Beitrag Informationen über Depressionen

silkesilke
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Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Ich bin vorhin beim Zappen über diese TV Beiträge gestolpert und irritiert. Kann die Moderation vielleicht etwas dazu sagen?

http://www.swr.de/odysso/kampagne-gegen ... index.html" onclick="window.open(this.href);return false;

http://www.swr.de/odysso/wie-die-kampag ... index.html" onclick="window.open(this.href);return false;
Zuletzt geändert von silkesilke am 14. Dez 2016, 22:09, insgesamt 1-mal geändert.
Nico Niedermeier
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Nico Niedermeier »

Tja, da kann die Moderation auch nur sagen, dass es sich um einen ziemlich fiesen Beitrag handelt, der absolut tendentiell ist und jeglicher Grundlage entbehrt....und die Moderation stellt sich die Frage "warum" jemand einen Beitrag so bewusst so tendentiell verfasst....da bleibt ein klein wenig Ratlosigkeit, Bitterkeit und Erschrecken über Medien zurück....und gleichzeitig macht es uns auch ängstlich, wie viel ehrliche Ambition und Engagement für eine Sache, einfach mal so nebenbei durch eine ziemlich hinterhältige Berichterstattung in ein zwiespältiges Licht gerückt werden kann und vor allem "wie leicht"das geht,welche Macht die Medien besitzen..
In dem Beitrag wurde nur mit Unterstellungen gearbeitet, es gab ja substantiell keinen belegbaren Vorwurf und das ist schon ein starkes Stück...
So steht z.B. in jeder Broschüre der Stiftung, dass PSYCHOTHERAPIE UND Psychopharmakatherapie bei der Depression indiziert sind. In dem Beitrag wurde es aber z.B. bewusst so dargestellt,als ob es NUR einen Hinweis auf Psychopharmakotherapie geben würde und wir haben z.B. auf dem Patientenkongress, im Kompenetenznetz usw. unendlich viel für die Psychotherapie bei Depressionen geworben und dann unterstellt einem einfach mal so nebenbei ein Journalist, dass man ja an eine Nähe zur Pharmaindustrie denken könnte (und implizit, dass da vielleicht irgendwelche Gelder fließen könnten), einfach mal so, nebenbei, ohne dass es irgendeinen konkreten Hinweis darauf gibt..
Abgesehen davon gibt es einen Stiftungsrat (in dem führende nationale und internationale Depressionsforscher sitzen und es gibt sogar noch einen extra Forschungsbeirat) und der Voritzende dieses Beirates (der die gesamte Arbeit der Stiftung überwacht) ist einer der bekanntesten Psychologen Deutschlands, ein ausgesprochen pharmakritischer Psychotherapeut (Prof. Dr. Hautzinger)
Und es gibt natürlich einen jährlichen Stiftungsbericht usw usw....und jeder der schon mal einen Antrag beim Forschungsministerium gestellt hat, weiß, dass es da keine müde Mark gibt, wenn das Vorhaben nicht durch unabhängige Experten befürwortet wird...
UND die ganzen Bündnisse werden (und wurden) von Betroffenen gegründet und geleitet und haben das Stigma Depression in Deutschland wirklich deutlich abzubauen geholfen, aber auch hier wird ein tendentiöses Interesse unterstellt, das ist sehr sehr sonderbar..
Der Bericht ist wirklich frech und bewusst irreführend....man (wir) frägt (fragen) sich (uns) nur, warum macht ein vermeintlich seriöser Sender so eine Sendung? Und bleiben letztendlich ratlos zurück...
Beste Grüße
Die Moderation
Lærke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Lærke »

Jetzt muss ich da auch mal meinen Senf dazu geben:

Ich hatte Anfang der 90er Jahre in Heidelberg das zweifelhafte Vergnügen bei Prof. Fritz Simon, der ja in dem Film auch zu Wort kommt, einen Termin gehabt zu haben und ich kann sagen: denselben verharmlosenden, verleugnenden, sinnfreien Bullshit, den er in dem Film ablässt, wendet er auch als Therapeut an.
Ich war nach dem Gespräch völlig am Boden zerstört, der hatte nix, aber wirklich nix von meiner Problematik verstanden, hat behauptet, ich bräuchte keine Therapie, dabei war ich zu dem Zeitpunkt ein Fall für die stationäre Krisenintervention (die es damals in der heutigen Form noch gar nicht gab).

