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Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 16:43
von Holgi
Moinsen liebe Fori Gemeinde

Ich wende mich heute mal mit einem "speziellen" Problem an euch.

Vielleicht hat die eine oder andere oder der eine oder andere eine Antwort für mich.

Und ich schreibe das jetzt im Vorfeld - Ich möchte bitte keine Comments von wegen "Achte auf dich, tue dir was Gutes" usw.

Alle die mich länger kennen, wissen das ich damit nichts anfangen kann.
Ich bin eher so mal gut was verbal aufs Maul kriegen.

So nun zum Thema.

Ich bin mal wieder so richtig fertig.
Ich meine nicht fertig von, es geht mir schlecht.
Ich bin so richtig durch.
Habe mich komplett von mir gelöst.
Alles, aber auch wirklich alles ist in einem immensen Strudel der Unsinnigkeiten hinein gestürzt.
Also um es mal so zu erklären, Ich bin wieder an dem Punkt wie vor 12 Jahren.

Habe eine Überweisung von meinem Hausarzt zur Psychotherapie.
Letzte Woche Termin gemacht.
Eine wirklich gute Praxis.
Wurde mir auch von einigen empfohlen.

Knackpunkt : erster Besprechungstermin ist am 23 Januar 2019.

So.
Und nun?
Weihnachten steht vor der Tür.

Wie soll ich bitte diese Zeit schaffen keine Scheiße zu bauen????

Bin gerade so etwas ratlos.

Danke fürs lesen.

Liebe Grüße an euch alle

Holgi
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Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 17:22
von Katerle
Hallo Holgi,

ja das ist noch eine Weile bis zum Ersttermin.

Du kannst die Zeit bis dahin so überbrücken, dass du alles hier ins Forum schreibst, was dich bewegt. Irgendjemand ist immer da, der dir zuhört... Und nochwas, kein Mensch hat es verdient, verbal oder andersweitig was aufs Maul zu kriegen...

Viel Kraft für dich und das du durchhältst,
LG Katerle

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 17:49
von Cynthia
Wie wäre es, wenn Du jeden Tag Sport machst und Dich echt forderst? Kannst Du jetzt schon woanders Gespräche bekommen? (Psychosoz. Beratungsstellen, Amb. Gespräche in der Psychiatrie/Ambulanz, Seelsorge bei der Kirche...). Kannst Du Dich mit etwas (Ehrenamt, Hunde Gassi führen...) radikal ablenken, so dass Du keine Zeit hast ständig über Deine psych. Probleme nachzudenken?

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 18:06
von Frau_Wal
Hallo Holgi,

ich kenne weder dich gut noch deine Situation vor 12 Jahren, aber was du schreibst, klingt nach einem ernsten Problem. Und gerade Weihnachten ist eine schwierige Zeit. Ich finde es sehr gut, dass du dich um eine Therapie bemüht hast und du hast ja schon einen Termin, auf den du hinarbeiten kannst.

Ich weiß nicht, welche Art von Scheiße du normalerweise baust, aber was mir dazu einfällt, ist eine Art "Anti-Scheiße-Plan" für jeden Tag bis zum 23 Januar. Such dir für jeden Tag etwas, womit du dich beschäftigen kannst, je konkreter, desto besser. Hier mal ein paar Ideen:
etwas zu Essen kochen, Jonglieren lernen, Staubsaugen, 1h Spazierengehen, Unterlagen für die Steuererklärung zusammensuchen, einem Hobby nachgehen, Weihnachtsplätzchen backen, Einen Legoturm vom Boden bis zur Decke bauen, Aufräumen, ein Buch lesen, sehr gründlich putzen, ein 2000-Teile Puzzle machen, Wäsche waschen, 10 nützliche Sätze in einer Fremdsprache lernen, Bügeln, ein Vogelhäuschen basteln und alles andere, was sich nicht mit "Scheiße machen" vereinbaren lässt, egal wie unsinnig es dir erscheinen mag. Organisiere Treffen mit Menschen, die dich vom Scheiße machen abhalten und meide möglichst alle, die dich dazu animieren. Für besonders kritische Tage (z.B. Heiligabend oder Silvester) lohnt es sich evtl. auch, einen detaillierten Plan zu machen (notfalls für jede Stunde), was du an dem Tag tun willst und was nicht.

