eigentlich Angehörige

Stinker1512
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eigentlich Angehörige

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo ihr Lieben!

Ich bin schon unter der Rubrik "Angehörige" unterwegs.die Erfahrungsberichte der anderen haben mir schon sehr geholfen, dass ich nicht alleine stehe. Trotzdem würde ich gerne mal von selbst Betroffenen erfahren, wie ihr über diese Situation denkt und eventuell andere Denkanstöße für mich habt. Vielleicht hilft mir das ganze auch etwas aus der anderen Sicht zu verstehen.

Ich versuche die Geschichte so kurz wir möglich zusammenzufassen.

Also mein Partner und ich waren 6 Jahre zusammen, dann vor 4 Wochen kam die für mich unerklärliche "Trennung". Er hat dies nicht wirklich ausgesprochen und meinte nur die ganze Zeit er könne nicht mehr. Nicht nur hinsichtlich der Beziehung sondern auch Arbeit etc. Er sagt er ist nur noch müde, kann keine bessere Arbeit leisten, kann sowieso keinen anderen Job annehmen. Ich fuhr in der Nacht zu ihm hin und er kam schon weinend aus der Tür und weinte die ganze Zeit über. Ich sagte ihm, dass es für aussieht als hätte er Depressionen. Er zuckte nur die Schultern. (Das zeigte für mich etwas Einsicht.) Daraufhin habe ich ihn angeboten sich bitte Hilfe zu suchen mit oder ohne mich. Er meinte er braucht keine Hilfe. Ich beließ es dabei, weil ich ihn nicht weiter dazu drängen wollte.
Er wollte nicht, dass ich seine Hand halte.
Er sagte die ganze Zeit über, dass er nicht mehr kann. Dann umarmte er mich für längere Zeit und weinte nur noch weiter. Als er mich losließ meinte er, dass er gehen muss. Er dreht sich um und blieb aber vor mir stehen. Er ging nicht weg. Ich sagte nur, dass ich ihn nicht alleine lassen werde.
Dann meinte er wieder, dass er gehen muss. Vor seiner Haustür sagte er noch ich solle auf mich aufpassen und er schloss in Zeitlupe die Tür.
Ich verstand die Welt nicht mehr auch bis heute nicht.

Für mich stellt sich die Frage, ob dies nun wirklich eine Trennung war ? Ich weiß, dass mir das hier niemand beantworten kann, aber ich erhoffe mir irgendwas. Mittlerweile sehe ich es teilweise so.
Ich ließ ihm ein paar Tage Zeit und schrieb ihm dann dass ich für ihn da bin, wenn er mich braucht und ich ihm seine Zeit lasse.
Es kam keine Antwort, aber las die Nachricht irgendwann in der Nacht. Dann zum Geburtstag schrieb er mir "alles gute"( Und das direkt morgens um die Uhrzeit, wo er immer aufsteht) Ich habe mit nichts gerechnet. Aber das ließ mich irgendwie wieder hoffen. 2 Wochen später berichtete ich ihm, dass auf meiner Arbeit etwas gutes passierte. Er antwortete darauf. Mehr schrieb ich dann nicht. 1 Woche später schrieb ich ihm dann würde etwas und nun kamen sogar sofort Antworten zurück. Meine nächste Frage auf ein Treffen waren wohl zuviel. Darauf antwortete er nicht und hat die Nachricht nichtmal gelesen.
Dann 1 Woche später meldete ich mich wieder bei ihm und er schrieb zurück.

Ich weiß nicht wie ich das alles deuten soll. Natürlich will er seine Ruhe, aber man kann auch nicht nach einer langen Beziehung diesen kompletten Kontaktabbruch. Dies verlangte er bisher auch noch nicht von mir. Und das er mir antwortet, verwirrt mich auch etwas.
Ich weiß im Moment einfach nicht weiter. Wie ich weite behandeln soll, ob es noch Hoffnung gibt oder sollte ich es komplett sein lassen, dass ich mich bei ihm melde. Natürliche will ich ihn nicht unter Druck setzen, aber ich möchte meine Gefühle auch nicht mehr unterdrücken und alles in mich reinfressen.
Ich werde ihn natürlich nicht mit Nachrichten bombardieren. Vielleicht einmal wöchentlich werde ich ihm schreiben. Solange er antwortet. Aber es kommen keine Gegenfrage. Gestern schrieb ich ihm, dass er mir fehlt, weil ich es psychisch nicht mehr ausshielt. Keine Antwort. Habe auch nicht damit gerechnet, aber mir ging es deutlich besser das loszuwerden.

Nun würde ich gerne meine Sichtweise Einbezug auf das ganze verhalten erweitern. Ist es schon alles vorbei oder nicht? Natürlich ist jede Depression auf jeden individuell gerichtet und man kann es pauschal nicht sagen. Aber wie würdet ihr Betroffene diese Situation deuten ? Sollte ich ihn weiter kontaktieren oder seine Ruhe lassen ?

Würde mich über eure Ratschläge und Sichtweisen freuen. :)
Und ich wünsche allen ein neues und kraftvolles Jahr.

LG
DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker1512,

du schreibst:
"Für mich stellt sich die Frage, ob dies nun wirklich eine Trennung war ? Ich weiß, dass mir das hier niemand beantworten kann, aber ich erhoffe mir irgendwas.Mittlerweile sehe ich es teilweise so."

Warum fragst du ihn das eigentlich nicht selber? Das frage ich mich schon, seitdem du bei den Angehörigen geschrieben hast (ist keine Kritik). Er muss sich ja nicht entscheiden zwischen den beiden Extremen "ja" und "nein". Er kann ja auch sagen "ich weiß es nicht". Aber das wäre ja auch schon mal eine Antwort.
Bevor ich einfach selber von einer Trennung ausgehe, würde ich da lieber erstmal nachfragen. Du kannst ihm ja sagen, dass er sich jetzt nicht zwischen ja/nein entscheiden muss, aber du würdest seine Reaktion damals gerne verstehen, nicht dass es nur ein Missverständnis ist.

Hoffe, das hilft dir etwas weiter.

Liebe Grüße,
DieNeue
Gertrud Star
Beiträge: 3441
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo Stinker,
für mich klingt das nach großer Ratlosigkeit und Verzweiflung seitens des Kranken.
Wäre ich in einer Beziehung, würde ich wohl so ähnlich reagieren.
Leider kann ich zur Lösung nix weiter beitragen.
LG Gertrud
Sinnpflanze
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Registriert: 9. Aug 2018, 17:17

Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

Hallo Stinker1512 (mit Verlaub: Was für ein Nick...),

ich bin da ganz bei DieNeue: Was hindert Dich daran, ihn ganz direkt zu fragen? Ihr kennt Euch doch schon so lange.

Ich kann mir gut vorstellen, dass Du am Rande Deiner Kräfte bist. Dazu muss man nicht depressiv sein. Die Übergänge sind aber fließend, und darum ist es sehr wohl möglich, dass Dich die Situation auf Dauer auch herunterzieht. Davor musst Du Dich schützen. Du schreibst ja selbst, dass Du es psychisch nicht mehr ausgehalten hast.

Es ist löblich, dass Du ihn schonen willst. Dennoch hast Du das Recht auf eine Antwort. Dazu würde ich nicht nur fragen, sondern ihm auch eine Frist setzen, bis wann ich eine Antwort erwarte. Und: Lass ihn ruhig wissen, wie sehr Dich die Situation quält. Dass es Dir zwar sehr Leid tut, dass es ihm so schlecht geht. Aber dass sein Verhalten auf Dauer nicht zumutbar ist.

Zu guter Letzt: Mir tat es - als Depressiver - oft gut, wenn mir Freunde und Angehörige auf diese Weise ihre Grenzen der Belastbarkeit aufzeigten. Sicher tat es erst einmal weh. Langfristig bin ich ihnen dankbar dafür - weil es half, die Beziehungen zu erhalten.

