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Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 6. Nov 2016, 22:10
von Integer
Hallo!
Ich schreibe jetzt zum ersten Mal. Ich bin verzweifelt und weiß nicht was ich machen soll. Meine depressiven Phasen werden immer schlimmer. Bin heute quasi weinend und ängstlich aufgewacht und habe auch fast den ganzen Tag durch geweint. Das kam noch nie vor zumal ich ja heute frei hatte. Eine Woche Urlaub geht nun zu ende und ich habe unglaubliche Angst vor morgen früh. Ich hatte mich vorletzte Woche schon irgendwie bis zum Urlaub gehangelt. Ich weiß nicht ob ich es schaffe morgen zu arbeiten. Fakt ist, meine Frau sagte mir heute dass sie sich trennen wird wenn ich nicht arbeiten gehe. Heute Nachmittag lag ich das erste Mal verzweifelt im Bett. Seit April läuft meine Gesprächstherapie und der Arzt empfiehlt mir eine leichte Dosierung eines AD's. Meine Frau ist dagegen. Wenn ich das mache muss ich ausziehen sagt sie. Im übrigen ist sie Krankenschwester in einer Psychiatrie. Sucht Station.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Wir haben einen 8 Jährigen Sohn den ich über alles liebe. Ich versuche seit Monaten meine depressiven Phasen zu überwinden, zumindest abzuschwächen. Es wird immer schlimmer. Meine Frau sagt sie ist für mich da wenn ich mich vorwärts bewege. Aber ich soll auch die Familie nicht negativ beeinflussen durch die Krankheit. Denn ihr Leben ist schön und sie sind glücklich. Das bekomme ich gesagt. Sie liebt mich, das weiß ich. Aber sie hat mir auch schon Sätze an den Kopf geworfen die sehr tiefe Wunden hinterlassen haben. Und das über viele Jahre hinweg. Ich brauche dringend eine bessere medizinische Behandlung. Aber wie? Wenn ich mich trenne bin ich ganz alleine. Und ich will nicht weg von meinem Sohn. Andererseits kann ich so nicht weiter machen...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 7. Nov 2016, 06:58
von Tink
Hey willkommen im Forum.
Wow das ist echt ne schwierige Situation.
Ich hab mal ein fsj in net sucht Klinik gemacht muss sagen finde es ein reichlich seltsames verhalten. Zumal die Abhängigkeit von den meisten ads wehement verneint werden.
Ich verstehe das sie ihren /euren Sohn schützen will. Aber dennoch Frage ich mich wie du es ihrer Meinung nach schaffen sollst. Zumal viele suchtkranke psychische Probleme haben u sie das Krankheitsbild Depression kennen sollte.
Normalerweise bin ich für Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit aber in dem Fall würde ich persönlich die ad heimlich nehmen. Um anfangs n weg nach vorne zu finden. Ich bin absolut gegen Tabletten (für mich) hab sie am Anfang des Jahres aber auch 5 Monate genommen um ein Anfang zu finden.das wurde ich an deiner stelle tun.
Wünsch dir alles gute insbesondere das du es heute schafft mit Arbeit.
LG Tink

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 7. Nov 2016, 09:32
von Bittchen
Hallo Integer,

herzlich willkommen.
Deine häusliche Situation finde ich sehr anstrengend.
Unter dem Druck (Erpressung),den deine Frau ausübt ,hast du es sehr schwer für dich
das Richtige zu tun.
Der Umgang mit Suchtkranken muss auch ohne Druck passieren,auch in der Therapie werden sehr oft ADs verordnet.
Das sollte deine Frau als Krankenschwester in der Psychiatrie wissen.
Eine Depression ist immer belastend für die Familie,da sollte Verständnis aufgebracht werden.
Auch eurem 8 jährigen Sohn kann deine Frau erklären,wenn es seinem Papa nicht gut geht.
Nehme dein Medikament,mache weiter die Therapie und wenn du Angst vor der Arbeit hast,lasse dich erst mal krank schreiben.
Bespreche die die Schwierigkeiten mit deiner Frau bei deinem Therapeuten.
Für mich wäre so viel Unverständnis für meine Erkrankung sehr schlecht zu ertragen.
Vielleicht ist eine räumliche Trennung für eine Zeit nicht schlecht,deinen Sohn wirst du weiterhin sehen können und du kannst selbstbestimmt leben.
In eurer Beziehung scheint viel nicht in Ordnung zu sein,aber das kann man ja nur beurteilen wenn man beide Parteien kennt.
Steckst du zuviel ein und lässt ungerechtfertigte Beschimpfungen und Vorwürfe zu?
Das kann dir sehr schaden und dich immer mehr runter ziehen.
Die Verlustangst um deinen Sohn besorgt dann den Rest.
Eine Paartherapie sehe ich da angebracht.
Du bist doch in Behandlung ,ist da was nicht OK für dich bei deinem Therapeuten?
Wenn du daran was ändern willst gehe erst mal zu deinem Hausarzt,der sollte dich weiter beraten können.
Gute Besserung und herzliche Grüße