Es geht nicht darum, dass dir alle diese Aktivitäten unglaublichen Spaß bereiten (wenn das so ist, umso besser!), sondern dass du bis Januar durchhälst, ohne dir selbst zu schaden. Viele meiner Vorschäge sind nicht unbedingt vergnüglich, aber wenigstens nützlich. Wenn es mir sehr schlecht geht, mache ich das als Notfallprogramm. Dann habe ich sowieso keine Lust, irgendetwas zu tun und nichts macht mir Spaß. Dann kann ich auch gleich unangenehme Aufgaben wegschaffen (z.B. die Steuererklärung), dann habe ich wenigstens etwas Sinnvolles getan und muss das später nicht mehr erledigen. Andere Vorschläge sind relativ sinnfrei (z.B. das Puzzle), aber geeignet die Zeit rumzubringen ohne negative Folgen befürchten zu müssen.

Nach so einem Plan zu leben ist ziemlich "uncool" und wird dich auf Dauer weder heilen noch glücklich machen. Für einen begrenzten Zeitraum kann es aber helfen, die "Durststrecke" zu überbrücken und dich wenigstens nicht weiter abrutschen zu lassen. Das funktioniert natürlich nur, wenn du dich halbwegs mit dem Gedanken anfreunden kannst "nach Plan zu leben" . Wenn dich das sehr belastet und deine Situation verschlimmert, ist es nichts für dich.

Alles Gute für dich,
Frau_Wal

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 20:14
von Holgi
Moinsen

Vielen, lieben Dank für eure Antworten.

Um es kurz zu machen, ich bin kein strukturierter Mensch.
Ich bin ein Chaot.
Kreativ und völlig außerhalb meines Daseins.

Ich war 6,5 Jahre in Therapie von Mitte 2006 bis Ende 2013.
Es waren gute Gespräche.
Manchmal hatte ich das Gefühl das mein Thera mich mehr braucht als ich ihn. Hahahahaha
Aber es war ok.

2006 war ich soweit mir das Licht aus zu blasen.
Einfach weg.
Hatte an einem schönen Sonntag einen totalen Nervenzusammenbruch und saß am Montag bei meinem Thera.

Tja.
Das war ein hartes Stück Arbeit für ihn.

Ich bin kein Mensch der sich Dinge sucht um sich ablenken zu können.
Ich bin mehr so ein "Sucher".
Ich beschäftige mich mit vielen Dingen.
Ich komponieren Musik.
Aber auch das funzt gerade nicht.

Sport und Aktivitäten draußen sind ein Nogo für mich.
Ebenso wie kochen, backen und was weiß ich noch.

Die Idee mit dem täglichen Schreiben hier bei dem DF könnte was sein das mich überstehen lässt.

Ich denke mal darüber nach.

Danke und liebe Grüße

Holgi
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Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 19. Nov 2018, 20:49
von Gertrud Star
Hallo Holgi,
klingt nach kreativer Schaffenskrise.
Suchend....
Was suchste denn momentan?
Brauchste vielleicht Tapentenwechsel, einfach neue Anregung?
Mal was neues probieren zur Inspiration?
LG Gertrud

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 20. Nov 2018, 06:19
von Katerle
Natürlich ist das harte Arbeit, Holgi.

Aber toll, dass du Musik komponierst. Ich konnte auch lange keine Lieder spielen...

Also, es ist okay, wenn du hier weiterschreibst. Denke darüber nach, Katerle.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 20. Nov 2018, 23:15
von Aja216
Hallo Holgi,

wenn du eigentlich Musik komponierts oder arrangierst und es gerade nicht funzt,
was ich leider auch kenne, probier es eventuell mal mit Tonleitern und co. Ich mache das manchmal um mich zu sortieren dass ich einfach ganz stur Technik verinnerliche und dann versuche dadurch irgenwie wieder klar zu denken. Allerdings habe ich mir das auch schon öfter in den letzten Wochen vorgenommen und wenn ich dann zu kaputt bin mache ich das abends doch nicht mehr weil ich nach dem Unterricht keine Musik mehr hören oder machen will oder kann.
Trotzdem hat es mir manchmal schon sehr geholfen wenn ich mich an etwas einfachem für ein paar Minuten "festbeiße" . Vielleicht kommst du dabei auch auf eine wunderbare, neue, Idee.
Oder hast du vielleicht die Kraft ein neues Instrument auszuprobieren?
Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute, Aja.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 21. Nov 2018, 17:51
von Holgi
Moinsen

Nun, wie fange ich an.

