Therapie für Angehörige?
Verfasst: 19. Jul 2017, 20:34
Hallo zusammen,
Ich hoffe, dass ihr mir mit euren Erfahrungen etwas weiterhelfen könnt.
Ich bin Angehörige eines an einer Depression Erkrankten, mein Mann hat seit Anfang des Jahres die Diagnose, ich hab ihn aber schon seit Jahren immer wieder darauf angesprochen, ob er sich sicher ist, dass da nicht was im Busch ist. Über Weihnachten ist die Situation eskaliert, im Schnitt alle zwei Tage über ca. drei Wochen war er der festen Überzeugung, das es keinen Weg außer dem Suizid mehr für ihn gibt; das waren echt heftige Zusammenbrüche. Falsch oder nicht habe ich nicht den Notruf gewählt, sondern ihn bequatscht, bis sich die Situation etwas beruhigt hatte. Nach einer in der Phase letzten heftigen Eskalation, bei der er eine Türglasscheibe zerschlagen hat, hat er kapiert, dass er Hilfe braucht.
Aus beruflichen Gründen kommt "Therapie auf Rezept" (und damit alles Stationäre) für ihn nicht in Frage, er bezahlt daher privat alle ca. zwei Wochen eine Stunde Therapie. Über die Therapie selbst weiß ich gar nichts (er blockt da ziemlich ab), es klingt nur an, dass er seinem Therapeuten von den "Abstürzen" noch nicht mal wirklich erzählt.
Und: so richtig verbessern tut sich nichts, er stürzt nicht mehr dauernd ab und nicht mehr so tief, dass er quasi dabei wäre, das Haus zu verlassen, um sich direkt umzubringen, aber die Verzweiflung und die "Verlockung" ist nach wie vor da. Und auch die Zusammenbrüche ohne das Gefühl, dass er es gleich tut, sind furchtbar genug. Und die gibt es manchmal täglich, manchmal ist fünf Tage Pause.
Als wäre das nicht schon genug, ist unsere Ehe extrem konfliktreich und "vorbelastet", u.a. durch eine fast zweijährige Affäre von ihm und (beendete) häusliche Gewalt gegen mich. Eine Paarberatung blockt er momentan auch ab. Häufig kommt es zu ganz extremen Streitsituationen (mit anschließendem Absturz). Was er mir dann an den Kopf wirft, ist teilweise so übel, dass es schon wieder absurd ist. Das alles erschwert es mir so sehr, noch mehr für ihn da zu sein. Im Moment kann ich das, was er (in seinen Augen) von mir bräuchte, nicht leisten. Im Gegenteil, ich werde selbst immer dünnhäutiger, gestresster und weniger belastbar (auch wenn die Phase direkt nach Weihnachten, in der es mir richtig dreckig ging, vorüber ist). Mich überfordert völlig, was hier passiert. Und dadurch ruhe ich auch nicht mehr gerade in mir selbst und provoziere den ein oder anderen Konflikt.
Wohingegen er mir vermittelt, dass er eigentlich nur mehr Zuneigung von mir bräuchte (aber bloß keinen Sex...), dann würde alles schon wieder gut.
Bin ich soweit, dass ich nicht mehr kann, und eine Trennung andeute, gibt es sicher einen Absturz- entweder verzweifelt er dann tatsächlich und sieht keinen Sinn mehr im Leben oder er deutet an, ich könne das ja tun, müsste dann aber halt mit den "Konsequenzen" leben. Was dann meinen Handlungsspielraum gleich einschränkt.
Soweit grob zur Lage, sofern man das überhaupt adäquat beschreiben kann.
Und damit zu meiner Frage: hat von euch jemand Erfahrung mit einer Therapie als Angehöriger? Bringt das überhaupt etwas, solange sich die Situation nicht ändert? Kann man lernen, diese Abstürze zu ertragen? Ich habe das Gefühl, ich lasse immer mehr abprallen, aber eben nicht nur das Schlechte, sondern gleichzeitig auch das Gute.
Wir haben drei relativ kleine Kinder - schon für die muss sich was tun...
