Bin neu hier

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Trixi2005
Beiträge: 6
Registriert: 16. Sep 2016, 09:00

Bin neu hier

Beitrag von Trixi2005 »

Guten Tag in die Runde.
Das ist für mich heute und hier Premiere.
Kurze Vorstellung: Ich habe seit geraumer Zeit eine mgr. Depression, vor gut einem Jahr diagnostiziert, seit ca. 1/2 Jahr in Therapie (alle 14 Tage) eine Stunde Sitzung. Ich habe mich hier im Forum angemeldet, da ich hoffe, hier kurzfristig Antworten und Hilfe von selber Betroffenen zu bekommen. Problem ist momentan, dass sich durch die Therapie einiges zu tun scheint. Es kommen immer wieder Fragen auf, deren Beantwortung aber nicht 14 Tage Zeit haben, eine Antwort zu bekommen. Die Denkspiralen und Gedankenhamsterräder sind dann jedes mal vorprogrammiert. Ich habe keine Ahnung, wie das hier im Forum abläuft. Stelle ich meine Fragen einfach in die Runde und guck mal, wer eine hilfreiche Antwort parat hat?
Klingt sicher unbeholfen für alle, die hier schon routiniert sind. Aber ich hoffe, dass trotzdem ein Kontakt zu Stande kommt.
Liebe Grüße
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Bin neu hier

Beitrag von Tink »

Hey Trixi und willkommen im Forum.
Ja genau erzähl von dir was du erzählen magst, frag was du fragen möchtest und die die denken das sie zu dem Thema was sagen können/ möchten antworten dann...
Hast du deinen Therapeuten mal gefragt ob ihr zumindest eine zeitlang wöchentliche Termine machen könnt? Dann ist der Abstand nicht so weit.
Gruß Tink
Trixi2005
Beiträge: 6
Registriert: 16. Sep 2016, 09:00

Re: Bin neu hier

Beitrag von Trixi2005 »

Hallo Tink,
danke für´s Willkommenheißen. Die Therapiesitzungen sind leider nicht bei einem niedergelassenen Therapeuten. Da hab ich ne lange Odyssee hinter mir (eine wollte keine Langzeitpatienten, eine ist kurz nach Aufnahme selber krank geworden, mit dem Nachfolger konnte ich nicht).... Jetzt bin ich im Krankenhaus in der Institutsambulanz untergekommen. Normalerweise nehmen die gar keine nichtstationären Patienten. War quasi Kulanz von der Frau Doc. Mir wären wöchentliche Sitzungen auch lieber, aber ich hab mich noch nicht getraut zu fragen.
Mir fehlt jetzt eine Art Notanker, wo kurzfristig Hilfe bekommen kann. Und da hoffe ich auf Euch.
Ich kippe mal einfach ein paar der zig Fragen in die Runde:
Ist jemand dabei, der als geheilt entlassen gilt? Ich hab immer noch die Frage im Kopf, ob der ganze Therapiekram nur zum Akzeptieren des eigenen Problems ausgelegt ist, zum Symptommildern oder ob es wirklich irgendwann wieder ein normales Leben gibt.
Werden die akuten Phasen irgendwann weniger, die Abstände länger?
Ist es sinnvoll, sich Leuten in der engeren Umgebung anzuvertrauen? (Nun ja, wird mir schwer fallen, hab ein eklatantes Problem mit Vertrauen zu anderen Menschen).
Wie lange hat es bei Euch gedauert, bis ihr nach Therapiebeginn wieder das Gefühl hattet, euch zu spüren, wieder an irgendwas Freude zu empfinden, überhaupt wieder zu empfinden.
Ich finde es sooo schwer, meinem Mann gegenüber zu erklären, wie es mir geht. Wie will man erklären, dass man nichts fühlt. Der Kopf weiß genau, das diese oder jene Situation schön sein sollte, aber es kommt nix im Inneren an. Auch zu beschreiben, was eine Depression ist, fällt schwer. Ich sage dann immer, es ist ein ominöses vielarmiges, wesenloses Monster, was einfach nicht greifbar ist aber Besitz von mir ergriffen hat. Es saugt alle Lebensenergie heraus, klemmt einen mit den Tentakeln ein und mache es eng. Hm, klingt für jemanden, der es nicht nachempfinden kann wahrscheinlich völlig bekloppt.
Ich belaß es erst mal dabei. Sicher werden es noch eine Menge mehr Fragen werden.
Vielleicht noch ein paar Eckdaten zu mir:
weiblich, 40 Jahre, verheiratet, keine Kinder, selbständig in eigener Praxis.
Ich danke euch für´s da sein. Ich hoffe, ich finde hier das Auffangnetz für jeden Tag.
LG Trixi
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Bin neu hier

