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Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 11:10
von Shania_Ojibwa
Hallo ihr lieben,

da ich ausgebrannt und depressiv bin, wurde ich bis auf weiteres krank geschrieben. Erstmal zum Positiven: mein Kurantrag wurde bewilligt!

Der anfänglichen Freude folgen wie üblich Zweifel und ich unterhielt mich mit einem Leidensgenossen. Der erzählte mir, das Reha gänzlich das falsche für mich wäre und die mir da nicht helfen können, bzw das der zweite Schritt sein sollte und nicht der erste, da ich ja noch am Anfang stehe. Er selbst hatte wohl damals eine Reha gemacht und ihm ging es danach schlechter, als vorher. Empfohlen hat er mir eine Akutklinik, die auch einen sehr guten Eindruck macht, drei Wochen Wartezeit hat und wo man laut seinen Aussagen auch nicht zu Medikamenten gezwungen wird (da ich zur Depression typischerweise eine Angststörung habe, macht mich der Gedanke an Medikamente panisch). Außerdem sind in dieser Klinik wohl Menschen mit schweren Psychosen nicht zugelassen, sondern sie sind auf Depressionen und Burnout spezialisiert.

Nun habe ich das natürlich bei meinem Hausarzt angesprochen. Der meinte, dass eine Kur nur sehr selten bewilligt wird und es deshalb besser wäre, diese wahrzunehmen und im Falle das es danach nicht besser wird, ich mich immernoch einweisen lassen (auch eine Aussage, die bei mir Panik auslöst) kann.

Nun meine Frage:

Für wie sinnvoll haltet ihr diese Reihenfolge? Was sind eure Erfahrungen dazu? Wäre es nicht besser, zuerst in die Akutklinik zu gehen und dann die Reha Anfang Mai anzutreten? Wielange ist man theoretisch in so einer Akutklinik, reicht die Zeit von jetzt bis zur Kur dafür? Enthebelt es meine Bewilligung zur Kur, wenn ich mich selbst vorher in die Akutklinik begebe?

Fragen über Fragen.. Da ich noch nie in so einer Situation steckte und mich bisher immer aus allem wieder selbst rausgeholt habe, ist das für mich ein Steckenpferd..

Ich hoffe, ihr könnt mir irgendwie helfen und danke euch schonmal für eure Antworten.

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 12:54
von RezDep
Hy,

theoretisch ist Reha erst ein späterer Schritt, praktisch eher so, dass Reha auch zur Überbrückung bis zu einem Therapieplatz o. ä. genutzt wird. Nicht jedem geht es nach der Reha schlechter als vorher - gleiches kann dir in der Akutklinik übrigens auch passieren. Du bist nicht mehr unter der Käseglocke. In beiden Fällen.
In der Reha würdest du auch nicht gezwungen werden, mal abgesehen davon, dass du immer noch mit entscheidest. Aber Druck seitens einer Einrichtung ist ja auch nicht schön.
Außerdem sind in dieser Klinik wohl Menschen mit schweren Psychosen nicht zugelassen, sondern sie sind auf Depressionen und Burnout spezialisiert.
Was hat das eine mit dem anderen zu tun? In der Reha wird auch niemand instabiles oder mit Psychose zugelassen.
Wenn du mit Vorgespräch und Voranmeldung in eine Klinik gehst, wirst du auch der entsprechenden Station (Depression/Psychosomatik) zugewiesen, dort wirst du auch keinen schwere Psychosen begegnen. Dies wäre eher wahrscheinlich, wenn du dich zur Krisenintervention spontan einweisen läßt, aber davon ist ja nicht die Rede.
Nun habe ich das natürlich bei meinem Hausarzt angesprochen. Der meinte, dass eine Kur nur sehr selten bewilligt wird und es deshalb besser wäre, diese wahrzunehmen und im Falle das es danach nicht besser wird, ich mich immernoch einweisen lassen (auch eine Aussage, die bei mir Panik auslöst) kann.
Irgendwie hat er auch Recht. Kommt drauf an, was du dir von welcher Einrichtung versprichst. Ich halte es auch für eher fraglich, ob du wirklich innerhalb von 3 Wochen einen Platz in der Klinik findest. Üblicherweise dauert das auch oft länger.
Und wieso löst die Aussage bei dir Panik aus? Du hast doch die Wahl und du entscheidest. Ist doch auch beruhigend zu wissen, dass du dich immer noch einweisen kannst. Und vllt. ist es auch unnötig, weil dir die Reha schon geholfen hat. Dort sind erfahrungsgemäß in der Mehrzahl Pat. mit Burn-out/Depression.

