wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

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caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von caravaggio »

ich bin 55 und demnächst werde ich wohl eu-rente beantragen. noch ist das nicht durch, aber zu 99% wirds darauf hinauslaufen.
meine lebensperspektive war natürlich nicht, mit 55 in rente zu gehen...
meine arbeit (im psycho-bereich) war das zentrum meines lebens, habe einige zusatzausbildungen gemacht und gerne und gut gearbeitet.
wenn das zentrum wegbricht, gerät man ins trudeln.
es gibt hier doch sicher menschen, die auch wegen einer schweren depression nicht mehr arbeiten können und deswegen in rente sind bzw. sein müssen?
bitte schreibt mir, wie's euch damit geht/ging.
caravaggio
Seide
Beiträge: 1638
Registriert: 4. Apr 2015, 12:49

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Seide »

Grüße Dich,
ich bin schon sehr lange Rentnerin.
Die erste Zeit war ganz schlimm für mich, mein Selbstbewußtsein
ging noch mehr den Keller runter.

Besonders schlimm für mich war, daß ich von meinem Umfeld
sehr viel Neugierde erfahren habe.
" Was, du in Rente, ja warum und wieviel Rente bekommst du denn "?
Leider bin ich nicht schlagfertig.

Ich fing irgendwann an zu lügen und erzählte sehr lange Zeit, daß
ich arbeitslos bin.

Irgendwann wurde ich bei einer Familienfeier sehr wütend,
" alle wissen wieviel Rente ich bekomme. Aber ich weiß von niemandem
wieviel er monatlich Rente oder Lohn bekommt "

Alle schauten mich entsetzt an.

Das war meine Erfahrung.
Jetzt habe ich Ruhe, denn ich bin inzwischen
im Rentenalter - 64 J.Niemand fragt jetzt danach.

Liebe Grüße Eure Seide :hello:
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: wie fühle ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Zarra »

Liebe caravaggio,

ich habe in einem anderen Thread mit gewissem Interesse Dein Alter gelesen - ... ich selbst bin 54.

Das für mich nicht Erbauliche, aber Reale (!!) UND Hilfreiche (!): Ich arbeite seit dem Sommer 2011 nur noch 50 % und beziehe eine halbe/teilweise EM-Rente. - "Fazit": Es paßt so, es ist besser so. Schwer zu schlucken, aber leider real; zumindest bei mir.

Mit dem Halb-Halb habe ich natürlich gerade im nicht-nahen Bereich alle Möglichkeiten der "Verwässerung", ... durchaus von Vorteil; andererseits müssen das auch wirklich nicht alle Menschen wissen.

Vielleicht morgen mehr (nach dem Heizungsableser ;-)), muß jetzt ins Bett.

Ansonsten: Es gibt natürlich u.U. den finanziellen Teil ... und den oder die anderen.

Herzlich, Zarra

EDIT: "fühlt -> fühle" (kann ich natürlich nur bei meinem eigenen Beitrag machen ;-))
Zuletzt geändert von Zarra am 5. Jan 2017, 00:07, insgesamt 1-mal geändert.
Katerle
Beiträge: 11265
Registriert: 25. Sep 2014, 10:30

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Katerle »

Hallo caravaggio,

auch für mich war das erstmal eine Umstellung, nicht mehr arbeiten zu können, da ich meinen Beruf sehr gerne gemacht hatte. Bin schon länger EU- berentet und eigentlich sollte es auch nur vorrübergehend sein, weil ich unbedingt erstmal was für meine Gesundheit tun musste. Denn mir ging es sehr schlecht anfangs, körperlich als auch psychisch. Leider musste ich mir all die Jahre anhören, dass ich nicht arbeiten wollte, das ging bis letzten Jahres... Meine Sm reagierte sogar neidisch und versuchte mir das Leben zur Hölle zu machen... Mag garnicht alles hier schreiben. Jedenfalls habe ich nach der Reha weiter versucht an mir zu arbeiten und das mache ich bis heute. Leider gibt es bei mir auch Phasen, in denen es mir wieder schlechter geht. Wie gerade jetzt nach Weihnachten. Nur da versuche ich mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mir guttun und Methoden, die mir helfen, dass es mir wieder besser geht. Ausserdem habe ich Hobbys, die mir Freude bereiten.

