Mir geht´s (nachhaltig) besser...
Verfasst: 5. Jun 2004, 13:53
Hallo an Euch alle,
wie nach meinem Rückzug von diesem Forum vor ca. zwei Monaten versprochen, melde ich mich wieder, wenn es mir nachhaltig besser geht.
Damals viel mir auf, dass 98 % der Einträge in diesem Forum eher als noch depremierender als stimmungsaufhellend wirkten.
Ich als Depri-Neuling hatte den Eindruck, dass eine Depressionserkrankung eigentlich nie endet.
Heute weiß ich auch warum: Seit es mir wieder besser geht(seit ca. 4 - 5 Wochen - also kann man schon durchaus von einer Nachhaltigkeit sprechen), hatte ich auch überhaupt keine Lust, in dieses Forum zurückzukehren. Und so wie mir, geht es bestimmt auch den meisten, die eine schwere depressive Phase gerade hinter sich gelassen haben.
Aber, um gerade den Depri-Neulingen wie ich es war, eine Hoffnung zu geben: EINE (wenn auch vielleicht nur vorübergehende - das weiß ich noch nicht) HEILUNG IST MÖGLICH!!!
Auch ich hatte anfangs eine sehr differenzierte Meinung zu dem "Chemiebaukasten", welchen mir mein Psychodoc verordnet und mein Hausazt für richtig und notwendig bezeichnet hatte. Besonders die extrem starken Nebenwirkungen des Nortrilen (Fehlsichtigkeit, Schwindel, starkes Zittern und vollkommenes Konzentrationsunvermögen) und des Clomipramin (Schlaflosigkeit), welche mich zum Absetzen dieser Medis zwangen, haben nicht gerade zu einer Vertrauensbildung zu diesen Medis geführt. Aber, auch für mich war "ein Kraut gewachsen" und dies hieß Amitriptylin. Auch mit diesem Medikament hatte ich anfangs zu kämfen. Wobei die bis heute in verminderter Form anhaltenden NW´s (Benommenheit, Apathie, Müdigkeit und Mundtrockenheit) nicht unbedingt als sehr störend empfungen wurden. Aber der Heißhunger und die damit verbundene Gewichtszunahme (8 kg) - schrecklich!!! Jedoch halb so schrecklich wie die krakenhaften Auswirkungen einer schweren Depression.
Heute habe ich dann auch eine sehr interessante und wie ich meine, richtig gut nachvollziehbare Seite im Netz gefunden. Für jeden, den´s interessiert:
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/de ... ession.htm
Was mir besonders an den dortigen Ausführungen zum Thema Depression gefällt - die Betrachtensweise des Autors, welcher keinesfalls den Tatbestand bestreitet, dass es sich bei einer Depression um eine schwere Krankheit mit einer potentiell hohen Mortalitätsrate handelt. Aber, positiv betrachtet, KANN es sich bei einer Depression durchaus auch um eine Schutzreaktion des Körpers handeln. Und dies war bei mir eindeutig der Fall. Ich weiß zwar nicht, ob mein vegetativer Zusammenbruch (Nervenzusammenbruch) am 13.02.2004 ein Erkrankungsgrund für meine Depression oder vielleicht auch schon Bestandteil Dieser war - Fakt ist, es war die (wahrscheinlich) letzte Warnung, mein Leben zu ändern und mich nicht weiter kaputt zu machen. Zu dieser Erkenntnis bin ich OHNE Therapeuten gekommen (dies soll keineswegs die Arbeit der Therapeuten negieren!!!). Und damit bin ich schon bei der zweiten Ausführung dieser o. a. Seite, welche mir sehr, sehr gut gefiehl und welche auf mich auch vollständig zutreffend ist. Der Autor beschreibt den Umstand, dass viele ehemalige Depressionskranke als ganz andere Menschen aus Ihrer Krankheit zurückkamen. Und auch dies trifft auf mich uneingeschränkt zu. Mein bisheriges, nur auf Leistung und Karriere bedachtes Leben, hat sich in den letzten Wochen komplett geändert. Ebenso wie meine Einstellung dazu. Natürlich brauch man ein gewisses Maß an Erfolg, schließlich will man ja auch essen. Aber müssen es wirklich immer der Mercedes, die Südamerikarundreise (welche letztlich zwar wunderschön aber überhaupt nicht erholend bzw. entspannend ist) oder die 200-qm-Villa sein???!!! Mein komplettes Leben hatte sich immer nur auf die Zukunft ausgerichtet, die Gegenwart war letzlich überhaupt nicht existent.