LG
Kessy

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 12:57
von milzie
Hallo Shania_Ojibwa,

ich stehe vor dem selben Problem und mein Arzt sagte, ich soll ein Reha Antrag stellen, weil ich zurzeit keinen Therapeuten finde der mich demnächst behandelt. Bei uns ist eine Wartezeit von 6 Monate, bis man einen Therapieplatz bekommt aber bis der Reha Antrag Genehmigung ist und bis am einen Platz in der Klinik bekommt, vergehen auch nochmal bis zu 4 Monate.
Ich habe mir eine Liste gemacht, wie es zurzeit bei mir aussieht und meinen Arzt gegeben, das er direkt in der Akutklinik angerufen, wegen Stationäre Aufnahme.
Akutklinik hat schon angerufen, und ich werde in 3 bis 4 Wochen aufgenommen.
Mein Arzt und ich haben jetzt die Ansicht, das ich erst in Akutklinik gehöre und danach die Reha antreten soll.
Vielleicht ist es auch für dich gut, erstmal eine Liste zu erstellen, wie dein eigener Zustand ist und dies mit deinem Arzt besprechen.

Gruß
milzie

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 13:10
von RezDep
Hy,

mir fällt noch was ein: seh grad, dass du vom Hausarzt schreibst. Wenn du bei einem Psychiater in Behandlung sein solltest, würde ich mich eher auf sein Urteil verlassen.

LG
Kessy

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 14:09
von Shania_Ojibwa
Heyhey,

danke für eure Antworten. Vielleicht macht ich mir auch wieder zuviel Kopf, keine Ahnung..

Das es mir in einer Akutklinik danach ebenfalls schlechter gehen kann, stimmt. Ich weiß halt auch nicht so recht.. Die Aussage meines Bekannten hat mich verunsichert und er war in einer Klinik, die er mir empfahl weil sie wohl gut geholfen hat bei ihm.

Das mit den schweren Psychosen hatte ich angesprochen, weil ich davon ausgehe wenn niemand in dieser Klinik schwere Psychosen hat und sich selbst oder andere gefährdet, dass mit den Medikamenten auch kein Risikofakor ist. Die Angst rührt daher, dass sich ein Familienmitglied in meiner Kindheit nach einem Aufenthalt in einer Einrichtung erschossen hat. Der wurde mit Morphium vollgepumpt dort..

Einweisen löst Panik in mir aus, weil ich dann immer an Zwangseinweisung denken muss und der Gedanke sich dann weiter spinnt in die Richtung, nicht mehr rauszukommen und eben mit Medis vollgepumpt zu werden. Ich muss dazu sagen, dass sowas in der Einrichtung in meiner Stadt auch tatsächlich passiert. Die behandeln die Menschen dort wie Tiere. Dort sind jedoch auch psychisch schwer kranke und die Klinik, die mir empfohlen wurde ist ganz woanders und hat auch eine gute Bewertung. Aber das ist halt der Grund, weshalb "einweisen" für mich negativ behaftet ist.

Ich hab ja den Rehaantrag schon längst genehmigt bekommen. Schätzungsweise ist dadurch ein Aufenthalt vorher in einer Klinik eh nicht möglich, ohne die Reha abzusagen und das mag ich dann auch nicht machen... Wie gesagt, vielleicht sollte ich weniger nachdenken.

Mein Zustand ist halt mittlerweile so schlecht, dass ich nicht mehr arbeiten kann denn dort muss ich immer mit einem Lächeln dastehen. Das geht momentan einfach nicht mehr..

In Behandlung bin ich bei einem psychologischen Psychotherapeuten (kenne den Unterschied zum Psychologen nicht so recht). Leider hab ich nicht das Gefühl, dass da wirklich eine Behandlung stattfindet. Dennoch komm ich mit dem gut klar, weiß nur nicht so recht, was das bringen soll. Bin seit sechs Monaten ca in Therapie und meist sitzen wir nur da und ich erzähle, wie mein Tag war. Das wars dann auch schon. Das heißt, er hat mir nichtmal zur Kur geraten, sondern mein Hausarzt hat das mit mir zusammen ausgefüllt.

Ich dank euch auf jeden Fall für eure Antworten und dir milzie ganz viel Erfolg bei deiner baldigen Therapie in der Klinik.

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 14. Feb 2017, 15:52
von Zarra
Hallo,
Ich hab ja den Rehaantrag schon längst genehmigt bekommen. Schätzungsweise ist dadurch ein Aufenthalt vorher in einer Klinik eh nicht möglich, ohne die Reha abzusagen und das mag ich dann auch nicht machen... Wie gesagt, vielleicht sollte ich weniger nachdenken.
Mal ganz pragmatisch: Wenn nichts ganz Schwerwiegendes gegen diese Reha-Klinik spricht, dann mach das! Und ja: weniger rumdenken! (aus eigener Erfahrung)
Empfohlen hat er mir eine Akutklinik, die auch einen sehr guten Eindruck macht, drei Wochen Wartezeit hat und wo man laut seinen Aussagen auch nicht zu Medikamenten gezwungen wird
Diese Klinikempfehlung in Ehren, merk Sie Dir, wenn sie passend erschien, doch wenn Du nicht privat krankenversichert bist, halte ich diese Zeitangabe für absolut unrealistisch - zumindest wenn Du eher stationäre Psychotherapie und nicht Aufbewahrtsein erwartest.

