Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Catrina
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Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Hallo,
Ich hoffe, ich finde hier irgendjemanden, der mir erklären kann, wie es sich für einen Depressiven anfühlt, dass das sexuelle Interesse an der Partnerin erloschen ist.
Ich komme nicht klar damit, dass mein Freund quasi von heute auf morgen keine Lust mehr empfindet, empfinden will... Ich weiß es ha nicht!

Am 15. Januar noch haben wir eine wundervoll intime Nacht und einen bezaubernden Tag danach miteinander verbracht...

Eine Woche später gehe ich auf Dienstreise, komme wieder und darf ihn nicht mal umarmen!
Er sagt seitdem, es liegt nicht an mir, er wolle keinen Koroerkontakt, und ich müsse das akzeptieren.

Ich kann es nicht nachvollziehen, verschwindet dieser Wunsch, den anderen zu berühren, wirklich so komplett?

Er hat mir erklärt, er habe lernen müssen, seine Gefühle auszuschalten, weil er sonst vor Kummer und Sorge wahnsinnig geworden wäre (er kommt aus Syrien, wo seine Eltern und Schwester noch leben und er ständig Angst um sie hat. Hinzu kommt die Sorge, aus D wieder wegzumüssen, nie in seinem Beruf arbeiten zu dürfen - er ist Arzt und muss entsprechend hier viel lernen, um zugelassen zu werden. Was haben wir mit den Behörden gekämpft!)

Das kann ich natürlich nachvollziehen.

Und gerade in der Zeit im Januar war der seelische Druck bei ihm enorm.

Erst letzte Woche hat er mir erklärt, Sex sei ihm komplett unwichtig, er denke nie daran.
Und einmal hat er mir auch gesagt, er sei froh, kein sexuelles Bedürfnis mehr zu haben, keine Emotionen mehr... In seinen früheren Freundschaften sei das nur mit Schmerz verbunden gewesen... Und so, ohne Gefühle, sei doch alles besser.

Aber er HATTE sie doch! Wir WAREN intim, und es ging von ihm aus, er wollte es...

Ich bin so traurig, nehme es a) persönlich ("es liegt sicher an mir, er liebt und begehrt mich eben nicht mehr") und b) weiß ich nicht, ob ich auf Küssen und mehr echt verzichten möchte.

Wie gehen andere damit um?
Aber explizit die Frage an depressive Männer: ist die Lust auf eure Frau / Freundin wirklich einfach w e g? Obwohl ihr sie liebt?

Danke für eure Antworten.
somebody
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von somebody »

Hallo Catrina,
ich bin zwar kein Mann, aber ich kenne es als Betroffene auch von mir, dass während es mir sehr schlecht geht bzw. ich eine depressive Phase habe, ich kein Bedürfnis nach Intimität habe. Teils ist es mir fast schon unangenehm gewesen, weil ich merkte, dass bei mir einfach nichts ankommt. Mein Partner umarmte mich, berührte mich, küsste mich usw. aber es drang kein Gefühl zu mir durch. Mein Körper fühlte sich wie eine gefühlslose Hülle an. Zu wissen, dass ich Intimitäten eigentlich genieße, dies aber in der Situation so gar nicht der Fall war, bereitete mir Unbehagen. Mein Partner hatte ebenfalls Depressionen, kannte aber dieses Gefühl bei sich so gar nicht. Er hatte dann ähnliche Zweifel und Gedanken wie du es beschreibst. Wenn es mir besser ging, hatte ich durchaus Verlangen nach Intimität, sie war also nicht für immer "ausgestorben". Es kann also ganz unterschiedlich sein.
Ich hoffe ich konnte dir zumindest ein ganz klein bisschen weiterhelfen,
viele Grüße,
somebody
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Vielen lieben Dank, somebody!
Und ich nehme an, wenn er dann mit Unverständnis reagierte, fühltesr du dich unter Druck gesetzt, so dass du noch verkrampfter warst?
Das sagt mir mein Freund.
somebody
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von somebody »

bingo! ;) genau so war es. Auch wollte ich ihm so gerne die Bedürfnisse erfüllen, auch weil ich Angst hatte ihn sonst vllt zu verlieren. Umso mehr ich seine Erwartungshaltung zu spüren bekam bzw. ich mich selbst unter Druck setzte, desto weniger ging bei mir. Schaffte er es jedoch, seine Bedürfnisse nicht zu stark zu zeigen/einzufordern und ich meine eigene Erwartungshaltung zurückzuschrauben, hat es auch eher geklappt.
Viele Grüße,
somebody
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Darf ich nochmal nachhaken:
Früher, vor deiner Erkrankung, gab es doch sicher Momente, wo du deinen Partner angeschaut hast und einfach nur dachtest "er ist sooooo süß, ich muss ihn jetzt küssen!". Und das aich getan hast.
Ist das komplett weg in diesen libudofreien Phasen?
Ich kann das nicht nachvollziehen, dass Gefühle, Bedürfnisse sich so komplett verabschieden, man den anderen aber noch liebt.
Wenn sich bei mir Gefühle, Bedürfnisse verabschiedeten, war klar: Ich bin nicht mehr verliebt.

