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Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 14. Mär 2018, 20:41
von marie711
Hallo zusammen, ich bin heute zum ersten Mal überhaupt in einem Forum.

Ich bin hier, weil ich jemanden suche der meine Situation verstehen kann. Dem ich nicht erklären muss was in mir vorgeht, was eine Angstspirale ist oder warum ich gewisse Dinge gerade nicht hören, tun oder lesen kann.

Ich bin 25 Jahre alt und stecke seit einigen Monaten in einer Depression.
Ich habe starke Ausbrüche in denen ich von jetzt auf gleich sehr stark anfange zu weinen und nicht so leicht wieder aufhören kann.

Im letzten Jahr ist sehr viel in meinem Leben passiert, dass mich viel Kraft gekostet hat und dann habe ich einfach den Boden unter den Füßen verloren und mich total vergessen.

Ich weiß auf einmal nicht mehr wer ich bin.

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 14. Mär 2018, 21:20
von DeaStern
Liebe Marie.

Fühle Dich willkommen in diesem Forum.
In diesem Forum können Dich meines Erachtens nach so gut wie alle verstehen, da wir alle mehr oder weniger mit dieser Krankheit konfrontiert gewesen sind oder noch immer sind.
Es wäre sehr hilfreich von Dir, wenn Du ein wenig näher beschreiben würdest was Du genau suchst, Zuhörer (Leser) die Dich einfach nur verstehen oder Menschen, die sich mit Dir austauschen, oder Rat, falls Du was am Herzen hast...

Liebe Grüße, Andrea

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 14. Mär 2018, 21:26
von marie711
Ich weiß eigentlich nicht so recht was ich hier mache oder was ich hören will bzw. lesen.

Ich habe das Gefühl in mir schlummern so viele Gefühle, das mein Körper nicht mehr weiß wohin damit. Ich habe gerade vor einfach allem Angst. Ich stecke in Angstspiralen und weiß nicht wie ich da alleine wieder raus komme. Oder wie ich mit einer Panikattacke umgehen soll wenn niemand da ist um mich daraus zu holen. Ich habe einfach ganz große Angst vor dem Alleinsein.

Mein Umfeld kann meine Ängste nicht so gut verstehen und mir daher auch nicht so recht helfen.

Vielleicht wäre es hilfreich zu hören wie ihr damit umgeht.

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 14. Mär 2018, 21:49
von DeaStern
Liebe Marie.

Unter "Ist Panikattacke wirklich vermeidbar?" von Karel gibt es schon einige Hinweise darüber, wie man mit der Panik umgehen kann. In ein paar anderen Threads auch.
Ich glaube, dass Du dort vielleicht was findest was Dich im Moment ein wenig beruhigen kann.

Ich kann aus Deinem Schreiben nicht herauslesen, ob Du in der Therapie bist, ob Du Medikamente einnimmst, ob Du eine professionelle Hilfe in Anspruch genommen hast.
Falls das nicht der Fall ist, bitte geh so bald wie nur möglich zum Arzt. Mit so einer Angst leben zu müssen ist die Hölle, so alleine kann man ohne Unterstützung nicht rausfinden.

Tut mir echt voll und aufrichtig leid, dass Du mit Dir so viel kämpfen musst, dass Dich die Angst so erdrückt.

Es ist wirklich in Ordnung, wenn man nicht so genau weiß weshalb man hier ist. Es geht vielen so bis was entsteht, bis man eine Orientierung bekommt.

Es ist auch voll in Ordnung, wenn man einfach mal alles aufschreibt was da ist, einfach alles rauslässt, falls Du das Gefühl hast, dass Dir das helfen könnte. Mir hat so was geholfen, indem ich versucht habe alles in Worte zu fassen. Nur hab ich dabei Hilfe gehabt, aber vielleicht hilft es Dir, wenn Du es einfach mal niederschreibst so wie jetzt.
Ansonsten geh bitte zum Arzt. Du hörst Dich gar nicht gut an. Wenn man in einer kurzen Lebensphase viel verkraften muss und dann nichts tut, weil man sich vergisst, weil einfach alles zu viel ist, das kann man keinen Boden unter den Füße mehr haben, voll verständlich.

Was immer Dir einfällt, worüber immer Du reden magst, schreib einfach.

Ganz viel Kraft wünsche ich Dir, liebe Grüße, Andrea

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 15. Mär 2018, 10:30
von marie711
Danke für deine Worte.

Ich war beim Arzt, bei meinem Hausarzt der mir Medikamente verschrieben hat.
Und Gott sei Dank kann ich zu einer Ergotherapie gehen. Ohne die wüsste ich wirklich nicht was ich machen soll.

Ich würde gern mehr Unterstützung bekommen, durch eine Therapie oder eine Reha, aber das dauert alles so furchtbar lange bis man da überhaupt mal Hilfe bekommen kann.

Es fällt mir schwer von mir zu erzählen und meine Gefühle in Worte zu fassen. Ich bin schon immer recht verschlossen rede nicht viel über mich. Ich mache alles mit mir selber aus.

Eigentlich schäme ich mich dafür das es mir so schlecht geht, denn ich habe ein schönes Leben.
Ich habe eine tolle Wohnung, einen netten Freund und Eltern und Freunde die versuchen für mich da zu sein. Ich habe sehr Glück in meinem Leben und dennoch geht es mir schlecht, das kann ich selber nicht so richtig verstehen.
Ich komme aus dem sozialen Bereich, daher weiß ich genau wie schlecht es anderen Menschen geht. Wie Menschen mit Krankheiten umgehen müssen oder Schicksalsschlägen und einfach so viel Kraft haben das alles durchzustehen.
Und ich sitze hier und heule!

