Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahrung

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Sakul
Beiträge: 2
Registriert: 22. Aug 2018, 21:56

Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahrung

Beitrag von Sakul »

Hallo zusammen und erst einmal Danke für den Zugang zu diesem Forum.

Kurz vorab zu mir:
Ich bin etwas über 30 Jahre alt, männlich und seit bald 15 Jahren mit meiner derzeitigen Freundin zusammen. Wir sind nicht verheiratet und haben auch keine Kinder, wohnen aber schon seit gut 10 Jahren zusammen. Aber es gibt in der Beziehung ernsthafte Probleme die durch mich ausgelöst werden und mir würde jeder Rat oder jede Erfahrung helfen.

Bei mir wurde schon vor einigen Jahren eine schwere Depression festgestellt, ich war damals auch in therapeutischer Behandlung, konnte mich aber mit dem Therapeuten nicht berappen und brach die Therapie ab. Nun bin ich seit gut einem 3/4 Jahr erneut in therapeutischer Behandlung bei einem Therapeuten mit dem ich super klar komme und nehme auch Psychopharmaka (Duloxalta) seit derselben Zeit.

Uff, ja, wo anfangen. Die Probleme sind komplex und vielschichtig und auch aus der Therapie geht klar hervor, dass hier keine "Änderung über Nacht" zu erwarten ist. Die Depression hat ihren Ursprung schon in späten Kindertagen und der Pubertät, wurde aber nie korrekt diagnostiziert damals. Nun habe ich das Problem dass ich extrem antriebslos und müde bin. Ich nutze jede Gelegenheit mich irgendwie abzulenken und an nichts denken zu müssen. Videospiele, Filme, ... alles wo ich den Kopf abschalten und mich komplett ausklinken kann.

Das hat in der Vergangenheit sehr häufig dazu geführt, dass ich mich selbst, meine Umwelt und auch die Belange meiner Partnerin komplett ignoriere oder "abtue", als würden sie mich stören. In der Therapie wird hier vom Stören des aufgebauten "Harmonieumfelds" gesprochen. Ich will einfach nichts mit den Problemen und Sorgen anderer zu tun haben, fühle mich kraftlos und unfähig anderen Leuten emotionale Aufmerksamkeit zu zollen (hinzu kommt, dass ich momentan auch arge Probleme habe emotional reagieren, häufig bin ich weder froh noch traurig, weder wütend noch besorgt, einfach "neutral"). Dies betrifft vor allen Dingen meine Partnerin, es macht sie fertig und ruiniert im wahrsten Sinne des Wortes, da ich bspw. auch wichtige Dinge wie die Finanzen oder den Haushalt nicht erledige, oder - schlimmer noch - etwas falsch mache und bspw. essentielle Rechnungen vergesse zu zahlen.

Das Thema ist weitaus komplizierter als so kurz abgerissen, aber ich möchte zu Beginn auch keinen ganzen Roman schreiben. Ich weiß einfach nicht genau was ich tun soll oder kann um mich selbst wieder zu "berappen" und wieder in der Lage zu sein, emotional für meine Partnerin da sein zu können. Und daher suche ich Hilfe hier. Klar, ich bin in der Therapie und nehme meine Medikamente, und ich merke auch dass beides definitiv hilft, aber das genügt einfach nicht. Und ich möchte nicht weiter in die Passivität rutschen und einfach sagen "Mit der Zeit wird das schon" (was ich momentan nämlich tuhe, sehr zum Misfallen meiner Partnerin).

Hat jemand von euch diesbzgl. Erfahrung? Wie seid ihr damit umgegangen? Was hat euch geholfen?

Ich bin auch sehr gerne bereit weiter ins Detail zu gehen wenn gewünscht, bin über jede Antwort dankbar.

~S~
Sybilix
Beiträge: 79
Registriert: 11. Mär 2018, 23:58

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von Sybilix »

Hallo Sakul,

herzlich willkommen!

Ein äußerst ungewöhnliches Anliegen, wie ich finde. Viele parallelen, Alter, Geschlecht auch Dauer der Beziehung, jedoch verheiratet, mit Kindern und ich "stehe" auf der anderen Seite - sprich Angehöriger.