Laut seiner Homepage macht er jetzt in Organisationsberatung und Personalwesen. Da ist er sicher besser aufgehoben. Und die richtige Dosis Narzissmus macht die Sache rund.

Ansonsten: bei journalistischen Erzeugnissen darf einen nix was wundern. Das merkt man immer dann, wenn über Themen berichtet wird, über die man richtig gut Bescheid weiß. Wenn man das dann mal hochrechnet, wie viel Quatsch man in den (auch "seriösen") Medien wahrscheinlich so konsumiert....

Zudem: man kann den Sendern auch Rückmeldung per Mail geben. Je mehr Menschen das machen, desto wirksamer ist das. Ich mache das gelegentlich, wenn ich Lust auf hohen Blutdruck habe.......

Das wäre dann hier, habe denen gerade geschrieben:

http://www.swr.de/kontakt/haben-sie-ein ... index.html" onclick="window.open(this.href);return false;

Lærke
Lærke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Lærke »

Wenn ich schon am Plaudern bin:

in einer "seriösen" Sendung hat mal ein alter Psychiater/Professor/Klinikleiter gesagt, dass man die Ursachen von schweren psychiatrischen Erkrankungen nicht kennen würde.
Ich habe dem dann geschrieben (Kopie an TV), ob er das Ernst meint. Und gefragt, ob er gelegentlich ein aktuelles Fachbuch liest und/oder gelegentlich mit seinen Patienten redet.

Der hat geantwortet, dass er das Ernst meint und was die Ursachen den wären. Ich weiß nicht mehr genau, was ich geantwortet habe, aber es kam darin vor, dass seine Bildung echt nicht mein Job ist....

Kopf --> Tischplatte
riverflow
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von riverflow »

Und was sind die Ursachen?
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Danke!
Gut dass geklärt ist, dass die Stiftung kein Geld von Firmen annimmt. Das hätte mich doch etwas besorgt.

Herr hegerl als Einzelperson natürlich schon, dass lässt sich vermutlich nicht vermeiden, wenn man Vorträge uä hält? Immerhin ist das ja transparent und wird bei Artikeln unter Interessenskonflikte angegeben, wie hier, wo er sich dafür ausspricht, leichte Depressionen nicht nur psychotherapeutisch sondern auch pharmakologisch zu behandeln.
http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... Kontra.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Den im Beitrag angesprochenen Aspekt, dass Antidepressiva hochwirksam wären, macht mich allerdings nachdenklich. Klar betont Infomaterial mehr die Fälle, wo es funktioniert. Leider trifft das j nicht auf alle zu,wie übrigens auch bei Psychotherapie. Beides muss natürlich auch kommuniziert werden.

Einen schönen Freitag wünscht Silke
qwertzuiopII
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von qwertzuiopII »

...
Zuletzt geändert von qwertzuiopII am 8. Jan 2017, 11:50, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn das Lichtspiel des Lebens keine Schatten mehr wirft
Nico Niedermeier
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Nico Niedermeier »

"fühlt sich da jemand getroffen?
es sind kritische beiträge ja. aber weder fies noch ohne grundlage. er wird hinterfragt und das ist gut.
denn einige der aussagen die dort zitiert werden, sind schlicht falsch oder doch zu mindest fragwürdig.
meine einstellung dazu ist ja bekannt".

Da denke ich mir, dass das jetzt genau das Niveau des Fernsehbeitrages ist..aber müssen ja wir nicht hier rumstreiten, es gibt dazu ja eine "offizielle Stellungnahme" der Stiftung..
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo,

Danke für den Hinweis zur Stellungnahme:
http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... 112016.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Das umstrittene Thema Abhängigkeit wurde wohl ausgelassen. Als mein absetzversuch gescheitert ist, habe ich mich übrigens ziemlich abhängig gefühlt. Ich fand immerhin Literatur und dann einen Arzt, der die körperliche Abhängigkeit wie ich sah und entsprechend vorsichtig mit mir reduzierte.

