Am Arbeitsplatz der "Ausputzer" oder Gummipuffer

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Katzenstube
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Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Am Arbeitsplatz der "Ausputzer" oder Gummipuffer

Beitrag von Katzenstube »

Hallo Ihr,

ich hätte gerne ein paar Anstöße, da ich nicht so recht weiß, wie ich an und mit meinem Arbeitsplatz klar kommen soll. Diesen aber mit Mitte 50 hinwerfen wäre dümmlich weil vermutlich ein neuer schwer bekommen werden kann und meine Gesundheit so und so angeschlagen ist (kaputte Hüfte, die irgendwann erneuert werden muss).

Mein Arbeitsvertrag wurde versehentlich von der Kollegin unbefristet ausgestellt - die Stellenausschreibung war jedoch befristet und garantiert geht der Chef davon aus, dass es sich um einen Jahresvertrag handelt.

Ich arbeite in einem Handwerksunternehmen, in dem Chef und Familie auf Profit arbeiten (wie halt überall) dieses leider mit geringwertigen Mitteln und keine Anlage funktioniert. Egal ob Telefonate oder Reparaturen der eigenen "Böcke" die Chefs sind telefonisch einfach nicht erreichbar für die Kunden und geben die Ärgernisse zumeist an mich weiter zur Klärung und Reparatur. Die Techniker sind bedient und haben keinen Spaß an der Arbeit, die Kunden beschweren sich ohne Ende - und ich bin der Gummipuffer dazwischen. Soll Monteuere einteilen und antreiben, Kundeninkasso betreiben und Terminierungen vornehmen.

Ich habe mir:
a) eine Hausärztin gesucht um der Gesundheit auf die Sprünge zu helfen (diese hat eine Depression festgestellt)
b) habe einen Orthopädentermin um die genauen Schäden an Kreuz und Hüfte (neben dem Chirurgen) dokumentieren zu lassen
c) habe einen Termin beim Psychiater, da durch die Krankheit und vorangegangene Behandlung durch die Arbeitsagentur die Psyche ziemlich am A..... ist
d) Mitgliedschaft beim VDK
e) sammeln von unmöglichen Anweisungen mit handschriftlichen Kommentaren und evtl. Zeugen

Ich habe gerade keine Kraft (ändert sich vielleicht mal) gegen die Geschäftsleitung anzugehen mit allen den unmöglichen Anforderungen wie dass Schlosser Arbeiten von Elektrikern tätigen sollen. Die kfm. Kollegen sind ebenfalls bedient - aber froh, dass ich der Puffer bin, dem sie ihre Angelegenheiten auf den Schreibtisch legen können. Schade, der Anfang dort war nicht schlecht, aber das was sich da nun Tag für Tag auf meinem Schreibtisch stapelt (speziell auch während der Urlaubszeit wo es vorne und hinten hängt) ist eine Zumutung für alle (die aber ich ausbaden muss).

Vielleicht bringen mich ein paar Gedanken von Euch aus meinem Hamsterrad raus?

Gruß von Katzenstube
Keep It Real
Beiträge: 61
Registriert: 30. Dez 2015, 17:40

Re: Am Arbeitsplatz der "Ausputzer" oder Gummipuffer

Beitrag von Keep It Real »

Halo Katzenstube,

beim Lesen Deiner Schilderungen musste ich spontan an die Arbeitsstelle meines Mannes denken. Es ist ein KfZ-Betrieb und ein Familienunternehmen, in dem er mit kurzer Unterbrechung seit über 20 Jahren tätig ist. Die Geschäftsleitung dort agiert ähnlich und das Betriebsklima wurde vor allem in den letzten 5 Jahren immer schlechter. Er fühlt sich dort zunehmend unwohl und wenn nicht die Kollegen, mit denen er sich gut versteht, dort wären, wäre er schon gegangen. In diesem Jahr war er das erste Mal seit 2014 (Wegeunfall)krankgeschrieben - vierzehn Tage auf Grund depressiver Erschöpfung, nachdem ich ihn inständig gebeten hatte, doch wenigstens mit unserer Hausärztin zu sprechen. Die Reaktion der Geschäftsführung war unterirdisch. Das Maß war endgültig voll und er hat sich auf verschiedene andere Stellen beworben. Auch in einem Alter von 50 wurde er zu Vorstellungsgesprächen eingeladen. Man will ihn auch trotz der Folgen des Wegeunfalls und 20% Erwerbsminderung einstellen.