Bittchen

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 7. Nov 2016, 20:35
von Integer
Erstmal vielen Dank für eure Antworten. So, heute hatte ich nochmal mit meiner Frau gesprochen. Sie sagte dass sie sich ab heute nicht mehr für mich interessiert weil ich seit langem kein Interesse mehr an ihr habe. Ich habe nur Gedanken für mich. Dann muss auch nur ich mir genügen. Die Depression ist eine ich-Krankheit und ich tue nicht genug um da raus zu kommen. Ich bekomme keine Hilfe mehr von ihr und ich soll auch wenns mir schlecht geht alleine leiden ohne dass die Familie das mit ansehen muss. Sie meint sie kann sowieso nicht helfen weil ich das nicht wirklich will.
Ich denke die Beziehung hat keine Zukunft mehr. Und wie soll ich für sie da sein wenn ich wirklich so beschäftigt mit mir bin? Das geht doch mit der Krankheit einher...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 7. Nov 2016, 22:48
von Integer
Ich habe mein ganzes Leben lang immer nur alles ausgehalten und geschluckt. Hab leider nie gelernt selbstbewusst durch's Leben zu gehen. Jedem Konflikt aus dem Weg gehen. Durch meine Frau ist es etwas besser geworden. Aber von gut kann keine Rede sein.
Sie ist sehr temperamentvoll und prescht oft unüberlegt los in ihrer Wut. Und Sätze die gesagt sind, sind gesagt. Ich denke mittlerweile nach ob ich wirklich so ein schlechter Mensch bin, und für welche Dinge ich schuld habe und für welche die Krankheit...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 7. Nov 2016, 23:03
von Pummelchen
Hallo Integer,

puh das ist echt hart. Entschuldige aber das deine Frau Psychiatriekrankenschwester ist und solche Äußerungen von sich gibt verwundert mich schon etwas. Sie müsste doch wissen das eine Depression nichts mit Willenskraft zu tun hat, ansonsten wäre es ja einfach sie zu besiegen. Bei der Einnahme von AD kann man ja wirklich verschiedener Meinung sein. Ich bin auch ein Mensch wo sehr ungern Tabletten nimmt aber mir ging es so schlecht das ich mich schweren Herzens entschieden habe es auszuprobieren. Ich hatte das Glück das die Tbl. nach ca. 3 Wochen gewirkt haben. Deswegen verändert sich ja dein Wesen nicht, es stellt sich halt wieder der "Normalzustand" ein. Warum hat deine Frau so eine negative Einstellung gegen AD, es sind ja keine Benzodiazepine die sehr schnell abhängig machen?
Sicher ist es für den Partner eines depressiv Erkrankten nicht leicht damit umzugehen. Aber es hilft doch 1000x mal mehr wenn der Partner einen unterstützt und sagt wir schaffen das gemeinsam. Drohungen wie Auszug wenn du AD nimmst sind doch da völlig fehl am Platz. Das du Angst vor der Arbeit hast kann ich gut verstehen, ich habe mich auch oft in die Arbeit geschleppt mit ganz schlimmen Ängsten. Einerseits war es immer ein kleiner Sieg wenn ich es trotzdem geschafft habe (würde ich im nachhin nicht mehr so machen)weil es wirklich eine Qual war. Wenn ich mit mir selber nicht mehr klar komme wie soll das mit der Arbeit klappen??
Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben es wird bei dir auch wieder anders werden. Ich nenne das Beispiel einer Freundin die hat auch so unter Depressionen gelitten, das sie mir mitteilte sie würde ihre rechte Hand dafür geben wenn sie dafür keine Depressionen mehr hätte. Ich finde das sagt wirklich was über den Leidensdruck aus. Seitdem sie ein AD nimmt hat sich ihr Leben so zum Positiven geändert, ich will jetzt keine Werbung für AD machen, es ist einfach eine Tatsache das es so war und ist.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft, Mut und Hoffnung und hoffe sehr das deine Frau ihre Meinung noch ändert und mit dir zusammen kämpft!

LG Pummelchen

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 8. Nov 2016, 20:17
von Integer
Danke für deine aufmunternden Worte Pummelchen!
Also heute Nachmittag in der Arbeit ist mein depressives Tief von einem auf den anderen Moment verflogen und mein Kopf war auf einmal so frei und leicht. Ein wunderbares Gefühl. Kennt ihr das? Jetzt geht es mir gerade sehr gut. Naja, mal sehen wie lange es anhält. Meistens sind es nur ein paar Tage. Ich habe dann heute mit klarem Kopf nochmal deutlich mit meiner Frau gesprochen.
Sie sagte dass sie mich unterstützen möchte wenn ich auch wirklich genug Engagement in den Kampf gegen die Krankheit lege. Zum Beispiel soll ich mit klarem Kopf mir eine Liste mit Maßnahmen für die Krise machen. Und dann ausprobieren ob etwas davon hilft. Also z.B Sport, oder Gedanken umlenken durch Kreuzworträtsel.
Wenn ich daran denke wie es mir letzten Sonntag ging kann ich mir nur schwer vorstellen dass ich soetwas hin bekomme. Und was mach ich in der Arbeit? Aber ich werde es versuchen. Habt ihr Maßnahmen die ihr anwendet? LG!

