Wieder Kontakt aufnehmen?

stern258
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Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo,

ich bin neu hier und möchte nun auch meine Geschichte erzählen bzw. euren Rat hören.
Habe schon einige Wochen hier still mitgelesen, was mir viel geholfen hat, da ich bemerkt habe das ich mit dieser Situation nicht alleine bin.

Möchte nicht meine ganze Geschichte erzählen, sondern habe da eher eine Frage an euch bzw. suche euren Rat. Vielleicht nur kurze Fakten. Wir wären seit bald 2 Jahren ein Paar und waren auch sehr glücklich. Ich liebe sie über alles und ich weiß, dass sie es auch tut, nur leider gerade in ihrer depressiven Phase nicht spürt, weshalb sie sich vor 7 Wochen ganz plötzlich von mir getrennt hat. Seither haben wir gar keinen Kontakt, ich wollte ihr ihre Ruhe und die Zeit die sich für sich braucht geben. Vor ca. 3 Wochen habe ich ihr einen Brief geschrieben, dass sie sich immer bei mir melden kann,sie mir wichtig ist, also nichts wo ich denke dass sie es unter Druck hätte setzen können. Habe darauf bis heute noch keine Antwort bekommen. was ich natürlich auch nicht erwartet, aber trotzdem gehofft habe.

Und jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich vermiss sie einfach so sehr und würde ihr gerne einfach mal schreiben und fragen wie es ihr geht oder was sie macht.
Andererseits will ich sie nicht unter Druck setzen und Ihr ihre Zeit geben. Ich glaube immer noch daran, dass wenn es ihr wieder gut geht, sie sich auch bei mir melden würde. Aber ich weiß das das noch lange dauern kann und dann denke ich mir immer, was wenn sie dann denkt dass ich mich nie nach ihr erkundigt habe und daraus schließt das ich nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte und sich dann deshalb nicht mehr meldet, oder sie sich nicht traut weil sie zu viele Schuldgefühle mir gegenüber hat.

Soll ich ihr also einfach mal ganz ohne Hintergedanken schreiben oder es lieber lassen und warten bis sie auf mich zukommt?
Freue mich über jede Antwort, auch gerne von selbst Betroffenen, wie würdet ihr darüber denken? :)
FrequentFlyer
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hi Stern!

Ich kann dir vorab mal ganz kurz meine Story skizzieren: Ich war mit meiner (Ex)Partnerin fast drei Jahre zusammen in einer Fernbeziehung. In dieser Zeit gab es immer wieder ein paar Tage in denen sie nicht konnte. Sie hatte dann immer ausreden wie etwa viel Arbeit oder wichtige unaufschiebbare Projekte am Haus etc. Ich vermute das dies leichte Episoden waren, denn in diesen Zeiten wollte sie auch nicht kommunizieren – das würde sie nur abhalten. Auch wusste ich, dass sie im Zuge ihrer Scheidung einen Suizidversuch gemacht und anschließend eine Therapie. Sie selbst meinte das dies ein einmaliges Ereignis war. Und so ist sie ihrer Ansicht nach geheilt und negiert die Krankheit – außer unter viel Alkohol und in Ausnahmesituationen. Halt alles kompliziert.
Anfang Dezember letzten Jahres waren wir dann zusammen im Urlaub und da bekam sie eine Art „Aura“ - ich weiß nicht wie ich es anders sagen könnte. Eine einzelne Wolke am Himmel war schon der Beweis für schlechtes Wetter. Sie bekam körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen und allgemeines Unwohlsein und war völlig zufrieden damit da zu sitzen und in die Landschaft zu schauen. Ich denke da war ich das erste mal Zeuge einer Episode. Nach dem Urlaub war dann alles wieder für ein paar Tage in Ordnung bis dann die Kommunikation zwischen uns innerhalb 48 Stunden abbrach und dann irgendwann eine WhatsApp kam, sie wolle die Beziehung beenden. Damals wusste ich nicht viel von Depressionen und hab zu diesem Zeitpunkt viel verkehrt gemacht. Seit dem Zeitpunkt haben wir uns getroffen, ein paar mal kommuniziert. Die Signale die sie dabei aussendete waren sehr widersprüchlich. Vordergründig rational aus ihrer Sicht – es wäre besser für uns, es würde uns zukünftige Schmerzen ersparen, sie wolle mich schützen. Die Körpersprache beim Treffen und auch der Wille mich küssen zu wollen sowie ab und zu die „Worte zwischen den Worten“ sind allerdings nicht eindeutig. Es passt einfach alles nicht so zusammen. Sie hat mittlerweile auch den Kontakt zu Bekannten abgebrochen, arbeitet allerdings weiter – mehr denn je. Ich denke sie macht gerade eine schwere Episode durch. Dies nur als einleitende Worte damit du weißt, welch Hintergrund für einen Rat ich habe.

Aber jetzt zu meinem Rat. Dieser ist aus meiner Sicht und deswegen habe ich auch noch mal meine „Story“ kurz skizziert.
Ich habe ja die „Auseinandersetzung“, den Dialog mit ihr gesucht. Aus meiner Erfahrung habe ich sie weder rational noch emotional erreichen können. Hier hat dies jemand erklärt damit das Betroffene oftmals die Symptome der Krankheit mit echten Gefühlen verwechseln. Und durch mein Verhalten habe ich diese Symptome bestimmt noch verstärkt – ich wusste es nicht besser. Von daher würde ich keine tiefschürfende Gespräche anfangen. Das willst du ja auch nicht – aber auch die Frage „wie geht es dir“ halte ich nicht für gut wenn es einem nicht gut geht während einer Episode.
Die Frage ob überhaupt Kontakt aufnehmen bzw. in meinem Fall aufrecht zu erhalten habe ich mir wie folgt ganz simpel beantwortet: Wie soll es denn sonst gehen?
Bestimmt nicht mehr dadurch das ich auf ihren Zustand eingehe. Aber zum Geburtstag habe ich Rosen geschickt und sie hat sich darüber gefreut. Fröhliche Ostern habe ich ihr gewünscht ohne Reaktion. Halt sehr uneinheitlich alles. Und so melde ich mich alle paar Wochen mal. Mal kommt eine Reaktion, mal nicht. Den Hintergedanken den ich habe ist einfach folgender. Wenn die Episode vorbei ist gehe ich von aus, dass Gefühle wie Scham oder vielleicht sogar Stolz eine Aufnahme des Kontakts mit mir ihrerseits verhindern werden. Wir können uns wahrscheinlich nicht einmal annähernd einfühlen wie es während einer schweren Episode in unseren Expartnern aussieht. Was wir uns aber vorstellen können ist, wie es ist wenn die Episode ein Ende hat. Und in dem Moment die Größe zu haben sich zu entschuldigen und wieder den Kontakt zu suchen – ich glaube das ist zu viel verlangt. OK, dies ist bestimmt Typabhängig. Meine Exfreundin ist ein sehr stolzer und durchaus auch starrsinnige Charakter – da wird von ihr aus nichts kommen – außer ich suche den Kontakt. Und so beantworte ich die Frage ob Kontakt aufnehmen bzw. aufrecht erhalten mit, „wie soll es denn sonst gehen“.

