Muss ich aufgeben?

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Candless
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Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Muss ich aufgeben?

Beitrag von Candless »

Liebes Forum

meine Partnerin trennte sich vor mehreren Monaten, und vor fast einem halben Jahr haben wir uns zum letzten mal gesehen (da sie danach immer eine Ausrede hatte, denke ich, wollte sie dann schon nicht mehr...). Sie rutschte in eine depressive Krise, schlimmer als vorherige. Krank geschrieben ist sie nun auch schon viele Monate.

Sie hat seitdem eine Art "Seelenverwandten", bei dem sie jeden Tag Stunden verbringt, das ist jemand am Rand der Gesellschaft, ein Einzelgänger und auch jemand, der sozioökonomisch ganz tief gesunken ist. Eine richtige Wohnung hat er zB nicht. Mein Eindruck ist nun, dass mit der Entfernung von mir und unserem Leben (obwohl wir eine Fernbeziehung führten) eine immer weitere Annäherung an sein Leben und seinen Lebensstil stattgefunden hat. Finanziell geht es ihr schlecht, ihr aushelfen darf keiner, inzwischen steht die Frage im Raum, ob sie überhaupt wieder arbeiten können wird oder nicht mehr. Kontakte mit dem vorherigen Freundeskreis hat sie aufgegeben, hat ein paar neue Leute im Umfeld dieses Seelenverwandten. Zusammen sind sie nicht, aber es komt mir vor wie eine Lebensgemeinschaft (auch wenn sie in ihrer Wohnung wohnt und nicht bei ihm), die sich nun am Rand der Gesellschaft einrichten und schauen, wie sie an das heran kommen, was sie brauchen.

Wir kennen uns vom Job und diesen Job stellt sie nun auch völlig in Frage. Obwohl sie viel dafür gekämpft hat, ihn machen zu können ist sie nun voller Hass auf diesen Beruf und hat sich ganz abfällig und ablehnend darüber geäussert und auch, dass sie davon weg will.

Mit mir finden keine Treffen mehr statt, das lehnt sie ab, ist auch noch tief in der Krise, aber wir haben uns täglich geschrieben - bis vor ein paar Tagen. Da schrieb sie mir, für mich völlig überraschend, dass es sich total daneben schlecht anfühlt, was ich ihr schreibe. Auf Nachfrage erklärte sie mir, ich würde alles, was sie hinbekommt, besser darstellen und übertreiben. Seitdem hat sie sich gar nicht mehr gemeldet und auch zb keine Statusmeldungen mehr angesehen, was sie sonst immer tat. Einmal textete ich sie mit einem Gruss an, und es kam nichts zurück. Ich habe den Eindruck, dass ich jetzt komplett abgeschrieben bin.

Für mich genauso unverständlich wie die Trennung, die aus dem Nichts kam. Ich denke positiv, das stimmt, aber das mache ich immer, es ist ein Charakterzug von mir und hat nichts mit ihr oder ihrer Depression zu tun. Und das ist kein neues Verhalten von mir, sondern das war immer schon so, seit wir uns kennen. Dass sie mir das nun vorwirft und dann sogar nicht mehr schreibt, ist für mich ein neuer Tiefschlag. Vor Monaten bat sie um Zeit, Geduld, und seitdem ist nichts passiert, kein Treffen, nichts. Am Anfang noch ein paar Sprachnachrichten, sogar hier und da ein Telefonat, aber das gab es auch schon länger nicht mehr. UInd nun nichts mehr.

Jetzt beginne ich langsam zu zweifeln, ob ich nun doch an dem Punkt angekommen bin, wo ich aufgeben muss.... Ich habe es hier viel gelesen, das abwarten ohne jede Nachricht, das scheint ja auch ein Muster zu sein, dass sich bei dieser Krankheit oft findet, aber bei uns war es ja eine kontinuierliche Abnahme des Kontaktes bis auf Null, so dass sie das ja schon aktiv steuert und nicht aus dem Affekt den Kontakt abbricht. Würdet Ihr unter diesen Umständen noch warten?? Oder abschliessen?? Bin mal wieder völlig ratlos.
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Columbia
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Re: Muss ich aufgeben?

Beitrag von Columbia »

Hallo Candless,

das ist eine traurige Geschichte. Deinen Zeilen entnehme ich, dass Du seit der Trennung immer wieder versucht hast, den Kontakt zu Deiner Freundin zu halten, während sie diesen kontinuierlich reduziert hat. In dieser Zeit hat sie einen "Seelenverwandten" gefunden und jetzt führen sie ein Leben am Rande der Gesellschaft. Für mich sieht das sehr nach Flucht aus, einer Flucht aus dem altvertrauten, bürgerlichen Leben.

