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Mike78
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Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Hallo Forumsmitglieder,

ich bin neu hier und versuche in Kürze meine Situation, bzw. die meiner Frau, zu schildern.

In der Vergangenheit musste meine Frau einige Schicksalsschläge hinnehmen. In früher Kindheit verließ der Vater die Familie, mit 18 wurde sie ungewollt schwanger, mit Mitte 20 starb ihr Bruder bei einem Autounfall und mit Ende 20 wurde sie von ihrem Mann misshandelt worauf sie ins Frauenhaus floh. Soweit die Vergangenheit!

Ich lernte meine Frau vor 8 Jahren kennen und sie machte einen klaren Eindruck auf mich. Sie konnte über das Geschehene sprechen und war ein sehr lebenslustiger Mensch. Das änderte sich, als bei ihr Anfang 2015 ein doppelter Bandscheibenvorfall in der HWS festgestellt wurde. Die vorgefallenen Bandscheiben drückten auf den Spinalkanal, also auf die Nerven. Die dadurch entstandenen Schmerzen wurden mit der Zeit immer stärker und sie konnte nur mit starken Schmerzmitteln über die Runden kommen. Als diverse Therapien keine Verbesserung brachten blieb nur noch eine OP, die im April durchgeführt wurde.

Ab Mitte 2015 wurden gemeinsame Unternehmungen immer weniger, wir gingen fast gar nicht mehr weg und unterhielten uns immer weniger. Sie war immer müde und kaputt. Ich schob das bis dato immer auf die Schmerzen bedingt durch den Bandscheibenvorfall und die Medikamenteneinnahme. Auch Äußerungen wie „ich kann nicht mehr“, „ich bringe mich noch um“, „such dir eine gesunde Frau, was willst du mit mir“ schob ich auf die Bandscheiben. Ihre Ärztin erkannte aber auch die psychischen Probleme und überwies meine Frau nach der OP in eine psychosomatische Klinik. Dort war sie insgesamt 8 Wochen lang bis Mitte Juni.
Der Aufenthalt in der Klinik gefiel ihr gut. Wir telefonierten täglich und sie sagte und schrieb mir, dass ich ihr fehle und sie mich liebe.

Als sie zu Hause ankam, war sie wie ausgewechselt, ein völlig anderer Mensch. Keine Zärtlichkeit mehr – kein Kuss, kein Handhalten, keine Umarmung, selbst bei Whatsapp keine Emotionen mehr! Sie will immer alleine sein. Auf die Frage warum das so ist, sagt sie, sie weiß es nicht. Wir schlafen mittlerweile in getrennten Zimmern. Wenn ich mit ihr spreche, meistens sind das Monologe meinerseits, habe ich das Gefühl, dass ich sie langweile bzw. nerve. Wenn ich Vorschläge mache, was wir unternehmen könnten, heißt es entweder nein oder ich werde richtig beschimpft was das für unsinnige Ideen sein und ich sie gar nicht verstehen würde.
Den negativen Höhepunkt haben wir letzten Dienstag erreicht. Sie nahm eine Überdosis Schmerzmittel und wir mussten in die Notaufnahme fahren. Am Wochenende konnte sie darüber reden und sagte, dass sie das eigentlich gar nicht wollte. Ja sie hat sogar Angst davor, dass es wieder passieren könnte….

Meine Frau ist aktuell wieder zu Hause. Sie nimmt neben den Schmerzmitteln (Ibuprofen, Tramabian) auch Duloxalta. Außerdem ist sie in ambulanter Behandlung. Die Sitzungen finden 14tägig statt. Sie arbeitet aktuell 2h pro Tag und erledigt mehr oder weniger einige Aufgaben im Haushalt. Sehr verstörend ist für mich, dass sie in meiner Gegenwart immer traurig wirkt, wenn sie aber mit unserer Tochter oder ihrer Schwestern telefoniert lacht sie sogar!

Soweit meine/unsere Geschichte. Ich hoffe hier im Forum auf ein paar Antworten wie ich mit der Sache umgehen kann/soll bzw. wie ich mich verhalten soll.
Uwe R
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Re: Neu hier

Beitrag von Uwe R »

Hallo Mike78,

ich wünsch dir einen schönen guten Abend und herzlich willkommen hier im Forum. Schön das du deine Geschichte hier aufgeschrieben hast.
Ich möchte dir antworten.

In deinem Text erkenne ich so viele Parallelen zu meiner meiner Geschichte „Hoffnung, 3 1/2 Monate Klinik, große Liebe, alles vorbei“. Wenn es dir nicht zu lang ist, kannst du dich ja mal einlesen.

Auch ich hatte am Anfang der Beziehung zu meiner mittlerweile Ex-Freundin nichts von der Krankheit bemerkt. Wusste ja damals nicht wirklich etwas über diese Krankheit.
Und genau wie du es beschreibst, auch meine Ex-Freundin hat sich in der Klinik offensichtlich wohl und verstanden gefühlt. Auch mir hat sie an den Wochenenden beim Besuch immer wieder gesagt, dass sie mich liebt und froh ist, dass ich da bin.
Als sie zu Hause ankam, war sie wie ausgewechselt, ein völlig anderer Mensch. Keine Zärtlichkeit mehr – kein Kuss, kein Handhalten, keine Umarmung, selbst bei Whatsapp keine Emotionen mehr! Sie will immer alleine sein. Auf die Frage warum das so ist, sagt sie, sie weiß es nicht.
Genau wie du es beschreibst, findest du das fast eins zu eins in meiner Geschichte wieder.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie parallel unsere Geschichten doch sind.

