Liebe und Rückzug

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AlexanderK
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jun 2004, 15:09

Liebe und Rückzug

Beitrag von AlexanderK »

Ich habe seit 4 Monaten eine Freundin, die ich über alles liebe.
Seit 2 Monaten nun zeigt sie viele Anzeichen einer Depression. Ihr Vater leidet schon seit langem an dieser Krankheit. Ich habe ihr mehrmals geraten, einen Arzt aufzusuchen, was sie bis jetzt verweigert hat. Sie schaffe das schon alleine, war ihre mehrmalige Aussage.
Ich kann ihr nicht helfen, versuche aber, ihr so viel Aufmerksamkeit, Trost und Liebe zu schenken, wie es mir möglich ist.
Gestern nun hat sie sich mit der Begründung von mir getrennt, sie glaube, ich wäre der Grund für Ihre schlechte Stimmung.
Weil sie merkt, wie sehr ich sie liebe und wie wenig Gefühle sie mir gegenüber empfindet. Sie habe mich so fest in ihr Herz geschlossen, ich wäre der liebste Mensch, den sie sich vorstellen kann. Und trotzdem empfindet sie nicht das für mich, was sie sich unter Liebe vorstellt. Und das macht sie fertig.
Kann das auch ein Symptom einer Depression sein? Hat vielleicht jemand schon etwas Ähnliches erlebt? Wie soll ich mich verhalten? Abstand halten oder nicht?
Ich hoffe auf Hilfe.
AlexanderK
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jun 2004, 15:09

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von AlexanderK »

pebe
Beiträge: 8
Registriert: 2. Jun 2004, 16:34

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von pebe »

Data

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von Data »

Hallo Alex,

ich würde sagen, sie liebt dich nicht, d.h. du bist für sie nicht das (oder zumindest nicht alles), was sie sucht. So sehe ich das zumindest.

Dieses Erklären und Zurückführen von ganz normalen Verhaltensweisen auf eine angebliche Depression (sie erwidert deine Liebe nicht, aber sie würde dich ja lieben, wenn sie nicht depressiv wäre usw.), was hier so oft geschieht, hört sich für mich - gerade in solchen Fällen - immer sehr nach Selbsttäuschung/Selbstbetrug und Hinbiegen/Verschönern der tatsächlichen Wahrheit an. Aber das ist nur meine Meinung, die meisten Leute hier sind vermutlich anderer Ansicht als ich.

Was ich an deiner Stelle tun würde, wenn ich denn emotional die Kraft dazu hätte:

Sie (deine Freundin) darauf ansprechen, und zwar in einer Weise, dass sie das Gefühl hat, dir wirklich die Wahrheit sagen zu können, ohne sich Sorgen machen zu müssen, wie du darauf reagierst. Aber vielleicht kann sie das nicht, z. B. weil sie dich auch irgendwo nicht verlieren möchte und du ihr trotzdem viel bedeutest, auch wenn du nicht ihr "Traummann" bist, oder eben, weil sie dich nicht verletzen möchte.

Tja, und wenn das nicht funktioniert mit dem Reden, dann eben versuchen, größtmöglichen Abstand zu halten und dich mit dem Verlust dieser Frau bzw. der Beziehung abzufinden. Vielleicht war es für sie niemals das, was es für dich war und wohl immer noch ist.

Aber, wie gesagt, das ist nur meine Sicht der Dinge. Es muss nicht tatsächlich so sein.

Gruß, Data
AlexanderK
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jun 2004, 15:09

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von AlexanderK »

Hallo Data,

Sie hat noch nie das Wort Depression selbst in den Mund genommen und möchte es auch (vor allem wegen der schlimmen Erinnerungen an ihren Vater) nicht wahr haben.
Habe mich allerdings was das Krankheitsbild angeht kundig gemacht und bin mir sicher, dass sie alle Anzeichen einer mindestens mittelschweren Depression zeigt.
Einige Beispiele:
- Hadern an sich und der Welt
- Erhebliche Konzentrationsschwierigkeiten
- "Morgentief"
- Ständige Müdigkeit
- Kein Glück mehr empfinden an Dingen, von denen sie früher grlücklich wurde
usw.
Natürlich schließe ich die Möglichkeit nicht aus, dass ihr Rückzug und ihre Begründung doch der Wahrheit entsprechen.
Doch genauso möchte ich die Möglichkeit einer Depression nicht ausschließen. Und wenn das der Fall ist, muss ich ihr helfen und sie unterstützen.
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von artemis »

Hallo Alexander,
ich versuch mal auf dein erstes Postin einzugehen.