Gruß,
Sinnpflanze
Wiedererholtes Herz ist das bewohnteste.
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Herz1234
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Herz1234 »

Mir ist es ja ähnlich ergangen . Nur hat mein Mann sofort von Trennung geredet und auch mehrmals ganz selbstsicher wiederholt . Wir sind fast 30 Jahre zusammen und es gibt kaum noch Kontakt , bzw. sofortiger Kontaktabbruch seinerseits . Das ist wirklich krank . Anders kann ich das nicht erklären . Allergrößte Verzweiflung muss das sein .
Stinker1512
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo ihr,

Eure Antworten haben mir geholfen und ich habe ihm diese Frage gestellt. Naja. Es kam weder ein ja oder nein als Antwort.
Jetzt schrieb er mir wie es wirklich momentan in ihm aussieht.
Seine Worte waren, dass er mir in Zukunft nicht geben kann, was ich brauche. Ihn nervt im Moment einfach alles. Auch Sachen, die ihm Spaß machen sollten, tun es nicht. Am liebsten wären allein in einer Höhle und würde nichts hören.

Ich bin froh, dass er nun endlich etwas gesagt hat. Aber im ehrlich zu sein bin ich damit sehr überfordert und weiß nicht wie ich reagieren soll.
Candless
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Candless »

Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung als Angehörigem raten, es sacken zu lassen und dir Zeit zum Verarbeiten zu nehmen. Ich glaube, dass sich an dieser Situation sehr lange evtl erstmal nichts ändert und du eigentlich nichts tun kannst, als abwarten. Das was er schreibt, ist Ausdruck einer Sicht, die durch die Brille der Depression eingetrübt ist und sagt nicht aus, was er denkt, wenn es ihm besser ginge. Ich würde mich damit nur als Ausdruck der Krankheit auseinander setzen, aber nicht als ernstzunehmende Aussagen zur Zukunft der Beziehung. Das scheint mir noch viel zu früh.
Ganz liebe Grüße!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Stinker1512
Beiträge: 71
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Stinker1512 »

Ich fühle mich nicht gut dabei seine Nachricht unbeantwortet zu lassen. Aber in meinem Kopf herrscht gerade komplette Leere.
Ich weiß, dass ich ihn zu nichts drängen kann was er nicht möchte. Aber könnte ich ihm vielleicht nochmal ans Herz legen einen Arzt aufzusuchen ? Natürlich kenne ich schon seine Antwort. Aber ich würde mir wünschen, dass noch jemand anderes über seine derzeitige Situation Bescheid weiß. Sollte ich ihn das fragen? Er wohnt noch bei seinen Eltern. Für mich wäre es einfacher zu verkraften, wenn seine Mutter noch Bescheid wüsste. Ich denke im Moment bin ich die einzige, die darüber Bescheid weiß.
Aber ich möchte eigentlich niemanden darüber in Kenntnis setzen ohne dass er darüber Bescheid weiß. Das wäre für mich irgendwie ein Vertrauensbruch. Auch wenn ich gerne was daran ändern würde.

Natürlich möchte er alleine sein, aber ich finde es schon mal gut, dass er keinen sofortigen Kontakabbruch möchte. Könnte ich ihm vielleicht sagen, dass ich für ihn da bin, wenn er jemanden braucht. Sei es einfach nur im eingeschlossenen Zimmer im Dunkeln zu sitzen.
Sinnpflanze
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

Klasse, dass Du Dich zu diesem Schritt überwinden konntest!

Denn nun weißt Du: Er braucht Ruhe und möchte allein sein. Er hat es Dir ganz klar zu verstehen gegeben.

Eine mögliche Antwort, einfach nur als Anregung, wäre:

"Lieber XXX, vielen Dank für Deine Antwort. Jetzt sehe ich klarer. Du kannst Dir sicher denken, wie sehr mich Deine Situation belastet. Kannst Du Dir vorstellen, mal mit einem Arzt oder Therapeuten darüber zu sprechen? Mir wäre doch wohler bei dem Gedanken. Deinen Wunsch nach Ruhe werde ich selbstverständlich respektieren, und mich von nun an zurückhalten. Aber melde Dich gerne, wenn ich irgendetwas für Dich tun kann." (edit: Den letzten Satz würde ich nur dann schreiben, wenn ich mir darin ganz sicher wäre, dass ich dazu auch wirklich bereit wäre. Ansonsten: Lass ihn weg.)

Und dann würde ich ihm einfach die Ruhe geben, die er gerade braucht. Also: Nicht mehr schreiben.

Gruß,
Sinnpflanze
Wiedererholtes Herz ist das bewohnteste.
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Camille
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Registriert: 3. Nov 2018, 21:35

Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Camille »

Hallo Stinker1512

Ich habe alles wieder gelöscht

War zu konfus und nicht hilfreich

Wünsche dir noch andere hilfreiche Antworten

Camille
Zuletzt geändert von Camille am 5. Jan 2019, 13:43, insgesamt 1-mal geändert.
Sinnpflanze
Beiträge: 184
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

Ihr Lieben,

ich habe noch eine Ergänzung:

Ich denke, für die Partner von Depressiven ist es wichtig, sich daran zu orientieren, was diese konkret sagen und wie diese konkret handeln. Und nicht daran, was sie denken und fühlen könnten. Denn dann bestünde die reelle Gefahr, sich zu sehr in die Depressionen der anderen zu verstricken. Das Kopfkino nähme kein Ende.

Konkret sagt der erkrankte Partner der Threaderstellerin: "Ich will Ruhe und Abstand. Ich kann Dir gerade nicht das geben, was Du brauchst."

Also, liebe @Stinker1512, musst Du Dir - zumindest für eine Weile - woanders holen, was Du gerade brauchst. Genauso wie Deinem Partner steht es Dir frei, Hilfe anzunehmen. Und das hast Du ja getan, indem Du Dich in diesem Forum angemeldet hast. Auch Du kannst, wenn Du das möchtest, mit einem Arzt oder Therapeuten über die Situation sprechen. Vielleicht fallen Dir ja noch andere Dinge ein, die Dir jetzt gut tun könnten - bestimmte Kontakte oder Hobbies, die jetzt hilfreich sein könnten. Denn die letzten Wochen sind ja sehr anstrengend für Dich gewesen, und Du solltest jetzt gut auf Dich aufpassen.

Gruß,
Sinnpflanze
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Herz1234
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Herz1234 »

So hart es auch ist , du musst ihn jetzt in Ruhe lassen .
Es tut ihm nicht gut und dir auch nicht . Ich muss das leider auch so machen , aber irgendwie ist es auch ganz gut , wenn nicht wieder eine so belastende Antwort kommt .
Stinker1512
Beiträge: 71
Registriert: 29. Nov 2018, 17:14

Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Stinker1512 »

Ich bin auch allen sehr dankbar für eure Hilfe und eure Ansichten

@ Candless
Ja ich hoffe du hast recht. Natürlich tut sowas in jeder Hinsicht zu hören weh. Aber was mich hält, ist, dass er eigentlich anders darüber denkt und vorübergehend nur "ausgeschaltet" ist.

@Sinnpflanze
Ich habe einiges von deinem Text als Anregung genommen. Bin erst gerade dazu gekommen mir erstmal ein "Grundgerüst" zusammenzubauen. Ich war bis jetzt noch nicht in der Lage ihm diese Nachricht zu schicken.
Es kommt mir vor wie ein Abschiedsbrief... Dennoch tut es mir gut auch immer wieder mal von einem Betroffenen zu hören, dass man den Partner wirklich in Ruhe lassen sollte. Auch wenn dies sehr schwer ist. Ich werde zunächst einmal weiter versuchen alles auf Papier festzuhalten.

