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max
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Beitrag von max »

Hallo, ich bin neu hier in diesem Forum und habe mir auch lange überlegt, ob ich mich hier überhaupt äußern soll. Ich selbst leide nun seit fast 7 Jahren an Depressionen und habe mir nun endlich eingestanden , wirklich krank zu sein und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. In dem festen Willen diese Krankheit loszuwerden, habe ich diese Internetseite entdeckt, die mir dabei hilft zu erfahren mit was ich es eigentlich zu tun habe. Natürlich sind diese Information nur beschränkt auf mich anwendbar, aber irgendwie helfen sie diesem unbekannten Ding die Konturen eines Gesichts geben. Was mich hier erschreckt und gleichzeitig bewogen hat, diesen Brief zu schreiben, ist die Tatsache, dass mir die Statements hier in diesem Forum ganz überwiegend den Eindruck vermitteln, dass man es niemals schaffen kann, beschwerdefrei von dieser Krankheit zu leben, geschweige denn, sie ganz loszuwerden. Genau das ist aber meine Absicht und mein fester Wille. Es gibt zwar innerhalb bestimmter Diskussionsthemen immer mal wieder positive statements, aber die sind so versteckt und so wenig an der Zahl, dass sie demjenigen der nur die Themenliste überfliegt gar nicht auffallen. Es gibt doch aber in jeder Phase auch positve Dinge die um einen herum passieren. Und je tiefer man in einem schwarzen Loch sitzt desto schwieriger ist es diese zu erkennen, aber dennoch sind sie da. Und diese zu benennen und zu sagen das ist schön oder wertvoll oder geil oder wie auch immer ist doch schon wieder eine halbe Minute oder Minute am Tag, die nicht trostlos ist. Und wenn man noch die Kraft aufbringt, das Positive am Tag hier in diesem Forum darzustellen, hat man mindestens 5 Minuten Lebenqualität erzeugt. Und es muss ja nichts Spektakuläres sein. Ich selbst arbeite im Moment noch, und ich habe es von Mittwoch bis Freitag geschafft, meinen Arbeitsbeginn von 11.00 Uhr auf 10.00 Uhr herunterzuschrauben (objektiv ist das natürlich kacke, aber ich freue mich darüber - weils für mich gut ist). Was mir bei diesem Fehlen des Positiven auch Sorgen macht, ist der Gedanke, dass diese Krankheit vielleicht so gestrickt ist, dass man sie unterbewußt gar nicht loswerden will, weil man sie, so pervers das klingt, zum Leben braucht, weil sie einen wichtiger Teil des Lebens ist. Da sich viele Leute regelmäßig hier zu Wort melden, wäre es doch sinnvoll auch eine Sparte mit Erfolgen, Schönem und Positivem aufzumachen. Für Leute die nur die Themen lesen, ist es sicherlich tröstlich auch mal solche, dann hoffentlich hier dargestellte Kommentare lesen zu können. Ist doch witzig, gerade habe ich den Titel für das Thema eingegeben und mich gefragt ob ich es nicht gleich umbenennen soll, weil jeder denkt, es geht es das Thema "AIDS und Depressionen". Wahrscheinlich haben 99% der Leser auch diese Assoziation gehabt - weils eben schlimm ist. Ich habe jedenfalls nicht umbenannt So das wars
leo
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Beitrag von leo »