Er konnte früher nicht aufhören, mir tief in die Augen zu schauen, sagte, sie lösen Gefühle ohne Ende in ihm aus.
Und jetzt? Schaut er weg, sobald ich versuche, diesen Blickkontakt wieder aufzubauen.
Das heißt für mich eher, er will gar nicht wieder fasziniert werden...
Wisst ihr, was ich meine?

Wie schon andere hier schreiben... Wollen, können... Wo ist die Grenze...

Ein schönes Wochenende allen, ich mache es mir auch ohne ihn schön!
BadewanneVollGeld
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von BadewanneVollGeld »

Also bei mir gibt es diese Momente immer noch - halt an guten Tagen.
An schlechten Tagen ertrage ich seine Berührungen oftmals nicht.. Manchmal denke ich "naja, lass es einfach über dich ergehen, vielleicht wirds dann besser", wird es aber nicht. An nicht sooo schlechten Tagen hilft es, wenn ich ihn ein bisschen streichle, er mich aber nicht.. aus irgendeinem Grund macht das für mich einen Unterschied. Das funktioniert aber nur, wenn das von mir kommt und nicht, wenn er es vorschlägt...

Dass du das nicht nachvollziehen kannst, kann ich gut verstehen. Ich hätte es vor meiner Erkrankung auch nicht nachvollziehen können.
somebody
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von somebody »

Hallo Catrina,
ja, diese Momente gab es immer wieder, dass ich beim Anblick von ihm einfach nur merkte, wie ich ihn liebte. Bei mir war es jedoch so, in depressiven Phasen fehlten mir sämtliche Gefühle. Ich bin dann komplett Gefühlslos. Ich fühle dann auch keine Liebe mehr, da es ja auch ein Gefühl ist.

Das "Gefühl" der Gefühlslosigkeit kann man sich glaube ich nur sehr sehr schwer bis gar nicht vorstellen, wenn man es selbst nicht erlebt hat. Vielleicht kann man es sich besser vorstellen, wenn man die körperliche Ebene als Vergleich nimmt. Wenn einem das Bein komplett eingeschlafen ist, sodass es Anfangs nicht mal bizzelt, ist es manchmal einfach nur taub. Es ist nicht benutzbar. Aber man weiß, wie es sein sollte. Man sollte Druck, Schmerz, Temperatur usw. spüren und das Bein besser steuern können. Ähnlich ist es mit der Gefühlslosigkeit auf der Seelischen Ebene. Man ist komplett taub, aber man weiß, dass es eigentlich anders sein sollte. So war es bei zumindest. Geht es einem besser, taut man förmlich auf, es ist auf einmal wieder alles beim alten(wie beim eingeschlafenen Bein, das nach kurzer Zeit wieder genauso funktioniert wie vorher(Motorik, Druckempfinden usw..).
Das Bedürfnis nach Intimität ist zurück, Gefühle sind zurück, auch merkt man wieder die Liebe zum Partner. Ich habe dann auch wieder auf ein "Ich liebe dich" antworten können.
Catrina hat geschrieben:Schaut er weg, sobald ich versuche, diesen Blickkontakt wieder aufzubauen.
Das heißt für mich eher, er will gar nicht wieder fasziniert werden...
Möglicherweise ist ihm der direkte Augenkontakt unangenehm, da es ihm aufzeigt, was er gerade nicht erfüllen kann? Ich kenne diese Situation nicht wirklich, kann daher hier auch nur Vermutungen anstellen.

was BadewanneVollGeld schreibt:
BadewanneVollGeld hat geschrieben:An schlechten Tagen ertrage ich seine Berührungen oftmals nicht.. Manchmal denke ich "naja, lass es einfach über dich ergehen, vielleicht wirds dann besser", wird es aber nicht. An nicht sooo schlechten Tagen hilft es, wenn ich ihn ein bisschen streichle, er mich aber nicht.. aus irgendeinem Grund macht das für mich einen Unterschied. Das funktioniert aber nur, wenn das von mir kommt und nicht, wenn er es vorschlägt...
, das kenne ich auch von mir.
Ich hatte teils versucht es "über mich ergehen zu lassen", hatte mich dazu "gezwungen". Ich habe aber mit der Zeit gemerkt, dass es besser für mich war, mich nicht zu zwingen, sondern nur das zu machen, was einfach gerade geht. Wenn nichts geht, habe ich versucht das für mich hinzunehmen.

An mittelmäßigen Tagen musste ich es einfach ganz langsam angehen und schauen, dass alle anderen Bedingungen(Stimmung, Atmosphäre, Romantik...) möglichst förderlich sind. Dann war auch an mittelmäßigen Tagen, also nicht zu depressiven eine wunderschöne Intimität möglich.

Ich hoffe, das kann dir weiterhelfen,
viele Grüße,
somebody

PS: Ich schreibe in der Vergangenheit, da ich seit einigen Monaten wieder Single bin. Es hat für mich einfach zu vieles in der Beziehung nicht mehr gestimmt und Änderungsversuche waren nicht erfolgreich.
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Vielen Dank für eure Antworten. Ich hab natürlich viel zum Thema gelesen, seitdem ich weiß, dass er depressiv ist. Auch das mit dem Gefühl der Gefühllosigkeit wurde dort erklärt, aber es ist wirklich nicht nachvollziehbar.

