absturz....

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wuselchen
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absturz....

Beitrag von wuselchen »

hi ihr,

sorry, ich muß mich jetzt einfach mal ausheulen. wollte ich eigentlich heut nacht schon, hatte aber nicht mehr die kraft an den pc zu gehen. mir gehts gar nicht gut. seit montag hab ich extreme körperliche schmerzen. ich hab meine tage bekommen am mo., und da gehts mir immer ziemlich sch..., aber SO schlimm wie dieses mal wars glaub ich noch nie. ich hab krämpfe daß ich kaum noch laufen kann, migräne, rückenschmerzen, und irgendwie tut mir der gesamte körper weh, ich spüre jeden einzelnen knochen, jede bewegung schmerzt tierisch.

gestern ging es mir immer noch nicht viel besser, ich bin zwar in die arbeit gefahren, war aber genauso unfähig wie montag, hatte nur das glück daß mo/di sehr wenig los war. gegen mittag hat mich dann mein freund angerufen und mir gesagt daß er ins wochenend-haus rauf muß weil da heut die brikett-lieferung für den winter kommt und seine leute keine zeit haben. und er hat mir auch gleich gesagt daß er vermutlich abends nicht mehr heimfährt sondern über nacht bleibt. und das hat mir dann den rest gegeben (warum siehe übernächster absatz).

und heut nacht hab ich dann mal wieder so nen richtig schönen absturz gehabt, und hab stundenlang nur noch geheult. wollte an den pc, habs nicht geschafft, wollte aufstehen und mir was zu trinken machen, habs nicht geschafft. bin nicht mehr aus dem bett gekommen. ich hab mich so allein gelassen gefühlt, im stich gelassen, war so verzweifelt, konnte nur noch „das hat doch alles keinen sinn, ich kann nicht mehr...“ denken. ich hab geheult bis ich irgendwann spät in der nacht dann eingeschlafen bin, und als ich aufgewacht bin heut morgen war ich immer noch völlig fertig.

und dazu kommt noch jedesmal wenn er übernacht bleibt, die angst, daß ich ihn nicht wieder sehen könnte. und zwar weil er nicht nur depri ist, sondern auch alkoholiker, und mir gesagt hat, daß er schon oft, wenn er richtig gesoffen hat, in der nacht ins bett gek... hat, und bisher einfach nur glück hatte, daß er jedesmal entweder doch aufgewacht ist dabei oder auf der seite lag, so daß er nicht erstickt ist dabei, daß das aber durchaus auch passieren kann. und weil ihm sein leben durch die depri völlig egal ist, denkt er auch nicht dran, mit dem trinken aufzuhören. ach ja, und der herzfehler den er hat, wird wohl den rest dazu beitragen daß er eines morgens nicht mehr aufwacht... aber das ist ihm alles egal (durch die depri - weil ihm ja „sowieso nichts mehr spaß macht und das ganze leben sowieso nur noch sch... ist und weil er froh wäre wenns endlich vorbei wäre...“). und ich weiß, daß er sich jedesmal wenn er da oben über nacht bleibt, voll laufen läßt bis zum geht-nicht-mehr. und ich habe jedesmal todesangst (im wahrsten sinne des wortes) um ihn, und weiß nie, ob ich ihn dann wiedersehe oder ... ich sitze jedesmal wie auf kohlen und muß warten bis er sich meldet. und das dauert halt oft bis spätnachmittag bis er wieder halbwegs nüchtern ist... und bis dahin weiß ich nie, ob ich noch nen mann hab oder nicht. könnt ihr euch vorstellen was das für gefühle, für ängste sind???? jetzt ist es fast zwölf uhr, und ich hab immer noch kein lebenszeichen von ihm...

er ist der liebste mensch den es gibt, es ist mir noch nie so gut gegangen bei jemand, ich habe den liebsten, wunderbarsten mann der welt - und genau deshalb verzweifle ich an seinem „nicht handeln wollen“. er will nicht in thera gehen, will nichts gegen die depris tun, will nicht mit trinken aufhören. krankheitseinsicht ist da, er weiß daß er depressiv ist, er weiß daß er alkholiker ist, er weiß um die folgen, er weiß um seinen herzfehler, alles. aber es ihm egal. er sagt dann nur „dann werd ich halt bloß 30 oder 40 jahre alt, aber ich hab so gelebt wie ich wollte. ich hab sowieso schon lang keinen bock mehr auf dieses sch... leben. die einzige freude die ich noch an diesem leben hab bist du“.

mist, jetzt heul ich schon wieder. ich würd alles tun wenn ich ihm die freude am leben wieder geben könnte und somit auch die kraft für ne thera, die kraft und den mut hilfe zu suchen und anzunehmen, die kraft zu kämpfen. ich möchte ihn nicht verlieren, es war noch jemand so lieb zu mir und ich habe noch nie jemand so geliebt. aber ich weiß daß ich nichts tun kann, und dieses wissen bringt mich fast um den verstand. ich weiß daß das alles von ihm allein aus kommen muß. er weiß daß ich möchte daß er ne thera macht, er weiß daß ich hinter ihm stehe, zu ihm halte, auch während therazeiten, daß ich (wenn es gewünscht wird) auch mitgehe und so weiter. aber wenn er nicht will, stehe ich auf verlorenem posten, und das packe ich nicht. so viel leid zu sehen und NICHTS tun zu können macht mich wahnsinnig.

vielen dank fürs lesen, ich hoffe ich hab nicht zu wirr geschrieben, sorry, mir gehts immer noch ziemlich besch... ich hab einfach drauf los getippt.

liebe grüße
biene
Lee
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Re: absturz....