Guten Morgen Max, schön, dass du dich hier meldest. Die Frage habe ich ich mir auch schon oft gestellt. Es scheint wohl tatsächlich so zu sein, dass etwas in uns die Depression einfach nicht loslassen kann, weil sie offenbar ein Teil der eigenen Identität geworden ist. Ich überleg mir gerade, was ich an dem heutigen Tag positiv finden könnte - schwierig! Auf alle Fälle werde ich die Augen offen halten. Grüße von Leo
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Max, das sind wichtige Rückmeldungen,die du da geäußert hast. Wenn man die Überschriften liest,gibt es wirklich nicht viel Positives. Aber wenn du mal einige threads durchliest,wirst du auf sehr viele positive Zuschriften stoßen. Ich gehe fast immer gestärkt vom PC weg. Am meisten berührt mich,daß sehr oft jemand,der gerade recht verzweifelt geschrieben hat,zwei Tage später schon einen andern aufzubauen versucht und die positiven Dinge hervorsucht,die er beizusteuern hat. Das Festhalten an der Depression als eine Art Flucht vor dem Leben ist schon sehr ausgeprägt. Die Erkenntnis,daß es wirklich nur ich selbst sein kann,der etwas ändert,ist halt schwer und noch schwerer umzusetzen. Aber sehr viele schaffen es,sich so weit zu befreien,daß sie die Depression als warnenden Wegbegleiter integrieren und nicht als erdrückende Last mit sich herumschleppen oder darunter zusammenbrechen. Und das ist ein so tiefes Erleben,daß das ganze Leben bereichert wird. So ganz wird sie nie verschwinden,man ist einfach sehr sensibel und damit verletzbarer geworden. Ich kann gut vergleichen,weil ich noch zwei chronische körperliche Krankheiten habe. Ich habe beide gut im Griff mit Medikamenten und günstiger Lebensweise. Ich weiß,daß ich immer mal einen Schub kriegen kann,aber ich weiß auch,daß er vorbeigehen wird und daß es mich nie wieder in solche Verzweiflung stürzen wird wie früher,wo ich nur dagegen gekämpft habe und wieder ganz werden wollte. Mit der Depression bin ich noch nicht ganz so weit,aber es geht stetig vorwärts. Ich bin nicht mehr ganz,äußerlich und innerlich,aber ich bin lebendiger geworden. Selbst wenn du manchmal auch Klagen und Jammern von mir hier erleben kannst,ich bin dankbar für das neue Leben,das ich durch die Krankheit gewonnen habe. Es gibt hier einen thread"was mir gut tut" und einen "Freude trotz Depression". Das müßte eigentlich genau das sein,was dir vorschwebt. Also machen wir uns auf und schreiben wir ihn voll!!! Danke für den Anstoß und alles Gute, Waltraut
Dr. Nico Niedermeier

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Beitrag von Dr. Nico Niedermeier »

Lieber Max, Lieber Leo, die Frage war nicht an mich gerichtet, aber ich möchte auch gerne etwas dazu sagen.. Das Problem an einem Forum wie diesem ist, dass es nur einen sehr selektiven Ausschnitt der Wirklichkeit wiedergibt. Als junger Arzt habe ich einen Teil meiner Ausbildung an verschiedenen psychiatrischen Bezirkskrankenhäusern und an der psychiatrischen Universitätsklinik der LMU München absolviert. Für mich war damals Schizophrenie eine Erkrankung die immer in der Psychiatrie endet und katastrophal verläuft. Hintergrund war, dass man in der Psychiatrie nur mit den Menschen konfrontiert wird, bei denen der Verlauf sehr schwierig ist. Erst Jahre später habe ich wirklich begriffen, dass ein Grossteil der an Schizophrenie Erkrankten nie im Leben eine Psychiatrie betritt sondern ausschliesslich mit ambulanter Behandlung gut durchs Leben kommt. Ferner betritt ein Grossteil der Patienten die mit einer Schizophrenie in die Klinik kommen, diese nur einmal oder zweimal im Leben und kommt davon abgesehen ebenfalls ambulant gut zurecht. Bei einem gringen Prozentsatz der Betroffenen ist der Verlauf wirklich sehr schlecht und führt zu wiederholten stationären Aufenthalten. Analoges gilt für dieses Forum. In diesem Forum halten sich zumeist Menschen auf, denen es "gerade sehr schlecht geht". Tritt eine Beserung oder Heilung ein, fällt das Thema Depression in der Lebensgestaltung flach und es wird sich auch nicht mehr (z.B. in einem Forum wie diesem)damit beschäftigt. Ausserdem trifft man gerade in einem Forum wie diesem gehäuft auf Menschen, die einen schwereren Verlauf haben oder von den angebotenen Therapiemassnahmen schlechter profitieren können. Fazit: Dieses Forum ist in keinster Weise repräsentativ! (Leider) Fakt ist, dass ein Grossteil der Betroffenen nur ein oder zweimal im Leben depressiv wird und davor und danach ziemlich unbehelligt von diesem Thema lebt.. Schwierig ist es in diesem Rahmen hier eine Prognose für den Einzelnen abzugeben. Das liegt daran, dass die Ursachen für Depressionen zu vielgestaltig sind und man sich länger mit einem Patienten beschäftigen muss. Untersuchungen und konsekutive Therapiemassnahmen versuchen aber auch den Aspekt den Sie (Max) angesprochen haben in Ihre Betrachtung miteinzubeziehen...Manche Depressionen werden durch bestimmte gedankliche Einstellungen oder Lebenserfahrungen geradezu konserviert und am Leben gehalten...dies versucht man tehrapeutisch zu bearbeiten. Aber: Dies muss man im Einzelfall mit seinem Behandler herausarbeiten; ich kenne auch viele Patienten die sich mürbe gemacht haben, da Sie der Ansicht waren Ihre Depression sei auf "gedankliche Fehler" zurückzuführen und bei denen man als Experte klar sagen musste dass Ihre Depressionen rein stoffwechselbedingt waren. Aber wie auch immer...suchen Sie professionelle Hilfe Max, dies wäre bestimmt kein Fehler.. Viele Grüsse Dr. Niedermeier
inka
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Beitrag von inka »

