Das Studium und die liebe Depression

Antworten
iYoshi
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jan 2016, 17:01

Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von iYoshi »

Hallo zusammen,

um mich in meiner Situation zu verstehen, versuche ich alles was damit zusammenhängt so gut wie Möglich zusammenzufassen!

Ich bin 25 Jahre alt. Habe 2 Kinder (4 und 5) und bin geschieden. Bis ca. Anfang 2013 habe ich nach meinem zweijährigen Berufskolleg eine Ausbildung angefangen. Diese aber wegen Mobbing im Betrieb und zu hohe Fehltage aufgrund meiner Depression aufgegeben. Es ging einfach nicht mehr.

Daraufhin habe ich angefangen zu studieren. Das war im März 2013. In diesem Jahr war ich 2 mal in einer psychosomatischen Klinik (Insgesamt ca. 3 Monate zusammengerechnet). Das hatte zufolge, dass ich im ersten Semester die Prüfungen nicht mitschreiben konnte und im zweiten direkt ein Urlaubssemester beantragt hatte.

2014 hatte ich die Uni gewechselt. Alles was ich bis jetzt aufweisen kann, sind eine bestandene und eine nicht bestandene Prüfung. Letztes Jahr im Mai hat sich mein kleiner Bruder mit 17 Jahren das Leben genommen. Daraufhin musste ich ein Urlaubssemester einlegen, sonst hätte ich das nicht überlebt. Letzten Monat hat sich eine gute Freundin das Leben genommen mit 32 Jahren. Wegen dem kam alles wieder hoch und ich hab es nicht geschafft den Stoff in den Kopf zu bekommen. In der jetzigen Prüfungsphase musste ich von zwei Prüfungen zurücktreten. Zwei stehen noch an. Und ich hab keine Ahnung ob ich auch nur halbwegs die Chance habe diese zu bestehen. Ich hänge mich wirklich jeden Tag rein, aber es fällt mir so unheimlich schwer auf einem produktiven Niveau zu bleiben!

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich habe Angst das alles nicht zu schaffen. Nach wie vor bin ich in Psychologischer Behandlung, nehme Medikamente. Auch wenn ich seit diesem Semester einen individuellen Studienplan habe, ist es so unglaublich deprimierend nicht weiterzukommen. Aktuell wohne ich zuhause bei meinen Eltern. Wenn ich die Leistung nicht bringe, nicht weiterkomme, wächst der Druck noch mehr. Leider bringen sie nicht viel Verständnis auf...

Gibt es vielleicht Leute denen es so ähnlich geht? Vielleicht Erfahrungen die jemand teilen mag? Ich bin wirklich für jeden Ratschlag dankbar...

beste Grüße,
Yoshi
Pummelchen
Beiträge: 1631
Registriert: 2. Sep 2015, 17:21

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von Pummelchen »

Hallo Yoshi,

du hast ja wirklich schon viel aushalten müssen. Das sind schon grosse Belastungen so Schicksalsschläge. Ich denke auch als alleinerziehende Mutter und studieren das ist sowieso ein Kraftakt.
Es ist für mich schwierig dir einen guten Rat zu geben. Du nimmst ja Medikamente und bist in Therapie. Aber es hört sich schon so an das du noch in der Depression steckst. Es lastet ja auch ein grosser Druck auf dir und leider ist das Verständnis von deinen Eltern (wie du schreibst) nicht so gross.
Wenn es einem seelisch nicht gut geht fällt das Lernen und Denken und konzentrieren sehr schwer. Ich würde an deiner Stelle mich mit der Problematik, auch wegen der Angst es nicht zu schaffen an den Psychiater wenden. Ich hoffe sehr das du Verständnis findest und einen Weg dein Studium zu schaffen.

Ich hoffe du hast Unterstützung und wünsche dir alles Gute! LG Pummelchen
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von Zarra »

Hallo iYoshi,

das klingt alles nach ein bißchen viel (zu viel) und (zu) heftig.

Nichtsdestotrotz mußt Du "leider" Dein eigenes Leben leben. Egal was ist. Das klingt hart, ist es auch (!), aber es ist so.

... und irgendeine Art von Berufsausbildung gehört in unserer Gesellschaft meist dazu. (Sicher gibt es andere Lebensentwürfe. Dazu weiß ich aber zu wenig.)

Ich bin viel älter als Du, kann da also wenig Gleichklang bieten und gleichzeitig auch wenig raten, mal abgesehen davon, daß es mit vor allem in den Raum geworfenen Ratschlägen so eine spezielle Sache ist - gute Ratschläge müssen einfach individuell passen!!