Beitrag von Lee »

Hi,

es ist dir "noch nie so gut gegangem mit jemandem"? Bist du sicher?

Verzeih, aber lieb ist dein Partner nicht zu dir - eher im Gegenteil. Ich finde es grausam, was er mit dir macht.

Hast du ihm mal gesagt, wie es dir damit geht, wenn er dir sagt, dass er seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel setzt? Warum erzählt er dir von der Kotz-Erstickungsmöglichkeit? Was will er damit erreichen? Mich erinnert das alles sehr an die Diskussionen hier um das Thema Suizidankündigungen.

Und dann fiel mir beim Lesen noch spontan ein, dass Monsieur es gar nicht "nötig" hat, etwas zu verändern, denn du bist ja da, egal, was er macht bzw. nicht macht.

Kein Wunder, dass es dir gerade so schlecht geht, sowas hält kein Mensch aus - völlig unabhängig davon, ob man depressiv oder gesund ist. So hart es ist, wenn er nichts unternimmt, musst du es tun. Für dich oder für euch beide - wenn das möglich ist.

LG
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

hallo lee,

"Hast du ihm mal gesagt, wie es dir damit geht, wenn er dir sagt..."
ja, aber ich hab ihn von anfang an gebeten, mir immer die wahrheit zu sagen, und nur das hat er in diesem gespräch getan.

"Warum erzählt er dir von der Kotz-Erstickungsmöglichkeit? Was will er damit erreichen?"
er wollte damit nichts erreichen, es ergab sich einfach in diesem gespräch, das wir geführt haben als er einmal (das einzige mal) in der nacht das bett "durchnässt" hatte ohne es zu merken. und äußerungen wie daß das leben keinen spaß mehr macht etc. sind (soweit ich das jetzt mitbekommen hab hier) bei depressiven menschen fast normal bzw. sehr häufig. verzeihung wenn ich mich da täusche...?

"So hart es ist, wenn er nichts unternimmt, musst du es tun. Für dich oder für euch beide - wenn das möglich ist."
?????? trennen werd ich mich nicht. ich denke (hab ich auch u.a. hier gelesen) daß man bei einem depr. partner einfach nur da sein soll und ihn nicht wegen seiner krankheit verurteilen soll. ich würde auch die krise kriegen wenn mein freund mich verlassen würde, nur weil ich ein depri bin. gut, bei mir ist es zum glück nur ne leichtere form, aber trotzdem hab ich auch meine schlechten zeiten. und bin dann heilfroh und dankbar wenn er dann da ist für mich, und mir durch diese phasen hilft. ich hab auch gelesen daß sich oft auch beim partner etwas ändert, wenn der andere etwas unternimmt. also ich bin bei einer thera, seit letzter woche, allerdings nur alle zwei wochen, aber besser als gar nicht, und ich werd auch mein sehr lang vernachlässigtes training wieder aufnehmen. ich hoffe ich hab demnächst die kraft dazu. ich hab anfang - mitte oktober noch ne kleinere operation vor mir, und danach möchte ich wieder anfangen, sobald ich vom arzt aus darf.

"Und dann fiel mir beim Lesen noch spontan ein, dass Monsieur es gar nicht "nötig" hat, etwas zu verändern, denn du bist ja da, egal, was er macht bzw. nicht macht."
nochmal ?????. wie schon oben geschrieben - ich denke daß man depr. partner eben nicht im stich lassen soll, daß man ihnen zeigen soll daß man da ist für sie, auch wenn es ihnen schlecht geht und so weiter. oder ist das jetzt doch verkehrt???? und ich weiß daß er auch nichts ändern wird wenn ich ihn verlasse. dann hätte er erst recht keinen grund mehr etwas zu tun und würde erst recht abstürzen...

liebe grüße
biene
Lee
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Re: absturz....

Beitrag von Lee »

Hi Biene,

nein, ich meinte nicht verlassen oder im Stich lassen, weil er depressiv ist. Das haben wir wahrscheinlich alle hier schon erlebt und wissen, dass das keine partnerschaftliche Lösung ist.

Nur, so weitergehen wie jetzt, kann es nicht auf Dauer? Wie weit werden euch deine Tränen tragen? Also muss sich etwas verändern bzw. du musst und/oder ihr müsst gemeinsam etwas ändern. Es gibt da son schlaues Buch, das heißt "Wenn der Mensch, den du liebst, depressiv ist" oder so ähnlich. Kennst du das? Darin finden sich ein paar Anregungen, was man tun kann, um der gemeinsamen Abwärtsspirale zu entgehen. Weitere Tipps kann dir bestimmt auch deine Thera geben. Auch in Sachen Sucht.

Ganz wichtig ist, wenn man mit einem Menschen umgeht, der schwer krank ist, dass man nicht vergisst, auch für sich selber zu sorgen, sich Auszeiten zu nehmen und sich trotz aller Liebe abzugrenzen. Sonst geht dir irgendwann die Kraft aus (guck dich an) und die brauchst du, wenn du ihn unterstützen möchtest. Sport ist was Feines, aber was könntest du bereits heute für dich tun und in den Nächten, wo du umkommst vor Sorge? Es hilft euch nicht, wenn du völlig fertig im Bett liegst und weinst. Und ich bin mehr denn je der Überzeugung, dass nicht ein Mensch die alleinige Lebensmotivation eines anderen sein sollte und dass ein Eigenleben neben der Parnterschaft sehr wichtig ist, wenn man Depressionen den Nährboden entziehen möchte. Das meinte ich.

