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Jeder merkt es mir an

Verfasst: 1. Apr 2018, 16:23
von Marlinchen
Hallo liebe Forum-Nutzer:)

meine Ärztin hat eine mittelschwere Depression bei mir diagnostiziert, bisher habe ich allerdings keinen Psychotherapeuten gefunden, da die meisten in der Umgebung keine Patienten mehr aufnehmen. Derzeit warte ich außerdem auf die Antwort der Krankenkasse bezüglich einer Reha.

Ich habe jetzt schon von mehreren Leuten gehört (unter anderem Freunden und meiner Yogalehrerin), dass man es total anmerkt, dass ich eine Depression habe. Das liegt nehme ich an an meinem Blick und an meinem schussligem Verhalten generell. Das macht es für mich umso schwerer raus zu gehen und mich mit Freunden oder Bekannten zu treffen, deshalb mache ich oft alleine etwas, was aber ja auch nicht gerade gut ist in einer depressiven Phase.

Ich musste im November leider mein Architektur Studium in Weimar abbrechen, eigentlich hat dort alles gepasst, von der Uni her und den Leuten her auch. Ich hab mich selbst allerdings irgendwann als seltsam wahrgenommen, konnte plötzlich nicht mehr an Gesprächen teilnehmen, mich im Arbeitsraum nicht konzentrieren, weil es so laut war und ich mir selbst so einen Druck mit der Arbeit gemacht habe.

Nun habe ich ein Urlaubssemester und bin vorübergehend zuhause bei meinen Eltern. Seitdem ist es aber leider schlechter als besser geworden.
Ich bin zunehmend verwirrt und weiß einfach selbst nicht wie es dazu kam und was der Auslöser war. Zurückblickend habe ich aber festgestellt, dass es schon lange vorher so war, dass ich am Tag nicht viel geschafft habe und schon länger nicht mehr ich selbst bin und auch das mit der Freudlosigkeit ist schon länger so. Ich besuche an Wochenenden öfters Freunde, aber selbst das hat meine Stimmung nicht verändert und ich war nicht richtig bei der Sache. Es ist traurig so wenig genießen zu können...

Ich weiß momentan einfach nicht was ich tun soll. Ich merke, dass mir hier bei meinen Eltern die vertrauten Freunde fehlen und es generell nicht besser wird, gerade vor meinen Eltern ist es mir auch unangenehm...Ich stell mir immer die Frage: was soll ich tun? Vorübergehend zu einer guten Freundin ziehen? Versuchen ein Praktikum zu finden? oder hier bleiben?
Und ich komme einfach zu keiner Lösung-und was mein Gefühl sagt ist auch schwierig herauszufinden.

Aber kennt ihr die Angst rauszugehen weil dir jeder ansieht, dass du anders bist als sonst?

Und alle aus meiner Familie fragen andauernd, und was machst du jetzt so? Wie wirst du weitermachen?
und ich fühle mich immer so schlecht, weil ich immer nur sagen kann "ich weiß es noch nicht".

Ich würde so gerne wissen wie es mir besser gehen könnte. Ich möchte mich nicht mehr so verzweifelt zuhause verstecken.

Ich habe auch schon oft über ein Praktikum nachgedacht. Das Ding ist, dass ich genau weiß wie unkonzentriert und schusselig ich zurzeit bin. Da traue ich es mir gar nicht zu irgendwo etwas anzufangen.

Ich hoffe, dass es mit der Reha klappen wird, wenn nicht weiß ich allerdings nicht was richtig ist...

Habt ihr einen Tipp ? Entscheidungen fallen so schwer- aber ich sollte auf jeden Fall etwas tun!

Re: Jeder merkt es mir an

Verfasst: 1. Apr 2018, 20:01
von BunteWolke
Liebe Marlinchen,

vieles, was du beschrieben hat, kenne ich von mir sehr gut.
So weiß ich auch, dass ich mich nicht "vergraben" darf, aber oft habe ich bereits vor dem Treffen mit Freunden oder dem Besuch einer Veranstaltung schon Bauchschmerzen. Früher bin ich deshalb oft dann zu Hause geblieben. Heute sage ich mir: ich gehe da jetzt hin und wenn ich merke, es geht nicht, dann gehe ich wieder! So hatte ich gerade erst letzten Donnerstag einen wunderschönen Abend mit meinen Freundinnen, obwohl mein "Kopf" mir eigentlich vorher sagte, ich solle doch lieber zu Hause bleiben.
Ich mache mir da selbst oft einen unheimlichen, ungesunden Druck! BunteWolke - du MUSST raus, sonst geht alles wieder von vorne los, willst du das? Oder, es kann doch nicht so weiter gehen, ändere was.

Aber es gibt nun mal Tage, da weiß ich nicht, ob ich einen Tee oder einen Kaffee möchte. Wie soll ich da Entscheidungen treffen, die von Bedeutung sind? So wie du überlegst, ob du ein Praktikum machen solltest oder wie es überhaupt weitergehen soll.

Und dann ist da ja noch der Druck von "außen" - bei dir die Familie, die fragt.
Bei mir ist es mein Mann, der angst um mich hat und mir sagt, mein Verhalten erinnere ihn an 2012 und er macht sich Sorgen, dass alles von vorne losgeht.
Mit diesem Satz setzt er mich unter Druck - denn ich weiß selbst, dass es mir gerade nicht so gut geht. Und dann setze ich meine Maske auf und verstelle mich, statt mich mit der Situation und meinen Gefühlen auseinander zu setzen.

Was hat denn deine Ärztin dir nach der Diagnose empfohlen, wie unterstützt sie dich?
Die "Krankheit" einfach aussitzen - das funktioniert ja nicht. Ist kein Schnupfen, der vorüber geht.
Hast du dich bei deiner Krankenkasse erkundigt, wie weit sie dich bei der Therapieplatz-Suche unterstützen können? Soweit ich das noch weiß, gibt es eine Möglichkeit sich erst mal Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen, der nur Privat behandelt, wenn man nachweist, dass X Anrufe bei zugelassenen Therapeuten keinen Erfolg brachten. Ich habe das damals selbst bezahlt, weil ich keine Kraft hatte, weiter zu telefonieren oder um Rat zu fragen. Allerdings hatte ich da schon die Einweisung meiner Ärztin für eine psychosomatische Klinik, wartete nur auf einen freien Platz.

Liebe Grüße
BunteWolke