@Herz1234
Ja da hast du wohl recht. Für mich ist es gut im Moment mal von diesen ganzen Sachen abzuschalten. Auch wenn dies nicht wirklich realisierbar ist.
DieNeue
Beiträge: 5831
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker und alle anderen,

also, irgendwie muss ich hier mal Dampf ablassen. Ich lese hier so oft, dass Angehörige an ihrer Beziehung zweifeln, sobald der andere depressiv wird. Klar, bei manchem kann ich es nachvollziehen.
Wenn der Betroffene z.B. sagt, er empfindet nichts mehr für einen, ist das natürlich ein Schock, wenn man nicht weiß oder überreißt, dass der Betroffene generell nichts mehr fühlt. Für nix und niemanden und dass das in einer Depression „normal“ ist, weil „Gefühllosigkeit“ ein Symptom davon ist. Und dass das schwierig ist, wenn der Betroffene das auch noch nicht kapiert hat und das nicht differenzieren kann.
Oder wenn der Betroffene aggressiv wird, fremdgeht oder plötzlich auszieht.
Aber immer wieder frage ich mich, wieso man sofort auf die Idee kommt, der andere könnte sich trennen wollen, nur weil er sich seit ein paar Wochen zurückzieht? Warum man gleich seine ganze Beziehung in Frage stellt, wenn es mal ein paar Wochen lang „nicht so gut läuft“ wie bisher?

Vielleicht ist es naiv mich das zu fragen, vielleicht würde es mir als Angehöriger auch so gehen, keine Ahnung.
Ich will damit niemandem einen Vorwurf machen, schon gar nicht dir, Stinker, auch wenn das hier dein Thread ist. Es ergab sich jetzt einfach so, dass es meiner Meinung nach hier ganz gut reinpasst. Und ich hoffe natürlich auch, dass das, was ich dir/euch als Angehörigem schreibe, auch weiterhilft :)

Candless hat geschrieben:
Candless hat geschrieben:Ich würde mich damit nur als Ausdruck der Krankheit auseinander setzen, aber nicht als ernstzunehmende Aussagen zur Zukunft der Beziehung.
Ich denke, das ist oft der Kern des Problems, das Angehörige haben!
Ich habe den Eindruck, dass viele Probleme, Fragen und Unsicherheiten nur entstehen, weil Angehörige das Verhalten des Betroffenen sofort auf ihre Beziehung beziehen:
„Ich will niemanden sehen.“ = Ich will dich nicht sehen.
„Ich kann dir nicht geben, was du brauchst.“ = Ich mach Schluss.
„Ich will von niemandem mehr was hören.“ = Melde dich nie wieder!

In einem älteren Thread hat Luna1966 mal einen guten Beitrag dazu geschrieben:
https://www.diskussionsforum-depression ... 18#p511818" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Ich hoffe, es ist ok, wenn ich das verlinke. Ich finde, sie hat ganz gut beschrieben, was ich meine :)

@ Stinker: Ich bin jetzt mal so frei und kopiere ein paar Aussagen aus deinem Thread „Freund ist depressiv“ aus dem Angehörigenforum hier rein. Sieh es bitte nicht als harsche Kritik, sondern eher als Gedankenanstoß. :)

„Ich habe ihm geschrieben was mit ihm in letzter Zeit los ist. Er schrieb mir er muss nur noch arbeiten und hat kaum noch Zeit für sich.ich fragte ihn, wie es mit uns beiden so weiter gehen soll.“
Bitte korrigier mich, falls ich das irgendwie falsch verstanden habe, aber ich verstehe nicht ganz, warum du auf die Frage kommst, wie es mit euch weitergehen soll? Wenn er Zeit für sich braucht, dann hat das doch eigentlich nur zur Folge, dass er vielleicht weniger Zeit mit dir verbringen kann, aber doch nicht automatisch, dass er mit dir Schluss macht.
Wenn jemand für seine Abschlussprüfung lernen und sich darauf konzentrieren will oder muss, und dadurch weniger Zeit mit seinen Freunden/seiner Freundin verbringt, heißt das doch auch nicht, dass er seine Freunde nicht mehr mag, seine Beziehung abbrechen will, sondern er hat einfach nicht so viel Zeit und Energie wie sonst. Fertig. Vielleicht kann ein Gesunder das besser kommunizieren und ist nicht so fertig wie jemand mit Depressionen. Aber im Prinzip ist der Unterschied der Konsequenzen der beiden Situationen nicht besonders groß.

Du schreibst, du bist seit 6 Jahren mit deinem Freund zusammen. Warum hast du kein Vertrauen darauf, dass eure Beziehung hält, auch wenn sich der eine oder der andere mal zurückzieht oder mehr Zeit für sich braucht? Warum denkst du, dass eure Beziehung auseinanderfällt, weil dein Freund eine (längere) Krise hat? Habt ihr noch keine schwierigen Zeiten zusammen erlebt und gemeistert?

Du schreibst weiter:
„Er meinte er weiß es nicht. Er sagte, dass er zu viel mit sich selbst beschäftigt ist und keine Zeit hat sich um mich zu kümmern und seine Verpflichtungen mir gegenüber einzuhalten. Ich sagte ihm, dass seine einzige Verpflichtung mit gegenüber sei, ehrlich zu mir zu sein und dass ich möchte das wir miteinander reden damit es wieder besser wird. „
Meinst du: Dass es für ihn besser wird, also dass es IHM besser geht, oder dass eure Beziehung wieder besser wird als die letzten Wochen, dass eure Beziehung wieder „normal“ wird?

„Er sagte darauf, dass er nicht mehr kann, weil er es nicht mal mehr schafft dass wir uns treffen und dass er keine Termine einhalten kann und seinem Körper geben kann was er braucht zum erholen.“

„Er hat keine Kraft mehr. Er ist unzufrieden mit seiner Arbeit und sagte er kann eh nichts anderes deswegen muss er dort bleiben. […] Ich hatte das Gefühl er möchte Schluss machen aber kann es nicht weil erer es irgendwie doch nicht möchte.“
Wie kommst du darauf, dass er Schluss machen will? Und genauso: Wieso ist es so schlimm für deinen Freund, wenn er sich gerade mal nicht um dich „kümmern“ kann, Zeit für sich und zum Erholen braucht?

Edit: Hab das hier mal nochmal umgeschrieben:
Mir ist im Angehörigenforum aufgefallen, dass oft die gleichen "Reaktionsketten" ablaufen, wenn die Partner des Betroffenen gleich alles auf ihre Beziehung beziehen und unsicher werden, ob der Betroffene die Beziehung überhaupt noch will. Oft wird dann ein großes Beziehungsproblem daraus, was meiner Meinung nach eigentlich gar nicht unbedingt sein müsste.
Ich beschreibe es jetzt einfach mal ganz plakativ:
- Der Betroffene wird depressiv, verändert sich, zieht sich zurück, verhält sich komisch usw.
- Der Angehörige macht sich Sorgen um die Beziehung und fängt dann meistens an, vom Betroffenen zu wollen, dass man zusammen die Beziehung klärt, will eine klare Aussage, was jetzt los ist, ob der Betroffene überhaupt noch mit ihnen zusammen sein will.
- Das Problem entsteht dann dadurch, dass der Betroffene mit solchen Fragen in der akuten Depression total überfordert ist, weil er gar keine Kraft und Nerven dazu hat, sich damit auseinanderzusetzen, und somit keine Antwort geben kann. Er versteht sich ja selbst nicht mehr. Er weiß nicht mehr, was er fühlt, warum er nichts mehr fühlt, er merkt, er schafft seinen Alltag nicht mehr, es ist alles zu viel, er hat keine Ahnung, was grade mit ihm abgeht.
Er will natürlich eine Verbesserung der Situation, merkt aber, dass er es nicht schafft, irgendwas zu verbessern, denn er kämpft an allen Ecken und Enden. Er soll sagen, was sein "Anteil" in der Beziehung ist und wie er sich vorstellt, wie es weitergehen soll, dabei hat er nicht mal eine Ahnung, was gerade mit ihm selber los ist.
Zu dem ganzen Dilemma und der Verwirrung des Betroffenen kommen dann noch depressive Gedanken wie "Ich kann dem Partner nicht das geben, was er braucht", der Druck durch (vermutete) Ansprüche des Anderen, das Bewusstsein, dass man nicht mehr so funktioniert wie sonst, das Bewusstsein, dass man total überfordert ist mit der Frage.
Wenn jemand in solch einer Situation solche wichtigen Angelegenheiten klären soll, ist das ein ziemlicher Druck (natürlich durch die Angehörigen nicht beabsichtigt).
- Dass der Betroffene die Fragen nicht wirklich beantworten kann, versteht dann der Angehörige nicht und verzweifelt. Und stellt dann oft wieder Fragen und bohrt nach. Das baut dann wieder Druck auf und der Betroffene ist wieder überfordert.
- Jetzt ist ein riesen Beziehungsproblem da, das man auch noch lösen muss und beide sind am Verzweifeln.

