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Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 12. Mär 2018, 13:03
von Vitali09
Hallo,
Ich bin jetzt seit dreieinhalb Wochen aus der psychosomatschen Reha wieder Zuhause, in der Reha selbst habe ich mich deutlich besser gefühlt . Ich war sieben Wochen dort . Leider komme ich jetzt mit meinem Alltag nur sehr schlecht zurecht. Kennt ihr das auch ?
Ich habe das Gefühl, dass der Schwung den ich dort gewonnen habe, immer mehr schwindet. Es geht mir gerade alles zu langsam, ich werde mir einen neue Arbeit suchen müssen. Ich habe schreckliche Angst mich auf Stellenanzeigen zu bewerben und traue mir nichts mehr zu. Ich fühle mich in meinem Handeln wie gelähmt, das mag auch daran liegen, dass ich in meinem Beruf als Pflegefackraft nicht mehr arbeiten kann und gar nicht weiß wo ich mich überhaupt bewerben kann. Daneben habe ich mich Jahrelang durch ein Pflegemanagementstudium gequält (definitiv falsches Studium ) und ich jetzt gut qualifiziert bin für andere Tätigkeiten. Ich sehe mich aber in keinem Bereich fähig.

Leistungen zur Teilhabe am Arbeistleben wurden von der Klinik als nicht notwendig angesehen, aber das ist gerade das was ich sehr dringend brauche. Ich bin total verzweifelt und weiß überhaupt nicht was ich machen soll. Ohne Hilfe werde ich es nicht schaffen, wieder auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen , da mein Selbstbewusstsein leider immer noch extrem stark reduziert ist ( ist aber seit Kindheit schon problematisch), vor meinen Erkrankungen war die Arbeit alles für mich und momentan ist es mein größter Wunsch schnellstmöglich wieder arbeiten zu gehen. Nur eben in einem anderen Beruf . Wenn ich nur wüsste was, jeden Tag habe ich andere Ideen und Vorstellungen, was ich möchte und leisten kann . Das ist extrem anstrengend für mich und mein Umfeld . Ich kann einfach keine Entscheidungen treffen :-(

Ich habe gedacht , dass nach der Reha alles gut wird. Nur der Druck ist mir zuviel und ich habe mittlerweile zeitweise richtige Angstzustände, dass die ganze harte Arbeit in der Reha umsonst war und ich die Kurve nicht bekomme. Ich kann mich nicht weiter krank schreiben lassen, weil ich das Gefühl habe, dadurch wird gar nichts besser, es verschlimmert sich nur. ( und will Ruhe vor der KK haben )

Am liebsten würde ich vor mir selber flüchten, dass wird mir nur reichlich wenig helfen . Ich musste mir das gerade alles von der Seele schreiben, ich kann es in meinem Umfeld nicht mehr ansprechen und meine Therapeutin ist momentan im Urlaub

Ganz liebe Grüße an alle,

Vitali

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 12. Mär 2018, 13:37
von Katerle
Hallo Vitali,

Ersteinmal herzlich willkommen hier im Forum.

Deine Verzweiflung kann ich verstehen.
Aber, Hut ab das du den Reha Aufenthalt gemeistert hast. Denke bitte nicht, dass es umsonst war und das danach alles gut sein müsste. Gut ist auch, dass du in ambulanter therapeutischer Behandlung bist und du dir hier alles von der Seele geschrieben hast. Schreibe nur weiter, denn sowas hilft erstmal. Darf ich fragen, wann deine Therapeutin wieder kommt? Ansonsten geht ja immer noch der Schritt zum Hausarzt. Setze dich nicht unter Druck, wenn du dich noch nicht in der Lage fühlst zu arbeiten oder für ne neue Arbeit. Vielleicht redest du mal mit deinem Hausarzt, ob es vielleicht hilfreich wäre in deinem Fall, in eine Tagesklinik zu gehen als nächsten Schritt.

