Ich habe mich verloren

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Caya
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Ich habe mich verloren

Beitrag von Caya »

Hallo ihr Lieben,

nachdem ich mich vor einigen Monaten hier angemeldet habe, fasse ich nun endlich genug Mut um mich hier mitzuteilen.

Ich bin jetzt 30 Jahre alt und habe das Gefühl mich endgültig verloren zu haben. Bereits in meiner Jugend war ich wegen Depressionen, Essstörungen und SVV in ambulanter und zwei Mal in stationärer Therapie. Den zweiten Aufenthalt in einer Psychiatrie habe ich abgebrochen, die ambulante Therapie lief kurze Zeit später aus, dennoch habe ich irgendwie die Kurve bekommen. Mit Umwegen meinen Schulabschluss gemacht und habe in den Jahren danach eine Ausbildung absolviert und in dem Bereich gearbeitet. in den letzten Jahren habe ich mich dann noch für ein Studium entschlossen, was ich vor kurzem erfolgreich abgeschlossen habe. Nebenbei habe ich in meinem alten Job gearbeitet. Das klingt erstmal ganz ok, dennoch merke ich seit 2 Jahren wie schlecht es mir wieder zunehmend geht. All die Jahre während Ausbildung und Job war ich gefestigt und hatte mein Leben im Griff. Es gab immer wieder Phasen in denen ich mich alleine und antriebslos fühlte, war auch kurzzeitig in Therapie, aber ich habe immer die Kurve bekommen. Und jetzt ist die Depression wieder da und ich verliere den Bezug zu mir, meinem Leben, meine Motivation, alles…

Heute habe ich dann zum 2. Mal „den Vogel abgeschossen“. ich habe die 2. Praktikantenstelle abgesagt und das bei Top-Unternehmen. Besonders die 2. Stelle war eigentlich meine Traumstelle, aber bei dem Gedanken 5 Tage die Woche arbeiten zu müssen, fühle ich mich vollkommen überfordert. Jetzt habe ich nicht nur ein riesiges schlechtes Gewissen, sondern stehe auch vor den selben Problemen wie vorher. Ich habe den Tag über nichts zu tun, die Lücke in meinem Lebenslauf wird größer, was erzähl ich meinen spärlich übrig gebliebene Freunden?

Ich weiß überhaupt nicht mehr wie ich mich und mein Leben in den Griff kriegen soll. Schaffe es nicht, einem Hobby nachzugehen, fühle mich völlig einsam, fast zerbrochen durch eine „Trennung“ vor 2 Jahren. Fühle mich Wertlos und uninteressant. Am liebsten würde ich abhauen, aus dem Leben oder nur in ein anderes Land um meine Familie nicht zu verletzen. Ich ertrage das alles nicht mehr und habe manchmal das Gefühl, nicht für diese Welt gemacht zu sein.
Ich möchte nicht mein lebenlang immer wieder depressive Phasen haben, mich zu Treffen quälen, mich einsam und alleine fühlen. Ich verliere die Kraft und den Willen dagegen anzukämpfen.

Seit Monaten mache ich so gut wie nichts mehr. Von der „Partymaus“ ist nichts mehr übrig geblieben. Jedes noch so kleine Treffen ist mir zu viel, zu anstrengend, zu langweilig, zu nervig und halte ich nur ein, um nicht völlig den Kontakt zur Gesellschaft zu verlieren.

Meine Nahrungsaufnahme beschränkt sich auf ein Minimum. Ich weiß, dass ich in schlechten Zeiten aufhöre zu essen und kämpfe dagegen an. Aber das ist zermürbend und kraftaufreibend.

Ich drehe mich im Kreis, mache mir über jeden Scheiss Gedanken, um dann nachher nur noch verwirrter, unentschlossener und unsicherer zu sein.

Ich bin eine riesen Last für mich selbst, aber vor allem für meine Familie und das kann ich kaum mehr aushalten. Es tut mir leid so eine schlechte Tochter zu sein, ihnen so viele Sorgen zu bereiten.

Es ist mir alles zu viel.

Anfang des Jahres war ich für 10 Sitzungen bei einer ambulanten Therapie, seit ca. 5 Wochen bin ich bei einem neues. Der Antrag an die Krankenkasse wird nun raus gesendet, aber ich weiß nicht ob eine ambulante Therapie ausreicht. Ich sträube mich aber auch so vor einer Klinik. Aber was soll ich sonst machen? Was macht ihr beruflich, therapeutisch?

