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Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 11:04
von Garda 14
Hallo zusammen,
Ich brauche dringend einen guten Rat, wie ich mit der ganzen Situation umgehen kann. Ich bin nun seit 9 Jahren mit meinem Ehemann zusammen, letztes Jahr haben wir geheiratet. Besonders einfach war es nie in unserer Beziehung. Ich weiß, dass er bereits als wir uns kennen gelernt hatten in einer psychosomatischen Reha war. Doch so extrem, Wie in diesem Jahr habe ich die Depression noch nie wahrgenommen. Seit November 17 ist er krankgeschrieben, Da er den Druck auf der Arbeit nicht mehr ausgehalten hat. Im Juni diesen Jahres war er dann für 3 Monate erneut in einer psychosomatischen Reha. Als er wieder nachhause kam, habe ich ihn nicht wieder erkannt. Ich konnte keine liebe mehr spüren. Er hat mich ständig abgewiesen und ist jedes Wochenende mit seinen Freunden unterwegs. Das schlimme dabei ist der übermäßige Alkoholkonsum. Er kennt einfach kein Ende. Da wir kurz bevor er in die Reha musste unsere Wohnung aufgeben mussten, Leben wir derzeit vorübergehend bei unseren Eltern. Nun möchte er sich keine eigene Wohnung mehr mit mir suchen. Er möchte bei seiner Mutter Leben und ich soll bei meinen Eltern bleiben. Im Oktober 18 kam er dann in die lvr Klinik. In dieser Zeit war alles wieder in Ordnung mit uns. Ich habe ihn oft besucht, da die Klinik auch in derselben Stadt liegt,in der wir wohnen. Wir haben gemeinsame Ausflüge gemacht, Wenn er tagsüber raus durfte. Nun seit 2 Wochen wurde ihn die tagesklinik genehmigt. Er ist also nicht mehr stationär, sondern darf abends und auch am Wochenende nachhause. Seitdem geht's wieder bergab. Er möchte mich nicht sehen. Lügt mich ständig an ( zb sagt er, er sei einkaufen, dabei trifft er sich mit seinen Freunden). Egal, Was ich mache oder sage, er fühlt sich angegriffen. Sagt ich würde ihn nur Vorwürfe machen. Da er mich ständig anlügt und mir auch sein Handy verheimlicht, mache ich mir Sorgen, dass er nicht treu ist und meine Eifersucht steigt. ( auch wenn er alleine unterwegs ist, sind fremde Frauen dabei, die ich nicht kenne) jedes Gespräch darüber scheitert, Da er es nicht nachvollziehen kann, dass ich mir deshalb Gedanken mache. Seit einer Woche hat er nun den Kontakt komplett abgebrochen. Er reagiert weder auch Anrufe, noch auf Nachrichten. Ich bin überall geblockt, sodass ich nur SMS schreiben kann. Ich habe bereits in der Klinik angerufen und um ein Gespräch mit dem Arzt gebeten. Habe dazu auch extra erwähnt, dass ich keine speziellen Auskünfte über ihn haben möchte, sondern dass ich Hilfe brauche mit ihm umzugehen. Doch ohne seiner Zustimmung wird das Gespräch abgelehnt. Und die Zustimmung gibt er den Ärzten nicht. Ich habe auch des öfteren versucht mit seinem besten Freund zu reden. Doch der versteht die ganze Situation nicht und hat den Kontakt mit mir abgebrochen. Er nimmt keinerlei Rücksicht auf die Krankheit ( wahrscheinlich nimmt er es nicht ernst) und geht ständig mit meinem Mann raus zum trinken.

Ich fühle mich von den Ärzten komplett allein gelassen und auch sonst kann mir niemand helfen. Ich weiß nicht, welche Möglichkeiten ich noch habe. Ich möchte die Ehe einfach nicht aufgeben, weil ich weiß, dass er anders ist, Als er sich zurzeit gibt.

