Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieben?

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Nordlicht1403
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Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieben?

Beitrag von Nordlicht1403 »

Ein liebes Hallo in diese Runde,
ich bin ganz neu und froh, dass es ein Forum wie dieses gibt, da ich nicht mehr so recht weiter weiß.

Mein Freund (47) und ich (36) sind seit 2 Jahren ein Paar, seit einem Jahr sind wir verlobt. In 6 Monaten wollen wir heiraten - der Termin steht, das Lokal, Fotografen, Vorab-Einladungen auch.

Mein Freund hat viele lange Jahre sehr zurückgezogen gelebt und nur am Wochenende Freunde oder Eltern getroffen. Viele Freunde hat er nicht - im Grunde nur 2, die auch noch recht weit weg wohnen.
Als ich ihn kennenlernte, war ihm eine gewisse Melancholie anzumerken, aber dennoch haben wir viel unternommen und auch zu der Zeit viel miteinander lachen können. Zunächst hatten wir eine Fernbeziehung, seit 3 Wochen lebt er aber bei mir.

Vor 6 Monaten traf ihn offenbar eine Panikattacke bzw auch eine Wahnvorstellung, die sein Arbeitgeber ausgelöst hat. Dort wurde tatsächlich viel gemobbt.
Immerhin ist er direkt vor 5 Monaten in eine Klinik gekommen, vier Wochen stationär, danach bis heute in der Tagesklinik.
Eine Veränderung habe ich noch nicht sonderlich bemerken können. :(
Er redet nicht mit mir über seine Ängste oder Gefühle, insofern kann ich ihn gar nicht einschätzen, was sein Typus ist, was die Krankheit oder was das Lebenmuster ist, was er bislang gefahren ist.

Zumindest fehlen mir folgende Dinge sehr: das Miteinander-Lachen, Reden, Unternehmungen. Wobei mir deutlich mehr das Lachen und Reden fehlt.

Richtig auf die Nerven geht mir diese Inaktivität. Am Liebsten kommt er um 16:30 von der Klinik heim und legt sich ins Bett. Oder spätestens um 19:30h/20h liegt er im Bett und döst oder schläft bis 6:00 morgens. Selbst das abendliche Gassi-gehen ist ihm manchmal zu viel. Dazu versuche ich ihn aber immerhin noch "zu nötigen".
Den Haushalt, Kochen, Einkauf schmeiße ich allein und fühle mich dann auch allein, wenn ich endlich Feierabend habe und er im Bett vegetiert. Morgens ist er dennoch nicht ausgeschlafen oder fit.

Diese Inaktivität hatte er schon vor dem Klinikaufenthalt und den Medikamenten. Daher befürchte ich, dass er einfach auch nur sein Lebensmuster bei mir weiter führt.

Ich bin das echte Gegenteil: lebensfroh, fröhlich, humorvoll, unternehmungslustig. Leider merke ich, dass ich aber auch immer ernsthafter werde und mich sorge. :roll:

Ich sorge mich nicht nur um sein Seelentief, sondern auch um unsere/meine Zukunft. Wird das ewig so bleiben mit ihm? Und kann ich ihn noch als Partner sehen, je länger Zeit ins Land geht oder betrachte ich ihn irgendwann nur noch als Pflegekind?

Ich nicht, ob die Heirat richtig ist. Erstmal ist das so ein großer Tag und ich habe nicht den Eindruck, dass er die Feier abends groß durchhält. Zweitens freue ich mich nicht mehr darauf. Bislang habe ich nahezu alles alleine organisiert und mich gekümmert. Er redet auch nicht mehr davon, aber verschieben will er das auch nicht. So stelle ich mir eine Heirat aber auch nicht vor - der eine dauermüde und melancholisch, die andere freudlos. :? :?:

Das Liebesleben ist seit 2 Monaten auch eingeschlafen. Damit kann ich aber ganz gut leben für eine Weile. Allerdings finde ich ihn derzeit auch nicht so attraktiv, wie er so lustlos in Raum hängt.

An vielen Tagen habe ich Geduld, umsorge ihn, fordere ihn aber auch zu kleinen Aufgaben heraus. An manchen Tagen (wie heute) nervt es mich und ich weiß einfach nicht, wie ich meine Liebe noch aufrecht erhalten kann.

Ich weiß, dass er ein Herz aus Gold hat und so liebevoll und verlässlich ist. Ich hoffe und warte nunmehr darauf, dass er irgendwann wieder der Mann ist, in den ich mich verliebt hatte.

Momentan übe ich mich darin, keine Ratschläge zu geben, nicht zu bewerten, keine Schuldgefühle zu verursachen. Manchmal bricht aber dann doch etwas aus mir heraus. Das tut mir dann hinterher leid. Aber diese Balance zwischen Grenze-Setzen und Mitgefühl-haben oder keinen Druck aufzubauen, macht mich manchmal wahnsinnig.

