Hallo Inertia,
du sprichst mir soooo aus der Seele! Mir geht es auch so. Kann es sein, dass die Diskussion etwas an deinem Thema vorbeigeht? (Oder empfinde ich das nur so? Ich glaube, dir ging es weniger um Altersarmut/Rente oder?)
Ich bin 29 und in ein paar Wochen werde ich 30. Ich habe sehr damit zu kämpfen, wenn ich sehe, was andere in meinem Alter machen bzw. machen können, weil sie eben nicht mit dieser Sch..krankheit zu kämpfen haben. Ich hab in den letzten Jahren auf so vieles verzichten müssen, was für andere das Normalste der Welt ist. Das fängt dabei an, dass sie arbeiten gehen können und geht damit weiter, dass sie all das machen können, was ich nicht mehr kann und auch gerne tun würde. (Natürlich kann nicht jeder alles machen, es gibt ja auch Leute, die haben andere Handicaps oder Probleme. Aber bei meinen Freunden ist eigentlich alles "normal".)
Andere Leute in meinem Alter, die gesund sind, können beispielsweise:
- einfach in den Urlaub fahren, ohne schon beim Kofferpacken einen halben Nervenzusammenbruch kriegen, ohne dass ihnen die ganzen Reize auf der Reise und die Mitfahrer die ganze Energie rauben,
- können mit dem Auto weiter fahren als nur eine Viertelstunde
- sind nicht abhängig vom und finanziell eingeschränkt durch den Bezirk (bei mir wegen Ambulant Betreutes Wohnen)
- können einfach einkaufen gehen, ohne Angst zu haben, dass sie dann völlig überfordert sind oder so fertig zu sein, dass sie nicht mehr alleine heimkommen
- können mit dem Fahrrad irgendwohin fahren, ohne dass sie überlegen müssen, ob das jetzt zuviel ist oder nicht und ohne, dass sie danach 3 Tage außer Gefecht gesetzt sind
- können Sport machen, ohne dass ihre Stimmung hinterher extrem nach unten sackt (ist bei mir immer so. Glaubt nur keiner.)
- Können viele schöne Dinge machen, weil sie körperlich und/oder psychisch nicht so eingeschränkt sind. Was wollte ich nicht schon alles machen (Sprachkurs, Leute einladen, Freunde besuchen, die weiter weg wohnen, Pilateskurs, Basketball, Fitnessstudio, Ehrenamt, Gesangsunterricht nehmen, auf Geburtstagsfeier gehen, auf Konzerte gehen...). Das kann ich alles vergessen.
- keine Angst haben, neue Leute zu kennenlernen (weil sie sich nicht outen müssen, warum sie nicht arbeiten oder warum sie eher wieder gehen wollen, weil die Anwesenheit von neuen Leuten nicht so stressig ist für sie)
- sie müssen größere Aktionen nicht drei Tage ausbaden, sondern erholen sich viel schneller als ich
- ich kann mir schlecht einen Partner suchen, weil ich im Moment viel zu labil dafür bin.
usw. usf.
Gerade mit ca. 30 ist es so, dass sich alle der Reihe nach ihre größten Wünsche erfüllen... heiraten (am besten noch nach einer langen und glücklichen Beziehung), Kinder kriegen, Familie gründen, ihr Studium abgeschlossen haben und jetzt eine Arbeit haben. Es ist gerade wirklich krass... kaum ist das Kind von der einen da, ist schon die nächste schwanger...
Sie fahren miteinander als Paar in den Urlaub. Als Single stehe ich dann alleine daneben und da mittlerweile alle unter der Haube sind oder zumindest einen Freund haben, ist es natürlich auch nicht so einfach, sich da Zeit freizuschaufeln für die Freundin, die Single ist.
Auf Kinder kann ich im Moment noch verzichten, hab zum Glück keinen akuten Kinderwunsch. Mein einziger Wunsch ist gesund zu werden und einen passenden Mann finden.
Ich hab auch das gefühl, ich bin in meiner Generation noch nicht angekommen. Ich war auch in den letzten Jahren selten bei meinem Jahrgang dabei. Nach dem Abi habe ich eine Ausbildung gemacht, da war ich in der Berufsschule eine der Ältesten. Die Mitschüler haben sich dann über so Sachen wie Führerscheinprüfung unterrhalten, was ich seit Jahren schon hinter mir hatte.