Du kannst nach der Reha daran ansetzen, weiter an deinen Problem en zu arbeiten, mit Hilfe natürlich. Alles Gute bei deinem weiteren Weg. Katerle

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 12. Mär 2018, 19:57
von Vitali09
Danke für die Antwort )
Ich bin auch sehr froh, dass ich in dieses Forum gegangen bin :-) . Es tut schon gut, zu wisssen nicht alleine zu sein.
Ich setzte mich gerade selber enorm unter Druck, da ich meiner Meinung nach schon lange genug krank bin ( Au seit Somer ). Ich möchte einfach wieder arbeiten können, und ein normales Leben führen können. Deshalb kann ich mich mit einer Tagespflege gerade nicht so anfreunden... An sich finde ich diese Idee aber sehr gut und wenn ich echt noch wochenlang im Loch hänge , denke ich nochmal darüber nach ..

Ich fühle mich bedingt durch den Ausfall wie eine Versagerin .
Ich habe leider eine sehr perfektionistische Einstellung, was alles so schwer macht ....
Auch kannte ich derartige Angstzustände bisher gar nicht, es ist mir fast zu blöd das meinem Hausarzt zu sagen . Ich habe einen super Arzt, aber ich erwarte von mir , dass ich wieder funktioniere. Auf der anderen Seite weiß ich, dass es sehr viel Zeit braucht.... Ich überlege jetzt ob ich mir was gegen Angstzustände aufschreiben lasse, vielleicht als Bedarfsmedikation...

Ich finde es unglaublich schwer, wieder aus diesem Hamsterrad rauszukommen. Ich versuche mich jetzt wieder an das Entspannungsprogramm der Rehaklinik zu erinnern und es irgendwie umzusetzen

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 12. Mär 2018, 23:38
von Katerle
Gerne, versuch dich mal nicht so unter Druck zu setzen. Und ich meinte nicht Tagespflege, sondern Tagrsklinik. Gut, dass du darüber nachdenken möchtest, nur warte nicht zu lange.
Du bist keine Versagerin!(fühlte mich anfangs auch so und auch später, was andere Gründe hatte) und war auch sehr perfektionistisch, was ich aber inzwischen ablegen konnte.
Sprich das mit deinen Angstzuständen ruhig bei deinem Hausarzt an, du musst dir damit nicht blöd vorkommen. Angst Erkrankungen sind inzwischen weit verbreitet in der Gesellschaft.
Eine Bedarfsmedikation mag auch erstmal hilfreich sein in manchen Fällen und es empfiehlt sich auch eine zeitliche Begrenzung, um zu lindern, nur dadurch werden die Ursachen nicht bekämpft.
Wichtig ist, dass du deine Therapie weitermacht und auch deine Entspannungsübungen daheim durchführst. Auch Sport und Bewegung können helfen. Gute Nacht Katerle

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 13. Mär 2018, 14:25
von knurr
hallo vitali

katerle hat recht: setz dich bloß nicht unter druck! ansonsten habe ich 2 dinge für dich:

1. vor ca 10 jahren war ich mal in einer klinik wegen sucht und depri. ein klinik-wunsch war, dass man vorher in eine (12-schritte-)selbsthilfe-gruppe geht. damit man einen kreis gleichgesinnter hat, wenn man entlassen wird. ich war schon viele jahre in einer gruppe und wurde (nach dem klinik-aufenthalt) dort quasi aufgefangen. andere mitpatienten gingen anschließend nicht hin und relativ viele rutschten dann auch bald zurück ins loch. google mal, es gibt auch gruppen ohne suchtziel, z.b ea = emotional anonymous u.a.
2. wenn du in der zwischenzeit ehrenamtlich "arbeitest". da bekommst du viel feedback. das reicht vom sport über hospiz bis zu flüchtlingen. ich war im sport (ü-leiter-assi) und es hat mir sehr gut getan.

das wichtigste aber: sei nett zu dir -- so nett wie du zu deiner besten freund/In geschwister, eltern oder sonstwem bist und wünschst

gruß - knurr

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 14. Mär 2018, 22:18
von Vitali09
Hallo,
die Idee mit einer Gruppe von Gleichgesinnten ist echt gut, ich wollte das nie machen, weil ich Angst habe, dass ich da vielleicht Leute kenne. Aber je länger ich mit dieser Krankheit lebe, desto egaler wird mir was andere denken ( zumindestens sollte es so sein) Da ich mich aber momentan von Freunden und Familie völlig unverstanden fühle, ist dieser Weg vielleicht doch eine gute Option ...