Ich kenne miin. eine weitere betroffene Person hier im Forum, die sich auch ihrer Situation und Lage in der Form bewusst ist und "ihrem Partner zuliebe" bestimmte Dinge tut.
So würde ich es auch bei Dir umreißen.

Die Therapie zielt in erster Linie auf den Betroffenen (Dich). Du / Ihr könntet prüfen ob sich evtl parallel oder wie auch immer das Thema Paartherapie einbauen lässt. Soweit mir zugetragen wurde ist es u.a. möglich 1-2 Sitzungen mit "Angehörigen" zu gestalten. Eine "echte" Paartherapie ist aber i.d.R. (so mein derzeitiger Wissensstand) immer separat und i.d.R. auch zu 100% privat zu zahlen. Muss man sich auch leisten können und wollen...

Ich vermute das Thema ist auch deiner Partnerin nicht entgangen. Wie offen Du mit Ihr darüber sprichst hast Du nicht geschildert. Würde es Ihr helfen, wenn Du mehr "preisgibst"?
Hat Sie sich schon einschlägig mit der Krankheit/Krankheitsbild auseinandergesetzt? Falls nein, würde es evtl gemeinsam Sinn machen?
Einen guten Grundstock an Information auf ihrer Seite sehe ich als Minimum an, sonst könnt ihr nicht "eine Sprache" sprechen.

Darüber hinaus könntet ihr (evtl in kleinen Etappen) darüber sprechen, was ihr wichtig ist bzw. wozu Du die Kraft hast.

Diesbezüglich kann ich auch die Lektüre eines Buchs bzw. Modells "5 Sprachen der Liebe" (oder so ähnlich) empfehlen. Warum?
Wahrscheinlich fehlt Dir die (emotionale) Kraft allzuviele Liebesbekundungen zu tätigen, d.h. das wenige an Kraft sollte bestmöglich genutzt werden bzw. soviel wie möglich bei Ihr ankommen.

Beispiel: Wenn ihre Sprache "Anerkennung" ist, bringt es nichts wenn Du in ihrer Nähe bist (für Dich anstrengend), Sie aber nicht lobst. Du bist total fix und alle und Sie ist immer noch frustriert/allein.

Oder Du "raffst" Dich zu körperlicher Nähe in irgendeiner Form (auf der gleichen Couch, ein Kuss, Händchenhalten o.ä. auf, Sie erwartet aber eigentlich dass Du ihr im Haushalt hilfst...)

Weiterhin könnt ihr vielleicht die Aufgaben neu verteilen, mindestens temporär, dass z.B. Sie sich um wichtige Rechnungen o.ä. kümmert. Vermeidet beiderseitig unnötiges Frustpotential.

Im Zweifel auch mal in der Sitzung thematisieren, da Sie Dir wichtig ist und Du glücklicherweise die Chance hast das noch wahrzunehmen... was nicht selbstverständlich ist.

Euch alles Gute und viel Kraft,
Sybilix
Laura7
Beiträge: 22
Registriert: 30. Jul 2018, 22:38

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von Laura7 »

Hallo,

ich bin gegenüber Antidepressiva eher kritisch eingestellt.
Und bin wegen der enormen Risiken für Langzeitschäden (Impotenz, Diabetes, Osteoporose, Glaukom, Karies (Mundtrockenheit), Demenz, Organschäden, Gefühlsverflachung etc.) der Meinung, man sollte sie nur im absoluten Notfall einnehmen. Nur dann, wenn man sicher ist, dass man das Leben anders nicht meistern kann.
Man kann nicht ausschließen, dass AD nach dem Absetzen zu chronischen Depressionen bzw. einer gesteigerten Anfälligkeit für Depressionen führen.
Man sollte sich fragen, wie man sich fühlen wird, wenn sich körperliche Schäden auftreten.

Es kommt auf die konkrete Lebenssituation an.
Ich kann nachvollziehen, dass manche Angst haben, Partner, den Job etc. zu verlieren. Oder wie wollen für ihre Kinder funktionieren. Es ist eine komplexe - individuelle - Abwägung.