Erst einmal vielen Dank für eure Antworten.

Musik zu komponieren ist nicht das womit ich Geld verdiene.
Es ist ein Hobby von mir.
Ich mache ja schon fast 40 Jahre Musik.
An Songs habe ich vielleicht etwas über 400 in den letzten 32 Jahren gemacht.
Viel ist davon nicht mehr übrig, da ich in meiner schlimmen Phase 2006 viel zerstört und gelöscht hatte.
Ich wollte mich löschen.
Vieles ist noch in meinen Kopf, aber ich kann es einfach nicht abrufen.

Ich versuche auch meine Arbeit zu schaffen.
Ist nicht ganz einfach, weil ich im Augenblick mich sehr reinhänge.
Was extrem viel Kraft kostet.
Ich bin gerade so wie ein Atomkraftwerk - immer unter Dampf.

Eine komische Szene war heute.
Meine Tochter, sie arbeitet bei uns im Büro, fragte mich "Wann hast du eigentlich den Termin? Geht ja gar nicht mit dir im Augenblick."

Ups.
Ich scheine wohl mich doch nicht mehr verstellen zu können.
Ist mir aber auch egal.

Irgendwie läuft es.
Sie lassen mir meine Freiräume die ich brauche und dann wird das schon passen.

Liebe Grüße

Holgi
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Nächstes Post. Zitat kommt.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 6. Dez 2018, 18:36
von Holgi
Moinsen

Bin mal wieder tiefsinnig.

Nicht weil ich tiefsinnig bin, sondern weil ich wieder gegen scheiß Gedanken ankämpfe.
Die LKWs auf der Gegenspur an denen ich jeden Tag vorbei rase versuche ich so gut es geht immer aus zublenden.
Denn es würde mich in die Zeit vor meiner ersten Therapie zurück versetzen.

Und dafür habe ich zu lange gekämpft als das ich das wieder zulassen würde.

Aber es kostet so unendlich viel Kraft.

Heute morgen hatte ich mich erschrocken als ich mich im Spiegel im Badezimmer betrachtete.
9 Tage Bart und Dusche war auch mal wieder fällig nach einiger Zeit.
Hab mich dann mal wieder "restauriert".

Scheiße Leute, ich versuche es echt in den Griff zu kriegen.

Aber wie viel Kraft habe ich noch?
Die körperlichen Symptome wie Brustkorbdruck, Schmerzen und düster sehen bekomme ich ja mit Schmerztabletten, hoch dosierten Baldrian und Alkohol hin.
Dann wird auch alles irgendwie gut.
Ich kann dann sogar lachen.
Aber ich kann ja nicht morgens schon anfangen zu saufen.

Der Tag ist mein großes Problem.
Diese Ängste und diese Hoffnungslosigkeit die mich immer befällt.
Nein, befallen ist falsch.
Mit der ich morgens schon aufwache und kaum aus dem Bett komme.

Es ist zum Kotzen.

@ Moderatoren : ich bin soweit i. O. musste nur mal meinen seelischen Druck "raus schreien".

Der 23. Januar ist ja nicht mehr weit weg.

Ich betrachte es jetzt mal wie einen Marathonlauf.
Der tut auch irgendwann weh.
Aber man hat immer ein Ziel vor Augen.

Liebe Grüße an alle da draußen

Holgi
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Am hellsten Tag wusste ich nicht wie tiefste Dunkelheit sein kann.
In tiefster Dunkelheit hatte ich vergessen wie ein heller Tag sein kann.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 7. Dez 2018, 18:28
von Katerle
Kraft kostet das, Holgi.

Du wirst das bis zu deinem Termin im Januar schaffen, halte durch... und wünsche dir ganz viel Kraft, LG Katerle.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 8. Dez 2018, 00:22
von Holgi
Moin Katerle

Was bedeutet schon Kraft?

Es ist doch eh alles sinnlos in diesem Leben.