Auf der Arbeit war ich dann die drittjüngste. Der Rest war 40 Jahre aufwärts. Teilweise hätten die meine Eltern sein können, wenn nicht sogar meine Großeltern. Meine Freunde haben in der zeit alle studiert. Ich hab mich immer ausgeschlossen gefühlt, wenn sich die themen wieder nur um die Uni gedreht haben, und sie konnten nicht nachvollziehen, was ich auf der Arbeit erlebt habe. Nach der Ausbildung und einem Jahr arbeiten habe ich dann studiert, wo ich dann wieder eine der Ältesten war und mit den Jüngeren auch teilweise nichts anfangen konnte. Das ist einfach eine andere Lebenswelt, wenn man direkt von der Schule kommt oder man schon mal im Arbeitsleben war. In der zeit haben dann meine Freunde angefangen zu arbeiten und mir von ihrer Arbeit erzählt, wo ich manchmal echt nur müde lächeln konnte. Auch in der Grundschule und im Kindergarten war ich bei den ältesten Kindern dabei.
Ich fühle mich wirklich von meiner Generation so ausgeschlossen und würde gerne endlich dabei sein.
Oft ist es auch so, dass ich dann von Leuten höre, die ich vor 6-7 Jahren das letzte Mal gesehen habe, dass sie heiraten oder schon geheiratet haben oder schon 2 Kinder haben. Dann kommt meistens ein "Waas? Weißt du das noch nicht??"
Sorry, aber meine letzten Jahre bestanden einfach nur aus Klinik, Therapie, Überleben, Probleme lösen, usw. Und andere haben in der Zeit anscheinend viel erlebt, haben ihre jetzigen Freunde/Ehemänner kennengelernt, sich beruflich oder auch charakterlich verändert. Da merke ich dann deutlich, dass ich in den letzten Jahren kein wirklich schönes Leben hatte. Sowas finde ich dann sehr deprimierend. So habe ich mir mein Leben mit 30 nicht vorgestellt.
Und wenn ich mir dann überlege, wie lange ich brauche, um manche Sachen aufzuarbeiten,... bis ich wirklich so weit bin, dass ich das gefühl habe, ich lebe jetzt gut, ich komme gut zurecht, das dauert eine gefühte Ewigkeit. Mir geht es auch so, dass ich mir denke, ich verliere soviel wertvolle Lebenszeit! Neulich ist mir plötzlich der Gedanke gekommen, wieviel ich an einem Tag machen könnte, wenn es mir gut ginge, bzw. wieviel ich früher auch konnte. Wieviel zeit bei mir eigentlich dafür drauf geht, mich auszuruhen,
Und ich denke mir auch oft, was ich alles verpasse und nicht sehen kann. Meine Familie geht sehr gerne und viel wandern. Ich finds gemein, dass sie die schöne Natur auf den bergen sehen können und ich nicht. Oder wenn andere in den Urlaub fahren. Was sie für Sachen sehen können,... und v.a. auch beneide ich sie darum, dass sie soviele neue Sachen sehen können, soviel Abwechslung zum Alltag haben können, und ich sitze halt zuhause und seh immer nur das Gewohnte. Vielleicht würde ich gar nicht auf den Berg hinaufwandern wollen, wenn ich gesund wäre (hab ich mir neulich gedacht), aber einfach dass sie die Möglichkeit und die Power das zu machen. neulich haben wir zusammen eine Doku über eine Alperüberquerung angesehen. Am Anfang fand ich das gar nicht toll, den Leuten bei ihrer tollen Wanderung und bei ihrer Fitness zuzusehen. Später gings dann besser. Einer der teilnehmer meinte dann nach einem ca. 8-stündigen Wandertag, dass er jetzt voll im Eimer ist. Hab mir nur gedacht: Du weißt doch gar nicht, was "im Eimer sein" wirklich heißt. Da reagier ich mittlerweile auch bisschen allergisch auf solche Sprüche.
Mir ist es neulich auch mal richtig deutlich geworden, dass meine Jugend jetzt vorbei ist, auch mit all den Leuten, mit denen ich damals Kontakt hatte, dass jeder jetzt sein eigenes Leben hat und ich im Leben der anderen nicht mehr so präsent bin wie damals. Meine letzten 8 Jahre bestehen eigentlich fast nur aus Kampf gegen die Depression, viel Platz ist da nicht gewesen für andere Dinge. Für die anderen aber anscheinend schon.
Es ist wirklich schade, denn es war eine gute Zeit, aber es ist auch irgendwie erschreckend zu sehen, dass ein Lebensabschnitte endgültig zu Ende ist. Und dass das Leben doch irgendwie ziemlich kurz ist. So eine Art Torschlusspanik kenne ich da auch, sowohl was Beziehungen angeht, als auch die allgemeine Situation.
