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Ratlos

Verfasst: 15. Jan 2019, 19:29
von IsiFu
Hallo ,
ich bin neu hier und habe mir schon einige Themen angeschaut und viele Probleme die auch bei mir zutreffen gesehen.
Nun möchte ich mich mal trauen und meine Geschichte erzählen.
Und zwar geht es um mich und meine Mutter. Ich bin seid 8 Jahren glaube ich in psychiatrischer Behandlung , ambulant, und komme damit sehr gut zurecht. Ich hatte damals Angststörungen und Existenzängste(nicht grundlos wie sich nun heraus stellte) .
Nach einigen Jahren dann erkrankte meine Mutter an Burn Out ,so die Diagnose. Auch sie hat sich ambulant beim Psychiater behandeln lassen. Damals war Der eigene Betrieb zusammen mit meinem Alkoholkranken Vater der Auslöser.
Alles lief dann wieder etwas besser , obwohl sie immer noch sehr antriebslos war. Aktuell ist es im letzten Jahr auf einmal so rapide schlimmer geworden ,das ich angst um ihre Gesundheit habe. Mein Vater starb 2015 und 2018 hatte sie einen neuen Freund ,der sie betrogen hat und sie schrecklich verletzt hat... Sehr viel auf einmal für sie und gar nicht so umfangreich für euch zu erklären.
Sie hat im letzten Jahr sehr viel getrunken auch noch dazu und ist beim gleichen Punkt wie mein Vater angekommen. Zwei mal hat sie auch schon eine Entgiftung angefangen ,sich aber selbst entlassen, weil sie es dort nicht gut fand und nur mit Tabletten zugedröhnt wurde. So ihre aussage. Ich akzeptiere das aber ihr Gesundheitszustand wird mit jedem Tief immer schlimmer. Sie isst nicht weil ihre Zähne sehr schlecht sind und weh tun (hat aber einen Zahnarzt Termin zum Aufbau der Zähne) ,trinkt viel und liegt zur zeit nur im Bett. In diesem zustand habe ich sie dann immer in die Akutklinik geschafft wo sie dann entgiftet wurde aber eben nie weiter gemacht hat. Ich kann doch nicht zusehen wie sie sich zugrunde richtet und muss doch was tun können.... Und zu allem Übel bin ich auch betroffen , denn in ihrem Betrieb habe auch ich gearbeitet und dieser musste nun geschlossen werden. Ich habe keine Ahnung wie das alles weitergehen soll ,denn es gibt einiges zu klären da auch schulden sind und dies und das .
Ja also weiter weis ich grade nicht was ich noch vergessen habe aber bestimmt hab ich das... Musste mir mal alles von der Seele schreiben.
Ja … also so ist das halt grad
ich hoffe ihr seht da durch in meinem kaudawelsch
ach so ja und es ist umso schlimmer das meine Mutter allein in einem riesen haus wohnt und ich nicht weis was sie grad wieder anstellen könnte

Re: Ratlos

Verfasst: 16. Jan 2019, 19:15
von Kräuterhexchen
Hallo IsiFu,

Das klingt tatsächlich sehr kompliziert.

Vielleicht macht ihr euch eine Liste, vll auch mit Hilfe eures Therapeuten, auf dem ihr zusammen festlegt, was am wichtigsten ist.

Es gibt auch die Möglichkeit sich einen Betreuer zu besorgen, der dann das wichtigste regelt. Mal bei der Stadt oder Gemeinde anrufen oder der Internetseite schauen. Vielleicht gibt es solche Hilfe auch beim Sozialpsychiatrischem Dienst. Oder die beraten dich was du noch für Hilfe in Anspruch nehmen kannst. Vielleicht ist ein paar Aufgaben abgeben (können) auch in deinem Sinne, da du selbst auch auf deine Kräfte acht geben musst.

Vielleicht hat noch jemand einen anderen Tipp?

Ich wünsche dir, dass du schnell Hilfe bekommst!

Re: Ratlos

Verfasst: 16. Jan 2019, 19:57
von IsiFu
Vielen Dank erstmal für die Antwort!
Ja an sowas wie einen Sozialarbeiter oder so habe ich gedacht. Mir geht es echt von Tag zu Tag schlechter. Und sie will einfach nicht in eine Klinik.

Re: Ratlos

Verfasst: 16. Jan 2019, 22:01
von Candless
Liebe IsiFu,

du hast eine sehr schwere Zeit! Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass deine Situation und auch die deiner Mutter sich bessert.

Ihr habt beide Schlimmes mitgemacht und ich glaube, es braucht viel Zeit, bis die Seele das alles verarbeitet.

