Familie FORDERT Genesung; wie damit klar kommen?
Verfasst: 28. Mai 2016, 13:56
Heyho!
Ich war lange nicht mehr hier, aber jetzt brauche ich akut Mitteilungsraum, also stellt euch auf ein bisschen Gelaber ein. Ich hoffe, es hilft mir, mich irgendwohin mitzuteilen, wo verständnisvolle Menschen mitlesen.
Ich bin physisch schon lange rätselhaft krank, Ärzteodyssee sondergleichen hinter mir und nie was gefunden. Symptome betreffen dabei so ziemlich alles am Körper mal mehr, mal weniger. Seit etwa einem 3/4 Jahr bemerke ich, dass... wie soll ich sagen, ich würde formulieren: Mein Gehirn "geht kaputt". Ich verliere immer mehr Erinnerungsvermögen, Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsvermögen, Wortschatz, Geduld, das Gefühl, wirklich noch ich selbst zu sein. Ich fühle mich dement (bin erst 20 Jahre alt...) und zunehmend psychisch krank. Ich habe angefangen, mir einzubilden, ein zweites Ich würde neben mir herlaufen und versuchen, mich durch den Alltag zu begleiten. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, auch wenn ich weiß, dass sie nicht wirklich da ist, aber ich weiß auch, dass das schon ein bissl Richtung Schizophrenie geht und kein gutes Zeichen ist. Auch wenn ich mir wünsche, sie wäre eine "vollausgebildete Halluzination", dann hätte ich sie wie einen echten Menschen immer für mich da. Fühlt sich komisch an, das so zuzugeben, das hab ich noch nie so formuliert.
Naja. Wie ihr seht, ist da einiges im Argen. Aber ich versuche viele Taktiken und Strategien, trotzdem einen normalen Alltag hinzubekommen. Doch sobald ich gezwungen bin, kognitive Leistungen (vor allem unter Zeitdruck) zu erbringen, oder eine Situation emotional "bedrohlich" wird, merke ich, wie mein gefühlt dementes Gehirn einfach an seine immer kleiner werdenden Grenzen stößt. Ich bin Studentin und nebenberuflich Bürohilfe, aber sobald ich auch nur einen Zettel in einen falschen Ordner sortiert habe, und mein Chef es bemerkt, will ich am liebsten kündigen und ihn nie wieder sehen, weil ich merke, dass ich völlig Amok laufen würde, wenn ich mich emotional damit auseinandersetzen muss, z.B. in einem Streit, unter Anschuldigungen z.B.
Ich will nicht irgendwann eingewiesen werden, weil ich anfange, wie ein Irrer rumzuschreien, Sachen zu zerstören und zu heulen, aber ich merke immer öfters, dass das jetzt gleich passiert, wenn ich nicht völlig emotional zu mache. Dieses emotional zu Machen sieht dann so aus, dass ich mit einem sehr tauben Gefühl da sitze, fast weine, aber nicht wirklich, und einfach nicht mehr reagiere, wenn jemand mich anspricht. Manchmal, wenn ich dann alleine bin, folgt eine Art "Anfall", bei dem ich stundenlang mit völlig leer geblasenem Hirn da sitze und einfach mit irgendwelchen Gliedmaßen zucke oder auf mich selber einschlage, und ich fühle mich wie ein rohes Ei ohne Schale, das zerplatzt, sobald irgendein Signal von der Außenwelt zu mir durchdringt.
Irgendwie wird einem erst klar, wie bescheuert das alles ist, wenn man es mal ausformuliert.
Jedenfalls wurde vor kurzem bei mir eine Stoffwechselstörung namens HPU diagnostiziert. Vermutlich lässt sich mit dieser Störung, die auf zellularer Ebene geschieht und viele körperliche, vor allem aber psychische Symptome auslösen kann, all das erklären und wird mit der Behandlung auch wieder weggehen. Zuerst hatte ich mega Hoffnung, dass ich irgendwann wieder Ich werden werde, aber nun mache ich mir langsam Sorgen, wie ich es bis zum Beginn der Behandlung, was noch einige Wochen dauern wird, durchhalten soll. Denn: Meine Familie fängt an, mich mit den Sachen zu konfrontieren, denen ich gerade so mit Mühe entkommen kann, und ich fühl mich so ultra nah am Rande des Amoklaufens.