Denke das Gefühl, nicht zu meiner Generationzu gehören, liegt irgendwie auch mit daran, dass ich Schwierigkeiten im Umgang mit Menschen habe. Ich habe jetzt keine Megaprobleme, aber ich bin doch irgendwie immer verunsichert. Ich vergleiche mich sehr, sehr oft, frage mich oft, ob das jetzt so richtig war, wie ich mich verhalten habe oder wie das auf andere gewirkt hat. Man merkt es mir vielleicht nicht an, aber gerade das Zwischenmenschliche hat bei mir schon noch Potential zur verbesserung, wie man so schön sagt
Rein vom Körperlichen fühle ich mich auch wie 80 Jahre. Mein Opa, der schon 90 ist, ist wesentlich fitter und belastbarer als ich. Hab mal meinen Hausarzt nach Vitamin-Aufbauspritzen gefragt (der hatte so nen Flyer rumliegen), ob mir das helfen könnte. Da hat er gemeint, naja, das ist eher was für 80-Jährige... tja, so fühl ich mich aber auch.
Dobermann hat geschrieben:So besteht heute wenig Übereinstimmung mit dem, was meine Gleichaltrigen heute so an Sorgen haben.
Ja, das geht mir auch so. Aus den obengenannten Gründen, also etwas anders als bei dir. Aber ich finde, das fühlt sich nicht gut an. Andere Leute in meinem Alter kümmern sich erst jetzt um Sachen oder machen sich um Sachen gedanken, die ich schon lang hinter mir hab. Aber bei anderen Sachen, wie Beziehung (hatte ich noch nie
![Traurig :-(](./images/smilies/icon_e_sad.gif)
) und Ehe, Kinder kriegen, das sind Dinge, die kenne ich noch nicht und da sind mir die anderen so viel weiter voraus. Und für die ist es auch das natürlichste der Welt und wenn man mal ne "doofe" Frage stellt, dann fühlt ich die Antwort für mich oft so an, als wäre ich völlig naiv und hinterher. Als müsste ich das alles schon wissen, aber sorry, hab ich halt noch nicht erlebt. Und ich kämpf auch mit meinem Schwarz-Weiß-Denken, das meine Weltsicht manchmal etwas anders macht als das anderer Leute.
somebody hat geschrieben:Und ich fürchte mit jedem Geburtstag mehr, dies nie wieder aufholen zu können. Mich in der Vergangenheit falsch entschieden zu haben. Und dieses Gefühl, etwas nicht mehr nachholen zu können, fühlt sich alt an. Es folgen Gedankenkreisel und Selbstvorwürfe, ich hätte Dinge anders oder besser machen können. Doch wenn ich das ganz ehrlich durchdenke, hätte ich eben nicht sehr viel anders machen können. Ich habe bereits viel gemacht für meine Umstände.
Ich habe mir auch schon mal gedacht, dass ich vieles mit dem Wissen, das ich jetzt habe, manches wirklich anders gemacht hätte. Aber wer weiß, was dabei rausgekommen wäre? Und ich habe auch das Beste gemacht, was ich zum damaligen Zeitpunkt machen konnte.
somebody hat geschrieben:Auf der anderen Seite fühle ich mich manchmal auch wie ein zwölfjähriges Küken. Eines, das weniger von der Welt da draußen gesehen hat, wenig an Aktivitäten miterlebt hat, die man als heranwachsende oder Erwachsene evtl. erleben kann.
Ja, das geht mir auch so. Auf der einen Seite hab ich das Gefühl ich bin weiter und reifer als andere, aber auf der anderen Seite fühle ich mich wie 14 und alle anderen sind mir 10 Schritte voraus. Das ist schwierig unter einen Hut zu kriegen. Irgendwie bin ich da noch nicht bei mir angekommen.
somebody hat geschrieben:Wenn es ums optische geht, werde ich auf den ersten Blick manchmal scheinbar für noch jünger gehalten. Ich werde in Geschäften immer wieder ungefragt geduzt und wie ein Kind behandelt, was ich sehr respektlos finde. Auch wurde ich beim Kauf von Wein letztes Weihnachten nach dem Ausweis gefragt... Ich kann nur vermuten, dass meine Körpergröße, unreine Haut, Kleidung und Fahrradhelm da mitrein spielen. Wissen tu ich es nie.