Liebe Katzenstube, gibt es denn in Deiner Firma irgendetwas (vom unbefristeten Arbeitsplatz abgesehen), was Dich dort hält? Wie ist das Verhältnis zu den Kollegen, die ja offenbar genauso gefrustet sind? Habt ihr Hoffnung, etwas ändern zu können? So wie Du die Zustände in Deiner Firma schilderst, dürfte die Geschäftsleitung "beratungsresistent" sein, oder sehe ich das zu negativ?

Ich verstehe, dass Du mit dem drohenden Hintergrund Arbeitsagentur und den schlechten Erfahrungen den Job nicht hinschmeißen willst. Kannst Du Dich noch woanders umsehen? Ich fürchte, Energie darauf zu verwenden, gegen die Geschäftsleitung vorzugehen, ist vergebens und das Ganze wird Dich nur weiter zermürben. Ich finde gut, dass Du Dich auch aktiv um Deine Gesundheit kümmerst und Arzttermine vereinbart hast.

Eine echten Rat kann ich Dir leider nicht geben, aber vielleicht denkst Du in Ruhe über meine Fragen nach. Manchmal sieht man einfach den Wald vor Bäumen nicht, wenn man so emotional in einer Situation gefangen ist und sich die Gedanken im Kreis drehen. Vielleicht hast Du Dir diese Fragen aber auch schon selbst gestellt...

LG und alles Gute
Keep It Real
Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unbesiegbaren Sommer in mir gibt.
- Albert Camus -
Katzenstube
Beiträge: 21
Registriert: 20. Aug 2017, 12:44

Re: Am Arbeitsplatz der "Ausputzer" oder Gummipuffer

Beitrag von Katzenstube »

Hallo Keep it Real,
danke für Deine Zeilen.

Es gab mal eine lange Zeit, da war der Arbeitsplatz mehr für mich: da gab es dort Freunde und Familie, in einer Struktur, die einfach anders war. Damals fütterte jede größere Firme einen "Besenkehrer" durch, der einfach bis zur Rente mitfinanziert wurde. Alles das hat sich über die Jahre verändert und mir tun junge Menschen leid, die in ein Berufsleben kommen, wo es keinen Bestand mehr gibt und nur die Ellbogenmentalität.

Die letzten 10 Jahre haben mir leider gezeigt, dass es nach 1 Jahr Job wieder einen auslaufenden Vertrag gab und nach mir - so wie zuvor vor mir - ein anderer ausgebeutet wurde. Ich finde hier in meiner Region jede Menge Zeitarbeit oder Tätigkeit in der Pflege (was die Gesundheit nicht erlaubt). Dann bin ich natürlich auf Grund der gesundheitlichen Einschränkung sehr langsam, man/frau sieht, dass ich nicht gesund bin und will natürlich jemanden der belastbar ist am Arbeitsplatz und keinen, der wegen einer Hüft-op und Reha vielleicht länger ausfallen könnte.

Aber: regelmässig in den Stellenangeboten zu stöbern ist kein Fehler, mache ich wohl schon seit ich dort bin, aber in der Vergangenheit sehr halbherzig.

Das einzige was mich dort hält ist die Entfernung von nur 30 km einfache Fahrt. Die Freunde der Agentur für Arbeit haben auch einfache Strecken von 100 km gefordert (kriege ich gesundheitlich nicht hin, auch nicht die lange Fahrt und die dazugehörige Anspannung und Angst). Da sind wir wieder beim Thema: Angst ... arbeitslos zu sein .... Angst und Wissen wie man behandelt wird von der Arbeitsagentur. Ach doch, noch etwas hält mich. Ein Jahr dort und mein noch vorhandener Anspruch auf ALG1 von derzeit 15 Monaten müsste sich nach diesem einem Jahr auf 18 Monate erhöhen. Somit 18 Monate Zeit zum suchen .... wenn ich die SB's der Agentur für Arbeit überstehe.

Dagegen müsste ich mich stellen - ich müsste mir das erarbeiten was der gesunde Egoismus ist. Ich müsste mich "nur" wehren, denn alles dürfen die nicht und es gibt so viel, was man diesen Agenturen entgegenstellen kann wenn man kampfesbereit ist. Genau das fehlt mir.

Lieben Gruß von Katzenstube
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