Nen mir nur einen Grund warum das Leben lebenswert sein könnte.

Ich versuche es zu sehen.
Aber alles wird vernichtet.
Warum sollte ich noch den Glauben an etwas Gutes hier haben?

Holgi
____________________________
Freude war mein Weggefährte.
Missgunst kreuzte unseren Weg.
Trauer war mein Begleiter als ich dem Schlechten folgte.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 8. Dez 2018, 01:23
von Katerle
@ Holgi

Kraft bedeutet sehr viel. Ich habe noch von meinem Opa einen Spruch in einem Bilderrahmen aus meiner Kindheit in Erinnerung. Der lautete: " Wenn die Kraft zuende geht, dann ist Erlösung eine Gnade". Dieser Satz hatte mich in meinem Leben lange begleitet... Heute halte ich mich an diesem Zitat fest: "Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen kann, so ist es der Glaube an die eigene Kraft". ( Marie Ebner v. Eschenbach). Und ich glaube auch an meine Kinder.

Sinnlos ist nicht alles Im Leben. Und ein Grund, warum das Leben lebenswert sein könnte, wäre, in deinem Interesse weiterzumachen und nicht aufzugeben... Das ist aber sehr schwer zu sehen, wenn du in einem tiefen Loch steckst. Und deshalb ist es ganz mutig von dir, hier weiterzuschreiben und ich wünsche dir sehr, dass du die Zeit hier weiter überbrücken kannst bis zu deinem Termin.

LG Katerle

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 8. Dez 2018, 10:01
von kira-kira
Hallo Holgi,
es hört sich weit an, aber du wirst sehen, wie schnell die Zeit bis zu dem Termin umgeht. Vielleicht ist es auch gut, dich nicht auf diesen Zeitpunkt zu fokussieren und nicht jede Stunde oder Minute bis dahin zu zählen.
Du könntest in der Zwischenzeit gute Bücher lesen, dich bei youtube zu deinen Themen umschauen.
Wie sieht es mit einer Selbsthilfegruppe in deiner Stadt aus?
Schon allein, dass du ein Kind / Kinder hast, lohnt sich der Kampf. Ist es nicht das wichtigste, was du im Leben hast?

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 10. Dez 2018, 17:54
von Bittchen
Hallo Holgi,

ich habe überlegt,ob ich das Recht habe dich auf etwas für mich sehr gefährliches
Verhalten aufmerksam zu machen.
Denn hier ist die virtuelle Welt und ich kenne dich und deine Biographie nicht.
Deine Gedanken finde ich beunruhigend.
Du hast unbestritten einen guten Musikgeschmack wenn du "Linkin Park"hörst.
Leider weiß ich nicht wie ich das im Moment bei dir bewerten soll,wenn du Chester Bennington
hörst.
Dieses leider sehr tragische Ende eines Genies ist nicht nachahmenswert.
Sei du schlauer und versuche eher Hilfe zu bekommen.
Eine Instituts Ambulanz der nächsten Psychiatrischen Klinik bietet da eine Möglichkeit.
Nichts für ungut,aber ich weiß leider auch wie schnell es zu falschen Entscheidungen kommen kann, wenn der Schmerz zu stark wird.

Herzliche Grüße
Bittchen

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 10. Dez 2018, 19:13
von Holgi
Moin Bittchen

Vielen Dank für deine Worte.

Und natürlich darfst du mich jederzeit aufmerksam machen, wenn du glaubst bei mir liegt etwas im Argen.

Nun der Thread heißt ja "Musik die uns gerade anspricht".
Und ich habe der Titel gewählt "Heavy" von Linkin Park.
"Why is everything so heavy".

Eine kurze Erklärung dazu.

Ich bin heute morgen wieder mit einem schönen Deprischub aufgewacht.
War echt geil mal wieder wie gelähmt zu sein.
Das Bett kaum verlassen können.
Wie dem auch sei bin ich in die Firma gefahren.
Dann kam dazu das mir eine Produktionsagentur ihren Fehler in die Schuhe geschoben hat.
So eine Nummer hatte ich vor 12 Jahren schon mal wo es mich umgehauen hat und ich kurz von dem ..... war.
In der Branche in der ich arbeite gibt es weder Freunde noch Vertrauen.
Wenn es scheiße läuft bin ich meinen größten Kunden los.
Und ich kann es noch nicht mal klar stellen das es nicht mein Fehler war.
Dazu noch 2 Lieferantenprobleme, weil die Arschgeigen sich nicht an Liefertermine halten.
Und naja, das E-Mail Programm kackte dann auch mal für 3 Stunden ab.

