Eigene Gefühle als Partner

Antworten
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo,

ich merke, dass ich in letzter Zeit in den depressiven Phasen meiner Partnerin immer öfter das Gefühl von Unsicherheit, Beunruhigung, Wut, Angst und teilweise Verzweiflung spüre. Ich habe früher immer Schuldgefühle bekommen, wenn solche Gefühle in mir hochkamen und sie weggedrückt. Das funktioniert nun immer öfter nicht mehr...

Nun sitze ich oft da und frage mich selbst, wie lange ich das noch aushalte und ob ich mir das so die nächsten Jahre vorstellen kann. Mich erschreckt das dann sehr, weil ich meine Partnerin sehr liebe. Dennoch regen sich solche Gedanken in mir und ich will diese Zweifel nicht einfach nur beiseite drängen.

Habt ihr auch manchmal solche Gedanken und Gefühle? Wie geht ihr damit um?
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

ja auch ich kenne solche Gefühle. Ich habe eine Partnerin, die auch psychisch erkrankt ist. Ein Teil davon sind auch Depressionen. Ihre psychische Erkrankung ist auch mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Aktuell ist sie sehr ausgeprägt und alles was Beziehung betrifft, rückt in den Hintergrund. Ich weiß, dass meine Freundin in diesen Momenten einfach Ruhe und Freiraum braucht, um wieder auf sich selbst zu besinnen und ihre Mitte zu finden. Doch richtig klar komme ich damit auch nicht. Wir als Angehörige müssen dann immer unsere Bedürfnisse zurück schrauben. Können kaum Wünsche äußern und ziehen jeden noch so kleinen Strohhalm für unser Wohlbefinden heran. Und sei es nur ein flüchtiger Kuss, eine Berührung, Händchen halten beim Spazieren gehen...etc. Da gäbe es vieles aufzuzählen. Und ja, jeder von uns fragt sich dann immer in diesen Momenten, wie lange mach ich das noch mit? Wie lange halte ich das aus, um nicht selbst zugrunde zu gehen? Eine Antwort darauf ist schwer, da man seinen Partner oder Partnerin liebt, auch mit dessen Krankheit. Und man hat ja auch schöne Erinnerungen an Zeiten, wo Liebe, Zärtlichkeit, Intimität, Geborgenheit etc. da waren und man weiß, dass auch diese Zeiten wiederkommen. Aber es ist trotzdem immer wieder schwer, wenn diese Zeiten in den Hintergrund rücken. Auch ich fühle mich dann immer unsicher, bin beunruhigt und habe Angst, dass es noch ewig so geht. Ich kann dir leider keinen wirklichen Tipp geben. Ich denke, jeder muss für sich selbst entscheiden, wie stark die Liebe zu seinem Partner/in ist und wie lang man diese Zustände durchleben möchte. Aber auf was wir als Angehörige achten müssen, dass wir in diesen "schlechten" Phasen nicht zu kurz kommen. Ganz wichtig.

Wie bist du in der Vergangenheit damit umgegangen, wenn du sagst, dass dir erst jetzt immer wieder diese Gedanken kommen?

Viele Grüße

Sandy
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo zusammen

ich bin neu da, auch ich habe einen Partner, welcher unter Depressionen leidet. Wir sind 10 Jahre zusammen und bis jezt hat es 3 schlimme Phasen gegeben, wo ich selber übervordert gewesen bin und es noch bin. Die Gefühle welche ihr beschreibt kenne ich auch. Was ich nicht verstehen kann, wie kann man aufeinmal gegenüber dem Partner so anders sein, Fremd, kühl, Distanziert.... und und......... ich kann mit meinem Partner nicht sprechen, er meint, er habe keine Depressionen und somit Thema beendet..... Könnt Ihr mir dazu etwas erklären.

Grüsse
lulu
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Lulu,

dies ist immer der wichtigste und schwierigste Schritt für die "Erkrankten". Zu sehen, dass sie an einem psychischen Problem leiden und sich dementsprechend Hilfe suchen. Dein Freund scheint an diesem Punkt noch nicht zu sein. Helfen oder auch drängen kannst du ihn nicht.

Ja, es ist schwer zu verstehen, wie sich die Gefühle des Partners in diesen Phasen so stark verändern können. Bei mir war es ähnlich. Wir haben so eine tiefe Verbindung, eine Art Seelenverwandtschaft. Haben uns immer Frieden und Harmonie geschenkt und plötzlich kann meine Partnerin dies nicht mehr spüren. Oder sagen wir mal so, sie blockt diese Gefühle mit Absicht aus Angst, wenn sie diese Gefühle zulässt, wieder "abzurutschen", wie sie sagt. Für uns Angehörige ist dies sehr schwer nachzuvollziehen, wie man Gefühle einfach so außer Acht lassen kann. Aber ein depressiver Mensch oder allgemein psychisch kranke Menschen können in dunklen Momenten leider solche Gefühle nicht spüren. Sie wissen meist selbst nicht, wer sie gerade sind und haben ihre Mitte verloren. Es benötigt viel Zeit, dass sie ihre Mitte wiederfinden. Wenn dies geschieht, dann können auch die "beiseite" gelegten Gefühle wieder mehr in den Vordergrund rücken. Zumindest rede ich mir das immer ein. Vielleicht auch nur, um mich selbst zu beruhigen, dass vielleicht doch wieder alles gut wird. Bei meiner Freundin ist es so, dass sie einen Tag meine Nähe sucht und den anderen Tag wieder total distanziert ist. Im Grunde weiß man einfach nicht, wie man damit umgehen soll und wie man sich selbst verhalten soll. Ich habe für mich entschieden, für meine Partnerin da zu sein, wenn sie mich braucht und sie in Ruhe zu lassen, wenn sie gerade ganz weit weg ist und in sich verschwunden ist. Das gesunde Maß zwischen Nähe und Distanz finden ist sehr schwer. Man selbst hat ja auch seine Bedürfnisse.

Viele Grüße

Sandy
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Sandy

Danke für deine Wort. Ich frage mich immer wieder, wie kann ich ihn überzeugen, dass er etwas dagegen machen muss. Es gibt so viele Möglichkeiten. Oft frage ich mich, geht es ihm besser, wenn ich nicht in seiner nähe bin? so dass er so sein kann, wie er sich fühlt? schon den ganzen Tag muss er sich bei der Arbeit konzentrieren und so tun als ob alles gut ist. Dann kommt er nachhause und da bin ich.. Das einzige ist der Sport, Krafttraining, das ist sein ein und alles...... er ist auch der Meinung, man ist nur jemand wenn man gut aussieht....
ich überlege mir, ein paar Tage weg zufahren, ich könnte mein Vater besuchen. Somit hätte er etwas Distanz von mir.
Vor 1 Woche hat er mir gesagt, er liebe mich, aber anders als ich ihn! ich kann mit diesem Satz nichts anfangen. Es kreist in mir und ich bekomme keine Klarheit.......
Es ist so schwer, mit der ganzen Situation...... und doch möchte ich ihn nicht verlassen und nicht missen, denn wir haben auch sehr schöne Zeiten miteinander und er hat ein grosses Herz.

