Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomatisch"

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Merryanne
Beiträge: 3
Registriert: 2. Mär 2016, 09:02

Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomatisch"

Beitrag von Merryanne »

Hallo liebes Forum :hello:
Ich hätte nie gedacht, mal in die Lage zu kommen, mich in einem Depressionsforum mitzuteilen; denn eigentlich leide ich an körperlichen Symptomen. Angefangen mit Verdauungsproblemen, die sich über Jahre hinweg zum fast vollständigen Versagen der Verdauungsorgane entwickelt haben, dann irgendwann extrem juckende, geschwollene Haut. Dazu ständige Erschöpfung, Antriebs- und Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, Konzentrations- und Erinnerungsschwäche, Wahrnehmungsstörungen, Aggressionattacken - die Symptome, die einen dann erst richtig fertig machen, aber von keinem Arzt ernst genommen werden, und noch ein paar seltsame Dinge, die ich nicht alle aufzählen will.
Vor einiger Zeit habe ich - 20 Jahre, weiblich, lange blonde Haare, die ich am schönsten an mir fand - meinen Kopf kahl scheren müssen wegen Ekzemen auf dem Kopf und mysteriösem Haarausfall, der wirklich furchtbar aussah. Jetzt also stoppelige Fast-Glatze; da hatte ich wirklich das Gefühl, mein Ich ist gestorben und die kranke Hülle vegetiert jetzt noch ein bisschen vor sich hin.
Nie konnte irgendein Arzt bei mir eine Ursache für diese Berge an Symptomen finden, und ich habe wirklich ALLES versucht. Von "normalen" Schulmedizinern über Spezialisten über Krankenhäuser über Speziallabore in ganz Deutschland über Homöopathen über Akkupunkteure, Bioresonanztherapeuten, chinesische Reinigungsgeschichten und was nicht alles. Ernährung komplett umgestellt, obwohl sie schon immer sehr gesund war; viel rumprobiert. Erfolgsversprechend gestartete Karriere in der Filmbranche aufgegeben, wieder nach Hause gezogen, um mich ganz meiner Heilung zu widmen.
Was kann ich sagen? Es wird immer nur schlimmer. Mittlerweile ertappe ich mich dabei, wie ich darum bete, einfach irgendeinen Krebstumor irgendwo zu haben, von mir aus auch unheilbar, einfach, damit endlich etwas gefunden wird und ich nicht länger der schwächliche, jämmerliche, heulende Simulant bin. Denn je länger all das dauert, desto mehr werde ich in die Schiene der Psychosomaten abgeschoben. Ärzte nehmen mich nicht mehr Ernst und empfehlen mir durch die Blume, mir doch eher einen Psychotherapeuten zu suchen.
Natürlich bin ich psychisch mittlerweile am Ende. Aber das ist meiner Meinung nach eine FOLGE der körperlichen Krankheit, die schon seit Jahren besteht. Irgendwann kann man halt nicht mehr aushalten, wie für alle um einen herum das Leben erst beginnt, alle durchstarten und ihr Leben leben, während man selbst keinen seiner Träume verwirklichen kann und alle vorhandenen Energie benötigt, um seinen vergammelnden Körper zusammenzuhalten, zwischendurch mal kurz mit dem Heulen aufzuhören und zur Arbeit zu gehen. Mittlerweile heule ich da auch nur noch.
Ich fühle mich nicht... "gebrochen" oder sowas. Ich glaube daran, wenn ich körperlich gesund werde, werden alle psychischen Probleme gleichsam heilen, da sie nur Begleiterscheinung sind. Aber ich werde nicht mehr ernst genommen. "Sie haben halt eine(n) schwache(n) Darm/Magen/Haut/Niere/... - damit müssen Sie leben." Oder sogar: "Aber damit können Sie ja leben."
Kennt jemand die Situation oder etwas in der Richtung? Hilft ein Psychotherapeut wirklich bei sowas? Wie kann man sich für sein wertloses, jämmerliches Leben motivieren, das nur noch daraus besteht, einfach immer weiterzuleben, ohne zu wissen, wofür eigentlich, während man eine Chance nach der anderen verstreichen sieht und immer mehr Zeit verliert?
Ich bin verzweifelt.
Was ein Laber-Post. Entschuldigt bitte. Es ist nicht leicht, meinen momentanen Zustand kurz zu fassen ;)
Ich wär ja gut drauf - wenn's mir grad nicht so scheiße gehen würde...
Bittchen65
Beiträge: 1853
Registriert: 16. Jul 2015, 11:38

Re: Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomati

Beitrag von Bittchen65 »

Liebe Merryanne ,

was ist so ungewöhnlich ,hier zu schreiben?
Herzlich willkommen und einen guten Austausch.
Das Ekzem gleicht deiner Beschreibung nach, sehr der Hautkrankheit ,die meine Tochter hatte.
Ein Hautarzt ließ dann eine teerhaltige Salbe mischen und sie wusch sich die Haare dann mit einem teerhaltigen Shampoo aus der Apotheke. Nach ewig langer Krankheit ist ihre Haut gut und die Haare wieder gewachsen.Sie hat darunter sehr lange psychisch gelitten in der Pubertät.
Das stellt keine Diagnose da,die kann nur ein Hautarzt stellen.