Also alles in allem ein vorzüglicher Montag.

Und die Musikauswahl bezog sich nicht auf den Suizid von Chester Bennington.
Sondern warum kommt die Scheiße immer auf einmal in so dicken Haufen.

Du solltest wissen ich weiß wovon ich rede wenn man einem Punkt ist wo nichts mehr geht.
Aber ich habe meine "Sicherungssysteme".
Ich sitze auch nicht da und warte auf den Point of break even der absoluten Trauer und Hoffnungslosigkeit.
Hunde die bellen beißen nicht.

Also der Titel bezog sich auch diesen Dreckstag.

Nicht mehr und nicht weniger.

Nach einer guten Kopfschmerztablette und 3 hochdosierten Baldrian ist jetzt eh alles einigermaßen wieder im Lot.
Natürlich mit Bier eingenommen.

Also, alles ok.

Liebe Grüße

Holgi
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Why is everything so heavy

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 10. Dez 2018, 22:41
von Holgi
Hmmm

Ich weiß nicht ob ich das jetzt hier bringen kann Bittchen.

Aber ich möchte das du etwas weißt von einem Abschnitt in meinem Leben, der so eine Art "Lebensversicherung" ist für mich.
Kann auch sein das die Moderatoren das löschen, weil es triggern könnte.

Gehen wir zurück in das Jahr 1980.

10 Klasse Realschule.
Ein neuer Mitschüler.
Ich nenne ihn jetzt mal AK.
Abgerissener Typ was Haare und Kleidung angeht.
Aber ein super Schüler.
Der wusste alles.
Wurde von allen gemieden.
Es entwickelte sich eine super Freundschaft zwischen uns.
Er war irgendwann wie ein Bruder für mich.
Wir konnten uns alles erzählen.
Freunde hatte er komischerweise bis auf mich keine.
Naja, denkt man als 16 Jähriger auch nicht so drüber nach.
Nur merkwürdig war, das er oft in meinem Elternhaus war und ich ihn in seinem Elternhaus nicht besuchen durfte.
Habe da auch nicht weiter nachgefragt.

Tja, dann war dieser seltsame Tag in der Schule.
Es waren 2 Schulanwärterinnen die uns versucht haben zu unterrichten.
Dann kam der Klassenlehrer rein und teile uns mit das AK sich das Leben genommen hat.
Bämmm.

Das war ne Nummer.

Und ich hatte niemanden zum Reden.

Ich höre auch sehr oft das Lied von https://www.youtube.com/watch?v=-v7bn6fmgIw" onclick="window.open(this.href);return false;
Es erinnert mich immer an ihn.

Ich habe ihn gehasst, das er das getan hat.
Das Schlimmste war aber das er eine Aufstellung gemacht hatte.
Nur ich durfte hinter seinem Sarg gehen als erster.
Danach die Mitschüler und der Rest der Familie.
Die Eltern durften nicht.

Was so hinterher alles raus kam war schon sehr krass.
Eltern beide sehr gut mit Alkohol und Schlägen.
Er wurde auch schon mal für einen Tag im Schrank eingesperrt.
Bekam kein Essen und so weiter und sofort.

Als ich 2006 an diesem Punkt war mich zu löschen, war die Erinnerung an den Schmerz den ich damals empfunden habe, meine Rettung.

Irgendwie hat mein imaginärer Bruder eine schützende Hand über mich.

Also es geht mir soweit gut.
Auch wenn ich mal hier Scheiße schreibe.
Es ist Frust über meine berufliche Situation.

KA wacht über mich.

In diesem Sinne

Liebe, nächtliche Grüße

Holgi
..................................................