Wünsche dir alles Gute und Kraft,
Katerle
knalltüte
Beiträge: 71
Registriert: 25. Dez 2016, 22:19

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von knalltüte »

Hallo

Ich selbst stecke mittendrin im Prozess die EM-Rente zu akzeptieren. Im November bekam ich den Bescheid das die Rente genehmigt ist.
Davor bin ich echt davon ausgegangen das ich noch zu einem Gutachter muss und dort dann rauskommt das ich gar keine Rente brauche.
Aber es ist anders gekommen.

Im Moment fühle ich mich überhaupt nicht dazu in der Lage arbeiten zu gehen. Vor Weihnachten sah das anders aus, da hatte ich eine mehrere Wochen andauernde gute Phase.

Laut meines Therapeuten und auch Psychiaters kann ich trotzdem auf 450Euro Basis arbeiten gehen. Hoffe das ich das wirklich bald schaffe. In den kurzen besseren Phasen glaube ich auch das ich es schaffen kann, aber es dauert ja nie lange und ich bin wieder unten.

Aber die EM-Rente ist ja auch nur auf Zeit. Ich hoffe das ich bis dahin wieder fitter bin und dann wieder mindestens Teilzeit arbeiten kann.

Viele Grüße
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von caravaggio »

danke für die vielen beiträge!
bei mir gilt's erstmal noch juristische dinge mit dem arbeitgeber zu klären. zum glück bin ich da an einen sehr engagierten anwalt geraten. es geht um eine mögliche abfindung...
finanziell wäre es toll, wenn das klappt. und eine genugtuung (wegen eines fiesen arbeitgebers) wär's natürlich auch.
wenn ich wieder auf den beinen bin bzw. nach einer angedachten EKT, will ich (und muß ich finanziell) auf jeden fall 450.- dazu verdienen. da gibt's auch schon konkrete pläne, was mich sehr entlastet!
caravaggio
Ziege04
Beiträge: 1329
Registriert: 1. Feb 2016, 17:56

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Ziege04 »

Hallo Caravaggio

Ich kann gut nachfühlen, bin ca. 10 Jahre jünger und seit 1 ½ Jahren in Rente.

Das ist ein Schritt, welchen ich eben ging, weil es keine Altenative gab...

Suche weiter nach Möglichkeiten, denn ich sehe das, wie im Bescheid, befristet. Dieses Wort sollte einerseits Sicherheit geben, um sich auf sich zu konzentrieren, die Option, andere Wege zu suchen.
Anderseits ist es schwer, es zu akzeptieren.

Ich wünsche Dir hierfür, dass Du es schaffst, die EU - Rente als Perspektive zu sehen, als den Raum, Dich ganz Deiner Gesundung (EKT) zu widmen.

LG Ziege04
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von caravaggio »

danke, du ziege! ;)
wieso eigentlich 04 und nicht 007 oder so...
schönen abend an alle hier!
caravaggio
Ziege04
Beiträge: 1329
Registriert: 1. Feb 2016, 17:56

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Ziege04 »

@ Caravaggio
007 nicht, weil ich keine Martini's mag.... :-)
caravaggio
Beiträge: 67
Registriert: 13. Dez 2016, 15:48

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von caravaggio »

(und ich mag ziegen!!!)
ich komm der erwerbsminderungsrente näher - es geht grad gar nix... :(
caravaggio
Kleines Pony
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Registriert: 25. Feb 2016, 11:28

Re: wie fühlt ich mich als erwerbsunfähigkeitsrentnerIn?

Beitrag von Kleines Pony »

Ich mag Ziegen auch. Und spiele ebenfalls mit dem Gedanken der teilweisen Rente. Momentan fehlt mir aber die Kraft, das anzugehen. Schrecklich, wie widersprüchlich eine Depression ist. Mann schafft es kaum sich zur Arbeit zu schleppen und dort die 8 Stunden abzureißen, noch weniger schafft man es zum Arzt. Da spielt aber auch wieder die Psyche mit, die mir unermüdlich leise ins Hirn hämmert "niemand glaubt Dir, Du bist einfach zu faul. Niemand geht gern arbeiten, willst Du SO aus dem Rahmen fallen? Was sollen die Leute denken?" An dieser Stelle noch mal "danke", dass mit das von klein auf so eingezimmert wurde. Krank ist gleich faul.
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