Ich arbeite Vollzeit und habe auch meine Laster. Die sind derzeit total hinten gestellt. Ist ok. Nur mit wem kann ich reden? Wo soll ich hin? Einfach weitermachen, meine Hobbies pflegen.... was wiederum bedeutet, dass er daheim im Bett liegt und ich ihn immer weniger als Partner betrachte.

Was darf ich ihm überhaupt noch sagen? Nach diversen Berichten sollte man keine Erwartungen haben, sondern nur Mitgefühl zeigen. Ist das so?

Ich hätte außerdem gerne ein Angehörigengespräch mit seinem Therapeuten. Kann man das selbst anfordern?

Danke an diejenigen, die sich hier alles zu Ende durchgelesen haben. Ich weiß nicht mehr, wohin mit mir und meinen Gedanken. :|
Nordlicht1403
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Nordlicht1403 »

... ich nochmal...

Ob es Sinn macht, mich nicht mehr auf ihn zu konzentrieren, sondern einfach mein Leben weiter bunt zu gestalten? Freunde treffen, Hobbies nachgehen... in der Hoffnung, dass er irgendwann wieder mitzieht?
Botus
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Botus »

Hallo Nordlicht,

Deinen Ausführungen ist zu entnehmen, dass diese Beziehung gut lief, so lange sie als Fernbeziehung geführt wurde. So lange Distanz bestand, war die Beziehung sogar so gut, dass Du / Ihr Hochzeitspläne geschmiedet habt.

Jetzt lebt Ihr erst 3 Wochen zusammen und schon ist alles gegenteilig. Es gibt keine üblichen Probleme, sondern es ist richtig schlimm.

Vor diesem Hintergrund ist doch eigentlich klar, was passiert ist. Zwei Jahre wurde nicht richtig hingeguckt. Durch die Distanz war das möglich. Seit 3 Wochen ist Weggucken nicht mehr möglich. Jetzt ist die Realität da.

Ich würde mir das mit der Hochzeit an Deiner Stelle überlegen. Ich denke, dass es auch für ihn nicht hilfreich wäre, in so einem Zustand eine solche Prozedur durchzustehen. Vielleicht kann man das ja weglassen oder wenigstens verschieben.

Mich würde interessieren, wer von Euch beiden die ganzen Termine und Vorbereitungen im Rahmen der Hochzeit angeleiert hat. War er die treibende Kraft dabei ? Oder eher Du ?

Ich finde, dass eine Hochzeit bei einer derart schweren akuten Erkrankung irgendwie keinen rechten Sinn macht. Der Bräutigam müsste für so eine Zeremonie und Lebensentscheidung doch zumindest einigermaßen stabil sein. Du selbst müsstest über eine sehr hohe Eigenstabilität verfügen und bräuchtest auch spezielle Kenntnisse, wenn Du als Ehefrau seine Pflege übernehmen möchtest.

Das sollte alles durchdacht werden, idealerweise vorher.

Liebe Grüße vom Dobi
Nordlicht1403
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Nordlicht1403 »

Hallo Dobi,

danke für Deine Antwort und Geduld, alles bis zum Ende zu lesen. Es ist richtig: in der Fernbeziehung konnte ich das Ausmaß nicht sehen, und da lief es auch wirklich gut. Er ist wohl mit mir regelrecht aufgeblüht, bis auf ein paar Seltsamkeiten wie Selbstgespräche (die er nicht mehr führt) oder eine leichte Melancholie ab und an habe ich nichts Ernstes bemerkt. Mit ein paar "Macken" kann ich auch locker leben.
Wir sind auch keine Anfang 20 mehr, wo man sich nicht einigermaßen sicher ist, auf wen man sich einlässt.

Nun ist er mit der vollen Erkrankung eingezogen und ich bin unerfahren, unsicher und auch nicht besonders glücklich mit der aktuellen Lage. Auch das ist wahr.

Bezüglich der Hochzeit ist er die treibende Kraft gewesen. Ich hab es nicht eilig mit dem Trauschein, ich könnte auch gut so weiterleben. Er machte nach 9 Monaten den Antrag, er fragte im Laufe des letzten Jahres mehrfach nach einem Termin, er möchte die Kinder. Die Organisation der Hochzeit haben wir zuerst gemeinsam begonnen, dann ich allein. Hier muss man wirklich schon 1 Jahr vorher Location und DJ fixiert haben, sonst ist alles bereits ausgebucht.

Ich sehe es auch so, dass der Bräutigam stabil genug sein sollte für den weiteren Lebensweg und diese Entscheidung. Ich habe ja gar nicht vor, ihn zu verlassen. Aber unter diesen Umständen finde ich eine bevorstehende Heirat einen zu großen Kraftakt für ihn - und konsequenterweise auch für mich.

Macht es Sinn, den Therapeuten mit zu Rate zu ziehen? Soll ich auf einen solchen Angehörigentermin warten (also dass da mal von selbst ein Termin kommt)? Oder ist es ratsam, selbst nach einem Termin zu fragen? Weder vermag ich seinen Zustand noch seinen Fortschritt einzuschätzen. Diese Unwissenheit macht mich aber kirre, denn mit ihm kann ich kaum darüber realistisch sprechen.