Ob dies in meinem Fall wieder etwas gibt weiß ich nicht. Ich glaube eher nicht. Sie versucht ihre Krankheit zu vertuschen, ich weiß davon und dies passt einfach nicht zusammen. Da es mir allerdings widerstrebt einen Menschen einfach so fallen zu lassen, halte ich den Kontakt aufrecht, auch wissend, dass ich nicht weiß was die Zukunft bringt.
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo FrequentFlyer,

danke erstmal für dein Antwort! Wie ich merke machst du das doch schon etwas länger mit.
So wie du es beschreibst, habe ich es auch schon öfters gelesen, dass viele auch nach einer Trennung noch ab und zu Kontakt zum/r depressiven Expartner/in haben, aber nicht wirklich weiterkommen, da man immer andere, zum Teil widersprüchliche, oder sogar gar keine Antworten erwarten kann.

Das war auch ein Grund warum ich in den letzten Wochen nach der Trennung meine Exfreundin gar nicht angeschrieben habe, zum einen weil ich glaube das sie wirklich Zeit für sich braucht und (auch wenn ich sie wirklich gerne dabei unterstützen würde) das für sich ausmachen will und ich sie dabei wahrscheinlich nur "gestört" bzw. vielleicht auch unter Druck gesetzt hätte, was natürlich nicht meine Absicht gewesen wäre, aber man liest so oft wie komplex diese Krankheit ist. Und der zweite Grund war eben, dass ich hier im Forum so oft gelesen habe, wie einseitig dieser Kontakt dann aufgebaut ist und wie fertig sowas einen macht bzw. man eben auch aufpassen und lang überlegen muss was man dem/r Exfreund/in schreibt, damit er/sie sich nicht noch weiter von einem distanziert.
Also wirklich sehr kompliziert das alles und im Endeffekt kann man, wenn man den Partner wirklich liebt nur Geduld haben und hoffen das sich alles zum Guten wendet.

Mit dem was du schreibst, das nach dieser Episode die Scham und sicher auch die Schuldgefühle zu groß sind, um sich dann wieder bei uns zu melden, damit könntest du Recht haben. Aber ich denke auch, dass machen sie dann auch zum Teil deshalb weil sie uns schützen möchten und uns das nicht nocheinmal "antun" möchten.

Mittlerweile geht es mir schon um einiges besser als in den letzten Wochen, auch dank dieses Forums und eurer Geschichten. Ich denke, es nimmt auch Druck von ihr wenn sie merkt das ich mich da nicht so reinsteigere, trotzdem soll sie wissen das sie mir wichtig ist. Werde auch deinen Rat befolgen lieber FrequentFlyer und kein tiefschürfenden Gespräche mit ihr anfangen und auch nicht fragen wie es ihr geht.

Wie geht es dir zur Zeit mit der Situation? Ist es schon besser geworden als am Anfang, oder reißt es doch immer wieder neue Wunden auf mit deiner Exfreundin Kontakt zu halten und dann nicht die Antwort zu bekommen die man sich erhofft?
Laca55
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Laca55 »

Hallo ihr Lieben,

ich werde demnächst genau vor dem gleichen Problem stehen. Bisher wohnen meine Exfreundin und ich noch zusammen. Aber ihre schweren depressiven Phasen nehmen kein Ende und ihr Entschluss ist gekommen, zeitnah auszuziehen und das gemeinsame Leben hinter sich zu lassen. Aber Hilfe wird sie sich nicht suchen, sondern glaubt, durch einen Orts- und Wohnungswechsel lösen sich ihre Probleme auf. Dies wird nicht der Fall sein. Sie war in der Vergangenheit immer wieder mal in Behandlung und sagt, dass es ihr dauerhaft sowieso nicht hilft und versucht seit Jahren immer vor ihren Problemen davon zu laufen mit dem Gedanke, dadurch löst sich alles auf und es wird ihr besser gehen. Die erste Zeit sicher schon, da etwas Neues ansteht, aber ihre Baustellen holen sie früher oder später immer wieder ein. In guten Momenten sagt sie, dass sie vor sich selbst nicht weg laufen kann und sich und ihre Probleme immer wieder mitnimmt. Aber in ihrer aktuellen labilen Phase sieht sie das nicht. An erster Stelle steht für sie die Flucht. Jeder Therapeut würde sagen, depressive Menschen sollten in den negativen Phasen keine Entscheidung treffen. Sie tut sich auch schwer mit dieser Entscheidung, aber sie will es trotzdem durchziehen. Ich mache mir natürlich auch große Sorgen deswegen.

Nun ist es so, dass sie ab Juli einen Job und eine neue Wohnung haben wird, welche 200 km von unserem jetzigen Wohnort weg liegt. Dies bedeutet, dass wir ab diesen Zeitpunkt auch keinen Kontakt oder so gut wie keinen Kontakt haben werden. Sie hat sich bisher dazu noch nicht wirklich geäußert, ob sie Kontaktsperre haben möchte, so dass sie erstmal auf sich konzentrieren kann. Ich frage mich natürlich auch. Sollte ich ihr ab dem Tag des Auszuges ihre Ruhe lassen und mich gar nicht bei ihr melden? Oder sollte ich hin und wieder Kontakt aufnehmen um ihr zu zeigen, dass ich trotzdem für sie da bin, wenn sie mich braucht und es für mich nicht ein "..aus den Augen, aus dem Sinn sein wird..."? Ich weiß, ich mache mir schon wieder frühzeitig Gedanken über etwas, was noch gar nicht eingetroffen ist. Aber ich kann leider nicht anders...

Viele Grüße

Laca
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo Laca,

deine Situation scheint auch ziemlich schwierig zu sein. Vor allem wenn sich deine Exfreundin keine Hilfe suchen will, durch einen Wohnortwechsel wird das Problem sicher nicht gelöst sein. Wie lange geht diese Phase bei deiner Exfreundin denn schon?