Grüsse

lulu
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Lulu,

ja ich weiß, was du meinst. Meiner Freundin geht es ähnlich. Sie muss den ganzen Tag funktionieren sagt sie. In der Schule (sie macht eine Umschulung, da sie einen Arbeitsunfall hatte), dann muss sie funktionieren, wenn sie heim kommt....ich habe ihr oft gesagt, dass sie das nicht muss. Sie kann so sein, wie sie sich fühlt. Und in Moment fühlt sie sich mehr als schlecht. Sie rennt auf dem Zahnfleisch, wenn man es mal so ausdrücken möchte. Sie hat durch den Arbeitsunfall immer Dauerschmerzen in Rücken und Bein. Zusätzlich durch den psychischen Stress sind noch chronische Magen/Darmprobleme hinzu. Dies bestärkt noch ihre Depressionen. Vor 3 Wochen sagte sie mir auch, in einem Moment, wo sie wieder mal viel Nähe zulassen konnte, dass sie mich vermisst hat und mich so sehr liebt. Innerhalb der letzten 3 Wochen ist davon gerade nichts mehr zu spüren. Wie du siehst, ein hin und her und auf und ab. Aktuell hat sie unser gemeinsames Bild von WhatsApp entfernt und mit einem Bild ausgetauscht, wo drauf steht "Tier hören unser Herz, wenn es flüstert. Manche Menschen hören es nicht, wenn es schreit". Was soll ich davon halten? Ist es an mich gerichtet? Ist es für die Allgemeinheit gedacht, da es in ihrem Umfeld immer wieder Leute gibt, die nicht sehen, wie dreckig es ihr wirklich geht. Bestes Beispiel, ihr Hausarzt. Er stempelt sie immer als "Psychso" ab und nimmt sie nicht ernst. Erst gestern hat sie es wieder erlebt, da zu ihren anderen körperlichen Problemen jetzt noch eine Erkältung und Blasenentzündung hinzu gesellt hat. Und heute morgen nahm sie das Bild bei WhatsApp raus. Solche Dinge machen mir dann auch immer Kopfzerbrechen, obwohl es vielleicht nicht mal an mich gerichtet ist. Aber da ich weiß, wie sie sich gerade fühlt, bekomme ich diesen Gedanken nicht aus dem Kopf. :(

Viele Grüße

Sandy
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo ihr beiden,

danke für eure Antworten und eigenen Gedanken... ich finde mich in so vielen Sachen wieder, die ihr geschrieben habt!

Vor allem in das Grübeln über jedes kleine Zeichen. Man wird darauf ja auch geeicht. Jede noch so minimale Zuneigungsbekundung nehme ich freudig auf und genauso achte ich dann auf jedes noch so kleine "negative Zeichen"... das ist oftmals natürlich übertrieben, aber man fängt an, selbst noch so kleinen Dingen ungeheure Bedeutung beizumessen - kurze oder gar keine Antworten bei whattsapp. Das ist sehr bedrückend.

Irgendwie habe ich dann das Gefühl, selbst in dieses Loch hinein gezogen zu werden. Oftmals hilft dann nur die Distanz bei mir und sehr viel Sport, um einen klaren Kopf zu bekommen. Doch manchmal hilft auch das nicht, weil die Gefühle einfach zu übermächtig sind.

Vielleicht muss man da einfach durch!
Keldor33
Beiträge: 4
Registriert: 21. Sep 2017, 11:56

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Keldor33 »

Hallo Adorno,

ich kann mich 1:1 in dich hineinfühlen, es geht mir im Moment genauso. Gerade heute Nacht habe ich wach gelegen und mich gefragt, wieso ich das hier eigentlich alles über mich ergehen lasse und dass ich doch etwas besseres verdient habe.

Heute Morgen schäme ich mich für diese Gedanken, aber meine Partnerin verhält sich weiterhin kalt. Sie tut so als wäre ich nicht da...
Sie redet normal mit dem Kind, normal mit dem
Hund, nur mich, mich behandelt sie wie den letzten Dreck.

Normalerweise kann ich damit umgehen, ich mache dann einfach mein Ding und warte ab, bis sie sich wieder beruhigt hat, meistens sind es nur ein oder zwei Tage, an denen sie so mit mir umgeht. Manchmal ist es auch öfter, dass kommt immer auf ihren Trigger an..

Es ist aber „schön“ zu wissen, dass man mit solchen Problemen nicht alleine ist. Und es tut gut, sich hier auszutauschen, dadurch kann man auch sehr viel Kraft tanken.

Viele Grüße,

Keldor
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Keldor,

ja, es ist wirklich gut, wenn man sich austauschen kann und merkt, nicht alleine zu sein mit seiner Situation. Es fühlt sich gut an, dass auch andere sich in einen hineinversetzen können, was in der eigenen Partnerschaft in solchen Momenten ja nicht ist...

Aber genau an dieser Stelle setzen in letzter Zeit ab und zu meine Zweifel ein. Es ist sehr bedrückend für mich, wenn ich merke, dass ich eigentlich Nähe, Zuneigung und Verständnis phasenweise nicht in der Beziehung erwarten kann sondern von Außenstehenden. Es ist ja gut, wenn Freunde und Familie für einen da sind, aber man möchte ja auch, dass es die Partnerin/ der Partner ist. Vor allem, wenn die eigene Partnerin bei allen anderen noch die Fassade aufrecht hält und dann zu Hause regelrecht einbricht.

Vielleicht muss man solche Phasen des Zweifels auch durchmachen, um sich seinen Gefühlen wieder sicher zu sein, aber es ist sehr schmerzhaft.

Man ist ja auch nicht immer ein "guter" Partner für einen Person in einer depressiven Episode. Trotz des ganzen Wissens und aller Rücksichtnahme, entstehen ja manchmal Diskussionen in denen man auch mal sagt, was man denkt. Das ist natürlich grundfalsch und wird sofort als böswillig und verletzend eingestuft... ich merke immer öfter, wie ich mich entschuldige für Dinge und Verantwortung für Situationen übernehme, die in "normalen" Beziehungen nicht der Rede wert wären. Das wirkt auch aufs eigene Selbstbild: ich grüble, was kann ich sagen, was kann ich schreiben, wie kann ich mich verhalten, was sollte ich besser sein lassen... und so passt man sich immer langsamer an und man selbst droht irgendwie zu verschwinden, weil von der anderen Seite nur sehr wenig kommt, keine Entschuldigung, keine Einsicht, zumindest nicht verbal.

Viele Grüße...
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adoro, hallo Keldor,

es ist wirklich schön zu wissen, dass man nicht allein da steht mit seinem Gefühlsauf und -ab. Bei mir ist es auch jeden Tag eine Berg- und Talfahrt mit den Gefühlen. Meine Freundin und ich hatten vorgestern mal wieder eine "Aussprache". Es kamen wird Dinge an den Tag, welche ihr die letzten Wochen zu schaffen gemacht haben. Auch in Bezug auf mich. Und dass sie gerade wieder lieber ihre Ruhe und keine Zweisamkeit möchte. Ich sagte ihr, dass ich dies akzeptiere und ihr mehr Freiraum und Ruhe gebe und mich zurück halte. Aber für sie da bin, wenn sie mich braucht. Sie meinte, sie will gerade keine Zuneigung oder ähnliches und macht gerade dicht. Das merkt sie schon selbst. Doch kurze Zeit später war es wieder so, dass sie sich zu mir ins Wohnzimmer gesellte, sich an mich schmiegte, fest umarmte und küsste. Als wenn nichts gewesen wäre. Sie sagt und zeigt manchmal ganz unterschiedliche Dinge. Kennt ihr das auch? Ich weiß nicht, was dieses Gespräch in ihr ausgelöst hat. Aber seit zwei Tagen ist sie wieder etwas zugänglicher und sucht öfter meine Nähe und Zuneigung. Wie ihr euch vorstellen könnte, tut dies meinem Gefühlsauf und -ab nichts positives beisteuern. Natürlich, ich genieße jede noch so kleine Zuneigung ihrerseits und freue mich total. Doch dann gehen auch wieder die Gedanken los. Wie verhalte ich mich ihr nun gegenüber? Halte ich mich trotzdem lieber zurück und lasse sie auf mich zukommen? Wie lange wird ihr Gefühlshoch anhalten? Fragen über Fragen...:(