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 8. Nov 2016, 21:36
von Tink
Hey,
Aber tust du das denn nicht? Du machst eine Therapie. Ad will sie nicht. Was erwartet sie denn? Dir geht es Schlecht du stehst auf gehst joggen u alles ist gut? Verzeih mir meinen Zynismus aber ich frag mich echt was sie mit dem Druck bezwecken will. Ich kann verstehen das sie eventuell Angst hat? In einer suchtstation sieht man mit unter ziemlich viele "extreme" Fälle. Es macht Angst, man will sich u Kind schützen. Aber ich versteht nicht ganz was sie erwartet. Kannst du mit ihr reden? Wenn es möglich wäre raus zu finden warum sie so extrem "kontra" reagiert obwohl sie Fachwissen haben müsste, VL hilft das sich anzunähern?
Eine "Liste hab ich nicht. Ich Versuch mich einfach zu beschäftigen um die Gedanken fern zu halten. Das klappt ne Zeit bis ich komplett erschöpft bin, dann kommen paar Tage extrem u dann wird wieder funktioniert. Ist nicht grade sinnvoll, aber für den Moment funktioniert es.
Hinzu kommt das das arbeiten an Depressionen ein langwiriger Prozess ist. Für mich klingt das als erwartet sie das du ein Schalter umlegst...
Für mich passt da in ihrem von dir beschrieben verhalten etwas nicht zusammen. Das ist eigentlich das was ich sagen wollte. Hoffe bin dir nicht zu nahe getreten.wünsch dir alles gute.
Gruß

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 8. Nov 2016, 22:16
von Integer
Keine Sorge Tink, du bist mir nicht zu nahe getreten. Sie denkt wirklich dass ich einen Schalter umlegen muss und dann bessert sich mein Zustand. Ich soll irgendeine Möglichkeit finden damit das funktioniert. Und sie sagt dann wird es von mal zu mal besser werden. Und das soll nach Möglichkeit sehr schnell von Statten gehen damit wir bald eine glückliche Familie sein können. (Sarkasmus Mode off).
Ich befolge erstmal ihre Ratschläge und werde sehen wie es funktioniert.
AD's will sie nicht weil sie denkt ich verlasse mich auf das Medikament und muss selbst nichts zur Heilung zutun. Deshalb wird es nicht funktionieren. Heilung kann nur geschehen wenn der Wunsch und die Initiative von meinem Inneren ausgeht sagt sie. Wie gesagt ich werde sehen wie es die nächsten Wochen läuft und dann auch für mich weitere Entscheidungen treffen.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 9. Nov 2016, 17:23
von rovigo
Hallo Integer,

ich bin fassungslos, was du über deine Frau schreibst. Ihr Verhalten ist wirklich alles andere als hilfreich bei deiner Depression. Und das als Krankenschwester in der Psychiatrie. Ich kann mir allerhöchstens vorstellen, dass sie ihre Erfahrungen von Suchtkranken auf deine Depression überträgt. Bei Sucht redet man ja von Koabhängigkeit etc. Aber das ist etwas anderes. Natürlich sollte deine Frau weder selbst in Depressionen versinken noch dich nur noch wie ein rohes Ei behandeln, aber eine mentale Unterstützung wäre doch richtig und gut für dich. Und ihre Einstellung zu ADs ist, gelinde gesagt, auch etwas unprofessionell. Vielleicht wäre mal ein aufklärendes Dreiergespräch mit deinem Arzt sinnvoll. Jedenfalls muss sich zwischen dir und deiner Frau da grundsätzlich etwas ändern, wenn es dir wieder besser gehen soll. Vielleicht wäre eine (vorübergehende) Trennung tatsächlich erstmal die bessere Option? Du siehst dich ja offenbar selbst am Scheideweg. Wünsche dir viel Kraft.

lg, pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 9. Nov 2016, 21:21
von Integer
Hallo pesto!

Ja, ich denke sie sieht die Depression zu ähnlich einer Suchterkrankung an. Sie spricht ja auch davon dass sie keine Co-Abhängigkeit mitmachen wird. Und ihre Methoden mit gnadenloser Disziplin, Härte und Erziehung sind es die bei Suchtkranken angewendet werden und das wird auch bei mir funktionieren. Das denkt sie.
Wie schon gesagt lass ich mich bis zu einem gewissen Grad drauf ein und probiere verschiedene Sachen aus wenn ich in der nächsten Krise stecke. Ich hab jetzt schon Angst davor, denn in letzter Zeit wurden diese von mal zu mal heftiger. Sollte ich einmal deswegen Arbeitsunfähig sein war's das dann wahrscheinlich...