Silke
Salvatore
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Salvatore »

Hallo in die Runde,

ich verstehe den ganzen Sinn des Beitrages nicht. Wo ist der Informationswert? Was ist das Fazit? ("Wir dachten, die Stifung hätte vielleicht Dreck am Stecken und haben das mal nachgeprüft. Leider haben wir nichts gefunden, aber da haben wir den Film halt trotzdem gemacht, denn irgendwie mussten wir schließlich die Gelder rechtfertigen, die bis dahin schon in die Produktion geflossen sind." :?: )
Klingt alles ein bisschen, als wäre der arme Herr Hegerl jemandem gewaltig auf die Füße getreten, dass ihm jetzt diese Generalabrechnung gehuldigt wird.

Klar, hinterfragen darf man ja mal, Ist auch gut, investigativer Journalismus funktioniert ja so. Aber wenn man dann nichts zu berichten hat, soll man es auch lassen und nicht die ursprüngliche Vermutung, die sich durch nichts untermauern lässt, ohne Basis in die Welt zu blasen. Man hätte ja umsteuern können in einen kritischen Film über die Leitlinie - das wäre doch mal spannend gewesen. (Und die ist nicht auf Herrn Hegerls Mist gewachsen.)

Leider beobachte ich das schon länger in zunehmendem Umfang, wie sich die Öffis dem Niveau-Limbo der Privaten anschließen und eifrig hinterherstolpern. Dieser Beitrag könnte genau so bei RTL Punkt 12 laufen und ich kann fast schon hören, wie Katja Burkard betroffen in die Kamera lispelt.
Die Unabhängigkeit, die immer vollmundig als Rechtfertigung für die Zwangsabgabe, Verzeihung, die Beiträge herhalten muss, vermisse ich auf breiter Linie. Aber die engen Verstrickungen mit der Politik ist ja lange bekannt.

Meinungsmache wollen sie ja angeblich nicht. Dennoch kommt es zu Beiträgen wie diesem. Ekelhaft.

LG, Salvatore
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silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo ihr!
Klingt alles ein bisschen, als wäre der arme Herr Hegerl jemandem gewaltig auf die Füße getreten, dass ihm jetzt diese Generalabrechnung gehuldigt wird.
Interessant! Ich könnte mir vorstellen, dass da was dran ist. Ich kann nur vermuten, manche gehen davon aus, dass Herr Hegel zu enge Verbindungen mit den Pharmafirmen haben könnte (Tom Bschor sprach ja von Berateverträgen, ist da denn was dran?), auch wenn die Stiftung selbst verständlicherweise kein Geld nimmt, um berechtigterweise glaubwürdig zu sein.

In der Stellungnahme habe ich gelesen, dass es vor der Stiftung das Kompetenznetzwerk Depressionen gab. Da bekommt man mit drei Suchbegriffen übrigens solche Infos aus der Zeit der Entstehung der lokalen Bündnisse:

Kompetenznetz Depression Alzey-Worms c/o Rheinhessen-Fachklinik Alzey unterstützt von Firmen: Lilly, Pfizer und Janssen-Cilag
http://www.gn-az.de/files/pdf/kompetenz ... sion_1.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

3 Firmen, die Antidepressiva herstellen finanzieren den Flyer. Das finde ich jetzt wiederum bedenklich.

Flyertext:
Anders als ein psychisch gesunder Mensch, findet der Depressive nicht selbst aus dieser seelischen Störung heraus. Die Depression ist deshalb, genauso wie organische Krankheiten, als ernsthafte Erkrankung einzustufen und bedarf somit einer ärztlichen Behandlung.
Depressive Erkrankungen werden im allgemeinen behandelt:
- medikamentös mit sogenannten Antidepressiva
- seelisch schützend durch Gespräche oder in bestimmten Fällen durch eine langfristige Psychotherapie
http://www.gn-az.de/files/pdf/kompetenz ... sion_2.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;" onclick="window.open(this.href);return false;

Ich finde ehrlich gesagt schon, dass man da auch eine gewisse tendenziöse Richtung rauslesen könnte. Oder nachvollziehen kann, warum die Firmen da gerne den Druck bezuschusst haben :roll:

Silke
DieNeue
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von DieNeue »

Hallo,

möchte mich auch zu dem Thema äußern.