Beitrag von Tink »

Hey Trixi
Geheilt was ist geheilt.
Natürlich gibt es Menschen die mal eine Depressive Phase durchmachen und es dann "geschafft" haben.
Ich Vergleich es immer gerne mit einem trockenen Alkoholiker. Er mag nicht trinken aber alki bleibt man.
Was wäre es dann? Ein glücklicher Depressiver;)
Aber es kann wird besser kann besser werden wenn man wirklich dran arbeitet auch wenns mal schwer ist...
Mir geht es grad ziemlich gut hab das Gefühl einen Durchbruch zu haben...
Die Beschreibung find ich ziemlich für.
Aber klar es ist schwer nach zu empfinden.
Mit Therapeut hattest du ja echt Pech. Würde trotzdem versuchen weiterhin einen niedergelassen Therapeut zu finden um grad anfangs intensiver arbeiten zu können Gruß Tink
Hoffentlich
Beiträge: 136
Registriert: 18. Nov 2011, 09:26

Re: Bin neu hier

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Trixi,
ich schreib dir mal meine Erfahrungen:
Bei mir wurde die Depression 2008 diagnostiziert. Damals hatte ich eine RICHTIG schlimme Phase, die mehr als 4 Monate angehalten hat (davon 2 Monate in einer Akutklinik). Danach ging es mir super. Plötzlich, nach 2 Jahren ging es wieder los. Ich war seit meiner Entlassung aus der Klinik in therapeutischer Behandlung - hatte vieles aufgearbeitet. Bei dieser Phase war ich völlig verzweifelt, weil ich bis dahin glaubte, dass ich geheilt bin, zumal ich immer wieder gelesen hatte, dass eine Depression heilbar sein soll. Seit 2010 hatte ich immer wieder depressive Phasen, die von ganz schlimm und lange bis weniger schlimm und weniger lange reichten. Schon wenn ich erste Alarmsignale bekomme, werde ich panisch. Ich glaube dann immer, dass ich das nicht noch einmal - nicht schon wieder - schaffe. Es zerfrisst mich dann. Es geht nichts mehr.
Und wenn es mir dann irgendwann wieder besser geht, verstehe ich überhaupt nicht mehr, warum ich so verzweifelt und so (lebens)müde war.
Inzwischen arrangiere ich mich mit der Situation irgendwie. Ich genieße die guten Tage, in denen ich versuche mir einzureden, dass es ein nächstes Mal nicht gibt.
Zu deiner Frage, ob es sinnvoll ist, sich anzuvertrauen, sage ich ganz klar: JA. Mir hat das sehr geholfen. Alle Menschen in meinem Umfeld, die mir wichtig sind, wissen Bescheid. Da muss ich nur sagen, dass bei mir momentan nichts geht. Und schon habe ich den Abstand, den ich dann so dringend brauch. Alle wissen auch, dass sie in dieser Zeit sich nicht nach meinem Befinden erkundigen sollen, weil ich damit gar nicht umgehen kann. Sie schicken mir höchstens mal einen Gruß und teilen mir mit, dass sie an mich denken. Das ist wirklich sehr schön und hilft mir auch sehr. Ich habe es auch Arbeitskollegen erzählt. Und das war ebenfalls die richtige Entscheidung, weil ich hier auf vollstes Verständnis gestoßen bin.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und viele gute Anregungen hier im Forum.

L. G. Hoffentlich
Reiseonkel87
Beiträge: 372
Registriert: 30. Dez 2015, 22:03

Re: Bin neu hier

Beitrag von Reiseonkel87 »

Hey Trixi, auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns in der Runde.

Von mir kann ich sagen, zwischendurch hab ich selbst auch gedacht, mir geht es gut, bin geheilt. Kam dann allerdings doch nach gewissen Abständen immer wieder. Momentan bin ich selbst Berufsunfähig und mir steht eine Reha bevor. Da wird man sehen was dann die Fachärzte sagen.

Ich hab seit 5 Jahren eine Art, Therapie würde ich es nicht nennen. Alle 4 Wochen gehe ich zum Doc. Dann wird geredet. Er hört aber nur zu, wirklich Tipps, hab ich eher selten bekommen.

Im näheren Umkreis würde ich es erstmal nicht erzählen. Wenn dann nur deinen Mann und deine Eltern! Das sind erstmal die wichtigsten Personen. Auf der Arbeit, auf eigene Gefahr, bei mir taten Sie erst verständnisvoll, ist dann aber in einer Kündigung geendet. Und "freunde" haben sich nach und nach distanziert.