Du möchtest wissen, wie du mit der Sache umgehen kannst/sollst und wie du dich verhalten kannst.

Nimm das was deine Frau sagt oder tut auf keinen Fall persönlich und beziehe es nicht auf dich und deine Person. Das ist sehr schwer und klappt sicher nicht immer 100 %ig. Sie kann einfach nicht anders. Zeig ihr, dass du für sie da bist und wenn sie es möchte und zulässt, du ihr auch helfen wirst. Versuche sie nicht zu bedrängen oder Druck ausüben. Damit wird sie gar nicht umgehen können. Und was wir „Gesunde“ nicht mal als Druck sehen oder empfinden, kann für einen „Betroffenen“ schon enormer Druck sein.

Auch das sie offensichtlich mit Anderen weiterhin normal umgehen, nur mit uns Partnern nicht, scheint ein normales Phänomen der Krankheit zu sein.
Weil die Anderen/Außenstehenden nicht in einer so engen Beziehung zu ihnen stehen, wie wir Partner, und diese eben von ihnen nichts erwarten.
Wir Partner haben ja schon irgendwo ne Erwartungshaltung an unsere kranken Partner, an die Beziehung. Und genau damit scheinen sie ein enormes Problem zu haben, sie können es nicht, diese/unsere Erwartungen erfüllen. Sie wissen ja selbst nicht was mit ihnen los ist und warum es so ist. Sie scheinen auch oftmals keine Gefühle mehr zu haben, nicht mal für sich selbst.
Und das macht es für uns gesunde Partner enorm schwer. Wir erwarten von der Beziehung schon Liebe, Zärtlichkeit, Handhalten, Umarmung, Kuscheln, Intimität, gemeinsame Aktivitäten usw. Diese Nähe können sie offensichtlich nicht leben und ertragen in der Depression.

Was ein ganz wichtiger Faktor ist, vergiß dich bei der ganzen Sache nicht. Tu was für dich, tu was dir gut tut und dir Kraft gibt. Denn die Kraft brauchst du, um helfen zu können, wenn deine Frau es möchte. Es bringt absolut nichts, wenn du am Ende auch noch krank wirst.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft in der schweren Zeit und alles, alles Gute für euch und eure Liebe.

Ganz lieben Gruß

Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
Mike78
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Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Moin Uwe,

erst Mal vielen Dank für deine Antwort.

Ich habe deinen Beitrag gelesen, leider nur teilweise aus zeitlichen Gründen, und es ist erschreckend wie sich die Szenarien gleichen.....

Mittlerweile ist meine Frau vorrübergehend zu ihrem Bruder gezogen. Sie hält dem Druck zu Hause nicht mehr stand. Sie muss erst Mal mit sich selbst ins Reine kommen sagt sie, um mit ihrem Zu Hause wieder klar zu kommen.

Ich habe Verständnis dafür und unterstütze sie soweit das geht. Vielleicht ist die räumliche Trennung wirklich gut!?
Wir haben uns darauf geeinigt, die erste Zeit nicht zu schreiben oder zu telefonieren. Ich habe ihr gesagt, dass sie aber jederzeit sich melden kann wenn ihr danach ist!

Es ist natürlich schwierig für mich. Mir gehen so viele Gedanken durch den Kopf, wie z.B. ob ich mich vllt falsch verhalten in der Vergangenheit, warum ich nichts von der Krankheit bemerkt habe, wie es nun weiter geht.....
Aber solche Gedanken kennst du selbst zur Genüge!

Ich versuche mich nicht hängen zu lassen und hab zum Glück einige richtig gute und langjährige Freunde die gerade jetzt viel mit mir unternehmen und mit denen ich reden kann. Eine weitere große Stütze ist unser Hund, die treue Seele :-)

Ich bin froh, dass ich hier mit Gleichgesinnten schreiben kann, das tut gut!!!
Uwe R
Beiträge: 122
Registriert: 2. Mai 2016, 19:08

Re: Neu hier

Beitrag von Uwe R »

Moin Mike78,

ja, die gleichen Szenarien machen schon Angst und sind erschreckend.

Deine Frau ist vorübergehend ausgezogen, dass ist nicht gerade eine besonders gute Konstellation und für dich mit Sicherheit sehr schwer auszuhalten. Ich kann sehr gut nachvollziehen, wie du dich jetzt fühlen musst.
Aber was kannst du an der momentanen Situation ändern, leider rein gar nichts. So traurig das jetzt auch klingt. Ich musste das leider auch schmerzlich einsehen.
Bei mir war es ja fast genau so. Auch meine Ex-Freundin scheint unsere Beziehung nach der Klinik irgendwie unter Druck gesetzt zu haben und sie hat sich vielleicht auch eingeengt gefühlt. Auch sämtliche Gefühle in Bezug auf meine Person scheinen weg zu sein.
Eine vernünftige Erklärung von ihr gab es nicht, es gab nur ihre Flucht.

Das Schlimmste wird für dich jetzt diese absolute Kontaktstille sein. Hab ich recht?
Keine Nachricht, kein Telefonat. Und das ausgerecht von der Person, die man liebt, mit der man ständig und täglich geschrieben und telefoniert hat. Da kommt dann von jetzt auf gleich nichts Liebes mehr, nicht mal mehr ein guten Morgen, guten Abend, gute Nacht oder einfach mal nur ein „ich liebe dich“ usw.
Dieser radikale Kontaktabbruch war für mich am Anfang das Schlimmste, damit konnte ich irgendwie überhaupt nicht umgehen.
Mit normalem gesunden Menschenverstand ist das glaube ich auch nicht erklärbar.