LG
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

hi lee,

ja, das buch hab ich mir gerade gekauft. bin auch schon dabei zu lesen, hab nur leider nicht so viel zeit dazu... bin ja den ganzen tag arbeiten.

"Sonst geht dir irgendwann die Kraft aus (guck dich an) und die brauchst du, wenn du ihn unterstützen möchtest."
ja, ich weiß. deshalb hab mich ja auch entschlossen ne thera zu machen. und sonst - ja, sonst tanke ich kraft in den zeiten in denen er bei mir ist. das geht gut, weil wir sehr liebevoll miteinander umgehen. wäre das nicht so, hätte ich schon längst keine kraft mehr und hätte schon vor langem aufgegeben. und ihm geht es genauso. wir kämpfen beide, und wir holen uns beide die kraft aus unserer liebe.

"dass man nicht vergisst, auch für sich selber zu sorgen,"
ich versuch es ja. aber vieles ist kaum möglich. z.b. hab ich keinen freundeskreis, nur eine freundin, die ich aber nur hier auf arbeit sehe. sie ist privat unheimlich "eingespannt" und wohnt auch zu weit weg um sich abends mal schnell treffen zu können. und allein weggehen bringt mich auch nicht weiter. außerdem habe ich kein geld, um groß weggehen zu können, oder mal schön essen zu gehen oder sonst irgendwas in der art zu tun. oder was meinst du damit?

auszeiten? schwierig. wir leben zusammen, und wenn er sich seine auszeit nimmt, wäre das die zeit, die ich für mich auch als auszeit nutzen könnte... wenn ich es könnte. auszeit sonst? was meinst du damit genau?

und abgrenzen - leicht geschrieben, schwer getan. hab ja auch schon nen tread über genau dieses thema. ist aber sehr sehr schwer, ich schaff das einfach nicht. und ich hab auch irgenwo angst davor, daß es mir dann so geht, wie bei meiner letzten beziehung, daß ich mich zu sehr abgrenze, ihn dann immer weniger und irgendwann überhaupt nicht mehr an mich ranlasse, und dann die liebe vorbei ist. das will ich nicht nochmal riskieren.

"aber was könntest du bereits heute für dich tun und in den Nächten, wo du umkommst vor Sorge?"
ich habe keine ahnung!!! wenn ich es wüsste hätte ich es schon lang getan. aber solche abstürze habe ich auch wenn er da ist immer mal wieder. nicht nur wenn er weg ist.

"Es hilft euch nicht, wenn du völlig fertig im Bett liegst und weinst."
das weiß ich... aber was tun?

lg
biene
lila2
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Re: absturz....

Beitrag von lila2 »

Hallo bine!
Du sprichts mir immer total aus der Seele.. am liebsten würde ich jedes 2. Wort zitieren, um dir zu sagen, dass es mir genau so geht..
Klar ist das völlig unverständlich, aber mich hat auch noch nie ein Mensch so glüklich gemacht, wie mein Depressiver Freund und ich will auch, dass er mir alles sagt und wenn da etwas bei ist, das klingt wie eine Androhung zum Suizid, dann will ich auch das hören. Und klar setzt er auch mich damit unter Druck, aber ich glaube nicht, dass er es manipulativ macht.. genau so wenig, wie dass er mich nicht zu schätzen weis, wenn er nicht mir zu liebe eine Therapie macht... Klar kommen mir auch oft solche Gedanken ( wenn er mich lieben würde, dann.. ) aber ich hatte bisher auch den Eindruck, dass das eben so nicht ist.
Klar.. ab irgendeinem Punkt denke ich sollte auch ein Depressiver Partner die Einsicht haben, dass beide nur glücklich werden können, wenn er sich helfen lässt.. nur habe ich im Moment noch keine Ahnung wo dieser Punkt ist.. das muss ich selber noch herausfinden.

Lee, deine sehr strickte Auffassung zu diesem Thema verwirren mich, wei sie meiner Meinung nach dem Widersprechen, was ich bisher gehört habe..
Bist du selbst Depressiv und sprichst aus Erfahrung, was du bereit warst, für die Menschen die dich lieben zu tun? Es würde auch mich sehr interessieren, wenn du das näher erklären könntest, denn ich will mich nicht an der einfachsten Meinung festhalten, die ich bisher hören konnte!
Lee
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Re: absturz....

Beitrag von Lee »

Meine Ansicht ist strikt und widerspricht der gängigen Meinung? Hmmmm, vielleicht...

Ich habe chronisch wiederkehrende Depressionen und depressive Eltern. Meine Partner waren gesund oder krank. Ich bin diejenige, die wegen ihrer Depressionen vom Partner und Freunden verlassen wurde. Daher kenne ich die verschiedenen Perspektiven.