Meine Mutter, ausgerechnet meine eigene Mutter, hat mir gerade eine "Standpauke" gehalten, dass mein Umgang mit den Familienmitgliedern nicht mehr "tragbar" ist und sie zwar alle verstehen, dass es mir schlecht geht, das aber nicht als Ausrede für alles gilt und dass das aufhören muss. Also meine Ungeduld, meine Verschlossenheit, meine Vergesslichkeit und Unzuverlässigkeit, meine Panik, die ich immer bekomme, wenn Leute mich auf etwas ansprechen, das mir "zu tief" geht, usw.
Sie kam auch noch in mein Zimmer hinein, also null Fluchtmöglichkeiten. Ich hatte wieder dieses einfach nur da sitzen und nichts denken können, bis sie weg war, aber dadurch konnte sie natürlich schön komplett alles rauslassen, was sie zu sagen hatte, und ich konnte gar nichts erklären.
Außerdem hat sie mir gesagt, dass sie mir nicht mehr glauben kann, wenn ich etwas über meinen Zustand behaupte, dass ich gefälligst mal die Wahrheit sagen solle und sie das alles nicht mehr glaube.
Also sie glaubt die Wahrheit nicht und will von mir Wahrheit hören. Was soll ich da tun? Mehr als Wahrheit kann ich nicht geben, aber die glaubt sie nicht.
Ich kann verstehen, dass die Leute sich gekränkt fühlen, wenn ich sie ständig vergesse. Aber ich kann das nicht ändern, weil es ja nichts ist, was ich extra tue, sondern etwas, das mein Körper mir "antut". Ich will ja auch gerne wieder alles erinnern können, was ich zu Leuen gesagt habe und sie zu mir, aber es GEHT NUN MAL NICHT. DAS IST JA GENAU MEIN PROBLEM.
Ich verspreche jemandem, dass ich gleich zu ihm komme, und dann stehe ich auf einmal da und frage mich "Was wollte ich gerade machen?" und dann sehe ich z.B. ungespültes Geschirr und denke mir "Ah, sicher wollte ich gerade dieses Geschirr spülen..." und fange damit an, und mittendrin denke ich mir "Wollte ich nicht irgendwas wichtiges tun?" und dann frage ich mich, ob vielleicht irgendein Fenster im Haus offen ist, das ich schließen wollte, und dann gehe ich auf die Suche nach offenen Fenstern, und dabei komme ich vielleicht ins Bad und frage mich "Hm, was wollte ich hier gerade?" und denke mir "Okay, ich bin im Bad, offensichtlich wollte ich mir wohl meine Zahnbürste holen..." dann sehe ich in den Spiegel, sehe meine Frisur durcheinander und bin auf einmal darauf fixiert und denke, ich hätte mich kämmen wollen... und so geht das immer und immer weiter.
Ich weiß ständig, dass ich eigentlich etwas anderes wollte, aber ich werde nur von Sache zu Sache weiter abgelenkt. Und dieses Wissen im Hinterkopf und Gefühl im Bauch, dass ich dauerhaft immer irgendetwas eventuell wichtiges vergessen habe, macht mich mega fertig.
Und dann erzählt mir Tage später die Person, der ich versprochen hatte, vorbeizuschauen, warum ich nicht gekommen sei. Ich kann mich nicht erinnern, ihr zugesagt zu haben, aber ich glaube ihr natürlich. Aber ich kann es nicht ändern. Ich weiß ja nicht mal mehr, dass wir miteinander gesprochen haben, verdammt.
Selbst aufschreiben nützt nichts, wenn ich den Zettel verlege oder vergesse oder etwas vergesse, bevor ich es aufschreiben kann. Manchmal erinnere ich mich auch an etwas, aber aus irgendeinem Grund, als wäre ich nicht ich selbst in diesem Momenten, erachte ich es für unwichtig und vergesse es wieder. Es ist so unkontrollierbar und alle verlangen, dass ich "einfach mal wieder normal werde".
All das sind Dinge, die mein Umfeld gerne "geändert" sehen will. Aber ich kann doch nichts daran tun, außer eben mein bestes mit Aufschreiben und immer wieder nachfragen zu versuchen. Das Problem ist - sie "glauben" mir nicht, dass all das wirklich so ist. Ich weiß nicht, was sie denken, vielleicht, dass ich faul bin und mich hinter einer simulierten Krankheit verstecke, aber es stimmt wirklich nicht und ich weiß nicht, wie ich all diese Dinge jemals jemanden glauben machen kann.