Auch wenn Pharmafirmen gewinnorientiert arbeiten, denke ich, kann man ihnen nicht pauschal unterstellen, alles nur aus finanziellen Interessen zu machen. Immerhin verkaufen sie keinen sinnlosen Quatsch, den niemand braucht, sondern Medikamente, die vielen auch wirklich helfen (auch wenn sie bei manchen das auch immer wieder mal nicht tun).
silkesilke hat geschrieben: Anders als ein psychisch gesunder Mensch, findet der Depressive nicht selbst aus dieser seelischen Störung heraus. Die Depression ist deshalb, genauso wie organische Krankheiten, als ernsthafte Erkrankung einzustufen und bedarf somit einer ärztlichen Behandlung.
Depressive Erkrankungen werden im allgemeinen behandelt:
- medikamentös mit sogenannten Antidepressiva
- seelisch schützend durch Gespräche oder in bestimmten Fällen durch eine langfristige Psychotherapie
(...)

Ich finde ehrlich gesagt schon, dass man da auch eine gewisse tendenziöse Richtung rauslesen könnte. Oder nachvollziehen kann, warum die Firmen da gerne den Druck bezuschusst haben :roll:
Dass den Flyer auch Pharmaunternehmen mitfinanzieren... okay, ist vielleicht nicht ganz so geschickt. Allerdings: Wenn eine Apotheke vor Ort den Flyer mitfinanziert hätte, hätte man ihr dann das Gleiche unterstellt wie den Pharmakonzernen? Die Apotheke ist ja auch auf den Verkauf von Medikamenten angewiesen... nur so ein Gedanke.

Dass Depressionen einer Behandlung bzw. zumindest einer ärztlichen Diagnostik bedürfen, würde ich nicht als Hinweis auf Werbung für Medikamente sehen. Das ist einfach Fakt. Und warum sollte man die Fakten nicht schreiben dürfen, nur aus Rücksicht darauf, dass ja kein falscher Eindruck entsteht?
Genauso wie die Beschreibung, dass die Therapie von Depressionen zum einen durch ADs und zum Anderen durch Psychotherapie behandelt werden: Es gibt eben diese zwei Säulen in der Therapie, auf die man sich stützt und irgendeine muss man eben an erster Stelle schreiben. Wenn es andersherum da stehen würde, könnte man sicher auch Gründe finden, warum die Psychotherapie an erster Stelle steht und die ADs nur an zweiter. Irgendwie muss man das ja schreiben und wie ich oben schon gesagt habe, nur weil man niemandem auf die Füße treten möchte, sollte man keine wichtigen Fakten weglassen. Vielleicht stehen die ADs an 1. Stelle, weil der Stichpunkt kürzer ist als der zweite Punkt mit der Psychotherapie und sich das dann von Lesefluss her besser lesen lässt? Oder vielleicht hat sich der Schreiber auch einfach gar nichts gedacht?
silkesilke hat geschrieben:Das umstrittene Thema Abhängigkeit wurde wohl ausgelassen. Als mein absetzversuch gescheitert ist, habe ich mich übrigens ziemlich abhängig gefühlt. Ich fand immerhin Literatur und dann einen Arzt, der die körperliche Abhängigkeit wie ich sah und entsprechend vorsichtig mit mir reduzierte.
Soweit ich weiß, gibt es einen Unterschied zwischen Entzugserscheinungen und Absetzerscheinungen. Eine Abhängigkeit wie bei Drogen bedeutet, dass man irgendwann immer mehr braucht. Man nimmt eine Dosis, irgendwann reicht die nicht mehr, und man muss die Dosis erhöhen. Bei Antidepressiva ist es ja aber nicht so, dass man immer mehr braucht und immer mehr. Irgendwann hat sich im Normalfall die passende Dosis eingependelt. Natürlich gibt es Absetzerscheinungen, da der Körper sich ja an das Medikament gewöhnt hat und er sich jetzt wieder umstellen muss. Genauso wie sich die Nebenwirkungen am Anfang der medikamentösen Therapie auch im Lauf der Zeit verringern können. Wenn Antidepressiva abhängig bzw. süchtig machen würden wie Drogen, bräuchte man zum einen immer mehr und zum anderen würde man auch nach Absetzen des Medikaments immer noch das Bedürfnis nach dem Medikament und nach mehr davon haben. Ich denke, dass das der Grund ist, warum immer gesagt wird, dass ADs nicht abhängig machen, also dass sie nicht süchtig machen und man körperlich/psychisch fast nicht mehr davon loskommt.
Auch beim Absetzen der Antibaby-Pille muss sich der Körper wieder sehr umstellen und das geht auch oft mit unangenehmen körperlichen Veränderungen einher. Allerdings würde niemand die Pille deshalb als abhängigmachend bezeichnen. Ich denke, bei ADs ist das genauso, aber irgendwie ist das Vorurteil "Ads machen süchtig" immer noch in den Köpfen der Leute, weswegen man das dann so betont, dass sie eben nicht abhängig machen.
Aber ich kann dich verstehen. Als ich ein Medikament mal abgesetzt habe, musste ich auch ganz langsam reduzieren, weil ich jede Reduzierung total gemerkt habe. Auch wenn die Ärztin damals das nicht geglaubt hat. Hab dann einfach langsamer abgesetzt als sie vorgeschlagen hatte.
Lærke hat geschrieben:Ich hatte Anfang der 90er Jahre in Heidelberg das zweifelhafte Vergnügen bei Prof. Fritz Simon, der ja in dem Film auch zu Wort kommt, einen Termin gehabt zu haben und ich kann sagen: denselben verharmlosenden, verleugnenden, sinnfreien Bullshit, den er in dem Film ablässt, wendet er auch als Therapeut an.
Ich war nach dem Gespräch völlig am Boden zerstört, der hatte nix, aber wirklich nix von meiner Problematik verstanden, hat behauptet, ich bräuchte keine Therapie, dabei war ich zu dem Zeitpunkt ein Fall für die stationäre Krisenintervention (die es damals in der heutigen Form noch gar nicht gab).
Was Prof. Simon von sich gibt, ist wirklich kaum mehr zu unterbieten. Kein Wunder, wenn Leute denken, Leute mit Depressionen haben auch nur mal "schlechte Laune" oder machen sich wichtig. Laerke, ich kann mir sehr gut vorstellen, wie fertig du nach dem Gespräch warst. Ich war auch mal bei einem Psychiater, der zu meinen Schlafstörungen gesagt hat, wenn ich nicht schlafen kann, soll ich halt einfach eher ins Bett gehen... aber was Prof. Simon da verzapft... das ist nochmal ne ganze Nummer größer. Da ging mir echt der Kinnladen runter.
Und die Befürchtung, Gesunde könnten sich ja für depressiv halten, ist schon etwas abwegig, finde ich. Und selbst wenn: Lieber ein Gesunder, der überlegt, ob er vielleicht depressiv ist, als ein Depressiver, der glaubt, er sei gesund und brauche keine Hilfe.
Aber es ist wirklich erschreckend, dass man solchen Meinungen eine Plattform bietet.

