Kann keine Freude mehr empfinden

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Michael-T
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Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Michael-T »

Hallo zusammen

bin relativ neu hier und leide schon seid vielen Jahre an chronischen Depressionen. Ich Frage mich immer wieder, wie soll man überhaupt wieder gesund werden wenn man sich auf überhaupt nichts mehr freuen kann? Jeder Tag fällt mir total schwer, die Sicht nach vorne fehlt mir einfach. Gerade die Freue was mit Sicherheit mit das wichtigste im Leben ist, ist nicht mehr da. Versuche immer wieder das Gefühl von Freude aufzubauen aber es klappt einfach nicht. Alles was mir früher mal Spaß gemacht hat, hat heute keine Bedeutung mehr für mich. Ich kann keine Spaziergänge genießen und selbst die Musik die ich früher geliebt habe wirkt nicht mehr positiv auf mich. In kürze beginne ich wieder eine stationäre Therapie und glaube dabei nicht an Wunder. Vielleicht geht es jemanden ähnlich wie mir, komme die Freude zurück?

Gruß Michael
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von DeaStern »

Lieber Michael.

Es hat eine Zeit in meinem Leben gegeben, da hab ich auch nicht mehr gewusst wie man das Wort Freude buchstabiert.
Auf dein letztes Posting hab ich dir eine Antwort gegeben, die für diese Frage hier auch gelten kann.
Natürlich kann die Freude wieder zurückkommen.Tatsache ist aber, dass das nicht von selbst passieren wird. Die Freude wird nicht von alleine zurückkehren, dafür muss man viel tun. Schließlich ist auch die Krankheit nicht von einem Tag auf den anderen entstanden.
Ich denke mir, dass jeder Mensch, der krank ist, das recht hat sich die Zeit zu nehmen um wieder gesund zu werden. Die Sache ist nur die, ob man in der Zeit dann auch etwas tut oder nur hofft, dass sich die Sache von selbst erledigt. Bei dem zweiten Weg wird man leider sehr enttäuscht werden. Die Depression ist eben da, weil der Geist, die Seele und der Körper nicht im Einklang sind und sie erinnert uns daran, dass man das wieder in Ordnung bringen soll.

Ich hab, außer dass ich viel Sport gemacht habe und noch immer mache und auf meine Haltung geachtet habe und das meine Mundwinkel so gut es geht nach oben zeigen (wenn es nicht gegangen ist, habe ich versucht in mir drinnen zu lächeln - das geht immer wenn man es wirklich will), geübt Freude zu empfinden.
Ich hab mich daran erinnert wie sich die Freude früher angefühlt hat und dann habe ich dieselbe Emotion, diese Freude, auf ein Ereignis übertragen, das ich in Jetzt erlebt habe.
Nur ein Beispiel - wenn mich jemand lieb angelächelt hat, dann habe ich das nicht einfach so abgetan, sondern habe versucht diese Freude, die ich früher in solchen Situationen gekannt habe, auf dieses Ereignis zu übertragen. Ich hab einige Monate täglich 5 - 10 Minuten geübt nur diese Emotion in Erinnerung zurückzurufen und zu spüren. Danach habe ich die ersten Erfolge gehabt. Diese Emotion von Glück, die hab ich wieder im Herzen spüren können, ein bisschen aber doch. Und dann immer mehr.

Du machst wieder eine stationäre Therapie? Das ist der beste Ort, wo man so was üben kann. Manche Dinge, nicht direkt diese, aber ähnliche, habe ich während der Gruppenarbeit geübt. Ich hab die anderen Patienten gebeten etwas zu üben (oder andere Patienten haben Vorschläge unterbreitet) und das haben wir dann einfach gemacht.

Ich hoffe für dich, dass dir der Aufenthalt gut tut und du das eine oder andere für dich herausholen kannst.

