Psychotherapie kann helfen! :-)

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Lena21

Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von Lena21 »

Hallo,

ich schreibe diesen Beitrag, weil ich letztes Wochenende "Streit" mit meiner Mutter hatte, die überhaupt nicht verstanden hat, dass und wie mir die Therapie geholfen hat/hilft. Für sie ist das nach wie vor sinnloses Rumgelaber. Für mich überhaupt nicht. Ich bin sehr froh, dass ich eine Therapie gemacht habe bzw. noch immer mache. :D Das heißt nicht, dass ich mich nicht manchmal über meine Therapeutin aufrege, oder dass ich nach manchen Therapiesitzungen echt richtig erledigt bin. Aber im großen und ganzen hilft es mir wirklich sehr. :)
Wie in den anderen Beiträgen von mir werde ich erst mal kurz erzählen, wie das bei mir so funktioniert hat. Eine Liste mit Dingen, die ich gut fand bzw. die mir das ganze gebracht hat, kommt dann in einem zweiten Beitrag. Vielleicht hilft euch ja was davon oder ermutigt euch, euch ebenfalls Unterstützung zu suchen.

Eigentlich war das mit der Therapie bei mir gar nicht geplant. Ich hatte zwar seit der 8. Klasse immer wieder Suizidgedanken und depressive Phasen und auch die Angstzustände hatte ich seit ich denken kann, aber da sowohl von meinen Eltern als auch von meinen Lehrern immer nur kam: "Hör auf mit dem Theater!" bzw. "Jammer nicht so rum, das ist in der Pubertät ganz normal." wäre ich alleine nie auf die Idee gekommen, dass ich Hilfe brauchen könnte. Oder dass mir jemand helfen würde. Letztlich war es dann meine Deutschlehrerin, die kurz nach meinem 18. Geburtstag meinte, dass sie sich wirklich Sorgen macht und nicht mehr tatenlos zuschauen kann. Dass ich mir Hilfe suchen soll, bevor sie dazu verpflichtet ist, irgendwelche offiziellen Schritte einzuleiten, um mich vor mir selbst zu schützen. Irgendwie hat mich das ziemlich wachgerüttelt weil mir erst in dem Moment klar geworden ist, dass ich wirklich dringend Hilfe brauche, wenn ich noch ne Weile am Leben bleiben will.
Meine ehemalige Deutschlehrerin hatte sich damals zur Beratungslehrerin weiterbilden lassen und mir dann eine Liste mit Kinder- und Jugendtherapeuten gegeben. Da habe ich dann auf gut Glück einfach eine Therapeutin angeschrieben und auch ziemlich bald einen Termin für ein Erstgespräch erhalten.

Das Erstgespräch lief ziemlich "gut" und die Therapeutin war sehr freundlich. Das erste, was sie sagte nachdem ich ihr bisschen was aus meinem Leben erzählt hatte, war: "Warum kommst du erst jetzt???" Das zweite war: "Du gehörst eigentlich in eine Klinik." Das wollte ich damals aber nicht, deswegen sind wir bei der ambulanten Therapie geblieben, haben dann aber einen Lebensvertrag abgeschlossen, was mir damals sehr geholfen hat. Es tat einfach so gut, dass da plötzlich jemand da war, der mir einfach zugehört hat ohne dumme Sprüche abzulassen. Und dass jemand da war, dem es wichtig war, dass ich am Leben bleibe. Warum auch immer.

Nach fünf s.g. probatorischen Sitzungen war klar, dass wir die Therapie machen würden. Dann musste ich mir eine Überweisung holen. Damit zum Hausarzt zu gehen war mir zu peinlich, deswegen habe ich mir irgendeinen anderen Arzt im Telefonbuch gesucht. Vor dem Gespräch hatte ich total viel Schiss, allerdings hatte meine Therapeutin den Wisch schon vorbereitet, sodass er den eigentlich nur noch ausfüllen und unterschreiben musste. Der Arzt war glücklicherweise ziemlich freundlich und schien das alles nur halb so strange zu finden, wie ich. Das "Gespräch" war sehr kurz und bestand aus den Fragen: "Sie wollen also eine Therapie machen?"- Ja. "Haben Sie das Gefühl, dass Sie mit der Therapeutin gut klar kommen?" Ja. "Okay." Dann diagnostizierte er mir eine Anpassungsstörung (ohne sich meine Geschichte anhören zu wollen) mit dem Kommentar: "Für die Krankenkasse reicht das. Und eine Anpassungsstörung haben wir eigentlich alle." Dann grinste er, unterschrieb und ich konnte gehen. Lief also alles sehr unkompliziert.