„Ich sagte ihm , dass er mir das ins Gesicht sagen soll, weil ich es nicht akzeptiere wenn er mir das über Whatsapp etc sagt.esagt. Er sagte er kann nicht.“
Im Prinzip bringst eigentlich du den ganzen Trennungsgedanken erst ins Spiel. Aber was soll dein Freund dazu sagen? Er kann im Moment nicht mehr! GAR nicht mehr. Er heult den ganzen Tag, weil ihm die Arbeit zu viel ist, weil er keine Hoffnung sieht da raus zu kommen, weil er fix und fertig ist, körperlich k.o. ist, ein schlechtes Gewissen dir gegenüber hat, weil er denkt, er kann deine Bedürfnisse nicht mehr befriedigen, weil er es nicht mehr schafft, sich mit dir zu treffen oder für dich dazusein. Und jetzt kommst du und „unterstellst“ ihm, dass er sich vielleicht von dir trennen will.
Aber wie soll er in seinem Zustand auch noch solche Fragen beantworten?

Nur weil ein Betroffener sagt, er KANN nicht mehr, heißt das noch lange nicht, dass er nicht mehr WILL!

Ich habe schon mal im Angehörigenforum einen Vergleich beschrieben, anhand dessen man ungefähr sieht, was man von jemandem in einer Depression noch erwarten kann bzw. warum der Andere nicht mehr so reagiert wie sonst.
Der steht hier:
https://www.diskussionsforum-depression ... en#p534443" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Und ich poste ihn gleich mal direkt hier rein:
„Wenn man tief in der Depression steckt, kämpft man eigentlich jeden Tag nur ums Überleben.
Ich vergleiche das ganz gern mit der Situation, wenn jemand ins Wasser gefallen ist und am Ertrinken ist. Da ist man nur damit beschäftigt nicht unterzugehen, man kämpft um sein Leben und hat da absolut keinen Nerv für irgendwas anderes.
Stell dir vor, in der Situation steht dann jemand am Ufer und ruft dem Ertrinkenden zu:
- Hey, weißt du schon, wann du es schaffst, aus dem Wasser zu kommen?
- Könntest du mich bitte beruhigen, dass du am Ende nicht ersäufst?
- Hey, es ist schon spät, ich geh jetzt schlafen. Gute Nacht! (und in Gedanken: Kann er nicht wenigsten auch Gute Nacht sagen!?!? Das macht er doch sonst auch immer!)
- Hey, eigentlich wollten wir einfach nur gemeinsam am Strand liegen und chillen!
- Könntest du mir bitte helfen, dass ich nicht auch untergehe? Ich weiß, ich steh am Ufer, aber ich fühl mich langsam auch schon so.
- Weißt du schon, wann die Wasserwacht kommt?
...oder auch nur so banale Sachen wie: Hey, wie findest du meinen neuen Bikini? Hmm...Warum antwortet er denn nicht?

Das einzige, was du in so einer Situation machen kannst ist, entweder die Wasserwacht zu rufen, nen Rettungsring reinzuschmeißen oder selber reinzuspringen. Wenn man aber selber reinspringt, sollte man den Ertrinkenden aber auch nicht gleich packen, weil er sich sonst so an einem festkrallt, dass man ihn dann auch nicht retten kann, sondern am Schluss selber noch mit untergeht. Und bei der Wasserwacht vertraut man auf die Profis.“

Bei der Person am Strand könnte man jetzt genauso gut noch die Frage anhängen:
- Hey, du bist so weit weg. Willst du überhaupt noch was mit mir zu tun haben?
- Willst du nicht einen Schwimmkurs machen? Dann kommst du vielleicht besser raus aus deiner Situation.
- Warum antwortest du nicht? Jetzt sag doch mal was!

Ich weiß nicht, warum Angehörige so reagieren, aber vielleicht liegen daran, weil Depressive oft verallgemeinern. Depressives Denken ist meistens sehr schwarz-weiß und verallgemeinernd.

Es ist auch schwer, finde ich, als Betroffener zu merken, wo man so denkt und wo das Denken einfach nicht stimmt. Mittlerweile kriege ich es manchmal hin, zu merken, ich denke z.B. „Niemand meldet sich bei mir.“, aber das stimmt nicht. Es meldet sich schon ab und zu jemand bei mir. Neulich habe ich das sogar gedacht, kurz nachdem sich eine Freundin bei mir gemeldet hat! Nur war das dann wahrscheinlich nicht die Person, von der ich gehofft hatte, dass sie sich meldet. Oder ich hatte den Wunsch mich mal bei jemandem auszukotzen, aber das war bei der Person nicht möglich. Dann bleibt der Wunsch ja weiterhin bestehen. Und dann ist klar, dass sich dann „niemand“ meldet, denn „niemand“ ist ja nicht alle, sondern nur „niemand, bei dem ich mich auskotzen kann“.
Wenn man als Betroffener merkt, dass man so denkt, dann *kann* man lernen, diese Gedanken zu akzeptieren und „an einem vorbeiziehen zu lassen“. Zu akzeptieren, dass man so einen „Quatsch“ denkt, aber dass man eigentlich weiß, dass es so nicht ist, und sich nicht darüber aufzuregen oder zu verzweifeln, dass man das denkt.
Das heißt nicht, dass ich das gut kann, in manchen Fällen klappt es, in vielen Fällen nicht, in wie vielen Fällen ich das nicht mal merke, weiß ich nicht. Aber ich merke schon immer wieder, dass diese Art Denken zu der Depression gehört. Bzw. zumindest, dass die Gedanken nicht stimmen.
Allerdings sollte man auch nicht jedes generalisierende Denken in die Depressionsschublade stecken, denn manchmal ist halt wirklich alles scheiße, man will wirklich gerade niemanden sehen oder es meldet sich wirklich niemand bei einem ;) Schwierig…