lieber herr dr. niedermeier, vielen dank für ihre interessanten ausführungen. das gibt ein bißchen klarheit. ich wünsche ihnen und euch anderen einen schönen sonnabend, die sonne scheint (zumindest hier in ostfriesland). inka
rachel
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Beitrag von rachel »

Hallo Inka! Ich lebe, wenn Du aus Ostfrieland kommst, ganz in Deiner Nähe. Ich grüsse Dich Rachel
maggy
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Beitrag von maggy »

Lieber Herr Dr. Niedermeier, für mich stellt sich aber immer wieder die Frage: Was war zuerst, die Henne oder das Ei? Auch Stoffwechselstörungen haben eine Ursache. Ich habe mir in meiner seit jetzt fast 22 Jahren andauernden "Depri und Panikattacken-Karriere" folgende Theorie erarbeitet, (die in meinem Fall auch praktisch nachvollziehbar ist; denn ich lebe seit 16 Jahren ohne Medikamente): Während traumatischen Erlebnissen schützt uns unser Körper indem er bestimmte Gehirngänge "verschließt; denn diese Erlebnisse immer wieder zu erinnern würde uns am Überleben hindern. Der Schmerz würde uns umbringen. Ich komme immer wieder mit depressiven Menschen zusammen, die von ihrer wunderbaren Kindheit erzählen. Das Nicht-Erinnern funktioniert so gut bei ihnen (hat bei mir früher auch wunderbar geklappt), dass sie sich über Jahrzehnte an ihre wunderbare und sorgenfreie Kinheit klammern können. Aber nicht nur unser Gehirn hat ein Erinnerungsvermögen, sondern jede einzelne Körperzelle auch. Die Zellen die nachwachsen bringen diesen genetischen Code bereits mit und solange ich nicht in der Lage bin meine Körperzellen durch wiedererleben und erzählen der traumatischen Situation "umzuprogrammieren", wird das immer so bleiben. Medikamente können nur kurzfristige Linderung verschaffen, aber die Ursache der Stoffwechselstörung können sie nicht aufheben. Liebe Grüße und ein schönes Wochenende schickt Ihnen Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Maggy, interssant, was du sagst: Ich komme immer wieder mit depressiven Menschen zusammen, die von ihrer wunderbaren Kindheit erzählen. Das Nicht-Erinnern funktioniert so gut bei ihnen (hat bei mir früher auch wunderbar geklappt), dass sie sich über Jahrzehnte an ihre wunderbare und sorgenfreie Kinheit klammern können. Mir ist nicht ganz klar geworden- hatten diese Menschen in Wahrheit eine schlechte Kindheit? Gruß Thomas
susan
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Beitrag von susan »