Ratlos,
Dani
Ich hoffe, dass ihr mir mit euren Erfahrungen etwas weiterhelfen könnt.
Ich bin Angehörige eines an einer Depression Erkrankten, mein Mann hat seit Anfang des Jahres die Diagnose, ich hab ihn aber schon seit Jahren immer wieder darauf angesprochen, ob er sich sicher ist, dass da nicht was im Busch ist. Über Weihnachten ist die Situation eskaliert, im Schnitt alle zwei Tage über ca. drei Wochen war er der festen Überzeugung, das es keinen Weg außer dem Suizid mehr für ihn gibt; das waren echt heftige Zusammenbrüche. Falsch oder nicht habe ich nicht den Notruf gewählt, sondern ihn bequatscht, bis sich die Situation etwas beruhigt hatte. Nach einer in der Phase letzten heftigen Eskalation, bei der er eine Türglasscheibe zerschlagen hat, hat er kapiert, dass er Hilfe braucht.
Aus beruflichen Gründen kommt "Therapie auf Rezept" (und damit alles Stationäre) für ihn nicht in Frage, er bezahlt daher privat alle ca. zwei Wochen eine Stunde Therapie. Über die Therapie selbst weiß ich gar nichts (er blockt da ziemlich ab), es klingt nur an, dass er seinem Therapeuten von den "Abstürzen" noch nicht mal wirklich erzählt.
Und: so richtig verbessern tut sich nichts, er stürzt nicht mehr dauernd ab und nicht mehr so tief, dass er quasi dabei wäre, das Haus zu verlassen, um sich direkt umzubringen, aber die Verzweiflung und die "Verlockung" ist nach wie vor da. Und auch die Zusammenbrüche ohne das Gefühl, dass er es gleich tut, sind furchtbar genug. Und die gibt es manchmal täglich, manchmal ist fünf Tage Pause.
Als wäre das nicht schon genug, ist unsere Ehe extrem konfliktreich und "vorbelastet", u.a. durch eine fast zweijährige Affäre von ihm und (beendete) häusliche Gewalt gegen mich. Eine Paarberatung blockt er momentan auch ab. Häufig kommt es zu ganz extremen Streitsituationen (mit anschließendem Absturz). Was er mir dann an den Kopf wirft, ist teilweise so übel, dass es schon wieder absurd ist. Das alles erschwert es mir so sehr, noch mehr für ihn da zu sein. Im Moment kann ich das, was er (in seinen Augen) von mir bräuchte, nicht leisten. Im Gegenteil, ich werde selbst immer dünnhäutiger, gestresster und weniger belastbar (auch wenn die Phase direkt nach Weihnachten, in der es mir richtig dreckig ging, vorüber ist). Mich überfordert völlig, was hier passiert. Und dadurch ruhe ich auch nicht mehr gerade in mir selbst und provoziere den ein oder anderen Konflikt.
Wohingegen er mir vermittelt, dass er eigentlich nur mehr Zuneigung von mir bräuchte (aber bloß keinen Sex...), dann würde alles schon wieder gut.
Bin ich soweit, dass ich nicht mehr kann, und eine Trennung andeute, gibt es sicher einen Absturz- entweder verzweifelt er dann tatsächlich und sieht keinen Sinn mehr im Leben oder er deutet an, ich könne das ja tun, müsste dann aber halt mit den "Konsequenzen" leben. Was dann meinen Handlungsspielraum gleich einschränkt.
Soweit grob zur Lage, sofern man das überhaupt adäquat beschreiben kann.
Und damit zu meiner Frage: hat von euch jemand Erfahrung mit einer Therapie als Angehöriger? Bringt das überhaupt etwas, solange sich die Situation nicht ändert? Kann man lernen, diese Abstürze zu ertragen? Ich habe das Gefühl, ich lasse immer mehr abprallen, aber eben nicht nur das Schlechte, sondern gleichzeitig auch das Gute.
Wir haben drei relativ kleine Kinder - schon für die muss sich was tun...
Ratlos,
Dani