Danke für Deine Anteilnahme.
Lieben Gruß, das Nordlicht
Botus
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Botus »

Hallo Nordlicht,

ich sehe das ja unparteiisch und wenn man das tut, ist eine Vertagung, bzw. eine Verschiebung der Hochzeit wohl für alle Beteiligten das Beste. Krankheitsbedingt kann sowas ja vorkommen. Insofern wird da keiner was sagen. Außerdem stimmt es ja auch.

Dann ist der Druck erstmal raus. Wie es weiter geht, wird sich zeigen. Ich würde Dir raten, vorher zu definieren, wo Deine Grenzen sind und Dir das aufzuschreiben, damit Du es jederzeit nachlesen kannst. Auf die Weise vermeidest Du, dass Du später aus Liebe oder weil Du schon so viel investiert hast, ständig ein Stück weiter gehst, ohne es zu merken. Irgendwann kann der Punkt kommen, an dem man nicht mehr raus kommt. Dann ist es hilfreich, eine Gedächtnisstütze zu haben, die einen daran erinnert, was man will und was nicht.

Zehn Jahre sind schnell weg. Und die kriegt man nicht zurück. Deshalb lieber 1 x mehr nachdenken als 1 x zu wenig. Mir stößt es bei der Zahl 36 ein bißchen sauer auf. Das ist ein Alter, bei dem noch alles drin ist. Hochzeit, Kinder usw., das sind echt gute Sachen, aber dazu müssen verschiedene Sachen stimmen. Mach` bloß nix Falsches. Du kannst ja mal schreiben, wie es weiter geht.

Liebe Grüße vom Dobi
lucky8
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von lucky8 »

Hallo Nordlicht,
du bist in genau der gleichen Situation wie ich. Nur dass ich in seine Gegend gezogen bin, nicht umgedreht.
Mein Lebensgefährte war nie besonders lustig, ist aber liebenswert und hat ein Herz aus Gold. Vor mehr als vier Jahren hatte er durch Überarbeitung eine Schizophrenie-Attacke. Er hatte mir nie gesagt, dass er das schon mal in jungen Jahren hatte. Danach war er 25 Jahre gesund. Seit mehr als vier Jahren betreue ich ihn, anfangs war er nicht mal fähig, den Tag im Sitzen zu verbringen. Nun ist es deutlich besser, aber die nachfolgende Depression ist immer noch da. Medikamente helfen nicht viel, die Tagesklinik hat auch nichts gebracht.
Ich betrachte ihn nicht mehr als Partner, denn das kann er nicht mehr sein. Nach der langen Krankheitszeit ist er für mich auch nicht mehr attraktiv, dazu habe ich ihn schon viel zu weit unten gesehen. Als mein Kind möchte ich ihn auch nicht sehen, aber das kommt der Situation schon sehr nahe. Auch er redet nicht mit mir über Gefühle und Ängste. Ich kann nur raten, was gerade los ist und das kostet mich unendlich Kraft. Wenn ich gewusst hätte, wie unser Leben jetzt aussieht, wäre ich nicht zu ihm gezogen. Dabei habe ich ihn aber immer noch lieb.
Was ich dir eigentlich damit sagen will: Für mich käme eine Hochzeit nicht in Frage. Du kannst nicht sicher sein, dass er jemals wieder ganz gesund wird. Und du musst dir sehr gut überlegen, ob du diesen Schritt in die Ehe wirklich wagen willst. Du kannst doch so mit ihm zusammen bleiben, wenn du das möchtest. Ob er die Hochzeit gut verkraften würde, kannst du ja auch nicht sagen. Und vor allem, sei gut zu dir. Mache viel mit deinen Freunden, denn wenn du nur zuhause sitzt, bringt ihm das auch nicht viel. Nur Frust auf deiner Seite.
Das ist jetzt mal meine Meinung....
Viel Mut, Kraft und Energie für dich...
liebe Grüße
lucky
Nordlicht1403
Beiträge: 6
Registriert: 1. Mär 2016, 10:43

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Nordlicht1403 »

Lieber Dobi, liebe lucky,

danke für Eure Anteilnahme und die Sichtweise aus Euren Blickwinkeln.

Lucky, dass wir so ähnliche Situationen haben, ist ja unglaublich. Auch ich sage immer über ihn, dass er ein Herz aus Gold hat.

Dobi, diese Zahl der 36 ist mir auch bewusst, ich habe schon Befürchtung, dass ich am Ende den falschen Weg eingeschlagen haben könnte. Eine Grenze mir selbst zu setzen, um nicht zu weit in den Tunnel zu laufen, ist auf jeden Fall ein guter Hinweis.

Ich habe mir nun vorgenommen, einen Termin mit dem Therapeuten und meinen Freund zusammen zu "verlangen". Ob das nun etwas ans Licht bringt oder nicht..... ich will nicht mehr so außen vor sein.