Ich hoffe ihr könnt mir weiter helfen :(

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 11:59
von DerWolf
Hallo Garda,

zuerst einmal solltest du dir selbst helfen und dich um dich kümmern. Selbsthilfegruppe für Angehörige, Therapie o.ä.
Ich denke auch das ständige nachfragen, Eifersucht usw. setzt deinen Mann sehr unter Druck. Das ist das wenigste was er gebrauchen kann und verschlimmert die Situation, auch wenn das für dich schwer zu ertragen ist. Allerdings ist Alkohol in einer Depression sehr kontraproduktiv. Nimmt er denn Medikamente?

Liebe Grüße

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 12:28
von Garda 14
Ich war bereits bei einer Therapeutin. Allerdings hatte ich das Gefühl dass sie nicht wirklich was mit mir anfangen kann. Ich schaffe es auch nicht wirklich mich nur um mich zu kümmern. Ein sehr wichtiger Teil in meinem Leben fehlt ja wenn er nicht da ist. Ich habe keine Lust etwas zu Unternehmen oder mich mit Freunden zu treffen, weil meine Gedanken nur bei ihm sind.

Ja er bekommt seitdem er krankgeschrieben ist im 11/17 Medikamente. Allerdings nimmt er sie nicht regelmäßig seitdem er die tagesklinik macht. Also wenn er Alkohol trinkt nimmt er sie nicht.

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 12:58
von Candless
Liebe Garda 14,

ich glaube, ganz ehrlich, dass es derzeit nicht um das Retten eurer Ehe gehen kann, da dein Mann sich erst einmal psychisch fangen muss. Ich glaube jedoch, dass das sehr lange Zeit brauchen wird, so wie er derzeit drauf ist.

Vielleicht lenkt er sich derzeit einfach ab, um sich nicht mit seiner Situation auseinander setzen zu müssen? Für mich sieht das so aus.

Ich würde erst einmal auf Abstand gehen, ihn aber nicht aufgeben. Jedoch normale Massstäbe anlegen kann man sicher nicht. Vielleicht schaffst du es ja, dein Leben in bessere Bahnen zu lenken, indem du erst einmal für dich eine tragbare Wohn- und Lebenssituation herstellst und versuchst, den Liebeskummer zu bewältigen. Solange man den hat -ich spreche aus leidvoller Erfahrung- agiert man noch wie in einer "normalen" Beziehung, in der man auf emotionaler Basis agiert und den anderen auch auf dieser Basis anspricht. Da die Depression aber die Emotionen blockiert, kann der andere das überhaupt nicht nachvollziehen und bekommt nur Schuldgefühle, ohne dir emotional darauf antworten zu können. Vielleicht ist es sein Schutzbedürfnis, dass er bei seinen Eltern wohnen will. Das hat ja auch etwas von Erwachsensein nicht leben (können), sich vielleicht bemuttern lassen, ohne dass die Eltern dieselben emotionalen Ansprüche stellen, wie es in einer Beziehung "normal" ist.

Ich würde hier ein oder zwei Gänge zurückschalten und ihn machen lassen. Keine Vorwürfe, keine Ultimaten, nichts davon, denn das bringt in so einer Situation nichts.

Sieh es doch als Ausdruck der Depression, dass er sich so verhält. Wenn es ihm mit dir nicht ernst wäre, hätte er nicht geheiratet und alles, was jetzt passiert, steht erst einmal unter dem Vorzeichen der Depression. Meine Ex sprach noch wenige Wochen vor dem plötzlichen Schlussmachen von Heirat! Zusammendenken kann man diese "Verhaltensüberraschungen" nicht mit dem, wie man den Partner kennt!

Lass ihn am besten soweit in Ruhe, wie es dir möglich ist und tue etwas für dich! Ich weiss selbst, wie schwierig das ist, meine Partnerin fehlt mir ja auch sehr. Trotzdem hilft es nicht, sie damit zu konfrontieren, da ihre Gefühlsebene derzeit ausgeschaltet ist.

In der Tagesklinik haben sie auch Therapien, so dass sein Trinkverhalten, das Thema Verantwortung und Lebenssituation dort in jedem Fall mit ihm angegangen werden. Wir als Angehörige können da nichts machen und es ist auch nicht unsere Verantwortung. Wir sehen zwar oft genug, was falsch läuft, aber die Betroffenen müssen selbst mit professioneller Hilfe an ihre Themen heran.

