Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

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KleinerPinguin
Beiträge: 3
Registriert: 5. Sep 2018, 16:13

Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von KleinerPinguin »

Hallo zusammen,
ich habe nun seit gut 4 Wochen meine Diagnose: hochfunktionaler Autismus, Hochbegabung IQ > 145 und eine mittelgradige Depression - Tendenz steigend.
Mir wurde Venlafaxin verschrieben, u.a. wegen ganzem Stress und täglichen Spannungskopf- und extremen Nackenschmerzen.
Das Problem ist, ich habe riesig Angst vor Antidepressiva und will es ohne schaffen, auch weil ja Autismus nicht heilbar ist. Aber so habe ich auch keine Lebensqualität, ich will einfach nicht mehr weiterleben. Aber mein Leben lang Turbulenzen haben durch chemische Pharmatabletten erst recht nicht. Ich weiss nicht wie ich mich rausziehen kann. Hab nächste Woche erste Psychotherapie.
Eine Frage: Die, die schon mal in einer Tagesklinik waren, welche Erfahrungen habt ihr damit gemacht? Kann mir nicht vorstellen, dass das hilft.

VG,.
Frau_Wal
Beiträge: 134
Registriert: 6. Aug 2018, 19:18

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von Frau_Wal »

Hallo KleinerPinguin,

herzlich Wilkommen im Forum! :hello:

Speziell mit Venlafaxin habe ich zwar keine Erfahrung, aber mir hat mein Medikament (Escitalopram) geholfen, mich soweit zu stabilisieren, dass ich eine ambulante Therapie machen konnte. Mit Schmerzen hatte ich keine Probleme, aber ich war antriebslos und schon alltägliche Kleinigkeiten zu regeln war sehr anstrengend für mich. Das Medikament hat mich natürlich nicht sofort geheilt, aber es sorgt dafür, dass ich mehr tun kann, als nur im Bett liegen. So habe ich die Energie für meine Therapie.

Die Therapie hat mir schon viel gebracht und ich finde sie weiterhin sehr hilfreich. Ich bin dadurch gelassener geworden, traue mir mehr zu und habe ein besseres Verhältnis zu meiner Familie entwickelt. Ich bin noch nicht völlig gesund, aber ich bin auf einem guten Weg. Langfristig will es wieder ohne Tabletten schaffen. Ich werde sie dann sehr langsam ausschleichen. Da ich das Medikament bisher recht gut vertragen habe hoffe ich, dass auch das langsame Absetzen gut klappt.

Wie gut man die Medikamente verträgt und wie schlimm die Nebenwirkungen ausfallen, kann dir leider vorher keiner sagen. Das kannst du nur ausprobieren. Bestimmt gibt es hier aber Leute, die Venlafaxin schon kennen und von ihren Erfahrungen berichten können.
KleinerPinguin hat geschrieben:Ich weiss nicht wie ich mich rausziehen kann.
Aus einer Depression herauszukommen, erfordert Geduld. Aber viele kleine Schritte bringen dich auch voran. Einen Termin für die Psychotherapie hast du ja schon. Damit hast du einen sehr guten Anfang gemacht!
Um den Stress zu reduzieren, kannst du z.B. verschiedene Entspannungstechniken ausprobieren. Ich war noch nicht in einer Tagesklinik, aber nach dem, was ich hier schon gelesen habe, kann man solche Techniken dort lernen.
Vielleicht hilft dir auch ein Spaziergang in der Natur, beruhigende Musik, Vögel im Park beobachten oder ein warmes Schaumbad.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld!
Alles Gute,
Frau_Wal
KleinerPinguin
Beiträge: 3
Registriert: 5. Sep 2018, 16:13

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von KleinerPinguin »