Meine Grenze ist momentan erstmal der Monat Mai. Wenn bis dahin keine echte Besserung in Sicht ist, dann wird die Hochzeit ausgeschlagen. Ich liebe ihn, aber ich kann keinen Erkrankten in der Verfassung heiraten und feiern wollen.
Und im Laufe des Jahres werde ich ja sehen, ob er es wieder auf die Beine schafft oder nicht. Ich bin mir sicher, dass ich nicht dauerhaft eine so belastete Beziehung führen kann. Da bin ich im Grunde doch egoistisch. Sonst hätte ich auch nicht meine Bedenken geäußert.... es ist hart. Aber noch möchte ich dem Heilungsprozess die Chance geben.

Danke für Eure reale Sichtweise. Ich lasse auf jeden Fall wieder von mir hören.

-- Lucky, wie soll es denn jetzt für Dich weiter gehen?

Liebe Grüße vom Nordlicht
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Botus »

Hallo Nordlicht,

es gibt ja glücklicherweise nicht nur schwarz und weiß, sondern auch Vieles, das dazwischen liegt. Wenn eine Frau einen Mann sehr mag und sehr schätzt, gibt es ja nicht nur die beiden Optionen Hochzeit oder Trennung. Es wäre auch möglich, mit dem Betreffenden in der Zukunft eine liebe, innige und ganz tolle Freundschaft zu unterhalten. Es besteht keinerlei Zwang, darüber nachzudenken, ob man den Mann nun heiraten soll oder sich besser von ihm trennt. Es gibt auch keinen Zwang, zusammen zu sein oder zusammen zu wohnen. Die Optionen, wie man das Künftige gestalten könnte, sind vielfältig. Die Möglichkeit, dass ihr einander innig verbunden seid und Du dennoch weiterhin ein Leben hast, gibt es auf jeden Fall.

Liebe Grüße vom Dobi
lucky8
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Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von lucky8 »

Liebe Nordlicht,

es ist dein gutes Recht, egoistisch zu sein. Ich hätte das auch früher beginnen sollen, jetzt fällt das alles sehr schwer. Vor allem, weil er sich so sehr auf mich verlässt und nicht alleine sein möchte. Einerseits kann ich ihn ja verstehen, andererseits ist mir die Belastung einfach zu hoch.
Gegen die Schizoiphrenie bekommt er monatlich eine Spritze, die die Psychose unterdrückt. Heilen kann man das nicht. Das Medikament hat diverse Nebenwirkungen, es dämpft und verhindert auch das ganz normale Miteinander, was in einer Partnerschaft m.E. dazu gehört. Meistens bin ich gefordert, muss unterstützen, begleiten, entscheiden. Das alles fällt ihm alleine sehr schwer. Ich hab ihn sehr gern, möchte ihn auch nicht verlassen, denn außer mir hat er so gut wie keinen Menschen.
Ich versuche für mich, mich abzugrenzen, fahre ein paar Mal im Jahr meine Kinder in meiner Heimat besuchen und dieses Jahr fahre ich auch mit einer Freundin in Urlaub. Zurück in meine Heimat kann ich nicht, denn ich habe mich hier fest niedergelassen, habe meine Arbeit, wenige Freunde und für einen Neuanfang fehlt mir die Energie. Und dafür fühle ich mich auch zu alt. Ich bin gut 20 Jahre älter als du.
Auch wenn es vielleicht hart und böse klingt; an deiner Stelle würde ich ihn nicht heiraten, so lieb er auch sein kann. Eine schöne Freundschaft ist viel mehr wert als eine unglückliche Ehe.
Bei dieser Krankheit kann man nicht auf komplette Heilung hoffen, die Rückfallquote ist sehr hoch. Das wusste ich damals nicht, sonst wäre ich nie in seine Nähe gezogen.
Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
lucky
Inertia
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Inertia »

Hallo Nordlicht,

ich verstehe dass du in einer schwierigen Situation bist. An einer Kreuzung zu stehen und sich zu überlegen, welcher Weg nun der bessere sein wird, kann sehr belastend sein. Die Angst auf lange Sicht etwas Falsches zu tun kann nicht jeder so einfach ausblenden. Aber bei allem Verständnis und aller Rücksicht will ich nun trotzdem ganz ehrlich sein:

Ob die Hochzeit eine gute Idee ist kann ich nicht beurteilen, sicher ist es riskant (ist eine Hochzeit immer), aber bestimmt auch nicht unmöglich. Bei dem Wort "Kinder" ist es mir aber kalt den Rücken runtergelaufen. Willst du mit so jemandem wirklich Kinder haben? Willst du riskieren, dass deine Kinder diese ganzen Probleme jeden Tag mitbekommen? Willst du riskieren, das sie die psychischen Probleme vielleicht sogar erben? Sollte dein Mann wirklich schizophrene Züge haben, würde ich dir empfehlen, nicht einmal an leibliche Kinder von ihm zu denken.