Vielleicht liegt es daran, dass er mit mir lacht, augenscheinlich Spaß hat... so dass ich denke "er scheint doch Freude und Humor empfinden zu können, das sind doch auch Gefühle?" ... dann lese ich wieder, es sei ja nicht so, dass man als Depressiver nur teilnahmslos im Bett liegt... denn ja! Er funktioniert ja! Geht seinen tagtäglichen Pflichten nach, macht Witzchen.... aber oft höre ich einen Unterton der Bitterkeit und des Zweifels, der Zukunftsangst.... und auch, dass er immer wieder froh ist, wenn er sich nach Hause zurückziehen kann.

Er gibt sich extreme Mühe, dass ich mich wohl fühle, trifft sich mit mir, wenn er lieber allein zu Hause wäre, erfüllt mir meine Wünsche und reagiert sehr empört, wenn ich ihm erzähle, dass meine Therapeutin (die ich erst seit 3 Wochen aufsuche, und auch nicht wegen Depressionen, sondern allgemeiner Unzufriedenheit) ihn als undankbaren Prinzen darstellt, der nur an sich denkt...

Manchmal möchte ich alles hinschmeißen, mir auch einfach einen suchen, der mir mal wieder zeigt, dass ich begehrenswert bin... es nervt so sehr, dass ich von ihm nur Positives zu hören bekomme, wenn ich ausraste.

Das liegt sicher nicht nur an seiner Depression, aber sie verstärkt seine Zurückhaltung, die verbale wie die intime.

Wie lange dauern denn solche Phasen an?
somebody
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von somebody »

Hallo Catrina,
Catrina hat geschrieben:Vielleicht liegt es daran, dass er mit mir lacht, augenscheinlich Spaß hat... so dass ich denke "er scheint doch Freude und Humor empfinden zu können, das sind doch auch Gefühle?"
ICh kann nur beschreiben, wie ich es von mir kenne. Ich versuche oft, mir meine eigentliche Stimmung mir nicht anmerken zu lassen, andererseits war ich auch oft unfähig, diese Maske "abzunehmen" und mein Innerstes zu zeigen, wenn ich wollte. nach Außen hin konnte ich oft lachen, scherzen, funktionieren. Innen drin sah es oft ganz anders aus. Wenn es mir sehr schlecht geht, kann ich überhaupt nicht lachen, auch bei Dingen, die ich sonst echt zum Lachen finde. Wenn es mir mäßig schlecht geht, sitzt oftmals noch meine Maske, nach außen hin dringt kaum, wie es mir geht. Wenn es mir gut geht, Lache ich ich laut, herzhaft und lang. Ich interagiere dann auch nochmal anders. Diese Unterschiede merken außer mir selber aber meist nur die, die mich sehr sehr gut kennen und aber auch eine gute Beobachtungsgabe haben.
Catrina hat geschrieben:Er gibt sich extreme Mühe, dass ich mich wohl fühle, trifft sich mit mir, wenn er lieber allein zu Hause wäre, erfüllt mir meine Wünsche und reagiert sehr empört, wenn ich ihm erzähle, dass meine Therapeutin (die ich erst seit 3 Wochen aufsuche, und auch nicht wegen Depressionen, sondern allgemeiner Unzufriedenheit) ihn als undankbaren Prinzen darstellt, der nur an sich denkt...
Ich denke, es ist immer schwierig, einen Mittelweg zu finden. Aber wenn du schon schreibst, dass du seine Bemühungen wahrnimmst, finde ich, ist das schon super. ICh denke, es tut ihm sicher auch gut, dazu eine positive Rückmeldung zu geben. Andererseits weiß ich natürlich auch nicht, wie eure Beziehung sonst so ist. Denn eine Depression schließt ja nicht aus, dass die Person auch bestimmte Charakterzüge inne hat(Mein Expartner war z.B. recht egozentrisch. Das von seinen depressiven Bedürfnissen abzugrenzen war nicht immer einfach) . Da ist es auch ganz wichtig, unbedingt für sich zu sorgen und auch Grenzen zu ziehen. Dass du dir therapeutische Unterstützung gesucht hast, kann da ein ganz guter Weg sein, um nicht selber unterzugehen. Andererseits ist es auch gut möglich, dass deine Therapeutin einfach gerade deinen Freund anders einschätzt, als er ist, da sie ihn vermutlich erst aus wenigen Erzählungen "kennt". Aber es kann auch so sein, dass deine Therapeutin da genau den richtigen Eindruck hat und du vielleicht manches Verhalten hinnimmst, das gar nicht der Depression geschuldet ist.
Catrina hat geschrieben:Wie lange dauern denn solche Phasen an?
Wenn du die Dauer einer depressiven Phase meinst, das ist so unterschiedlich wie die Menschen selbst. Ich kenne von mir extreme Phasen, die nur wenige Tage dauern und weniger extreme für einige Wochen. Sie können aber auch viele Monate und länger anhalten, soweit ich weiß
viele Grüße,
somebody
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Auch wenn das Thema hier nicht so wichtig zu sein scheint (komisch, bin ich denn die Einzige, die darunter leidet, von demjenigen, den ich selbst liebe und begehre, nicht mehr gewollt zu werden???): Ich schreibe hier weiter, statt ein neues Posting zu schreiben, da hier schon das Meiste zu uns steht.

Mir geht es in den letzten Tagen richtig, richtig schlecht. Langsam denke ich, ich werde auch depressiv, aber da ich eher zu Fress-Attacken neige als zum vielzitierten Gewichtsverlust, ist es wohl eher etwas Anderes.