Hallo Frau_Wal,

hallo auch von mir :-)

lieben Dank für deine Nachricht. So in etwa hatte meine Ärztin das wohl auch gedacht, ich weiß nicht warum ich mit 20 Jahren schon so ein "Hammer-Medikament" verschrieben kriege, aber letztendlich laufen ja denke ich alle Medis darauf raus, dass man NW hat, von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Es ist so, dass ich jeden Tag noch zur Arbeit gehen kann, bin aber total gestresst, belastet und gequält. Muss ab und zu auf Toilette, da der ganze Druck so auf mir lastet, dass ich weinen muss. Abends zuhause sowieso. Ich mache viel Sport (Krafttraining) hilft gut. Entspannungstechniken habe ich noch keine, aber versuche mal mich daran zu machen. Fühle mich einfach so ausgelaugt, dass alle Reserven einfach aufgebraucht sind. Habe Jahre zuvor immer wieder versucht mir es schön zu reden, hat für paar Wochen geklappt, dann wieder nicht.

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Therapie hilfreich ist, auch wenns aktuell sehr schlecht ist. Aber ich kann ja nicht mal mit jemanden reden, und das täte sicher gut.

danke dir und viele Grüße
Seide
Beiträge: 1637
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von Seide »

Hallo,
über Venlafaxin ist in diesem Forum schon sehr viel geschrieben worden.
Wenn Du in der " Suche " - Funktion Venlafaxin eingibst, wirst Du fündig.
Einen Thread habe ich gerade hoch geschoben.
Seide
Beiträge: 1637
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von Seide »

In meinem Leben war ich 2 x in zwei verschiedenen Tageskliniken ( Grund - Umzug ).
Meine Erfahrungen sind sehr gute und ich würde jederzeit wieder in eine Tagesklinik gehen,
falls nötig.
Kartenkönigin72
Beiträge: 31
Registriert: 27. Aug 2018, 12:45

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von Kartenkönigin72 »

Hallo ich habe vor ca. 8 Jahren mit dem normalen Citalopram angefangen. Als ich dann den Eindruck hatte, dass es nix mehr nützt hat mein Psychiater auf
Escitalopram umgestellt da hatte ich aber das Gefühl, dass der Unterschied zum normalen Citalopram nicht sehr groß ist. Ich habe es dann meinen Psychiater zuliebe ca. 2 Jahre genommen. Seit ca. einem dreiviertel Jahr nehme ich Venlafaxin (150mg 1mal am Tag) Anfangs hat es super geholfen aber leider hat die Wirkung inzwischen auch schon wieder nachgelassen. Ich habe als Diagnosen Borderline und rezidivierende Depression. Jetzt geht es mir seit ca. 6-8 Wochen schon wieder echt beschissen ich war auch notfallmäßig bei meinem Psychiater und hab ihn angefleht
mir doch die Dosis zu erhöhen oder etwas Neues oder noch zusätzlich etwas zu verschreiben, aber er hat es kategorisch abgelehnt. Ich denke mit den Medis ist es ein langer Weg (der auch immer wieder überprüft werden muss) bis man die Richtigen gefunden hat.
Seide
Beiträge: 1637
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von Seide »

Ich habe in meiner sehr langen Karriere sehr viele verschiedene Medikamente eingekommen.
Bei fast allen Medis war ich tagsüber sehr müde und ich habe sehr viel und lange geschlafen.

Seitdem ich Venlafaxin einnehme , bin ich wach .
Zur Zeit nehme ich 300 mg 1 x am Tag ein.
Leider muß ich sehr aufpassen, da ich leicht sehr mansich werde, dann wird die Dosis verringert.

Ich habe sehr viele Nebenwirkungen z. B. sehr trockenen Mund und komischer Geschmack.
Deshalb trinke ich sehr viel oder lutsche Hustenbonbons.
Und ich verschwitze sehr stark, leider schwitze ich eh , auch ohne Medis, aber jetzt doch sehr
heftig.
Sehr oft habe ich keinen Appetit.