Und wenn es nicht anders geht, dann sollte man AD so kurz, so niedrig dosiert wie möglich einnehmen. Man sollte nach Möglichkeit ein Medikament finden, dass nicht zu Schlaflosigkeit führt - wodurch eine 2. Medikation erforderlich wird...

Du erwähnst, dass Du trotz Duloxetin müde und antriebslos bist.
Darüber hinaus beschreibst Du eine Art Gefühlsverflachung ("weder froh noch traurig")
Du nennst die Dosierung nicht.
Ideal wirkt Duloxetin - in der eingenommenen Dosierung - anscheinend nicht ausreichend.

Vlt. könnte ein anderes AD helfen. Duloxetin ist ein SSNRI. Es gibt noch 2 weitere:
Milnacipran und Venlafaxin
Letzteres dürfte ab einer Dosierung von 150mg für noch mehr Antrieb sorgen. Vlt. aber schon vorher. Es kann sinnvoll sein, 3 Wochen auf einer niedrigen Dosierung zu bleiben und abzuwarten.
Venlafaxin wirkt nicht so stark auf den H1 Rezeptor (der müde macht).

Anstatt Duloxetin ganz ab zu dosieren, kann man vlt. erst die Dosis verringern und dann wechseln.
Wichtig ist, auszuschleichen. Trotzdem drohen (evt. starke) Depressionen bzw. seltener Manien.
Deine Partnerin sollte eingeweiht sein und Dich unterstützen.
Das Forum ADFD.org hilft weiter.

ADFD.org: Forum - Infos über das Absetzen von Medikamenten
PSSD: Sexualfunktionsstörungen durch SSRI und SNRI
ABCB1 Gentest: Schneller das richtige AD finden
DieNeue
Beiträge: 5554
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von DieNeue »

Hallo zusammen,

@ LaLeLu123: Danke, LaLeLu, du bringst es gut auf den Punkt. Das dachte ich mir auch schon die ganze Zeit! Kann mich dir nur anschließen.

@ Laura7: Ich würde dich auch bitten, zurückhaltender mit konkreten Medikamentenempfehlungen/Dosierungen umzugehen. Danke.

Liebe Grüße,
DieNeue
DieNeue
Beiträge: 5554
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sakul,

erstmal auch von mir willkommen im Forum! Ich finde es super, dass du an dir und den Problemen in deiner Beziehung arbeiten möchtest.

Redet ihr beide denn über deine Depressionen? Kann deine Partnerin die Krankheit als solche anerkennen oder versteht sie dich überhaupt nicht?
Wie Sybilix geschrieben hat, ist es von großem Vorteil, wenn sich der Partner auch mit dem Krankheitsbild vertraut macht. Depressionen sind ja mehr als nur das, was man sich so landläufig darunter vorstellt, wie den ganzen Tag nur heulen usw.