Das dir momentan so viele Gedanken durch den Kopf gehen, wer könnte das besser verstehen als ich. Und du stellst dir immer wieder die Fragen nach dem warum und wieso, was du vielleicht nicht rechtzeitig erkannt haben könntest oder ob du dich vielleicht irgendwo falsch verhalten haben könntest.

Weißt du Mike, genau diese Gedanken und Fragen habe ich mir mittlerweile bestimmt zig tausend Mal gestellt. Ich habe darauf bis heute keine wirklichen Antworten gefunden. Und die Einzige die mir darauf vielleicht Antworten liefern könnte, wäre meine Ex-Freundin. Aber sie liefert mir diese Antworten nicht.
Genau diese Ungewissheit, das eben nicht Greifbare, macht es für uns unendlich schwer.

Du hast mit Sicherheit in eurer Beziehung in der Vergangenheit, genau so wenig falsch gemacht wie ich. Du hättest ihre Krankheit nicht erkennen können, ich hab es auch nicht erkannt.
Ich denke wir sollten nicht an uns zweifeln oder unser bisheriges Verhalten immer wieder in Frage stellen. An der Situation wie sie momentan bei dir ist, bist du nicht Schuld, es ist die Krankheit. Heute bin ich überzeugt, wir hätten nichts ändern können.

Ich habe in letzter Zeit schon des Öfteren in Gesprächen gesagt, ich möchte mal als „gesunder Part“ für drei Monate in eine solche Klinik gehen. Mich einfach in den Therapien mit dazu setzen, zuhören und das ganze Prozedere mit durch laufen und erleben. Einfach um zu verstehen, wie in solchen Kliniken vorgegangen wird und was dort tatsächlich stattfindet.
Ich würde es als Erfahrung für mich sehen. Obwohl mir fast alle gesagt haben, dass willst du dir nicht wirklich antun und erleben.

Das Schreiben hier im Forum tut gut, da hast du recht. Es hilft ungemein, weil man sieht, man steht mit seinem Problem nicht alleine da und man ist nicht der Einzige der das Problem hat.

Meine Stützen waren, meine depressive Arbeitskollegin (3 Monate Tagesklinik vor Jahren, heute immer noch depressiv), sie konnte mir aus Sicht einer Betroffenen vieles am Verhalten
meiner Ex-Freundin erklären und mich immer mal wieder auf den richtigen Weg zurück führen. Genau sie war es, die mir immer wieder gesagt hat, ich wäre an der Situation und an ihrer Depressionen nicht Schuld und ich werde sie alleine nicht retten. So sehr ich das auch möchte. Am Ende hatte sie vollkommen recht.
Als weiter Stützen dann meine Psychologin und das Schreiben hier in diesem Forum.

Ich wünsche dir für eure Beziehung alles Gute. Gib die Hoffnung nicht auf.
Und wenn du damit gar nicht klar kommst, dann such dir bitte professionelle Hilfe.
Das ist besser, bevor du auch noch krank wirst.

Ganz lieben Gruß
:hello:
Uwe
Von der Beziehung wie sie mal war muß man Abschied nehmen, sie kommt nie wieder so zurück.
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Neu hier

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Guten Morgen und herzlich willkommen Mike,

ja die Geschichten ähneln sich wohl sehr oft...
Ich hatte im Januar eine räumliche Trennung von meinem Freund und dachte das war die Lösung. Danach war alles super.
Er wollte mich dauernd sehen, meine Nähe, Intimität... dann kam er in die Klinik.
Dort ging es ihm super, er war 8 Wochen unter Gleichgesinnten.
Er erzählte mir sehr viel von dort und auch wie anstrengend es ist/war, aber er tat es gerne.
Uns tat diese Zeit so gut, bis er wieder zuhause war... das ist jetzt fast 4 Monate her, unser letzter richtiger Kuss ist 4 Monate her... die letzten Intimitäten ebenfalls.
Unternehmungen... mit Freunden immer gerne, mit mir alleine wird das schon schwierig.
Alle im Freundeskreis fragen schon, was mein Problem ist, weil ich mich immer mehr zurück ziehe.
Ihm merkt man ja nichts mehr an, außer wir sind alleine!
Nächste Woche geht er nochmal in eine Reha, ich hoffe es hilft ihm, denn für mich habe ich inzwischen entschieden, dass ich diese WG nicht mehr lange mitmachen kann - es frisst mich auf!

@Uwe
Lustig, dass du das mit der Klinik erwähnst, dass du gerne mal dort hin gehen würdest.
Erst diese Woche hat eine Teilnehmerin aus meiner Selbsthilfegruppe für Angehörige erzählt, dass sie vor ein paar Jahren in eine Klinik wollte um den Stress durch ihren Depressiven Mann etwas abzubauen. Da lief wohl etwas schief und sie ist in eine psychosomatische Klinik gekommen, zusammen in eine Gruppe mit Depressiven.
Sie hat berichtet, dass es sehr interessant war und ihr geholfen hat ihren Mann bzw. die Krankheit noch besser zu verstehen.
Es wird, wie eigentlich alle wissen, immer wieder gesagt man solle auf sich achten, die eigenen Probleme angehen...
Das Problem, warum viele Beziehungen nach solchen Kliniken wohl scheitern ist, dass die Betroffenen sich zu sehr auf die Probleme konzentrieren, die sie in der Beziehung sehen, die Erwartungen des Partners die nicht erfüllt werden können, die Gefühle die nicht gezeigt werden oder nicht mehr empfunden werden...
Da sie so vom eigentlichen Problem und dessen Akzeptieren, lernen damit umzugehen abgelenkt werden, entscheiden sich wohl viele dafür die Beziehung zu beenden. Doof gesagt, ein Problem weniger.
Auch wenn es nicht das ist was das Herz will - wenn noch Gefühle empfunden werden.