Ich kann schon etwas nachvollziehen, wie sich das anfühlt, wenn man vom anderen gesagt bekommt, dass er niemanden sehen will, dass er niemanden hören will, usw., und man das nicht auf sich beziehen soll. Denn schließlich schließt einen das Wort „niemand“ oder „alle“ ja mit ein. Meine frühere beste Freundin war, nachdem sie von ihrem Auslandsjahr zurückkam, sehr anstrengend. Alles war doof, Deutschland war doof, alle Deutschen waren blöd, die Leute in ihrem Gastland viel cooler, usw.
Nachdem sie nach ihrem Auslandsjahr nicht wusste, was sie beruflich machen sollte, war sie eigentlich immer zuhause. Ihre Freunde natürlich nicht, denn die meisten hatten eine Beschäftigung und dadurch nicht so viel Zeit wie sie. Als ich sie mal auf meine Initiative hin besucht habe, hat sie mich tatsächlich vollgejammert, sie hätte ja keine Freunde, denn es hätte ja niemand Zeit für sie… Aha. Und wer bin ich dann? Niemand?
Und sie hatte keine Depressionen. Natürlich habe ich mich eingeschlossen gefühlt und war sauer. Allerdings habe ich das auch erstmal runtergeschluckt, weil ich damals nicht wirklich ein Gefühl dafür hatte, wenn mir etwas nicht passt. Ich habe sie nochmal drauf angesprochen, und sie hat gemeint, ich soll mich nicht eingeschlossen fühlen. Hab ich aber trotzdem. Und entschuldigt hat sie sich auch nie.
Stinker1512 hat geschrieben: Es kam weder ein ja oder nein als Antwort.
Jetzt schrieb er mir wie es wirklich momentan in ihm aussieht.
Hey, das ist doch richtig gut! Im Prinzip wolltest du das ja wissen. Und wenn er dir kein klares „Nein“ gibt, heißt das, dass sich an eurem „Beziehungsstatus“ erstmal nichts geändert hat. Dass er dich noch dazu in sich reinschauen lässt, ist doch mehr als du erwartet hast, oder nicht? Es kam zwar kein klares „Ja, wir sind noch zusammen.“, aber es kam auch kein klares „Nein, wir sind getrennt“. Stattdessen sagt er dir noch, wie es ihm geht. Er hat immer noch Vertrauen zu dir.
Stinker1512 hat geschrieben:Ihn nervt im Moment einfach alles. Auch Sachen, die ihm Spaß machen sollten, tun es nicht. Am liebsten wären allein in einer Höhle und würde nichts hören.
Ist normal für eine Depression. Es ist alles gleich, nichts macht mehr Freude, alles ist anstrengend, und am liebsten würde man sich verkriechen bis die Depression vorbei und alles wieder gut ist. Als es mir richtig schlecht ging, hatte ich immer das Gefühl, wenn ich mich mal aus meinem Schneckenhaus raustraue, bekomme ich gleich wieder eine auf den Deckel, weil ich einfach nicht „mithalten“ konnte mit den Anderen, i.S.v. ich konnte mich nicht mehr so gut am Gespräch beteiligen; was die anderen machten und sagten, erschien mir alles so belanglos; ich habe auf nichts mehr wirklich emotional reagieren könne (= Schwingungsfähigkeit ist nicht mehr vorhanden); hatte kein Interesse mehr an Unternehmungen, weil viel zu anstrengend; wollte nur noch schlafen. Und so habe ich mich dann wieder zurückgezogen in mein Schneckenhaus. Unter der Woche habe ich immer auf das Wochenende gewartet, um endlich Zeit für mich zu haben, nichts machen zu müssen, aber dann war Wochenende und ich bin nicht mal aus dem Bett gekommen, meine Gedanken sind nur noch um meine Probleme gekreist, aber nicht konstruktiv, sondern immer nur im Kreis. Wenn ich fertig war mit dem Gedanken, ging er wieder von vorne los, und das ging im Prinzip den ganzen Tag. Wenn jemand irgendwas von mir wollte, konnte ich nicht, weil ich mich ja um meine Probleme kümmern musste. Im Vergleich zu meinen Problemen war jeder Alltagskram banal. Warum soll ich mit auf eine Veranstaltung gehen, ich muss doch gerade mein Problem lösen!?

In meinem Fall waren meine Probleme auch hauptsächlich die Arbeit wie bei deinem Freund, Stinker. Ich hatte auch das Gefühl, ich komme da nicht mehr raus und war lahmgelegt, was ich machen könnte. Meine Arbeit fand ich scheiße, bin irgendwann manchmal morgens heulend hingefahren. Aber ich hatte zu sehr Angst, dass wenn ich was anderes mache, es noch viel schlimmer kommen wird. Ich habe stundenlang im Internet nachgelesen, was ich stattdessen machen könnte, war aber viel zu erschlagen von den Möglichkeiten. Nachdem einen nichts mehr interessiert und alles gleich wichtig wird, konnte ich auch nicht mal mehr sagen, was mein Interessengebiet ist und auch nicht, was für mich realistisch wäre. Schlussendlich habe ich dann versucht, nach dem Ausschlussverfahren vorzugehen, aber das ist auch ein unendliches Verfangen bei tausenden von Studiengängen und Ausbildungen. Eine Freundin von mir hatte mal gemeint, sie würde einfach schauen, was ihr Spaß macht. Eigentlich ja logisch. Nur blöd, wenn einem einfach nichts mehr Spaß macht. Man schwebt wie im luftleeren Raum und hat keine Anhaltspunkte mehr, was man tun könnte. Folglich habe ich auch nichts geändert.
Dass ich vielleicht einfach nur die Firma wechseln könnte, auf die Idee bin ich gar nicht gekommen. Und dass mir etwas Neues sogar auch Positives bringen könnte, habe ich erst verstanden, als ich angefangen habe, ein Berufscoaching zu machen.
Dazu kommt noch die Hoffnungslosigkeit, die man in der Depression hat, die einem ständig sagt, es bringt eh nichts, es wird nie besser, es ist eh alles zu viel usw.
Stinker1512 hat geschrieben:Könnte ich ihm vielleicht sagen, dass ich für ihn da bin, wenn er jemanden braucht. Sei es einfach nur im eingeschlossenen Zimmer im Dunkeln zu sitzen.
Ja, das fände ich gut. Bloß das mit dem Zimmer würde ich, glaube ich, nicht schreiben. Das würde mich (!) wahrscheinlich eher stressen, wenn ich mir vorstelle, ich will alleine sein, und dann sitzt sogar jemand mit mir im dunklen Zimmer rum… ich würde dann glaube ich denken, der andere wartet jetzt darauf, dass ich was sage oder was mache, dass es nur darum geht, dass ich irgendwas in Richtung „Verbesserung der Situation“ tue… ist jetzt nur mein (!) Gefühl, wenn ich das lese.
Stinker1512 hat geschrieben:Ich fühle mich nicht gut dabei seine Nachricht unbeantwortet zu lassen.
Es gibt auch keinen Grund, warum du ihm nicht antworten solltest! Wenn er dir schon mal antwortet, solltest nicht du den Kontakt wieder beenden!
Stinker1512 hat geschrieben:Aber könnte ich ihm vielleicht nochmal ans Herz legen einen Arzt aufzusuchen ?
Ja, mach das. Auch wenn es ihn nervt. Es ist ja wichtig, dass er sich mal helfen lässt. Solange du es ihm nicht dauernd unter die Nase hältst, finde ich das in Ordnung.
Stinker1512 hat geschrieben:Aber ich würde mir wünschen, dass noch jemand anderes über seine derzeitige Situation Bescheid weiß. Sollte ich ihn das fragen? Er wohnt noch bei seinen Eltern. Für mich wäre es einfacher zu verkraften, wenn seine Mutter noch Bescheid wüsste. Ich denke im Moment bin ich die einzige, die darüber Bescheid weiß.
Aber ich möchte eigentlich niemanden darüber in Kenntnis setzen ohne dass er darüber Bescheid weiß. Das wäre für mich irgendwie ein Vertrauensbruch.
Wie ist denn sein Verhältnis zu seinen Eltern? Wenn er noch bei seinen Eltern lebt, müssten die ja schon irgendwie merken, wenn jemand ständig so fertig ist. Außer jemand kann sehr gut schauspielern und setzt eine Maske auf. Meine Familie hat schon gemerkt, dass ich schlecht drauf war, motzig war, und oft geheult habe. Sie konnten das nur nicht einschätzen und die Veränderung kam auch so schleichend, so dass der Kontrast zu vorher nicht so leicht zu sehen war. Das wurde, glaube ich, eher sichtbar, als es mir langsam wieder besser ging. Aber dass ich so schlecht drauf war, war für sie schon merkbar, schließlich merkt man ja, wenn man ständig angemotzt wird. Ich war wie ein Pulverfass, bin bei der harmlosesten Frage in die Luft gegangen, wodurch sie irgendwann nicht mehr wussten, wie sie mit mir umgehen sollten. Deshalb haben sie sich mir gegenüber "komisch" verhalten, wodurch ich wiederum nicht mehr wusste, wie ich mit ihnen umgehen sollte.

Wie ist denn dein Verhältnis zu seinen Eltern? Kennt ihr euch gut?

Im Prinzip könntest du ihn eigentlich schon fragen, ob seine Eltern eigentlich mitkriegen, wie es ihm geht. Du musst ja nicht so ein riesen Fass aufmachen und fragen, ob sie schon von seinem „Zustand“, seinen „Problemen“, seiner „Situation“ wissen oder ob sie ihm helfen…

Hinter seinem Rücken einfach seine Eltern zu fragen oder sie zu informieren (das klingt auch so nach Notfall/Panikmachen - auch wenn es ja ein „Notfall“ ist…), würde ich nicht machen. Ich käme mir da hintergangen vor und auch wie ein „Problem“ behandelt.