Ich denke, wenn du ihre Bedürfnisse/Probleme etc. in letzter Zeit immer ignoriert hast, könnte es für sie gut sein, wenn sie weiß, dass du dir dessen bewusst bist und das eigentlich nicht willst/es dir leid tut (?). Dass du weißt, woran es liegt und dass du daran arbeiten möchtest und Lösungen dafür suchst (z.B. hier im Forum oder mit dem Therapeuten konkret darüber sprechen). Das würde ihr zumindest zeigen, dass du das nicht mit Absicht machst, weil du sie nicht mehr liebst, sie dich nervt o.ä., sondern weil du gerade mit deiner Krankheit überfordert bist und erst noch rausfinden musst, wie du da wieder rauskommst. Und sie wüsste, dass du sie nicht aus dem Blick verloren hast und dir nicht alles egal ist.
Wenn du dir nicht sicher bist, ob du deiner Partnerin das, was du ihr erklären möchtest, richtig sagen kannst, wäre es vielleicht auch eine Idee ihr einen Brief zu schreiben.
Sakul hat geschrieben:Das hat in der Vergangenheit sehr häufig dazu geführt, dass ich mich selbst, meine Umwelt und auch die Belange meiner Partnerin komplett ignoriere oder "abtue", als würden sie mich stören. In der Therapie wird hier vom Stören des aufgebauten "Harmonieumfelds" gesprochen. Ich will einfach nichts mit den Problemen und Sorgen anderer zu tun haben, fühle mich kraftlos und unfähig anderen Leuten emotionale Aufmerksamkeit zu zollen (hinzu kommt, dass ich momentan auch arge Probleme habe emotional reagieren, häufig bin ich weder froh noch traurig, weder wütend noch besorgt, einfach "neutral"). Dies betrifft vor allen Dingen meine Partnerin, es macht sie fertig
Ja, diese "Neutralität" allem gegenüber ist typisch für Depressionen, nennt sich das "Gefühl der Gefühlosigkeit". Darüber habe ich hier schon öfter mit Angehörigen geschrieben, weil es für sie schwer nachzuvollziehen ist und sehr viele Probleme daraus entstehen. Ich gebe dir mal ein paar Links zu den Diskussionen, vielleicht helfen dir die Erklärungen bzw. deiner Frau dich besser zu verstehen.
https://www.diskussionsforum-depression ... it#p514818" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; (mein Beitrag vom 21.09.2016)
https://www.diskussionsforum-depression ... n&start=25" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; (mein Beitrag vom 14.11.2017)
https://www.diskussionsforum-depression ... it#p536846" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false; (mein Beitrag vom 07.01.2018)
Sakul hat geschrieben:da ich bspw. auch wichtige Dinge wie die Finanzen oder den Haushalt nicht erledige, oder - schlimmer noch - etwas falsch mache und bspw. essentielle Rechnungen vergesse zu zahlen.
Das kenne ich sehr gut. Ich bin durch die Depression immer vergesslicher und schusseliger geworden. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt und überprüfe halt jetzt alles doppelt und dreifach und bin darauf eingestellt, dass ich mich auf mein Gedächtnis nicht mehr so verlassen kann wie früher.
Vielleicht findet ihr ja wirklich eine Möglichkeit, dass sie die wichtigen Dinge wie Rechnungen etc. übernimmt und du unwichtigere Sachen (wo man nicht so viel kaputt machen kann ;) ) oder Teilarbeiten. Gehst du denn arbeiten oder bist du krankgeschrieben? Wenn du den ganzen Tag zuhause bist und sie arbeiten geht, wäre es natürlich verständlich, wenn sie sauer ist, weil du den Haushalt nicht machst. Aber wenn man antriebslos und hundemüde ist, ist das echt schwierig. Versteht sie, dass du nicht kannst und nicht einfach nicht willst?
Bei der Antriebslosigkeit ist es ja so, dass man eigentlich was machen will, aber einfach nicht kann, weil man wie festgeklebt ist. Das ist aber für Nichtbetroffene sehr schwer zu verstehen, weil es nicht das gleiche ist wie nur seinen inneren Schweinehund zu überwinden. Ich denke, da hilft es, wenn Angehörige über die Symptome gut Bescheid wissen, damit sie das besser einschätzen können.

Das Modell der "Fünf Sprachen der Liebe", das Sybilix genannt hat, habe ich hier mal erklärt: https://www.diskussionsforum-depression ... be#p512284" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;
Es ist ziemlich einfach zu verstehen und wenn man es mal auf die eigenen Beziehungen anwendet, werden einem oft sehr schnell Dinge klar. Man kann es auf alle Arten von Beziehungen anwenden und mir hat es auch schon geholfen.

Noch was anderes: Was sagt denn dein Psychiater zu der Antriebslosigkeit und Müdigkeit?

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.

Liebe Grüße und alles Gute dir!
DieNeue
Sakul
Beiträge: 2
Registriert: 22. Aug 2018, 21:56

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von Sakul »

Erst einmal vielen Dank für die ausführlichen Rückmeldungen!