Das geht mir auch sooooo oft so. Ich finde es auch respektlos. Immerhin bin ich schon seit 12 Jahren volljährig. Bin auch nicht so groß und auch öfter mit Rucksack oder fahrradhelm unterwegs. Denke, das macht schon etwas aus. Wenn man mich jünger schätzt, ist das ja an sich für mich nicht mehr soooo schlimm, wenn man mich aber duzt, finde ich das schon schon krass. Schließlich würde ich gern als erwachsene Frau wahrgenommen und so behandelt werden und nicht wie ein pubertierender Teenager.
Neulich hat mir im Supermarkt an der Kasse eine andere Kundin gesagt, dass ich vor darf, weil ich sowenig Sachen hatte. Sie hat mich dabei auch geduzt. Fand ich auch nicht schön, aber wenn dann jemand so nett ist, kann man da ja irgendwie schlecht was sagen.
Sagst du dann eigentlich etwas, wenn du geduzt wirst? Wenn ja, wie sind so die Reaktionen?
Dobermann hat geschrieben:
Angst vor eventueller Armut (später oder im Alter) müssten doch eigentlich die haben, die Mitte 20 auf lange Fernreisen gehen oder ständig in irgendwelchen Metropolen Europas sind oder dauernd total hippe Sachen machen.
Oder sehe ich das falsch ? Das sind doch alles Sachen, die nichts einbringen. Im Hinblick auf das spätere Leben würde ich das als ganz schön riskant bezeichnen.
Wenn jemand Mitte 20 solche Sachen nicht macht, weil er mit spätestens 30 einen eigenen Betrieb haben will, könnte man ihm nacheifern wollen oder neidisch sein, das könnte ich nachvollziehen, denn dem geht es später mal gut.
Aber man kann doch nicht diejenigen als Leitbild sehen, die diese wichtigen Jahre mit Fernreisen, Spaß und hippen Dingen verplempern. Würde man denen nacheifern, schadet man sich doch nur, denn die werden später Probleme kriegen.
Ich denke, dass sich hier mittlerweile ein anderes Verständnis entwickelt hat. Ich glaube, dass sich das Bewusstsein entwickelt hat, dass man nicht alles bis zur Rente aufschieben kann bzw. dass man sich nicht zu Tode ackern möchte, nur um es später gut zu haben. Das Leben ist jetzt und ich möchte es jetzt so gut wie möglich haben. Ich weiß nicht, woran das liegt. Vielleicht an den anderen Arbeitsbedingungen als früher, dass alles schneller gehen muss, der Druck (noch) größer ist, sowieso jeder sagt, im Alter hat man sowieso nichts mehr egal was man arbeitet. Vielleicht weil man mittlerweile soviele Möglichkeiten hat, dass man die Rente, etc. hinten anstellt. Vielleicht weil das Bewusstsein über einen Burnout mittlerweile recht präsent ist. Keine Ahnung. Aber ich kann es auch nicht nachvollziehen, wenn jemand sich wirklich überhaupt nicht darum kümmert und völlig naiv ins Blaue hineinlebt. (Und am besten noch die blöd anredet, die sich darum kümmern...).
Auslandssemester, viele Praktika, ein außergewöhnlicher (und natürlich trotzdem lückenloser) Lebenslauf sind mittlerweile normal. Was früher vielleicht ein paar Freaks gemacht haben, ist heute Standard. Wenn jemand studiert und nicht ins Ausland geht, ist das schon eher "seltsam". Ich denke, früher hat man eher die Leute gefragt, was sie denn unbedingt im Ausland wollen, jetzt ist es andersherum. Jetzt wird man entsetzt gefragt, warum man denn nicht ins Ausland geht, wenn man das nicht vorhat. Ich denke auch, dass Auslandsaufenthalte überbewertet werden, bzw. es wird ja immer gesagt, dass man im Ausland selbstbewusster wird, selbstständiger, erfahrener, reifer, man seine Grenzen zu überwinden lernt, Probleme besser meistern lernt, etc. pp. Gerade Auslandsaufenthalte gelten irgendwie als das Non-Plus-Ultra. Wer nicht weg war, bei dem kann man davon ausgehen, dass er eben nicht die oben genannten Fähigkeiten hat.