Ich weiß gar nicht was ich mir hier erwarte, ich wollte einfach mal alles los werden. vielleicht fühl sich ja jemand angesprochen…

Viele Grüße,
Caya
Agent008
Beiträge: 4
Registriert: 12. Jul 2016, 13:47

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Agent008 »

Hallo Caya,

als ich deinen Beitrag las, habe ich sehr viele Paraellen zwischen uns finden können. Bin ebenfalls 30, essgestört und habe eine schwere Depression. Ich habe, genau wie du, erhebliche Probleme mit der Nahrungsaufnahme. Kann nahezu nichts mehr essen. Selbst Kinderportionen sind mittlerweile zuviel für mich. Wenn es mir schlecht geht ist essen unmöglich für mich.Zusätzlich kommen bei mir noch ein paar Abhängigkeiten dazu. Habe auch nebenbei die Schule absoviert neben dem Beruf, da ging es mir in der Tat besser und ich war stabil. Jetzt aber wo die Schule beendet ist, bin ich in einem Loch, wo ich alleine nicht meh rauskomme. Alles fällt mir so schwer, selbst einfachste Aufgaben sind kaum noch zu bewältigen. Zusätzlich noch der Druck von meinen Süchten ziehen mich Stück für Stück runter.

Ich habe leider keinen Rat für dich, da ich selber mit mir kämpfe. Gestern waren meine Eltern zu Besuch und ich konnte die Tränen kaum zurückhalten und als sie weg waren ging es los.

Ich werde dir leider nicht helfen können, aber sei dir bewusst, dass du nicht alleine bist. Ich kenne diesen riesen Berg, an dem man bevorsteht und nicht vorbei kann.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Hoffnung, dass du die Kurve wieder kriegst.

Grüße
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Zarra »

Hallo Caya,

es ist nicht so unüblich, daß nach etwas Erreichtem (Studienabschluß) das große Tief kommt, auch wenn es sich schon vorher angebahnt hat (und Stress ist auf alle Fälle ein guter Katalysator).

Für mich klingt es schon so: Entweder einen stationären Klinikaufenthalt anvisieren oder schnell nochmals anrufen, ggf. etwas "vorlügen", und diese Praktikumsstelle doch versuchen. - Man kann ggf. Praktika auch wieder abbrechen, wenn es gar nicht geht. Oder Du könntest auch fragen, ob das Praktikum mit 80 % möglich ist. (Wenn Du einen zusätzlichen Tag frei haben willst, findest Du vermutlich besser einen Vorwand, als wenn Du täglich weniger arbeiten willst. D.h., ich würde so tippen, es muß aber nicht so sein.) - Denn Du schreibst ja selbst, daß das "Sein im luftleeren Raum allein daheim" auch nicht förderlich sei. Die Nebenbeistelle in Deinem alten Job ist auch beendet? - Es kann schon sein, daß die ambulante Psychotherapie ausreicht, nur ... irgendwie wird das ja dauern.

Hast Du schon mal ein Antidepressivum ausprobiert? ... das löst nicht alle Probleme, kann aber einfach hilfreich sein.
was erzähl ich meinen spärlich übrig gebliebene Freunden?
Nicht einem potentiellen Arbeitgeber, aber Freunden und Familie: Die Wahrheit: Depression.
Ich möchte nicht mein lebenlang immer wieder depressive Phasen haben
Ich kann diese Aussage sehr gut verstehen, ... nur: Das kann Dir keiner garantieren. Und wenn Du schon länger und doch immer wieder mal oder latent damit zu tun hattest, ist es sowohl bei Dir wie bei mir unwahrscheinlich, daß es je ganz und dauerhafter verschwindet. - Doch es kann BESSER werden, man kann "Hilfsmittel" kennenlernen und sich besser mit den Einschränkungen arrangieren, so daß es sich nicht mehr ganz so schrecklich anfühlt.

LG, Zarra
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von M1971 »

Hallo Caya, Du hast ja trotz der Krankheit viel erreicht in den letzten Jahren. Vielleicht fehlt Dir einfach nur ein neues Ziel? Es klingt so, als wärst Du zufriedener wenn Du konkrete Aufgaben und Ziele hast.
Zu viel Freizeit kann eine Depression verstärken.
Gruß
M
Caya
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Registriert: 10. Jul 2016, 15:41

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Caya »

Hallo Agent,

vielen Dank für eine Antwort und deine Wünsche.