Allerdings musste mich diese Therapeutin dann aus zeitlichen Gründen an ihre Vertretung abgeben und mit der kam ich gar nicht klar. Ich habe versucht, das anzusprechen, aber irgendwie hat das nicht geholfen. Paar Monate habe ich dann die Zähne zusammengebissen (und dachte auch, dass es an mir liegt, dass ich mit der Therapie nicht klar kam), aber dann habe ich die Sache abgebrochen, weil ich der Meinung war, dass es mir ohne besser gehen würde. Und weil mir das "Denk doch mal positiv"-Gelaber der Vertretungstherapeutin auf die Nerven ging. Irgendwie hatte ich einfach das Gefühl, sie versteht mich nicht. Was sicherlich einer der Gründe war, warum die Therapie nicht funktioniert hat war, dass wir keine konkret formulierten Ziele hatten und das ich deshalb auch das Gefühl hatte, dass es nicht vorwärts geht...

Ein Jahr lang habe ich es dann ohne Therapie versucht, allerdings nicht wirklich erfolgreich. Im Sommer 2017 schrieb ich die Therapeutin bei der ich am Anfang war, wieder an und hatte Glück: Sie konnte mich wieder als Patientin aufnehmen. Allerdings bin ich kurz danach weggezogen, weshalb wir die Termine dann telefonisch gemacht haben bzw. wenn ich in der Stadt zu besuch war. Ich habe dann versucht, an meinem neuen Wohnort was zu finden, aber die Wartezeiten wären ewig gewesen, außerdem wollten mich einige Therapeuten nicht, weil ihnen jemand mit einer therapeutischen Vorgeschichte nicht so lieb war. Ich blieb also bei meiner Therapeutin, obwohl ich dann 100 km entfernt wohnte.
Obwohl mir das mit der Therapie schon geholfen hat, war es eher ein "von Krise zu Krise" hangeln. Besser wurde es nicht wirklich, aber immerhin blieb ich am Leben. Ohne Therapie hätte ich das nicht geschafft, insofern hat sich das allein dafür gelohnt! :)

Mitte 2018 hatte ich das erste mal einen Termin bei einer Psychiaterin, in der Hoffnung, dass es mit Medis besser werden würde. Trotzdem wurde ein stationärer Aufenthalt unausweichlich, der kam dann im Sommer 2018.
Mit der Psychologin da kam ich nicht klar (die war wieder so wie die Vertretungstherapeutin), dafür haben mir die Gespräche mit den anderen Patienten und der Kunsttherapeutin sehr geholfen. :D

Da ich in der Zwischenzeit 21 wurde, musste ich die Kinder- und Jugendlichentherapeutin abgeben und bekam dann einen Therapieplatz in der Institutsambulanz der Klinik, in der ich auch stationär war. Da war ich jetzt ein halbes Jahr wöchentlich, bis wir jetzt angefangen haben, die Therapie auszuschleichen, weil ich endlich auf der Zielgeraden bin. :) Mit der Therapeutin die ich jetzt habe, komme ich so mittelgut klar, aber es hilft mir, dass ich jetzt weiß, was meine Baustellen sind und wo ich hinwill.

Fazit: Mir persönlich hat die Therapie sehr geholfen bzw. hilft mir noch immer. Das wichtigste ist glaube ich, dass man mit dem Therapeuten gut klar kommt und sich ernstgenommen fühlt. Aber: Wenn ich gerade in einer tiefen Krise war, war mir sogar das egal. Denn ganz tief unten hat nur noch gezählt, dass überhaupt wer da war. Dass überhaupt wer zugegehört hat. Dass ich wusste, dass es überhaupt irgendwem auffallen würde, wenn es mich nicht mehr gibt.

