Gegenteil von "Trauma" / "traumatisiert"

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sam1960
Beiträge: 142
Registriert: 10. Okt 2014, 11:48

Gegenteil von "Trauma" / "traumatisiert"

Beitrag von sam1960 »

Ich habe mal eine Frage zum Thema Trauma/traumatisiert sein.
Dies ist vielleicht eine Frage, die nur eine Fachmann/Fachfrau beantworten kann.
Was ein Trauma ist, das dürfte hinreichend bekannt sein.
Aber wie nennt man das Gegenteil von Trauma/traumatisiert sein, falls es den Begriff überhaupt gibt. "ANTI-Trauma" ?

Wenn man etwas erlebt, z.B. ein Ereignis, dass einen so bewegt, dass man nicht mehr davon los kommt, dass einen richtig süchtig macht, dass man am liebsten wiederholen würde.
Dass die Gedanken ständig um dieses Ereignis kreisen.


Mir ergeht es z.B. so, wenn ich Urlaubsbilder sehe, dann kommen Erinnerungen hoch, dann bin ich quasi „ANTI-traumatisiert“ wenn ich mal den Begriff erfinden darf.

Ich könnte manchmal heulen, dass ich nicht dort bin, so wie ein Drogensüchtiger der seinen nächsten Schuss braucht.

gibt einen Begriff dafür?

Und wer hat ähnlich Gefühle/Erlebnisse?

Mein „Trauma“ ist die Gegenwart, in der mir alles über den Kopf wächst. Alles ist irgendwie stressig
Ich habe aber nicht die Kraft einen Therapeuten aufzusuchen, weil mir das als zusätzlicher Stress vorkommt.
Dass ich mich vor dem Therapeuten „rechtfertigen“ muss, über meine Gefühle.
Ich hatte schon vor geraumer Zeit einige Therapeuten.
der letzte hat mich aber durch seine Äußerungen regelrecht traumatisiert,
er sagte er könne mich für das Problem nicht krankschreiben, ich müsste das am Arbeitsplatz abklären, weil das Problem auch dort entstanden ist.
Ich fühle mich unverstanden, erniedrigt, gedemütigt von seiner Äusserung, als wäre ich ein Simulant, ein Spinner, der sich ein paar zusätzliche Urlaubstage mittels Krankmeldung erschleichen wollte.
Wie soll ich den Ärzten vertrauen, Termine sind (gefühlt) im Jahre 2030 zu haben, und bis dahin heißt es „durchhalten“ aber woher die Kraft nehmen, wenn die Akkus nun endgültig leer sind? Und welcher Arzt wird mich WIRKLICH verstehen, mir nicht wieder ein paar Sitzungen verpassen, die mir beisher nicht weitergeholfen hatten.

Viel "BLa-bla" das meine Akkus nicht wirklich auffüllen kann. :(
Entscheidungen sind schwer, sie können Dich in den Himmel heben oder in die Hölle stürzen lassen.
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Gegenteil von "Trauma" / "traumatisiert"

Beitrag von Simone80 »

Hallo Sam 1960,

ich glaube ich weiss ein wenig, was Du meinst. Es gibt dafür wahrscheinlich keinen Begriff, weil das wohl eine sehr individuelle Sache ist. Aber ich kenne dieses Gefühl. Bei mir sind es eher Tagträume, die bei mir solche Gefühle auslösen. Manchmal auch Geschehnisse in der Vergangenheit. Ich habe auch das Gefühl, dass meine Tagträume manchmal eine Sucht sind. Obwohl mein Alltag eigentlich gar nicht so unerträglich ist. Aber ich habe schon in der Kindheit gelernt, mich durch Tagträume durch schwierige Situationen zu bringen. Als Kind gab es ja keinen anderen Ausweg, man war den Eltern ja so ausgeliefert. Und ohne dies richtig zu verstehen, habe ich dieses Verhalten bis zum heutigen Tag beibehalten. Und dies wurde mir auch zum Verhängnis und hat zum entstehen meiner Depression beigetragen. Diese Tagträume sind also nicht wirklich ein erstrebenswertes Verhalten, wie bei jeder Sucht ist eine krankhafte Seite dabei. Mir hilft es, mich auf die kleinen Dinge des Alltags zu konzentrieren, durch Meditation versuche ich zwischendrin, mich in die Gegenwart zurückzuholen. Aber ich denke auch, dass ich diese Tagträumerei nicht mehr richtig los werde, ich kann nur lernen, öfter Pausen einzulegen. Und dadurch dass ich Kinder habe, habe ich auch einen guten Grund, in der Gegenwart zu leben. Ich möchte mich einerseits später an die schönen Momente mit ihnen erinnern, andererseits möchte ich auch als Mutter für sie da sein.

Du schreibst, dass Dir in der Gegenwart alles über den Kopf wächst. Dieses Gefühl kenne ich auch und es wird dann aber besonders schlimm, wenn ich mich extrem lange in meinen Tagträumen aufgehalten habe. Ist so wie eine Nebenwirkung einer Droge. Natürlich ist es schwierig durchzuhalten, wenn der Alltag sehr stressig ist. Hast Du die Möglichkeit, Dir irgendwie anders eine Auszeit zu nehmen? Oder den Job zu wechseln? Oder irgendeine andere Veränderung in Deinem Leben vorzunehmen?

LG Simone
Gertrud Star
Beiträge: 3441
Registriert: 30. Jun 2014, 19:09

Re: Gegenteil von "Trauma" / "traumatisiert"

Beitrag von Gertrud Star »

Hallo,

falls es wirklich um Tagträume gehen sollte, das kenne ich auch sehr gut.
Ich für mich würde das nie ganz abstellen wollen, denn im gewissen Rahmen tut es ja gut.
Vielleicht kommt es wie bei vielen nützlichen und schönen Sachen auf das Maß an, und wie man es nutzt. Wo man besser bei der Sache ist, weiß man ja eh, z.B. beim Straßenverkehr.
Früher von Muttern kam da ja immer so eine harte enttäuschte Aufforderung, dass ich das Träumen nicht tun soll, öfters viel zu schnell und zu hart.
Kinder freuen sich bestimmt über gute Geschichten, wenn auch manchmal etwas geflunkert wird :)

LG Gertrud
Simone80
Beiträge: 121
Registriert: 1. Apr 2018, 20:54

Re: Gegenteil von "Trauma" / "traumatisiert"

Beitrag von Simone80 »

Hallo Gertrud,

ich möchte auf meine Tagträume auch nicht verzichten, kann ich auch gar nicht. Momentan drehen sie sich aber leider häufig um das selbe Thema welches meine Depressionen nur noch anfeuert. Aber ich habe auch gelernt, dass ich die Tagträume steuern kann und dass sie mir auch etwas sagen wollen. Über sie kann ich erfahren, was ich mir momentan gerade wünsche, was mir fehlt oder guttun würde. Trotzdem habe ich manchmal das Gefühl, dass ich meinen Alltag "verträume", und das finde ich meiner Kinder wegen eher schade.

Simone
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