@Laura7
Ich muss mich den anderen da anschließen. Dein Post geht nur auf das Thema Antidepressiva aus meinem Beitrag ein, sonst auf garnichts. Das macht mich echt stutzig, zumal du sehr einseitig über das Thema redest. Die von dir angebrachten Langzeitschäden sind mir bekannt, aber die hast du auch bei vielen anderen und alltäglichen Präparaten. Ich nehme bspw. auch einen Blutdrucksenker der mir sehr hilft. Wenn ich da auf die "möglichen" Nebenwirkungen schaue sollte ich den nie wieder anfassen. Außerdem wirkt das Duloxalta sehr gut, denn ohne die Tabletten bin ich *komplett* abgeschieden von der Außenwelt und noch apathischer als ohnehin schon. Einzig das Schwitzen ist ein Problem, aber andere Nebenwirkungen bestehen bei mir nicht (im Gegensatz bspw. zu Venlafaxin, was bei mir Zittern und Schlaflosigkeit auslöst). Ich bin froh, dass ich das Medikament habe, denn es hilft mir ungemein (momentan nehme ich 60mg pro Tag).

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Zu meinem Problem:
Meine Freundin weiß bescheid, sie unterstützt mich auch und hat extrem viel Verständnis für die Situation (sie ist selbst in Therapie wegen diverser Probleme), aber der fehlende Fortschritt macht ihr sehr zu schaffen. Ich bin definitiv weiter (durch Therapie und Medikamente) als ich es zu Beginn der Therapie war, aber ich habe immernoch Probleme. Konkret gefasst:

- ich vergesse Dinge, egal ob trivial oder immens wichtig
- ich kann stellenweise nicht emotional reagieren oder für andere emotional da sein
- Kontakt zu anderen Menschen vis-a-vis fällt mir schwer
- Stress führt bei mir zum "Abschalten", ich verliere in anstrengenden Situationen jeglichen Antrieb den ich vorher vielleicht gehabt habe

Ich versuche mich derzeit besser zu organisieren um das Ganze einzudämmen, habe mir bspw. Apps auf mein Smartphone runtergeladen die mich an alle wichtigen Dinge erinnern, ich gehe (auch aus anderen gesundheitlichen Gründen) außerdem regelmäßig 2 mal die Woche zum Kraft-Training und habe einmal wöchentlich eine Sitzung mit meiner Therapeutin. Meine Freundin schaut mit mir seit Kurzem auch penibel jeden Monat genau auf unsere Finanzen und wir überweisen alles manuell im 4-Augen-Prinzip am Anfang des Monats, damit wir nichts vergessen können.

All diese Dinge helfen, das merke ich deutlich, aber ich möchte noch *mehr* tun. Wenn ich mich aber hinsetze und versuche darüber nach zu denken was ich tun könnte, damit es mir und meiner Freundin besser geht, kommt irgendwie nichts dabei herum. Im schlimmsten Fall muss ich das Grübeln dann abbrechen weil ich merke dass es mich in eine depressive Phase herunterzieht.

Daher hatte ich gefragt ob ihr eventuell "Hausmittel" kennt oder was in ähnlichen Fällen geholfen hat, damit ich aktiv bleibe und vor allem nichts vergesse und ggf. sogar emotional empfänglicher werde und besser mit Stress klar kommen kann.

Ich werde mir die Links die ihr geposted habt auf jeden Fall angucken und danke euch vielmals für eure Antworten. :-)


@DieNeue
Mein Psychiater meint dass das Duloxalta korrekt eingestellt ist und er die Dosis nicht erhöhen möchte, da sonst seiner Meinung nach eine totale Gefühlsabkapselung drohen könnte. Er hat aber auch erwähnt, dass bei mir ggf. eine leichte Autismusstörung (Asperger) vorliegen könnte, dies kläre ich in den nächsten Monaten in einer Klinik ab. Prinzipiell fühle ich mich sowohl beim Psychiater als auch beim Therapeuten sehr gut aufgehoben und darüber bin ich auch sehr froh.
Ja, diese "Neutralität" allem gegenüber ist typisch für Depressionen, nennt sich das "Gefühl der Gefühlosigkeit". Darüber habe ich hier schon öfter mit Angehörigen geschrieben, weil es für sie schwer nachzuvollziehen ist und sehr viele Probleme daraus entstehen. Ich gebe dir mal ein paar Links zu den Diskussionen, vielleicht helfen dir die Erklärungen bzw. deiner Frau dich besser zu verstehen.
Ja, genau das höre ich auch von meiner Therapeutin und meine Freundin weiß das auch und weiß darüber bescheid. Trotzdem kommen immer wieder Momente wo sie fragt: "Wieso bin ich dir so egal?" ... und ich kann nicht viel dazu sagen außer, dass es nicht nur sie betrifft und dass es die Depression ist. Ich *weiß* dass das stimmt, aber es kommt mir trotzdem wie eine billige Ausrede vor, als würde ich mich dahinter verstecken. Deshalb versuche ich irgendwie auch andere Methoden und Möglichkeiten zu finden um wieder emotional für sie da sein zu können.
DieNeue
Beiträge: 5554
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Depression und Beziehung - ich suche nach Rat und Erfahr