Ach ja, sie hat mal auf einer Station für Depressive ausgeholfen. Und mir danach erzählt wie sie das genervt hat. Dort könne sie nicht dauerhaft arbeiten bei dem Gejammer und dem Schwermut. Sie versteht nicht wie man so fertig sein kann dass man nicht mal mehr aufstehen kann. Hat gesagt sie möchte auch gern mal in der Position sein nicht zu können und dann nichts machen zu müssen. Ich will nicht schlecht über sie reden und es ist schon so dass wir uns lieben, ich verstehe irgendwie dass sie das nicht nachvollziehen kann und dass sie die Depression etwas verharmlost.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 9. Nov 2016, 21:52
von Integer
Eine Trennung auf Zeit kommt eher nicht in Frage, ihrer Meinung nach macht man soetwas im Teenager Alter aber nicht als Erwachsener. Wenn wir uns trennen dann endgültig.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 9. Nov 2016, 23:45
von Luna1966
Ich lese hier schon eine ganze Weile mit und immer kommt der gleiche Eindruck in mir hoch. Es kommt mir so vor, als würde mit der bösen Frau "abgerechnet" werden.

Ich bin depressiv und lebe mit einem Partner zusammen, der ebenfalls mit meiner Erkrankung nicht so viel anfangen kann. Wenn ich in das graue Etwas abtauche, dann kommt er mit einer kleinen Flasche Bachblüten daher und bietet sie mir zur Beruhigung an. Mehr glaubt er, braucht es nicht, damit es mir wieder gut geht.

Na und?
Es ist meine Erkrankung und sein individueller Umgang damit. Wenn man hier im Forum mal bei den Angehörigen stöbert, dann sieht man, wie sehr auch diese unter unserer Erkrankung leiden.
Wir suchen Verständnis für uns, wo bleibt hier Verständnis für die Angehörige? Nur weil sie Krankenschwester ist, muss sie die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen haben und darf auch mal betroffen und auch "falsch" reagieren.

Wenn du, lieber Integer, Probleme mit ihrem Umgang zu dir hast, dann bleibt dir doch die Möglichkeit, dich von dieser Situation zu befreien. Keiner zwingt dich, bei ihr zu bleiben.
Etwas Akzeptanz für die ebenfalls schwere Situation deiner Frau als Betroffene wäre vielleicht neben dem Beschweren ueber sie auch angebracht, oder?

Ich wünsche dir, dass du einen besseren Umgang mit der Situation findest.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 00:09
von rovigo
Hallo Luna,

ich sehe das total anders. Als Psychiatriekrankenschwester sollte sie schon eine andere Einstellung zu "ihren" Patienten haben. Sie nimmt die Depression als Krankheit ja anscheinend überhaupt nicht ernst. Sie ist doch auf der Arbeit im Umfeld von Ärzten, Pflegern, Therapeuten, etc. Da sollte ihr ein gewisses Grundverständnis ja mit der Zeit vermittelt worden sein.

Aber noch schlimmer ist, sie verbietet ihrem Mann ja offenbar sogar vom Arzt verschriebene Antidepressiva zu nehmen. Erstens verbietet man seinem Ehepartner nichts wie einem Kleinkind, und zweitens handelt es sich um ein Arzneimittel. Würde sie ihm auch Antibiotika verbieten? Insulin? Und, so wie Integer das schreibt, würde sie eine Arbeitsunfähigkeit von ihm nicht "zulassen". Jetzt mal unterstellt, dass das wirklich so ist, und nicht nur eine falsche Interpretation von Integer ist, dann finde ich das wirklich schlimm. Was wäre, wenn er aufgrund einer Querschnittlähmung oder einer schweren Grippe nicht arbeiten kann? Wäre das dann "erlaubt", als "richtige" Erkrankung?

Wie gesagt, ein gewisses Verständnis für die Erkrankung sollte sie schon aufgrund ihre Berufes mitbringen. Aber es geht auch schlicht um Empathie, und die scheint ja nicht vorhanden zu sein. Ich würde in einer solchen Partnerschaft nicht leben können.

Allerdings hören wir hier ja nur die eine Seite. Ich gehe davon aus, dass das, was Integer beschreibt, die Gesamtsituation richtig und einigermaßen objektiv wiedergibt. Natürlich wird die reale Situation der beiden komplexer sein, als hier kurz und knapp von einer Seite dargestellt.

pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 01:08
von Luna1966
Hallo Pesto,

ja, ich gebe dir absolut recht, man sollte seinem Partner nichts verbieten. Das kann man auch gar nicht, wenn der andere Partner seine Grenzen aufzeigt.