Liebe Grüße
Michael-T
Beiträge: 71
Registriert: 16. Feb 2018, 15:11

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Michael-T »

Lieber DeaStern

danke für deine aufmuntere Worte. Ja das mit meiner Gesichtsmimik habe ich auch schon versucht zu üben. Ich merke dabei das ich gegen etwas ankämpfe wenn ich versuche meine Mundwinkel nach oben zu bringen. Viele Leute sehen mir an meiner Gesichtsmimik auch an, das es mir nicht gut geht, musst wohl schlimm aussehen. Ich habe lange versucht mein Leiden zu verbergen, mit einem Lächeln eben, aber irgendwann fehlte mir einfach die Kraft dazu das durchzuhalten. Auch wenn die Leute mich fragten wie es mir geht, habe ich immer gelogen. Habe mich ziemlich aus der Gesellschaft zurück gezogen. Ein zwei Freunde habe ich noch, denen es ähnlich geht wie mir. Habe auch viel Sport gemacht aber wirklich viel hat das nicht geholfen. Na ja ich bin eben ein Kämpfer, möchte auch nicht mehr der alte werden, weil der eben krank geworden ist. Möchte gerne endlich ein kleines Licht am Ende des Tunnels sehen. Habe mir eine gute Klinik ausgesucht wo ich in Kürze eine stationäre Therapie machen werde.

Gruß Michael
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von DeaStern »

Lieber Michael,

es tut mir echt voll leid, dass es dich so erwischt hat. Ich weiß sehr gut, wie du dich fühlst, ich habe nicht vergessen wie es mir gegangen ist.
Hoffe ganz viel für dich, dass dir der Aufenthalt in der Klinik hilft. Finde, dass deine Einstellung voll gut ist und du ein Kämpfer bist - kleine Schritte, bisschen Besserung, dann weiter tun. Schritt für Schritt, dann kommst du an dein Ziel. Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst für dich, egal wie lange es dauert. Schließlich bist du dir der wichtigste Mensch im ganzen Universum.

Viel Kraft wünsche ich dir und alles Liebe für dich.
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Neti84 »

Lieber Michael-T,

dein Zustand tut mir sehr Leid.
Ich hatte bereits mehrere Episoden, die zwischen 2 und 6 Monate dauerten und kenne das Gefühl von Verzweiflung, Ungeduld und Hoffnungslosigkeit sehr gut.
Ich finde es gut, dass du einen stationären Aufenthalt machen wirst. Ich denke, Wunder zu erwarten ist auch nicht wirklich realistisch. Aber die Gespräche mit Ärzten und Personen in ähnlichen Situationen können helfen.
Selbstverständlich muss man arbeiten (weil Lebensbereiche evt. aus der Balance sind), um aus der Krankheit raus zu kommen. Für mich haben aber diese und ähnliche Aussagen oft auch die Botschaft, dass man selbst schuld ist für die Krankheit, da man etwas falsch gemacht hat. Es mag sein, und ist bestimmt so, dass einem Fehler passierten. Jedoch finde ich den Gedanken sehr wichtig, dass weitere Faktoren zum Ausbruch der Depression führen: Umstände während der Kindheit/Jugendzeit, persönliche Art zu sein, Veranlagung körperlich, Vergleichbare Schicksale in der Familie, klimatische Bedingungen.
Oft habe ich mich selbst stark verurteilt und fertig gemacht, dass ich wieder krank bin. Weil ich mich eben als schuldig betrachtete. Und solange ich in diesem Zustand war, kam ich nicht weiter.
Aber mit der Zeit begann ich jeweils wieder zu realisieren, dass eben einige unterschiedliche, krankheitsauslösende Faktoren existieren. Mit dieser Erkenntnis kam ich weiter, weil ich mir die Last der Schuld nahm und begann, die Krankheit zu akzeptieren und tatsächlich als Krankheit zu sehen. Es ist vielleicht wie wenn ich mir ein Bein brechen würde und mich aber weiterhin zu Gehen zwingen, und das Bein belasten würde. Auf diese Weise würde sich das Bein nicht erholen, evt. würde alles noch schlimmer. Ab dem Moment, an dem ich evt. Krücken/Rollstuhl akzeptiere, kann der Heilungsprozess beginnen.
Lieber Michael, bitte gib nicht auf und probiere weiterzugehen. Auch wenn es sehr schwierig ist. Im Moment bist du krank und bei der Depression gehört es dazu, keine Freude empfinden zu können. Das heisst aber nicht, dass du keine Freude mehr empfinden kannst, im Moment dominiert dich die Krankheit, das bist aber nicht du.
Alles Gute!
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von DeaStern »

@Neti84

Liebe Neti 84.

Weil sich deine Antwort hier zum Teil auf mein Text bezieht, mag ich ein paar Sätze dazuschreiben.