Mein "Freund" (langsam mag ich ihn nicht mehr so nennen) meldet sich immer weniger bei mir - zwar schreibt er brav seinen "guten Morgen zwei Smileys" Gruß, um den ich ihn gebeten habe. Aber an manchen Tagen kommt sonst NICHTS; nicht mal abends ein kurzes "Wie war dein Tag?" Und da ich ihm nicht hinterherlaufen will und ihn nicht nerven will, schreibe ich auch nicht. Was MIR natürlich weh tut, weil ICH gleich denke "er interessiert sich nicht mehr für mich, darum meldet er sich nicht".
Ich bin soweit, dass ich alles, was von ihm kommt, wenn denn was kommt, negativ auffasse, obwohl ich weiß, dass er vieles gar nicht böse meint.

Aber allein die Tatsache, dass er mich behandelt wie die Bäckereifachverkäuferin an der Fleischtheke des Discounters - distanziert, höflich -, und ich ihm extra Szenen mache, damit er überhaupt mal ein Gefühl mir gegenüber an den Tag legt, ist doch meinerseits krank, oder?!?!

Sagt er mir, dass er am Samstag nur 3 Stunden Zeit für mich hätte, sage ich beleidigt, dass ich ihn dann gar nicht sehen will.
Sagt er mir Sonntag, dass er mich an dem Tag auch nicht sehen könne, weil er nun Muskelkater habe vom Sport vom Samstag, mache ich erst recht eine Szene, dass sein Sch.. Sport ihm wichtiger sei als ich...

Ich WILL so nicht sein, aber er ist so kalt geworden, dass mir sogar ein STREIT lieber ist als diese Ignoranz. Und dann droht er mir (beinahe "natürlich", möchte ich sagen), dass er mir DANN aber während oder wegen eines Streits alles vor die Füße wirft.

Ich mag ihn schon gar nicht mehr sehen, weil ich weiß, ich sehne mich nach dem alten ER, der mich verliebt und begeistert anschaute, der Körperkontakt suchte, der gerne mit mir zusammen war.... das alles spüre ich überhaupt nicht mehr; er trifft sich nur noch aus Pflichtbewusstsein mit mir, habe ich den Eindruck, will es eigentlich gar nicht.
Und wenn er es dann tut, so wie Montag, wo er das vermurkste Wochenende wohl wieder gutmachen wollte (warum eigentlich, wenn er doch sagt, er habe keine Gefühle mehr für mich außer Freundschaft), dann sagt er zwar, er lade mich zum Essen ein, aber um dann gleich hinzuzufügen "aber günstig muss es sein".
Und will danach sofort nach Hause, wo wir sonst früher noch Stunden spazieren waren,Hauptsache zusammen.

Ich glaube ihm zwar, dass ich ihm irgendwo wichtig bin. Aber ich spüre bei meinen Kollegen mehr Zuneigung zu mir als bei dem Mann, den ich liebe und von dem ich dachte, er täte das auch.
Ich weine jeden Tag, um mich, um ihn, um uns.... sehe keine Besserung (er will keine Therapie, warum auch immer) und will ihm doch auch nicht sagen, dass ich ihn aufgebe.

Ich will ihn sehen, will ihn aber nicht sehen. Es tut weh, ihn zu sehen. Es tut weh, ihn nicht zu sehen.

Und immer, immer wieder denke ich, dass IHM das doch alles vollkommen egal ist, ICH ihm vollkommen egal bin...
lucky8
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von lucky8 »

Hallo Catrina,
du bist hier sicher nicht die Einzige, der es so geht. Es geht uns allen schlecht, wenn wir den Menschen, in den wir uns verliebt haben, nicht mehr haben.
Mein Lebensgefährte ist nun schon seit mehr als vier Jahren krank. Seine Gefühle sind gleich null, das weiß ich, weil nur ganz wenig Liebe und Zärtlichkeit bei mir ankommt. Er sagt, dass er mich lieb hat, es aber nicht zeigen kann und dass die Medikamente ihn dämpfen und gefühllos machen. Ich bin ab und zu ganz am Boden, weil alles, was zu einer "richtigen" Beziehung gehört, nicht mehr vorhanden ist. Meistens kann ich damit leben, ich kümmere mich jetzt mehr um mich, geh mit meiner Freundin aus und werde mit ihr eine Woche in Urlaub fahren. Mit ihm lebe ich ähnlich wie Bruder und Schwester zusammen. Ich habe auch nicht die Hoffnung, dass sich noch viel ändert. Ich kann damit leben weil ich (denke ich mal) viel älter bin als du. Ich weiß ja nicht, wie lange du diese Situation noch aushalten kannst, aber wenn du das Gefühl hast, es geht nicht mehr, ziehe einen Schlussstrich. Den alten Liebsten wirst du nicht mehr zurück bekommen. Die Krankheit verändert den ganzen Menschen.... das ist meine Meinung....
Liebe Grüße
lucky
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Liebe Lucky,
Danke für deine Antwort.
Ich habe natürlich auch schon von dir und deinem Partner gelesen.

Ist denn dein Partner nicht medikamentös eingestellt?
Ich habe eine Freundin, der es richtig gut geht, seitdem sie auf das richtige AD eingestellt ist.
Darum frag ich mich ja auch, warum es vielen immer noch so schlecht geht, die in Behandlung sind
Naiv vielleicht von mir.