Was hilft es, wenn ich in Foren schreibe, wie ungerecht ich mich behandelt fühle und trotzdem selber nichts ändere? Die Zuschriften schreiben, wie "doof" der andere und wie bemitleidenswert die eigene Situation sei. Da könnte man sich dann gut drauf ausruhen ohne das Problem selber anzugehen.

Ich lebe gut mit meinem Partner obwohl er kaum Verständnis für meine Depressionsphasen hat. Das klappt gut weil ich mich abgrenze.

Hilft es einem depressiv Erkrankten denn wirklich, wenn ein jeder ueber den Partner herzieht? Ist sowas nicht eher ein Beziehungsproblem anstatt einer Depressionsproblematik?

Das ist ja nur meine Meinung. Sie muss nicht richtig sein und wäre allenfalls als Impuls zum Nachdenken gedacht.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 01:15
von Luna1966
Als Nachtrag noch

Auch eine Krankenschwester darf als Beteiligte "falsch" reagieren. Ein unbeteiligter Therapeut wäre da der professionellere Ansprechpartner für den Erkrankten.

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 02:11
von DieNeue
Hallo zusammen,

ich sehe die Situation genauso wie rovigo.

@Luna: Aber ich kann mir vorstellen, dass du dich auch gut in seine Frau hineinversetzen kannst. Ich bin auch immer wieder im Angehörigenforum unterwegs. Ich hätte nicht gedacht, dass es für Angehörige so schwer ist, und finde es auch interessant und hilfreich ihre Sicht kennenzulernen. Aber ich finde es oft auch hart zu lesen, was dort über die Betroffenen geschrieben wird oder wie das Verhalten von Betroffenen eingeschätzt wird. Mittlerweile lese ich auch nicht mehr alles, weil mich das viel zu sehr bedrückt und runterzieht, wenn ich lese, wieviele Beziehungen an der Krankheit kaputt gehen oder wie Betroffene wahrgenommen werden etc.
Es ist gut, dass du mit der Art deines Partners mit der Krankheit umzugehen, klarkommst. Das kann aber nicht jeder und es ist auch etwas anderes, ob man nur Unverständnis bekommt oder auch den Druck, dass sich der Partner trennt, wenn man nicht macht, was er sagt.
Luna1966 hat geschrieben:Wenn du, lieber Integer, Probleme mit ihrem Umgang zu dir hast, dann bleibt dir doch die Möglichkeit, dich von dieser Situation zu befreien. Keiner zwingt dich, bei ihr zu bleiben.

Natürlich ist Trennung der "leichteste" Weg. Aber ich finde nicht, dass das gleich die erste Wahl sein sollte. Ich denke - auch oft wenn ich im Angehörigenforum mitlese - dass es durchaus Möglichkeiten gibt, zu lernen wieder miteinander klarzukommen. Ich finde Bittchens Vorschlag mit einer Paartherapie sehr vernünftig.
Ich habe den Eindruck, dass Integer schon etwas daran liegt, die Beziehung nicht aufzugeben. Ich denke, dass es einigen Gesprächs- und Klärungsbedarf gibt, wenn die Beziehung so ungleichmäßig aufgeteilt ist (mal platt gesagt "der eine gibt den Ton an, der andere kuscht und passt sich an" - hoffe, das ist jetzt nicht zu blöd ausgedrückt!), und dass beide Partner dazulernen müssen. Auch haben sich ja über die Jahre einige Verletzungen angesammelt, die (so habe ich den Eindruck?!?) nicht geklärt worden sind.
Schon allein wegen des Sohnes wäre es gut, wenn Mama und Papa wieder einigermaßen miteinander zurecht kommen würden und die Familie nicht daran zerbricht.