Hierzu fällt mir in letzter Zeit der alte und sehr bekannte "Witz" immer wieder ein (ist eigentlich gar kein Witz) - die Unterhaltung zwischen dem (damals) reichsten Mann weltweit - Aristoteles Onasis und einem armen griechischen Fischer. Für jeden, der ihn (den "Witz") nicht kennt:
Onasis trifft auf einen Fischer, welcher am Strand in der Sonne liegt und fragt diesen: "Warum liegst Du hier in der Sonne? Warum arbeitest Du nicht?"
Der Fischer antwortet ihm: "Ich habe heute schon gearbeitet und 20 Fische gefangen."
Onasis: "Warum arbeitest Du dann aber nicht weiter und fängst 50 Fische?"
Der Fischer fragt "Warum soll ich das tun?"
Onasis: "Dann kannst du dir irgendwann einmal ein größeres Boot kaufen und weiter hinaus fahren und mehr Fische fangen."
Der Fischer: "Warum soll ich das denn tun?"
Onasis: "Weil Du dann weiter draußen viel mehr Fiche fangen kannst und dir viel später aus dem größeren Erlös eine eigene Trawlerflotte aufbauen kannst."
Der Fischer: "Und warum soll ich mir eine eigene Trawlerflotte aufbauen?"
Onasis: "Dann kannst Du andere Fischer einstellen und brauchst nicht mehr selbst den ganzen Tag mit rausfahren. Dann hast Du viel Freizeit und kannst den ganzen Tag in der Sonne liegen."
Der Fischer erwiedert: "Das mach ich doch aber jetzt schon!!!"
So, für alle, die es mit dem Lesen bis hierher durchgehalten haben:
Ich wünsche Euch wirklich alles erdenklich Gute und hoffe, dass Ihr irgendwann meine positiven "Heilungserfahrungen" teilen könnt. Mir wünsche ich, niemals auf dieses (super gute - an Dr. Niedemayer) Forum zurückkehren zu müssen.
Maggi (Heiko)
P.S. Etwas depressionsbezogenen Streß hab´ich schon noch: Muss das Amitritylin noch vollständig ausschleichen (bin erst auf 75 mg runter)- schaff ich aber auch noch!!! Und wenn nicht gleich, dann halt ein, zwei Wochen länger. Ich hab´ jetzt viel Zeit (siehe oben).
wie nach meinem Rückzug von diesem Forum vor ca. zwei Monaten versprochen, melde ich mich wieder, wenn es mir nachhaltig besser geht.
Damals viel mir auf, dass 98 % der Einträge in diesem Forum eher als noch depremierender als stimmungsaufhellend wirkten.
Ich als Depri-Neuling hatte den Eindruck, dass eine Depressionserkrankung eigentlich nie endet.
Heute weiß ich auch warum: Seit es mir wieder besser geht(seit ca. 4 - 5 Wochen - also kann man schon durchaus von einer Nachhaltigkeit sprechen), hatte ich auch überhaupt keine Lust, in dieses Forum zurückzukehren. Und so wie mir, geht es bestimmt auch den meisten, die eine schwere depressive Phase gerade hinter sich gelassen haben.
Aber, um gerade den Depri-Neulingen wie ich es war, eine Hoffnung zu geben: EINE (wenn auch vielleicht nur vorübergehende - das weiß ich noch nicht) HEILUNG IST MÖGLICH!!!
Auch ich hatte anfangs eine sehr differenzierte Meinung zu dem "Chemiebaukasten", welchen mir mein Psychodoc verordnet und mein Hausazt für richtig und notwendig bezeichnet hatte. Besonders die extrem starken Nebenwirkungen des Nortrilen (Fehlsichtigkeit, Schwindel, starkes Zittern und vollkommenes Konzentrationsunvermögen) und des Clomipramin (Schlaflosigkeit), welche mich zum Absetzen dieser Medis zwangen, haben nicht gerade zu einer Vertrauensbildung zu diesen Medis geführt. Aber, auch für mich war "ein Kraut gewachsen" und dies hieß Amitriptylin. Auch mit diesem Medikament hatte ich anfangs zu kämfen. Wobei die bis heute in verminderter Form anhaltenden NW´s (Benommenheit, Apathie, Müdigkeit und Mundtrockenheit) nicht unbedingt als sehr störend empfungen wurden. Aber der Heißhunger und die damit verbundene Gewichtszunahme (8 kg) - schrecklich!!! Jedoch halb so schrecklich wie die krakenhaften Auswirkungen einer schweren Depression.