Ich bin der lebende Beweis, was dabei herauskommen kann. Wie der Dobi schon geschrieben hat, für Kinder müssen viele verschiedene Dinge stimmen. Ich kann mir schon vorstellen, dass du vielleicht unbedingt mal Kinder "haben willst", aber ein "haben wollen" ist keine ausreichende Begründung für so eine große Entscheidung. Trotz erheblicher Risiken Kinder in die Welt zu setzen ist purer Egoismus, ein Egoismus dem leider viel zu viele Menschen nachgeben. Bitte mach nicht diesen Fehler.

Entschuldige meine Ehrlichkeit, aber das musste raus. Denk bitte darüber nach.
M1971
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von M1971 »

Hallo Nordlicht,
bitte überlege Dir genau ob dies der richtige Mann fürs Leben ist. Ich finde es ist ein Unterschied, ob man schon viele Jahre zusammen ist und ein Partner erkrankt oder ob man sich bewußt für einen Partner mit diesem Krankheitsbild entscheidet. Ein Kind würde ich unter diesen Umständen ganz klar ablehnen. Die genetische Veranlagung scheint ein ganz zentraler Punkt zu sein. Man kann hier im Forum nachlesen, dass oft mehrere Generationen betroffen sind.
Bei meiner depressiven Ex war auch die Mutter bereits erkrankt. Und das Kind meiner Ex war ebenfalls krank. Ich dachte damals, man kann das alles schultern. Aber Liebe kann eben nicht alles.
Pass auf Dich und Dein Leben auf
Gruß
m.
Botus
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Botus »

Das Problem bei dieser Art eines Verhältnisses ist ja oft, dass man 1000 Stunden klug darüber reden und sogar 100 % Übereinstimmung mit einem Betroffenen erzielen kann, aber wenn sich gewisse Machtverhältnisse und Abhängigkeiten erst einmal verfestigt haben, schaffen es manche einfach nicht mehr, da jemals wieder heraus zu kommen.
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von lucky8 »

da muss ich dobi recht geben. ich schaffe es auch nicht, ihn vor die türe zu setzen, obwohl ich den sehnlichen wunsch habe, wieder alleine zu wohnen. durch seine art, sich hilflos zu geben und an mein mitgefühl zu appellieren sitze ich in der falle. wenn ich bei ihm gewohnt hätte, wäre ich gegangen. aber ihn hinauszuwerfen ist eine andere sache... und so stekce ich fest
somebody
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Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von somebody »

Hallo Nordlicht,
Da muss ich meinen Vorschreibern nur beipflichten. Ich würde an deiner Stelle nicht heiraten. Bitte hör ganz genau in dich hinein, was du möchtest. Was wünscht du dir, wie dein Leben die kommenden Jahre sein soll? Kann das mit deinem jetzigen Partner funktionieren? Welche Funktion sollte eure Hochzeit aus deiner und aus seiner Sicht erfüllen?
Ich verstehe andererseits auch deine Gefühle zu ihm und dass du ihn nicht alleine lassen möchtest. Ich habe selbst Depressionen und auch mein Expartner. Während es bei mir aber stetig weiter und aufwärts geht, blieb es bei ihm gleich schlecht. Er konnte mir nicht mehr der Partner sein, den ich an meiner Seite möchte. Über mehrere Jahre hatte ich eine Beziehung, die am Schluss nur noch wenige Gründe hatte, um zu bestehen: Angst, ihn alleine zu lassen (da er sonst nicht ernsthaft jmd. hat); Schuldgefühle, da ich mich für ihn verantwortlich fühlte; Angst selbst alleine zu sein(das war ich innerlich längst). Aber das ist keine gute Grundlage für eine Beziehung, geschweige denn eine Hochzeit. Ich hatte ihn trotzdem unfassbar gern. Aber Liebe? Ich sah ihn meist nicht mehr als gleichwertigen Partner, sondern als Kind. Und ich habe mich in der Beziehung leider nicht passend abgrenzen können. Ich bin noch ein Stück jünger... das Muster kennt keine Altersgrenzen.
Bitte achte auf Dich, konzentriere dich auf deine Lebensinhalte, die dir gut tun, pflege deine Kontakte. Wenn es dir nicht gut geht, tut das deinem Partner sicherlich auch nicht gut.
Viele Grüße,
somebody
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Luna1966 »

Hallo Nordlicht,

ich weiß, es wird immer ganz schnell gesagt, heirate nicht, verlasse ihn, denke an dich ...


Ich möchte jetzt keine Verfechter der PRO-Heirat-Fraktion sein, aber

bedenke bitte, dass auch eine Trennung Schmerz bedeutet.

Wir haben hier im Forum eine Menge Leute, deren Lebensumstände faktisch auf jeden Fall eine Trennung zum Ex-Partner rechtfertigten, die danach aber mit diesem Trennungsschmerz nicht wieder auf die Beine gekommen sind.
Du wirst diese Trennung nicht verkraften, wenn du sie nicht von ganzen Herzen selber befürwortest.