Ich meine, mal gehört zu haben, dass oft Therapeuten, wenn sie selbst oder ein Angehöriger psychisch erkranken, schlecht damit umgehen können bzw. das auch lange nicht akzeptieren/realisieren können. Vielleicht liegt das daran, dass sie wissen, wie man das ganze professionell angehen müsste (okay, ist jetzt bei deiner Frau vielleicht nicht ganz der Fall), aber das dann noch gekoppelt mit der Rolle als Angehöriger, der ja doch emotional näher dran ist - da fehlt dann die professionelle Distanz. Ich kann das ja jetzt nicht aus der Ferne beurteilen, aber ich habe ein bisschen den Eindruck, dass deine Frau schon versucht, das Problem mit ihrem Wissen/therapeutischen Strategien (=Wie gehe ich mit Sucht um?) zu lösen, was dann aber wieder mit der Rolle als Angehörige kollidiert und eben die persönlichen Gefühle und Gedanken mit dazu kommen. Ich denke, daraus resultiert auch das wechselhafte Verhalten: Einmal sagt sie, sie unterstützt dich, dann sagt sie, sie interessiert sich nicht für dich, dann wieder gibt sie dir Tipps (wie mit der Liste), dann setzt sie dich unter Druck etc. pp.
Allerdings sehe ich es auch wie rovigo:
rovigo hat geschrieben:Aber es geht auch schlicht um Empathie, und die scheint ja nicht vorhanden zu sein.
Ich denke nicht, dass es nur an dem Rollenkonflikt liegt (Vielleicht liege ich da sowieso daneben?!?], denn Empathie scheint mir auch nicht so ihr Ding zu sein.
Integer hat geschrieben: Ach ja, sie hat mal auf einer Station für Depressive ausgeholfen. Und mir danach erzählt wie sie das genervt hat. Dort könne sie nicht dauerhaft arbeiten bei dem Gejammer und dem Schwermut. Sie versteht nicht wie man so fertig sein kann dass man nicht mal mehr aufstehen kann. Hat gesagt sie möchte auch gern mal in der Position sein nicht zu können und dann nichts machen zu müssen.
Das kann ich schon auch irgendwie nachvollziehen, dass es nicht einfach ist, viel Gejammer und viel Schwermut auszuhalten. Ich war mal in einer Klinik mit einer Person in einem Zweierzimmer und die Person hat auch den ganzen Tag nur gejammert. Das zehrt wirklich an den Nerven. Eine Freundin hat mir auch mal, als ich in einer schlimmeren Phase steckte, gesagt, dass ich immer rumjammere und sie langsam nicht mehr weiß, was sie mir noch sagen soll... (Seitdem trau ich mich fast nicht mehr, überhaupt mal zu jammern ;) )
Andererseits sagt sie selbst, dass sie nicht versteht, wie man so sein kann. Schon allein, dass sie sagt, sie würde auch gern mal nicht mehr können, um nichts mehr machen zu müssen, finde ich, zeigt, dass sie das Ausmaß der Krankheit wirklich nicht überreisst. Wenn sie auch nur annähernd wüsste, wie es sich anfühlt, wirklich nicht mehr zu können, würde sie sich das auch nicht aus Spaß wünschen.
Integer hat geschrieben:AD's will sie nicht weil sie denkt ich verlasse mich auf das Medikament und muss selbst nichts zur Heilung zutun. Deshalb wird es nicht funktionieren. Heilung kann nur geschehen wenn der Wunsch und die Initiative von meinem Inneren ausgeht sagt sie.
Natürlich wird die Situation nur besser, wenn man etwas dagegen macht.
ADs sind aber nicht dazu da, damit man sich nur auf die Medikamente verlassen kann. ADs machen es oft erst möglich, dass man sich überhaupt mit seinen Problemen auseinandersetzen kann und eine Therapie Erfolg hat. Wenn man nur am Heulen ist, total antriebslos ist, sich überall nur noch hinschleppt, man eigentlich nur noch am Überleben ist, kann man eine Therapie eigentlich vergessen. Man kann nicht wirklich mit dem Therapeuten an sich und seinen Problemen, die ja auch ans Eingemachte gehen können, arbeiten, wenn man gar nicht in der Lage ist, einen freien Kopf zu haben.
Vielleicht kannst du deiner Frau sagen, dass die Medikamente dir helfen, für die Therapie stabil zu sein und dass du so besser vorankommst? Es heißt immer, dass meist eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie am besten hilft. Also kann man die Therapie von Depressionen nicht so scharz-weiß sehen: Nicht entweder nur ADs, und auch nicht nur Gespräche. Die beiden Sachen greifen ineinander und wirken zusammen. Bei manchen reicht das eine oder das andere, oft ist aber eben beides zusammen am hilfreichsten. Das ist auch meine eigene Erfahrung.

Ich denke, dass es wichtig wäre, wenn deine Frau sich mehr über die Krankheit informiert und sich wirklich damit auseinandersetzt. Ihr das zu sagen, führt dann aber wahrscheinlich zum Super-GAU, könnte ich mir vorstellen...

Hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
Viele Grüße,
DieNeue

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 11:03
von qwertzuiopII
...

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 11:56
von Luna1966
@ qwertzuiopII

Schade, dass du mit Therapeuten so schlechte Erfahrung gemacht hast. Das tut mir wirklich leid, denn eine gute Therapie ist ja eine der Voraussetzungen, um irgendwann einmal Besserung erfahren zu können.
Meine persönlichen Erfahrungen sind da ganz andere.

Ich frage mich aber ...
wenn du aufgrund deiner Erfahrungen Psychotherapeuten jegliche Fachkompetenz absprichst, wieso MUSS dann eine Krankenschwester entsprechend ihrer Ausbildung privat ein wasserdichtes Fachwissen anwenden können?
Nun kenne ich mich mit dem Beruf der „Krankenschwester“ nicht aus, aber es muss schon einen Unterschied geben, ob man auf einer Sucht- oder auf einer Depressionsstation arbeitet, ansonsten hätte die Ehefrau nicht vertont, dass sie lieber auf der Sucht- als auf der Depressionsstation arbeiten würde. Wie ich aus den anderen Meinungen auch herauslese, scheinen die Therapieansätze bei Sucht- und Depressionserkrankungen unterschiedlich zu sein.