Ich habe z.B. auch extreme Wortfindungsstörungen. In Unterhaltungen rede ich sehr stockend und suche ständig nach Wörtern und vergesse, was gerade das Thema ist und was ich als nächstes sagen wollte. Das erweckt bei anderen offenbar den Anschein, als wäre ich ungeduldig und ungehalten und wollte sie abwimmeln und nicht mit ihnen reden. Und sie wollen, dass ich das auch "ändere". Ich solle "einfach wieder normal werden".
Das ist ein echt beschissene Forderung, wenn ich könnte, wäre das das erste, was ich tun würde, verdammt noch mal.
Natürlich kann ich verstehen, dass meine Probleme mein Umfeld belasten und ich versuche, nur zu anderen zu gehen, wenn ich eine gute Phase habe, und niemanden zu belasten, aber dann kommen sie wieder und wollen, dass ich mich nicht so zurückziehe und mal erzähle, was denn los ist und GOTT ES GIBT KEINE LÖSUNG FÜR DIESE SCHEISSE.
Hat jemand Erfahrung damit, jemandem aus der Familie solche unnachvollziehbaren Vorgänge in der eigenen Psyche und im eigenen Gehirn nachvollziehbar zu erklären? Sie haben mir ja schon gesagt, dass sie mir das, was ich "immer so erzähle", nicht mehr glauben. Aber das war ja schon die mildeste Form der Wahrheit. Und selbst mit der diagnostizierten HPU wollen sie sich nicht so recht beschäftigen und glauben einfach nicht, was wissenschaftlich nachgewiesen ist, nämlich das all das Symptome sind bzw. wahrscheinlich sind, dass mein Körper auf biochemischer Ebene Störungen hat und ich nicht einfach entscheiden kann, wieder "normal" zu sein.
Ich bin jetzt nach der Standpauke in meinem Zimmer und weiß, ich sollte runtergehen und mit jedem von ihnen reden, aber ich werde wieder nur nicht reden und nicht denken können und da sitzen und komisch nach Worten suchen und sie werden sich noch angegriffener fühlen.
Ich kann aber auch nicht bis meine Behandlung anschlägt allen aus dem Weg gehen, ich wohne im selben Haus
Es ist verflixt. Vor allem jetzt, wo ich endlich eine Diagnose habe nach all den Jahren, verliere ich plötzlich die Unterstützung meiner Leute. Können sie nicht noch ein paar Wochen einfach mich als "nicht ich selbst" betrachten, mir aus dem Weg gehen und keine Ahnung, sich über HPU belesen und dann, wenn ich wieder Ich werde, mit mir reden?
Solche Konfrontationen lösen halt in mir auch immer Zweifel aus, ob ich vielleicht wirklich nur simuliere und eigentlich gesund, aber als Persönlichkeit sehr schwach bin. Ich will einfach nur Konfrontationen aus dem Weg gehen, um ohne Zusammenbrüche durchzuhalten, bis es vorbei ist, es ist ja sogar ein Ende innerhalb der nächsten Monate abzusehen
Aber andererseits haben eben meine Familienmitglieder auch ein Recht, mich zu konfrontieren. Ach verdammt.
Vielen Dank an jeden, der bis hierhin mitgelesen hat. Ich habe mich bemüht, es ein bissl zu strukturieren. Wenn du schon bis hierhin gelesen hast, vielleicht fällt dir ja eine kleine Antwort ein. Ich würde, auch, wenn es schwächlich ist, darum bitten, mich nicht "anzugreifen" von wegen "das Leben ist nunmal hart, komm drauf klar". Ich bin wie gesagt wie ein rohes Ei. Ich weiß, dass jeder Probleme hat und die Welt hart ist und andere Leute viel größere Probleme haben, aber eine Konfrontation damit, wie unwichtig meine Probleme sind, bringt mich nur näher an besagten Amoklauf. Ich weiß, dass das egoistisch ist. Ich muss noch ein paar Wochen egoistisch bleiben, danach kann ich wieder der kümmerndste, karitativste Mensch werden, okay?