Sie ist schneller gesagt als tatsächlich gelebt.

Alles Gute für dich und deinen Freund
lucky8
Beiträge: 476
Registriert: 20. Jun 2014, 23:41

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von lucky8 »

@luna
es wird doch nicht gesagt, dass sie sich trennen soll. sie soll meiner meinung nicht heiraten, aber von trennung war doch keine rede. ich habe seit viereinhalb jahren einen partner wie nordlicht. wir sind nicht verheiratet und ich habe ihn nicht verlassen. man kann zusammen sein, einander helfen auch ohne trauschein und warten, wie sich die beziehung / krankheit entwickelt.

mich würde interessieren, ob wir hier alleine diskutieren und ob nordlicht überhaupt noch mitliest? sie hat sich nicht mehr geäußert....

ich wünsche euch allen auch alles gute und vor allem ein schönes osterfest.
liebe grüße von lucky
Luna1966
Beiträge: 784
Registriert: 15. Dez 2015, 09:38

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Luna1966 »

Hallo ihr Lieben,

zuerst einmal wünsche ich allen noch ein ruhiges, erfreuliches Osterfest.

Ich verstand keine der vorherigen Antworten als "sie soll-Antworten" und demzufolge sollte auch mein Beitrag lediglich EINE WEITERE in den o.g. Antwortvarianten noch ergänzende Sichtweise darstellen.

Ich hoffe, ich bin damit niemanden auf den Schlips getreten

Liebe Grüße
Nordlicht1403
Beiträge: 6
Registriert: 1. Mär 2016, 10:43

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Nordlicht1403 »

Hallo ihr lieben Mitleser und Beantworter,

voller Erstaunen habe ich all die weiteren Antworten von euch erst jetzt gelesen. Irgendwie wurde ich nicht mehr per Email über weitere Beiträge informiert. :shock:

Nun sind ca vier Wochen vergangen. Wir hatten das Angehörigengespräch. Dort wurde mir mehrfach zuversichtlich signalisiert, dass die Heilungschancen gut stehen, es aber durchaus insgesamt 2 Jahre dauern kann.
Ihm wurde das eine Medikament herabgesetzt und zusätzlich ein Antidepressiva verschrieben. Das scheint nun für etwas mehr Antrieb zu sorgen. Bessere Laune... hmnaja. Eher so eine monotone Stimmung.

Seit meinem Post hier sind seine Angstzustände deeeuutlich besser, wenn nicht sogar ganz weg. Dafür hat etwas anderes eingesetzt: er redet kaum noch mit mir. Die Auflösung seiner alten Wohnung macht er mit seiner Familie aus, ich weiß nur so am Rande von den Vorgängen. Auch sonst interessiert es ihn offenbar nicht mehr, was ich mache, wen ich treffe. Als ich meine Trauer darüber vorgestern geäußert habe, hat er sich sofort zusammen gerissen.
Aber alles Weitere bleibt - keine gemeinsamen Unternehmungen mehr, keine Pläne, keine großen Umarmungen, ein paar kleine Küsse, das war's.

Seine Therapeutin hatte ihm angeboten, dass sie ihn beurlaubt, um wieder intensiver Zeit mit mir verbringen zu können. Aber da kommt nichts.

Von Hochzeit redet er gar nicht. Wir müssten jetzt beginnen, die Ringe und Kleider und Einladungskarten auszusuchen. Beim Juwelier waren wir neulich spontan, fanden auch ein Ringpaar, aber er kommt von selbst nicht drauf, die Dinge in die Wege zu leiten. Und ich mache es nicht, weil ich mich nicht mehr darauf freue und viel zu unsicher bin, auf was ich mich da einlasse. Ich rede auch nicht mehr davon, weil ich abwarten wollte, ob bei ihm mal Eigeninitiative einsetzt.

Er schreibt mir liebe kleine Dinge. Er hilft im Haushalt, wenn ich noch arbeite. Das sehe ich und sage mir, dass er nichts absichtlich macht, was mich verärgern könnte. Er ist aber eben auch nicht ganz beisammen. Und ich habe mich schon innerlich von ihm ein Stück entfernt, weil ich sonst nicht das dicke Fell ansetzen kann, das ich brauche.

Ich werde heute abend ihm sagen, dass ich ihn nicht im September heiraten werde und wir alles absagen sollten. Unter diesen Voraussetzungen will ich nicht heiraten. Er ist derzeit auch nicht der Mann, in den ich mich verliebt hatte.

Und ich weiß auch (noch) nicht, ob er bei Heilung wieder "der Alte" wäre. Wir müssten vermutlich erstmal an der Beziehung arbeiten. Wir waren mal so innig, jetzt sind wir davon weit entfernt. Das kann ich auch nicht so wegstecken.

Was die Kinder betrifft, die Frage der Vererbung an Kinder habe ich beim Angehörigengespräch gestellt und man hat sie mir nicht! beantwortet. Ich weiß aber, dass sein Vater eine längere Zeit eine schwere Depression hatte. Auch das ist jetzt ein Aspekt, den ich nicht auf die leichte Schulter nehme und von gemeinsamen Kindern absehe.

