nicht mehr drumherum. Die ersten 6 Wochen hat die Gruppentherapie meinen Zustand sogar etwas verschlechtert, weil die Panik einfach so heftig war. Aber irgendwann hat mein Gehirn dann kapiert, dass von den Leuten da keine Gefahr ausgeht. Und dann hat es gut getan. Es tat gut das Reden in Gruppen zu üben und auch zu merken, dass man mit diesen Problemen nicht alleine ist. Denn Mobbingerfahrung und co. hatten wir fast alle und freiwillig war von uns auch keiner in dieser Gruppe...
Was mich damals beruhigt hat war, dass in der Gruppentherapie ja außer dem Psychologen keine "gesunden" Menschen drin sind. D.h. jeder von uns war irgendwie desolat und damit nicht ganz so gefährlich wie "normale" Leute.

Wünsche dir in jedem Fall viel Erfolg und dass es dir hilft. :D

LG Lena

Re: Erste Therapie

Verfasst: 22. Apr 2019, 20:40
von Stinker1512
Hallo ihr,

Monchen das ist ja gut, dass du zusätzlich zur Unterstützung noch die Reha Nachsorge hast.

Ja das kann natürlich so sein, dass man es macht, eben weil es Ärzte sind, die einem helfen können.

Lena21 eigentlich dachte ich, dass auch bei der Verhaltenstherapie geschaut wird woher jene Probleme kommen und schaut dann wieso man so ist. Oder ist es wirklich nur so, dass man ein Verhaltensproblem anspricht und man sucht einfach andere Wege die zu lösen oder wie kann man sich das genau vorstellen?

Liebe Grüße

Re: Erste Therapie

Verfasst: 4. Mai 2019, 16:57
von aikido_1987
Hallo Stinker,

auch in der Verhaltenstherapie wurde bei mir geschaut, wo die Probleme her kommen. Das macht natürlich jeder Therapeut anderst und keiner wird dir ein Kochrezept liefern, warum du so bist, wie du bist. Lass dich einfach ein auf die Therapie. Du kannst jederzeit Fragen stellen und Bedenken äußern.

Von ambulanter Gruppenpsychotherapie halte ich persönlich nicht viel. Fühlt sich für mich immer so an, als könne man in kurzer Zeit viele Patienten abfertigen und dementsprechendes Geld damit verdienen. Ich finde Gruppentherapie nur zusätzlich zu Einzeltherapie sinnvoll. So wie es auch in der Klinik gemacht wird. Aber da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen und heraus finden, was für ihn das beste ist.

Herzliche Grüße,
aikido

Re: Erste Therapie

Verfasst: 9. Jun 2019, 15:36
von andreas1967
Moin, ich habe sowohl Depression ( zurzeit im Ruhestand), Trauma als PTBS. Ich habe in der Therapie eine sehr gute Traumatherapeutin gehabt. Die Suche nach externen Traumatherapeuten habe ich durch die offizielle Homepage und durch Hilfe der Krankenkasse absolviert. Nicht jeder Psychologe oder Therapeut ist gleichzeitig Traumatherapeut.Ich kann als Betroffener nur vor einem Selbstversuch abraten. In der Therapie habe ich Emdr und Imaginationsübungen erlernt. http://www.gptg.eu" onclick="window.open(this.href);return false; .... Als Beispiel für die Suche nach Therapeuten
Beste Grüße