Ich kann dir auch nicht wirklich einen Rat geben, wie du merkst weiß ich ja selbst nicht was richtig und was falsch ist. Vielleicht solltest du dann in den ersten Wochen erstmal gar nicht melden oder nur ab und zu, damit sie sich erstmal um sich selbst kümmern kann. Aber ehrlichgesagt weiß ich es auch nicht.
Vielleicht könnt ihr ja noch darüber reden und sie sagt die was sie will.

Vielleicht könnte uns jemand einen Rat geben, der soetwas schon durchgemacht hat oder ein selbst Betroffener? Auch wenn es bei jedem anders ist, würde es vielleicht doch ein wenig helfen.
FrequentFlyer
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Zwei!

Das tut mir leid Lacca das sich das ganze in diese Richtung bewegt.... Flucht... das kann man im übertragenen Sinne hier auf vieles Anwenden.


@Stern: Du stellt die gefährliche Frage wie es mir (in dieser Situation) geht? ;-)
Vorab muss ich sagen, dass das Scheitern meiner Ehe eine ganz andere Hausnummer war. Da zerbrach ein Lebensentwurf und eine Familie mit Kindern. Das hat uns alle mehr oder minder aus der Bahn geworfen. Davor hatte ich eine langjährige Freundin die über Nacht einfach einen Neuen hatte. Da war ich echt enttäuscht. Und dann gab es noch die Beziehungen die endeten, als sich der Nebel der Hormone lichtete.
Und jetzt kam diese Trennung, die so ganz anders war:
Also Anfangs war ich echt angepisst. Wenn man nicht viel, oder eher falsches von Depressionen weiß, versteht man gar nichts als Nicht - Betroffener. Ich dachte halt immer an Depressionen erkrankte Menschen liegen apathisch im Eck und brauchen jemand der ihnen sanft auf die Beine hilft. Man vergleicht dies mit dem was man selber kennt, wie etwa Trauer oder einfach nur ausgelaugt sein. Und so fand ich mich echt verschaukelt als ich die Argumente hörte wie etwa: sie macht dies um mich zu schützen, um mir zukünftige Schmerzen zu vermeiden und weil es eh keine Zukunft hat etc. Das ist aus der Logik eines Nicht Betroffenen halt blanker Unsinn. Alleine schon weil dies Sachen sind die ich für mich selbst entscheide – ich entscheide welch Schmerz ich bereit bin zu ertragen. Ich war also sauer und enttäuscht. Danach habe ich mich mit dieser Krankheit befasst und meine eigene Befindlichkeit änderte sich. In mir wuchs Verständnis aber auch ein ungutes Gefühl in mir selbst, dass ich in einer Art Warteschleife hänge, da es ja nicht voran geht. Mittlerweile bin ich einfach genervt davon. Die Zeit hat schon längst die größten Wunden geheilt, aber ich weiß halt das es einen Menschen gibt mit dem eine Beziehung seht gut klappen könnte wenn, ja wenn diese Person ihre Krankheit akzeptieren würde. Wir hatten eine sehr innige Beziehung und auch auf einer reiner pragmatischen Ebene klappte es gut – gleiche Interessen und Zukunftspläne meine ich damit. Und dann halt innerhalb weniger Stunden dieser Umschwung. Und dieses Wissen das es nur einer Krankheit geschuldet ist nervt einfach. Denn mir ist eigentlich auch klar, dass ich mit dieser ihrer Krankheit leben könnte. In einer Fernbeziehung kann man ja eigentlich mal ganz gut für eine gewisse Zeit auf Distanz gehen. Jede Seemannsbraut müsste damit Erfahrung haben ;-) In meinen Augen gibt es schlimmeres. Aber wenn der Reflex nun mal Flucht ist bzw. einen Beziehungssuizid zu begehen, dann kann man wohl nicht viel machen.

@Laca und Stern:
Die Ausgangsfrage war ja in diesem Thread bezüglich des Kontakts halten oder aufnehmen. Ich weiß das die fast einhellige Meinung hier ist, dass man möglichst kein Druck ausüben soll und die Betroffenen am besten in Ruhe lassen soll. Ich bin nicht dieser Meinung. Und schon gar nicht bei Betroffenen die nicht in Behandlung sind und / oder ihr „normales“ Leben weiterführen können. Ich meine jetzt auch eher so ein sanfter Druck und nicht das stellen von Ultimaten oder so etwas.
Ich glaube, wir würden diesen Betroffenen einen Bärendienst erweisen wenn wir sie, so wie sie es wollen, einfach in Ruhe lassen damit sie uns gedanklich sterben lassen können. Beziehungssuizid und eine ständige Flucht können ja kein angestrebtes Lebensmodell sein. Wir sind nun mal existent in dieser Welt. Und irgendwie sagt mir meine Intuition das es falsch ist, solch Betroffenen sich in ihrer selbst gebaute Welt oder Realität zurückziehen zu lassen. Wo soll da die Motivation liegen sich in Behandlung zu begeben wenn wir als Angehörige und Partner dies Spiel mitmachen? Von daher ist mein Rat auch unter diesem Aspekt: Ja klar, Kontakt halten – dem (Ex)Partner immer wieder vor Augen führen das man da ist und es gut mit ihm meint – das nicht die Partnerschaft das Problem ist, sondern eine Krankheit.
Kontaktsperre? Niemals! Wir sind keine bösen Menschen und meinen es schlecht mit unseren (Ex)Partnern. Mir ist auch keine Therapieform bekannt, die im Kern dadurch Erfolge erzielt, dass ein Rückzug von nahestehenden Personen heilend ist, das Schweigen anstatt Kommunikation weiterführend ist.
OK, eine Ausnahme sehe ich: Wenn die Beziehung der Auslöser für die depressive Phase ist, dann ist ein Rückzug und die Flucht davor wirklich gerechtfertigt. Aber solche Geschichten laufen ganz anders ab und kommen nicht innerhalb von wenigen Stunden auf einen zu.