Viele Grüße

Sandy
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Sandy,

bei uns ist das exakt identisch! Kaum zu glauben :|

Ich habe manchmal das Gefühl, dass solche Gespräche mit allen Zweifeln immer dann hochkommen, wenn der subjektive Druck und die vermeintlichen "Erwartungen" als zu hoch empfunden werden. Da kann man selbst noch so passiv sein, wie man will. Meine Partnerin meinte mal, dass auch das sie unter Druck setzen würde, wenn ich gar nichts mehr über unsere Zukunft sagen würde, denn dann hätte sie das Gefühl, die Partnerschaft lenken zu müssen.

Ich versuche in solchen Situationen wie in einer Achtsamkeitsübung das Gesagte nur wahrzunehmen und nicht zu bewerten und auch nicht auf mich zu beziehen. Das schafft etwas Abstand und lässt das Gesagte nicht ganz so nah an einen ran. Das ist auf Dauer natürlich überhaupt keine Lösung, aber im Moment hilft es ungemein, um nicht selbst so verletzt zu sein und um auch keine zusätzliche Unruhe in die Beziehung zu bringen.

Ich finde, dass es sehr beängstigend ist, wenn man den Moment nicht mehr genießen kann sondern denkt, wie lange das wohl anhalten wird... das kennen ich nur allzu gut. Ich glaube, dass das wirklich mit den größten Schaden für alle anrichtet und einen auch verkümmern lassen kann. Es hat mich manchmal sehr passiv werden lassen. Man fängt an, mitzuleiden, weil man selbst das Gefühl hat, ausgeliefert zu sein. Ich muss hier immer sehr aufpassen, um nicht selbst in eine dunkle Stimmung abzugleiten.

Grüße
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo Adorno,

ja das stimmt. Diese Gespräche kommen auch meist, wenn man sie nicht erwartet oder im Grunde gar kein Gespräch oder Diskussion "anzetteln" möchte. Und zack, sitzt man mittendrin und weiß manchmal nicht, wie man auf bestimmte Dinge reagieren soll. Selbst wenn man gewählte Worte nutzt, dass es nicht wie ein Vorwurf oder ähnlichem klingt, kommt es bei meiner Partnerin trotzdem manchmal so an. Egal wie man es sagt, es kommt in ihrem Kopf wie ein Vorwurf rüber. Ich versuche mich dann immer zu erklären, dass sie es nicht als Vorwurf sehen soll, da es so nicht gemeint ist. Aber man selbst muss sich immer wieder Vorwürfe anhören. Daran verzweifel ich auch manchmal.

Deine Achtsamkeitsübung klingt interessant. Kannst du mehr darüber berichten?
Ja, ich versuche auch schon des Öfteren, nicht alle Worte an mich heran zu lassen und persönlich zu nehmen. Aber es ist nicht immer so einfach. Aber mal ganz ehrlich. Wie kann es sein, dass zwischen gesagten Worten und folgenden Taten ein so großer Unterschied liegt? Wie bei meiner Partnerin eben. Sie sagt immer, sie will ihre Ruhe und ihren Freiraum. Gebe ich ihn ihr, beschwert sie sich, dass sich jeder zurück zieht und es kein Miteinander ist. Oder sie sagt sie möchte gerade keine Zuneigung und Nähe und prombt tut sie genau das Gegenteil und fällt mir um den Hals. Versuchen die Betroffenen in diesen Momenten auszuloten, ob sie tatsächlich so fühlen, wie sie es zuvor sagten? Ich kann es leider nicht verstehen und lässt mich verzweifeln.

Das stimmt, es ist beängstigend, dass man diese schönen Momente der Zuneigung und Zärtlichkeit nicht im vollen Maße genießen kann, da in diesem Moment nur der Gedanke besteht, hoffentlich hält dieser Moment lange an und wann wird der nächste schöne Moment kommen?!? Wie du schon sagst, man wird immer passiver. Aber ob das immer der richtige Weg ist? Ich bin mir da manchmal nicht so sicher...

Viele Grüße
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo,

Mir geht es auch wie euch. Ich liege heute selbst seit Mittag im Bett und kann nichts machen weil ich einfach nicht mehr kann. Wie ihr vielleicht in anderen Posts gelesen habt, ging es bei uns ja in letzter Zeit besser und mein Freund war stabiler. Gestern kam wieder ein ganz krasser Rückfall und er hat mir alles mögliche an den Kopf geworfen. Ich habe versucht, die Ruhe zu bewahren aber bin doch unheimlich verletzt. Es ist schon schlimm, wie die schlechten Phasen des Partners einen total aus der Bahn werfen können. Ich weiß ehrlich gesagt gerade auch nicht wie es weitergehen soll, vermutlich wie immer, er kriegt sich irgendwann wieder ein, ist irgendwann wieder nett und es läuft wieder einigermaßen gut weiter bis zum nächsten ordentlichen Crash.
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Sandy,

diese Achtsamkeitsübung ist einfach etwas, was ich im Zuge von Meditationsübungen gelernt habe. Eigentlich geht es darum, nicht immer sofort in die Beurteilung oder Bewertung von Gefühlen und Situationen zu verfallen, sondern schlichtweg das alles erstmal zu akzeptieren und sich "anzusehen" ohne etwas direkt ändern zu wollen.

Das ist natürlich nur eine Technik, aber es hilft mir in stark belastenden Situationen ruhig zu bleiben. Das braucht etwas Übung, um das auch im Alltag einsetzen zu können, aber es lohnt sich, finde ich. Du kannst mal nach Achtsamkeitsübungen suchen. Da gibt es sehr viele verschiedene Zugänge.

Viele Grüße
DieNeue
Beiträge: 5515
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von DieNeue »

Hallo ihr,

ich bin Betroffene und würde mich auch gerne zu eurem Thema äußern.
Adorno hat geschrieben:Ich habe manchmal das Gefühl, dass solche Gespräche mit allen Zweifeln immer dann hochkommen, wenn der subjektive Druck und die vermeintlichen "Erwartungen" als zu hoch empfunden werden. Da kann man selbst noch so passiv sein, wie man will. Meine Partnerin meinte mal, dass auch das sie unter Druck setzen würde, wenn ich gar nichts mehr über unsere Zukunft sagen würde, denn dann hätte sie das Gefühl, die Partnerschaft lenken zu müssen.
Ich denke, da liegst du mit deiner Vermutung richtig. Es ist auch für mich als Betroffene schwierig damit umzugehen, wenn man jeden kleinen Piep als Druck empfindet. Das sind oft auch Sachen, wo ich auch vom Kopf her weiß, dass es mir keinen Druck machen sollte, und auch niemand auf die Idee kommt, dass das für mich Druck sein könnte. Manchmal nehme ich es auch nicht so wirklcih wahr, dass irgendwas mich stresst und irgendwann wird es dann zu viel.

