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Ich bin dann mal da...

Verfasst: 20. Aug 2018, 21:30
von Claudia27
Hallo und guten Abend...

Mein Name Claudia... Ich bin 32 jahre alt komme aus dem schönen Torgau in Sachsen und habe 2 kleine Kinder...

Nun zu mir...

Ich war vor einem Monat in Dresden um eigentlich auf Epilepsie getestet zu werden... Entlassen wurde ich mit der Diagnose Posttraumatische Belastungsstörungen und mittelschwere Depressionen sowie dissoziative Persönlichkeitsstörungen... Nun gut ich bin mit dem Gedanken hingefahren das diese Diagnosen fallen werden...

Alles begann mit einem Unfall 2014..bei dem ich eine Gruppe von Radfahrerinnen (3) angefahren habe und eine dabei tödlich verletzt wurde so dass sie sofort verstarb... Ein Jahr später wurde ich dafür schuldig gesprochen...

Nun 4 jahre später bin ich eigentlich ein wrack...

Zwischendurch noch berufstätig gewesen als gelernte altenpflegerin mit zusatz zur praxisanleiterin... Diesen beruf habe ich mittlerweile aufgegeben da ich mit dem leid der alten nicht mehr
umgehen kann...

Im April erfuhr ich daa mein Lebensgefährte mich seit januarmit winer anderen betrogen und belogen hat...

Tja wie ihr euch denken könnt... Seitdem geht gar nichts mehr...

Ich lebe nach wievor mit ihm und unseren Kindern zusammen...



Letzte woche ist mein opa verstorben... Es kommt alles auf einmal...

Alle geben mir das Gefühl ein nichts zu sein... Ich bin nichts wert... Ich kann nichts ich bringe nichts... Ich sei ein faules schwein...

Morgen habe ich endlich einen Termin in der örtlichen Tagesklinik und hoffe das diese mich für eine teilstationäre Therapie aufnehmen...

Wünsche euch einen schönen Abend

Anmerkung der Moderation: Dieser Beitrag wurde mit Verweis auf die Forenregeln editiert.
Sollten Sie sich in einer suizidalen Krise befinden, rufen Sie bitte den Notarzt oder suchen Sie eine Notfallambulanz/Klinik auf. Adressen finden Sie auch in unseren Notfall-Nummern oben rechts auf der Seite.

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 21. Aug 2018, 00:53
von DieNeue
Hallo Claudia,

herzlich willkommen im Forum! Ich hoffe, du kannst dich hier gut austauschen und das Lesen und Schreiben hilft dir.
Das mit dem Unfall tut mir sehr leid. Das ist bestimmt eine riesen Last, die du mit dir herumtragen musst. Du hast es dir ja auch nicht ausgesucht und würdest es wahrscheinlich am liebsten ungeschehen machen. Mein herzliches Beileid auch zum Tod deines Opas.

Es ist so schade, dass anscheinend keiner sieht, was du mitmachst. Du könntest gerade so viel Unterstützung brauchen.
Ich habe schon bei Mitpatienten und Freunden mitbekommen, wie stark eine PTBS und Dissoziationen das Leben beeinträchtigen und wie schwer es ist damit zurechtzukommen.
Du bist auch etwas wert, wenn du nicht arbeitest! Oder nicht so viel machst oder kannst, wie andere gerne hätten. Lass dir das nicht einreden!
Hier wird dir niemand sagen, du wärst faul oder nichts wert. Du bist hier auf jeden Fall willkommen :)

Ich wünsche dir alles Gute für den Termin in der Tagesklinik und hoffe, dass du dort aufgenommen wirst.

Viele Grüße,
DieNeue

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 22. Aug 2018, 00:56
von Chris81_b
Hallo Claudia oder besser gesagt Nabend ,
das mit dem Verkehrsunfall , ist echt hart. Kann es nur
Ansatzweise erahnen , was du durch machst.
Ich stelle mir seit kurzem, immer wieder die Frage :
„was kann ich ändern und was nicht?“
Und alles was ich nicht mehr ändern kann , versuche
Ich mir selbst zu „verzeihen“.
Es gibt Dinge im Leben , die passiert sind , obwohl
wir sie nicht so wollten. Um mit einer Situation abschließen zu können, muss man sich selbst verzeihen können. Ich gebe zu,
das es bei manchen Sachen schwieriger ist.
Sich das Leben nehmen zu wollen , kann ich nachvollziehen...
Ist dies aber wirklich dein Wunsch zu sterben?! Oder nur
das Mittel um die ganzen Seelenschmerzen loszuwerden.
Ich gehe ganz schwer davon aus , das es das zweite ist.
Wirf dein Leben nicht weg...es gibt soviele Therapie, Hypnose u.s.w Angebote, die dir vielleicht helfen werden. Lg Chris