Nun will ich aber niemanden von meiner Sichtweise überzeugen. Es ist ja nur (m)eine Antwort auf eine von vielen möglichen Interpretationen des Gelesenen, die nur meine persönlichen Erfahrungen und Gedanken wiedergeben. Wenn es für Integer ganz fernab des Tatsächlichen liegt, wird er diesen Gedankengängen ohnehin wenig Beachtung schenken.


@ DieNeue

Danke für deine Beiträge/Fortsetzungen zu meinen Überlegungen. Ich kann dem viel Verständliches entnehmen und nachempfinden.

Liebe Grüße

Luna

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 13:13
von Pummelchen
Hallo ihr Lieben,

ich habe auch im Rahmen meiner Ausbildung zur Allgemein- Krankenschwester eine Zeit in einer Psychiatrie gearbeitet. Wir lernten in der Berufsfachschule über psychische Krankheiten sehr wenig und über speziell Depressionen überhaupt nichts was zum Verständnis beigetragen hätte. Das ist allerdings schon sehr lange her und mag heute verbessert worden sein. Aber gerade von ausgebildeten Psychatrieschwestern würde ich mir schon Verständnis und Zuspruch erhoffen.
Ich konnte damals als Schülerin es nicht verstehen, das grundlose Weinen, die Antriebslosigkeit... Ich habe die Menschen so lieb wie ich konnte betreut, aber es fehlte wirklich das Wissen über die Zusammenhänge.

Ich bin der Meinung eine Krankenschwester muss eine Liebe zum Patienten haben, ansonsten ist man fehl am Platz. Selbstverständlich kann eine Krankenschwester nicht immer alles richtig machen und alles wissen und immer bestens aufgelegt sein. Leider ist auch der Stress groß und die Zeit immer knapp.

Ich habe jetzt vorher nicht alles gelesen, vielleicht passt mein Beitrag gar nicht dazu, waren jetzt gerade so meine Gedanken zum Thema Krankenschwester.

LG Pummelchen

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 14:09
von rovigo
Dass Integers Frau in der Psychiatrie arbeitet, ist ja nur ein Detail, dass ihr Verhalten, zumindestens für uns außenstehende, noch unverständlicher erscheinen lässt. Im Ergebnis ist einfach die mangelnde Empathiefähigkeit bzw. der (un-) partnerschaftliche Umgang das Problem. Wie gesagt, ich würde mit so einer Partnerin weder zusammenleben wollen noch können. Für mich gehört es zum "Konzept" Ehe/Partnerschaft dazu, dass man gegenseitiges Verstehen und Verständinis aufbringt bzw. hat. Ich sehe aber auch ein Problem bei Integer selbst, denn er scheint seiner Frau nicht viel entgegenzusetzen. So kann sich allerdings kaum etwas verändern.

Ich halte ein klärendes Paargespräch für dringend ratsam.

lg, pesto

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 15:08
von M1971
Hallo, Integas Frau hat mit Sicherheit einen belastenden Job und kennt die Auswirkungen der Krankheit sehr gut.
Mal salopp gesagt : wer nimmt schon gerne Arbeit mit nach Hause
Vielleicht war zu Hause für sie der Ort um Kraft zu tanken. Aber genau dort gibt es jetzt zusätzliche Belastungen
Gruß
M

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 15:50
von Tink
Hey zusammen,
Also mir hat mal jmd gesagt, dass schöne als Pädagogin zuhause ist: ich kann mal so richtig unpädagogisch sein.
Ich fand den Spruch gut. U Fakt ist zu Hause ist man nun mal privat u muss nicht funktionieren.
Aber ja Empathie ware schön offensichtlich ist das nicht so einfach.
@luna es wurde nicht nur gehetzt u Mitleid bekundet sondern auch versucht Tipps zu geben.
U VL muss integer sich erstmal ordnen Gedanken freien Lauf lassen und sich sortieren. Es ist ja nicht der Hauptaugenmerk auf dem schlecht machen.
U das mit dem verlassen... Es ist sooo einfach das zu schreiben aber es umzusetzen... Grade wenn ein Kind involviert ist. Und so schön wie die Theorie sein mag als Vater ist es nicht einfach im sorge Rechtsstreit u das mit Depressionen... Könnte zumindest n anstrengender Streit werden... Da trennt man sich nicht sofort....
Ich denke das es weder hier noch im angehörigen forum darum geht jmd schlecht zu machen, nur um manches verarbeiten zu können muss man VL manchmal n bissi schwarzen Humor oder zynische Worte anwenden. Da geht es aber um die Selbsterhaltung.
Auch hat integer nie gesagt das er nichts ändern will. Manchmal braucht es einfach Zeit....
Gruß Tink

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 16:23
von Luna1966
Tink hat geschrieben: @luna es wurde nicht nur gehetzt u Mitleid bekundet sondern auch versucht Tipps zu geben.
...
Danke für den Hinweis, Tink, genauso habe ich die anderen Meinungen auch verstanden und ergänzend versucht, meine Meinung (vielleicht ja auch etwas zynisch) darzustellen. Das ist absolut keine Kritik an "Andersdenkende".