Bei ihm, der ja nicht in Behandlung WILL, habe ich daher noch Hoffnung... Manchmal denke ich, ich bin die Kranke, weil ich mir zu viele Gedanken mache.

Ihn aufgeben? Noch tut er mir ab und zu auch gut, und solange ich ihm Gefühle entgegenbringen, werde ich das nicht tun.
Er ist ein wertvoller Mensch, anders als die Männer, die ich in den letzten 7 Jahren kennengelernt hatte.



Noch ne naive Frage: wie kann man jemanden lieb haben, wenn man nichts mehr fühlt?
Das
lucky8
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von lucky8 »

Liebe Catrina,
deine "naive" Frage kann ich dir nicht beantworten. Manchmal kommt ja so etwas wie richtige Zuneigung rüber... =) Es gibt auch bei ihm auf und ab, aber so richtig liebhaben kann er nicht zeigen. Mir fehlt auch die körperliche Zuneigung. Aber es geht halt wegen fehlender Emotionen und den Medikamenten nicht.... Ja, er ist medikamentös eingestellt, aber das hilft seinem Gefühlsleben nur wenig. Es hilft ihm, nicht niedergeschlagen zu sein, aber es reicht nicht, wieder der Mensch zu werden, der er einmal war und den ich lieben gelernt hatte. Ich bleibe trotzdem bei ihm, weil ich keinen anderen Mann mehr möchte. Noch einmal auf jemanden einstellen (ich war vorher 30 Jahre verheiratet) nach ihm, möchte ich nicht.
Ich denke, du bist noch viel jünger, da ist es einfacher, noch einmal von neuem anzufangen.
Mein Partner hat schon einige AD´s ausprobiert, das jetzige ist das beste, was er bisher hatte. Jeder Mensch reagiert anders, bei einigen hilft es echt gut, bei vielen so gut wie gar nicht. Ich versuche ihn zu unterstützen, manchmal flippe ich aus. Aber da er immer noch mit mir zusammen ist und meine "Ausraster" aushält, glaube ich ihm, dass er mich lieb hat.
Wenn du ihn nicht verlassen willst, musst du ihn unterstützen, wenn er es will, ihn treffen, wenn er es braucht und für ihn da sein. Ich denke, dass du das zumindest für einige Zeit schaffst. Lass dir Zeit zu entscheiden, was für d i c h das Beste ist. Du bist am wichtigsten. Du musst dein Leben mit dir verbringen, da bleibt dir nichts anderes übrig =)
Liebe Grüße
lucky
RezDep
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Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von RezDep »

Hy,
Noch ne naive Frage: wie kann man jemanden lieb haben, wenn man nichts mehr fühlt?
Ich glaube, es muss zwischen dem grundsätzlich vorhandenem Gefühl und dem aktuellen unterschieden werden.
Ich hab ziemlich lange meinem (Ex)Freund nichts mehr gegenüber empfinden können, aber das lag daran, dass mir wirklich ALLES egal war (nicht nur er). Dieses Gefühl von Gefühllosigkeit kann man glaub ich echt nicht beschreiben. Ich fands total schlimm an mir. Du weißt, dass du deinen Partner lieben/umarmen sonstwas müßtet, vor allem, weil er alles für dich tut, und du empfindest nichts und es ist dir egal. ABER: das war über einen begrenzten Zeitraum. Jetzt hat mich wieder eine depressive Episode erwischt, wo aber dieses Gefühl komplett fehlt. Auch bei der, wo es so extrem war, verschwand das (Nicht-)Gefühl mit Besserung (nicht verschwinden) der Episode. Gefühle waren auch wieder da. Ich hatte bei mir das Gefühl, als wären GEfühle usw. förmlich einbetoniert, kein rankommen - grundsätzlich waren sie aber da, nur nicht erreichbar.
Ich hoffe, du kannst etwas mit der Erklärung anfangen.

Depression hin oder her: wichtig ist es (umso mehr, je kränker der Partner ist), dass du dich um dich kümmerst, schaust, wo deine Grenzen sind, was du brauchst usw. Sonst gehst du u. U. auch irgendwann vor die Hunde. Und Kräfte, um deinen Partner zu unterstützen sind dann auch keine mehr da ;)

Alles Gute
Kessy
tomausle
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Registriert: 22. Apr 2016, 16:54

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von tomausle »

Catrina, bei den Problemen, wenn nicht gar Katastrophen, die Dein Freund durchleidet, ist eine Depression geradezu kausal.
Bei einer Depression befindet sich die Libido und auch der Wunsch nach Zärtlichkeit unterhalb des Gefrierpunktes. Mit Dir hat das vermutlich nichts aber auch gar nichts zu tun. Da geht einfach nichts mehr. Da eine Depression nicht ewig dauert ist wohl vor allem Geduld gefragt. Hinterher wird es dann umso schöner. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Lasse Dich nicht runterziehen.
lucky8
Beiträge: 477
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von lucky8 »

@tomausle
wer sagt, dass die Depression nicht ewig dauert? Bei meinem Partner dauert sie jetzt viereinhalb Jahre... das ist ewig.... Und es ist zwar ein Besserung da, aber kein Ende in Sicht....
Ich wünsche Catrina, dass es bei ihr schnell wieder gut wird....
liebe Grüße
lucky
Catrina
Beiträge: 91
Registriert: 2. Apr 2016, 09:32

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Liebe Kessy,

vielen Dank für deine Ausführungen. Du hast recht, ich kann mir das nur ansatzweise vorstellen, wie es sein könnte, nichts zu fühlen. Und dieser Ansatz ist winzig. Aber ich muss es wohl hinnehmen - so, wie er meine Wut und Verständnislosigkeit nicht nachvollziehen kann (manchmal denke ich, er findet wirklich, dass alles schick und schön ist zwischen uns, vor allem, weil ich ja - denkt er - über seine Situation am besten Bescheid weiß, da ich alles hautnah miterlebt habe).