Lieber Max, ich finde auch, daß man das "Positive" in diesem Forum schnell übersehen kann vor lauter "Klagen". Gerade das hat mir Kraft gegeben, hier auch zu schreiben : "Es geht mir schlecht". Du hast halt kein Bein in Gips zum Vorzeigen, dein ganzes lebendiges Umfeld hat Schwierigkeiten, damit umzugehen, mit der Depression. Du siehst sie nicht, Du fühlst sie nur, und wenn Dich dann jemand fragt, was eigentlich mit dir los ist, dann kannst Du das noch nicht einmal richtig beschreiben, es fühlt sich einfach nur Sch.... an (Entschuldige den Ausdruck) Sicher hast Du diese Erfahrung des Unverstandenwerdens auch schon oft gemacht. Ich selbst habe kurz nach Weihnachten das Thema "Freude trotz Depression" , von dem Waltraut schon geschrieben hat, eröffnet. Ich hatte mich ganz doll über die Zeilen meines Sohnes zu Weihnachten gefreut und das wollte ich allen mitteilen, so glücklich war ich darüber. Dieses Gefühl, sich glücklich zu fühlen, ist weit weg von mir gewesen, ich hatte es nicht mehr gespürt vor lauter Schuldgefühlen, Selbstmitleid, Traurigkeit. Da war kein Platz für solche "positiven" Gedanken. Erst beim Lesen der Zeilen meines Sohnes habe ich das wieder gefühlt. Ich habe mich dann auch an andere schöne Sachen, die ich erlebt habe, die ich gefühlt habe, erinnert und festgestellt, ich hatte einfach vergessen, die kleinen Dinge zu sehen, habe immer auf Große gewartet, die zur Zeit nicht möglich sind. Und ich glaube, daß viele von uns auch mal glücklich sind, oft nur ganz kurz, ohne es wahrzunehmen. Deshalb gibt es auch Themen wie "Was mir gut tut" und "Freude trotz Depression" Da kann man jederzeit Erlebnisse reinschreiben, die einem Freude bereiten. Oft reicht aber auch die Kraft nicht aus, das zu berichten, da kommt schon die nächste Welle von Traurigkeit und Sinnlosigkeit, und läßt das Schöne vergessen.... Bei mir sind die Stimmungsschwankungen zur Zeit so stark, daß ich mich durch die ständige Berg- und Talfahrt sehr kraftlos fühle. Ich habe mir aber seit dem oben beschriebenen Glücksgefühl vorgenommen, mehr auf die kleinen Dinge zu achten, die, die man gern übersieht, weil sie uns zu selbstverständlich geworden sind... Warum ich mich hier im Forum wohlfühle? Weil ich mich hier melden kann, egal ob ich mich gut oder schlecht fühle. Das ist mir sehr wichtig, denn vielen geht es wie mir, manchmal kann ich nur lesen, kann mich nicht konzentrieren, was zu schreiben. Es bedeutet eben hier auch ein Stück Lebensqualität, zu schreiben, daß Du nicht so gut drauf bist. Hier im Forum wirst du akzeptiert wie Du bist. Du mußt nicht mit "Erfolgserlebnissen" glänzen. "... dass diese Krankheit vielleicht so gestrickt ist, dass man sie unterbewußt gar nicht loswerden will, weil man sie, so pervers das klingt, zum Leben braucht, weil sie einen wichtiger Teil des Lebens ist." Genau das hat meine Therapeutin auch zu mir gesagt: "Dann d a r f Ihre Krankheit nicht weggehen, sie brauchen sie ewig." Ewig, das habe ich so verstanden, bedeutet, so lange ich nicht stark genug bin, meine Bedürfnisse, Wünsche anderen gegenüber zu äußern, egal, wie deren Reaktion ausfällt, ob sie mich verachten, links liegen lassen, auslachen... , wird meine Depression bleiben. Ich bin noch zu schwach, fühle mich oft minderwertig, überflüssig, so daß die anderen mit m i r machen können, was sie wollen...und das macht mich krank. ....noch, aber ich habe den festen Willen, das zu ändern! Wünsche dir auf Deinem Weg alles Gute und hoffe, Du kannst meinen Zeilen was Positives abgewinnen Liebe Grüße Susan


maggy
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Beitrag von maggy »