Ich dachte auch sehr lange, wie gemein, aaaaaalle verlassen mich und ich kann gaaa nix dafür, ich bin krank und verzweifelt. Ich bin eben nicht liebenswert etc. etc. Gleichzeitig habe ich die Depressiven in meiner Umgebung "verständnisvoll" umsorgt. Sehr spät erst habe ich dazugelernt, dass ich da etwas gründlich missverstanden hatte und ich mich nicht ewig für das Über-Leben meiner Eltern oder das eines depressiven Freundes verantwortlich fühlen kann - und umgekehrt. Damit habe ich dann auch verstanden, warum meine Freunde mit mir überfordert waren und was man gemeinsam hätte besser machen können. Eine ehemalige beste Freudin hat z.B. 10 ganze Jahre versucht, mir zu helfen und hat sich aufgerieben. Das hat sie fertiggemacht - und mir den Status Quo gesichert, der mir zum Überleben reichte. (Ich glaube, dass ist bei Biene und ihrem Freund im Moment auch so.) Wirklich voranbringen konnte ich mich aber nur selber. Daraus ist meine Überzeugung gewachsen, dass man irgendwann die Verantwortung für sein Leben übernehmen muss und das das niemand sonst erledigen kann. Ganz klar und von mir aus strikt: Eigenverantwortung ist Freiheit und Leben.

Beeindruckt hat mich in diesem Zusammenhang auch ein Interview mit Jim Morrison zum Thema oder die Antrittsrede von Mandela (?). Kennt ihr? Wenn es interessiert, stelle ich das mal hier rein.

LG
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

hallo lila,

danke, es ist auch schön, daß jemand versteht was ich meine!

natürlich kommen mir solche gedanken auch manchmal "wenn er mich wirklich lieben würde, dann..." würde er ne thera machen, würde er nicht mehr trinken, und so weiter. aber das hat nichts damit zu tun ob und wie sehr er mich liebt, sondern ob er dazu in der lage ist, und wenn er das nicht ist, kann auch die größte liebe der welt zu mir nichts daran ändern.

hier gehts eben um den unterschied zwischen wollen und können. er wollte ja bereits 3x mit dem trinken aufhören, konnte es aber nicht, hat es nicht geschafft. und er hat nicht weitergetrunken weil er mich nicht liebt, oder weil ich ihm egal bin, sondern weil er nicht anders konnte.

und zu seinem "mein leben ist mir sch...egal gefühl" hat leider die tatsache viel beigetragen, daß er durch seinen herzfehler laut aussage der ärzte sowieso nur eine voraussichtliche lebenserwartung von ca. 35 - 40 jahren, vielleicht 45 jahren hat. wenn er die 50 schafft, wäre es ein wunder... außerdem kann es passieren daß seine pumpe genausogut morgen schon einfach stehen bleibt, einfach so, ohne daß er irgendwas getan hat.

er hatte einen cousin, der das gleiche herzproblem hatte wie er, der nur weder geraucht noch getrunken noch sonst irgendetwas gesundheitsschädliches getan hat, und der gute mensch wurde von seiner pumpe mit nicht mal 25 jahren ins jenseits befördert.

und daß er bei dieser prognose dann sagt "warum soll ich dann noch aufhören zu trinken und mir ne mega-therapie antun und mich die paar jahre die mir noch bleiben damit quälen trocken zu bleiben? da leb ich lieber wie es mir gefällt..." etc. verstehe ich auch. außerdem hat er die trinkerei sehr sehr stark eingschränkt seit wir zusammen sind, und das muß ich ihm auch zugute halten, denn das hat er für mich getan. er sagt nur, er möchte nicht ganz aufhören, denn das würde er nicht aushalten, er möchte einfach beim weggehen mal sein bier trinken können oder so. oder sich eben ab und zu auch mal "ausklinken"...

sollte ihn doch noch die einsicht packen, eine thera machen zu wollen, werd ich ihm bestimmt nicht widersprechen

aber ich weiß daß er mich von ganzem herzen liebt, und ich ihn ebenso, und so schwierig es oft mit ihm ist, umso mehr genieße ich die schöne zeit die wir haben, gerade weil ich weiß, daß es sie für uns sowieso nicht für sehr lang geben wird. wir haben vielleicht noch 10 jahre, vielleicht weniger, vielleicht ein paar mehr. und diese jahre mit dem wunderbarsten mann den es (für mich) gibt, möchte und werde ich mir von nichts und niemand und von keiner krankheit oder irgendwelchen problemen nehmen lassen. und er denkt genauso. und er kämpft genauso. für uns, für unsere liebe, und für das bißchen zukunft das wir haben.

und glaub mir, wir sitzen öfters auf der couch (oder liegen im bett), halten uns fest, und weinen beide, weil es uns schwer fällt zu wissen, und weh tut, daß unsere gemeinsame zeit so begrenzt ist, und wir nie die chance haben werden, zusammen alt zu werden, so sehr wir es uns auch wünschen. der größte wunsch, den wir noch haben ist, daß seine pumpe uns noch die zeit läßt zu heiraten und vielleicht unsere (hochzeits-)traumreise durch usa zu machen....

liebe grüße
eine immer noch etwas sentimentale biene (sorry)
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

hi lee,

"...ein Interview mit Jim Morrison zum Thema oder die Antrittsrede von Mandela (?). Kennt ihr? Wenn es interessiert, stelle ich das mal hier rein."

oh ja, bitte mach doch mal! interessiert sicher noch mehr leute! äh - wenn nicht, kannnst du es mir auch mailen...

danke dir,
biene
pferdediebin
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Re: absturz....