Liebe Grüße
Columbia
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Columbia »

Hallo Stern258,

all die Fragen, die Du Dir stellst (Melden oder nicht melden? Was soll bzw. darf ich schreiben? Glaubt der Partner, dass ich desinteressiert bin, wenn ich mich nicht mehr melde? etc.) habe ich mir auch gestellt und stelle ich mir zum Teil heute noch. Nach meiner Erfahrung sind diese Fragen alle schwer zu beantworten, eben weil das Krankheitsbild Depression sehr komplex ist und die Betroffenen Individuen bleiben, die unterschiedlich reagieren.
Mein Partner hat vor ca. 2 1/2 Monaten die Beziehung beendet mit Sätzen, wie sie hier oft zu lesen sind: "Ich bin eine Zumutung für Dich, investiere keine Gefühle in mich, die ich nicht erwidern kann, lebe einfach Dein Leben." Nach dem ersten Schock habe ich versucht, den Kontakt aufrechtzuerhalten, auch weil ich meine Gefühle für meinen Partner, mit dem ich 5 1/2 Jahre glücklich zusammen war, nicht einfach auf Knopfdruck ausschalten konnte. Also habe ich zunächst so alle 8-10 Tage kurze Nachrichten geschickt, auf die sogar kurze, wenn auch unverbindliche Antworten kamen. Das ging alles von mir aus. Erst nach ca. 5 Wochen kam einmal etwas von ihm, worauf ich dann eingegangen bin. Inzwischen haben wir gelegentlich auch persönlichen Kontakt, wobei man keinesfalls von Beziehung sprechen kann, eventuell noch nicht einmal von Freundschaft. Wir haben also Kontakt, wobei jegliche emotionale Themen/Beziehungsthemen ausgespart bleiben, da er darüber nicht sprechen kann, was ich aktuell respektiere. Kontakt ist also da, aber er ist eher unverbindlich. Dass ich für ihn da bin, wenn er mich braucht, habe ich ihm zugesichert.
Natürlich frage ich mich, wie lange ich das so mittragen kann, immerhin hatten wir einmal eine Partnerschaft. Ich gebe Frequent Flyer recht, dass es nicht sinnvoll ist, ein Ultimatum zu stellen, weder sich selbst noch dem Partner. Ich habe für mich festgestellt, dass die Entscheidung, ob ich weiterhin begleiten kann oder nicht, jeden Tag aufs Neue getroffen werden muss. Dazu benötigt man einen langen Atem. Man weiß nie, wie lange er ausreicht und natürlich ist das Ende ungewiss. Wichtig ist es also, dass man sich selbst nicht aus den Augen verliert, sich mit anderen austauscht, Freundschaften pflegt und eigenen Interesssen nachgeht. Wir haben keinen maßgeblichen Einfluss auf den Krankheitsverlauf und das mögliche Ende der Krankheit. Auch wissen wir nicht, wie es danach weitergeht und ob eine gemeinsame Zukunft überhaupt noch möglich ist.
Es ist schwierig, anderen einen Rat zu geben. Aber da Du Deine Freundin liebst, würde ich die Kontaktaufnahme noch einmal versuchen. Wer weiß, warum sie Deinen ersten Brief nicht beantwortet hat? Da kann es viele Gründe geben. Ich würde es also noch einmal (vorsichtig) probieren, auch damit Du Dir keine Vorwürfe machen musst, dass Du es nicht versucht hast. Ich glaube, dass sich Betroffene schon Nähe wünschen, aber dies nicht so zeigen können bzw. ihnen Nähe auch schnell wieder zu viel wird, ohne dass das dem anderen gegenüber böse gemeint ist. Aber ein dickes Fell braucht man als Angehöriger schon. Alles andere wäre gelogen.

Ich wünsche Dir alles Gute!
Columbia
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo FrequentFyler,

Du hast schon sehr viel durchgemacht wie ich lese und es nimmt immer noch kein Ende, das tut mir sehr leid.
Deine Wut und Enttäuschung kann ich sehr gut nachvollziehen, denn genauso ist es mir auch gegangen bzw. geht es mir teilweise jetzt noch, obwohl ich schon viel gelesen habe und versuche die Krankheit bzw. das Handeln der Expartnerin zu verstehen. Auch wir hatten eine sehr inninge Beziehung und Zukunftspläne und von einen auf den anderen Tag soll das plötzlich verschwunden sein?!
Jeden morgen wünschte ich das das alles nur ein Alptraum ist und in Wirklichkeit alles gut ist:(

Ja, da hast du Recht, wir wollen nur das beste für unsere Expartner und ich finde wir haben doch irgendwie auch das Recht zu erfahren wie es ihnen geht. Das Problem ist nur, dass man solange man am Partner festhält und mit ihm/ihr Kontakt hält doch irgendwie hofft das man wieder zusammenkommt und doch nie weiß ob dieser Zeitpunkt je kommen wird.
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo Columbia,

danke erstmal für deinen Rat. Ich werde auf jeden Fall versuchen zu ihr Kontakt aufzunehmen, ich weiß noch nicht wann genau, aber bestimmt bald.
Ich habe ehrlichgesagt ein klein wenig Angst vor ihrer Reaktion.
Ich weiß nicht wie es euch geht aber mir kommt es vor ,dass unsere Partner uns ziemlich schnell "abgeschrieben" haben. Für sie mag es vielleicht zur Zeit das Beste sein, weil sie sich dann auf sich konzentrieren können und keinen zusätzlichen Druck durch eine Beziehung haben, aber mir kommt vor wie es uns dabei geht ist ihnen egal oder vielleicht können sie es sich einfach zur Zeit nicht vorstellen wie es uns dabei geht, wie denkt ihr dazu?

Und ich frage mich auch wie lange ich dann diese Situation, wie du sie hast Columbia, mitmachen möchte. Als dieser sehr unverbindliche, oberflächliche Kontakt zu dieser Person, die man eigentlich liebt, von der aber nichts kommt. Und woher weiß man dann das es dem Expartner vielleicht nicht schon gut geht und er/sie einfach kein Interesse mehr an uns hat?
Wie ihr merkt habe ich noch so viele Fragen, aber mir ist auch bewusst das sie niemand so richtig beantworten kann.