Hallo Thomas, es geht für mich dabei nicht um eine schlechte oder eine gute Kindheit. Es geht um Ereignisse, die traumatisierend wirken. Auch geht es mir nicht um Schuldzuweisungen an die Eltern oder sonstigen ErzieherInnen. Es geht ganz einfach darum, das was war so zu sehen wie es damals war. Z.B. : ein Baby muß ins Krankenhaus und erlebt die Trennung von Mutter und/oder Vater als traumatisierend. Die Eltern können aber nicht ständig im Krankenhaus bleiben (Vater geht arbeiten, Mutter hat noch 3 kleine Kinder zu Hause um die sie sich kümmern muß, früher war es sowieso nicht möglich als Elternteil im Krankenhaus zu bleiben) und das Baby schreit seinen Schmerz heraus aber sein Bedürfnis, die Eltern bei sich zu haben wird nicht erfüllt. Irgendwann gibt es auf und überlebt dadurch, dass es sich "fügt". Als größeres Kind, oder Erwachsener bekommt er/sie dann erzählt, wie lieb und brav er/sie damals als Baby im Krankenhaus war. Auch muß das, was auf den einen traumatisierend wirkt, von einem anderen Menschen nicht auch als Trauma erlebt werden. Ich denke es hängt davon ab, was der Einzelne so mitbringt, wenn er in diese Welt hineingeboren wird, aber das ist schon wieder ein ganz anderes Thema. Alles Liebe von Maggy
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Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
max
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Beitrag von max »

An alle (oder die allermeisten)die sich bis jetzt an dieser Diskussion beteiligt haben, Puuh, womit fange ich an. Also das erste was ich sagen möchte ist das, dass Leute, denen es schlecht geht und die in keiner guten Verfassung sind, hier natürlich den Raum und den Platz haben sollen, um sich auch ausdrücken zu können. Aber ich glaube auch, dass die aktuelle Stimmungslage nicht alleine daran abgelesen werden werden kann, wie sich die einzelnen Teilnehmer hier äußern. Wenn man aber davon ausgeht, dass es sich hier um ein Zerrbild handelt, wäre es doch schön wenn man es etwas entzerren und auch andere Aspekte dieser Krankheit einbeziehen könnte. z.B. was mache ich, damit es mir gut geht oder was habe ich heute schönes erlebt oder was hat mir gutgetan oder wie gehe ich mit der Depression um, wenn es mir gut geht. Natürlich leuchtet es ein, wenn Forumsteilnehmer in einer guten Phase sich nicht mehr zu Wort melden, weil sie ja keine aktuell Betroffenen sind und mit der Depression nichts mehr am Hut haben wollen. Aber ich denke dass das zu kurz gedacht ist. Wenn ich die Depression, was ich gerade tue, als einen Begleiter ansehe, dann stosse ich den doch aus nicht gleich zur Seite, nur weil ich eine andere Stimmung habe. So behandelt man keine Freunde. Aber ich bin noch am Anfang des Vestehens dieser Krankheit. Aber ich werde dahinterkommen, womit ich es zu tun habe. Und am Ende möchte ich diesem Weggefährten "Lebewohl" sagen. Ich denke ohnehin, dass diese Krankheit sehr viel mit Loslassen zu tun hat. Liebe Grüße MAXX
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Lieber Max, ich teile nicht ganz die Auffassung,daß sich nur die hier melden,denen es schlecht geht. Es gibt hier etliche Beispiele. Ich zähle mich selbst auch nicht mehr zu denen,denen es schlecht geht. Im Gegenteil,ich schreibe und lese,weil es mir endlich wieder gut geht,zwar mit Auf und Ab,aber absolut positiv!! Hier im Forum suche ich Bestätigung,daß man es schaffen kann und bisher finde ich sie auch immer wieder!!! Waltraut
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Hallo Maggy, ich finde deinen Gedanken sehr interessant! Stoff zum Nachdenken... Gruß Waltraut
Thomas

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Beitrag von Thomas »

Hallo Maggy, was mir nicht klar war, ob du das mit der wunderbaren Kindheit ironisch oder ernst gemeint hast aber ich entnehme jetzt deinen Zeilen, dass es wohl ironisch gemeint war. An deiner Theorie ist bestimmt einiges dran. Ich habe auch gelesen, dass man nachweisen kann, dass traumatisierte Gehirne anders "geschaltet" sind und im Grunde geht es beim Überwinden der Depr. ums Umprogrammieren- Eindrücke, Erlebnisse anders interpretieren, auch auf einer instinktiven Ebene. Ich bin übrigens auch einer von den Menschen, die lange Zeit behauptet haben, ein prima Kindheit gehabt zu haben. Es war eine Schutzbehauptung, die mich davor bewahrt hat, die schmerzlichen Erfahrungen der Vergangenheit anzuschauen. Übrigens glaube ich, dass eine Depr. umso somatischer auftritt, je früher sie in der Kindheit entstanden ist. Das traumatische Erlebnis konnte sich so viel tiefer im Körperlichen verankern, der Schutz der bewussten Verarbeitung war auch noch nicht vorhanden. Die Frage ist natürlich, was können Betroffene mit dieser Erkenntniss anfangen ? Eine mögliche Schlussfolgerung könnte sein, dass sehr früh entstandene Depr. vielleicht besser auf körperbezogene Therapien ansprechen und weniger auf z.B. Analyse. Herzliche Grüße von Thomas
christabelle
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Beitrag von christabelle »