Beitrag von pferdediebin »

ihr lieben (deren namen mir dem moment wieder entfallen sind)!


ich möchte nur kurz etwas einwerfen,ich weiß ja nicht,welches herzproblem dein freund hat,meinen vater,der wirklich lange gesoffen hat,hat es mit 45 das erste mal lebensbedrohlich umgeworfen.angeborener herzfehler,irgendso ein gewächs an der klappe dazu...unter alkohol ein mensch aus stein,dabei so verwundbar und selbstmitleidig.und symbolisch dafür zu dicke herzwände,herz zu steif,um richtig zu pumpen.man hat ihm damals noch 5 jahre gegeben,maximum.er hat dann von einem auf den anderen tag aufgehört zu rauchen und zu trinken,lässt sich regelmässig durchchecken,achtet darauf,was ihn belastet.tja,dieses jahr ist er 60 geworden,der zähe fuchs ,und es ist noch kein ende abzusehen,er lebt ganz normal.
deswegen würde ich mich nicht auf solche prognosen verlassen,es gibt immer welche,die widerstandsfähiger sind.und wenn er es über die 25 geschafft hat,ist das doch ein gutes zeichen,daß er zu dieser sorte gehört,und bei dem lebenswandel...


zeig ihm das mal

pferdediebin
"Die Stimme des Fleisches verlangt: nicht hungern,nicht dürsten,nicht frieren.Wer dies erreicht und hoffen darf,auch künftig zu erreichen,kann sich selbst mit Zeus im Glücke messen"



Epikur





mondfrau_50
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Re: absturz....

Beitrag von mondfrau_50 »

Liebe biene
als es mir vor zwei Wochen sehr schlecht ging, hast Du mir geschrieben: laß Dich in die Arme nehmen und hast mir alleine da durch sehr geholfen.
Ich kann sicher nichts zu Deinem Problem sagen was Du nicht schon gehört hast aber ich hab oft an Dich gedacht. Ich hab versucht Deine Ratschläge zu befolgen, für mich selber gut zu sorgen, in Deinem Fall ist es so viel schwieriger. Einen neuen Rat kann ich Dir nicht geben, das Patentrezept gibt es eh nicht. Aber ich fühle mit Dir. Würde mich interessieren wie das Buch heißt das Du liest und wer es geschrieben hat, wäre vielleicht auch was für mich???
Laß Du Dich heute von mir in die Arme nehmen liebe biene
Grüße von Elise
Lee
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Interview mit Jim Morrison aus dem Jahre 1967 (da war er 23 Jahre alt)

Beitrag von Lee »

Lizzy James: Ich glaube, die Fans der Doors halten dich für einen Erlöser, den Führer, der sie alle befreien wird. Wie geht es dir damit? Ist schon eine schwere Last, oder?

Jim Morrison: Absurd. Wie kann ich jemanden befreien, der sich nicht alleine traut, aufzustehen und seine persönliche Freiheit zu erklären? Ich glaube, es ist eine Lüge – Leute behaupten, sie möchten frei sein -, jeder besteht darauf, Freiheit sei das, was ihm am Wichtigsten, das Heiligste und Wertvollste, was ein Mensch besitzen kann. Scheißdreck! Die Leute haben Angst vor der Freiheit, sie klammern sich an ihre Ketten. Sie kämpfen gegen jeden, der ihre Ketten zu brechen versucht. Das ist ihre Sicherheit. Wie können sie erwarten, ich oder ein anderer könnte sie befreien, wenn sie gar nicht richtig frei sein wollen?

James: Was meinst du, warum die Leute Angst vor ihrer Freiheit haben?

Morrison:Ich glaube, die Leute wehren sich gegen die Freiheit, weil sie Angst haben vor dem Unbekannten. Doch das ist eine Ironie... Denn das Unbekannte war einmal etwas durchaus sehr Bekanntes. Unsere Seelen gehören dort hin... Die einzige Lösung ist die Konfrontation - deine Konfrontation – mit der größten vorstellbaren Angst. Setz dich deiner tiefsten Angst aus. Danach hat die Angst keine Macht mehr und die Furcht vor der Freiheit schrumpft und schwindet. Du bist frei.

James: Was verstehst du unter Freiheit?

Morrison: Es gibt verschiedene Arten von Freiheit – da herrschen viele Missverständnisse. Die wichtigste Freiheit ist die, der zu sein, der du wirklich bist. Du verkaufst deine eigentliche Wirklichkeit für eine Rolle. Du verhökerst deine Sinne für einen Akt. Du gibst deine Fähigkeit auf, zu fühlen, und setzt statt dessen deine Maske auf. Es kann keine breite Revolution geben, bevor es nicht eine persönliche gibt, auf individueller Ebene. Innen drin muss es zuerst passieren. Du kannst einem Menschen die persönliche Freiheit nehmen, du wirst ihm damit nicht wirklich weh tun, außer, du nimmst ihm die Freiheit, Gefühle zu haben. Das kann ihn zerstören.

James: Aber wie kann jemand die Macht haben, deine Freiheit, die du fühlst, wegzunehmen?

Morrison: Manche Leute geben ihre Freiheit freiwillig her, andere werden dazu gezwungen. Gefangenschaft beginnt mit der Geburt. Die Gesellschaft, die Eltern – sie verweigern dir, die Freiheit zu behalten, mit der du geboren bist. Es gibt subtile Arten, eine Person zu bestrafen, weil sie es gewagt hat, Gefühle zu haben. Du siehst, dass jeder in deiner Umgebung seine natürlichen und wahren Gefühle zerstört hat. Du imitierst, was du siehst.

James: Sagst du also, dass wir letztlich dazu erzogen werden, eine Gesellschaft zu verteidigen und zu erhalten, die die Menschen um ihre Freiheit betrügt, Gefühle zu haben?