Hast du ihm mal Infos zu Depressionen gegeben? Oder hat er sich mal informiert?
Stinker1512 hat geschrieben:Seine Worte waren, dass er mir in Zukunft nicht geben kann, was ich brauche.
Irgendwer im Angehörigenforum (ich glaube, es war FrequentFlyer?) hat mal geschrieben, dass der Depressive nicht zu bestimmen hat, was der Partner braucht. Was der Partner will und braucht ist die Sache des Partners und ob der Depressive ihm das geben kann oder nicht, kann nur der Partner wissen und entscheiden.
Vielleicht will und braucht der Partner es ja auch, für den Partner dazusein?
Sinnpflanze hat geschrieben:Ich denke, für die Partner von Depressiven ist es wichtig, sich daran zu orientieren, was diese konkret sagen und wie diese konkret handeln. Und nicht daran, was sie denken und fühlen könnten. Denn dann bestünde die reelle Gefahr, sich zu sehr in die Depressionen der anderen zu verstricken. Das Kopfkino nähme kein Ende.
Das sehe ich auch so. Auch wenn ich selber immer wieder mal schreibe, man könnte dieses und jenes Verhalten so und so deuten… Aber grundsätzlich sollte man schon schauen, was wirklich gesagt wurde. Ich denke, das kann man auch bei anderen Beziehungen so machen, wenn man über irgendwelche Situationen nachgrübelt und sich in seinen Vermutungen verliert. Den Tipp hat mir vor Kurzem jemand im Angehörigenforum gegeben. Ich glaube, da ging es darum, dass sich die Therapeuten in meiner letzten Klinik mir gegenüber immer wieder seltsam verhalten haben und ich auch ewig darüber nachgegrübelt habe, was sie damit bezwecken wollen könnten. Natürlich ist es gut, erstmal für sich zu überlegen, ganz ausschalten sollte man sein Hirn ja auch nicht ;) Aber wenn man auf keinen grünen Zweig kommt, sollte man wirklich so handeln wie Sinnpflanze schreibt.
Dein Freund hat dir ja eigentlich nie konkret gesagt, dass er sich von dir trennen will. Aber durch das viele Grübeln bist du zu dem Schluss gekommen, dass ihr getrennt seid. Es wäre schade gewesen, wenn du einfach von deiner Vermutung ausgegangen wärst, anstatt lieber nochmal nachzufragen, und ohne ihn weitergelebt hättest.

Also, liebe @Stinker1512, musst Du Dir - zumindest für eine Weile - woanders holen, was Du gerade brauchst. Genauso wie Deinem Partner steht es Dir frei, Hilfe anzunehmen.[/quote]
Weißt du jemanden, mit dem du reden kannst? Wenn nicht, kann ich da immer den Sozialpsychiatrischen Dienst von Diakonie/Caritas. Ich finde, hier im Forum zu schreiben ist auch hilfreich.
Stinker1512 hat geschrieben:Ich war bis jetzt noch nicht in der Lage ihm diese Nachricht zu schicken. Es kommt mir vor wie ein Abschiedsbrief...
Das ist es aber nicht. Ich habe seit 10 Jahren Depressionen (was nicht heißt, dass das bei deinem Freund auch so lange geht! ;) ) und habe die letzten Jahre mehr mit Überleben zu kämpfen gehabt als mit Leben. In dieser Zeit haben sich Freunde und Bekannte von mir ein Leben aufgebaut: Sie haben Arbeitsstellen, machen tw. Karriere, gründen Familien, ein Kind nach dem anderen wird geboren, sie kaufen sich ein Haus, waren hier und da im Urlaub usw. Ich war für mein Studium einige Jahre nicht mehr in meiner Heimatgegend und habe nicht so viel mitbekommen, was zuhause bei Bekannten los war. Und v.a. dadurch, dass ich mich zurückgezogen habe, keine Kraft hatte, mich mit Leuten zu treffen oder mich zu unterhalten, ich teilweise auch gar nicht wissen wollte, was die anderen machen, weil es so weh tat zu sehen, wie sie sich ihre Pläne erfüllen und ich dastehe und meine Träume begraben muss, habe ich nicht so viel mitbekommen. Als ich wieder hergezogen bin, bin ich aus allen Wolken gefallen. Plötzlich gab es nur noch Verheiratete, Schwangere, Kinder, die schon einige Jahre alt waren und in die Schule kamen, immer noch mehr neue Kinder, Leute, die heiraten, obwohl sie viel, viel jünger sind als ich, usw. Plötzlich hieß es „ja, damals… vor 10 Jahren… das ist ja schon ewig her…“ und für mich war „damals“ wie gestern.
Das war sehr deprimierend zu sehen. Für mich waren diese Jahre kein Leben, mir kommt es vor, als hätte ich in der Zeit das Leben verpasst, als wäre ich in einer Zeitblase festgehangen, und bei den Anderen ist das Leben weitergegangen.
Was ich damit sagen will, ist, dass ich die Zeit anders wahrgenommen habe als die anderen. (Das ist zumindest meine These ;) In die anderen reinschauen kann ich ja nicht. Aber die Aussage: „Das ist ja schon ewig her“ ist für mich Beweis genug ;) ) Und manche Veränderung auch nicht bemerkt habe, weil ich so mit mir beschäftigt war. Vielleicht fühlen sich für Außenstehende/Angehörige Zeiträume viel länger als für Depressive, weil man deutlicher sieht, wie das Leben weitergeht. Ich habe das gar nicht mehr so mitgekriegt. Es war jeder Tag gleich scheiße. Jede Veränderung war mini. Es war jeden Tag immer ein Kämpfen mit mir selbst und den Umständen. Ich habe auch das Gefühl, ich habe in der Zeit auch viel weniger erlebt. Natürlich habe ich auch Sachen erlebt. Aber das waren oft auch Sachen, die man nicht unbedingt erleben will. Drei Monate Psychiatrie schreibt sich ja niemand auf seine Bucket List.
Ich hoffe, das klingt jetzt nicht zu ernüchternd. Ich will damit aber eigentlich nur sagen, dass es dir vielleicht nur wie ein Abschied vorkommt, weil du siehst, wie lange sich das schon so hinzieht. Wenn man nichts machen kann, erscheint einem das dann vielleicht noch länger. Aber vielleicht empfindet dein Freund das als gar nicht so lange.

Noch was allgemeines:

Ich habe neulich einen Artikel entdeckt, den ich nicht schlecht finde, um das Denken eines Depressiven ein bisschen besser zu verstehen:
https://mobil.stern.de/gesundheit/depre ... 71996.html" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Da steht zum Beispiel, dass ein Problem des depressiven Denkens es ist, dass alles gleichwichtig wird. Das ist mir an mir selber auch irgendwann aufgefallen. Es gibt nichts, was wichtiger oder weniger wichtig ist, egal was es ist. Das führt dann dazu, dass man nur noch schlecht Prioritäten setzen kann. Dadurch kriegt man ziemliche Probleme im Alltag. Ich merke das oft sehr stark und manchmal raubt es mir den letzten Nerv, wenn ich nicht weiß, was ich zuerst anfangen soll. Soll ich erst duschen, soll ich einkaufen gehen, soll ich meine Zähne putzen, soll ich jetzt die Mülltonne rausstellen oder erst nach dem duschen, oder soll ich erst saugen und dann Müll und dann duschen, lohnt es sich heute überhaupt die Haare zu kämmen, sieht mich ja eh niemand, soll ich beim Finanzamt anrufen und was fragen, oder soll ich XY mit meinem Vermieter klären, mag da aber nicht anrufen, also doch lieber erst duschen und einkaufen usw. usw. usw. Mir hilft es da, wenn meine Betreuerin sich mit mir hinsetzt und mit mir ganz praktisch bespricht, was wirklich wichtig ist.

Und noch was zu dem „Sich melden“: Wenn ihr doch mal den „Fehler“ begeht und euch meldet: Meine Güte, ihr seid auch nur Menschen! Ihr könnt euch doch auch nicht in Luft auflösen.

Ich hoffe, ich konnte euch mit meinem Beitrag etwas weiterhelfen.

Liebe Grüße,
DieNeue
Zuletzt geändert von DieNeue am 6. Jan 2019, 17:19, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

...ups, ist das lang geworden... hoffe, das hat euch nicht erschlagen :?
Sinnpflanze
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

... also, ich kann das ab. ;)

Aber könntest Du vielleicht ganz kurz auf den Punkt bringen, warum Du Dampf ablassen musst?
Dann ist der Text noch besser zu verstehen...