Heute habe ich dann auch eine sehr interessante und wie ich meine, richtig gut nachvollziehbare Seite im Netz gefunden. Für jeden, den´s interessiert:
http://www.medizinfo.de/kopfundseele/de ... ession.htm
Was mir besonders an den dortigen Ausführungen zum Thema Depression gefällt - die Betrachtensweise des Autors, welcher keinesfalls den Tatbestand bestreitet, dass es sich bei einer Depression um eine schwere Krankheit mit einer potentiell hohen Mortalitätsrate handelt. Aber, positiv betrachtet, KANN es sich bei einer Depression durchaus auch um eine Schutzreaktion des Körpers handeln. Und dies war bei mir eindeutig der Fall. Ich weiß zwar nicht, ob mein vegetativer Zusammenbruch (Nervenzusammenbruch) am 13.02.2004 ein Erkrankungsgrund für meine Depression oder vielleicht auch schon Bestandteil Dieser war - Fakt ist, es war die (wahrscheinlich) letzte Warnung, mein Leben zu ändern und mich nicht weiter kaputt zu machen. Zu dieser Erkenntnis bin ich OHNE Therapeuten gekommen (dies soll keineswegs die Arbeit der Therapeuten negieren!!!). Und damit bin ich schon bei der zweiten Ausführung dieser o. a. Seite, welche mir sehr, sehr gut gefiehl und welche auf mich auch vollständig zutreffend ist. Der Autor beschreibt den Umstand, dass viele ehemalige Depressionskranke als ganz andere Menschen aus Ihrer Krankheit zurückkamen. Und auch dies trifft auf mich uneingeschränkt zu. Mein bisheriges, nur auf Leistung und Karriere bedachtes Leben, hat sich in den letzten Wochen komplett geändert. Ebenso wie meine Einstellung dazu. Natürlich brauch man ein gewisses Maß an Erfolg, schließlich will man ja auch essen. Aber müssen es wirklich immer der Mercedes, die Südamerikarundreise (welche letztlich zwar wunderschön aber überhaupt nicht erholend bzw. entspannend ist) oder die 200-qm-Villa sein???!!! Mein komplettes Leben hatte sich immer nur auf die Zukunft ausgerichtet, die Gegenwart war letzlich überhaupt nicht existent.
Hierzu fällt mir in letzter Zeit der alte und sehr bekannte "Witz" immer wieder ein (ist eigentlich gar kein Witz) - die Unterhaltung zwischen dem (damals) reichsten Mann weltweit - Aristoteles Onasis und einem armen griechischen Fischer. Für jeden, der ihn (den "Witz") nicht kennt:
Onasis trifft auf einen Fischer, welcher am Strand in der Sonne liegt und fragt diesen: "Warum liegst Du hier in der Sonne? Warum arbeitest Du nicht?"
Der Fischer antwortet ihm: "Ich habe heute schon gearbeitet und 20 Fische gefangen."
Onasis: "Warum arbeitest Du dann aber nicht weiter und fängst 50 Fische?"
Der Fischer fragt "Warum soll ich das tun?"
Onasis: "Dann kannst du dir irgendwann einmal ein größeres Boot kaufen und weiter hinaus fahren und mehr Fische fangen."
Der Fischer: "Warum soll ich das denn tun?"
Onasis: "Weil Du dann weiter draußen viel mehr Fiche fangen kannst und dir viel später aus dem größeren Erlös eine eigene Trawlerflotte aufbauen kannst."
Der Fischer: "Und warum soll ich mir eine eigene Trawlerflotte aufbauen?"
Onasis: "Dann kannst Du andere Fischer einstellen und brauchst nicht mehr selbst den ganzen Tag mit rausfahren. Dann hast Du viel Freizeit und kannst den ganzen Tag in der Sonne liegen."
Der Fischer erwiedert: "Das mach ich doch aber jetzt schon!!!"
So, für alle, die es mit dem Lesen bis hierher durchgehalten haben:
Ich wünsche Euch wirklich alles erdenklich Gute und hoffe, dass Ihr irgendwann meine positiven "Heilungserfahrungen" teilen könnt. Mir wünsche ich, niemals auf dieses (super gute - an Dr. Niedemayer) Forum zurückkehren zu müssen.
Maggi (Heiko)
P.S. Etwas depressionsbezogenen Streß hab´ich schon noch: Muss das Amitritylin noch vollständig ausschleichen (bin erst auf 75 mg runter)- schaff ich aber auch noch!!! Und wenn nicht gleich, dann halt ein, zwei Wochen länger. Ich hab´ jetzt viel Zeit (siehe oben).