Für mich irgendwo nachvollziehbar und auch nicht unbedingt zu kritisieren, selbst wenn die Betroffenen es manchmal selbst nicht erklären können und man es einfach vor den Kopf geknallt bekommt.
So wie wir Angehörige irgendwann an uns denken müssen, so tun sie das auch - leider oft mit dem Ergebnis, dass man getrennte Wege gehen muss.

Aber natürlich nicht immer! Deswegen sammelt eure Kräfte, achtet auf euch selbst und kämpft solange gemeinsam wie es geht, manchmal lohnt es sich ja!

Grüße aus dem Schwarzwald
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Hallo Schwarzwaldmädel,

vielen Dank für deinen Beitrag!
Ich hab im Moment keine Zeit, um ausführlich zu antworten, das werde ich in Kürze nachholen!
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Guten Morgen,

die räumliche Trennung von meiner Frau dauert erst eine Woche und noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben dass Besserung eintritt.
Im Moment habe ich auch noch die Kraft und Motivation mit der Situation klar zu kommen.

Deine Einschätzung mit den Aufenthalten in solchen Psychosomatischen Kliniken teile ich. Denn nur so kann ich mir erklären, dass meine Frau nach dem sie zu Hause war mit ihrem zu Hause nicht mehr klar gekommen ist. Alles hat sie genervt und war zu viel für sie.

Am Wochenende rief sie mich an. Ich freute mich, dass sie sich meldet. Allerdings sagte sie nur, dass sie vorbei käme um ein paar Sachen zu holen. Es folgten noch ein, zwei Sätze Smalltalk und das war´s. Als ich ihr im Anschluss eine Nachricht schrieb, dass es schön war ihre Stimme zu hören, bekam ich natürlich keine Antwort.....

Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche!
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Neu hier

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Guten Morgen Mike,

es ist schön, dass du noch die Kraft hast und die Hoffnung nicht aufgibst, ich drücke euch die Daumen, dass es sich wieder bessert.
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Neu hier

Beitrag von mirabella »

Hallo Mike,

Als mein Mann aus der Klinik kam ist er auch komplett ausgezogen.
Oft fragte er sich ob es die richtige Entscheidung war, er war sich unsicher.
Mir war schnell klar, dass es richtig war.

Sie müssen erst wieder zu sich finden! Und das können sie nur für sich und mit sich alleine.

Wenn sie im Unterbewusstsein merkt oder sich erinnert das sie dich liebt, wird sie den Kontakt wieder zu dir aufnehmen.
Sie können nicht loslassen.
Dann kannst du mit ihr versuchen eine andere Basis zu finden.
Aber das alles ist ein langer Weg. Und wie lange wir das durchhalten, entscheiden letztendlich wir!

Lg
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Danke Mirabella für deinen Post!

Genau das waren ihre Worte: Ich muss erst wieder zu mir selbst finden!!!

Wie ich bereits schon schrieb, noch habe ich die Kraft und Motivation die Situation durchzustehen.

Ich schreibe dir mal eine PN
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Neu hier

Beitrag von Luna1966 »

Ein liebes Hallo an euch Angehörigen.

Ich bin seit fast 20 Jahren Angehörige und seit 4 Jahren nun Betroffene ohne AD aber mit Klinikaufenthalt und Therapien.

Einen ganz kleinen Tipp, wenn man es so nennen darf, möchte ich euch geben um die Zeit die man in einer akuten Phase erlebt verstehen zu können.

Es ist ganz wichtig, aus euren depressiven Partnern keine allgemeinen "Sie's" zu machen. Jeder Mensch bleibt ein Mensch, individuell und einzigartig.Mit eigenen Sorgen und Ängsten!!!

Ich vermute mal, dass es bei den gescheiterten Beziehungen meist nur noch um die Beziehung ging. In der Klinik haben eure Partner eine Hilfe zur Selbsthilfe erfahren um ihre Seelenverletzungen verarbeiten zu können. Meist sind eure Partner erstmalig!!! mit dem unerledigten, schmerzenden Balast ihrer Seele konfrontiert worden.

Aus der Klinik entlassen beginnt das "neue" Leben für sie. Ein Leben mit der Akzeptanz, dass viele Dinge ab jetzt unsagbar schwer erlebt werden.

Wenn ihr als Angehörige ab jetzt statt "starke, anlehnende Schulter" nur den "erhoben, vorwurfsvollen Zeigefinger" geben könnt und eure Beziehungsängste auf euren Partner abwälzt, dann wird er/sie ausbrechen und woanders Ruhe und Verständnis suchen.

Ein kranker Mensch braucht Kraft und Zeit seine Verletzung zu heilen.
Wenn eure Partner jeden Tag mit euch Fahrrad gefahren wären und sich dann den Fuß brechen, würdet ihr sicher nicht dauernd darauf plädieren, er müsse jetzt mit dem Gipsfuß so schnell wie möglich wieder Fahrrad fahren und ihr hättet auch Verständnis dafür, dass euer Partner jetzt Zeit bräuchte, seinen kranken Fuß zu heilen. Es wäre für euch kein Beziehungsdrama, ihr würdet eure Beziehung gar nicht in Frage stellen.