Gruß,
Sinnpflanze
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Sinnpflanze
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

... ach so, ich denke, ich hab es verstanden.

Weil sich die TE so auf die Frage fixiert: "Ist das jetzt Trennung oder nicht?"

Doch, das kann ich gut nachempfinden.

Wenn mein Partner sich nach sechs Jahren plötzlich so absolut zurückzöge und wie ausgetauscht erschiene... würde mich das massiv beunruhigen und an meiner Beziehung zweifeln lassen. Ich glaube auch nicht, dass ich dann schnell in den Modus wechseln könnte: "Ach so: Depression. Das betrifft ja nicht die Beziehung. Na dann..."

Ich würde mich schon fragen: Woher kommt der plötzliche Vertrauensverlust? Warum reden wir nicht mehr miteinander? Was ist in der Vergangenheit schief gelaufen? Wo liegt mein Anteil?

Doch, die Sorge erscheint mir absolut nachvollziehbar. Und hinzu kommt bei alledem vielleicht auch die Frage: Kann / will ich das aushalten oder nicht?

Dennoch bin ich der Meinung, dass sich die TE jetzt vor allem um sich selbst kümmern sollte. Alles andere wird die Zeit zeigen.

Gruß,
Sinnpflanze
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DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sinnpflanze,

"Dampf ablassen" war, glaube ich, nicht ganz das richtige Wort dafür. Ich bin ja nicht sauer auf die Angehörigen.
Ich musste es, glaube ich, nur mal loswerden, weil es mir in letzter Zeit oft durch den Kopf geht.
Ich lese einfach so oft bei den Angehörigen, dass es plötzlich nur noch um "Trennung - ja oder nein?" geht oder was man jetzt aus der Beziehung macht. Dabei ist das eigentliche Problem ja nicht die Beziehung. Sondern dass es dem anderen so schlecht geht.
Es tut mir einfach immer so leid für die Angehörigen, weil sie dann zusätzlich zur eh schon schwierigen Depression noch ein riesen Problem haben. Sie setzen sich ja eh schon mit der Krankheit auseinander, das ist eh schon schwierig, und dann müssen sie auch noch diese ganzen Trennungsgedanken aushalten. Und bei den Betroffenen genauso.
Da denke ich mir immer "Nein, nicht schon wiiiiiieeder!" und möchte die Leute am liebsten schütteln und ihnen zurufen, dass das überhaupt nichts mit ihnen zu tun hat.

Für mich ist das Verhalten der Betroffenen einfach so logisch und hat für mich nichts mit der Beziehung zu tun. Aber wahrscheinlich liegt das daran, weil ich nach 10 Jahren Depressionen das besser einschätzen kann. Ich könnte jemand anderem erklären, warum ich mich wie verhalte. Aber das kann man ja, wenn man gerade erst erkrankt ist, nicht... Ich glaube, das vergesse ich manchmal.

Ich habe auch das Gefühl, es gibt auch zu wenig Hilfe für Angehörige. Ich habe mich noch nicht so mit Literatur für Angehörige beschäftigt, aber was man so allgemein im Internet zum Thema "Depression" liest, ist meistens nur das Standardwissen. Was sind die Symptome, wo kommt es her, wie wird es behandelt und ein paar Tipps, wie "Vermeide Sprüche wie "Stell dich nicht so an." oder "Holen Sie sich selber Hilfe". Aber was für Situationen und Problematiken im Alltag und Beziehungen auftauchen, das habe ich noch nie gelesen. Vor allem nicht, wie man damit umgehen soll...
Ich denke, oft wäre es so viel leichter, wenn man Dinge eher wissen und schneller verstehen würde. Aber vielleicht braucht das wirklich Zeit und jeder muss da selber durch und lernt erst mit der Zeit, damit umzugehen. Keine Ahnung. Ich fühle mich da immer etwas hilflos.

Hoffe, es ist jetzt verständlicher.

Liebe Grüße,
DieNeue
Kräuterhexchen
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Kräuterhexchen »

Liebe DieNeue,

vielen, vielen Dank für das Erden durch deine ausführliche Beschreibung. Für mich sehr hilfreich und auch eine eine Bestätigung.

Besonders der Hinweis, ob der Partner das wirklich gesagt hat.
Liebe Grüße
Kräuterhexchen
Sinnpflanze
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

Hallo DieNeue,
Dabei ist das eigentliche Problem ja nicht die Beziehung.
Da denke ich mir immer "Nein, nicht schon wiiiiiieeder!" und möchte die Leute am liebsten schütteln und ihnen zurufen, dass das überhaupt nichts mit ihnen zu tun hat.
Und was gibt Dir die Sicherheit? Das können wir nicht wissen.

Wie die Beziehung bisher aussah, welche Schmerzpunkte und Baustellen es vorher gab - darüber hat die TE, soweit ich das überblicke, ja noch gar nicht geschrieben. Nur, dass er plötzlich ganz anders war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er aus heiterem Himmel keinen Kontakt mehr mit ihr wollte. Dass es keine Vorzeichen gab. Da muss es eine Vorgeschichte geben.

Aber vielleicht sollten wir die TE selbst zu Wort kommen lassen, bevor ich hier weiter mutmaße.
Also, liebe TE - tut mir Leid, ich kann Dich einfach nicht mit Deinem Nick ansprechen - wenn Du gerade Lust und Kraft dazu hast - schreibe gerne darüber!

Gruß, Sinnpflanze
Wiedererholtes Herz ist das bewohnteste.
Rainer Maria Rilke
DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sinnpflanze,

achso, ja, ich verstehe. Dann gehen wir von einer ganz unterschiedlichen Basis aus.

In ihrem Thread im Angehörigenforum hat Stinker geschrieben:
"Ich war jetzt 6 Jahre in einer Beziehung mit meinem Freund. Ich bin 24 und er 26 Jahre alt. Es war alles super. Er ist mein Traummann und für mich ist er einfach alles. In den letzten Wochen jedoch lief es nicht mehr so wie sonst.
Mein Freund hat sich mehr und mehr zurück gezogen. Und dann vor 5 Tagen kam die Trennung."
Nachdem sie schrieb, es sei alles super gewesen, und auch sonst keine Probleme in der Zeit vorher erwähnt hat, bin ich davon ausgegangen, dass die Beziehung in Ordnung war.
Und wundere mich, warum die Beziehung sofort in Frage gestellt wird, wenn es da ja anscheinend keine Probleme gibt...

Ist es jetzt verständlicher?

Liebe Grüße,
DieNeue
Sinnpflanze
Beiträge: 184
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Sinnpflanze »

Okay, das hatte ich nicht mehr auf dem Schirm. Wobei interessant wäre, ob er es genau so wahrgenommen hat. (Aber auch das können wir nicht wissen.) Wie gesagt, warten wir einfach ab, ob sie noch etwas dazu schreibt.

Gute Nacht,
Sinnpflanze
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Rainer Maria Rilke
DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Sinnpflanze hat geschrieben:Wobei interessant wäre, ob er es genau so wahrgenommen hat.
Ja, das stimmt allerdings.
Dir auch eine gute Nacht!
DieNeue
Stinker1512
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von Stinker1512 »

Hallo ihr Lieben,

ich versuche nun zum 3. Mal diesen Text zu verfassen, da ich beim ersten Mal auf die "zurück Taste " gekommen  bin ( schreibe übers Handy) und beim zweiten mal wollte ich die Nachricht senden und dann kam nur " sie müssen sich anmelden um Nachrichten verschicken  zu können " obwohl ich mich vorher angemeldet habe :/

Also erstmal zu dem, ob er es genau so "super" empfand wie ich. Und da kann ich mit Überzeugung sagen ja. Zu mal wir ca. 2 Monate vorher in unseren ersten gemeinsamen Urlaub geflogen sind. Und dort war es sehr schön. Und das merkte ich auch bei ihm. Wir konnten  beide endlich mal dem Alltag entfliehen und gemeinsam Zeit verbringen. Und wenn etwas nicht stimmen würde, hätte ich es auf jeden Fall gemerkt.
Also ich zweifle nicht daran, dass er mich nicht liebt oder ähnliches. Da bin ich mir 100% sicher.