Ich kann dein Empfinden bezüglich meiner Aussage, dass man selbst was tun muss, damit man wieder gesund wird, voll nachvollziehen. Nun habe ich das Gefühl hier, dass du meine Aussage persönlich genommen hast. Aus meiner Sicht voll verständlich, da man als depressiver Mensch auch ein sehr empfindlicher Mensch ist, was voll nachvollziehbar ist.

Ich habe aber mit keinem Wort gesagt, auch nicht angedeutet, dass jemand schuld ist weil er krank ist. Ich weiß, das hast du auch nicht gesagt. Ich mag es nur noch einmal betonen, damit ich nicht missverstanden werde.
Ich bin nicht der Meinung, dass Fehler für die Krankheit verantwortlich sind, da es aus meiner Sicht keine Fehler gibt. Aus meiner Sicht gibt es nur Erfahrungen und die Konsequenzen. Fehler? Da es kein Richtig und kein Falsch gibt, kann es auch keine Fehler in dem Sinne geben.
Aber ich stimme dir voll zu, dass bestimmte Faktoren zum Ausbruch der Depression führen, so sehe ich es auch.

Schuldgefühle sind sicher ein Thema, weshalb man überhaupt depressiv wird. Nun habe ich auf meinem Weg erfahren, dass es keine Schuld geben kann und als ich verstanden habe weshalb, habe ich auch keine Schuldgefühle mehr empfinden können und wollen, was sehr befreiend gewirkt hat.

Mir persönlich hat es geholfen, dass ich immer wieder gehört habe, dass ich selbst etwas tun soll, damit ich aus der Krankheit rausfinde. Irgendwie nachvollziehbar denke ich. Ich kenne leider keinen Fall wo die Krankheit von selbst gegangen wäre.

Zu dem Zitat mag ich noch was sagen;
Neti84 hat geschrieben:Das heisst aber nicht, dass du keine Freude mehr empfinden kannst, im Moment dominiert dich die Krankheit, das bist aber nicht du.
In meinen Augen ist diese Aussage ein Widerspruch.
Wie kann man die Krankheit akzeptieren, wenn man sie gleichzeitig leugnet? Ich habe nie das Gefühl gehabt, dass meine Krankheit nicht ich bin. In den Zeiten, wo es mir besser gegangen ist, bin das ich gewesen und in den Zeiten, wo es mir mies gegangen ist, bin das noch immer ich gewesen. Ich finde, dass genau das die Akzeptanz der Krankheit ist, dass sie nichts Fremdes ist, sondern etwas, was in einem bestimmten Zeitrahmen zu uns gehört.

Bitte liebe Neti84, verstehe das nicht falsch und nehme meine Aussage hier nicht persönlich, denn so ist sie nicht gemeint. Da sich deine Antwort zum Teil auf meinen Text bezogen hat, hab ich hier meine Sicht aufgeschrieben. Selbstverständlich bin ich der Meinung, dass jeder so denken darf wie er denken will. Ich will aber nicht, dass meine Worte missverstanden werden.

Ganz liebe Grüße und alles Liebe!
Neti84
Beiträge: 56
Registriert: 23. Sep 2017, 20:42

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Neti84 »

@DeaStern

Lieber DeaStern,

vielen Dank für deine Nachricht.
Gerne nehme ich zu den einzelnen Punkte auch noch detaillierter Stellung.

'etwas tun müssen, um gesund zu werden': vielleicht nehme ich diese tatsächlich persönlich, bin mir aber nicht ganz sicher. Von Aussen betrachtet ist für mich sehr klar, dass man etwas tun muss, um aus der Depression zu kommen.
Wenn ich aber in der Krankheit drin war und es mir sehr schlecht ging, ist für mich so eine Aussage nicht hilfreich. Denn für mich erzeugt sie Druck, den ich in der akuten Phase nicht ertrage. Vielmehr würde es mir helfen, begleitet, gehört zu werden und Verständnis für meine Situation zu erhalten.

Will dir nicht unterstellen, dass du sagst, Kranke seien selbst schuld an der Krankheit.