Deine anderen Symptome würde ich dringend von einem Psychiater abklären lassen.
Evtl, verschreibt er dir ein Antidepressiva und eine Psychotherapie.
Das Gehirn gehört auch zum Körper und kann krank werden .Ein psychische Krankheit,Depressionen usw.ist eine schwere Krankheit und muss behandelt werden,manchmal auch in einer Klinik.
Die Symptome einer Depression sind sehr vielfältig,nicht immer leicht zu diagnostizieren.
Gute Besserung und lasse dir helfen,wenn du hier liest kannst du viel über die Krankheit erfahren und kannst akzeptieren an was du evtl.leiden könntest.

Herzliche Grüße Bittchen
Zwiebelchen
Beiträge: 601
Registriert: 16. Jan 2016, 09:09

Re: Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomati

Beitrag von Zwiebelchen »

Hallo Merryanne,

von ähnlichen Erfahrungen können sicher einige hier berichten, ich jedenfalls auch.
Also, du bist nicht alleine.

Aus eigener Erfahrung sage ich dir, egal ob irgendeine Krankheit in Zukunft gefunden würde (z. B. wegen Hautexzemen), es würde dich wahrscheinlich nicht glücklich machen. Zumal man mit dem Meisten eh leben muss. Viele haben ja auch chronische Krankheiten und gleichzeitig Depression. Der Irrglaube, wenn man psychisch schon längere Zeit am Boden ist (manchmal meldet sich die Psyche auch über den Körper) und medizinisch schon sehr lange sehr viel abgeklärt wurde, das macht einen echt fertig.

Du kannst nur versuchen es anzunehmen, auch mit Hilfe dieses Forums. Und dir professionelle Hilfe suchen.

Sehr viel wie du schreibst klingt nach Depression, auch einige Symptome. Aber das musst du beim Facharzt klären.

Es tut mir leid, ich kann dir nichts wirklich Hilfreiches schreiben.

Willlkommen im Forum, hier kannst du dir zumindest alles von der Seele schreiben.
Viele Grüße,
Zwiebelchen
StrassenAusZucker
Beiträge: 9
Registriert: 21. Feb 2016, 19:38

Re: Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomati

Beitrag von StrassenAusZucker »

Hallo Merryanne,

leider dauert es bei vielen (chronischen) Krankheiten recht lange, bis sie diagnostiziert werden. Ich hab z.B. eine, bei der es im Durchschnitt ~10 Jahre von den ersten Symptomen zur Diagnose dauert. Und das, obwohl es keine ganz seltene Krankheit in unseren Regionen ist. Aber oft sind halt Symptome nicht eindeutig. Auch sind viele Ärzte leider nur recht beschränkt auf ihr Fachgebiet.

Aus meiner Sicht solltest du die Suche nach der Ursache deshalb nicht ganz aufgeben, denn wenn sie mal gefunden ist gibt es vielleicht doch eine Möglichkeit zur Linderung. Aber die Suche auch nicht zum einzigen Lebensinhalt machen, sondern versuchen mit den Symptomen soweit möglich zu leben.

Vermutlich wurde das vom Arzt schon überprüft, aber falls nicht schau mal Richtung Morbus Crohn und Psoriasis. Ein bisschen hören sich die Symptomen so an und sie treten auch häufiger zusammen auf.

Alles Gute. Kurze Haare können übrigens toll aussehen ;)
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Ärzte können nicht helfen - abstempeln als "psychosomati

Beitrag von Zarra »

Hallo Merryanne,

meines Wissens und teils auch meiner eigenen Erfahrung nach ist es so, daß sich Depression auch fast komplett körperlich äußern kann.

Da Du die körperliche Abklärung - die wichtig ist (!!); aber irgendwann sollte dann auch gut sein - mehr als durch zu haben scheinst, kann ich Dir nur zum Annehmen der psychischen Diagnose und zu Psychotherapie (und ggf. auch medikamentöser Behandlung) raten.

Vielleicht wissen wir in zwanzig Jahren mehr und es gibt eine rein körperliche Erklärung, wie z.B. hinsichtlich des Bakteriums Helicobacter pylori. Doch bis dahin tust Du Dir keinen Gefallen, wenn Du in dieser Hinsicht weitersuchst. Das ist auch meine ganz persönliche Erfahrung.

Im Gegensatz zu Dir hatte ich zuerst psychische Symptome, Probleme. Meine Jugendtagebücher sprechen wahrscheinlich Bände. Da ich viel älter bin, - damals ist man deshalb nirgends hin, Psychologen gab es wahrscheinlich, aber nicht für die eigene Verfaßtheit.

Und irgendwann hatte ich im Arbeitsleben neben extremen Schlafstörungen (da paßt die psychische Diagnose ja noch am ehesten) eben auch diverse Magen-Darm-, "Bauch"-Beschwerden (und ich sah dann irgendwann auch schlecht aus). Vermutlich gleicht sich da dann unsere "Karriere". Inklusive Heilpraktiker. Ich konnte diesen Teil damals vermutlich auch nicht der psychischen Diagnose zuordnen, habe dies und das versucht. ... ehrlich: Ich glaube heute, daß ich es mir hätte schenken können, daß es null Komma null gebracht hat.

Zwischenrein lautete die "Erkenntnis" mal: Ich kriege dann stärkere Bauchbeschwerden, wenn ich "gar nichts mehr fühle", sozusagen nicht mehr dazu in der Lage bin, dauernd neben mir stehe, über meine Grenzen gehe.

Und ja, ich würde Dir zu guter Psychotherapie raten.

LG, Zarra
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