Ansonsten geht es mir wie Salvatore und ich sehe in dem Film auch keinen wirklichen Sinn.

Viele Grüße und gute Nacht!
DieNeue
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Guten Morgen!

Dann hast du ja die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich, dass der Arzt dir nicht geglaubt hat, dass das Absetzen schwierig war. Das tut mir leid. Ich fand das schrecklich, weil mir war das wirklich wichtig, dass ich ohne Medikamente weitermache. Und der erste Arzt meinte einfach nur, dass sei ein Zeichen, dass ich die Medis weiter brauche und nicht, dass mein Körper an sie gewöhnt ist (nach immerhin jahrelanger Einnahme). Für mich ist das körperliche Abhängigkeit (und natürlich hat das nichts mit Sucht zu tun).

Babypille da hast du recht. Wieso spricht man dann bei nasenspray eigentlich von Abhängigkeit? das hat doch auch mit Sucht nichts zu tun, sondern mit körperlichen Prozessen. Und die können dazu führen, das man denkt, man braucht das Medikament weiter (weil die Nase sich erstmal wieder mehr verstopft anfühlt, weil die Schleimhäute sich so an die Substanz gewöhnt haben. PS ich korrigiere mich, die schwellen erstmal stärker an als Gegenreaktion). So empfinde ich es im Rückblick auch. Meine Seele hat sich verstopft und depressiv angefühlt, weil der Körper auf das fehlen der Medis mit solchen Symptomen reagiert hat. Und mit einem Haufen anderer. Da hätte ich mich schon mehr Information Vorher und Verständnis dabei gewünscht.. Und nicht, dass ich mich hinsetzen und recherchieren und dann bei Amazon Bücher von amerikanischen Ärzten kaufen muss, die das Thema Abhängigkeit strittiger betrachten, wie es ihm Beitrag geheißen hat. Und es nicht komisch finden, wenn man langsam reduzieren muss, genau wegen körperliches Abhängigkeit.