Ich wollte auch ein Auslandssemester machen, musste aber dann wegen der Krankheit stattdessen in die Klinik. Klar, kann man jetzt sagen, ich denke nur so, weil ich deswegen verbittert bin, aber ich habe mir schon oft gedacht, dass ich in den ganzen letzten Jahren so viel mitgemacht habe, wo ich auch an meine Grenzen gekommen bin, wo ich sehr viele Probleme lösen musste und das auch geschafft habe, wo ich mich selber um existentiell wichtige Sachen kümmern musste, weil sich sonst niemand drum gekümmert hätte. Ich bin auch reifer geworden, ich hab in die Abgründe meiner Seele geschaut und in den Kliniken hunderte von verschiedensten Menschen jeden Alters und aus jeder Gesellschaftsschicht mit ihren unterschiedlichsten Problemen kennengelernt. Das ist auch Lebenserfahrung, aber eben leider keine, die man erzählen und mit der man angeben kann. Okay, sorry, ich glaub, das ging jetzt ein bisschen am Thema vorbei. Schön ist es natürlich schon, wenn man im Ausland studieren kann und ich würde das auch machen, wenn ich es könnte. Aber das, was wir tagtäglich erleben, zählt halt nichts im Gegensatz dazu.
Ziege04 hat geschrieben:Hast Du Erfahrungen, Träume, Pläne,..... von " Vorher"?
Nimm sie Dir und lebe sie!!!!
So einfach ist das leider nicht, auch nicht, wenn man jung ist. Ich hätte sehr viele Träume und Ideen, was ich gerne machen würde. Davon lässt sich aber eigentlich nichts verwirklichen.
Ich hab mal im Internet eine Schule gefunden, die eine Ausbildung anbieten, die eigentlich genau das ist, was mich interessieren würde und was auch zu mir passen würde. Eine Freundin von mir hat damals gesagt, "Ja, wenn du das machen willst, dann mach das doch! Zieh dahin und mach das!" Toll. Es geht aber leider nicht. Ich kann nicht in eine andere Stadt ziehen, ich komm ja gerade so in meinem gewohnten Umfeld mit Hilfe klar. Ich kann nicht den ganzen Tag in die Schule gehen, ich kann mich nicht so lange konzentrieren, ich halte die permanente Reizüberflutung durch Leute und Lärm etc. nicht aus. Ich kann meinen Haushalt nicht einfach nebenher schmeißen, mir reicht der Haushalt alleine schon, ich hab nicht die Kraft dazu, von meiner Wohnung bis zu der Schule zu fahren. Wenn ich das mache, dann bin ich in der Schule schon so fertig, dass ich wieder heimgehen könnte. Ich kann keine Referate halten geschweige denn Prüfungen ablegen, weil mich die kleinste Anforderung und der kleinste Hauch von Druck stresst und überfordert.
Ich hatte und habe auch immer wieder Ideen, wo ich gerne ein Praktikum gemacht hätte und mit was ich mich selbstständig machen könnte. Ich kann aber kein Praktikum machen, wenn ich nicht in der Lage bin, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein, ohne Abends nervlich völlig im A... zu sein.
Ich hatte angefangen mich in einem Sprachkurs für Flüchtlinge zu engagieren. Ich hab Sprachen studiert (auch noch die Sprache der Flüchtlinge) und der Kurs hat mir sehr viel Spaß gemacht. Er hat mich aber auch sehr viele Nerven gekostet und ich musste immer mehr reduzieren. Selbst EInzelunterricht war oft zu anstrengend und hat mich völlig geplättet. Das hat mich so angekotzt und es war so deprimierend, zu merken, dass ich wirklich nichts mehr kann, dass nicht mal das geht. Es ist genau mein Thema, ich hab das Fachwissen dazu und es macht mir echt Spaß und ich hätte gern sehr viel mehr gemacht. hat aber nicht funktioniert. jetzt habe ich mich darauf beschränkt, Arbeitsblätter/Zusammenfassungen zu erstellen und die dann über Mail zu schicken und die Antworten zu korrigieren. Das geht zum Glück noch einigermaßen.
Ich würde auch sehr gerne wieder klettern gehen. Ich bin aber körperlich gar nicht in der Lage das noch zu machen. Und psychisch geht es auch nicht mehr.
Von daher finde ich das leicht gesagt, dass man seine Träume leben soll. Ich mag auch den Spruch nicht ""Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum." Er hat schon etwas Wahres, klar, aber ich hab die letzten Jahre so viele Träume begraben müssen, dass ich mittlerweile echt allergisch bin auf den Spruch.
So, das war jetzt alles, hab euch wieder überfahren mit meinem langen Text. Sorry! Hab aber jetzt auch keine Lust, wieder irgendwas zu kürzen.
Liebe Grüße,
DieNeue