Wieso stellt ihr eure Beziehungen denn in Frage, wenn sich eure Partner in sich zurückziehen um alte Verletzungen, die meist gar nichts mit euch zu tun haben, verarbeiten zu können? Wieso könnt ihr nicht akzeptieren, dass jemand mal nicht in den Arm genommen werden möchte, weil genau das gerade so sehr schmerzt? Das gerade mal keine liebenvollen Worte gesagt werden können, weil eure Partner vielleicht gerade in ihrer Vergangenheit stecken und euch gerade nicht sehen können, keine Kraft haben, sich neben ihren Vergangenheitsgefühlen auch noch um die Gegenwart zu kümmern? Warum gebt ihr euren Partnern nicht Zeit, Raum und Verständnis für deren Probleme ohne daraus gleich ein Partnerschaftsproblem zu machen?

Wer eine Beziehung mit einer depressiven Person länger erleben möchte, muss sich der neuen Situation anpassen können ohne daraus ein neues Beziehungsproblem werden zu lassen. Akzeptanz und Verständnis sind die Zauberworte
und das Vertrauen auf die Liebe, die ja da war und sicher noch da ist, wenn man sie nicht selber begräbt.

Ich hoffe, ich konnte mich etwas verständlich ausdrücken und auch ihr erkennt, dass sich eure Geschichten ähneln, weil ihr euch ähnelt und aus einer alten seelischen Verletzung ein Beziehungsdrama entstehen lasst und damit für eure Partner in deren schweren Zeit eher eine zusätzliche Belastung statt der erforderlichen Stütze seid.

Ich habe das Glück, einen sehr verständnisvollen Partner an meiner Seite zu haben, der sich nicht jeden Schuh anzieht, der ihm gar nicht passt. Es klappt so gut, dass wir trotz meiner depressiven Episoden sogar ans heiraten denken.
Ich bin ihm unendlich dankbar, dass er in meinem schlechten Zeiten meine starke Schulter zum Anlehnen ist. Das schafft Vertrauen und das Gefühl einer starken Zusammengehörigkeit.

Es grüßt

Luna
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Hallo Luna,

vielen Dank für deinen Beitrag, er war sehr hilfreich für mich.

Natürlich sind unsere Partner alle Individuen mit Gefühlen, Sorgen und Ängsten. Es sollte nicht so rüber kommen, als seien sie alle gleich.
Aber irgendwie gleichen sich die geschilderten Erlebnisse doch fast eins zu eins.

Für uns Angehörige ist es eben schwer nachzuvollziehen, dass jemand den man liebt die Hilfe und Zuneigung ablehnt die man ihm schenken möchte! Das offensichtlich gute und hilfreiche Dinge abgelehnt werden.
Deshalb bin ich ja hier im Forum, um möglichst viel über das Thema Depression zu lernen und meine Frau besser verstehen zu können!

Viele Grüße
M
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Neu hier

Beitrag von Luna1966 »

Hallo M,

ich kann sehr gut verstehen, wie du dich jetzt in deiner Trennungsphase fühlst. Ich verstehe auch, dass du nach Gründen suchst, um zu verstehen, was deine Partnerin zum Auszug und Rückzug bewogen hat.

Mit meiner Geschichte wollte ich euch/dir nur zeigen, dass sich aus meiner Sicht eure Geschichten NICHT wegen der Depresssionserkrankung eurer Partnerinnen gleicht, sondern vielmehr, weil ihr eure Beziehung zum Mittelpunkt machen wollt.

Ein depressiver Partner hat viel mit sich alleine abzumachen und das kostet soviel Kraft. Wenn er/sie dann noch Schuldgefühle haben muss, weil Partnerschaften nicht so laufen, wie der Partner es gerne möchte, Zärtlichkeiten nicht gegeben werden können, wo der Partner sie doch einfordert, liebe Worte nicht gegeben werden können, weil das Gemüt so grau ist ...

dann ist es wahrlich besser, getrennte Wege zu gehen. Für beide Parteien.

Meine Geschichte zeigt, dass es klappen kann und beide Partner glücklich sein können.
Ich wollte daher eher Mut machen vielleicht als Angehöriger mal einen anderen, hier nicht beschrieben Weg zu gehen. Denn ich sehe auch, dass bisher hier alle Versuche im gleichen Ergebnis endeten ...

Ich will mich nicht weiter in eure Diskussion einmischen. Was ich sagen wollte als depressive Frau mit einem Angehörigen, deren Beziehung sehr gut funktioniert, habe ich gesagt.
Viel Erfolg euch allen

Luna
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Hallo Luna,

es ist wirklich toll zu hören, dass das bei euch funktioniert.

Aber du wirst sicher auch verstehen, dass nicht jeder Mensch die Kraft hat, diese schwierige Zeit durchzustehen. Vorallem mit der Gewissheit, dass es immer wieder dazu kommen kann!
Ich gehe im Moment durch die Hölle und die ganze Situation verlangt mir alles ab.
Bevor ich zu Grunde gehe muss ich die Reißleine ziehen, so schmerzhaft das auch sein wird. Selbst wenn ich diese Situation jetzt überstehe muss ich mir die Frage stellen, ob ich ein Leben mit der dauerhaften Angst, dass es immer wieder zu solchen Situationen kommen kann, leben will!?

Natürlich wird die Beziehung immer thematisiert, weil sie Lebensmittelpunkt ist.
Deshalb sagen auch einige Angehörige "lieber Single als diese Belastung ein Lebenlang!".
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Neu hier

Beitrag von Luna1966 »

Guten Morgen, Mike.