Ja genau, so geht es mir auch mit den Kinderportionen. Inzwischen habe ich Lebensmittel gefunden die ich runter kriege. Suppen, breiartiges wie Joghurt und Apfelmus, Milchbrötchen, alles was man nicht wirklich kauen muss. Aber das reicht natürlich nicht. Ich ernähre mich so schlecht das ich kaum Kraft habe länger Dinge durchzustehen. Aber wem erzähl ich das, genau das wirst du ja dann auch kennen.

Darf ich fragen was du mit Abhängigkeiten meinst? ich kiffe abends zum schlafen. Ich weiß dass das ein weiteres Problem ist, ich merke aber, dass ich damit was zu füllen versuche was eigentlich nichts mit dem kiffen zu tun hat. Ich kann monatelang nichts rauchen, wenn ich aber irgendwann zu große Schlafprobleme habe greife ich wieder zum Gras.

Was machst du denn jetzt beruflich/schulisch? oder bist du auch wie ich nur zu Hause? Manchmal wünschte ich mir das mein Studium noch weiter gehen würd. Zwar ist mir auch da das aufstehen und durchhalten schwer gefallen, man war aber irgendwie in einem System drin, in dem man mitlaufen konnte, sich aber auch zurück ziehen konnte und nur Verantwortung für sich selbst hatte.

Ich war übrigens gestern bei meinen Eltern zu Besuch und habe fast nur geweint. Wieso magst du nicht vor deinen Eltern weinen? Wissen sie nichts von deinen Problemen??


--


Liebe Zarra,

auch dir danke ich für die Antwort.

Genau sowas ähnliches meinte mein aktueller Therapeut auch. Nach einem Abschluss fallen viele in ein Loch. Das kann ich so auch noch verstehen und auch akzeptieren. Für mich an mir kann ich aber nicht akzeptieren, dass ich so gute Stellenangebote ablehne und alles schlimmer mache. Ich stehe so unter Druck.

Ich denke das ich mir die Option mit dem "nochmals anrufen" selbst verbock habe. Grundsätzlich würde ich diesen Vorschlag wahrscheinlich auch anderen machen, aber ich habe behauptet eine Festanstellung erhalten zu haben und bei der Absage ging es ja nur um ein Praktikum. Hinzu kommt, dass es sich dort um ein Unternehmen handelt was weltweit bekannt ist und sich dort massig Leute bewerben. Warum sollten sie also auf so ne doofe Aktion wie meine Rücksicht nehmen? Ich glaube ich schäme mich auch zu sehr dort nochmals anzurufen.

Die alte Stelle neben meinem Studium habe ich einen Monat vor offiziellem Vertragende (Studentenvertrag) gekündigt. Ich habe dort als Nachtwache gearbeitet und man bat mir auch einen Festvertrag an, aber ich wollte ja unbedingt aus dem Bereich weg und war auch zum Ende hin mit den Nachtdiensten überfordert. Das traue ich mir momentan also auch nicht zu :/ Eigentlich traue ich mir gar nichts mehr zu...

Ein Antidepressivum (Fluoxetin) habe ich in meiner Jugend für ein paar Jahre genommen. Anfang November habe ich auch einen Termin bei einem Psychiater um eben genau diese anzusprechen. Ich habe aber irgendwie inzw etwas Angst und Respekt vor einer Medikation. Zum einen das mein Zustand schlechter wird und zum anderen, dass ich unter möglichen Nebenwirkungen leide.

Vielleicht ist das Wort "Freunde" auch zu intensiv. denn es sind inzw eher "Bekannte". Der einen habe ich vor Monaten gesagt, dass ich einen Therapeuten suche,e s mir nicht gut geht. Besagte Bekannte macht eine Therapeutenausbildung, kennt sich also aus, aber fragte kein einiges mal mehr nach. Vielleicht reagiere ich über, zu empfindlich, aber ich bin enttäuscht und habe das Gefühl, dass es sie eigentlich nicht interessiert.
Eine andere Bekannte ist nicht verlässlich. Mal meldet sie sich wochenlang nicht, dann wieder täglich.
Ein sehr guter Freund weiß Bescheid, er lebt aber leider mehrere hundert Kilometer entfernt.
Ich denke meine Freundschaften sind die nächste Baustelle. Ich lasse kaum einen an mich ran, es fällt mich schwer Beziehungen aufrechtzuerhalten. Zu den beiden Bekannten habe ich noch am meisten Kontakt, mit dem ich aber eigentlich nicht so zufrieden bin, vielleicht mache ich mir deshalb so Gedanken.
Ach, ich hab auch für alles eine Ausrede, oder?!