Adorno hat geschrieben: Ich finde, dass es sehr beängstigend ist, wenn man den Moment nicht mehr genießen kann sondern denkt, wie lange das wohl anhalten wird... das kennen ich nur allzu gut. Ich glaube, dass das wirklich mit den größten Schaden für alle anrichtet und einen auch verkümmern lassen kann.
Das kenne ich als Betroffene leider sehr, sehr gut. Vor allem je länger man schon mit Depressionen zu kämpfen hat, desto öfter hat man erfahren, dass gute Momente sehr schnell wieder vorbei sein können. Man hofft natürlich immer, dass es diesmal länger dauert, und hat Angst, dass der Moment gleich wieder vorbei ist. Für mich ist es auch immer, wenn es mir mal in einem Moment ziemlich gut geht, ein Balanceakt, weil ich permament damit beschäftigt bin, zu schauen, dass meine gute Stimmung nicht kippt, ständig auf meinen Körper und meine Gefühle achte, damit ich mich nicht doch übernehme, um den guten Moment so lange wie möglich zu behalten. Und gleichzeitig soll/will man den Moment ja eigentlich auch einfach genießen... Aber wenn man einfach weiß, wie schnell sowas kippt und dann wieder alles fürchterlich ist... Sowas nimmt einem dann in den guten Momenten die Gelassenheit, Unbeschwertheit (die man als Depressiver ja eigentlich eh nicht hat, die man aber dringend brauchen würde, weil sie einem wirklich gut tun würde) und so lebt man immer mit angezogener Handbremse.
Ich hab mal im Internet ein paar Grafiken zum Thema Depression gesehen, keine richtigen Statistiken mit Zahlen usw., sondern humorvoll gemeinte. Da war auch ein Kreisdiagramm dabei, das war aufgeteilt in einen seeeehr großen Teil, so 80-90%, und einem dementsprechend sehr kleinen Teil. Darüber stand: Wie man einen guten Tage verbringt.
Beim kleinen Teil stand:" ihn genießen", beim großen Teil stand: "sich darüber Sorgen machen, wie lange er anhalten wird." Das triffts ziemlich gut. Nicht nur als Angehörige hat man das Problem, wir Betroffene haben genau das gleiche.
Laca55 hat geschrieben:Es kamen wird Dinge an den Tag, welche ihr die letzten Wochen zu schaffen gemacht haben. Auch in Bezug auf mich. Und dass sie gerade wieder lieber ihre Ruhe und keine Zweisamkeit möchte. Ich sagte ihr, dass ich dies akzeptiere und ihr mehr Freiraum und Ruhe gebe und mich zurück halte. Aber für sie da bin, wenn sie mich braucht. Sie meinte, sie will gerade keine Zuneigung oder ähnliches und macht gerade dicht. Das merkt sie schon selbst. Doch kurze Zeit später war es wieder so, dass sie sich zu mir ins Wohnzimmer gesellte, sich an mich schmiegte, fest umarmte und küsste. Als wenn nichts gewesen wäre. Sie sagt und zeigt manchmal ganz unterschiedliche Dinge. Kennt ihr das auch? Ich weiß nicht, was dieses Gespräch in ihr ausgelöst hat. Aber seit zwei Tagen ist sie wieder etwas zugänglicher und sucht öfter meine Nähe und Zuneigung.
Also bevor ich hier was dazu schreibe: Ich hab keine Ahnung, ob das, was ich schreibe, auf eure Freundinnen zutrifft, ich hab keine Beziehung, aber ich kann mir SEHR gut vorstellen, dass das bei mir auch so laufen würde!
Und zwar deshalb: Wenn mich Dinge belasten (weil mir zum Beispiel alles zu viel ist, ich denke, die anderen haben bestimmte Erwartungen an mich, die ich mich stressen, usw.) und ich das dann in nem Gespräch ansprech und mir das quasi von der Seele reden kann, dann wäre für mich der Druck erstmal weg bzw. zumindest weniger. Allein schon das Reden und dass der Andere weiß, was mich belastet, wäre für mich eine Entlastung. Und dadurch wäre dann auch der Druck weg, dass ich denke "Der Andere will so viel von mir, das kann ich ihm gar nicht geben." oder "Mir ist das grad zu viel/zu wenig, aber der andere macht immer so weiter. Hilfe, wie soll ich das ansprechen?" [Manchmal ist der größte Druck für mich auch, dass ich nicht weiß, wie ich dem anderen erklären soll, wie es mir geht, wie ich das am besten ansprechen kann (man will ja auch nicht schon wieder mit einem Problem kommen...) bzw. wie ich das auch konkret in Worte fassen soll, wenn ich es oft selbst nicht verstehe, was los ist.]
Und DANN, wenn der Druck wieder weg (oder zumindest weniger) ist, bin ich auch nicht mehr so handlungsunfähig, weil es mich nicht mehr so blockiert und dann kann ich auch wieder eher von MIR aus auf den Anderen zugehen, weil ich die Freiheit dazu habe, weil keiner das von mir fordert.
Also (mal rein theoretisch) sobald ich angesprochen habe, dass mir die Nähe zu viel wird, bin ich selber wieder frei Nähe zu geben. Weiß nicht, ob das nachvollziehbar ist? Also ich kann mir das bei mir gut vorstellen, dass es auch so ein hin und her wäre. Und dass das ätzend für den Partner wäre, kann ich mir auch vorstellen.

Dass das dann gar so schnell hin- und herswitcht, könnte dann, denke ich, davon kommen, dass man so empfindlich auf Druck oder Anderes reagiert. Unter dem "Anderen" versteh ich z.B. das Bedürfnis nach Distanz, dass man zwar Distanz möchte, weil es einem grad zu nah ist, aber dass man sich auch schnell allein gelassen fühlt. Und da muss man dann halt wieder diesen Balanceakt schaffen. Es wird einem z.B. zu viel Nähe, dann sagt man das, dadurch kann man wieder Nähe zulassen, der Andere geht aber gleichzeitig auf Distanz, weil man ja gesagt hat, man will mehr Distanz, und dann ist es einem plötzlich zu viel Distanz, weil man sich dann alleingelassen/überfordert (Beziehung lenken etc.) fühlt, weil man da gleich auf kleinste Änderungen reagiert. Und dann geht es wieder von vorne los ;)

Das Zweite, was mir noch dazu einfällt, wäre, dass wenn ich meinem Partner meine Probleme erzählen könnte, und er das respektieren würde, dass ich zum Beispiel mehr Abstand brauche, dann zeigt das sehr viel Respekt vor mir und das macht jemanden (für mich) durchaus attraktiv. Und dann hätte ich wahrscheinlich auch wieder ein Bedürfnis nach mehr Nähe ;)