Ich kann sehr gut verstehen, dass so eine Lebenskrise einen enormen Schock auslöst und natürlich beide Partner darüber nachdenken müssen, ob sie den Weg gemeinsam gehen wollen oder lieber alleine.

Es ist dein absolutes Recht die Reißleine zu ziehen, wenn es dir so besser geht.

Ich habe meinen Partner in meiner Krankheit kennengelernt und ihm von Anfang an gesagt, dass bestimmte Dinge, die passieren, nicht aus meiner tiefen Überzeugung heraus passieren werden, sondern krankheitsbedingt entstehen.

So habe ich z.B. ein Verhalten entwickelt, dass mich in Stresssituationen "flüchten" lässt. Wenn der Druck in mir zu hoch ist, dann gehe ich einfach, "beende" die Beziehung und innerlich erfriere ich. In diesen Situationen brauche ich einen wesensstarken Partner, der mich in dem Vertrauen gehen lässt, dass ich ihn liebe und wiederkommen werde, wenn der Druck abgebaut ist. Einen solchen tollen Partner habe ich finden dürfen und nachdem wir jetzt schon 1,5 Jahre lang zusammen leben habe ich soviel Vertrauen aufgebaut, dass ich unser Haus nicht mehr verlassen muss. Mir reicht mittlerweile ein persönliches Fluchtzimmer auf unserem Dachboden, den niemand außer mir betritt um wieder zur Ruhe zu kommen. Auch sein absolutes Verständnis für aolche Situationen hilft mir sehr. Ich habe niemals erlebt, dass er diese Situationen zum Anlass nimmt, mit mir eine Beziehunsproblematik zu klären, denn er hat begriffen, dass meine Krankheit nichts mit unserer Beziehung zu tun hat. Ich liebe ihn auch in diesen Situationen, auch wenn ich es dann gerade nicht zeigen kann und gehen muss.

Wenn die Basis stimmt, kann man auch mit einem depressiven Partner sehr glücklich sein. Mein Partner ist bereits Ü 50, hat also entsprechende Vergleichswerte mit nicht depressiven Partnerinnen gesammelt und sagt mir ganz oft:
"Entweder habe ich noch niemals geliebt, oder ich liebe dich um ein so vielfaches mehr als ich je geliebt habe"
Diese Reflektion seiner Gefühle bestätigt genau das, was ich in dieser Partnerschaft empfinde - eine beiderseitig ausgewogene Harmonie. Ich scheine für meinen gesunden Partner keine Belastung zu sein, da die Grundbasis stimmt und die Einschränkungen der depressiven Phasen im Verhältnis wohl eher gering ausfällt.
Im Übrigen hat er auch seine Macken mit denen ich mich ja auch herumplage ;)

Wenn allerdings keine Beziehungsbasis mehr da ist, dann sollte jeder seinen eigenen Weg gehen, denn dass Leben ist zu kurz, um Zeit davon zu "verschwenden". Ich habe mich daher viele Jahre VOR meiner Erkrankung von meinem damals ebenfalls "gesunden" Ehemann getrennt.

Jeder darf sich aus einer Beziehung lösen, die ihm nicht gut tut, auch du.

Es grüßt

Luna
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Vielen Dank nochmal für deine hilfreichen Worte!

Ich beabsichtige nicht, mich von meiner Frau zu trennen, aber ich mache mir halt über alle Eventualitäten Gedanken....

Eine Frage hätte ich noch an dich: Machmal würde ich meiner Frau gerne eine liebe Nachricht schicken, ohne dass sie darauf antworten brauch. Wie nimmt eine Betroffene so etwas auf? Positiv oder eher belastend oder reaktionslos als, ob es diese Nachricht nicht geben würde?
Zuckerrübe
Beiträge: 24
Registriert: 2. Mai 2016, 10:53

Re: Neu hier

Beitrag von Zuckerrübe »

Liebe Luna,

das ist echt mal interessant und heilsam zu lesen!
Ich bin auch eine Jetzt-Ex-Freundin von einem Mann, den ich als depressiv bezeichne. Er selber würde das wohl nicht von sich sagen.
Aber das mit dem Abhauen bei Druck, das kenne ich so gut!
Er hat sich regelmässig zurückgezogen, wenn ihm alles zu viel wurde. Leider hat er alle Energie in den Job eingebracht und danach in den Sport - und dann war für mich halt nichts mehr übrig.
Bei Dir ist es ja ein wenig anders, ihr lebt ja auch zusammen. Und bekommt das anscheinend ganz gut hin, super!

Unsere Trennung erfolgte dann auch "nur", weil ichs ihm quasi in den Mund gelegt habe - ich konnte diese wenige Zuwendung, dieses wenige Beziehungsleben nicht mehr aushalten.
Aber lieben tue ich ihn immer noch sehr.
Daher lebe ich jetzt mit ihm eine freundschaftlich-kollegiale Beziehung....und wollte Dich fragen, ob Du meinst, dass aus dieser Distanz heraus wieder eine Annäherung kommen könnte?

Lg Zuckerrübe
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Neu hier

Beitrag von Luna1966 »

Leider kenne ich eure Partner nicht um Gemeinsamkeiten zu mir festzustellen. Ich kann daher gar nichts raten. Sorry ...