Genau nach diesen "Hilfsmitteln" suche ich. Außerdem nach "Prophylaxemethoden", damit ich nicht erneut so tier rutsche. Es plätschert nur momentan alles so hin. Es gibt nur negative Erlebnisse, hinzu kommt meine eher negative Erfahrung mit Kliniken und die Angst, den Anschluss ans Berufsleben völlig zu verlieren.
Und ein weiteres großes Problem ist meine Anonymität. Meine Ausbildung hab ich in einem sozialen Bereich gemacht, dementsprechend kenne ich viele die in dem Bereich arbeiten und habe Angst, dass ich jemandem während eines Aufenthaltes über den Weg laufe.

Manchmal würde ich am liebsten verreisen, im Ausland arbeiten, am liebsten auf einer Tierfarm irgendwo in der Pampe, aber was ist dann? Das ist wahrscheinlich nur eine Flucht vor meinen Problemen... meine Gedanken sind so durcheinander, ineinander verknotet und ermüdend zugleich.

Ich werde jetzt zu meiner Hausärztin gehen um mir eine Überweisung für den Psychiater zu holen und werde sie dann auch gleich nach möglichen Kliniken fragen.

---

Hallo M,

ja eigentlich kann man sagen das ich viel erreicht habe. Besonders nachdem ich eine schlechte Schulzeit mit sitzen bleiben, Schulwechsel und Co hinter mir habe. Aber ich fühle es nicht. Es erscheint mir nicht als Erfolg. Es fühl sich eher nach einer verzweifelten Suche nach mir und einem Leben an in dem ich scheinbar keinen Platz habe. Es erfüllt mich alles nicht und ich habe auch auf die Sachen keine Lust mehr.
Ein Ziel zu haben gibt mir auf jeden Fall Halt. Ich habe auch Ideen und Träume, aber ich schaffe es nicht sie zu verfolgen, umzusetzen und traue mir vieles nicht mehr zu.
Ich würde auch gerne wieder Hobbys haben und habe mir bereits Tanzschulen raus gesucht und obwohl die Sporttasche gepackt ist, gehe ich nicht hin. Ich habe auch schon Mitgliedschaften (Fitnessstudio, Kletterhalle) abgeschlossen und bin nicht hingegangen. Manchmal denke ich, dass mir dieses Alleinsein gut tut, aber dann merke und weiß ich natürlich auch, dass mir der Input fehlt.
Ich glaub ich bin total überwältigt davon, dass es mir wieder so schlecht geht. Ich dachte wirklich, ich habe das alles überstanden...

--

Viele Grüße an Euch
(Ich hoffe die Antworten sind nicht zu unübersichtlich)
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Zarra »

Hallo Caya,

das Berufliche ist sicher nicht das, was Dich momentan am allermeisten bedrückt. Ich kann mich selbst aber gerade schlecht konzentrieren und formulieren; von daher ist es etwas unausgewogen, doch zu diesem Aspekt:
Ich glaube ich schäme mich auch zu sehr dort nochmals anzurufen.
Das mit der Scham ist klar. ;-) Nur: Dadurch wird die Scham nur vermeintlich besser. Du hast einen "Fehler" gemacht, hast vorschnell gehandelt - okay, das passiert; und Du mußt diesem Arbeitgeber ja nicht die Feinheiten auftischen. Ich würde sagen: "Tja, ich dachte, ich hätte eine feste Stelle - das hat sich nun aber doch mit einem Haken / anders als erwartet herausgestellt / es kam was dazwischen / ich habe da wohl etwas falsch verstanden. Ich wäre weiterhin an einem Praktikum bei Ihnen interessiert." Oder irgendwie so ähnlich. Klar, kann diese Stelle inzwischen vergeben sein, weil sie sofort einen anderen Bewerber angerufen haben und dieser zugesagt hat; doch vielleicht gibt es ja demnächst eine andere. Zumindest hättest Du so noch eine minimale Möglichkeit.

Vielleicht geht es auch nicht (von Deinem Zustand her). Das kann niemand von außen beurteilen. Fakt ist aber auch, daß Depressive Angst haben, sich auch Sachen nicht zutrauen, die sie sehr wohl können. Ausprobieren ist da immer noch die sicherste Methode. Nicht ewig durchhalten, wenn es wirklich nicht geht, es aber ausprobieren und nicht am allerersten Tag weglaufen, wenn es nur komisch lief, aber nicht wirklich katastrophal.