Ich befürchte, dass Du da wenig tun kannst. Du wirst ihr weder den "Seelenverwandten" ausreden können, noch ihre frühere Begeisterung für den Job, den sie jetzt ablehnt, wieder herstellen können. Das müsste sie selbst tun.

Ich an Deiner Stelle würde mich jetzt wohl zurückziehen und keine Nachrichten mehr schicken, die ohnehin unerwünscht zu sein scheinen. Ich würde mich auf mein eigenes Leben konzentrieren und dieses so gut leben, wie es eben möglich ist.

So schnell wie es mit dem "Seelenverwandten" begonnen hat, könnte es auch wieder vorbei sein. Und wer weiß, vielleicht kommt sie dann auf Dich zu. Das liegt aber nicht in Deiner Hand, sie selbst müsste diesen Schritt tun.

Alles erscheint mir möglich: Sie bricht den Kontakt völlig ab oder sie meldet sich irgendwann wieder bei Dir, wenn ihre depressive Episode abklingt. In dieser Zeit solltest Du vor allem auf Dich selbst und Deine Grenzen achten.

Alles Gute
Columbia
Lösung
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Registriert: 26. Aug 2018, 19:20

Re: Muss ich aufgeben?

Beitrag von Lösung »

Hallo Candless,

ich kann aufgrund meeenr eigenen Erfahrungen sehr gut nachvollziehen, wie zerrissen, taurig, vor den Kopf gstoßen... Du Dich jetzt fühlst. Ich vermute mal, dass Deine Partnerin jetzt erst "auf dem Brunnenboden" angekommen ist und die immer weniger werdenden Kommunikationszeichen auf dem Weg nach unten zwar noch möglich waren, jetzt aber aus viellerlei Gründen nicht mehr. Scham ist sicher eines davon. Das Neieren von Situationen, Gefühlen und Dingen, die vorher wichtig waren gehört sicher dazu, weil es den Schmerz des Betroffenen lindert und sich aufgrund der Wahrnehmungsverzerrung auch richtig anfühlt.

Wegen meiner restlichen Ideen versuche ich mal, Dir eine prvate Nachricht zu schreiben.

Herzliche Grüße
Lösung
Lösung
Beiträge: 29
Registriert: 26. Aug 2018, 19:20

Re: Muss ich aufgeben?

Beitrag von Lösung »

Hallo Candless,

bitte schreib mir mal kurz, ob die PN angekommen ist. Diese ist zwar als gesendet markiert, wird aber nicht aus dem Postausgangsordner in den "gesendete Objekte"- Ordner verschoben.
Candless
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Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Muss ich aufgeben?

Beitrag von Candless »

Hallo Lösung, ja vielen Dank, ist angekommen. Ich schreibe noch zurück!
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
Candless
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Registriert: 7. Okt 2018, 22:10

Re: Muss ich aufgeben?

Beitrag von Candless »

Vielen Dank für eure Einschätzungen, das hilft mir.

Es scheint sich zu bestätigen, dass es ihr nochmal schlechter geht und sie nun erst in der Talsohle angekommen ist. Wir schrieben noch einmal kurz, sie hat nun erklärt, sie sei nun ganz stark mit sich beschäftigt und könne nicht schreiben. Irgendetwas mit der KK ist nun noch schief gegangen, so dass sie mir schrieb, sie sei so unter Druck, dass ihr die Worte versagen. Dann kam nichts mehr.

Insofern muss ich nun doch wieder einfach abwarten denke ich und kann ja nun wirklich nichts tun, helfen kann man ihr nicht und sie lehnt auch jede Unterstützung vehement ab.

Das ist für mich fast das schwerste, wissen, und nichts tun können, das ist immer wieder eine starke Belastung.

Gefühlsmässig hat sie so etwas in den social media gepostet von die Pforte zu ihren Gefühlen bleibt zugemauert und dass sie keine Liebe mehr empfinden kann.

Ich denke, das ist ja eben das typische, jedoch finde ich das hart, weil sich vermeintlich nichts tut, seit einem halben Jahr. Weiss jemand, wie lange so eine schwere Krise dauern kann?? Ich empfinde das schon als extrem lang muss ich sagen. Oder sehe ich das falsch?
Ich bin hier, weil ich mich mit anderen Angehörigen offen über alles austauschen möchte.
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