Was mir noch Angst macht, ist dass meine Exfreundin, wenn ich ihr schreibe, antwortet, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben will oder sie sich nicht mehr vorstellen kann, dass wir wieder zusammenkommen.
Einerseits wäre es ja dann endgültig und ich könnte anfangen damit abzuschließen, andererseits weiß ich nicht wie sehr diese Aussage dann wirklich von ihr kommt oder ob es die Krankheit ist.
Juno1203
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Registriert: 1. Mai 2018, 18:41

Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Juno1203 »

Hallo stern, FrequentFlyer, Lacca und Columbia,

ich hoffe es ist ok, wenn ich mir hier so "anhänge". Ich lese auch schon längere Zeit immer wieder mit und habe mich jetzt selbst angemeldet. ich bin auch "Angehörige", mein Freund und ich sind/wären (schwierig, das so zu sagen), jetzt 15 Monate zusammen. Ende Oktober hat er - meiner Vermutung nach - ausgehend aufgrund extremer Schwierigkeiten im Job eine Belastungsdepression entwickelt, die immer und immer schlimmer geworden ist. Er hat aber "beste Voraussetzungen" dafür, wie ich jetzt weiß, er ist Soldat, war zweimal im Einsatz und hat quasi kaum Familie bzw. ein richtig schlechtes Verhältnis und hatte eine beschissene Kindheit. Ich wusste bis dato nichts über Depressionen, hab anfangs viel falsch gemacht, war durch andere Dinge (selbst krank, OP im Dezember etc.) auch sehr belastet. Er ist zwar zu einer Psychologin gegangen, dann auch zum Psychiater und hat (angeblich) auch Medikamente genommen, aber er hat sich seitdem kontinuierlich immer weiter zurückgezogen (haben noch nicht zusammen gewohnt, dies aber geplant). Davor haben wir uns jeden Tag gesehen, am Ende (Februar) waren es nur noch alle zwei Wochen. Wenn er bei mir war, war er fast "normal", er hat dann auch immer viel Nähe gesucht und auch zugelassen. Wir haben beide den Job gewechselt und sind 700km aus unserem Heimatort weggezogen, er, weil er versetzt wurde (aufgrund einer Beschwerde von ihm) und ich, weil ich keine Chance gesehen habe, wenn ich so weit entfernt bin. Er ist definitiv meine große Liebe und mein Seelenverwandter. Und ich bin wirklich nicht naiv in Sachen Beziehung, hatte auch davor Langzeitbeziehungen (letzte 10 Jahre, die wegen seiner Affäre zerbrochen ist). Mit meinem jetzigen Freund hat es vom ersten Tag an perfekt gepasst.
Inzwischen habe ich ihn seit drei Monaten nicht gesehen, der letzte Kontakt von ihm aus ist jetzt 8 Wochen her. Ich habe ihm vor 3 Wochen das letzte Mal geschrieben. Er liest meine Nachrichten sofort oder sehr zeitnah, aber es kommt nichts mehr zurück. Ich habe ihn dazwischen wochenlang in Ruhe gelassen, er weiß, wo wir (ich und unsere beiden Hunde) wohnen und dass er jederzeit willkommen ist und wir auch kein Gespräch führen müssen (wollte ihm den Kontakt ermöglichen und dass er weiß, dass er mir nichts erklären muss). Ich leide selbst sehr, teilweise extrem würde ich sagen. Dazu kommt, dass ich hier im Moment ganz alleine bin. Inzwischen habe ich endlich eine Psychologin gefunden, mit der ich sprechen kann, da ich denke, selbst schon in eine Depression gerutscht zu sein (war auch schon bei zwei Psychiatern aber nehme bislang keine Medikamente).

Aktuell lasse ich ihn in Ruhe. Offiziell sind wir nicht getrennt, wollten aber bis Ende Mai schauen, wie es ihm dann geht ... nur wie, wenn nichts kommt? Ich hoffe einfach immer noch so sehr.

Um ehrlich zu sein beneide ich dich, stern, dass du - wenn ich es richtig verstanden habe - mittlerweise auch "negative" Gefühle zulassen kannst und z. B. genervt bist. Ich kann das leider gar nicht, ich wünschte ich könnte einfach mal wütend sein, aber wie ist man das auf eine kranke Person? Mir würde es sicher helfen, aber da tut sich gar nichts. Stattdessen heule ich jede Nacht und vor allem jeden Morgen. Ich schleppe mich zur (neuen) Arbeit und hoffe, dass es irgendwann besser wird. Vor allem hoffe ich, dass er sich meldet. Ich werde vorerst nichts mehr tun, denn ich habe alles gesagt und getan, was ich konnte. Ich verstehe dieses Gedanken-kreisen um Kontakt aufnehmen oder nicht so gut. Jedes Mal hoffe ich, dass was zurückkommt. Wir haben uns wirklich so sehr geliebt. Er ist ein sehr sehr lieber, fürsorglicher, extrem anhänglicher Mensch. Und jetzt das krasse Gegenteil. ich komme wirklich nicht zurecht damit.

Ich habe leider keinen guten Rat, stern, und ihr anderen, weil ich selbst nicht weiß, was ich tun soll. Aber es scheint sehr viele zu geben, die in genau der gleichen Situation sind.

Liebe Grüße an euch,
Juno
Columbia
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Columbia »

Hallo Stern258,

dass Du unzählige Fragen hast, verstehe ich gut, da es mir genauso ging/geht. Durch die plötzliche Trennung habe ich mich anfangs auch regelrecht verstoßen und zum Schweigen verdammt gefühlt. Es ist grausam, wenn man so plötzlich vor einem Scherbenhaufen steht und damit nun alleine zurechtkommen soll. In den ersten Wochen nach der Trennung und einer ausgiebigen Schweigephase meines Partners hatte ich auch das Gefühl, dass ich "abgeschrieben" bin. Inzwischen hat sich dieser Eindruck bei mir geändert, was allein daran liegt, dass wir bisweilen Kontakt haben und ich ein bisschen mehr weiß, zum Beispiel, dass es ihm nach wie vor nicht gut geht oder er Verschiedenes versucht, um sich selbst aus dem Loch zu ziehen. Das kostet vermutlich unheimlich viel Kraft, die dann wahrscheinlich für eine Beziehung nicht mehr ausreicht. Das ist aber nur eine Vermutung, da er ja - wie gesagt - bis heute nicht über die Trennung sprechen kann, so dass natürlich auch für mich viele Fragen offen bleiben. Eventuell bekomme ich darauf nie eine Antwort.
Was man also wirklich jeden Tag entscheiden muss, ist, ob man bereit ist und die Kraft hat, diesen Weg der Ungewissheit zu gehen. Unsere Partner waren offensichtlich der Meinung, dass wir diesen Weg nicht gehen sollen, weil er uns viele Schmerzen bereiten würde ... also Trennung. Ich habe mich dennoch für den Weg der Begleitung entschieden und alle meine Gefühle (auch negative) zugelassen. Gleichzeitig sorge ich - so gut es geht - für mich selbst, da ich nicht in einen depressiven Strudel gerissen werden möchte. Wie lange ich diesen Weg gehen kann, weiß ich nicht. Für mich ist es wichtig, dass ich das Gefühl habe, selbst zu entscheiden. Denn gerade am Anfang habe ich mich oft passiv und handlungsunfähig gefühlt, und das war gar nicht gut.