Weißt du, es ist ja nun so, dass Erfahrungen unsere Sicht mitprägen. Ich ärgere mich daher immer, wenn ich pauschal lese, dass es keine Abhängigkeit gibt. Genauso ärgere ich mich, wenn ich das Gefühl bekomme, Medis seien die Therapiesäule Wie bei einer organische Erkrankung und dann noch begleitend Psychotherapie dazu. Weil ich hatte eher reaktive Depressionen, die dann weggingen, wenn ich die Situation für mich wieder gelöst hatte. und ich hab sie wieder bekommen wenn es weitere Situationen gab, und das trotz der Medikamente. Und inzwischen kann meine Psyche mit reaktiven Auslösern (und davon hatte ich dieses Jahr leider einige, das war echt ne Belastunsgprobe) umgehen ohne in Depressionen zu verfallen. Das dass mal möglich sei, hat mir eine Arzt nicht mehr zugetraut gehabt. na danke.

Wegen des Flyers: klar, dass man themenspezifische Sponsoren sucht. Und Firmen für Psychotherapie gibt es ja nun mal nicht, sonst hätten sie da fragen können.

Ein schönen Samstag für alle. Silke
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo Herr Niedermeier,

Ich wollte nach der 37grad Reportage nochmal die Stellungnahme lesen hier zu der Odysso-Sendung. Leider geht der Link noch mehr. Wo finde ich die Stellungnahme jetzt?

Grüße, Silke
Zarra
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Zarra »

Hallo,
diese Stellungnahme war schnell, mir fast zu schnell, da, - daß sie jetzt nicht mehr auffindbar ist (zumindest nicht mit einer schnellen, normalen Suche oder über bekannte Wege), irritiert mich allerdings gewaltig mehr!!?????! ... auch mehr als die Sendung selbst. !!????!
LG, Zarra
(Für heute abend.)
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Ich verstehe das nicht.
Wird die Stellungsnahme zurückgenommen?
Oder nur überarbeitet?
Gibt es dazu hier noch eine Rückmeldung?
Ich stimme Zarra zu, dass diese Aktion jedenfalls sehr verwirrend ist.
Anne Blume
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Anne Blume »

Liebe Silke, liebe Zarra, liebe Forianer,

die Rückmeldung dauert gerade noch. Die Stiftung prüft noch und das dauert ein bisschen.

Herzliche Grüße
Anne Blume
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo,

Soweit ich sehe hat die Stiftung die Meldung komplett zurückgezogen. Anders kann ich es nicht interpretieren, dass nach zwei Wochen dazu nichts mehr wieder veröffentlicht wurde. Mich irritiert das weiterhin.

Grüße, Silke
Salvatore
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Salvatore »

Die DDL hats drin: http://www.depressionsliga.de/aktuell-b ... 12016.html

Ist das nicht dieselbe Stellungnahme? So richtig glücklich finde ich die nicht. Da hat sich wohl jemand in Rage geschrieben, bei mir hinterlässt das einen unangenehmen Nachgeschmack.
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Lærke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Lærke »

Ich finde die Stellungnahme gut. Ich finde sie auch nicht unangemessen emotional verfasst.

Ich habe oben ja meine persönlichen Erfahrungen mit Herrn Simon geschildert. Dieser Typ wendet seine bagatellisierende Einstellung auch auf Patienten an und das ist lebensgefährlich!

Ich war ein suizidales Bündel Mensch, seit Jahren fehlbehandelt und zu diesem Zeitpunkt noch nie richtig diagnostiziert und der sagt zu mir: och nö, Sie brauchen keine Therapie, Sie wollen da eh nur "überwintern" (wörtlich!).

Das ist so, als wenn man mit akuten Bauchschmerzen zum Körperarzt geht und der sagt: och nö, Sie haben keinen akuten Blinddarm, sie wollen nur irgendwo unterkommen. Gehen Sie zum Sterben nach Hause.