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 11. Dez 2018, 01:24
von Gertrud Star
Hallo Holgi,
das ist eine ganz schöne Last.
Er hat dich sehr gemocht und dir sehr vertraut. Das ist es was zählt.
Leider konnte niemand verhindern, was da geschehen ist, sowohl im Elternhaus als auch seinen radikalen Schritt. Weder er noch du seid an irgendwas Schuld. Ihr ward doch noch fast Kinder.
Ich wünsche dir, dass du damit gut zurecht kommst.
Und falls es dir momentan zu schwer wird, dir vor Ort Hilfe suchst.
LG Gertrud

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 11. Dez 2018, 10:41
von Bittchen
Lieber Holgi,

wie sagt man so flapsig." Wir haben alle unsere Dämonen im Keller"darum sind wir ja hier.
Gut,dass du drüber geschrieben hast,vielleicht bekommst du Antworten,die dir Entlastung bei deinen Schuldgefühlen bringen.
Du hast von dem Leid deines Freundes nicht gewusst.
Er hat es in sich rein gefressen und ist daran zerbrochen.
Wir Betroffenen hier schreiben wenigsten darüber.
Das Stigma bei Sucht ist noch schwerer zu überwinden,wie bei Depressionen.
Es trifft die Kinder immer am schwersten.
Sehr sehr tragisch was Sucht der Eltern bei ihren Kindern anrichten kann.
Auch heute noch wird damit viel zu leichtsinnig bei den Ämtern mit umgegangen,selbst wenn sie davon Kenntnis haben.
Vielleicht gelingt es dir zu denken,dass du ihm gezeigt hast wieviel er dir viel Wert war.
Sonst hätte er diese Aufstellung nicht gemacht.
Du warst ein ganz wichtiger Teil seines Lebens, aber ändern konntest du sein Leid nicht.
Das stand nicht in deiner Macht.
Aber es sollte uns zu denken geben,wieviel Leid wir hinterlassen,wenn wir aufgeben.
Du als Erwachsener weißt wie du besser mit der Depression umgehen kannst,auch wenn du im Moment sehr gequält wirst von dunklen Gedanken.
Das Lied von Xavier Naidoo kenne ich sehr gut,mir das anzuhören ist das beste Mittel mich noch mehr runter zu ziehen,wenn es mir schlecht geht.
Diese Art von Masochismus tut mir nicht gut,aber ich neige in Krisen auch dazu.
Ich habe mir gestern auch nachdem ich mir die Weihnachtsgeschichte von Horst Schlämmer angesehen habe und sehr lachen konnte,danach auch den Hit von Jupiter Jones angehört.
Na toll,schon war ich wieder sehr traurig.
Tragische Abschiede haben mich auch geprägt ,aber so traurige Songs helfen mir dabei nicht darüber hinweg zu kommen.
Passe gut auf dich auf!!!

Gute Besserung und liebe Grüße
Bittchen

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 11. Dez 2018, 11:17
von Katerle
Lieber Holgi,

das muss für dich ein schwerer Schock gewesen sein... und wenn du dann nicht drüber reden kannst..., bleibst du einsam mit deinem Schmerz... eine schwere Last... und mit 16 ist das ganz schön viel für die Seele...
Du hättest es nicht verhindern können.... Dein Freund hatte sehr zu leiden unter der schwer belastenden Situation und war verzweifelt, sah keinen anderen Ausweg... Vielleicht hatte er dir auch nicht alles erzählt (weil er nicht konnte)..., hatte seine Gründe...

Lass dir unbedingt helfen, du wirst wieder aus diesem tiefen Loch rauskommen, auch wenns nicht einfach ist. Die Erinnerung an diesen Schmerz war schon einmal deine Rettung und das wird sie auch diesmal sein... Halte durch..., LG Katerle

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 14. Dez 2018, 19:59
von Holgi
Moinsen

Jetzt kommt der richtige Stress.

Weihnachten.

Baum aus suchen.
Das Ding aufstellen und Kerzen dran kloppen.

Oh man.

Wieder Hardcore.
Aber es muss so sein,.

Ich wünsche mir letz endlich auch wieder die Gefühle zurück die ich damals hatte.
Es ist alles so tot.
Das kotzt mich so an.
Ein funktionierendes Stück Fleisch.

Naja. Ich geb mir Mühe.

Liebe Grüße

Holgi
......................................
23. Januar - Steht 8-)

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 5. Jan 2019, 14:52
von Holgi
Moinsen

Habe Weihnachten und Sylvester recht gut "überlebt".
Trotz Besuch und voller Hütte.
Ich war echt überrascht von mir.
Keinen großen Deprischub.