- zum Punkt sei nett zu dir, ich möchte das sehr gerne sein. Wenn ich wüsste wie . Mir geht es heute schon den ganzen Tag sehr schlecht und viel Verständnis kann ich für mich jetzt nach sieben Monaten krankschreibung echt nicht mehr aufbringen . Ich bin jetzt nur noch bis Freitag krank geschrieben und ich habe so extrem Panik, wie es dann weiter geht, dass ich hier nur sitze und heule. Ich will einfach mein Arbeitsverhältnis kündigen und den Druck durch die KK nicht mehr ertragen müssen. Und deshalb habe ich meinem Hausarzt gesagt, dass ich keine Au mehr will ...( es ist mir auch vor ihm unangenehm , obwohl er ein ganz toller Arzt ist )
Jetzt habe ich Angst , dass mich niemand einstellt, ich traue mir ja nichts mehr zu und lange mit Arbeitslosengeld leben das packe ich gar nicht.
Es ist so schrecklich, dass meine Gedanken so negativ sind, ich möchte das nicht mehr. Ich will wieder psychisch gesund sein und auch wieder arbeiten. Zuhause wird das auch nicht besser :-(

Sorry für meinen Ausbruch, es musste gerade einfach mal raus.... LG Vitali

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 16. Mär 2018, 06:31
von Lavendel64
Hallo,
ich wollte auch gleich in der nächsten Woche nach der Entlassung wieder arbeiten. Man denkt, es muss ja alles gut sein, tatsächlich steckt die Psyche aber noch mitten im Prozess der Verarbeitung. Du hast während des Aufenthaltes ein ganz anderes Leben geführt, völlig geschützt, um dir selber den Raum zu geben, den du brauchst.

Nun gehst du in den normalen Alltag zurück - die Unterstützung aus der Klinik, die Angebote, die gut tun, all das fällt weg. Stattdessen fordert das Umfeld, dass du funktionierst (und Du selber vermutlich auch). Ich konnte, weil meine Therapeutin in Urlaub war, in die Institutsambulanz der Tagesklinik zur Überbrückung. Vielleicht hast Du ja auch so eine Möglichkeit.

Jedenfalls wäre der erste Schritt, auf Dich selber zu achten. Du bist noch nicht soweit, also gib dir die Zeit. Die "Angst" vor dem Arbeitsleben, den Herausforderungen, schwindet ganz langsam, denn die Klinik war ja kein Erholungsurlaub, sondern Arbeit. Ich habe abends auf den Tag zurück geschaut, was toll war, was ich geschafft habe (und war es noch so wenig), meine Gefühle sortiert und bin morgens mit einem realistischen Programm in den Tag gestartet. Ich bin dann vier oder fünf Wochen nach der Entlassung mit 2 Stunden Arbeitszeit (Wiedereingliederung) gestartet. Und das war für mich bereits eine riesige Herausforderung und schwer zu schaffen.

Wegen der Perspektiven kann dir in erster Linie vielleicht auch ein Therapeut weiterhelfen. Du musst dich ja sortieren und schauen, welche Richtung für dich angenehm ist.
LG Lavendel

Re: Verzweifelung nach der Reha :-(

Verfasst: 16. Mär 2018, 22:10
von Vitali09
Hallo ,

ich habe mich jetzt noch bis Ende des Monats krankschreiben lassen und fühle mich jetzt wieder besser , ich hoffe, dass ich dann langsam in der Lage bin, meine neu gewonnene Kraft richtig einzusetzen.. Ich möchte ja so gern wieder beruflich tätig werden , langsam wird es für mich zu Hause auch zuviel. Ich werde aber versuchen es langsam angehen zu lassen. Da ich leider keine Wiedereingliederung machen kann, muss ich gucken wie das möglich ist . Innerhalb von zwei Wochen werde ich wohl kaum eine neue Arbeit finden können, aber vielleicht ist ein Nebenjob für den Anfang ein guter Einstieg
Da bei mir Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben geprüft werden , muss ich mich wohl eh in Geduld üben.
Na ja ich habe nächste Woche noch ein paar Gespräche, wie es weiter gehen könnte und meine Therapeutin ist Gott sei Dank bald auch wieder da. Derzeit gehe ich auch zum Integrationsfachdienst, was mir sehr gut tut. Dort versuchen wir mein Chaos zu sortieren
.
Danke für Eure Antworten, sie haben mir sehr geholfen ,

Liebe Grüße,
Vitali