Morrison: Sicher. Lehrer, religiöse Anführer, sogar Freunde, oder sogenannte Freunde, spielen die Rolle, die die Eltern aufhören einzunehmen. Sie verlangen, dass wir nur die Gefühle haben, die sie uns genehmigen und die sie von uns erwarten. Sie verlangen dauernd, dass wir ihnen Gefühle vorführen. Wir sind wie Schauspieler-Wanderer, losgelassen in diese Welt auf der Suche nach einem Phantom... um endlos nach dem halbvergessenen Schatten unserer Wirklichkeit zu suchen. Wenn andere verlangen, wir sollen die Leute werden, die sie haben möchten, dann zwingen sie uns, die Person zu zerstören, die wir eigentlich sind. Eine subtile Art von Mord... die meisten liebenden Eltern und Verwandten begehen diesen Mord mit lächelnden Gesichtern.

James: Glaubst du, es ist für den Einzelnen möglich, sich von diesen repressiven Kräften zu befreien , ganz alleine?

Morrison: Diese Art von Freiheit gibt es nicht geschenkt. Niemand kann sie für dich erringen. Du musst es selbst tun. Wenn du dich nach jemand anderem umsiehst, der es für dich tun soll, jemand außerhalb von dir, dann hängst du immer noch von anderen ab. Du bist dann immer noch von diesen repressiven, zerstörerischen Kräften von außen verwundbar.

James: Aber ist es nicht möglich, dass Leute, die diese Freiheit gemeinsam wollen, ihre Kraft zusammenfassen, um einander zu stärken?

Morrison: Freunde können einander helfen. Ein echter Freund ist jemand, der dir die totale Freiheit lässt, du selbst zu sein, und vor allem, Gefühle zu haben. Oder keine Gefühle zu haben. Für Freunde ist alles, was du gerade in diesem Augenblick fühlst, in Ordnung. Das ist die wahre Liebe, eine Person sein zu lassen, was sie/er wirklich ist. Die meisten lieben dich für das, was du zu sein vorgibst. Um dir ihre Liebe zu bewahren, heuchelst du weiter, schauspielerst du. Bist du deine Schwindelei liebgewonnen hast... Es ist wahr, wir sind in unserem Image eingesperrt und das Traurige dabei ist, dass die Leute sich so an ihr Image gewöhnen – sie wachsen mit ihren Masken zusammen. Sie lieben ihre Ketten. Sie vergessen, wer sie wirklich sind. Und wenn du sie daran erinnerst, hassen sie dich dafür – sie haben das Gefühl, du stiehlst ihnen ihren wertvollsten Besitz.

James: Das ist ja ironisch und traurig. Können die Leute denn nicht sehen, dass du versuchst, ihnen den Weg zur Freiheit zu zeigen?

Morrison: Die meisten Leute haben gar keine Ahnung, was ihnen fehlt. Unsere Gesellschaft legt allergrößten Wert Auf Kontrolle: „Verstecke deine Gefühle“. Unsere Kultur spottet über „primitive Kulturen“ und rühmt sich ihrer Unterdrückung natürlicher Instinkte und Impulse.

James: In einigen deiner Gedichte bewunderst du offen genau diese primitiven Völker und rühmst sie. Indianer zum Beispiel. Glaubst du also, dass nicht die Menschen generell mies und destruktiv sind, sondern nur unsere amerikanische Gesellschaft?

Morrison: Schau, wie andere Kulturen leben. Friedlich, in Harmonie mit der Erde, den Wäldern und Tieren. Sie bauen keine Kriegsmaschinen und investieren nicht Millionen Dollars, um andere Länder anzugreifen, deren politische Ideale nicht den ihren entsprechen.

James: Wir leben in einer kranken Gesellschaft.

Morrison: Wahrlich, und ein Teil der Krankheit besteht darin, dass wir nicht merken, dass wir krank sind. Unsere Gesellschaft hat zu viel Reichtum, zu viele Werte – Freiheit steht ganz unten auf der Liste.

James: Aber was kann denn der Künstler tun? Wie könntest du weitermachen, wenn du nicht das Gefühl hättest, als Künstler etwas erreichen zu können?

Morrison: Ich biete Bilder an – ich beschwöre Erinnerungen herauf an Freiheit, die immer noch erreicht werden kann, wie die Doors. Doch wir können nur die Tore aufmachen, wir können die Leute nicht durchschleppen. Ich kann sie nicht befreien, es sei denn, sie wollen frei sein, mehr als alles andere. Vielleicht haben “primitive“ Menschen weniger Scheiße aufzugeben. Eine Person muss bereit sein, alles aufzugeben – nicht nur den Reichtum. Den ganzen Scheißdreck, dem man ihm beigebracht hat, die ganze gesellschaftliche Gehirnwäsche. Du müsstest das alles total sein lassen, um auf die andere Seite zu gehen. Die wenigsten Menschen sind dazu bereit.