Aber gestern war ne echt geile Nummer.

Meine Drecksdepri hat mal so richtig zu geschlagen.
Ohne Vorwarnung, ohne Auslöser.
Mal eben so volles Pfund.
Und das beim Auto fahren.
Auf dem Weg nach Hause.
Jeder Baum ein willkommendes "Ziel".
Ich war auf einmal wie ins Jahr 2006 katapultiert.
Damals war es genau so.

Mittlerweile habe ich mir ja die "Was passiert dann" Maschine im Kopf entwickelt.
Ich habe dann alle Szenen vor Augen die "danach" passieren könnten.

Als ich zuhause war habe ich mir einen "Cocktail" von 3 hochdosierten Baldrian und 2 Schmerztabletten gegönnt unter Zuhilfenahme von 3 Bier.

Jepp, das hat gefuntzt.

Alter Schwede, das war richtig heavy.

Was mich bei dem alles interessiert ist, tue ich mir das selbst an?
Warum kommt auf einmal so ein Schub aus dem Nichts?
Je näher das erste Therapiegespräch kommt dreht meine Depri durch?
Wie funktioniert diese ganze biochemische Scheiße im Hirn?

Und was mache ich wenn ich keinen Therapieplatz bekomme?

Alles Scheiße irgendwie gerade.

Trotzdem liebe Grüße an alle

Holgi
.......................................................
Leere ist ein Zustand den du nur fühlen kannst, wenn du dich erinnern kannst wie Fülle war.

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 5. Jan 2019, 15:31
von Katerle
Hallo Holgi,

na ist doch schön, dass du Weihnachten und Silvester soweit gut überstanden hast.

Aber Mist, dass es dir gestern wieder sehr schlecht ging...

Lass das mal lieber sein mit dem Cocktail..., das ist gefährlich...

Halte erst mal durch bis zum ersten Therapiegespräch..., danach wird es sich weiter entscheiden...

Grüß dich auch,

Katerle

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 5. Jan 2019, 22:37
von Camille
He Holgi,

Ich finde dich ja schon besonders

Aber irgendwie klasse

einfach extrem

und grundauf ehrlich

wer kann das schon

ohne Rücksicht darauf, was andere denken

Hut ab

So wirkt es halt

Und dann diese Scheiße mit den Transmittern - tja wenn das mal endlich jemand verstünde....

Oder sind es wirklich die Transmitter?

Ich kann auch nur so blöde Follskeln von mir geben - wie halt durch, es kommen wieder andere Zeiten

Und ja dein Termin rückt näher

Das ist gut - das ist aber auch Stress und Angst

Und ich sag auch - lass die Finger von solchen Mixereien

Man - echt -

Zeit überbrücken - schreiben -

Ich werde es lesen
CAmille

Re: Zeit überbrücken

Verfasst: 6. Jan 2019, 10:34
von Bittchen
Lieber Holgi,

tja,was wäre wenn ?
Diese Fragen haben wir gut drauf.
Vor allen Dingen immer das Schlechteste annehmen,da bin ich auch Meisterin,wenn ich in einer depressiven Episode bin.
Ich glaube nicht,dass es nur der Termin ist,der dich so runter zieht.
Wenn ich dir deine turbulenten Feiertage so sehe,hast du es zwar gut hin bekommen,aber wolltest du es auch so ?
War dir nicht das Alles zuviel ?
Hättest du nicht mehr Ruhe gebraucht, um mehr für dich zu tun,
um das zu machen was du willst?
Oft machen sich Trigger (Stress)erst später bemerkbar,wenn alles schon vorbei ist.
Passe auf dich auf, solche Gedanken sind schon sehr gefährlich,wie du ja selber gut weißt.
Spreche auch mit deiner Frau oder einer anderen dir vertrauten Person darüber.
Einmal vorm Baum, lässt sich nicht rückgängig machen,obwohl du wahrscheinlich gerne leben würdest,wenn die sch.... Depression nicht wäre.
Darum solltest du dir evtl.auch schnellere Hilfe in einer Akutklinik suchen.
Du weißt ja auch,es wird auch wieder besser.

Liebe Grüße
Bittchen