Insofern kann ich allen nur raten, sich professionelle Unterstützung zu suchen, auch wenn die Wartezeiten manchmal echt heftig lang sind. Aber es lohnt sich. Allein für das Gefühl, mit der ganzen Scheiße nicht völlig allein zu sein. :D


Liebe Grüße und euch alles Gute!
Lena
Danny68
Beiträge: 17
Registriert: 30. Dez 2018, 13:56

Re: Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von Danny68 »

Hallo Lena du hast es ja schon geschrieben dir tut die Therapie gut und sie hilft dir .DAS IST DOCH DAS WICHTIGSTE ! Ich hoffe deine Mama versteht das auch noch . Mach weiter so ! Liebe Grüße Danny
yeri
Beiträge: 9
Registriert: 1. Apr 2019, 20:13

Re: Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von yeri »

Hallo Lena, ich habe eine Tochter bei der ich sehr viele Ähnlichkeiten wie bei dir sehr nur das sie eine wirkliche Therapie erst jetzt bekommt. Ich möchte dir sagen das du das toll machst wie Du mit deiner Erkrankung umgehst und dich um Therapien bemühst ich bewundere dich das du das so gut hinbekommst. Du kannst stolz auf dich sein denn ich weiß von meiner Tochter wie schwierig das alles ist und wie viel Kraft es kostet und ich wünsche dir das du dich niemals unterkriegen lässt. Du bist eine starke Persönlichkeit denn das alles alleine zu schaffen ist schwer. Ich würde dir wünschen das dir deine Eltern zur Seite stehen und dir halt geben. Aber du bist bis jetzt soweit gekommen das finde ich toll. Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg und liebe Grüße
Katerle
Beiträge: 11311
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von Katerle »

Hallo Lena,

kann dich so gut verstehen. Musste mich all die Jahre auch immer mit negativen Kommentaren von Angehörigen rumschlagen, obwohl mir Therapie immer viel brachte. Selbst wenn ich mich erklärte, wurde auf mir rumgehackt, es war richtig krass und das empfand ich überhaupt nicht als Unterstützung. Sich dadurch nicht auch noch runterziehen zu lassen, war echt nicht einfach. Bin jedenfalls irgendwo stolz, trotz allem meinen Weg weitergegangen zu sein, bis heute.
Ja das ist das Wichtigste, sich ernstgenommen zu fühlen. Überhaupt das da jemand da ist, der dir zuhört, sich für dich interessiert. Und das Gefühl, mit dem ganzen Mist nicht allein zu sein...
Empfinde ich ebenso und deshalb mache ich weiter mit meiner Therapie.

Liebe Grüße
Katerle
ßßßß

Re: Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von ßßßß »

@Lena21

die überschrift war richtig. das Zitat: "Aber es lohnt sich." ist falsch. es kann sich lohnen, es kann aber auch höllisch schief gehen. glücklicherweise sind die denen es hilft deutlich in der überzahl.
Lena21

Re: Psychotherapie kann helfen! :-)

Beitrag von Lena21 »

Hallo ßßßß,

ich geb zu, die Formulierung ist vielleicht etwas plakativ. Und ja, ich hab ich meiner bisherigen Therapielaufbahn durchaus auch Therapeuten und Psychologen bzw. Sitzungen erlebt, die heftig an die Substanz gegangen sind. Aber am Ende hatte ich trotzdem immer das Gefühl, dass es was gebracht hatte. Selbst, wenn mir nur klar geworden ist, dass es so nicht geht. Das ist wie mit Edison und der Erfindung der Glühlampe. Da sagt man ja auch, dass er hunderte Versuche unternommen hat, die alle nicht funktioniert haben, bis es dann zu dem einen kam, der geklappt hat. Natürlich tat jeder Fehlversuch weh und war ziemlich frustrierend. Aber immerhin war dann auch klar, was eben nicht geht. Und auch durch das Ausschlussverfahren kann man dem Ziel etwas näher kommen... ;)

LG Lena

P.s.: Die korrigierte Fassung des Satzes lautet damit: "Aber für mich hat es sich gelohnt. Und das wünsche ich euch auch."
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