Ich wünsche dir, dass du nie wieder in dieses Gefühl der Gefühllosigkeit abgleitest (wobei ... anscheinend fühlen sich manche ja darin wohl).

Lieber Tom,
von dir hatte ich im anderen Forumsteil schon gelesen und wollte darauf eingehen, weil du Dinge geschildert hast, die ich nachvollziehen konnte. Ich freue mich, dass du hier als Mann einmal deine Meinung schreibst. Denn auch wenn vielleicht ein empörter Aufschrei durch die Reihen geht: Ein Mann denkt ja doch anders über und an Sex als eine Frau (sehr generalisiert, aber bleiben wir doch bei der Wahrheit).
Und wenn mir eben dann ein Mann bestätigt, dass in einer Depression oder auch unter den Umständen, die mein Freund durchmacht, keinerlei Trieb mehr vorhanden ist, dann beruhigt mich das.
Ich hoffe, ihr lieben Antworterinnen nehmt es mir nicht übel!

Aber liebe Lucky, ich stimme dir zu... viereinhalb Jahre sind verdammt lang. So lange könnte ich nicht durchhalten, glaube ich. Er schon.

Ich merke, dass ich entweder immer ruhiger oder gleichgültiger werde... weiß noch nicht, was mir lieber wäre.

Ich danke euch jedenfalls, dass ihr mir hier antwortet und Geduld mit meiner Ungeduld habt!

Allen einen schönen Abend,
liebe Grüße
C.
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Botus »

Wenn Mensch die Erfahrung macht, dass er im partnerschaftlichen Bereich überhaupt nichts machen muss (also null Bemühen zeigen, null Einsatz zeigen, durch innere und äußere Abwesenheit glänzen...), um bei Partnern den Effekt auszulösen, dass die ihn unbedingt wollen (immer da sind, alles tun, ewig warten, ewig hoffen...), kann man nicht erwarten, dass dieser Mensch sich ändert, denn schließlich ist sein Verhalten ja von enormem "Erfolg" (ich schreib` das mal in Anführungszeichen) gekrönt.

Man bekommt bei solchen Verhältnissen keine Lösung hin, wenn man nur das Verhalten von einem der beiden Beteiligten betrachtet.

Um ein vollständiges Bild von der Lage zu erhalten, muss man auch das Handeln der anderen Seite sehen. Man sollte beachten: Nur wenn die jeweils andere Seite ein solches Spiel mitspielt, ist das Ganze überhaupt erst möglich. Anders gesagt: Damit solche Verhältnisse möglich sind, brauchst Du zwei Puzzle-Stücke, die genau zusammen passen. Das ist nicht als Kritik gemeint, sondern nur als Erklärung. Eine Seite kann alleine ein solches Verhältnis nicht zustande kriegen. Die andere Seite muss mitspielen, nur dann ist die Herstellung eines solchen Verhältnisses möglich.

Man ist also nicht machtlos, sondern kann sehr viel machen. Voraussetzung dafür ist allerdings, die eigene Unterlegenheit zu sehen. Das ist natürlich unmöglich, wenn man eine Brille auf der Nase hat, die einem den überlegenen Part als schwachen Menschen zeigt.

Liebe Grüße vom Dobi
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Botus »

*ups... hier stand nochmal das das selbe* :hello:
Sun78
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Registriert: 19. Jan 2015, 15:50

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Sun78 »

Hallo Catrina,

ich kann sehr gut nachvollziehen, wie es dir geht und dann auch wieder nicht ganz so, weil mein "Freund" diesen Situationen aus dem Weg geht, indem er MIR aus dem Weg geht. Wir sehen uns lange Zeit gar nicht. jetzt zuletzt vor Weihnachten (!!!). Das ist übel. Auch letztes Jahr, wenn wir uns dann mal sahen, hat es mich völlig mürbe gemacht, wenn er in einer Umarmung quasi nach wenigen Sekunden "erkaltete". ich fühle mich dann, als würde ich mich festklammern an jemanden, der mich nicht will.
Mehr Intimität als das ist allerdings schon unsagbar lange her. :-(
Das ist ein schlimmer Zustand und ich weiß nicht, ob die andere Seite erfassen kann, wie schlimm das auch für uns ist.
Wenn ich von dieser Gefühllosigkeit auf seiner Seite und seinen Empfindungen lese, kommen mir allerdings auch die Tränen.