Betreffend meiner Aussage 'dominiert zu sein von der Krankheit':
sehe ich nicht als Widerspruch und hat für mich auch nicht damit zu tun, die Krankheit zu leugnen. Als ich in den Depressionen drin war, hatte ich stark dein Eindruck, dass etwas mich besetzt. Ich habe mich in meinen Gedanken selber nicht wieder erkannt. Und auch sehe ich die Krankheit als einen Teil von mir. In der Krankheitsphase ist dieser Teil stark und schafft es, realistische, vorwiegend positive Gedanken mit negativen, unrealistischen zu überdecken. Ich akzeptiere und toleriere diesen Teil von mir, versuche ihm aber durch mein Verhalten, meine Ernährung, meine Aktivitäten so wenig Raum als möglich zu geben.
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von DeaStern »

@Neti84

Liebe Neti84.

Ich danke dir auch, dass du hier genauer auf deine Aussage eingegangen bist. Jetzt verstehe ich dich besser.
Es ist nicht einfach sich schriftlich so mitzuteilen, dass jeder das gleiche Bild bekommt.

Ich verstehe jetzt, dass du während der Zeit, wo es dir schlecht gegangen ist, Zuspruch benötigt hast. Jeder ist da anders, ich habe beide Sachen benötigt und auch erhalten.

So erklärt verstehe ich auch was du mit deiner Aussage bezüglich dominiert zu sein gemeint hast. Bei mir ist vorher ein anderes Bild entstanden, kann passieren, tut mir leid.
Wenn mir jemand sagt, dass die Krankheit nicht ich bin, dann entsteht so ein Bild. So erklärt verstehe ich was du meinst.

Danke für die Mühe, die du dir gemacht hast um noch einmal zu erklären was du gemeint hast.

Es ist hier schon vorgekommen, dass einige denken, ich wäre ein Mann lol.
Ich bin eine Frau, heiße Andrea und bin 46.

Gute Nacht und alles Liebe
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Katerle »

Hallo lieber Michael,

das ist echt mutig von dir, erneut eine stationäre Therapie zu beginnen und ich wünsche dir weiterhin viel Kraft bei deinem Weg.
Ich hatte auch Zeiten, in denen ich keine Freude mehr empfinden konnte und aber trotzdem ein Lächeln parat hatte...
Kann ich nur bestätigen, dass es seine Zeit braucht, um wieder Freude zu empfinden.
Bei mir war z.B. vieles an negativen Erfahrungen zusammengekommen und irgendwann kam der Zusammenbruch, wo ich viel Angst hatte, es nicht mehr zu schaffen. Ich dachte, dass ich sterben muss und hatte Todesangst...
Ging in die Klinik und weitere Aufenthalte waren notwendig, sowie ambulante therapeutische Hilfe nötig, um alles aufzuarbeiten. Das alles braucht seine Zeit und auch viel Mut und Geduld, durchzuhalten um auch verarbeitet zu werden.
Mir hatten auch Spaziergänge immer gutgetan und auch Fahrradfahren, was aber nicht hiess, dass ich mich freuen konnte.
Mittlerweile empfinde ich wieder Freude und bin froh, es bis hierhin geschafft zu haben. Es war ein schwerer und steiniger Weg, der sich gelohnt hat.
Geholfen hatte mir, dass ich weiterhin rausgegangen bin und das auch heute fortsetze, ich einem Hobby nachgehe und unter Menschen gehe, die mir guttun, Entspannungstraining mache und auch gerne Musik höre.(Lieblingsmusik)
Was mir auch sehr geholfen hatte, waren die therapeutischen Gespräche in den Kliniken und auch ambulant, sowie auch Freunde bzw. Verwandte später.

Alles Gute weiterhin,
Katerle
Katerle
Beiträge: 11383
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Katerle »

Hallo liebe Neti,

Niemand ist schuld, weil er krank ist ( obwohl ich in solchen Zeiten nicht immer gute Erfahrungen machen durfte).

Bei deinem Weg ebenfalls weiterhin viel Kraft. Liebe Grüße Katerle
DeaStern
Beiträge: 141
Registriert: 20. Feb 2018, 21:23

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von DeaStern »

@Neti84

Nachsatz:

Ich bin der Meinung, dass es situationsabhängig ist, ob es angebracht ist einem Menschen zu sagen, dass er selbst etwas tun müsste, wenn er aus der Krankheit einen Ausweg finden oder einen bestimmten Zustand wieder erreichen will (Freude empfinden z.B.).
Ich denke, dass, wenn ein Mensch eine Frage stellt, er auch eine Antwort erhalten will. In dem Fall darf aus meiner Sicht die Antwort auch den Rat, dass man selbst was tun müsste, beinhalten, wenn es zu der Frage und dem restlichen Kontext dazupasst.
Unangebracht wäre in meinen Augen, wenn ein Mensch einen anderen Menschen auffordert was zu tun, obwohl weder eine Frage im Raum steht, noch der betroffene Mensch irgendein Zeichen gibt, dass er so einen Rat wünscht. In diesem Fall sind tröstende Worte und Mitgefühl viel angebrachter wenn es dazupasst.
Manchmal ist Trost auch nicht angebracht wenn ein Mensch seine Ruhe haben will.