Mir ist auch mal aufgefallen, dass wenn ich total überfordert bin wegen irgendwas, und ich irgendwann endlich jemanden frag, ob er mir helfen kann, dann sagt der Andere Ja, und ab da geht es dann plötzlich viel leichter und (übertrieben gesagt) bis der Andere dann da ist zum Helfen, hab ich es alleine gemacht. Vorher ging gar nichts, aber sobald ich die Zusicherung der Unterstützung hatte, ging es mir wieder besser und ich hab teilweise wirklich Sachen dann doch alleine geschafft, ohne dass der Andere überhaupt was gemacht hat. Außer zu sagen, er hilft mir.
Vielleicht geht es auch manchmal nur darum, zu wissen, der Andere steht trotz allem hinter mir und im Notfall ist jemand da.
Adorno hat geschrieben:Vor allem in das Grübeln über jedes kleine Zeichen. Man wird darauf ja auch geeicht. Jede noch so minimale Zuneigungsbekundung nehme ich freudig auf und genauso achte ich dann auf jedes noch so kleine "negative Zeichen"... das ist oftmals natürlich übertrieben, aber man fängt an, selbst noch so kleinen Dingen ungeheure Bedeutung beizumessen - kurze oder gar keine Antworten bei whattsapp.
Hm.... ich denke, es ist auf jeden Fall gut, wenn ihr euch über jedes kleine positive Zeichen freut und das auch irgendwie abspeichert für die Zeit, wenn es eben wieder mal nicht so ist. :)

Bei den Sachen, die ihr als negativ auffasst... da solltet ihr wirklich nicht jedes kleine Detail auf die Waagschale legen und davon abhängig machen, ob euch eure Partnerin gerade liebt oder nicht.
Bei mir war es, als ich noch zu hause gewohnt habe, oft so, dass ich manchmal einfach "böse" geguckt hab. Oft war ich da nur in Gedanken, total k.o., einfach insgesamt niedergeschlagen, etc. Meine Mutter hat aber in den Momenten immer gedacht, dass sie irgendwas falsch gemacht hat. Dass ich irgendwie sauer auf sie bin, weil mir irgendwas nicht passt etc. Dann war natürlich ihre Stimmung auch im Eimer. Irgendwann kam das mal zur Sprache und es hat sich herausgestellt, dass ich überhaupt nicht sauer auf sie bin und sie auch nichts falsch gemacht hat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie das denkt und sie wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass das gar nichts mit ihr zu tun hat. Das war dann schon beruhigend für sie. Und manchmal hat sie dann auch nachgefragt, ob es was mit ihr zu tun hat, wenn ich schlecht drauf war. Ich musste ihr gar nicht erzählen, was los ist, sondern ich wusste, es geht ihr nur darum zu wissen, ob sie jetzt "schuld" dran hat oder nicht. Und wenn ich dann Nein gesagt hab, dann war es auch wieder besser und sie wieder entspannter.
Sie hat mir auch mal erzählt, dass ich manchmal ziemlich motzig war oder mir zum heulen war und ich dann einfach in mein Zimmer bin. Und sie dann dastand und nicht wusste, was sie machen soll. Soll sie mich jetzt in Ruhe lassen oder kommen und mich trösten? Und wie reagier ich dann wieder auf sie? Aber sie hat irgendwann festgestellt, dass es sich oft auch alleine wieder eingerenkt hat, ohne dass sie etwas machen musste. Ich hab mich dann selber wieder beruhigt und dann kam ich aus dem Zimmer und alles hat wieder gepasst. Ich hab das selber gar nicht so mitbekommen, dass ich motzig war, aber es war gut, dass da nicht immer jedes Wort auf die Waagschale gelegt wurde. Klar, manchmal ist es schön, wenn jemand kommt und einem zuhört und sich kümmert. Ich will euch auch nicht damit sagen, dass ihr eure Partnerinnen jetzt immer in Ruhe lassen sollt, sondern vielleicht ist es euch einfach schon eine Hilfe, wenn ihr bei euch auch mal schaut, ob sich manches nicht von selbst wieder einrenkt, ohne dass man eine große Sache draus macht. (Es gibt ja auch launische Menschen, bei denen das nicht von den Depressionen kommt, mit denen muss man ja auch irgendwie klarkommen ;) und sich vllt denken, die Person hat halt diese Eigenschaften und manches darf man nicht gleich persönlich nehmen).
Vielleicht gibts ja auch im Internet hilfreiche Tipps zum Umgang mit launischen Menschen? Ganz ohne den Depressions-Hintergrund...
Laca55 hat geschrieben:Aktuell hat sie unser gemeinsames Bild von WhatsApp entfernt und mit einem Bild ausgetauscht, wo drauf steht "Tier hören unser Herz, wenn es flüstert. Manche Menschen hören es nicht, wenn es schreit". Was soll ich davon halten? Ist es an mich gerichtet? Ist es für die Allgemeinheit gedacht, da es in ihrem Umfeld immer wieder Leute gibt, die nicht sehen, wie dreckig es ihr wirklich geht.
Bei sowas würde ich direkt nachfragen! Einfach ohne ihr etwas zu unterstellen das fragen, was du wissen willst. Und nachzufragen ist in dem Fall wirklich berechtigt!
Manchmal steckt auch weniger dahinter als man denkt. Eine Bekannte hatte auch mal bei WhatsApp eine Rose mit hängendem Kopf, darunter nen Spruch, der mit dem Tod zu tun hatte :? Da hab ich dann auch mal direkt nachgefragt. Ergebnis war, dass sie sich gar nichts gedacht hat, sie den Spruch nur so schön fand und sie sich der Wirkung gar nicht wirklich bewusst war. :roll:
Da würde ich wirklich nicht anfangen Rätsel zu raten, sondern direkt nachfragen. Und vllt auch sagen, warum du fragst (weil du befürchtest, dass es sich auf dich bezieht etc.)
Laca55 hat geschrieben: Oder sagen wir mal so, sie blockt diese Gefühle mit Absicht aus Angst, wenn sie diese Gefühle zulässt, wieder "abzurutschen", wie sie sagt.
Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtig verstehe, aber ich verstehe es so, dass sie quasi die guten Gefühle nicht ganz zulässt, weil sie Angst hat, danach wieder abzustürzen. Und je weiter oben man war, desto höher und schmerzhafter ist halt auch der Fall. Und den schmerzhafte Aufprall kann man halt vermindern, indem man nicht so weit "hinaufklettert".

Ich hoffe, ich konnte euch ein bisschen weiterhelfen. Würde mich interessieren, ob ich mit meinen Überlegungen zu dem widersprüchlichen Reden und Verhalten richtig liege. Ich mache mir nämlich schon auch immer mal Gedanken darüber, wie ich in einer Beziehung klarkommen würde, und sehe da schon ein paar Verhaltensweise bei mir, die problematisch wären. Von daher wäre es auch für mich interessant zu wissen, wie man mit so einer Situation umgeht.

Viele Grüße,
DieNeue
DieNeue
Beiträge: 5515
Registriert: 16. Mai 2016, 22:12

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von DieNeue »

Noch zu dem Thema „Die positiven Dinge wichtig nehmen und die negativen Dinge nicht überbewerten“

Da kann man natürlich auch sagen: "Jaaaaaa, aaaaaber: Wenn ich den kleinen positiven Zeichen mehr Wert gebe als den negativen Zeichen und die negativen Zeichen sozusagen unter den Tisch fallen lasse, dann mache ich mir doch selber was vor, weil die negativen Zeichen sind ja auch da und oft auch noch viel häufiger als die positiven. Da red ich mir die Situation ja nur schön!"
Nein! Bei Depressionen steht grundsätzlich ja das Negative im Vordergrund, das Negative ist viel größer und stärker vorhanden als Positives. Die negativen Sachen sind ja im Prinzip normal und im Überfluss vorhanden. Da ist es "normal", wenn immer wieder irgendwas negatives auftaucht. Dass etwas positives auftaucht, ist nicht der Regelfall und hat deshalb viel mehr Beachtung verdient.