Beitrag von DieNeue »

Hallo Sakul,

es ist sehr gut, dass deine Freundin Verständnis hat! Dass es ihr zu schaffen macht, dass es kaum voran geht, kann ich gut verstehen. Bei mir ging und geht es auch nur in sehr sehr sehr kleinen Schritten weiter. Und das nervt mich auch oft.

Wegen der Vergesslichkeit haben wir hier mal hier diskutiert:
https://www.diskussionsforum-depression ... 57&t=35069" onclick="window.open(this.href);return false;
Wegen dem Thema habe ich mich damals im Forum angemeldet. Sorry, dass ich dir nur Links schicke, ich weiß auch nicht mehr, inwiefern wir damals Lösungen gefunden haben, aber vielleicht hilft es ja trotzdem weiter.

Ich schreibe mir mittlerweile alles auf. Meinen Einkaufszettel fotografiere ich mit dem Handy, da ich ihn schon oft irgendwo liegen hab lassen. Allgemein mache ich viel mit dem Handy: Preise vergleichen (hier ein Foto, zwei Regale weiter ein Foto, dann vergleichen - auf dem Weg zu zwei Regale weiter wäre die Zahl in meinem Kopf schon wieder weggewesen), Wecker stellen für Medikamenteneinnahme, meine Gedanken/Gefühle aufschreiben, um sie aus dem Kopf zu kriegen bzw. andersherum um sie nicht zu vergessen. Ich habe mir angewöhnt, immer nochmal auf meinen Platz zu schauen, wenn ich aufstehe, um zu schauen, dass ich nichts vergessen habe (Ich saß mal im stehenden Zug im Bahnhof, sah aus dem Fenster und sah, dass da eine schwarze Jacke auf einer Stufe auf dem Bahnsteig lag. Ich dachte mir so: Oh, da hat jemand seine Jacke vergessen... bis mir so ganz langsam gedämmert ist: Sch....., da saß ICH vorhin! Schnell raus aus dem Zug und Jacke geholt... :oops: ). Ich habe irgendwann auch angefangen, alles zu fotografieren, was ich an dem Tag geschafft habe, da ich immer das Gefühl hatte, ich schaffe gar nichts und am Ende des Tages wusste ich oft auch nicht mal mehr, was ich gemacht hatte. Das ist eigentlich ganz aufbauend :)
Meine Medikamente habe ich in einem Medikamentendispenser, damit ich nachsehen kann, ob ich die Tabletten schon genommen habe. Ich habe verschiedene Medikamente und packe immer die Medikamente für zwei Wochen in einen Dispenser, der eigentlich nur für eine Woche gedacht ist. Deshalb stelle ich den Dispenser dann auf ein Blatt Papier und schreibe zu jedem Döschen, für welchen Tag es ist und fotografiere das dann. Falls ich dann mal durcheinanderkomme oder so (manchmal denke ich mir z.B., nachdem ich die Tabletten genommen habe: Hä, da hat doch jetzt eine gefehlt oder nicht?), dann kann ich einfach nachschauen, wieviele in dem Döschen drin waren.
Ich hoffe, die anderen können dir noch mehr Tipps geben. Die würden mich auch interessieren :D

Allgemein gegen Stress helfen Entspannungsübungen, die man regelmäßig macht. Hast du da schon was ausprobiert?

Liebe Grüße,
DieNeue
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