Ich würde auch dazu raten, den Sozialpsychiatrischen Dienst zu kontaktieren. Deine Mutter braucht vielleicht auch eine andere Wohnsituation, in der sie sich nicht in einem grossen Haus alleine verloren und überfordert fühlt. Ich denke, dass das ein Belastungsfaktor sein könnte, der verstärkend wirkt. Die Sucht zu bekämpfen, braucht ja alleine schon viel Kraft, so dass bei fehlender Energie in einer Depression (Burn Out ist ja auch bereits eine Depressionsform) diese Kraft nicht da ist.

Vielleicht gibt es dann doch eine Möglichkeit, dass sie in eine Klinik geht. Du schreibst, dass es dir Sorgen bereitet, dass du nicht weisst, was sie "anstellen könnte", ich weiss nicht, was du damit meinst.

Wovor genau hast du Angst? Geht es da um die Suchtmittel oder die Menge, oder ist es noch etwas anderes?

Ganz liebe Grüsse!

Re: Ratlos

Verfasst: 16. Jan 2019, 22:26
von IsiFu
Hallo danke für deine Antwort. Das mit dem Haus ist für mich auch schon lange ein Grund und ärgert mich! Da kommt dann mein Bruder ins Spiel mit dem ich wegen Mama sehr verstritten bin. Ich habe immer wieder gesagt das Mama aus dem Haus muss aber ihn hat es nicht interessiert. Für ihn gibt's nur Klinik oder kein Kontakt mehr mit Mama.
Ich habe einfach Angst das sie mal einen zu viel trinkt und stürzt oder Gott bewahre auf Suizid Gedanken kommt.

Re: Ratlos

Verfasst: 16. Jan 2019, 22:28
von IsiFu
Ach so und du hast das sehr gut reflektiert und auch mit dem burn out tiefer gedacht. Das ist echt schön das ihr versucht euch da rein zu versetzen. Ich danke euch schon bis hierher!!!

Re: Ratlos

Verfasst: 20. Jan 2019, 17:47
von Bittchen
Lieber Isifu,

Du schreibst keinen Kauderwelsch,sondern du schilderst einen typische Lebenssituation bei alkoholkranken Angehörigen.
Eine Sucht ist immer zuerst zu bewältigen, erst dann kann auch die Depression behandelt werden.
Was zuerst da war,Depression oder Sucht,das kann ich nicht beurteilen,aber ein Suchtkranker muss trocken werden wollen,sonst hat die Entgiftung keinen Zweck.
Deine Mutter muss selbst so nicht weiter machen wollen.
Da deine Mutter sich selbst immer wieder entlässt,scheint sie nicht bereit zu sein ohne Alkohol zu leben.
Sie hat ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht.
Angehörige können da nur für sich selber sorgen und ja da hat dein Bruder recht, das eigene Leben leben, so gut es unter den Umständen geht, das ist richtig.
Denn bei Sucht seid ihr machtlos.
Du kannst jetzt nur zuerst an Dich denken,du bist ja auch schon angeschlagen und nicht unendlich belastbar.
Es gibt Angehörigen Gruppen für Suchtkranke,da kenne ich Alanon von den Anonymen Alkoholikern.
Sehr hilfreich um zu verstehen was Sucht bedeutet.
Gleichzeitig solltest du aber auch deine Mutter wissen lassen, dass du da bist, wenn sie selbst nach Hilfe sucht.
Dabei kann ein Besuch bei einer Drogenberatung sehr hilfreich sein.
Bei Einsicht deiner Mutter,sie auch zur Entgiftung begleiten und auch bei der folgenden Langzeittherapie Unterstützung anbieten,das ist der richtige Weg.
Aber auch nur dann!!!
Eine Zwangseinweisung in eine Klinik ist mit recht schwierig,auch bei akuter Alkoholkrankheit.
Dafür haben Kliniken und auch Richter zu viele negative Erfahrungen mit "Drehtürenpatienten" gemacht.
Nicht selten passiertes es, dass Suchtkranke ihre Partner oder Angehörige in finanzielle Schwierigkeiten bringen.
Oft geht es Angehörigen auch sehr schlecht,das nennt man Co-Abhängigkeit und ist nicht zu unterschätzen.
Du hast ja da schon sehr viel hinter dir mit deiner Herkunftsfamilie.
Das Zauberwort bei suchtkranken Angehörigen heißt "loslassen" aber nicht fallen lassen.
Wenn deine Mutter trocken werden will und auch bleibt, kann sich noch Alles zum Guten wenden.
Dabei darfst du aber nie vergessen,auch Sucht ist eine schwere Krankheit und deine Mutter will das nicht,aber sie sieht noch keinen Ausweg.
Ihre psychischen Probleme bekämpft sie mit dem falschen Antidepressivum,dieser Weg führt immer mehr in die Hölle.
Du kannst aber immer nur dich selber retten,auch wenn es dir sehr weh tut.

Alles Gute für dich und deine Mutter und liebe Grüße
Bittchen