Das erinnert mich ein bisschen an den "Big fish-little pond"-Effekt. („Fischteich-Effekt“ Der besagt: In einem kleinen Teich ist ein durchschnittlich großer Fisch groß. Steckt man den gleichen Fisch in einen großen Weiher, ist er plötzlich nicht mehr groß, sondern ein kleiner Fisch. Je nachdem in welcher Umgebung/Bezugsgruppe man sich befindet, erscheinen manche Sachen in einer anderen Größe. Den Effekt kennt man aus Schulen: Ein durchschnittlicher Schüler ist in einer Klasse mit lauter sehr guten Schülern nicht besonders gut (also ein kleiner Fisch), aber in einer Klasse mit lauter sehr schlechten Schülern ist er plötzlich der Überflieger.)

Ich versuch mal, das auf Depressionen zu übertragen:
Wenn man den Menschen als Weiher betrachtet, dann tauchen im gesunden Zustand des Menschen/Weihers immer wieder positive Sachen und negative Sachen auf. Wenn dann Negatives überhandnimmt, kann man sagen: „Das ist jetzt zu viel negatives. Da stimmt was nicht. Der Typ ist böse/unfreundlich/mag mich nicht etc.“ oder wenn positives überhandnimmt, dann ist derjenige eben positiv/mag mich/freundlich etc.
Bei einem Depressiven ist aber schon mal grundlegend mehr Negatives da, sprich der Weiher ist voll mit Negativem. Wenn da dann ein negatives Zeichen auftaucht, dann hat das nicht die gleiche Gewichtung wie in einem „neutralen“ Weiher. Ein negatives Zeichen in einem Weiher voller Negativem ist nichts Besonderes. Wenn allerdings ein positives Zeichen auftaucht, dann ist das durchaus etwas Besonderes.

Ich stell mir das gerade ganz bildlich vor ;)

Ein „normaler“ Weiher: Da ist schöne Natur drum rum, Fische drin, Enten drauf, aber es schwimmt auch eine Plastikflasche drin rum, eine Tüte hängt an einem Ast am Ufer und am Grund liegt ein altes Fahrrad.
Soweit also alles normal, nichts besonderes. Immer wieder wächst eine schöne Blume, dann kommt wieder jemand und wirft sein Kaugummipapier neben dem Weiher ins Gras. Das sich dann ein Vogel holt und in seinem Nest verwebt.

Ein „negativer“ Weiher: Da war schöne Natur drum rum, Fische waren drin, Enten drauf, die Plastikflasche schwimmt auch noch drin rum, allerdings nicht mehr im Wasser, sondern in einem ekligen Ölteppich. Die Tüte hängt auch noch am Ufer, neben zwanzig weiteren Tüten und dreckigen McDonalds-Verpackungen. Am Grund liegt immer noch das alte Fahrrad. Es ist mittlerweile kaputt geworden, weil jemand drei große Ölfässer in den Weiher geschmissen hat und die auf dem Fahrrad gelandet sind. Die einzigen drei Fische, die noch hier leben, können jetzt jeden Abend auf dem aufgeweichten kaputten Sofa neben dem Fahrrad chillen und in dem alten Fernseher, der auch irgendwann auf dem Grund gelandet ist, einen Ölfilm schauen.
Wenn man an diesem Weiher vorbeikommt, denkt man, dass hier alles kaputt ist. Wer hier angelt, braucht sich nicht wundern, wenn nicht ein zappelnder Fisch angebissen hat, sondern ein schlammiger Turnschuh. Umso erstaunter ist man und umso mehr freut man sich, wenn man sieht, dass irgendwo am Ufer eine kleine gelbe Blume blüht und ein kleiner Frosch mit einem Platsch ins Wasser springt.

Ein „positiver“ Weiher: Ein wahres Naturparadies! Reinstes Quellwasser sprudelt in den Weiher, Blumen blühen in allen erdenklichen Farben, eine Entenfamilie schwimmt auf dem Wasser, die Bäume tragen grüne Blätter und spenden Schatten in der warmen Sonne. Die Fische tummeln sich im Wasser, Frösche springen von Stein zu Stein. Ein Reiher watet in Ufernähe durch das Wasser und Enten brüten im Schilf. Eintagsfliegen verbringen den einzigen Tag in ihrem Leben am liebsten hier.
„Waaaahnsinn! Das ist ja perfekt hier!“ könnte man sagen, wenn man nicht im Augenwinkel die alte Farbdose im Wasser liegen hätte sehen. Und da hinten an der Bank hat ja jemand seinen Müll nicht mitgenommen! Also sowas!

In diesem schönen Paradies erhält die Farbdose die gleiche Bedeutung wie die kleine gelbe Blume im negativen Weiher. Einfach weil die Umgebung der Kontrast zu ihnen ist. Auch die kleinen negativen Dinge in der schönen Umgebung fallen auf und man sollte sich nicht von der Schönheit blenden lassen und glauben, alles wäre perfekt. Genauso sind die positiven Dinge in der kaputten Umgebung beachtenswert und vielleicht sieht man an ihnen, wie die Umgebung eigentlich sein könnte/sollte oder war oder wieder werden könnte.
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo DieNeue,

vielen Dank für deine ehrlichen und tief einblickenden Worte. Es tut gut und ist interessant, auch mal die Sicht von der anderen Seite zu hören. Wir Angehörigen sehen und fühlen immer nur unsere eigene Seite und Gefühle. Aber natürlich vergessen wir dabei auch nicht, wie es unseren Partnerinnen dabei ergehen muss. Keine Frage. Nur erfahren wir das dann halt wirklich immer nur bei einem der seltenen Gespräche. Aber was in der Stille passiert bleibt ja meist verborgen.
Es ist nachvollziehbar, dass es den Betroffenen nach einem Gespräch besser geht, da der aufgebaute Druck erst einmal verflogen ist und wieder etwas Lockerheit eintrifft. Ich kann es auch verstehen, dass sich dann meine Partnerin auch erstmal wieder öffnen kann. Ich spüre und sehe es ja dann auch immer. Und ich genieße auch sehr diese positiven Momente, aber habe auch zeitgleich wieder Angst, dass dieser Moment nur von kurzer Dauer ist. Doch ich weiß es sehr zu schätzen, dass sich meine Partnerin mir gegenüber wieder etwas mehr öffnen kann und auch mal wieder etwas positives zulassen und etwas genießen kann, bei all den vielen negativen Dingen, die tagtäglich auf sie einprallen und ihr zu schaffen machen. Doch es erweißt sich nach wie vor immer noch als schwer, das gesunde Gleichgewicht zwischen Nähe und Distanz zu wahren. Die letzten Tage ist meine Partnerin wieder mehr auf Nähe, Zuneigung und Körperkontakt aus. Aber in meinem Kopf spielt immer der Hintergedanke mit, wann rücke ich ihr wieder zu nahe und "bedränge" sie?!? Ich möchte natürlich nicht, dass sie gleich wieder das Gefühl hat, jetzt wo sie wieder mehr Nähe und Zuneigung sucht, dass ich sie gleich wieder ersticken möchte. Deswegen versuche ich mich nach wie vor passiver zu verhalten. Doch dann hat sie vielleicht wieder das Gefühl, ich lasse sie allein und geh auf Distanz. Wo liegt die gesunde Mitte?!? Dies kann glaub ich keiner wirklich beantworten. Ja, du hast es richtig verstanden. Sie möchte sich aus Schutz nicht mehr so sehr öffnen, aus Angst wieder angreifbar zu sein und wieder so sehr gegen sich selbst zu gehen. Sie weiß nicht, wo das Maß liegt, so dass sie nicht angreifbar wird. Ich denke, dies testet sie jetzt vielleicht auch gerade etwas aus, wie weit sie gehen kann, ohne dass es für sie wieder zu weit ist. Ich weiß es nicht. Nur eine Vermutung. Ich möchte ihr so gern zeigen, dass sie keine Angst davor haben muss und sie wieder mehr Vertrauen in alles stecken kann. Aber ich denke, das ist im Moment (noch) nicht möglich. Vielleicht wird es mit der Zeit....
Deinen Vergleich mit dem Weiher fand ich sehr interessant. So kann man alles viel besser nachvollziehen und hat auch den Einblick in die andere Seite.