Trotzdem nehme ich sie ein, da für mich die Vorteile überwiegen.
Über Langzeitschäden will ich nicht nach denken.

Mein Apotheker sagte zu mir, Venlafaxin hilft sehr gut, aber es ist ein Teufelszeug.
Und das stimmt.
Wenn mir ein Arzt sagen würde, ich hätte mit Venlafaxin eine verkürzte Lebenszeit von 10 Jahren. Ich würde das in Kauf nehmen.
Auch , wenn meine Stimmung immer noch sehr stark schwankt, habe ich zum erstenmal in meinem Leben das Gefühl, " Ich lebe wach und bewußt " . ( Ich habe Depressionen seit meinem
zehnten Lebensjahr , jetzt bin 66 J. )
KleinerPinguin
Beiträge: 3
Registriert: 5. Sep 2018, 16:13

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von KleinerPinguin »

Danke für eure Nachrichten.
Es ist so, dass ich schon den Status erreicht habe, dass ich ohne Hilfe nicht auskomme. Aber irgenwie will ich mir mit 20 Jahren nicht alles kaputt machen, was vor mir liegt durch Medikamente. Meine Hoffnung liegt gerade auf der Therapie, dass sie mir weiterhilft. Bin so in Zwiespalt, hab einfach riesig angst und denke,es kann doch wohl nicht sein. Nie hätte ich gedacht, dass ich so tief in ein Loch falle.
moralischeGrauzone

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von moralischeGrauzone »

Hallo KleinerPinguin,

ich nehme zur Zeit Venlafaxin und kann deine Bedenken durchaus nachvollziehen. Mir geht/ging es ähnlich bezüglich der Einnahme der Antidepressiva. Ich nehme zur Zeit Venlafaxin 150mg und bin jetzt nach etwa 5 Monaten täglicher Einnahme etwas zwiegespalten. Ich habe die Medikation im Zuge eines mehrwöchigen Klinikaufenthaltes angefangen. Nach mehreren Gesprächen meiner behandelten Therapeutin, habe ich für mich entschieden, es wäre das klügste, wenn überhaupt in einer Klinik, quasi unter beobachtung der Therapeuten und Mitpatienten damit anzufangen. Natürlich setzt die richtige Wirkung erst nach Wochen ein, aber mir ging es da erstmal um die Nebenwirkungen. Heute denke ich, dass es nicht falsch war es probiert zu haben, nun bin ich etwas besser im bilde, was ich von derartigen Medikamenten erwarten kann.

Ich bin weder Fürsprecher, noch durchweg negativ darüber denke. Meiner Erfahrung nach, kann eine Medikation eine Stütze sein, wenn die Nebenwirkung hinnehmbar sind. Das kann man pauschal aber nicht so einfach sagen, denn bei mir ist es so, dass ich sie rein körperlich ganz gut vertrage, aber im Gegenzug sexuelles Desinteresse hinzugekommen ist. Das muss nicht für jeden schlimm sein, aber meine Partnerschaft belastet das sehr und daher möchte ich Venlafaxin alsbald absetzen. Bezüglich meiner Depression, kann ich auch von guten Erfahrungen berichten, denn ich bin gelassener als vorher und beruhige mich schneller, wenn ich mal wieder in einer negativen Gedankenspirale befinde.

Es ist also nicht pauschal zu beantworten, ob dir eine Medikation nützt. Mein Rat ist also, dich mit deinem behandelnden Arzt zu beraten und abzuwägen, welche Preparate für dich in Frage kommen. Lass dich zu nichts drängen.
DieNeue
Beiträge: 5339
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von DieNeue »

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Zuletzt geändert von DieNeue am 9. Jun 2022, 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
delphinus
Beiträge: 22
Registriert: 23. Okt 2018, 18:28

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von delphinus »

Also, zunächst kann ich dir als chronisch depressiver Kranker mit fast ständiger Begleitung von Anti-Depressiva berichten, dass du zumindest davor keine Angst zu haben brauchst. Anti-Depressiva machen nicht körperlich abhängig! Im besten Falle helfen sie, im Kopf wieder ruhiger zu werden, die alltäglichen Herausforderungen bewältigen zu können und so etwas wie Hoffnung zu erspüren. Hoffnung auf keine Heilung, aber Linderung.