Mein letzter Klinikaufenthalt ist zwar einige Jahre her, doch ich habe bisher keine psychotherapeutische Klinik erlebt, in der jemand zu Medikamenten gezwungen wurde. Je nach Zustand wurde schon zugeraten, u.U. aber auch nicht. Und je nach Zustand ist es u.U. zumindest auch den Versuch wert.
Der erzählte mir, das Reha gänzlich das falsche für mich wäre und die mir da nicht helfen können, bzw das der zweite Schritt sein sollte und nicht der erste, da ich ja noch am Anfang stehe.
So generell ist das aus meiner Sicht bei Depressionen und ähnlichen psychischen Erkrankungen "Quark".

Anders als bei manch anderen körperlichen Erkrankungen scheint es mir da eher keine so wirkliche Abfolge zu geben. Nur daß man z.B. aus einem Psychiatrie-Aufenthalt heraus u.U. eine Reha beantragen kann. Letzteres kann man aber auch aus dem Arbeitsleben heraus bei Gefährdung der Arbeitsfähigkeit.

Also wenn Du nicht gänzlich unfähig bist, aus dem Bett zu steigen und Dir ein Brot zu schmieren, und nicht hochsuizidal bist, scheint mir eine gute Reha-Klinik da durchaus gut geeignet zu sein.

Ich wünsche Dir einen Dich weiterbringenden Aufenthalt.

LG, Zarra

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 22. Feb 2017, 23:59
von Leofric-52
Hallo Shania_Ojibwa,
ich war jetzt schon 4 mal zur Reha. Bis auf eine Klinik war die Aufenthalte ein reiner Segen für mich. Ich konnte danach meist wieder längere Zeit arbeiten. Du brauchts keine Angst vor Medikamenten haben. In einer Reha läuft alles auf freiwilliger Basis ab. Nur Abens so um 23 Uhrmusst du suf deiem Zimmer sein. :D Stell einen Antrag bei der Rentenversicherung. Bei mir hat die Bearbeitung meist 4 - 5 Wochen gedauert. Schau dir mal im I-Net die Seite der Hardwaldklinik - II in Bad Zwesten.

lg Leofric

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 25. Feb 2017, 09:14
von Gerhild
Zarra hat ja die Rehaklinik schon genehmigt bekommen, wenn ich richtig lese. Zarra - Reha ist übrigens keine Kur.
Ich selbst bin gerade von 5 Wochen Reha wieder. Ja - Reha ist anstrengend - und 5 Wochen sind viel zu wenig und gleichzeitig so lang .

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 25. Feb 2017, 11:45
von Zarra
Hallo Gerhild,

Du meinst zwar vermutlich die richtige Person, doch das bin nicht ich (Zarra), sondern Shania_Ojibwa.

LG, Zarra

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 25. Feb 2017, 14:00
von Leofric-52
Gerhild hat geschrieben:Zarra hat ja die Rehaklinik schon genehmigt bekommen, wenn ich richtig lese. Zarra - Reha ist übrigens keine Kur.
Ich selbst bin gerade von 5 Wochen Reha wieder. Ja - Reha ist anstrengend - und 5 Wochen sind viel zu wenig und gleichzeitig so lang .
Das Wort Kur ist veraltet. Im Sprachgebrauch der Rentenversicherung heist Heute alles Reha (Rehabilitation" und dient zur erhaltung deiner Arbeitskraft.

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 25. Feb 2017, 17:29
von bazille
Hi, mal ehrlich, das hängt doch klar davon ab, an wen du da gerätst. Eine gute Patientengruppe und ein fähiger Therapeut/in, und dann ist es egal, ob draußen Reha oder Akut dran steht.

Viel Erfolg

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 3. Mär 2017, 21:16
von Gerhild
dem kann ich nur zustimmen und da ist die Reha für mich von Vorteil gewesen, weil dort alle gemeinsam ab- und anreisen, in der Klinik gab es mehr Wechsel

Re: Reha oder Akutklinik

Verfasst: 3. Mär 2017, 21:19
von Zarra
Hallo Gerhild bzw. eigentlich ...,
das war bei all meinen Rehas nicht so (2-3-4?), da war immer wöchentlicher Wechsel.
LG, Zarra