In diesem konkreten Fall ist eine Frage gestellt worden. Ich denke, dass Michael diese nicht gestellt hätte, wenn er die Antwort nicht hören wollte.
Ich habe nicht das Gefühl, dass diese Antwort beim Michael falsch angekommen ist, denn es ist nur allgemein gemeint worden, dass man, wenn man wieder Freude empfinden will, etwas dafür tun muss, obwohl es hier nicht um "muss" geht, sondern um die Tatsache, dass es ohne sein eigenes Zutun nicht gehen wird.

Liebe Grüße
Reiseonkel87
Beiträge: 372
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Reiseonkel87 »

Lieber Michael,

ich kann gut mit Dir fühlen. Von 2014 - 2016 habe ich das gleiche erlebt. Nach einer Reha 2017 bin ich halbwegs wieder auf die Richte Fahrbahn gekommen. Es braucht Zeit und Geduld. Ich bin so vom Typ Mensch, es muss am besten alles gleich sein bzw. sofort.

Ich habe in der Reha viele Sachen gelernt, die erst gut 3 Monate nach der Rehe bei mir gegriffen haben. Auch wenn es mal wieder alles funktionieren sollte, man darf damit nicht aufhören auf sich selbst zu achten. Habe zb. einen richtig geilen Job gehabt, MEGA Kollegen, es war wunderbar. Naja, wie es dann so ist, die Wirtschaft -> Firma kommt ins straucheln -> Abwärtsspirale geht immer weiter und vor 4 Wochen dann die Betriebsbedingte Kündigung. Ich fange jetzt wieder die Lehren aus der Reha hervorzuheben und wieder auf die richtige Spur zu kommen.
LG von der Küste
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Reiseonkel
Michael-T
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Registriert: 16. Feb 2018, 15:11

Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Michael-T »

Hallo Reiseonkel87

du machst mir Hoffnung. Bin auch so ein Typ, möchte auch immer alles sofort erreichen. Hut ab davor das du aus deiner schlimmen Zeit wieder raus gekommen bist! Ich weiß es liegt an jedem selbst was man aus sich macht. Medikamente können da nur zu einen kleinen Teil bei dieser Krankheit helfen. Eine Therapie kann aber auch nur dann helfen wenn man die Kraft hat das erlernte für sich umzusetzen. Habe schon mehrere Therapien hinter mir aber konnte das alles nicht für mich umsetzen, es ging mir einfach zu schlecht und hatte keine Geduld. Die nächste stationäre Therapie steht nun an und ich werde versuchen die ganze Sache anders anzugehen. Ich erwarte keine Wunder, so wie du es schon beschrieben hast, es braucht Zeit und viel Geduld!

Gruß Michael
Reiseonkel87
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Re: Kann keine Freude mehr empfinden

Beitrag von Reiseonkel87 »

Lieber Michael,

wünsche Dir auf jedem Fall viel Kraft. Man kann es schaffen. Die Medikamente unterstützen einen vll. in der depressiven Phase (so ging es mir persönlich), aber wenn man die Leiter hinauf möchte, mich haben diese zb. gebremst.

Eine inzwischen gute Freundin hat mir auf unserer gemeinsamen Reha ein Satz gesagt, den man zunächst, völlig verkehrt in den Hals bekommen kann.

"Ich male mir die Welt, wie sie MIR gefällt".

Bis ich verstanden habe, wie man das nutzen kann. Ich zb. mache es inzwischen so, ich sehe die mehreren Episoden der Depression als "Staffel" an. Sie hat ein Anfang und ein Ende. Ähnlich wie eine Serie. Damit kann ich mich zb. auf meine jetzige "Staffel" konzentrieren und daran arbeiten. Solange es keine "Soap" wird - funktioniert das relativ gut :-)
LG von der Küste
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Reiseonkel
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