Neben diesen Dingen frage ich mich hin und wieder, ob er in manchen Dingen wirklich auch krankheitsbedingt überlastet ist oder auch einfach nur faul. Das wäre insgesamt eine schwierige Sache für ein langes Zusammenleben, denn ich arbeite viel und kümmere mich um das Heim. Er ist da ein Minimalist, hat früher auf einem Bett aus Paletten geschlafen, nie auf dem Balkon gesessen, keine Fenster in seiner Whg geputzt (10 Jahre lang nicht), seine Wohnung war zwar ordentlich, entsprang dem Bild eines bettelarmen Studenten der aus der Schule mit Nichts in eine kleine Butze zog.
Ich bin zwar in manchen Dingen auch noch unkonventionell, aber angesichts unseres Alters... naja.

Ich befürchte, wären wir nicht (mehr) zusammen, dann würde er wieder genauso spartanisch leben wie vorher auch.

Gut, das war nur eine Rand-Info.... aber mir platzt der Kopf. Im privaten Umfeld muss man ja aufpassen, was man wie sagt... hier lasse ich es mal raus.

Liebe Grüße! Euer Nordlicht
roswellgirl19
Beiträge: 37
Registriert: 27. Okt 2014, 09:33

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von roswellgirl19 »

Liebes Nordlicht,

mein Frau hat nur eine Depression, aber die reicht mir schon aus!

Ich finde es richtig die Hochzeit erstmal abzusagen, ihr wisst nicht was kommt und da auf Heilung zu warten ist gut.

Mit dem spartanischen kenne ich leider zu gut. Meine Frau hat, als wir zusammen gezogen sind in einer Wohnung mit viel Sperrmüll und zusammengewürfeltem gelebt, weil die Ex alles mitgenommen hatte beim Auszug. Als ich eingezogen bin, ist vieles geblieben, manches wurde verändert, weil wir es beide so wollten. Mit dem Umzug vor zwei Jahren in eine größere, schönere (muss man leider so sagen, die letzte Wohnung hatte jahrelang Schimmel, kein Bad, etc.) Wohnung haben wir das meiste entsorgt und vieles neu gekauft, wobei ich fast alles bezahlt habe (war mir egal, für sie im Nachhinein scheinbar ein Problem). Jetzt wohnt sie wieder alleine und lebt wieder nur sehr spartanisch, ohne Telefon, Internet, Fernseher (Handy schon), für den Kühlschrank hat sie drei Monate gebraucht, waschen tut sie bei mir, wobei sie sehr selten wäscht, putzen macht sie kaum.

Sie wollte ausziehen und hat sich irgendwann auch offiziell getrennt (es spielt noch eine andere mit rein), aber und da bin ich mir sicher, sie liebt mich, kann es nur nicht zulassen und selten zeigen. Sie will aber Zeit mit mir verbringen, kuschelt sich an mich, meldet sich jeden Tag, etc. Werden wir wieder ein "richtiges" Paar (wobei dafür gibt es ja keine Definition)? Ich weiß es nicht. Ist die gemeinsame Zeit schön? Ja! Sie braucht definitiv erstmal eine Therapie, die auch bei ihr ankommt und dann sehen wir weiter. Bereue ich die Ehe? Meistens nicht, manchmal schon, gerade wenn ich nicht weiß was kommen wird.

Es ist also sehr vielfältig und depressive brauchen oft ihren Freiraum und sind eher Einzelgänger, die sich zurückziehen, glaube ich!

Lebt euer Leben, schaut was kommt! Das wird schon!
Botus
Beiträge: 2096
Registriert: 29. Mär 2014, 06:36

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Botus »

Hallo Nordlicht,

ich finde es richtig, die nahende Heirat abzusagen.

Als der Entschluß zum Zusammenleben, zu Heirat und zu Kindern fiel, war es eine Fernbeziehung. Ich denke, dass es bei derart weit reichenden Planungen generell besser ist, sich zunächst erstmal richtig kennen zu lernen, im Alltag, im realen Zusammenleben, jeden Tag.

Liebe Grüße vom Dobi
Nordlicht1403
Beiträge: 6
Registriert: 1. Mär 2016, 10:43

Re: Verlobter hat schizophrene Psychose - Hochzeit verschieb

Beitrag von Nordlicht1403 »

Ihr Lieben,

wir hatten gestern abend ein langes Gespräch. Ruhig, respektvoll. Ich denke, er versteht, was und wie ich es meine. Er hatte auch wenig entgegen zu setzen gehabt. Traurig ist er dennoch darüber, ich allerdings auch. Aber meine Erleichterung ist größer.
Er hat zugegeben, dass ihm eigentlich nur im Kopf herum geht, wie er Schritt für Schritt wieder alles selbst aufbaut und weniger, wie die Hochzeitsorganisation weiter geht. Die wäre jetzt aber dran, zeitlich gesehen. Und er versteht auch, dass ich das alles nicht alleine machen kann und will.