LG
Sun
...es geknebelt, gebrochen ist und und weggesperrt,
und mir endlich gehorcht, mein armes Herz.
Catrina
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Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Lieber Dobermann,
Ja, so ähnlich hat es meine Therapeutin eben auch formuliert.
Doch steht nicht überall, depressiv Erkrankte können nichts dafür, wie sie sich (nicht) benehmen?
Ich kann meinen "Freund" ja nicht zwingen, seine Traumata zu verarbeiten, damit er seine vergrabenen Gefühle jeglicher Couleur wieder hervorhebt, u.a. Libido und Sehnsucht.

Sicher, ich kann die Wut, die ich heute gerade auf ihn empfinde, channeln und versuchen, sie als Ausgang zu nutzen.

Zudem ist er nicht der, der er war.

Ich danke dir für deine Worte, und ich sehe auch die Notwendigkeit, aus den Mustern auszusteigen.
Doch es ist einfacher gesagt als getan. :/

Sun. Danke für sein Verständnis, das mir extrem gut tut.
Seit gestern Städte sich wieder mein Frust, und nachdem ich wiedet mal so dumm war, für ihn zwei Anrufe zu erledigen und er nicht mal danke sagte, hat sich mein Frust in einer Mail entladen.
Er hat auch prompt per WA geantwortet, aber ich hab keine Lust, es zu lesen.
Soll ER doch mal schmoren und auf Antwort warten!

Nur schade, dass es scheinbar nie ohne Negativität entweder für mich oder ihn geht.
Es geht alles den Bach runter.

Dennoch! Es ist Frühling. Und das Leben ist schön! :D
RezDep
Beiträge: 498
Registriert: 13. Apr 2016, 18:09

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von RezDep »

Hy Catrina,
Doch steht nicht überall, depressiv Erkrankte können nichts dafür, wie sie sich (nicht) benehmen?
Ich kann meinen "Freund" ja nicht zwingen, seine Traumata zu verarbeiten, damit er seine vergrabenen Gefühle jeglicher Couleur wieder hervorhebt, u.a. Libido und Sehnsucht.
Ja, man kann vllt nichts für seine (Nicht-)Gefühle, die Stimmung usw. Das ist wahr. Aber wie bei einer Erkältung: ich hab doch die Wahl, ob ich die Erkältung auskuriere, mich hinlege, Ruhe antue, Hausmittel nehme usw. oder ob ich mich mit letzter Kraft irgendwo hinschleppe mit dem Risiko, eine Lungenentzündung zu kriegen, andere anzustecken usw. Vllt. hinkt der Vergleich etwas, aber ich finde, Dein Partner hat zwar nicht die Wahl ob Depression oder nicht, ABER er hat die Wahl, wie er damit umgeht und ob er sich helfen lassen will.

Es mag ja sein, dass er vllt noch nicht bereit dazu ist (ich hab jetzt nicht nochmal alles durchgelesen, deshalb fehlt mir die Info grad) oder der Leidensdruck noch nicht so hoch ist, dass er etwas ändert, aber das wäre nicht Deine Baustelle. Für dich ist eher wichtig wo Deine Grenze ist. Bis zu welchem Punkt und welcher Dauer bist du bereit, alles weiter mitzumachen? Woran siehst du ein Entgegenkommen bei deinem Partner? Was passiert, wenn du weniger Verantwortung für ihn übernimmst? usw. Wenn du etwas an dir und deinem Verhalten änderst ( z. B. eigenen Interessen nachgehst, weniger Verantwortung für ihn übernimmst o. ä.), wird irgendwas passieren. Im besten Fall rutscht dein Partner aus der Komfortzone raus und kann sein Leiden nicht mehr vermeiden, stellt sich und nimmt Hilfe in Anspruch und im schlechtesten Fall macht er dich zu Minna, weil du "unbequem" wirst - Beides liegt nicht in deiner Verantwortung. Es würde aber Bewegung in die Sache kommen und ihr könntet euch neu sortieren, neue Grenzen abstecken usw.

Ich weiß nicht, ob ich jetzt vieles wiederholt habe, was schon steht, dann sorry dafür.

LG
Kessy
Catrina
Beiträge: 91
Registriert: 2. Apr 2016, 09:32

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Liebe Kessy,
Ich verstehe deinen Ansatz sehr wohl.

Auch wenn ich ihm extrem wichtig bin, was ich ihm auch glaube, wird er nicht meinetwegen eine Therapie machen odet sich AD verschreiben lassen.

Was soll ich tun!? Ihm drohen, ihn zu verlassen? Mach ich ja doch nicht, ich mag ihn doch viel zu sehr.

Ich denke, meine Qual liegt auch an mir selbst, denn warum denke ich gleich das Schlimmste von ihm. Wenn er sich 1 Tag nicht meldet und das sogar vorher ankündigt.

Da liegt das Problem wohl eher bei mir. :/

Ich versuche zu schlafen jetzt, sonst drehe ich am Rad.

Kommt gut über das Wochenende!
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Botus »

Hallo Catrina,

ich finde, dass die Frage "ist er nun krank oder nicht" in Deinem Fall keine entscheidende Rolle spielt, denn für Dich als Partnerin ändert sich ja nichts. Außer, dass sein Verhalten in dem einen Fall entschuldbar wäre und im anderen nicht, bleibt die Situation für Dich ja ansonsten unverändert.