Ich habe selbst jahrelang Venlafaxin genommen - und litt unter keinerlei unerwünschter Wirkung. Nur leider blieb irgendwann die erwünschte Wirkung aus. So geschah es mir auch mit Fluctin (ehemals Prozac).

Heute allerdings muss ich wieder neu eingestellt werden. Es ist ein langer Weg mit immer wieder Felsbrocken versehen. Dennoch kann man diesen Weg bewältigen. DU kannst das! Du hast viel mehr Kraft als du dir selbst zutraust.

Liebe Grüße
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von silkesilke »

Hallo!

Worin siehst du den Grund, dass die Wirkstoffe, die zunächst geholfen haben, mit der Zeit nicht mehr helfen, und das zweimal?

Grüße, Silke
delphinus
Beiträge: 22
Registriert: 23. Okt 2018, 18:28

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von delphinus »

Liebe Silke,

Dankeschön für dein Hinterfragen!

Natürlich kann man hier keine wissenschaftlich fundierte Antwort von mir erwarten!

Ich kann nur als Versuchspatient antworten, der alle positiven oder gar negativen Wirkungen am eigenen Laibe sekundär und natürlich subjektiv wiedergeben:

Es ist lapidar eigentlich ganz einfach ausgedrückt: Die im Glücksfalle erwünschten Positiv-Wirkungen des jeweiligen Antidepressivums blieben aus. Obwohl schon im jahrelangen Verlauf auf Höchstdosis verordnet, ergab sich ein Abdriften in eine erneute depressive Phase.

Zwar abgemildert, dennoch war der Fall in eine erneuerte Depri-Phase, nicht nur für mich,sondern auch für alle mich Umgebenden ersichtlich. Mit all' den bereits bekannten Symptomen.


Psychiater leugen dieses sog. No Go sehr gerne. Aber bemerken wir nicht selbst an uns, was mit uns geschieht?
silkesilke
Beiträge: 291
Registriert: 17. Jul 2015, 17:34

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von silkesilke »

Ich verstehe dich. Auch mich hat die medikation nicht vor depressiven Phasen abgehalten, die bei mir immer Auslöser in meiner jeweiligen Lebenssituation hatten.

Grüße, Silke
delphinus
Beiträge: 22
Registriert: 23. Okt 2018, 18:28

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von delphinus »

Da mir nunmehr Venlafaxin und zuvor Fluctin nicht mehr halfen, bin ich jetzt gerade auf Bupropion umgestellt worden. Selbst eine Lithium-Therapie habe ich hinter mir (zu lesen unter "Eine depressive Karriere Teil III). Mal sehen, wie diese nun und vor allen Dingen ob und wie lange wirken?
moralischeGrauzone

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von moralischeGrauzone »

delphinus hat geschrieben:Da mir nunmehr Venlafaxin und zuvor Fluctin nicht mehr halfen, bin ich jetzt gerade auf Bupropion umgestellt worden. Selbst eine Lithium-Therapie habe ich hinter mir (zu lesen unter "Eine depressive Karriere Teil III). Mal sehen, wie diese nun und vor allen Dingen ob und wie lange wirken?
Genauso war es bei mir auch, bezüglich der Umstellung von Venlafaxin zu Elontril.
Meiner persönlichen Empfindung nach, hat mir Venlafaxin aber etwas besser geholfen.
Dafür habe ich mit Buproion keinerlei Nebenwirkungen.
DieNeue
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Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Venlafaxin bzw. allgemein Medikamente bei Depression

Beitrag von DieNeue »

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