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dir vor einer möglichen erneuten Kontaktaufnahme überlegst, was passieren könnte (1. keine Antwort, 2. eine zurückweisende Reaktion, 3. eine unverbindliche, aber freundliche Antwort ...), aber auch, wie Du (!) darauf reagieren würdest (z.B. 1. und 2. Rückzug oder nochmaliger Kontaktversuch zu einem späteren Zeitpunkt?; 3. Aufrechterhaltung des Kontakts in der Hoffnung, dass der Kontakt wieder intensiver wird, oder Rückzug, weil Du vielleicht die Unverbindlichkeit nicht aushalten kannst?) Wenn man solche Fragen im Geiste durchspielt, nimmt man ihnen, so meine Erfahrung, etwas den Schrecken und Du (!) stehst dann wieder im Mittelpunkt ( Was will ich? Was kann ich aushalten und was nicht?), ganz unabhängig davon, was Deine Partnerin denkt oder glaubt.

Ich wünsche Dir, dass Du die für Dich richtigen Entscheidungen triffst.

LG Columbia
Columbia
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Columbia »

Hallo Juno,

ich habe Dir eine "Private Nachricht" geschickt.

LG Columbia
stern258
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Registriert: 26. Apr 2018, 21:26

Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo Juno,
natürlich ist es ok wenn du hier reinschreibst und deine Geschichte erzählst ;)
Auch bei mir war es so das dieses Zurückziehen eher schleichend gekommen ist, und wenn wir uns gesehen haben hat auch sie Nähe zugelassen, auch wenn es nicht mehr so wie am Anfang war.
Glaube mir, ich war auch sehr oft traurig und habe geweint, ist auch jetzt noch so, aber manchmal muss man vielleicht auch wütend sein, weil der Partner einfach so entschieden hat ein Leben ohne uns weiterzuführen. Und ja, gleich danach denke ich mir wieder, sie kann doch nichts dafür, das sind die Depressionen. Also bei mir ist es immer noch ein hin und her meiner Gefühlen.

Ob er sich von sich aus bei dir meldet kann die leider keiner sagen. Ich habe mir am Anfang natürlich auch große Hoffnungen gemacht, dass sie sich von sich aus meldet, aber umso mehr Zeit vergeht, umso mehr schwindet leider auch die Hoffnung bei mir:( Ich möchte ja trotzem um sie kämpfen, aber erzwingen kann ich leider auch nichts wenn sie das nicht will.
Auch ich erkenne meine Freundin nicht wieder,es ist als ob sie ein andere Mensch wäre.
stern258
Beiträge: 17
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Liebe Columbia,
danke für deinen Rat. Ja da hast du Recht, wenn man schon vorher die verschiedenen Szenarien durchspielt, welche passieren könnte und sich darauf vorbereiten wie man dann darauf reagiert ist es wahrscheinlich nur mehr halb so schlimm.

Es freut mich zu lesen, dass dein Partner zumindest ein klein wenig zugänglicher wird und das du dich bewusst dafür entschieden hast ihn weiterhin zu begleiten auch wenn du selbst nicht weißt was noch kommen wird und wie er sich am Ende entscheiden wird, das beneide ich sehr.
Juno1203
Beiträge: 2
Registriert: 1. Mai 2018, 18:41

Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Juno1203 »

Hallo stern,

danke für deine Antwort. Wie gesagt, ich wünschte, ich könnte zwischendurch wütend sein, weil ich glaube, dass es hilft, Abstand zu gewinnen. Ich kann dich gut verstehen, dass die Hoffnung schwindet, das ist bei mir auch so. Ich will es aber einfach nicht wahrhaben, das kann doch nicht sein?
Ich wünsche dir so, dass sie sich meldet, wirklich. Jedes Mal, wenn ich Kontakt zu ihm aufgenommen habe, habe ich mich vor der Reaktion auch gefürchtet. Ich dachte beispielsweise häufig, er "blockiert" mich z. B. bei WhatsApp. Auf der anderen Seite, warum sollte er - oder auch sie bei dir - das tun? Die wahrscheinlichere Reaktion ist, dass eben gar nichts kommt. Gerade wenn man zuvor eine so innige Beziehung hatte, ist das einfach nicht zu glauben.

Gleichzeitig denke ich mir oft, es muss ihm sehr schlecht gehen, auch aktuell. Weil - wenn es ihm besser gehen würde, auch ohne mich - dann hätte er wahrscheinlich doch auch die Kraft, es mir einfach zu sagen. Daher denke ich, es gibt - auch bei dir - schon Hoffnung, die Frage ist nur, wie lange hält man diese Ungewissheit aus? Wahrscheinlich wäre es gesünder für einen selbst, direkt einen Schlussstrich zu ziehen.

Ich schicke dir herzliche Grüße!

Alles Liebe,
Juno

P.S: COLUMBIA: Ganz lieben Dank, ich antworte dir auch per PN!
stern258
Beiträge: 17
Registriert: 26. Apr 2018, 21:26

Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo Juno,

lass es ruhig mal zu wütend zu sein. Und es ist ganz wichtig (ich weiß es wurde schon so oft erwähnt, aber man kann es ja nicht oft genug sagen;) ) , dass du dich um dich selbst kümmerst. Ich weiß es ist leichter gesagt als getan, aber mir hilft es z.B. Sport zu machen, da denke ich zumindest für eine Stunde nicht daran. Natürlich hilft das nicht immer aber meistens. Und nur wenn es dir selbst gut geht, kannst du auch besser für deinen Partner da sein.

Wahrscheinlich hat er einfach wirklich nicht die Kraft dazu dir zu antworten, aber er wird sie sicher registrieren. Und ich denke, wie du auch schon geschrieben hast, wenn es ihm wirklich gut gehen würde und er dich nicht mehr in seinem Leben haben möchte, dann würde er das sicher schreiben.
FrequentFlyer
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Registriert: 23. Dez 2017, 02:20

Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von FrequentFlyer »

Hallo ihr Lieben!

Seit dem ich das letzte mal hier mitgelesen und geschrieben habe vor ein paar Tagen ist ja viel passiert, bzw. geschrieben worden. Da muss ich doch auch noch mal meinen Senf dazu geben. Ich finde der Vorteil des Schreibens hier ist einfach das es eigene Gedanken strukturiert und auch durchaus in ein gewissen Maße dadurch das Gedankenkreisen beendet. Irgendwie ist das was ich niedergeschrieben habe für den Moment zumindest weg. Man muss ja schließlich ein Standpunkt finden.