Hallo, Maxx! Du schreibst ganz anders als "die anderen", klingst noch so frisch und "unverbraucht" - hast Du Deine Depressionen noch nicht lange? Oder ist sie nicht so schwer? Woher nimmst Du die Kraft? Und wieso bist Du noch so positiv, siehst die Krankheit als Deinen "Begleiter", der neben Dir geht (meiner ging auch lange Zeit neben mir, aber nun hat er sich mich einverleibt, wie hältst Du Deinen auf Distanz?), willst es "verstehen" (was gibt es da groß zu verstehen, ich dachte die momentane Lehrmeinung geht aus von a) falschen Gedankenmustern oder b) Stoffwechselstörungen im Gehirn?) - und wieso hat eine Depression viel mit "Loslassen" zu tun (außer den falschen Gedankenmuster u. ä.?)? Oder, kurz gesagt: wie kommt es, daß Du denkst, Du kannst es steuern, bekämpfen, irgendwie darauf einwirken? Mein größtes Problem ist, daß dies das erste ist, woran ich absolut nichts ändern kann, was mich total im Griff hat (und das mir, deren Wahlspruch immer war: Jedes Problem hat eine Lösung, alles ist machbar, wenn man nur will...) Und an Dr. Niedermeier: Woher will ein "Experte" wissen, ob meine Denkmuster "schuld" sind oder Stoffwechselstörungen im Gehirn? Das ist nämlich genau der Streitpunkt - gibt es dafür Tests oder ist das Ermessenssache? Gruß, Nimmermehr
max
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Beitrag von max »

Liebe Waltraut, dass Leute hier den Raum haben sollen ihre Gemütslage, mit allem was dazu gehört, darstellen sollen, war gar nicht auf dich gemünzt, sondern eher auf den Kommentar von Herrn Dr.Niedermaier. Mein Einduck ist aber, dass man bei den positiven Kommentaren hier schon sehr genau hinsehen und zwischen den Zeilen lesen muss. Als das erste Mal das Diskussionsforum angeschaut, ich glaube es war vor 3 Tagen, haben sich die zu diesem Zeitpunkt neuesten Kommentare damit beschäftigt, dass die Leute über Silvester oder auch Weihnachten so einsam waren und dass das Jahr so schrecklich begonnen hätte usw. Und ich habe mich ehrlich gefragt, warum niemand auf die Idee gekommen ist, eine Silvesterfete zu veranstalten. Vielleicht ist das jetzt naiv oder der Sache nicht angemessen, aber warum eigentlich nicht ? Liebe Nimmermehr, also ich denke dass ich Depressionen seit mehr als Jahren habe. Am Anfang nicht so schlimm und auch nicht so lange andauernd, aber in den letzten zwei oder drei Jahren haben sich die depressiven Phasen stark intensiviert. Sie gingen aber auch wieder weg und ich dachte jedesmal, ich sei das Problem los. Im Moment bin ich auch wieder in einer depressiven Phase, die eigentlich sehr schlimm ist , ich im Begriff bin meinen Job zu verlieren und sehr über den Tod nachgedacht habe - ich einfach dieser Sehnsucht nach Ruhe nachgeben wollte. Durch lange Telefonate mit einer Freundin ist mir aber wirklich klar geworden, dass ich krank bin. Und ich weiss es nicht warum, das hat mich sehr erleichert und mich dazu bewogen, mit meinen Eltern zu reden. Obwohl es mich eigentlich nicht überrascht hat, bin ich sehr froh, dass sie 100% hinter mir stehen und mich unterstützen. Auch mit meinem Bruder, der selbst Arzt ist, habe ich ausführlich über alles reden können und irgendwie hat uns das alles näher gebracht. Das ist für sich genommen schon wirklich toll und hat in mir auch viel Kraft entwickelt. Weiter merke ich wie mir dieser drohende Jobverlust im Vergleich zum Bewältigen dieser Krankheit immer unwichtiger wird. Das ist eben mein vorrangiges Ziel und das werde ich auch mit aller Kraft verfolgen. Woher die kommt weiss ich auch nicht, ich weiss auch nicht ob sie wieder verpufft, ich weiss nur eines: dass ich sie brauche und dass ich darauf aufpassen werde, dass sie nicht verpufft. Und deshalb versuche ich jetzt einfach zwei Sachen, von außen Hilfe zu holen und mich innerlich mit dieser Krankheit anzufreunden und irgendwie spielerisch mit ihr umzugehen, vielleicht sie auszutricksen, über sie zu lachen oder sie einfach als Selbstverständlichkeit zu nehmen. Wie genau das funktioniert weiss ich auch nicht, aber ich werde es probieren. Ob ich jetzt eine schwere Depressionen habe oder nicht, kann ich schlecht beurteilen, es ist mir auch egal, weil ich weiss, dass ich auf dieses Ding aufpassen muss. Und ich weiss, dass ich stärker bin. Liebe Grüße MAX
waltraut
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Beitrag von waltraut »