@Adoro

Meditation ist eine feine Sache. Seit kurzem versuche ich mich auch mehr in diese Materie einzubringen und ich muss sagen, es tut mir gut. Sich wieder mehr auf sich und seine Mitte zu besinnen. Nur die Achtsamkeit habe ich bisher nicht so einbezogen. Dies werde ich mal in Angriff nehmen. :)

@lisamarie

Ja ich kann es gut nachvollziehen, wie du dich fühlen musst. Es tut mir leid, dass dein Partner, wenn er seine negativen Phasen hat, so bösartig zu dir ist. Das habe ich bisher zum Glück bei meiner Partnerin noch nicht erlebt. Sie macht schon das meiste mit sich selbst aus in diesen Momenten. Aber was dann öfter vorkommt, dass sie schnell unruhig wird und auch mal in ihrem Zimmer rum flucht oder auch Aggressionen auslebt, in dem sie auf ihren Boxsack drauf schlägt oder Sport macht. Aber bisher war sie nie bösartig mir gegenüber. Doch diese Momente, wo sie ausflippt und aggressiv ist, lassen mich trotzdem immer erschaudern. Es geht nunmal nicht an einem vorbei...
Aber wir sollten uns immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass dies nicht auf uns bezogen ist und wir dieses Verhalten nicht persönlich nehmen dürfen. Auch wenn es nicht immer so einfach ist. :(

Viele Grüße

Sandy
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von lisamarie25 »

Liebe Sandy, ich habe einen neuen Post eröffnet, da ich denke, das unser Problem in direktem Zusammenhang mit dem Dezember steht..... da habe ich auch geantwortet.

Ja, ich denke auch wir müssen es schaffen, dieses Verhalten nicht so auf uns zu beziehen. Es ist wirklich schwer. Ich freue mich dennoch für dich, dass deine Partnerin das nicht direkt an dir auslebt. Mein Partner hatte das auch in den letzten Monaten unter Kontrolle, direkt an mir hat er seine Aggressionen eigentlich seit Juni nicht mehr ausgelebt, weshalb ich - da wir nicht zusammen wohnen - nicht sicher bin ob er in dieser Zeit Aggressionen hatte.

Wir haben es gestern in einem ehrlichen Gespräch geschafft, wieder Frieden und Ruhe in die Beziehung zu bringen aber es ist echt nicht leicht mit solchen Phasen umzugehen.
Ich erachte es wirklich als Fortschritt, dass er mittlerweile zumindest darüber mit mir sprich und mich nicht einfach aus seinem Leben drängt wenn es ihm schlecht geht so wie früher.....
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo zusammen

was mich erstaunt, dass eure Partner wissen, das sie an Depressionen leiden. Mein Partner hat diese Phasen immer dann, wenn Druck auf ihn kommt. Sei es im Geschäft oder er mit sich unzufrieden ist und immer an seinem Alter herum studiert. Dann erkenne ich ihn nicht mehr, er ist so weit weg von mir, wenn es hoch kommt, bekomme ich einen Kuss. Und doch sucht er immer die Verbindung via Telefon, SMS Tagsüber. Am Abend sitzt er wieder für sich alleine auf dem Sofa und ich bin nur da wie eine Kollegin. Das verletzt mich immer. Ich habe immer das Gefühl, er sucht nach etwas neuem....... um sich abzulenken. Denn ich darf sein Verhalten nicht als Depression bezeichnen.
Es ist so schwer und es macht einem Traurig. Ich wünsche mir immer wider das es vorbei geht und er wieder der liebe führsorgliche Partner ist.

Grüsse
Lulu
lisamarie25
Beiträge: 111
Registriert: 9. Mai 2016, 20:07

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von lisamarie25 »

Hallo Lulu,

wir dürfen auch nur sehr eingeschränkt darüber sprechen. Eigentlich seit Monaten gar nicht mehr. Das Thema ist ganz heikel. ER von sich aus hat mir nur ein einziges Mal wörtlich gesagt, dass er an Depressionen leidet und in Behandlung ist. Das war als alles zusammenbrach, erst dann schaffte er den Gang zum Psychologen.

Damals konnten wir über das Thema Depression und Psychologe sprechen. Jetzt ist es nur mehr "der Arzt", "sein Zustand", "kann nicht schlafen", "kann heute nicht essen", "kann sich heute nicht konzentrieren" "ich kann heute aus dem Bett nicht aufstehen" usw.
von einem "offenen Zugang" sind auch wir weit weg. Statt Depression muss ich sagen "deine Gesundheit", "wenn es dir "so" geht", "wenn die "diese Tage" hast", "wenn du heute nicht kannst".

Ich darf auch nur sagen "wenn es dir wieder so schlecht geht" . Was er mittlweile selbst oft anspricht ist das Thema Alkohol und das er keinen trinken sollte. Ich darf eigentlich nur darauf antworten wenn was von ihm kommt. Wenn ich etwas von mir aus sage, wie bei unserem Streit diese Woche wo ich sagte, er hätte am Freitag nicht trinken sollen, das bereite ihm "tagelange emotionale Tiefs", war er wütend..... obwohl er ganz genau weiß, dass ich Recht habe. Ich werte das insofern als Fortschritt, da er letztes Jahr als er fast täglich alleine trank nicht mal zugeben wollte, dass das ein Problem ist und die Depression verstärkt. Als er aufgehört zu trinken konnten wir auch nur darüber sprechen das "es" jetzt wo er aufgehört hat, kurzfristig schlimmer wurde. und "es" wird jetzt ohne Alkohol langsam besser.....

Schriftlich konnten wir über die Depression "sprechen", ich schrieb ihm lange Briefe in denen ich das Krankheitsbild erklärt habe, ihm gesagt habe, dass es gut ist, dass er zum Psychologen geht usw. Er hat meine Tipps umgesetzt und sich immer für die Briefe und das Verständnis bedankt. Dh es ist so eine Teileinsicht, komplett offen mit der Krankheit umgehen kann er aber nicht.

Wie gesagt, das Thema ist nicht einfach und muss oft anders bezeichnet werden obwohl uns beiden klar ist, dass wir über die Depression sprechen.
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Liebe Neue,

vielen, vielen Dank für deine sehr persönlichen Eindrücke und deinen Mut. Ich fand es unglaublich gut, das zu lesen, was du geschrieben hast. Mir hat es sehr geholfen, mich auch noch mal in einer andere Perspektive zu versetzen und so vieles auch besser zu verstehen.