Grüße

Luna

Re: Mein Leben am Scheideweg

Verfasst: 10. Nov 2016, 16:57
von Selea
:hello: Guten Abend integer als Threaderöffner,
hallo ihr Diskutierenden.

Integer, :) irgendwie berührt mich deine Situation sehr, und täglich bin ich um den Thread herumgeschlichen, war unsicher, ob ich wirklich Gutes schreiben / sagen könnte.

Nun hat dich also eine depressive Episode erwischt. Aber du hast gehandelt, bist in Psychotherapie, eventuell steht auch eine leichte Medikation an, um dir weiterzuhelfen.
Soweit sogut.
Für dich.
Dass das Bewältigen einer jeden Depression Zeit braucht, ist ja bekannt. Und dass eine Depression eben nicht mit einem eisernen Willen bewältigt werden kann, ist auch bekannt.
Man müsse eben nur mal ordentlich wollen_____und deus ex machina.

Aber genau das verlangt deine Frau von dir. Mal ganz schnell wieder so zu werden wie früher, damit sie ihr Leben, mit dem sie bisher so glücklich war (hast du ja in Postings geschrieben), ganz schnell wieder zurückbekommt.

Störfälle sind einfach nicht vorgesehen. *ironisch* ;)

Und wenn sie eintreten, dann bitte schnell den richtigen Klempner besorgen, aber mega_schnell. Und schon ist wieder das kleine heile Bilderbuchleben wieder da.
Welch magisches Denken.

Wer wünschte es sich nicht, das Leben ohne Krisen. Wer wünschte sich nicht die heile Welt.

Nun bin ich hier mit meinen 62 Jahren schon ein älteres Modell.
Und ich weiß, dass die Lebenskrisen vor gar NIEMANDEN halt machen. Auch vor deiner Ehefrau nicht. *lach*

So funktioniert das Leben nicht. Wir Menschen sind Menschen____und keine Roboter oder Maschinen.
Wir Menschen funktionieren manchmal einfach nicht.
Wir können krank werden, wir können durch einen Autounfall oder einen Berufsunfall aus der Bahn geworfen werden. Wir können in dem Top_Job gekündigt werden, wir können durch falsche Finanzanlagen viel Vermögen verlieren, wir können ein behindertes Kind bekommen. u.v.m.

Schön ist, wenn ein Mensch in einer Lebesnkrise, eben auch in einer Depression, Menschen um sich hat, die das aushalten. Und nicht die Pistole auf die Brust setzen, werd mal gefälligst ganz schnell so, wie du vorher warst.
So eine Einstellung ist letztlich purer Egoismus.

Ja, ich finde schon, der Partner, die Partnerin muss nicht geschmeidig auf so eine Krise reagieren.
Aber authentischer wäre ja vielleicht, wenn man seine Gefühle ausdrücken würde.
So wie in etwa "mir macht das eine solche Angst". Oder "ich fühle mich maßlos überfordert mit deiner Erkrankung". Oder " mich macht das so hilflos".
Oder " nie hätte ich gedacht, dass unser schönes Familienleben mal durch eine Erkrankung getrübt würde".

Aussagen wie "wenn du morgen nicht arbeiten gehst" oder "wenn du Tabletten nimmst, dann trenne ich mich von dir", solche Aussagen sind eine Grenzüberschreitung.
Und parallel eine Anmaßung.
Der Partner darf nur genauso sein, wie ich es mir wünsche. Und wenn er das Sorglos_Rundum_Paket nicht einhält, dann wird Druck aufgebaut.

So nach dem Motto, "Ich will mein gutes Leben zurück______egal, ob der Partner, die Partnerin dabei draufgeht"......

Integer, gib dir Zeit in deinem Tempo. Gib deiner Seele Zeit. Da wird sich Vieles angehäuft haben im Innen und im Außen, was dann letztlich die Depression ausgelöst hat.
Wenn du in einer ausreichend guten Psychotherapie bist, kann ich mir vorstellen, dass du da gute Unterstützung bekommen wirst.

Vielleicht hast du auch Freunde und andere Familienangehörige, mit denen du einmal deine Situation durchsprechen könntest?

Lass dich nicht einschüchtern, wie dein Behandlungsweg auszusehen hat. Das kannst du nur selber in deinem tiefen Inneren spüren.
Und dir wird es irgendwann wieder ganz gut gehen. Davon bin ich überzeugt.

Ob mit oder ohne deiner Ehefrau. Das muss nicht heute und nicht jetzt entschieden werden.


Tim Bendzko hat einen ganz guten neuen Song.
"Ich bin ein Mensch und keine Maschine".

Originalvideo

https://www.youtube.com/watch?v=u5Vz7obL460



Selea