Also, vielen Dank euch allen und ein Schönes Wochenende noch!
Ich war lange nicht mehr hier, aber jetzt brauche ich akut Mitteilungsraum, also stellt euch auf ein bisschen Gelaber ein. Ich hoffe, es hilft mir, mich irgendwohin mitzuteilen, wo verständnisvolle Menschen mitlesen.
Ich bin physisch schon lange rätselhaft krank, Ärzteodyssee sondergleichen hinter mir und nie was gefunden. Symptome betreffen dabei so ziemlich alles am Körper mal mehr, mal weniger. Seit etwa einem 3/4 Jahr bemerke ich, dass... wie soll ich sagen, ich würde formulieren: Mein Gehirn "geht kaputt". Ich verliere immer mehr Erinnerungsvermögen, Kurzzeitgedächtnis, Konzentrationsvermögen, Wortschatz, Geduld, das Gefühl, wirklich noch ich selbst zu sein. Ich fühle mich dement (bin erst 20 Jahre alt...) und zunehmend psychisch krank. Ich habe angefangen, mir einzubilden, ein zweites Ich würde neben mir herlaufen und versuchen, mich durch den Alltag zu begleiten. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, auch wenn ich weiß, dass sie nicht wirklich da ist, aber ich weiß auch, dass das schon ein bissl Richtung Schizophrenie geht und kein gutes Zeichen ist. Auch wenn ich mir wünsche, sie wäre eine "vollausgebildete Halluzination", dann hätte ich sie wie einen echten Menschen immer für mich da. Fühlt sich komisch an, das so zuzugeben, das hab ich noch nie so formuliert.
Naja. Wie ihr seht, ist da einiges im Argen. Aber ich versuche viele Taktiken und Strategien, trotzdem einen normalen Alltag hinzubekommen. Doch sobald ich gezwungen bin, kognitive Leistungen (vor allem unter Zeitdruck) zu erbringen, oder eine Situation emotional "bedrohlich" wird, merke ich, wie mein gefühlt dementes Gehirn einfach an seine immer kleiner werdenden Grenzen stößt. Ich bin Studentin und nebenberuflich Bürohilfe, aber sobald ich auch nur einen Zettel in einen falschen Ordner sortiert habe, und mein Chef es bemerkt, will ich am liebsten kündigen und ihn nie wieder sehen, weil ich merke, dass ich völlig Amok laufen würde, wenn ich mich emotional damit auseinandersetzen muss, z.B. in einem Streit, unter Anschuldigungen z.B.
Ich will nicht irgendwann eingewiesen werden, weil ich anfange, wie ein Irrer rumzuschreien, Sachen zu zerstören und zu heulen, aber ich merke immer öfters, dass das jetzt gleich passiert, wenn ich nicht völlig emotional zu mache. Dieses emotional zu Machen sieht dann so aus, dass ich mit einem sehr tauben Gefühl da sitze, fast weine, aber nicht wirklich, und einfach nicht mehr reagiere, wenn jemand mich anspricht. Manchmal, wenn ich dann alleine bin, folgt eine Art "Anfall", bei dem ich stundenlang mit völlig leer geblasenem Hirn da sitze und einfach mit irgendwelchen Gliedmaßen zucke oder auf mich selber einschlage, und ich fühle mich wie ein rohes Ei ohne Schale, das zerplatzt, sobald irgendein Signal von der Außenwelt zu mir durchdringt.
Irgendwie wird einem erst klar, wie bescheuert das alles ist, wenn man es mal ausformuliert.
Jedenfalls wurde vor kurzem bei mir eine Stoffwechselstörung namens HPU diagnostiziert. Vermutlich lässt sich mit dieser Störung, die auf zellularer Ebene geschieht und viele körperliche, vor allem aber psychische Symptome auslösen kann, all das erklären und wird mit der Behandlung auch wieder weggehen. Zuerst hatte ich mega Hoffnung, dass ich irgendwann wieder Ich werden werde, aber nun mache ich mir langsam Sorgen, wie ich es bis zum Beginn der Behandlung, was noch einige Wochen dauern wird, durchhalten soll. Denn: Meine Familie fängt an, mich mit den Sachen zu konfrontieren, denen ich gerade so mit Mühe entkommen kann, und ich fühl mich so ultra nah am Rande des Amoklaufens.