Er hat dich überall geblockt, das ist für mich der totale Rückzug aus der Beziehung, wahrscheinlich weil ihm das alles zuviel ist und er derzeit wirklich nicht anders kann! Ich würde mich aus seinem Umfeld heraushalten, das verletzt dich sonst evtl. nur noch mehr und er fühlt sich verfolgt. Am besten wartest du ab, was von ihm kommt. Ich würde mich nicht melden, so schwer es ist, auch nicht per SMS.

Du schreibst ja, er ist derzeit anders, als sonst. Versuche am besten für dich einen Weg zu finden, wie du diese Zeit überbrückst und nimm es nicht persönlich oder zu ernst, was er tut.

Ich habe vor einem halben Jahr auch mit dem Gedanken gespielt, ihre Klinik anzurufen, einfach weil ich mir solche Sorgen gemacht habe, aber mittlerweile habe ich erkannt, dass es richtig ist, sich rauszuhalten aus Therapien, da wir sonst die Rolle wechseln würden und anfangen, den anderen zu "bemuttern". Dann wäre es schwierig, irgendwann vielleicht wieder zusammen zu finden, da die Rollen sich geändert haben.

Ich kann nachempfinden, wie schwer das alles ist! Lass den Kopf nicht hängen!!! Du bist damit nicht alleine, dieses Forum hier ist voll von solchen Geaschichten, wir erleben das alle ähnlich! Ich glaube, das Thema Ehe steht erst dann an, wenn er viele Schritte weiter gekommen ist und wieder Zugang zu seinen Emotionen gefunden hat. Aber das wird vermutlich noch eine ganze Weile dauern.

Ganz liebe Grüsse!

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 14:37
von Garda 14
Hallo Candless.

Danke für deine ausführliche Antwort.
Es hilft mehr sehr zu wissen, dass die Situation an seiner Depression liegen kann. Wenn man mit Freunden oder Familie darüber spricht, wird oft die Depression in Frage gestellt und er als schlechter Mensch dargestellt. Auch über die Beziehung/ Ehe wird dann schnell schlecht geredet, Was mich wirklich verletzt.

Leider habe ich das Gefühl, dass er in der Therapie nicht die Wahrheit erzählt. Deshalb hätte ich gerne selbst auch mal mit dem Arzt gesprochen. Als er noch stationär dort war hat er mir erzählt, dass er wieder häufiger suizide Gedanken hat, er aber nur zu feige sei es durchzuziehen. Und 2 Wochen später wurde ihm die tagesklinik genehmigt. Als Angehöriger ist man leider so ahnungslos und auch machtlos. Ich gehe ebenfalls nicht davon aus, dass die Ärzte dann über seinen Alkoholkonsum Bescheid wissen. Zumal er es auch bei mir immer verharmlost hat, wenn ich ihn darauf angesprochen habe.

Ich habe schon damit gerechnet, dass ich nichts machen kann, außer ihn seinen Freiraum zu geben Und zu warten bis er sich meldet. Jedoch ist es schwieriger, als man vorerst annimmt.
Gerade weil er so eine wichtige Person für mich ist, möchte ich nicht machtlos sein, wenn es ihm schlecht geht.

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 14:54
von Candless
Ja, ich weiss, wie schwierig das alles ist, mir geht es genauso!

Ich würde, was das Lügen in der Therapie betrifft, mal abwarten, denn wenn jemand in der Tagesklinik ist, hat er auch Kontakt mit anderen und die tauschen sich aus und spätestens in der Gruppentherapie fallen dann die Masken, wenn er dort behauptet, er trinkt nichts und die anderen in der Gruppe wissen aus den "Pausengesprächen", das stimmt nicht.

Die Kontakte dort sind zu intensiv, als dass man auf Dauer eine Maske aufsetzen könnte. Es ist einfach der Faktor Zeit.

Ich kenne auch doofe Reaktionen von meinen Angehörigen und Freunden, die meinen, ich soll sie endlich abschreiben, sie will einfach die Beziehung nicht mehr. Sie sehen eben auch die Erkrankung nicht oder bagatellisieren sie. Daher rede ich mit ihnen nicht mehr darüber.