Auch dass unsere Beziehung nicht mehr so innig ist, wie noch vor einem Jahr, sieht er ein. Er versteht auch, dass das Ereignis für beide mehr Druck ausübt und wir in der derzeitigen Lage nicht ganz so locker und unbefangen herangehen können.

Ich habe ihm geraten, das sonst mit seinem Bezugstherapeuten anzusprechen. Die Therapeuten hatten übrigens nochmal ein Angehörigengespräch angeboten. Ich habe nichts dagegen.

Seltsamerweise kommt dafür ein ganz anderer Brocken auf mich zu. Meine Mutter hat am Wochenende geheult, weil ich ihr leid tue in der Situation, mein Freund ihr aber auch. Und sie hat mir nahe gelegt, die Hochzeit auszusetzen und generell meine Beziehung zu überdenken.

Nun, über die Hochzeit hatte ich ja nun selbst schon lange nachgedacht und auch angedeutet, dass ich mir die Heirat tatsächlich überlege. Seit vorgestern abend fährt sie aber einen völlig anderen Film: sie hat mich abngemacht, als hätte ich ihr etwas angetan. Dabei war sie vorher noch so verständig.
Ich muss dazu sagen, dass wir eine Einliegerwohnung am Haus meiner Eltern haben und ich abends und morgens mich um unseren gemeinsamen Hund kümmere.

Heute früh gehe ich also rüber, da heute abend eigentlich ein Comedy Abend ansteht, zu dem ich Karten an Weihnachten verschenkt hatte. An meine Eltern, meinen Verlobten und mich.
Mein Verlobter kommt nicht mit, also wurde eine Bekannte meiner Mutter eingeschaltet.
Ich gehe also heute früh rüber zu meinen Eltern, um zu wissen, was jetzt los ist und wieso sie mir gegenüber so abweisend ist.

Da tut sie so überfreundlich von oben herab, es wäre ja nichts zwischen uns (impliziert, dass es etwas mit meinem Freund zu tun hat) und wir sollen uns nun schön auf heute abend freuen.
Ich sage noch einmal, dass dies nicht unser normaler Umgangston ist und ich mit dieser Art, die sie an den Tag legt, nicht gerade Freude an diesem Abend habe. Und dass ich erwarte, dass man kontruktiv gerne sich aussprechen kann, aber nicht so.

Sie nach wie vor überfreundlich von oben herab, ich solle mich ja auf meinen Job konzentrieren und heute Abend wollen wir denn mal "schön Weihnachten feiern".
Daraufhin habe ich das Ticket für ihre Bekannte auf den Tresen der Küche gelegt, mein eigenes Ticket wieder an mich genommen und gesagt, dass ich mit so einem Umgangston nicht mitkommen werde.

Mein Vater steht nur herum, sagt nichts, seufzt nur tief. Sagt meine Mutter "Oh, Deinem Vater geht es schlecht", sage ich "Ja, mir allerdings auch". Sagt sie "Ja, das glaube ich" - wobei sie die Erkrankung meines Verlobten meint. Ich bin einfach gegangen, wütend.

Ich bin wirklich empört darüber, denn offenbar meint sie, Psycho-Druck auf mich aus üben zu können/müssen, damit ich meine Heirat/Beziehung überdenke. Das ist aber ganz allein meine Baustelle. Es kränkt mich, dass sie nicht in der auch für mich schwierigen Zeit einfach nur da ist, sondern auch noch gegen mich oder uns spielt, um ihren Willen zu bekommen.

Im Moment bin ich der Meinung, dass wir ausziehen sollten. Wenn nicht einmal mehr meine Wohnung/das Elternhaus für mich ein geschützter Raum sein kann..... wie soll auch mein Freund Vertrauen in uns fassen? Das geht ja auch nicht an ihm vorüber.

Es ist wirklich unfassbar. Sie meint offenbar, dass ich noch 12 bin und gegängelt werden kann. Ich bin 36 und eventuueeell ergibt sich in der Zukunft die Möglichkeit, Abteilungsleiterin zu werden. Was ergo heißt: ich mache hier einen guten Job und setze mich in einer männerdominierten Branche durch, während meine Mutter mich wie ein Kind behandelt und sie so lange scheiße zu mir ist, bis ich, wieder ganz die 12jährige, hinter ihr her krieche?
NEIN DANKE!

Ich muss sagen, dass ich in so einer Stunde wiederum sehe, dass ich meinem Verlobten vertrauen und mich auf ihn verlassen kann. Er ist trotz der Krankheit mein Anker, wie ich es sonst auch empfunden habe.
Und das sage ich nicht, weil mich meine Mutter kränkt - sondern weil es tatsächlich so ist. Sie liefert mir gerade den Beweis, wer mir näher steht in Sachen Vertrauen, Bodenständigkeit. So eine Tour würde er mir nie liefern.
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