Bei dir Zuckerrübe und deinem Freund scheint ja aber noch Gemeinsames vorhanden zu sein. Eine freundschaftliche Beziehung ist ja eine Basis, auf der man aufbauen könnte. Ich habe mit meinem Partner nach einem "ersten" Beziehungsversuch auch eine längere Zeit der nur Freundschaft gehalten, weil ich zuerst nicht wusste, wie wir meine depressiven Zeiten gemeinsam erleben könnten. Er machte mir natürlich auch Vorwürfe, warum ich anders in Beziehungen bin als er es bisher kannte. Das verunsicherte ihn und genau wie ich es hier immer wieder lese, bezog er das auf die Beziehung und problematisierte sie.Ich war noch nicht bereit, ihm von mir so detailiert zu erzählen also gab es nur den Rückzug. Da war es leichter nur befreundet zu sein.

Ich sehe da schon Parallelen zu meiner Geschichte ...
Druck - Flucht - trotzdem nicht ganz lösen wollen - 2ter Versuch - Zusammenleben ..
Schwarzwaldmädel
Beiträge: 77
Registriert: 31. Mai 2016, 11:20

Re: Neu hier

Beitrag von Schwarzwaldmädel »

Hallo Luna,

es ist wirklich toll zu lesen, dass es auch Paare gibt, die das hinbekommen, das baut auf :)

Ich glaube du hast Recht, oft ist es die Basis der Beziehung die irgendwann nicht mehr stimmt und dann die Beziehung daran kaputt geht.
Aber was ist die Basis? gemeinsame Interessen, Zuneigung, Zweisamkeit, Gleiche Ziele...
Das sind eben genau die Punkte die z.B. in meiner Beziehung verloren gegangen sind.
Mein Partner möchte nichts mehr unternehmen, er zieht sich zurück, was ich tue ist ihm meist nicht gut genug oder er fasst es als Kritik auf, alle Interessen die wir teilten hat er fallen lassen, Ziele hat er keine mehr und unsere Zweisamkeit... zusammen auf dem Sofa sitzen ohne zu reden.
Der letzte richtige Kuss ist jetzt knapp 4 Monate her, von anderen Dingen will ich gar nicht sprechen.
Eben, die Basis... sie ist weg!
ABER! Ich mache ihm dies nicht zum Vorwurf, ich sage nicht wir haben ein Beziehungsproblem, ich sage nur, so wie unsere Beziehung jetzt ist ist es eine Freundschaft und mehr nicht.
Man möchte den Partner auffangen und unterstützen, doch irgendwann hat man selbst die Kraft nicht mehr.

Ich glaube die Depression ist einfach ein Teufelskreis der ja nach Schwere den Partner mit hinein ziehen kann wenn er den Absprung nicht schafft.
Und damit meine ich wirklich nur die Depression, denn der Depressive kann nichts dafür!

Ich hoffe selbst noch, dass wir uns wieder annähern, wieder gemeinsam leben können...
Doch um so länger ich neben dem mir inzwischen Fremden sitze, um so kleiner ist der Funken Hoffnung.
Mike78
Beiträge: 52
Registriert: 15. Jul 2016, 06:53

Re: Neu hier

Beitrag von Mike78 »

Du sprichst aus meiner Seele Schwarzwaldmädel!
Besser hätte ich es auch nicht schreiben können
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Neu hier

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Schwarzwaldmädel,

du hast den Kern genau getroffen - es muss beiden Partnern in der Beziehung gut gehen. Wenn einer durch das Verhalten seines Partners zu sehr verletzt wird oder sich in dieser Partnerschadt aufgeben muss, sollte er gehen.

Ich habe mir genug Erholungszeiten in mein Leben eingebaut, dass mein Partner weitestgehend nicht betroffen ist. So arbeite ich z.B nur noch 3 Tage die Woche und mein Freund 5 Tage Wenn ich mich zu sehr belaste, dann erhole ich mich auf dem Sofa, wenn er auf der Arbeit ist (für die Skeptiker - ich verdiene genau das selbe wie mein Freund, er finanziert mich nicht mit ;) ). Wenn ich mal nicht kochen will, dann fahren wir eben zum Essen, wenn ich mal erholsame Freizeitgestaltung möchte, dann geht es statt ins Fitnessstudio eben in die Sauna. Es ist soviel alternativ möglich, wenn beide Partner es nur wollen.

Ich muss aber fairerweise sagen, dass ich mich seit 1 Jahr im Aufwind befinde. In einer wirklich schweren Phase ist ja viel mehr nicht möglich. Aber er tut mir so gut, dass es mir einfach immer besser geht, auch durch und gerade mit ihm.

Ich kann jeden verstehen, der "nein danke" sagt. Ich selber habe ein Werben eines Mitpatienten damals abgelehnt, weil ich der Meinung bin, dass Depressiv und Depressiv eine ganz explosive Mischung darstellt.

Man braucht vor allen Dingen soviel Liebe, dass das Leben ohne den Partner soviel schlechter ist, als jedes (eingeschränkte) Leben mit diesem Partner.
mirabella
Beiträge: 780
Registriert: 1. Jul 2014, 20:43

Re: Neu hier

Beitrag von mirabella »

Hallo Luna,
Erstmal möchte ich mich bedanken, dass du uns Angehörige versuchst deine Sichtweise zu erklären.

Ich bin da deiner Meinung und denke das eine Beziehung auf jeden Fall klappen kann.

Du bzw dein Partner hat den Vorteil das eure Beziehung nicht vorbelastet ist, mit alltäglichen normalen Beziehungsprobleme.

Ich habe es so empfunden, dass mein Partner in seiner schlimmsten Phase sein Problem erstmal bei mir gesucht hat.
Vorhaltungen, Vorwürfe, alles was in den 7 Jahren zuvor geschehen ist, meist Kleinigkeiten, waren aufeinmal riesengroß.
Die Verletzungen meinerseits waren enorm.