Stern hat unter anderem angesprochen das er bei einer Kontaktaufnahme Angst vor der Reaktion hat. Ich glaube solch eine Angst muss man nicht haben. Klar kann die Reaktion schroff sein und man bekommt mitgeteilt das der (Ex)Partner nie wieder etwas mit einem zu tun haben will. So ist es mir ergangen. Zwei Wochen später wollte sie mich dann treffen nach einer Nachricht von mir und ich bekam live ihre Zerrissenheit mit. Also auf so etwas muss man sich einstellen. Wir haben es nun mal mit Menschen zu tun die nicht „gesund“ (was auch immer das heißt) reagieren. Sonst stünden wir ja nicht da wo wir stehen. Betroffene sagen nun mal Sachen die sie später bereuen.
Also keine Angst vor einer Kontaktaufnahme. Wenn ich alle paar Wochen Kontakt aufnehme dann sehe ich dies eher als ein Art Testballon. Wie soll ich denn sonst mitbekommen ob sie noch in ihrer Episode steckt? Wie schon gesagt, ich erwarte aus Scham keine Kontaktaufnahme von ihrer Seite aus.

Ja Juno, der Unterschied ist einfach das bei „normalen“ Trennungen man entweder alles versucht hat oder man wurde enttäuscht und entwickelt durchaus auch Hass. Das ist der erste Schritt für eine Trennungsbewältigung. Hier ist dies halt nicht so. Du kannst nicht einmal so richtig böse sein – der Partner ist ja krank. Und diese verharren in einer Warteschleife und warten auf das Ende der Episode nervt mich einfach nur noch. Ganz zu schweigen das ich nicht weiß was nach der Episode geschieht.
Bei mir selbst schwindet immer mehr die Hoffnung, solange sie sich selbst nicht in Behandlung begibt. Eine Behandlung ist dabei ja auch noch keine Garantie. Es wäre zumindest ein Schritt der aus der Stagnation führen kann.

Aber was mich einmal interessieren würde – speziell von Betroffenen. Gibt es denn überhaupt den Fall, dass man nach einer schweren depressiven Episode sich wieder mit Menschen eingelassen hat, zu denen man den Kontakt abgebrochen hat?

LG
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo FrequentFlyer,

mir geht es auch meistens besser nachdem ich hier reingeschrieben habe, es tut auf jeden Fall gut seine Gedanken mal niederzuschreiben und dann damit nicht so alleine zu sein.

Danke, das nimmt mir ein bisschen die Angst davor, von ihr eine Zurückweisung zu bekommen. Es hilft meiner Meinung nach viel, wenn Angehörige schreiben, wie sie sich ihren Partner oder auch Expartner gegenüber verhalten bzw. was man vielleicht erwarten darf oder was nicht. So kann man auch selbst seine Erwartungshaltung anpassen und ist dann nicht so enttäuscht wenn man mal keine Antwort oder nicht die Anwort, die man sich erhofft hat, bekommt:)

Das würde mich auch interessieren, vielleicht gibt es ja jemanden, der diese Situation schon einmal gehabt hat?
Und es wäre auch mal schön, wenn Angehörige, welche in derselben Situation waren wie wir jetzt, berichten würde wie es bei ihnen ausgegangen ist. Vielleicht gibt uns das ein wenig Hoffnung.
Aber ich nehme mal an, diejenigen, bei denen es gut ausgegangen ist, werden wohl keinen Grund mehr haben hier wieder einmal reinzuschauen:)
Katerle
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Katerle »

stern258 hat geschrieben:Hallo,

ich bin neu hier und möchte nun auch meine Geschichte erzählen bzw. euren Rat hören.
Habe schon einige Wochen hier still mitgelesen, was mir viel geholfen hat, da ich bemerkt habe das ich mit dieser Situation nicht alleine bin.

Möchte nicht meine ganze Geschichte erzählen, sondern habe da eher eine Frage an euch bzw. suche euren Rat. Vielleicht nur kurze Fakten. Wir wären seit bald 2 Jahren ein Paar und waren auch sehr glücklich. Ich liebe sie über alles und ich weiß, dass sie es auch tut, nur leider gerade in ihrer depressiven Phase nicht spürt, weshalb sie sich vor 7 Wochen ganz plötzlich von mir getrennt hat. Seither haben wir gar keinen Kontakt, ich wollte ihr ihre Ruhe und die Zeit die sich für sich braucht geben. Vor ca. 3 Wochen habe ich ihr einen Brief geschrieben, dass sie sich immer bei mir melden kann,sie mir wichtig ist, also nichts wo ich denke dass sie es unter Druck hätte setzen können. Habe darauf bis heute noch keine Antwort bekommen. was ich natürlich auch nicht erwartet, aber trotzdem gehofft habe.

Und jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen. Ich vermiss sie einfach so sehr und würde ihr gerne einfach mal schreiben und fragen wie es ihr geht oder was sie macht.
Andererseits will ich sie nicht unter Druck setzen und Ihr ihre Zeit geben. Ich glaube immer noch daran, dass wenn es ihr wieder gut geht, sie sich auch bei mir melden würde. Aber ich weiß das das noch lange dauern kann und dann denke ich mir immer, was wenn sie dann denkt dass ich mich nie nach ihr erkundigt habe und daraus schließt das ich nichts mehr mit ihr zu tun haben möchte und sich dann deshalb nicht mehr meldet, oder sie sich nicht traut weil sie zu viele Schuldgefühle mir gegenüber hat.

Soll ich ihr also einfach mal ganz ohne Hintergedanken schreiben oder es lieber lassen und warten bis sie auf mich zukommt?
Freue mich über jede Antwort, auch gerne von selbst Betroffenen, wie würdet ihr darüber denken? :)
Hallo stern,

ersteinmal herzlich Willkommen hier.