Dann erstmal zu den Baustellen wie Sinnpflanze sagt. Ja diese haben wir tatsächlich. Aber diese hat jede Beziehung.  Genauso wie Streitereien. Das gehört nun mal dazu und wer das Gegenteil behauptet, der lügt. (Meiner Meinung nach).

Eine unserer Baustellen ist die Kommunikation. Und damit meine ich nicht, dass wir die letzten 6 Jahre kein Wort miteinander gewechselt haben sondern wir können dem anderen nicht direkt sagen/drauf ansprechen was und gerade an ihm/an der Situation stört. Ich sage einfach mal so, wir sind kommunikative "Krüppel ". D.h. wir fressen das BEIDE in uns rein bis irgendwann die Bombe platzt. Wir können und das auch immer nur über Nachrichten sagen. Danach ist aber immer wieder alles harmonisch und wieder gut. Das mag für viele jetzt unverständlich klingen, aber das ist nicht der Grund für diese derzeitige Situation. Wir konnten trotzdem immer wieder alles klären.

Dann ein anderen kleines Problem. Er hat mir einige  Male abgesagt um etwas mit seinen Kumpels zu Unternehmen, obwohl wir eigentlich verabredet waren. Für mich war dies irgendwann unverständlich, da ich die Meinung vertrete, wenn ich jemandem zusage dann bleibt das auch so. Natürlich kann auch etwas wichtiges dazwischen komm. Aber das war es bei ihm nicht. Das führte oft zu Streit. Doch ungefähr Anfang des Jahres klärte sich das, weil er mir sagte woher dieses Verhalten von ihm kommt.
In seiner damaligen Beziehung wurde  er von seiner Freundin immer gezwungen etwas mit ihr zu machen und mit ihren Freunden abzuhängen auch wenn er dies nicht wirklich  wollte. Er durfte nichts mit seinen Freunden machen  und wurde gezwungen den Kontakt zu ihnen abzubrechen, das diese nicht von seiner Freundin gemocht wurden.
Dann verstand ich es auch und kam damit besser klar. Ab da kam es aber auch nie wieder vor.

 Dann ein weiteres Problem war z.B., dass es schwierig war mit ihm alleine etwas zu unternhemen. Wir arbeiten beide Vollzeit und wohnen nicht zusammen, d.h. wie sahen und erst immer abends ab 8 Uhr und es bleibt halt nicht  viel Zeit etwas zu machen, da man ja auch wieder früh schlafen geht. Deswegen sagen wir und am Wochenende öfter und unternahmen oft etwa mit seinen Freunden. Das ist ja kein Problem aber irgendwann braucht man auch mal Zweisamkeit und möchte etwas alleine unternehnen . Aber er wollte halt "lieber " was mit seinen Freunden machen. Natürlich machte mich das jederman wütend. Aber dazu erzählte er mir-ebenfalls Anfang des Jahres wenn ich mich nicht irre-, dass er früher mal, als er alleine unterwegs war von einer Gruppe Typen verprügelt und ausgeraubt wurde. Dies erzählte er niemandem auch nicht seinen Eltern in der Angst sie würden die Typen ausfindig machen und irgendwas würde auf seine Eltern zurück kommen. Deswegen wollte er nirgendwo "alleine" unterwegs sein sondern immer nur in Gruppen. Das war für mich dann auch alles leichter zu verstehen und damit umzugehen.
Und ich weiß, dass ihn das sehr viel Überwindung  gekostet haben  muss mir das zu erzählen.

Dann kommen halt noch bei uns beiden familiäre Dinge hinzu,  die es nicht einfacher machen.

Dann kam es in der Vergangenheit schon mal vor, dass die Trennung genannt wurde. Aber  nicht so wie ihr jetzt denkt. Ich bin mir so sicher, dass es nicht an
Liebe oder sonst irgendwas mangelt. Aber es war genau dieselbe Situation wie jetzt. Wir stritten wegen irgendeiner Sache und er sagte mir jedes mal ,dass er nicht wüsste was ihm Moment los sei und mich seiner Meinung nach nicht glücklich machen könnte. Ich sagte ihm, dass es nicht stimmte. Dann hatten  wir immer höchstens 2 Wochen Funkstille. Danach  meldeten wir uns wieder und alles war gut und gar nicht so schlimm wie gedacht. Manchmal. Er weinte jedes mal als wir uns dann wieder zum ersten mal trafen und entschuldigte sich dafür, weil er nicht wüsste wieso er das alles sagte und was los war.
Das hatte er so 1-2× im Jahr. Und es kam nie zur Trennung und dies sah ich auch nie als Grund für eine Trennung.
Aber es war immer das selbe Muster. Er weiß nicht was im Moment mit ihm los war.
Mittlerweile sehe ich, dass es schon Vorboten waren. Und das schrieb ich auch im Thread "Schuldgefühle". Unter anderen deswegen, weil ich in den letzten Wochen oft unsere alten Gespräche durchgelesen habe und mir nun denke wieso ich das nicht schon früher erkannt habe?
Aber diesmal ist es halt nicht bei diesen 2 Wochen geblieben.  Danach war diese Phase ja wieder vorbei. Aber jetzt hält sie deutlich länger an und wird sich eventuell (?) nicht  mehr bessern.

Und deswegen liebe DieNeue habe ich es diesmal irgendwie als Trennung angenommen. Auch wenn ich mir -mittlerweile wieder- 100% sicher bin , dass er dies auch nicht möchte und es keinen Grund dafür gäbe! Ich habe wahrscheinlich auch erstmal jetzt Zeit gebraucht um das wieder zu verstehen. Das ganze Gefühlschaos hat mich "blind" gemacht und ließ mich an einiges zweifeln.

Und deswegen verstehe ich andere Angehörige vollkommen, wenn sie denken, dass es sich dabei um eine Trennung halten könnte. So wie Sinnpflanze beschrieben hat. Es finden keine Gespräche mehr wie vorher statt. Der Partner verhält sich eigenartig. Oftmals nur in Gegenwart der Partnerin und bei Freunden etc eventuell "normal". Und vieles mehr. Da ist der Gedanke für Angehörige normal. Aber vielleicht ist dies auch nicht so verständlich, wie für uns Angehörige die Situation und das Verhalten der Betroffenen?
Vielleicht verstehst du mich jetzt besser

Achja liebe DieNeue, um deine Fragen nicht zu vergessen.
Also ich komme mit seinen Eltern sehr gut klar, jedoch habe wir keinen regelmäßigen  Kontakt sondern nur wenn ich bei ihm bin.
Und Infomaterial habe ich ihm auch noch nicht gegeben, da wir uns seither nicht  mehr gesehen haben. Und Links aus dem Internet möchte ich ihm jetzt auch nicht senden, da er mir nicht auf meine letzte Nachricht geantwortet hat, in der ich auch die Frage stellte, ob vielleicht noch jemand anders über seine derzeitige Gedanken Bescheid weiß.
Er hat sie zumindest gelesen.

Und was du Sinnpflanze geschrieben hast, finde ich sehr gut für uns Angehörige. Man soll  das was der Betroffenen uns sagt auch gemal so aufnehmen und nicjt irgendwas hinein interpretieren. Das macht es "einfacher".

Nun gut. Ich hoffe ich habe nichts vergessen. Auch wenn dies nicht leicht für mich war darüber zu sprechen, tat es mir sehr gut.:)
Wahrscheinlich weil ich immer auf Unverständnis von anderen erwartet habe zu diesen Sachen.

LG
Zuletzt geändert von Stinker1512 am 7. Jan 2019, 11:45, insgesamt 1-mal geändert.
DieNeue
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Re: eigentlich Angehörige

Beitrag von DieNeue »

Hallo Stinker,

danke für deine ausführliche Nachricht. Jetzt verstehe ich auch, warum du gleich an Trennung gedacht hast. Glaube, das wäre mir dann auch so gegangen.

Liebe Grüße,
DieNeue
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