Was deine Frage angeht, wie man mit so einem Verhalten gut umgehen kann... ich empfinde immer die Momente sehr entlastend und auch für die Partnerschaft wichtig, in denen man ruhig und liebevoll über die Situation spricht. Die Rückzüge sind an sich für mich nicht schlimm, sondern eher, dass sie wortlos passieren, ohne das man genau weiß, was los ist. Denn es gibt trotzt allem ja vielleicht auch ohne die Depression manchmal Probleme in der Partnerschaft. Aber diese Ambivalenz ist manchmal schwer zu durchschauen... da hilft es mir und meiner Partnerin manchmal sehr, wenn wir einfach ganz kurz einander zeigen, was gerade los ist. Sie sagt dann manchmal, "mir geht es nicht so gut" und ich weiß, was dann warum sie so ist.

Ich habe noch mal eine Frage an euch. Meine Partnerin sagt mir manchmal, dass sie gewisse Termine, Aufgaben oder andere Dinge "nicht schafft". Das ist insofern schon was, weil sie sich das bei Freunden und so nicht traut zu sagen, sondern eher auch Dinge macht, die sie überfordern. Nun ist es aber so, dass wenn ich darauf eingehe und sage, dass das "kein Problem" sei, sie darauf sehr gereizt reagiert, weil sie das dann auch als Druck empfindet... ich sage im Moment dann einfach gar nichts dazu, sondern rede über ein anderes Thema. Ich würde ihr gerne zeigen, dass ich Verständnis habe, aber anscheinend kommt das auch Druck auslösend an. Aber gar nichts zu sagen finde ich auf Dauer auch blöd...
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Adorno

das kenne ich auch von meinem Partner. Es sieht dann so aus, als ob ich immer alles kann und er nicht. Es ist allgemein schwer, man kann alles machen und es passt nicht. Im Moment ist es bei mir so, als ob ich seine Mitbewohnerin bin obwohl wir seit so vielen Jahren zusammen sind. Es ist ein befremdetes Gefühl. Leider macht er nichts dafür, kein Arzt, keine Medis nichts........ ich habe keine Ahnung wie lange das so weiter geht....... und das schlimme ist, gegenüber Freunde etc. ist er mehr oder weniger normal.....
wünsche euch eine guten Wochenstart.
Lulu
Adorno
Beiträge: 42
Registriert: 21. Feb 2017, 11:10

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Adorno »

Hallo Lulu,

ja, das kenne ich auch. Plötzlich ist man dann eine WG und auch, dass gegenüber anderen der "Schein" gewahrt wird. Niemand darf wissen, wie es ihr wirklich geht. Das ist schwer zu ertragen und auch anzusehen.

Gestern war wieder ein sehr, sehr schwerer Tag. Meine Partnerin hat wieder unsere Beziehung "kritisiert". Ich würde fast sagen, außeinander genommen. Dabei sind Anschuldigungen ihrerseits gefallen, die, wenn man es ernst nimmt, eine Beziehung im Moment unmöglich machen. Ich habe mir im Laufe der Zeit wirklich ein dickes Fell wachsen lassen, was solche Situationen angeht, aber dieses Mal ging es weit über das hinaus, was auch im Rahmen einer Depression ok ist. Ich merke, dass wenn ich das nicht ernst nehme, wie von ihr gefordert, wirkt das wie ein schleichendes Gift auf mich. Ich verliere so langsam mein Gefühl für mich und meine eigenen Bedürfnisse. Eine Zeit lang habe ich das gemacht, aber ich habe nun keine Kraft mehr, das muss ich leider zugeben.

Ich habe kein Problem mit der Depression und den Rückzügen und auch nicht mit den Diskussionen, die manchmal heftig sind, aber was nicht geht, sind diese massiven Attacken auf die Beziehung. Im Grunde trage ich an "allem" schuld. Es gab schon ein, zwei Momente, in denen ich das auch für mich so übernommen habe und gedacht habe, dass das stimmt, ich irgendwas immer falsch mache... ich habe das Gefühl und die Intuition für meine Handlungen verloren.

Eine gute Freundin hat mich vor längerer Zeit schon beiseite genommen und mich gefragt, wie lange ich das noch mitmachen will. Ich habe das zuerst abgeblockt und nicht hören wollen. Aber sie hat recht! Vielleicht bin ich nicht der Mensch, den meine Partnerin braucht. Das denke ich immer öfter. Sie sagte mir, dass sie eine "Leidensgemeinschaft" mit einem Partner bilden möchte, der das gleich erlebt hat, wie sie und genauso leidet wie sie. Das kann ich aber nicht. Ich will nicht wieder in diesen Strudel reingerissen werden. Wie es weiter geht, kann ich gar nicht sagen. Ich werde es einfach auf mich zukommen lassen.
Laca55
Beiträge: 85
Registriert: 27. Nov 2017, 09:55

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Laca55 »

Hallo,

ja, mir erging es die letzten Tage nicht wirklich anders. Obwohl es seit ein paar Tagen sehr harmonisch und gefühlvoll zwischen meiner Freundin und mir war. Sie hatte sich mal wieder mehr geöffnet. Am Sonntag erst hatten wir wieder ein ernstes Gespräch. Wo wieder ihre Aussichtslosigkeit, vor allem beruflich, zum Ausdruck kam. Und natürlich ihre Gefühle. Sie meinte, dass ich ihr wieder mal ein Gefühlschaos gegeben habe, weil es die letzten Tage so schön war und sie ja so dicht gemacht hat und ich sie nun wieder "geknackt" habe. Und sieDer restliche Sonntag war sehr schön, mit viel Zuneigung und Nähe und lieben Worten. Und gestern hat sie ganz plötzlich von 0 auf 100 wieder den Hebel umgelegt. Sie ist auf Distanz gegangen, hat keine Nähe zugelassen und hat sich wieder in sich vergraben.
Langsam weiß ich nicht mehr, wie ich mit diesem Auf und Ab von 0 auf 100 umgehen soll. An einem Tag ist alles schön und sie genießt es und am nächsten Tag stellt sie unsere Beziehung und Liebe in Frage. Wie soll man auf Dauer mit so etwas umgehen? Ich weiß mir keinen Rat mehr und verzweifel immer mehr...
Lulu69
Beiträge: 24
Registriert: 24. Nov 2017, 14:49

Re: Eigene Gefühle als Partner

Beitrag von Lulu69 »

Hallo Adorno

das ist recht heftig! so ist es bei mir nicht. Wie lange machst du das bereits mit?
Wie du schreibst, zweifelt sie an eurer Beziehung, liebt sie dich den nicht? oder ist das nu in dieser Phase?
Irgendwie kann ich mir das ganze nicht richtig vorstellen, obwohl ich es ja selber erlebe. Es gibt Momente, da habe ich das Gefühl, ich übertreibe oder überbewerte alles... Gestern Abend war wieder ein Hoch und zuvor ein Tief..... ich war wider voll überfordert mit dieser Situation... ich habe auch immer wider das Gefühl..... das ich dem ganzen nicht mehr trauen kann..... und das macht mich so traurig. Denn ich möchte diese Gedanken nicht haben. Zudem habe ich auch immer mehr Angst vor der Zukunft. Das alles zerbricht und nichts wird sich ändern..
Und doch liebe ich ihn so sehr, da er ansonsten so ein Toller und lieber Mann ist...
Grüsse
Lulu
Antworten