Und mit dem Freunde-Bekannte-etc.-Problem bist Du sicher nicht allein. Ich kann das gut verstehen.
Es gibt nur negative Erlebnisse
Es gibt Zeiten, in denen vieles schief läuft. ... es ist aber auch nicht unwahrscheinlich, daß da depressives Interpretieren und Erleben mitbeteiligt ist. ;-)
Und ein weiteres großes Problem ist meine Anonymität. Meine Ausbildung hab ich in einem sozialen Bereich gemacht, dementsprechend kenne ich viele die in dem Bereich arbeiten und habe Angst, dass ich jemandem während eines Aufenthaltes über den Weg laufe.
Das kann ich verstehen. Doch man kann dann doch auch in eine etwas entferntere Klinik, so daß die Gefahr zumindest sinkt; zumindest habe ich das hier schon gelesen.

Zarra
Caya
Beiträge: 3
Registriert: 10. Jul 2016, 15:41

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Caya »

Hallo Zarra,

mir fällt es auch schwer mich hier verständlich auszudrücken.
Ich kann nicht mehr sagen was krankheitsbedingt ist und was einfach eine normale Unsicherheit vor einem neuen Job ist.
Ich denke auch nicht, dass der Job alleine mein Problem ist. Durch das Praktikum hatte ich ja eine Perspektive. Habe mich bewusst für Praktika beworben um nicht direkt die volle Verantwortung tragen zu müssen.
Leider war meine Hausärztin gestern noch im Urlaub und ich hoffe ich kann morgen ein bisschen mit ihr sprechen. Dann werde ich auch eine mögliche stationäre Therapie ansprechen. Vielleicht ist es ja wie du sagst, wirklich möglich in eine entferntere Klinik zu kommen. Andererseits weiß ich auch gar nicht ob mir so ein stationärer Aufenthalt so wirklich gut tut. Ich habe Angst dadurch noch mehr aus dem normalen Leben zu entgleisen. Vielleicht sind aber auch einfach genau diese Gedanken wieder krankheitsbedingt und bremsen mich in allem aus. Ich werd mal weiter im Forum lesen, vielleicht hilft es mir ja dadurch mehr Verständnis und Akzeptanz für mich zu finden.

Viele Grüße
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Zarra »

Liebe Caya,

weißt Du, die Menschen sind unterschiedlich, die Situationen sind unterschiedlich ... - Mir taten die Klinik-Auszeiten immer gut, doch da war ich eben auch schon im Beruf drin. (Allerdings mußte ich meinen Chefs etwas sagen, während Du das jetzt in die Übergangsphase "einmogeln" kannst.) Ich fand "das ganz andere" gut und vor allem hilfreich; es gibt aber auch Personen, bei denen es das Falsche ist, denen es danach schwer fällt, in den Alltag zu kommen.

Liebe Grüße, Zarra
Engelchen1971
Beiträge: 62
Registriert: 17. Okt 2016, 16:46

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Engelchen1971 »

Hallo Caya,
mir geht es genauso wie Dir.
Ich stelle mir immer wieder die Frage, warum geht es "uns" so? Woran liegt das??? Für das Ganze muss es doch eine Lösung geben. Ich bin 45, habe zwei Söhne alleine groß gezogen.Mußte immer nur kämpfen...immer stark sein. Und was ist das Ende vom Lied???
Jetzt ist man aufgebraucht, keine Kraft mehr. Man kommt mit nichts mehr klar. Es kommt mir vor, als hätte mich irgendwas eingesperrt. Ich fühl mich nur noch überflüssig. Hab den Sinn für alles verloren. Mein jüngerer Sohn (15) ist vor 5 Monaten von einen auf den anderen Tag zum Vater gezogen und was meine Arbeit betrifft, die mich noch einigermaßen ins Leben brachte, hab ich jetzt auch verloren. Ich habe komplett versagt...
Ich kann mich gut in Dich hineinversetzen und wünsche Dir das Du deinen Weg findest und diesen mit viel Kraft gehst. Ich habe ihn verloren
LG
Engelchen
Melisse
Beiträge: 58
Registriert: 30. Jun 2016, 09:32

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Melisse »

Hallo Engelchen,

aus welchen Gründen solltest Du versagt haben, bei all dem, was Du geschafft hast? Ist es ein Versagen, wenn ein junger Mann zu seinem Vater zieht? Es liegt daher nicht an Dir, wenn ein Sohn die Nähe zu seinem Vater sucht, das ist natürlich. Auch ist es kein Versagen, seine Arbeit zu verlieren.
Wer weiß, welcher (berufliche oder persönliche) Weg sich bei Dir anbahnt.