Natürlich ist es auch wichtig, ihr Zeit zu geben. Aber nicht zulange warten und ihr schreiben, wie sehr du sie vermissst. LG Katerle
Katerle
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Katerle »

Hallo FrequentFlyer und stern, sowie die anderen

bei mir war es so, dass alles mit der Beziehung bei uns gut angefangen hatte, wir verliebt waren und später auch Kinder hinzukamen. Natürlich kamen auch Probleme hinzu, jeder brachte Erfahrungen mit in die Beziehung. Arbeit hatten wir auch und es ging uns gut. Es kippte dann alles und es kamen auch noch weitere Probleme hinzu, wie z.B. mit der Sm usw. Ich hatte das Gefühl, als kam ich in unserer Beziehung nicht so zum Zuge. Meine Meinung zählte nie... Jedenfalls tat mir meine Beziehung nicht gut und als ich dann krank wurde, wurde alles noch viel schlimmer und mit mir wurde nicht gut umgegangen, obwohl ich mein Zeug trotz allem machte, mit der Krankheit. Irgendwann war das Maß voll und ich fasste einen Entschluss, trennte mich räumlich. Ich hatte auch Angst vor seiner Reaktion und ich ließ mir was einfallen. Es klappte, allerdings wusste ich auch nicht, wie er drauf reagieren würde. Ich brauchte den Abstand und wir hielten auch weiter Kontakt. Meiner Sm erzählte ich nichts davon, hielt ich für besser. (da sie mich eh nie verstanden hätte).

Und mit der Zeit verbesserte es sich, wie mit mir umgegangen wurde. Natürlich nicht gleich von heute auf morgen. Das zeigte mir, dass mein Weg richtig war, den ich eingeschlagen hatte, vor einigen Jahren. Heute verstehen wir uns besser und das zählt ganz einfach. Kinder gehen eigene Wege.
Was ich damit sagen will, auf Abstand zu gehen bedeutet nicht gleich Scheidung.

Liebe Grüße
Katerle
Laca55
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Laca55 »

Hallo Katerle,

vielen Dank für deine Worte. Natürlich macht uns das als Angehörige schon etwas Hoffnung, dass ein Auszug nicht gleich das Ende bedeutet. Wie viel Kilometer wart ihr damals von einander getrennt? Aber die Angst bleibt trotzdem, dass man sich von einander entfernt, wenn erst einmal die räumliche Trennung da ist. In meinem Fall wären es dann um die 200 km. Ich möchte gern positiv denken und die Hoffnung nicht aufgeben, dass wir uns irgendwann wieder annähern werden. Wie schon erwähnt, die Liebe ist auf beiden Seiten sehr stark ausgeprägt. Doch leider ist es für meine Exfreundin aktuell durch ihre Krankheit nicht möglich, eine Beziehung zu führen. Wir haben es die vergangen Monate immer wieder versucht, uns wieder anzunähern etc. Doch immer wieder rutschte sie in den Druck- und Stressmodus und das tat ihrer Psyche nicht wirklich gut. Wie dies zukünftig sein wird, wenn sie durch den Abstand auch wieder regenerieren und zur Ruhe kommen kann, weiß ich im Moment nicht. Ich empfinde es als sehr tragisch, wenn sich zwei Seelen begegnen, die füreinander gemacht sind, am Ende doch keine Chance auf ein gemeinsames Leben haben....

Viele Grüße

Laca
Katerle
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Katerle »

Hallo Laca,

naja nicht viele Kilometer, ca. 20. Aber immerhin. Kann deine Angst nachvollziehen, mir ging das ja auch nicht anders und dann diese Ungewissheit, wie es ausgehen wird. Ne Neue hatte und wollte er nicht (ich auch nicht nen anderen). 200 km ist schon ne weite Entfernung. Ist aber die Liebe von beiden Seiten her stark ausgeprägt, werdet ihr auch diese Hürde meistern. Nur sie allein kann erfahren, wie es ihr mit dem Abstand geht. Deshalb gib die Hoffnung nicht auf. Wahre Liebe scheitert nicht an der Entfernung.

VLG Katerle
Laca55
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Laca55 »

Hallo Katerle,

die aufbauenden Worte tun gut. Danke. Ja, aktuell steht bei ihr alles auf Zeichen Flucht. Nur ganz schnell weg von alledem hier. Du hast Recht. Nur sie allein kann erfahren, was der Abstand in ihr bewirkt. Aber die Frage stellt sich mir natürlich auch. Wie wird der Kontakt auf diese große Entfernung hin funktionieren? Will sie ihn dann überhaupt? Ich weiß, dass ich mich ihr nicht aufdrängen sollte und werde meine Füsse still halten und hoffen, wenn sie dann etwas zur Ruhe gekommen ist in der "neuen Heimat", auch den Kontakt zu mir sucht. Ich bin innerlich so hin und her gerissen. Ich kann es gar nicht genau beschreiben. Mein Verstand sagt, der Abstand zueinander wird uns beiden gut tun, so kann sich jeder wieder auf sich selbst konzentrieren. Aber mein Herz vermisst sie jetzt schon wahnsinnig sehr und dabei ist sie noch gar nicht weg. :-(

Viele Grüße

Laca
Katerle
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von Katerle »

@ Laca

Mit der Flucht kannte ich.
Verstehe deine Fragen. Wir sahen uns nur am Wochenende und wenn ich mehr Abstand wollte, dann hatte ich ihn mir ermöglicht. Das war auch für ihn kein Problem.
Drücke euch die Daumen, dass sie dann den Kontakt zu dir sucht. Glaube ich dir gern, dass du hin- und her gerissen bist und du sie vermisst.

LG Katerle
stern258
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Re: Wieder Kontakt aufnehmen?

Beitrag von stern258 »

Hallo Katerle und Laca,

@Katerle. Danke für deine Worte, sie geben wenigstens ein wenig Hoffung das es wieder besser werden kann.

@Laca. Ich verstehe deine Sorgen sehr gut, mir geht es ja auch nicht anders. Nur war es bei uns so, dass wir uns immer nur am Wochenende sahen und auch über 200km auseinander wohnen. Und trotzdem waren wir super glücklich und es hat alles gut funktioniert. Natürlich verstehe ich, dass du Angst hast, dass ihr euch dadurch voneinander entfernt und es ist ja anders, weil ihr schon zusammen gewohnt habt und dann plötzlich so weit voneinander entfernt seid. Aber was ich dir sagen kann ist, dass es an der Distanz sicher nicht scheitern wird. Warum dann der regelmäßige Kontakt nicht da ist, hat ja einen anderen Grund und vielleicht tut es ihr ja gut das sie sich nur auf sich konzentrieren kann. Und dann könnte ich mir schon vorstellen, dass ihr euch auch wieder annähert:)
Ich hoffe es wirklich sehr für sich, ich merke das du sie wirklich liebst und auch wie du schreibst Seelenverwandte seid. Denn so ist es bei mir auch.
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