Lieber Max, ja das mit der Silvesterfete - ich glaube,wer sich grämt,daß er nicht eingeladen wird,hat einfach Angst selbst einzuladen,weil er Absagen befürchtet. Ich hab das vor Jahren mal versucht,als ich mich einsam fühlte,und nach der vierten Absage (wir sind schon eingeladen) gefrustet aufgegeben. Und gerade mitten in der Depression hat man diesen Mut noch weniger. Aber es ist schon so,daß wir dazu neigen,auf den Märchenprinzen oder den Wunderheiler zu warten,der uns an die Hand nimmt und erlöst!!! Ich finde es toll,wie du die Krankheit annimmst, und daß deine Familie dich unterstützt. Die zwei Wege,die du gleichzeitig versuchst,Hilfe zu holen und dich mit diesem Ding auseinanderzusetzen,werden dich ganz sicher wieder herausführen. "ich werde es probieren" und "ich bin stärker",dieser Mut,das Risiko der Veränderung auf dich zu nehmen,der fehlt uns so oft und ist doch so lohnend. Waltraut
max
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Beitrag von max »

Liebe Waltraut, also ich bin momentan ja schon auf die Reaktionen, die ich hier erhalte, gespannt und freue mich auch sehr über die Antworten, ganz besonders natürlich über solche, in denen man sich wiederfindet und angesprochen (so wie bei deiner letzten Antort - und das ist jetzt ein echtes Kompliment-)fühlt. Das macht wirkllich Hoffnung und bestärkt einen darin, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Vielleicht ist es so, dass mir der Austausch hier einfach auch deshalb guttut, weil ich mit meinen Kommentaren auch und in erster Linie mich selbst anspreche und mir auf diesem (Um-)Weg selbst Mut mache. Wie auch immer, ich denke das ist in Ordnung und tritt auch keinem zu nahe. Und was den Märchenprinzen oder den Wunderheiler angeht, bin ich davon überzeugt, dass jeder einzelne diesen sehen kann, wenn er in den Spiegel schaut und diese Gestalt, genau betrachtet. Aber es gibt eben kein Wachküssen, sondern es ist ein Wacharbeiten. Und ich muss auch gestehen, dass ich auf dieses Arbeiten richtig Lust habe, weil es ein konkretes und auch erreichbares Ziel bereithält. So jetzt muss ich mal mit dem Sohnemann meiner Freundin auf www.kika.de. Ich bin mal gespannt, obs da genauso interessant zugeht wie hier. Liebe Grüße MAX
maja
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Beitrag von maja »

Neulich stand in einer Zeitschrift drin,daßdie Depression auch "Die Dame in Schwarz" genannt wird und wenn diese Dame nun an die Tür klopft bei einem,dann soll man ihr öffnen,sie höflich an den Tisch bitten,sie fragen:Was möchtest Du von mir?und ihr dann zuhören... Irgendwie fand ich das klasse,das es eine Person sein sollte und ich konnte mir "meine" Frau auch richtig gut vorstellen.Ja,nun muß ich nur noch lernen,ihr zuzuhören,und das ist schwer... Maja mit ihrerschwarzen Dame im Schlepptau.
max
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Beitrag von max »

liebe Maja, vielleicht ist es gar nicht so sehr das Zuhören was Schwierigkeiten bereitet, sondern vielmehr das Handeln oder Umsetzen des Gehörten. MAX
maja
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Beitrag von maja »