> Ich habe seit 4 Monaten eine Freundin, die ich über alles liebe.
> Seit 2 Monaten nun zeigt sie viele Anzeichen einer Depression.

Wie war es in den ersten 2 Monaten? Hat sie da gezeitgt oder gesagt, daß sie dich liebt?

> Ich habe ihr mehrmals geraten, einen Arzt aufzusuchen, was sie bis jetzt verweigert hat. Sie schaffe das schon alleine, war ihre mehrmalige Aussage.

Wenn sie wirklich eine Depreeion hat, wird sie es wahrscheinlich nicht alleine schaffen. Aber ohne die Einsicht, daß man Hilfe braucht, bringt es meist nichts, zu einem Arzt oder Psychologen zu gehen. Wenn du zuviel drängst, wird sie wahrscheinlich erst recht auf Abwehr gehen. Besser wäre es ihr sinngemäß zu sagen: "Wenn du eines Tages Hilfe haben möchtest, dann werde ich dir helfen sie zu finden, wenn du das dann willst." Dann das Thema ruhen lassen und "einfach" nur ein guter Freund sein.

> Ich kann ihr nicht helfen, versuche aber, ihr so viel Aufmerksamkeit, Trost und Liebe zu schenken, wie es mir möglich ist.

Helfen kann man Angehörigen schon. Aber es ist vielleict nicht immer daß, was man selber unter Hilfe versteht. Meiner Meinung nach hilft die richtige Mischung aus, für dem Anderen da sein, ihn aber auch nicht zu sehr zu bedrängen und gut für sich selber sorgen hilft allen Beteiligten am meisten.

> Gestern nun hat sie sich mit der Begründung von mir getrennt, sie glaube, ich wäre der Grund für Ihre schlechte Stimmung.
> Weil sie merkt, wie sehr ich sie liebe und wie wenig Gefühle sie mir gegenüber empfindet. Sie habe mich so fest in ihr Herz geschlossen, ich wäre der liebste Mensch, den sie sich vorstellen kann. Und trotzdem empfindet sie nicht das für mich, was sie sich unter Liebe vorstellt. Und das macht sie fertig.
> Kann das auch ein Symptom einer Depression sein?

Das kann ein Symptom der Depression sein, in dem Sinne, daß sie im Moment vielleicht gar nicht fühlen kann, oder Gefühle die sie hat nicht einschätzen kann. Angst vor Verletzlichkeit spielt auch oft eine Rolle. Jemanden lieben, heißt sich im zu öffnen und wenn ich mich öffne, biete ich dem anderen auch die Möglichkeit mich zu verletzen. Wenn ich aber selber gar nicht so richtig weiß, wo ich stehe und welche Gefühle ich habe, dann schützt man sich lieber vor Verletzngsmöglichkeiten.

Es kann natürlich auch sein, daß es "nur" tiefe Freundschaft ist die euch verbindet und nicht die "heiße" Liebe. Habe keine Ahnung, was es ist, was euch verbindet, deshalb habe ich auch nach den ersten 2 Monaten gefragt.

> Hat vielleicht jemand schon etwas Ähnliches erlebt?

Ja, aber das jetzt genau zu erklären, wäre mir gerade zu viel und es ist auch nur ähnlich. Was ich dazu oben geschieben habe, resultiert jedenfalls aus dieser Erfahrung.

> Wie soll ich mich verhalten? Abstand halten oder nicht?

Ganz klar beides. Loslassen und trotzdem zeigen, daß du sie lieb hast und für sie da bist, sie als Menschen schätzt egal, ob sie gesund oder krank ist. Meiner Erfahrung nach neigen Angehörige die, die Krankheit noch nie am eigenen Leib gespührt haben eher dazu zu stark zu klammern und zu kontollieren. Sicherlich aus gut gemeinter Sorge heraus, aber das kann beim Kranken auch als Bevormundung oder Reduktion der eigenen Person auf die Krankheit ankommen, was meiner Meinung nach kontraproduktiv ist.

Ich hoffe, daß es dir etwas Hilfe/Gedankenanstoß sein kann, was ich geschrieben habe.