Meine Mutter, ausgerechnet meine eigene Mutter, hat mir gerade eine "Standpauke" gehalten, dass mein Umgang mit den Familienmitgliedern nicht mehr "tragbar" ist und sie zwar alle verstehen, dass es mir schlecht geht, das aber nicht als Ausrede für alles gilt und dass das aufhören muss. Also meine Ungeduld, meine Verschlossenheit, meine Vergesslichkeit und Unzuverlässigkeit, meine Panik, die ich immer bekomme, wenn Leute mich auf etwas ansprechen, das mir "zu tief" geht, usw.
Sie kam auch noch in mein Zimmer hinein, also null Fluchtmöglichkeiten. Ich hatte wieder dieses einfach nur da sitzen und nichts denken können, bis sie weg war, aber dadurch konnte sie natürlich schön komplett alles rauslassen, was sie zu sagen hatte, und ich konnte gar nichts erklären.
Außerdem hat sie mir gesagt, dass sie mir nicht mehr glauben kann, wenn ich etwas über meinen Zustand behaupte, dass ich gefälligst mal die Wahrheit sagen solle und sie das alles nicht mehr glaube.
Also sie glaubt die Wahrheit nicht und will von mir Wahrheit hören. Was soll ich da tun? Mehr als Wahrheit kann ich nicht geben, aber die glaubt sie nicht.
Ich kann verstehen, dass die Leute sich gekränkt fühlen, wenn ich sie ständig vergesse. Aber ich kann das nicht ändern, weil es ja nichts ist, was ich extra tue, sondern etwas, das mein Körper mir "antut". Ich will ja auch gerne wieder alles erinnern können, was ich zu Leuen gesagt habe und sie zu mir, aber es GEHT NUN MAL NICHT. DAS IST JA GENAU MEIN PROBLEM.
Ich verspreche jemandem, dass ich gleich zu ihm komme, und dann stehe ich auf einmal da und frage mich "Was wollte ich gerade machen?" und dann sehe ich z.B. ungespültes Geschirr und denke mir "Ah, sicher wollte ich gerade dieses Geschirr spülen..." und fange damit an, und mittendrin denke ich mir "Wollte ich nicht irgendwas wichtiges tun?" und dann frage ich mich, ob vielleicht irgendein Fenster im Haus offen ist, das ich schließen wollte, und dann gehe ich auf die Suche nach offenen Fenstern, und dabei komme ich vielleicht ins Bad und frage mich "Hm, was wollte ich hier gerade?" und denke mir "Okay, ich bin im Bad, offensichtlich wollte ich mir wohl meine Zahnbürste holen..." dann sehe ich in den Spiegel, sehe meine Frisur durcheinander und bin auf einmal darauf fixiert und denke, ich hätte mich kämmen wollen... und so geht das immer und immer weiter.
Ich weiß ständig, dass ich eigentlich etwas anderes wollte, aber ich werde nur von Sache zu Sache weiter abgelenkt. Und dieses Wissen im Hinterkopf und Gefühl im Bauch, dass ich dauerhaft immer irgendetwas eventuell wichtiges vergessen habe, macht mich mega fertig.
Und dann erzählt mir Tage später die Person, der ich versprochen hatte, vorbeizuschauen, warum ich nicht gekommen sei. Ich kann mich nicht erinnern, ihr zugesagt zu haben, aber ich glaube ihr natürlich. Aber ich kann es nicht ändern. Ich weiß ja nicht mal mehr, dass wir miteinander gesprochen haben, verdammt.
Selbst aufschreiben nützt nichts, wenn ich den Zettel verlege oder vergesse oder etwas vergesse, bevor ich es aufschreiben kann. Manchmal erinnere ich mich auch an etwas, aber aus irgendeinem Grund, als wäre ich nicht ich selbst in diesem Momenten, erachte ich es für unwichtig und vergesse es wieder. Es ist so unkontrollierbar und alle verlangen, dass ich "einfach mal wieder normal werde".
All das sind Dinge, die mein Umfeld gerne "geändert" sehen will. Aber ich kann doch nichts daran tun, außer eben mein bestes mit Aufschreiben und immer wieder nachfragen zu versuchen. Das Problem ist - sie "glauben" mir nicht, dass all das wirklich so ist. Ich weiß nicht, was sie denken, vielleicht, dass ich faul bin und mich hinter einer simulierten Krankheit verstecke, aber es stimmt wirklich nicht und ich weiß nicht, wie ich all diese Dinge jemals jemanden glauben machen kann.