Mein Partner ist auch geflüchtet und ich habe den Auszug für beide Seiten erstmal für richtig empfunden.

Leider ist auch oft so, dass sich der Erkrankte das Verständnis und den Halt, auch das verloren gegangene Gefühl in einer Phantasiewelt sucht und fängt eine Affäre an.

Ich suche seit 1,5 Jahren nach Antworten. Habe unsere Beziehung, die ich für außergewöhnlich gut empfunden habe, reflektiert. Habe auch meine Fehler eingesehen und versucht zu verstehen.

Du hast Recht mit dem Satz: Druck, Flucht aber nicht loslassen!

Wir habe eine Basis gefunden: Freundschaft!
Täglichen Kontakt, trotz 200 km Entfernung. Sehen uns ab und zu und verbringen einige WE zusammen.
Dann ist es harmonisch wie früher!
Alles wäre erstmal gut wenn nicht diese Mauer da wäre, die ihm umringt.
Er kann keine Gefühle zeigen, obwohl er der gefühlvollste Mensch war, den ich kenne.
Setzt sich unter Druck, dass ich zuviel erwarte.
Oft verletzt mich seine Gefühlskälte und ich verliere jegliche Hoffnung das es wieder werden kann und ziehe mich zurück.
Aber er lässt nicht los ......und so versuche ich immer wieder einen Weg zu finden, damit klar zu kommen.

Lg
Zuckerrübe
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Re: Neu hier

Beitrag von Zuckerrübe »

:hello: :hello:
Ich glaube, Luna wird gerade hier zum Coach ;)
Aber es ist echt total gut, dass endlich mal aus der Sicht von Jemandem zu hören, dem es gelingt, sein Leben, auch in Beziehung, fortzuführen.
Mir tat Deine Antwort total gut, danke!

Tsja, ich muss leider täglich beobachten, wie er von einer Kollegin massiv angegraben wird. Das schmerzt.
Aber ich merke - ich ziehe mich da immer raus, insofern, dass ich mir denke: er muss es ja entscheiden, er ist der, der merken darf, was ich ihm bedeute und ich spüre ja die starke Verbindung, auch wenn sie derzeit "nur" freundschaftlich ist.

Die Tussi nervt trotzdem, taktlose Kuh, echt!! :evil:
mirabella
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Re: Neu hier

Beitrag von mirabella »

@Zuckerrübe

Die Tussi von meinem war aus unserem Bekanntenkreis.
Er suchte nach etwas, nach dem Gefühl das er wieder fühlt und wieder lieben kann.
Taktlos? Hm..... Sie können sich super verstellen, seine Maske fiel nur zuhause, draussen wirkte er wie immer, eher etwas überdreht.
Ich würde sagen, er war zu dieser Zeit ein leichter Fang. Er hat vohrher nie andere Frauen angesehen.
Er liebte mich und das zeigte er auch in der Öffentlichkeit!
Sie dachte eher, sie hätte jetzt das große Los gezogen. Was wirklich mit ihm los war, wusste sie nicht und wollte es auch nicht wissen.

Trotz Krankheit braucht der Angehörige eine große Portion Verständnis und Tolleranz dies zu verzeihen!
Ich denke ich habe es geschafft.
Allerdings bin ich der Meinung das sie ihn nur in seiner Phase festgehalten hat. Er und wir wären ohne diesen Zwischenfall heute schon viel weiter.

Lg
Glauben
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Re: Neu hier

Beitrag von Glauben »

Hallo an Mike, an alle,

hab mit großem Interesse angefangen Deine Sorgen, Deinen Kampf um Deine Ehe zu lesen. Muß jedoch peinlicherweise zugeben, so sehr es mich interressiert und auch betrifft, die Letzten Nachrichten konnte ich nur überfliegen, da mir die Konzentration fehlte. Damit habe ich seit meinen Zusammenbruch vor 4 Jahren große Schwierigkeiten. In einem anderen Angehörigenthread (glaub er ist von Muxmaus), hab ich kurz beschrieben, wie es mir in einer depressiven Phase geht, viell. kann da hier jemand was damit angefangen. In die REHA bin ich gegangen, weil mein Bruder und mein Therapeut es mir dringend empfohlen haben. Ich bin da hin, um ihnen einen Gefallen zu tun. Wie alles, was ich bis dahin in meinem Leben gemacht habe. Mein Bruder ist mit einer trockenen Alkoholikerin verheiratet. Was diese zwei durchgestanden haben, dachte ich mir, kann ich auch. Mein Bruder hatte meinen Mann auch entsprechend vorbereitet, daß ich mich verändern könnte oder werde. Ob es so ist, keine Ahnung. Vielleicht schon etwas. Wieder zuhause, sind mein Mann und ich mehrmals zur Eheberatung gegangen. Mal ganz abgesehen von Krankheit, in einer Ehe ist man nie fertig. Man muß immer daran arbeiten. Chronische, schwere Krankheiten oder Schicksalschläge sind eine zusätzliche Belastung. Mein Mann und ich haben es bis jetzt geschafft, aber es war mehr als einmal sehr, sehr knapp. Aber es gibt trotzdem noch so manches, das ich eher erdulde und ertrage, als mit ihm zu reden.
Auch bei mir ist es so, daß ich oft mit anderen unbeschwerter, fröhlicher bin, als mit meinem Mann. Hat einmal den Grund, wie er von seinem Naturell her ist, das andere ist, das ich zu Hause ich bin, auswärts sofort eine Schutzfassade hochfährt. Es geht keinem was an, wie es in mir ausschaut.

Liebe Grüße
Glauben
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