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 6. Sep 2018, 08:49
von Simone80
Hallo Claudia,

Habe Deinen Beitrag gerade eben erst gelesen. Ich kann nur erahnen, wie schwer dies alles für Dich sein muss. Hast Du nach der Sache mit dem Unfall psychologische Hilfe bekommen? Das sind ja sehr gewichtige Themen, die Dein Leben nach wie vor beeinträchtigen. Dissoziatin passiert ja dann, wenn der Geist mit dem Schmerz nicht mehr klar kommt. Ich kann Dir nur Durchhaltevermögen wünschen und dass Du die richtige Hilfe bekommst. Im Vergleich zu Deinen Schilderungen sieht mein Leben perfekt aus, trotzdem habe ich eine Depression. Ich habe selbst zwei kleine Kinder und wegen ihnen will ich kämpfen und gesund werden. Lass Dir nicht einreden, dass du faul bist oder irgendwas an dir falsch ist. Was Du erlebt hast, und die Diagnosen lassen dies auch erkennen, ist unglaublich kräftezehrend. Denke momentan nur an Dich und Deine Kinder und hol Dir so viel Hilfe wie möglich.

Alles Liebe

Simone

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 6. Sep 2018, 09:18
von Suboshi
Liebe Claudia,

du bist etwas, du bist was wert, du kannst etwas und bringst etwas, du bist kein faules Schwein.

Du hast zwei kleine Kinder, es sind Deine und du darfst unheimlich stolz auf sie sein. Du siehst Ihre Entwicklung und jeder Tag hält neue Überraschungen und kleine Wunder mit ihnen bereit. Wenn Du das nächste Mal an der Elbe stehst, denke daran dass Du sie niemals mehr in den Arm nehmen kannst, ihre Wärme spüren kannst, Ihr Lächeln sehen und ihre kleinen tägliche Wunder sehen kannst. Kinder können auch gemeine Dinge sagen, aber sie lieben Dich, vor allem als Mutter. Ohne Dich sind sie gar nichts, sie brauchen Dich, für sie bist du alles. Und Du schaffst das auch.

Psychotherapeutische Hilfe ist genau das was du brauchst. Deine Pakete wiegen wirklich schwer, immerhin wurdest Du für den Tod eines Menschen verantwortlich gemacht. Es tut mir wirklich sehr leid für Dich, und du hast wirklich sehr darunter gelitten, genau wie auch seine Angehörigen. Der Mensch wird davon nicht mehr lebendig, aber es ist nun mal passiert und man kann die verdammte Zeit nicht mehr zurück drehen. Denke daran dass dort Menschen um den Verlust trauern. Das wird bei Dir genau so passieren wenn Du an die Elbe gehst. In dem Moment blendet man das aus, aber es ist tatsächlich so dass es nicht nur Dich betrifft und vielleicht Dein Leid erlöst, sondern es betrifft eine ganze Menschen um einen herum. In Deinem Fall vor allem die Kinder. Ich weiß wovon ich spreche.

Durch Dein Leiden leidet deine Leistungsfähigkeit, das ist nun mal so. Deshalb bist du noch lange kein faules Schwein. Ich habe das auch gehört weil ich tagelang auf der Couch gelegen habe und zu nichts mehr zu gebrauchen war. Anstatt sich um mich zu sorgen wurde ich als faul bezeichnet.. der macht gar nichts.
Selbst als ich damals mit schweren Depressionen in die Klinik kam hieß es ich lasse meine Familie alleine, ich würde mich der Verantwortung entziehen, ich sei ein Arschloch... ich war drei Monate dort. Und meine Reise war noch lange nicht beendet.

Mitmenschen die noch nicht in Kontakt mit Depressionen waren haben dafür kein Verständnis. Hier wird stigmatisiert ohne Ende, und wir bekommen genau das zu hören was du auch gehört hast. Das kann und wird möglicherweise während deiner Therapie in der Tagesklinik so weiter gehen. Ich führ nun nach drei Jahren immer noch Diskussionen darüber mit meinem Argument dass ich mir lediglich Hilfe geholt habe um mit meinem Leben noch irgendwie zurecht zu kommen. Das wird mir auch heute noch krumm genommen. Vielleicht liegt es daran dass ich zu sachlich diskutiere, ich sollte vielleicht mehr Emotionalität einbringen und wirklich von meinem Leid berichten, sowie detaillierter auf meinen Suizidversuch eingehen, das nimmt die Menschen mit.