Hallo Max! ja, Du hast wohl recht,der schwierigste Weg ,den man gehen muß ist der zwischen Vorsatz und Ausführung. Gruß Maja
max
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Beitrag von max »

Frage: Hallo MAX; was war denn heute nett und schön. Antwort: Also es war genial, dass ich heute morgen aus dem Bett gekommen bin und es rechtzeitig zur Arbeit geschafft habe. Ich verstehe mich außerdem richtig richtig gut mit der Kollegin, mit der ich das Zimmer teile. Meine Aufgaben habe ich soweit erledigt und ich bin froh, dass ich überhaupt welche übertragen bekommen habe, nachdem ich mich wie man so schön sagt geoutet habe. Außerdem habe ich zweimal mit meiner Therapeutin, auf die ich sowieso einen Hals habe, telefoniert und mir ist klar geworden, dass es wahrscheinlich der größte Fehler war überhaupt so lange bei ihr zu bleiben. Na ja insofern habe ich eine richtige Wut. Aber egal, insgesamt geht es vorwärts und das ist gut so.
Monika 44

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Beitrag von Monika 44 »

Hallo Maja und Max, die Dame in schwarz....sehr sehr schön! Habe erst gestern mit jemandem darüber geschrieben...Depression als Chance. Bei mir war es mal wieder so das ich jeden Kontakt zu mir verloren hatte..habe nicht mehr gespürt das ich mich kaputtmache! Da kam die Dame in schwarz zu mir, hat mir die Hand auf die Schulter gelegt und gesagt"liebe Monika, bis hierher und nicht weiter" Liebe Maja, vielen vielen Dank für dieses schöne Bild...ich werde es sicher niemals vergessen! Eine Freundin von mir die auch depressiv ist hat mir erzählt sie lag letzte Nacht mit dem Rücken zur Tür im Bett als sie plötzlich das Gefühl hatte jemand setzt sich auf ihr Bett. Sie hat gesagt es war ein sehr schönes Gefühl..so als wäre sie (sie nimmt automatisch an das es eine Frau sein muss) jemand der ihren Schlaf bewacht. Meine Freundin steht noch ganz am Anfang ihrer Erkrankung, verleugnet noch sehr viel, hat mit massiven Panikattacken zu kämpfen und versucht sich selbst zu therapieren..es geht ihr im Moment sehr schlecht...vielleicht kam die Dame in schwarz in ihr Schlafzimmer und hat sich zu ihr gesetzt? Ich werde ihr sagen beim nächsten Mal soll sie sich umdrehen und sie fragen was sie von ihr möchte...und gut zuhören! Danke Maja! Lieber Max Probleme morgens aus dem Bett zu kommen...wer hat die nicht! Du hast Dich in der Arbeit geoutet? Das find ich ganz schön mutig-Hut ab! Welche Art von Therapie machst Du denn und welche Probleme hast Du mit Deiner Therapeutin? Viele Grüsse an Euch Beide MOMO
maja
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Positiv

Beitrag von maja »

Positiv war heute bei mir,daß ich meinen Sohn aus dem krankenhaus abholen konnte.Jetzt habe ich ihn bei mir zu Hause liegen,und habe ihn um mich. MAX freut mich für dich daß Du so gut mit der Kollegin klarkommst.:-))) grins,ich bin lernfähig und das ist auch positiv ,nicht wahr??? maja
waltraut
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Positiv

Beitrag von waltraut »

Hallo Maja,Momo und Max, die Dame in Schwarz gefällt mir und auch die Idee von Momo,daß man sie fragen soll,was sie von einem will. Das Bild ist toll,weil es einen Abstand zwischen mir und ihr herstellt und weil sie als Freund erscheint. Max,mich würde auch interessieren,was mit deiner Therapeutin war. Ich hab selbst mal eine ganz miese gehabt. Einen guten Tag euch allen! Waltraut
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