Lieben Gruß
Melisse
"Schöpfe Wasser, trage Holz - wie wunderbar." japanisches Meditationswort
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Caya,

ich würde dir auch einen Klinikaufenthalt empfehlen, manchmal geht es einfach nicht anders.

Das Praktikum abgesagt zu haben, ob aus Selbstschutz vor Überforderung oder Selbstbestrafung/ Selbsthass (sorry, ich konnte jetzt nicht alles so genau lesen), zeigt doch auch, dass der normale Alltag gerade nicht geht.
Da solltest du dir keine weiteren Vorwürfe machen, sondern Hilfe holen.

Du kiffst zum Schlafen, da gibt es auch wirklich gute Medikamente, die NICHT abhängig machen.

Gerade auch das mit der Essstörung, das kann ja auch gefährlich werden.

Ich wünsche dir, dass du mehr Hilfe annehmen kannst - was hast du denn zu verlieren?

Die paar Wochen oder Monate kannst du im Lebenslauf bestimmt eher überbrücken, als dass du dich jetzt lange weiter quälst, eventuell durch ein Praktikum schleppst und sich dein Zustand dadurch womöglich noch verschlechtert. Ich finde es klingt schon alles sehr dramatisch, da würde ich nicht länger warten.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
Engelchen1971
Beiträge: 62
Registriert: 17. Okt 2016, 16:46

Re: Ich habe mich verloren

Beitrag von Engelchen1971 »

Melisse hat geschrieben:Hallo Engelchen,

aus welchen Gründen solltest Du versagt haben, bei all dem, was Du geschafft hast? Ist es ein Versagen, wenn ein junger Mann zu seinem Vater zieht? Es liegt daher nicht an Dir, wenn ein Sohn die Nähe zu seinem Vater sucht, das ist natürlich. Auch ist es kein Versagen, seine Arbeit zu verlieren.
Wer weiß, welcher (berufliche oder persönliche) Weg sich bei Dir anbahnt.

Lieben Gruß
Melisse

Hallo Melisse,
danke erstmal für Deine Nachricht.
sicher habe ich vieles geschafft in meinem Leben. Das mein Kleiner seit einigen Monaten bei seinem Vater ist, nehme ich einfach so hin, habe es irgendwie verdrängt. Wir hatten immer ein sehr enges Verhältnis und das letzte Jahr mit ihm, war alles andere als Zuckerschlecken...dafür gesorgt das er in die Schule geht, obwohl ich wusste er fühlt sich überhaupt nicht wohl, Gespräche mit Lehrern, Therapeuten, dann die tägliche Angst, er nimmt sich das Leben, dann die Klinik, in der er drastisch abgebaut hatte. Tue ich das Richtige? Eigentlich wusste ich gar nichts mehr von ihm, da er sich so verschlossen hatte. So schlimm es auch klingt, ich wollte das es ihm wieder gut geht. Ich denke es geht ihm jetzt wieder besser/gut. Ich habe ihn ziehen lassen. Nur das Ganze was ich die letzten 1 1/2 Jahre erlebt habe, geht jetzt auf meine Gesundheit/Psyche. Es war mir wohl alles zuviel Druck, das zu verarbeiten. Dann noch täglich zur Arbeit zu gehen, stark zu sein, sich nichts anmerken zu lassen..."man muss ja stark sein!" Jetzt habe ich die Quittung dafür und mir geht es jetzt selber schlecht. So blöd es auch klingt, ich muss mir um ihn keine Sorgen mehr machen. Habe auch gar keine Kraft mir um ihn Sorgen zu machen, da ich mir mittlerweile große Sorgen um mich selbst mache! Ich muss mir meinen eigenen Kompass wieder einstellen.
Das mit der Arbeit belastet mich auch sehr, obwohl man den Zustand bei der Arbeit schon mit Mobbing gleichstellen könnte. Eigentlich bin ich froh dort weg zu sein, andererseits fühle ich mich wieder als Versager. Dachte ich wäre am beruflichen Ziel, hätte ausgesorgt, auch finanziell! Hat nicht sollen sein.
Ich versuche ja etwas positiv in die Zukunft zu schauen und ich lasse mich mal überraschen, wohin mich mein neuer Weg bringt.
LG
Engelchen1971
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