Es ist leider so, das Depressionen in der Gesellschaft noch nicht Salonfähig sind. Gibt sehr wenige, die dann verständnisvoll sind.

Was mir zzt. hilft, ich schreibe eine Art Tagebuch, wenn diese Phase am Tag ist, bzw. Sie dann kommt, schreibe ich meine Gedanken auf. Nach und nach kann ich jetzt schon nen wenig erkennen, wo die Baustellen sind, woran man arbeiten könnte.
LG von der Küste
=============
Reiseonkel
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Bin neu hier

Beitrag von M1971 »

Hallo Trixi, meiner Meinung nach ist die Krankheit in vielen Fällen behandelbar. Eine Heilung, sofern man darunter lebenslange Beschwerdefreiheit erwartet, gibt es jedoch nicht. Aber diese Sicherheit gibt es es auch bei den meisten anderen Krankheiten nur selten
Gruß
M
Trixi2005
Beiträge: 6
Registriert: 16. Sep 2016, 09:00

Re: Bin neu hier

Beitrag von Trixi2005 »

Danke an alle, die antworten.
Ich glaube, ich hänge es erst mal nicht an die große Glocke. mein Mann weiß s und ein guter Freund. Meinen Eltern werd ich es nicht sagen. An der Arbeit hab ich das Glück, dass ich Selbständig bin mit nur einer Mitarbeiterin. Also da brauche ich mich nicht zu outen und solange ich im Dienst tauglich bin, merkt hoffentlich auch kein Außenstehender was.
Danke, dass ihr so offen seid. Bin ich nicht gewöhnt und es braucht sicher noch eine Weile, bis ich das auch kann.
War heute bein Yogatraining (das gönne ich mir 1xpro Woche, um Körper und Geist irgendwann wieder zu einer Einheit zu bekommen). Der Satz des Tages dort war:" Eine Psychotherapie ist kein Leistungssport. Es gibt keine Wettkampf am Tag X, bis zu dem man fit sein muß und die Leistungskurve den Höhepunkt erreicht haben muß". Klingt logisch, heißt aber auch, man muß Geduld haben. Und das fällt so unheimlich schwer.
Eine Frage habe ich noch zu der Anmerkung von Tink mir doch einen niedergelassenen Therapeuten zu suchen. Das würde ja heißen, alles das, was man in der begonnenen Therapie schon aufgedröselt hat, noch mal zu durchlaufen. Gibt´s hier jemanden mit Erfahrung zum Thema Therapeutenwechsel in der laufenden Therapie? Wirft das ehr zurück oder bringt´s einen nach vorne? wie sind die Erfahrungen, sich auf einen neuen Therapeuten einzulassen.
Danke und LG Trixi
Tink
Beiträge: 419
Registriert: 6. Jan 2016, 09:54

Re: Bin neu hier

Beitrag von Tink »

Hey Trixi
Das kommt drauf an wie die aktuelle Therapie angesetzt ist. Ich hatte es als vorübergehende Notlösung verstanden, da sie ja eigentlich keine ambulanten Termine anbieten u nicht so oft Zeit haben.
Ich war mal kurzzeitig in einer notfallambulanz. Da war von Anfang an klar das es eine not u keine dauerhafte Lösung ist.
So hatte ich das bei dir verstanden.
Wenn es jedoch auf längere Sicht arrangiert ist, u du mit der Therapeutin so gut klar kommst das es dem Nachteil alle zwei Wochen über wiegt bleib da.
Die Frage ist was mehr wiegt u wie es von der Einrichtung angedacht war.
Gruß Tink
Trixi2005
Beiträge: 6
Registriert: 16. Sep 2016, 09:00

Re: Bin neu hier

Beitrag von Trixi2005 »

Hallo,
ja, mit 1x wöchentlich würde ich mich sicherer fühlen. habe manchmal das Gefühl, die Dosis, wenn man das so nennen kann, ist bei alle 14 Tage zu gering. Ich kann drauf warten, dass zwischendurch eine Tiefphase kommt. Und Themen, die aufflackern sind bis zur nächsten Sitzung wieder irgendwo verbuddelt und kommen dann doch nicht zur Sprache. Vielleicht traue ich mich ja mal, dieses Thema anzusprechen. hab aber wenig Hoffnung, dass ich wöchentlich einen Termin bekomme.
Aber Danke für die Meinungen und Tipps.
Gruß Trixi
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