Sich für den Partner aufopfern?!

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Pattymayonese
Beiträge: 9
Registriert: 24. Jul 2017, 15:24

Sich für den Partner aufopfern?!

Beitrag von Pattymayonese »

Hallo liebe Leute,
ich wüsste nicht wo ich sonst jemanden um Rat fragen könnte weil viele ,, gesunde,, meine Probleme nicht nachvollziehen können.
Ich leide schon 12 Jahren an Depressionen und manchmal gabs auch bessere Zeiten aber alle Therapieversuche blieben erfolglos. Ich hatte jedoch grosses Glück mit meinem Partner weil er mich sehr unterstützt obwohl er sich nicht mal vorstellen kann was Depressionen sind.Wenn ich nicht so funktioniere wie es von einem normalen Menschen erwartet wird, ecken wir schon mal einander aber bisher haben wir alles überstanden.Jedoch ist unser größter Streitpunkt meine Zurückgezogenheit, seit vielen Jahren überfordern mich soziale Kontakte, immer wenn ich meinem Partner zuliebe unter Menschene gehe, fühle ich mich richtig schlecht und werde irgendwann mal richtig unangenehm weil ich einfach da raus will. Die meisten Menschen haben mich auch nicht gerne dabei weil ich kaum rede und einfach nur dabei sitze.Meinem Partner jedoch ist es sehr wichtig das ich ihn begleite auch wenn ich manchmal die Stimmung runterziehe.Vorallem ist seine Familie ein Streitpunkt, ich komme mit denen überhaupt nicht zurecht, die nehmen psychische Krankheiten nicht ernst und tun alles als Faulheit ab.Ich bin ihnen auch als Mensxh vollkommen egal.Deswegen habe ich auch niemandem erklärt warum ich so ,,komisch,, bin.Habe schon genug Spott und Hohn geerntet. Ich verstehe das es meinem Partner wichtig ist aber ist es wirklich ein Zeichen von Liebe wenn ich mich aufopfere und mich in Situationen begebe die für mich kaum erträglich sind? Meinem partner wird öfter gesagt ich würde ihn nicht genug lieben, weil ich für ihn sowas nicht mache.Dabei ist er mein ein und alles. Es wäre sehr schön ein paar neutrale Meinungen zu hören und villeicht auch Ratschläge von jemandem dessen soziale Kompetenzen auch durch die Krankheit gelitten haben. Ich danke im Voraus :)
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Sich für den Partner aufopfern?!

Beitrag von Katerle »

Hallo Patty...,

ersteinmal herzlich Willkommen hier im Forum.

Wenn dir seine Familie nicht guttut, dann musst du dich nicht aufopfern, da immer mit hinzugehen. Und es ist auch egal, was die Anderen sagen, hauptsache du weißt, dass DU IHN LIEBST.

Alles Gute für dich,
Katerle
Laura7
Beiträge: 22
Registriert: 30. Jul 2018, 22:38

Re: Sich für den Partner aufopfern?!

Beitrag von Laura7 »

Hallo,

Depressionen haben nun mal 1000 Gesichter. Es gibt sicher Depressive, die trotzdem gerne unter Menschen sind oder sogar gerade deshalb...

Du schreibst nur kurz, dass Du Depressionen hast und keine Behandlung geholfen hat.
Es wäre natürlich auch schön, Details zu erfahren.

Ich stelle mir das emotional schon sehr heftig vor:
Man begleitet den Partner, fühlt sich von anderen Anwesenden unverstanden bzw. sogar abgelehnt und ist stumm - oder verstummt.
In einer neuen Partnerschaft tut man anfangs vieles, was man eigentlich nicht mag. Man fühlt sich von anderem gestört und sagt nicht.
Langsam schwinden dann die Kräfte: Weil man eigene Bedürfnisse vernachlässigt, sie unterdrückt. Man wird vlt. auch aggressiver, gestresster - in jedem Falle unglücklicher.

Liebe ist Verständnis - Verständnis für das Anderssein des Anderen.

Der Partner geht gerne unter Menschen: Dann muss er das notfalls alleine tun.
Immerhin könnte er ja aus Liebe zu Dir darauf verzichten. Das verlangst Du nicht. Würde ich auch nicht tun. Er könnte unglücklich werden.

Und Du bist nicht gerne unter Menschen. Es wird auch nicht-depressive geben, die so sind.

Dein Partner ist enttäuscht, wenn Du nicht mitkommst.
Du hingegen fühlst Dich seelisch sehr schlecht, überfordert, genötigt, wenn Du ihm zuliebe mitkommst.

Eigentlich wärst Du daran zu fragen: Liebst Du mich eigentlich, wenn Du mich unter Druck setzt, mitzukommen, obwohl Du weißt, dass ich seelisch erkrankt bin und es meinen seelischen Zustand verschlechtert?

Du setzt ihn nicht unter Druck: Er möchte weggehen. So sehr, dass er es notfalls auch ohne Dich tut.
Er würde sich einfach nur noch besser fühlen, wenn Du ihn begleiten würdest.

Dir hingegen geht es schlecht. Dir würde es einfach nur noch schlechter gehen, wenn Du Dich zwingen würdest, mitzukommen.

Ich hoffe, Du überwindest Dich "aus Liebe" nicht noch zum Sex. ;)

Im Übrigen: Selbst seelisch stabile Menschen geraten psychisch in Gefahr, wenn sie langfristig unter Menschen sind, von denen sie abgelehnt, kritisiert werden. Wir sind soziale Wesen und benötigen alle das Gefühl, gemocht, akzeptiert zu werden.

Alles Gute!

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Widukind
Beiträge: 16
Registriert: 27. Aug 2018, 16:22

Re: Sich für den Partner aufopfern?!

Beitrag von Widukind »

Pattymayonese hat geschrieben:aber ist es wirklich ein Zeichen von Liebe wenn ich mich aufopfere und mich in Situationen begebe die für mich kaum erträglich sind?
Hallo Pattymayonese,

ich denke nicht, dass Aufopfern irgendwas mit Liebe zu tun hat.
Ich kenne das Problem und versuche, mit meiner Frau darüber zu sprechen.
Wenn ich mich nicht in der Lage fühle, zu einer Veranstaltung mitzukommen, dann lasse ich es.
Natürlich ist meine Frau manchmal enttäuscht.
Ich übrigens auch, weil ich dann von mir denke, versagt zu haben.
Aber ich mag einfach nicht mehr so tun, als wäre alles in Ordnung und ich könne über meine Kräfte hinweg leben. Ich schaff das einfach nicht und die Quittung käme dann postwendend, indem ich in den Tagen danach in Düsternis verschwinde.
Das weiß meine Frau und nimmt Rücksicht.

Liebe Grüße
Widukind
Du mußt das Leben nicht verstehen,
dann wird es werden wie ein Fest.

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