Wenn Dir bewusst ist, dass Du ihn so sehr magst, dass Du Dich in keinem Fall gegen sein Desinteresse abgrenzen wirst, ganz egal, wie schlimm es für Dich ist, kann es keine Lösung auf die herkömmliche Art geben. Das einzige, was dann möglich ist, wäre Linderung. Zum Beispiel, in dem man mit anderen darüber redet oder hin und wieder mal Dampf ablässt.

Ich sehe solche Konstellationen nicht als einen seltenen Ausnahmefall, denn es gibt sehr viele Menschen, die in einer Beziehung sind und jedes mal, wenn man sie trifft, sprechen sie darüber, wie schlimm es für sie ist, dass der Partner "nicht will". Eine Trennung gibt es aber trotzdem nie.

Das gleiche Phänomen gibt es auch, wenn wir über längst beendete Beziehungen sprechen. Für manche Menschen sind Beziehungen nie vorbei. Ihr gesamtes weiteres Leben wird von einer Sache bestimmt, die schon Ewigkeiten her ist. Auch das gibt es häufig.

Natürlich ist sowas immer sehr bedauernswert, aber auf der anderen Seite muss man auch die Frage stellen, was wohl gewesen wäre, wenn es diesen Inhalt im Leben der Betreffenden nicht gegeben hätte. Offensichtlich ist da ja nichts weiter. Hätten die ihre Partnerin / ihren Partner niemals getroffen, hätten sie nicht diese ganzen Sorgen im Leben gehabt, dafür aber eine andere und das wäre die Leere gewesen.

Insofern finde ich Tipps, sich von einem Partner zu trennen oder einen Expartner endlich zu vergessen, nicht immer sinnvoll. Das würde in vielen Fällen bedeuten, denjenigen in ein Leben zu beraten, das anschließend völlig leer ist. Wenn im Leben eines Menschen außer dem Thema Partner / Expartner nichts weiter ist, müssten aus meiner Sicht auch Tipps und Hilfen gegeben werden, mit welchen anderen Dingen derjenige sein künftiges Leben füllen könnte.

Gemeint sind richtige Inhalte. Sich in die Arbeit oder eine andere Partnerschaft zu stürzen, ist nicht gemeint. Nach meiner Überzeugung sind Inhalte im Leben, die für einen selbst bedeutend sind, zugleich auch die Lösung für alle möglichen anderen Probleme. Leider widmet man sich diesem Aspekt viel zu wenig. Es wird lieber mit Salben und Pflastern an der Oberfläche rumgedoktert, anstatt diese Kräfte in den Menschen zu suchen, zu fördern und zu trainieren.

Liebe Grüße vom Dobi
Catrina
Beiträge: 91
Registriert: 2. Apr 2016, 09:32

Re: Libidoverlust beim Partner - wie gehe ich damit um?

Beitrag von Catrina »

Lieber Dobermann,

Ich gebe dir vollkommen recht.

Man sollte meinen, dass ich z.B. Mit einem Job, drei Kindern und den damit verbundenen Pflichten schon genug Erfüllung hätte...

Darum gehe ich ja auch selbst zur Therapie seit einigen Wochen, um herauszufinden, warum ich trotz eines guten Lebens mich durch ihn so runterziehen lasse

Woher kommen diese Verlustangst, dieses Bedürfnis nach Bestätigung?

Wir sind erst am Anfang, und gerne will sie (die Therapeutin) viel auf meinen Vater schieben.
Doch noch suche ich die "Schuld" bei mir.

Sicher, ich müsste mir eine Erfüllung suchen, die auch meine Muster bricht.
Doch ginge ich z.B. In einen Chor, würde ich für meine Stimme gelobt werden wollen.
Würde ich Flüchtlingen helfen, würde ich von ihnen "verehrt" werden wollen.

Ich könnte stricken und die Sachen anonym spenden.... ;)

Heute bin ich total aus Enttäuschung ausgerastet... Er hatte mir am Freitag geschrieben, er müsse viel lernen am WE, ich solle nicht schlecht denken, wenn wir uns nicht sehen.
Klar, nachvollziehbar. Diesen Monat MUSS er seine Deutsch-Prüfung bestehen, sonst verliert er die Chance ab 1. Juni zu arbeiten
Ich hab mich mit Büchern und Blumen eingedeckt, fest vorgehabt, ihn nicht zu vermissen und ein Balkonbuch-Wochenende zu genießen.
Das ging bis gestern Nachmittag gut

Da konnte ich nicht an mich halten und hab ihm geschrieben, per Mail, wie gerne ich Zeit mit ihm verbringen würde...

Keine Reaktion.

Erst heute morgen um halb elf schrieb er, aber nicht darauf eingehend.

Ich hab es ignoriert und einen tollen Tag auf dem frisch bepflanzten Balkon genossen...

Und erst um halb fünf zurückgeschrieben.

Und gesehen... Er war offline in dem Moment.
Es schoss sofort nur EIN Gedanke durch meinen Kopf "er ist irgendwo unterwegs, ohne mich, weil er auf mich keinen Bock hat! Lügner! Von wegen lernen!"

Und entsprechend waren dann die folgenden, heulend geschriebenen Nachrichten an ihn.

Bis jetzt keine Reaktion, erst ist zwar wieder online bzw die Nachrichten sind bei ihm angekommen.

Inzwischen hab ich mich entschuldigt, aber das Problem bleibt ja.

Ich will doch nur innerlich ruhig bleiben können, egal, was kommt!

Euch einen schönen Abend,

LG C
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