Ich habe z.B. auch extreme Wortfindungsstörungen. In Unterhaltungen rede ich sehr stockend und suche ständig nach Wörtern und vergesse, was gerade das Thema ist und was ich als nächstes sagen wollte. Das erweckt bei anderen offenbar den Anschein, als wäre ich ungeduldig und ungehalten und wollte sie abwimmeln und nicht mit ihnen reden. Und sie wollen, dass ich das auch "ändere". Ich solle "einfach wieder normal werden".
Das ist ein echt beschissene Forderung, wenn ich könnte, wäre das das erste, was ich tun würde, verdammt noch mal.
Natürlich kann ich verstehen, dass meine Probleme mein Umfeld belasten und ich versuche, nur zu anderen zu gehen, wenn ich eine gute Phase habe, und niemanden zu belasten, aber dann kommen sie wieder und wollen, dass ich mich nicht so zurückziehe und mal erzähle, was denn los ist und GOTT ES GIBT KEINE LÖSUNG FÜR DIESE SCHEISSE.
Hat jemand Erfahrung damit, jemandem aus der Familie solche unnachvollziehbaren Vorgänge in der eigenen Psyche und im eigenen Gehirn nachvollziehbar zu erklären? Sie haben mir ja schon gesagt, dass sie mir das, was ich "immer so erzähle", nicht mehr glauben. Aber das war ja schon die mildeste Form der Wahrheit. Und selbst mit der diagnostizierten HPU wollen sie sich nicht so recht beschäftigen und glauben einfach nicht, was wissenschaftlich nachgewiesen ist, nämlich das all das Symptome sind bzw. wahrscheinlich sind, dass mein Körper auf biochemischer Ebene Störungen hat und ich nicht einfach entscheiden kann, wieder "normal" zu sein.
Ich bin jetzt nach der Standpauke in meinem Zimmer und weiß, ich sollte runtergehen und mit jedem von ihnen reden, aber ich werde wieder nur nicht reden und nicht denken können und da sitzen und komisch nach Worten suchen und sie werden sich noch angegriffener fühlen.
Ich kann aber auch nicht bis meine Behandlung anschlägt allen aus dem Weg gehen, ich wohne im selben Haus
Es ist verflixt. Vor allem jetzt, wo ich endlich eine Diagnose habe nach all den Jahren, verliere ich plötzlich die Unterstützung meiner Leute. Können sie nicht noch ein paar Wochen einfach mich als "nicht ich selbst" betrachten, mir aus dem Weg gehen und keine Ahnung, sich über HPU belesen und dann, wenn ich wieder Ich werde, mit mir reden?
Solche Konfrontationen lösen halt in mir auch immer Zweifel aus, ob ich vielleicht wirklich nur simuliere und eigentlich gesund, aber als Persönlichkeit sehr schwach bin. Ich will einfach nur Konfrontationen aus dem Weg gehen, um ohne Zusammenbrüche durchzuhalten, bis es vorbei ist, es ist ja sogar ein Ende innerhalb der nächsten Monate abzusehen
Aber andererseits haben eben meine Familienmitglieder auch ein Recht, mich zu konfrontieren. Ach verdammt.
Vielen Dank an jeden, der bis hierhin mitgelesen hat. Ich habe mich bemüht, es ein bissl zu strukturieren. Wenn du schon bis hierhin gelesen hast, vielleicht fällt dir ja eine kleine Antwort ein. Ich würde, auch, wenn es schwächlich ist, darum bitten, mich nicht "anzugreifen" von wegen "das Leben ist nunmal hart, komm drauf klar". Ich bin wie gesagt wie ein rohes Ei. Ich weiß, dass jeder Probleme hat und die Welt hart ist und andere Leute viel größere Probleme haben, aber eine Konfrontation damit, wie unwichtig meine Probleme sind, bringt mich nur näher an besagten Amoklauf. Ich weiß, dass das egoistisch ist. Ich muss noch ein paar Wochen egoistisch bleiben, danach kann ich wieder der kümmerndste, karitativste Mensch werden, okay?
Also, vielen Dank euch allen und ein Schönes Wochenende noch!