Halte durch, es wird nicht einfach aber Du wirst das schaffen, genau so wie viele andere es auch geschafft haben. Du bist etwas wert. Und du musst vor allem in erster Linie an Dich denken, Dein Wohl hat ganz hohe Priorität.
Übrigens ein ganz wichtiger Satz in der Therapie wird vermutlich folgender sein: "Du musst gar nichts!" :)

Übrigens bieten Kliniken oft auch Angehörigengruppen an, in denen Depressionen für gesunde erklärt werden, frag am besten in der Klinik nach. Meine Mutter und meine Frau haben damals daran teil genommen.

Drücke Dich ganz fest
Chris

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 6. Sep 2018, 12:16
von DieNeue
Hallo Suboshi,
Suboshi hat geschrieben:Übrigens bieten Kliniken oft auch Angehörigengruppen an, in denen Depressionen für gesunde erklärt werden, frag am besten in der Klinik nach. Meine Mutter und meine Frau haben damals daran teil genommen.
Haben deine Mutter und deine Frau dich denn dann besser verstanden?

Liebe Grüße,
DieNeue

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 6. Sep 2018, 15:05
von Suboshi
DieNeue hat geschrieben: Haben deine Mutter und deine Frau dich denn dann besser verstanden?
DieNeue
Ganz ehrlich?.... Nein. Sie haben gelernt wie schlimm das alles ist. Aber auch dass es Möglichkeiten gibt, eben auch medizinische.

Ich denke es hat ihnen die Augen geöffnet und sie sensibilisiert. Meine Frau hat immer noch ein Problem mit dem Begriff "Psychiatrie". Sie hasst die Klinik und die Ärzte. Aber das liegt in ihrer Persönlichkeit und in ihrer Selbstwahrnehmung. Nur keine Schwächen und Fehler zeigen. Niemand wusste dass ich in der Psychiatrie war. Ich habe es dann später erzählt. Und ich muss ganz schön viel erklären...

Ideal ist das nicht. Ich verstehe nicht wie man sich so belügen kann. Von daher war es dann ganz gut, dass meine Frau später auch eine Therapie anfing und zumindest am eigenen Leib gemerkt hat wie gut Medikamente helfen können am Beispiel von Mirtazapin.

Und eine angeheiratete Verwandte die mich zur Hölle gewünscht hat ist - so wie ich es verstanden habe - auch von Depressionen heimgesucht worden. Ich wünsche niemandem eine Krankheit, aber gelegentlich mache ich doch eine Ausnahme.

Chris

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 6. Sep 2018, 17:31
von Frau_Wal
Hallo Claudia,

hat das geklappt mit der Aufnahme in die Tagesklinik?

Du hast bisher wirklich viel mitmachen müssen und ich hoffe, dass du jetzt mal eine Auszeit nehmen kannst, um ein bisschen zur Ruhe zu kommen.

Alles Gute,
Frau_Wal

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 7. Sep 2018, 12:33
von Claudia27
Danke ihr lieben...

Seit gestern bin ich nun von 7.45 bis 15.45 in der tagesklinik bei uns im ort... Es ist ungewohnt, das man sich dort um sich selbst kümmert daran muss ich mich erstmal gewöhnen...

Gemeinsame Mahlzeiten... Sport Ergotherapie... Ressourcentraining und aktivierung... In der Ergotherapie habe ich angefangen einen korb zu flechten... Und ich habe das erste Mal gezeichnet... Das war auch ungewohnt...Gefühle zeichnen... Ich habe mich scheise gefühlt aber habe Blumen gezeichnet...

Ich lasse mich überraschen...

Habt ein schönes Wochenende

Re: Ich bin dann mal da...

Verfasst: 7. Sep 2018, 19:59
von Lavendel64
Hallo Claudia,
schön, dass es mit der Tagesklinik geklappt hat. Versuche, dich darauf einzulassen - du wirst spannende Erfahrungen machen. Ich fühlte mich beim Malen auch fremd - inzwischen gehört es als Hobby zu meinem Alltag - seit vier Jahren. Man muss die Dinge dort als Angebote sehen und das mitnehmen, was gut tut und zu dir passt.

Die Achtsamkeit ist eine wichtige und schöne Sache. Mir hat auch die Harmonie dort gefallen. Allerdings war es gleichzeitig eine schwere Zeit, aus der ich häufig ausbrechen wollte. Heute bin ich froh, dass ich das durchgestanden habe - es hat mich weiter gebracht.

LG Lavendel