Ich denke, du hast insofern, was ihn betrifft, eine kleine Sicherheit, dass ihm erstmal nichts Gravierendes passiert, da er ja bei seinen Eltern wohnt. Richtige Sorgen würde ich mir da erstmal nicht machen, auch wenn ein Unwohlsein natürlich bleibt, da du nichts machen kannst.

Mir geht es auch so, dass es mir extrem schwerfällt, sie einfach zu lassen, obwohl ich weiss, sie isoliert sich und hat eigentlich keine Unterstützung. Aber die will sie ja nicht, daher kann ich nur im Hintergrund bleiben und die Bereitschaft behalten, dass sie mich kontaktieren kann. Derzeit tut sie das sogar wieder täglich, nachdem wir auch Pausen hatten und ich mich fragte, ob ich aufgeben muss. Wahrscheinlich ist es bei dir auch so, dass du einen langen Atem und ganz viel Geduld brauchst.

Ganz liebe Grüsse!!

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 28. Nov 2018, 14:58
von Petra2312
Liebe Garda 14,

auch ich habe ähnliches erfahren müssen. Dein Mann findet keinen Zugang zu seinen Gefühlen. Mein Partner hat nicht mal mehr Gefühle für deine Kinder, die sonst dein ein und alles waren. Das mit dem Alkohol kann er in der Therapie nicht verheimlichen da alle paar Wochen Blut abgenommen wird um zu sehen wie die medikation wirkt. Schlechte Leberwerte lassen sich da feststellen.
Ich wünsch dir ganz viel Kraft und denk an dich dabei, dass es dir gut geht. Viele Grüße

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 5. Dez 2018, 12:37
von Garda 14
Hallo zusammen,

Nun habe ich meinen Mann seit ca 3 Wochen nicht mehr gesehen. Nur einmal ganz kurz, als ich ein paar Sachen von mir abgeholt habe vor ca. 1 Woche. Als er mich sah, schaute er mir bestimmt 1 min lang tief die in die Augen. Es war merkwürdig, Weil ich nicht erkennen konnte, wieso er es macht und was er fühlt.
Dann habe ich ein paar Sachen zusammen gepackt, die ich dringend brauchte und bin gegangen. Als er die Tür zu machte, fing er plötzlich extrem an zu weinen. Ich sollte aber nicht da bleiben.

Nun habe ich ihn einfach mal gefragt, ob er bereit wäre für ein Gespräch. Heute werden wir uns treffen. Ich habe etwas Angst vor diesem treffen. Ich möchte es nicht versauen, sodass wieder der Kontakt abbricht.
Habt ihr Tips für mich, wie ich mich am besten verhalte und was ich sagen kann bzw lieber nicht sagen sollte?

Lieben Dank schonmal im voraus :)

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 5. Dez 2018, 19:20
von Stinker1512
Und wie ist es gelaufen?

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 5. Dez 2018, 20:02
von Garda 14
Leider gar nicht:( er sagt er hat Angst vor einem treffen und würde nachher lieber telefonieren.

Mal sehen, ob er sich noch meldet heute.

Re: Wie rette ich meine Ehe?

Verfasst: 5. Dez 2018, 20:59
von Candless
Das tut mir Leid!

Leider kenn eich das auch nur zu gut... die nicht eingehaltenen Treffen oder Anrufe usw.

Es war lange auch meine grösste Sorge, dass der Kontakt zu meiner Ex völlig abbricht oder einschläft. Dabei war und ist bisher die einzige Lektion, die ich lernen kann die, dass ich nichts tun kann.

Ich würde nur empfehlen, nicht zu viel zu erwarten, bis zu gar nichts. Also sich vor Enttäuschungen zu schützen und sein Leben zu führen. Es kann sehr lange dauern und letztlich kann es auch sein, dass die Beziehung nicht wieder auflebt.

Vorwürfe würde ich auch vermeiden, aber auch Klärungsgespräche, da Depressive ja nichts klären können, da sie selbst nicht wissen, wo sie stehen.

Vielleicht wäre das auch an ihn eine Botschaft? Dass du ihn lässt, damit er sich um sich kümmern kann und er sich um dich keine Sorgen machen muss?

Ich hoffe für dich, dass das Telefonat wenigstens stattfindet und dir eine zweite Enttäuschung heute erspart bleibt.

Ganz liebe Grüsse!