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 15. Mär 2018, 10:37
von Huhu-Uhu
Huhu marie,

ich möchte dir gar keinen ellenlangen Text schreiben, nur zu diesem "es müsste mir eigentlich gut gehen".

Eine Depression ist lieder nicht sichtbar oder "messbar", das macht sie so abstrakt und man kann sie nicht richtig greifen. Würden wir dabei im Rollstuhl sitzen oder bettlägerig sein, wäre es einfacher für einen selbst und für andere das Handicap zu sehen. Ich denke, das tut auch das seine dazu, dass es so schwer ist damit umzugehen.

Aber versuch mal dir vorzustellen, dass du bei jeder Panikatacke, bei jedem Gedankenkarussell und jedem down sozusagen geistig blutest und eine Verletzung davon trägst... Nein, es ist eben NICHT "eigentlich alles in Ordnung", und das dürfen wir uns auch eingestehen.

Fühl dich gedrückt!

Ganz liebe Grüsse, Huhu-Uhu

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 15. Mär 2018, 11:20
von DeaStern
Liebe Marie.

Ich würde an Deiner Stelle trotzdem versuchen eine Therapie oder Reha zu bekommen, egal wie lang es dauert bis man dran kommt. Von alleine werden die Panikattacken nicht weggehen, leider. Du hast in der Zwischenzeit die Medikamente und die Ergotherapie und vielleicht kannst Du die Zeit ein wenig damit überbrücken, indem Du hier schreibst, vielleicht hilft Dir das.
Bei uns in Österreich ist die Wartezeit so um ein Jahr bis man einen Platz bekommt. Ich bin aber schon nach zwei Monaten dran gekommen. Vielleicht lag es daran, dass ich mein Krankheitsbild so genau wie nur möglich beschrieben habe, ich glaube schon. Vielleicht versuchst Du es so, ich weiß aber nicht, ob das eine Rolle spielt.

Sich mitzuteilen ist ein Lernprozess und so wie Dir geht es wirklich vielen Menschen. Es ist unglaublich schwer Gefühle in Worte zu fassen. Das haben wir als Kinder nicht gelernt, woher sollen wir es dann wissen? Das kommt mit der Übung.

Liebe Marie, sich wegen dem zu schämen das man krank ist, ist voll verkehrt wenn Du mich fragst. Aber ich weiß was Du damit meinst, ich kenne es von früher auch. Es dauert bis man sich damit abgefunden hat.
Und sich mit anderen Menschen zu vergleichen hat noch weniger Sinn.
Ich höre es immer wieder, sobald jemand gehört hat was ich erlebt habe, dass er oder sie dann sagen, dass ich so viele schlimmen Sachen (Verlust der Tochter, schwere Misshandlungen in der Kindheit) erlebt habe und sie jammern wegen nix.
Aber das ist nicht gut wenn man so denkt. Jeder von uns trägt "einen Rucksack" und für jeden ist sein Rucksack am schwersten. Völlig verständlich, ich muss Dein Leben ja nicht leben, nur mein eigenes.
Bitte konzentriere Dich nur an Dich selbst und ziehe keine Vergleiche, wo man keine Vergleiche ziehen kann. Ein Schicksal ist nicht messbar...
Du bist depressiv und Depression ist eine Krankheit, bitte steh zu Dir selbst.

Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem weiteren Weg und alles Liebe,
Andrea

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 15. Mär 2018, 13:54
von DeaStern
Sorry liebe Marie, ich hab mich in einem Abschnitt meiner Schilderung vertan (hab mich gerade erinnert).
Nicht ich, sondern mein damaliger Psychiater hat mich in der Klinik angemeldet (weiß nicht, ob das üblich ist).
Er hat mir vorgeschlagen, dass ich Kur gehe, hat mir einige Kliniken aufgezählt, die für mich in Frage kommen. Dann hat er mir die Vor- und Nachteile jeweiligen Kliniken aufgelistet und ich hab mich dann für die Ameos Klinik entschieden.
Dann hat er mich gefragt, ob ich mich selbst anmelden will oder ob er das tun soll. Ich hab ihn gebeten, dass er mich anmeldet. Später dann habe ich einen Brief von der Klinik bekommen und ein Formular, das ich selbst ausfühlen und zurücksenden musste.
In der Klinik angekommen habe ich dann erfahren, dass der Doc, mein Psychiater, meine Beschwerden genauest beschrieben hat.
Was am Ende wirklich geholfen hat, dass ich den Platz so schnell erhalten habe, weiß ich nicht. Vielleicht hilft es, wenn ein Psychiater diese Anmeldung macht.

Liebe Grüße, Andrea

Re: Die Suche nach Verständnis

Verfasst: 20. Mär 2018, 11:41
von marie711
Liebe Huhu-Uhu, den Vergleich finde ich gut getroffen. Ich weiß ja das es eine Krankheit ist, aber sich das so vorzustellen hilft ein wenig es besser zu akzeptieren und zu verstehen.

Liebe Andrea, leider bekommt man auch bei einem Psychiater nicht so schnell einen Termin aber bald ist hin april, dann bin ich endlich an der Reihe. Ich würde ihn dann einfach Mal fragen wie das aussieht mit einer Reha. Vielen Dank