Liebe Grüße von
Arte
AlexanderK
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jun 2004, 15:09

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von AlexanderK »

Liebe Arte,

Erstmal vielen Dank für Deine ausführlichen und detaillierten Ratschläge.
Zu Deiner Frage:
Ich bin mir 100%ig sicher, dass sie mich in den ersten 2 Monaten geliebt hat. In Wort und Tat. Ich hatte schon einige Beziehungen - lange und kurze - davor. Und ich wusste, besser fühlte immer, schon von der ersten Minute an, ob es etwas Langes, Besonderes oder nichts Außergewöhnliches wird. Und bei ihr war ich mir so sicher wie noch nie, dass das was da zwischen uns passiert ist, etwas ganz Besonderes ist. Das hat sich dann auch die nächsten zwei Monate mehr als bestätigt.
Erst als sie mit dem Zweifeln begonnen hatte, begann sie - am Anfang selten, dann immer öfter - auch an ihren Gefühlen mir gegenüber zu zweifeln.
Deine Anmerkungen darüber, ob dies eine Folge der Depression sein kann, ist sehr hilfreich. Ich glaube, genau das ist es: Sie weiß nicht, ob und was sie fühlt. Nicht nur mir gegenüber. Und sie hat immer mehr Schwierigkeiten sich zu öffnen, fühlt sich un
verstanden und allein.
Ich habe mich auch vollkommen falsch ihr gegenüber verhalten, glaube ich. Ich habe ständig versucht, ihre Zweifel mit meiner Liebe zu ihr wegzuwischen. Habe ihr viel von meinen Gefühlen ihr gegenüber erzählt und hoffte, dass sie sich in irgendeinem Punkt selbst wiedererkennt. Damit habe ich, glaube ich, eine Spirale abwärts bis zur Trennung ins Rollen gebracht. Sie zweifelt an sich und ihren Gefühlen und hört von mir immer wieder Beispiele, warum ich nicht zweifle und mir sicher bin. Das sieht sie nicht in sich erfüllt, wird also noch verzweifelter... usw.
Zu deinem abschließenden Vorschlag:
Ich werde genau das versuchen. Abstand halten, aber trotzdem für sie da sein. Werde ihr das auch nochmal explizit sagen. Ich weiß nicht, wie lange mein Herz das durchhalten wird und wann es droht zu zerspringen vor Sorge, unerfüllter Liebe und Einsamkeit.

Danke für Deine Ratschläge
AlexanderK
Beiträge: 6
Registriert: 7. Jun 2004, 15:09

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von AlexanderK »

Habe mich heut mit ihr getroffen. Sie war vor zwei Tagen bei einer Psychiaterin, die auch ihre Mutter betreut (der Vater hat schwere Depressionen).
Ich war sehr erleichtert, dass sie den ersten Schritt in die richtige Richtung unternommen hat. Ich habe ihr gesagt, dass ich versuchen werde, mein eigenes Leben wieder richtig in den Griff zu bekommen, denn das ist an mir irgendwie aus lauter Sorge um sie vorbeigezogen. "Melde Dich, wenn es Dir schlecht geht und Du jemanden brauchst, der da ist."
Und sie hat solche Angst. Angst davor, was aus ihr wird, wenn die Therapie beginnt. Angst davor, genauso leben zu müssen wie ihr Vater.
Aber: Wie soll ich es ertragen können, für sie da zu sein, weil ich sie über alles liebe. Und trotzdem weiß ich nie, ob die Gefühle, die sie vor der Depression für mich empfunden hat, jemals wiederkommen werden. Wie soll ich das aushalten? Dieses ständige Hoffen...
Bis mein Herz zerbricht...
Superseppl
Beiträge: 0
Registriert: 14. Jul 2004, 14:34

Re: Liebe und Rückzug

Beitrag von Superseppl »

Hallo Alexander,

Du hast schon lange nichts mehr hier geschrieben, aber ich wollte trotzdem mal fragen, wie die Geschichte mit Dir und Deiner Freundin weiter gegangen ist. Ich stecke nämlich in der gleichen Situation - erst war alles total super, dann kamen die ersten Probleme und plötzlich der Zusammenbruch. Erst habe ich das alles nicht verstanden, aber als ich auf die Idee mit der Depression gekommen bin und mich informiert habe, schien alles einen Sinn zu ergeben. Jedenfalls kann ich damit ihr Verhalten erklären.
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