Aus: Suggerman, Danny: Jim Morrison and The Doors, Eine Bildgeschichte, Verlag Schirmer/Mosel, 2000.
Lee
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Nelson Mandela, Antrittsrede 1994

Beitrag von Lee »

Unsere tiefste Angst ist es nicht, ungenügend zu sein.
Unsere tiefste Angst ist es, dass wir über die Maßen kraftvoll sind.
Es ist unser Licht, nicht unsere Dunkelheit, das am meisten Angst macht.
Wir fragen uns selbst, wer bin ich - von mir zu glauben, dass ich brillant, großartig, begabt und einzigartig bin?
Aber in Wirklichkeit - warum solltest du es nicht sein?
Du bist ein Kind Gottes.
Dein Kleinmachen dient nicht der Welt.
Es zeugt nicht von Erleuchtung, sich zurückzunehmen, nur damit sich andere Menschen um dich herum nicht verunsichert fühlen.
Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, die in uns liegt, auf die Welt zu bringen.
Sie ist nicht nur in einigen von uns, sie ist in jedem!
Und indem wir unser eigenes Licht scheinen lassen, geben wir anderen Menschen unbewusst die Erlaubnis, das Gleiche zu tun.
Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind, befreit unser Dasein automatisch die anderen.
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

hi pferdediebin,

ich musste doch leicht grinsen als ich deinen beitrag gelesen hab...

vor allem erinnern mich deine worte an seinen großvater, der auch geraucht und gesoffen hat und uralt wurde, und an seinen vater, der zwar nicht raucht, aber "alktechnisch" auch nicht gerade abstinent lebt, und mega-bluthochdruck hat und eine dicke beule an der - mist, wo war das teil gleich wieder? - ich glaub irgendwas an der hauptschlagader oder so (die "medizinfrauen und -männer" hier mögen mir verzeihen...), auf alle fälle ganz in der nähe vom herz, und wenn das teil platzt ist feierabend. und der gute mann ist auch schon über 70!

vielleicht hat mein freund diese zähigkeit ja auch geerbt... auch wenn er die 25 noch nicht ganz geschafft hat... aber die wird er schaffen - außer ich erwürge ihn vorher...

nein, quatsch! nehmt mir mein bißchen galgenhumor nicht übel, bitte!!! ich versuch nur mich nicht unter kriegen zu lassen. gerade weil es ihm zur zeit wieder ziemlich schlecht geht (deprimäßig) und dementsprechend steigt halt momentan auch der konsum...

liebe grüße
biene
wuselchen
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Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

liebe elise,

ich danke dir für deine lieben worte. ich weiß, es ist immer leichter anderen zu sagen was sie machen sollten und was gut für sie wäre als es selber dann umzusetzen.... aber ich versuche es, arbeite daran.

du hast ja recht: ein patentrezept gibt es nicht. man muß halt für sich selber seine grenzen erkennen und dann versuchen, sie nicht zu überschreiten bzw. überschreiten zu lassen.

das buch nach dem du gefragt hast heißt "wenn der mensch den du liebst depressiv ist" von laura epstein rosen + xavier f. amador. scheint nicht schlecht zu sein, was ich bis jetzt so im "drüberfliegen" mitbekommen hab. hier mal der amazonlink:
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3 ... 08-6202417

vielen dank fürs in die arme nehmen! tut gut!

und pass auch gut auf dich auf!!

liebe grüße
biene
Lee
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Re: absturz....

Beitrag von Lee »

Liebe Biene,

es ist bestimmt nicht so, dass ich dich nicht verstehe - ich neige zur Ungeduld, was nicht persönlich gemeint ist. Verzeih. Ich finde eure Geschichte tragisch und gerade deswegen springe ich auf. Sie erinnert mich an manches, was ich in meinem Umfeld erlebt habe.

Zum Beispiel gab es da mal ein paar nette Nachbarn. Er hatte "es am Herzen" und die Ärzte hatten ihm einen frühen Tod ("so 30") prophezeit, wenn er sich nicht schont etc. Nachbar fiel nach dieser niederschmetternden Diagnose in Depressionen, gab alle seine Hobbies auf aus Angst vor dem Herzversagen, saß meistens auf der Couch, trauerte, weinte zusammen mit seiner geliebten Frau, man nahm jahrlang einen quälenden Abschied. Sie machte sich die größten Sorgen um ihren geliebten Mann, umsorgte ihn, war ständig auf Trab, um ihm zu helfen, las ihm jeden Wunsch von den Augen ab, informierte sich über Hilfsmöglichkeiten etc. Und, was ist passiert? Diese Nachbarin ist jung an einem Herzinfarkt verstorben. Er hat sie um viele Jahre überlebt. Diese Geschichte ist wahr, Biene, und sie soll dich daran erinnern, dass wir alle höchst gefährdet sind. Uns allen könnte morgen der berühmte Ziegelstein auf den Kopf fallen. Niemand sagt, dass der Umgang mit negativen Prognosen und Krankheiten einfach ist, aber dabei kann man sich helfen lassen. Das Leben wird mit jedem Jahr schwieriger, gleichzeitig können wir aber auch mit jedem Jahr dazulernen und auf mehr Ressourcen zurückgreifen, um es zu meistern.

Dein Freund hat schon lange aufgehört zu leben. Du liebst ihn, das macht dich co-abhängig.

Dass dein Freund "nicht (anders) kann" bezweifele ich deswegen, weil er nicht apathisch herumliegt, sondern noch fähig ist, zur Hütte zu fahren, sich Alkohol zu besorgen und zu sprechen. Wer das kann, kann noch mehr. In Minischrittchen. Du kannst ihm die Tür öffnen, durchgehen muss er selber. Was ich bei vielen Menschen (und mir selber!) geradezu aufreizend finde, ist diese Opferhaltung, die auch den meisten Depressiven zueigen ist.

Raus da, Biene!