Ein bisschen Rage darf da schon sein.
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo Salvatore,

die Stellungnahme der Partnerorganisation DDL ist nicht dieselbe, das war ein ganz anderer Wortlaut.

Die Stellungnahme der Stiftung ging, soweit meine Erinnerung, auf die Punkte Finanzen der Stiftung ein (nicht jedoch auf die Finanzen des Vorsitzenden als Einzelperson, wie im Beitrag auch angerissen), auf die Frage nach der Studie mit der potentiellen/angeblichen Reduktion von Suiziden/Suizidversuchen rund um Nürnberg (es wurde betont, warum da irgendwas zusammengefasst werden musste zum Vergleich) und auf den Punkt Antidepressiva bei leichten Depressionen (es wurde aufgezählt, wo in den Leitlinien dazu wohl auch was stehe und man daher den Leitlinien doch entsprechen würde). Zum Punkt konträre Meinungen und undifferenzierte Darstellung der körperlichen Abhängigkeit fand sich in der Pressemeldung nichts.

Irgendeinen Grund muss es doch für den Rückzug gegeben haben? Aus PR-Sicht ist es wirklich unglücklich, erst etwas zu veröffentlichen und es dann wieder vom Netz zu nehmen. Entweder einigt man sich vorher, ob man Stellung nimmt oder nicht und wenn man etwas veröffentlicht, dann sollte es auch inhaltlich so sein, dass man es nicht wieder herausnimmt.

Laerke:
Ich war ein suizidales Bündel Mensch, seit Jahren fehlbehandelt und zu diesem Zeitpunkt noch nie richtig diagnostiziert und der sagt zu mir: och nö, Sie brauchen keine Therapie, Sie wollen da eh nur "überwintern" (wörtlich!).
:o Das ist scheußlich, wenn das aktuelle Leid überhaupt nicht adäquat gesehen wird und darauf nicht eingegangen wird. Hoffe du hast bessere Hilfe dann bekommen woanders.

Silke
Zuletzt geändert von silkesilke am 15. Dez 2016, 06:18, insgesamt 1-mal geändert.
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo!

Kurze Recherche. Da wird keine Nähe unterstellt sondern es wird Geld von Pharmafirmen angenommen und das Geld für besondere Projekte (zum Beispiel Filme, politische Diskussionen, Galaveranstaltungen) genutzt und das wird im Jahresbericht auch aufgeführt ab Seite 43.

http://www.diabetesde.org/system/files/ ... _web_0.pdf" onclick="window.open(this.href);return false;"

Die Stiftung Depressionshilfe nimmt im Sinne der Glaubwürdigkeit kein Geld von pharmafirmen.
Anne Blume
Moderator
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Anne Blume »

Kurzer Zwischenruf von der Moderation bevor die Spekulationen ins Kraut schießen:
Liebe Silkesilke,
wie gesagt, die Stiftung Deutsche Depressionshilfe beschäftigt sich medienrechtlich mit der Thematik. Es handelt sich um das in solchen Fällen übliche Procedere. Weitere Gründe gibt es dafür nicht.

Viele Grüße
Anne Blume
silkesilke
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von silkesilke »

Hallo Frau Blume,

Danke für die Info.

Das Stichwort medienrechtlich ist bisher nicht gefallen! Das ist also der Grund für die Rücknahme der Erklärung.

Man hätte sich garnicht wundern müssen, wenn diese nicht erst veröffentlicht worden wäre. Das ganze Chaos ist ja dadurch erst entstanden.

Grüße von Silke
Salvatore
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Re: Beitrag Informationen über Depressionen

Beitrag von Salvatore »

Hallo Laerke,

die Wut ist ja auch berechtigt. In der Stellungnahme kritisiere ich in keinster Weise den Inhalt, sondern rein die Form. Ich finde es ziemlich ungeschickt, wenn man in den Medien auf emotionale Art "mehr Objektivität" in den Medien fordert. Und die Argumentation hat darunter gelitten, daher wäre etwas mehr Besonnenheit in meiner Augen günstig für die Glaubwürdigkeit gewesen. Ich verstehe allerdings durchaus, dass man das auch anders sehen kann.

@Frau Blume: Ich habe leider nicht den blassesten Schimmer, was das bedeuten soll... :roll:

LG, Salvatore
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