@ Pferdediebin: Genau, Diagnosen kann man akzeptieren, aber Prognosen haben sich bei vielen Menschen schon allzu oft als falsch herausgestellt.
wuselchen
Beiträge: 111
Registriert: 3. Jun 2004, 11:59

Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

liebe lee,

diese geschichte ist wahrlich tragisch. und natürlich erkenne ich auch meinen schatz und mich irgendwo darin wieder. nur daß meiner nicht alles aufgegeben hat, sondern nach dem "jetzt erst recht" prinzip lebt. er hat weder seine hobbies aufgegeben, noch sich völlig zurück gezogen oder so. und die depris hatte er auch schon lange vor dieser diagnose.

sicher muß ich aufpassen daß es mir nicht wie deiner nachbarin ergeht, da hast du völlig recht. ich muß mich mit meinem "helfen wollen" ganz stark zurück halten. er ist für sich selber verantwortlich - das muß ich mir tag für tag ganz klipp und klar sagen. leider will er sich nicht helfen lassen, in keiner hinsicht. weder im umgang mit dieser diagnose, noch mit seinen depris und auch nicht wegen dem alk. da kommen halt die "ich schaff das auch allein, ich brauch doch keinen psycho-onkel, ich gehöre doch nicht in die klapse, ich bin doch nicht verrückt..." sprüche, und dann die "ich werd ja eh nicht alt, also laß mich so leben wie ich will...".

ICH laß mir ja helfen, suche mir hilfe. ich gehe wieder in thera seit dieser woche, bin hier auf dem board, und vielleicht gehe ich auch noch in eine angehörigen gruppe.

"Genau, Diagnosen kann man akzeptieren, aber Prognosen haben sich bei vielen Menschen schon allzu oft als falsch herausgestellt."
das ist wohl wahr!!!! wenn ich danach gegangen wäre, was mir die "götter in weiß" vor ziemlich genau zwei jahren gesagt haben, dann dürfte ich heute auch nicht mehr hier sitzen... ich hatte bzw. habe nach wie vor mega-schlechte leberwerte, allerdings kann sich kein mensch erklären woher, und die vermutungen reichten vor zwei jahren von der zirrhose (schreibt man das so?) bis zum leberkrebs. sicher waren sie sich allerdings allesamt nicht, habe an mir rumuntersucht wie die blöden, und es kamen immer nur vermutungen. und da ein anderer wert immer im optimalbereich lag, der eben bei diesen krankheiten normalerweise auch superschlecht ist, hab ich gesagt, laßt mich in frieden, ich laß nicht weiter an mir rum suchen, was kommen soll wird kommen, und damit basta. ne chemo wär sowieso nicht in frage gekommen. und hab so weitergelebt als wäre nichts.

und heute? dieser eine leberwert ist schlechter denn je, aber ich lebe noch, bin quietschfidel, und habe keinerlei gesundheitliche probleme mit dem leberchen! also von wegen krebs und zirrhose! die anderen wehwehchen wie migräne, asthma, allergieen etc. hatte ich ja vorher auch schon und die haben auch nix mit der leber zu tun. soweit also auch meine meinung zum thema diagnosen/prognosen.

ich hab meinem schatz auch schon oft gesagt "jetzt beiß dich doch nicht an diesen blöden zahlen fest. es kann doch auch ganz anders laufen..." und so weiter. aber irgendwie hat sich das bei ihm festgesetzt "ich werd ja sowieso nicht alt, also ist es sch... egal was ich mache, laß mich doch dann so leben wie es mir spaß macht, warum soll ich das bißchen zeit das ich noch hab mich selber einsperren...", und das ist das traurige.

ihr habt schon recht, ich soll für mich das beste draus machen und die zeit genießen, und einfach so leben daß weder er noch ich über meine grenzen gehen. und ich muß mir klar sein, daß ich gehen MUSS wenn es mir zuviel wird, egal wie sehr ich ihn liebe. es geht um MICH dann, um mein leben, überleben...

lee, die tür aufgemacht hab ich ihm schon lang, ob er irgendwann noch durchgeht - ich weiß es nicht. wenn er es tut, so lange ich noch da bin würde ich mich freuen, wenn nicht - kann ich nur sagen "selber schuld" und dann werde ich irgendwann gezwungen sein zu gehen. ich hoffe nur daß ich es dann schaffe, daß ich die kraft dazu habe ihn zu verlassen. jetzt könnte ich es nicht...

liebe grüße
biene

ps.
danke für die interviews!!! hab sie mir rauskopiert und lese sie dann in ruhe!
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: absturz....

Beitrag von Lee »

Wenn's möglich wäre, würde ich dir Kraft, Mut, Glück und Krauleinheiten per Internet bestellen und durch die Leitung schicken, Biene.

Halt die Öhrchen ganz steif, damit sich der Sommerwind darin fangen kann und für Auftrieb sorgt!
wuselchen
Beiträge: 111
Registriert: 3. Jun 2004, 11:59

Re: absturz....

Beitrag von wuselchen »

liebe lee,

danke für deine "lieferung"!!!

"Halt die Öhrchen ganz steif, damit sich der Sommerwind darin fangen kann und für Auftrieb sorgt!"
das hast du superlieb ausgedrückt! glaub mir, ich werd meine "öhrchen" in den wind halten! und sooo klein sind sie nu auch wieder nicht - da müsste sich schon ne gute ladung sommerwind drin fangen können!!!

alles liebe auch für dich!!
biene
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