Wie intensiv und vor allem gut ist Deine psychotherapeutische Behandlung? Welche Einschätzung kommt von dieser Seite?!? Hast Du einfach zu wenig Selbstvertrauen? - Oder, und das soll eben Dein Selbstvertrauen nicht angraben, wenn ich diese Frage stelle: Ist es momentan und vorläufig einfach nicht möglich, diese Leistung zu erbringen? Es gibt Krankheitsverläufe, in denen Phasen so tief sind. Selbstzweifel gehören aber per se auch zu leichteren Depressionen.

War der Uni-Wechsel gut? Oder einfach nur anstrengend und durch äußeres Faktoren ausgelöst?

P.S. Bist Du eigentlich weiblich oder männlich? Wo leben Deine Kinder?

LG, Zarra
iYoshi
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jan 2016, 17:01

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von iYoshi »

Den Gedanken, der an die Ansicht der Gesellschaft gekoppelt ist los zu lassen was Berufsausbildung betrifft, ist für mich absolut nicht einfach. Ich mach mir immer wieder bewusst das es mein Leben ist! Arbeiten werde ich noch lange genug. Mir macht es Spaß was ich studiere. Ich nehme jetzt seit über einem Jahr Hilfe von der Uni in Anspruch. Habe dort eine Ansprechpartnerin die sich um Studenten in meiner Lage kümmert. Jedem dem ich meine Motivation hinter dem gewählten Studiengang erkläre, hat nicht einen Zweifel daran das es nicht das richtige ist. Auch wenn deren Meinungen am Ende für mein Leben irrelevant sind, tut es gut sich bestätigt zu fühlen. Es aber bis jetzt nicht zu schaffen einen Schritt weiterzugehen... das zieht einfach enorm runter!

Die Einschätzung meines aktuellen Psychologen beläuft sich darauf hin, dass ich meine Sachen soweit auf die Reihe bekomme. Momentan bin ich auf einer Warteliste bei einem Verhaltenspsychologen.
Meine Diagnose sind Schwere depressive Episoden. Diese tiefen Phasen dehnen sich nur leider immer mehr aus. Und das wirkt sich eben sehr negativ auf mein Studium aus! Den Psychologen habe ich vor einem guten halben Jahr gewechselt und finde ihn wirklich gut! Ich sehe ihn ungefähr alle 6 Wochen.

Der Wechsel war gut. Ich hätte nicht wechseln müssen, aber ich wollte es gerne. Es war die Uni, an der ich mich zuerst beworben hatte, aber nicht genommen wurde. Als ich dann nochmal einen versuch startete, hatte es geklappt. Für mich war dieser "Neustart" perfekt. Nur leider klappt das ganze noch nicht so wirklich...

Ich bin männlich, meine Kinder leben bei meiner Ex-Frau! Ich sehe die beiden ca. 1 mal im Monat.

LG, Yoshi
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von Zarra »

Hallo iYoshi,

eine schwere Depression ist nun einmal schwer, wenn es so ist, da hilft keine Drumrumreden.

Da Du bei Deinen Eltern lebst, hast Du nun mal mit denen Kontakt. Gibt es irgendeine Möglichkeit für ein Angehörigengespräch? Das könnte die Situation zumindest vielleicht etwas entlasten, etwas mehr Verständnis schaffen.

Kliniken sind unterschiedlich. - Konntest Du da nichts für Dich mitnehmen?

LG, Zarra
iYoshi
Beiträge: 3
Registriert: 27. Jan 2016, 17:01

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von iYoshi »

Hallo Zarra,

bezüglich einem Angehörigengespräch müsste ich mich informieren. Spontan wüsste ich nicht das ich irgendwo die Möglichkeit dazu habe! Primär geht es um den Lebensgefährten meiner Mutter. Er bringt kein Verständnis auf was Depressionen angehen. Ich hatte auch schon in Erwägung gezogen in eine WG zu ziehen. Aber der finanzielle Aspekt ist nunmal der Knackpunkt. Diverse Hilfen und Möglichkeiten habe ich bereits ausgeschöpft.

Ich konnte sehr viel für mich mitnehmen! Vor allem nach dem zweiten Aufenthalt. Die Dinge allerdings dann auch im Alltag umzusetzen ist nicht einfach. Aber ich bleibe dran!

Jetzt mal das Wochenende versuchen so effektiv wie möglich zu nutzen und hoffentlich gut in die kommende Woche starten.

LG, Yoshi
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von Zarra »

Hallo Yoshi,

ich drücke Dir die Daumen!!

Und ja, das Umsetzen ist das Schwerste!

LG, Zarra
M1971
Beiträge: 731
Registriert: 26. Apr 2014, 17:39

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von M1971 »

Hallo iYoshi,
mal ganz ehrlich: Du bist 25 und hast schon 2 Kinder. Wie möchtest Du denn Deinen finanziellen Verpflichtungen nachkommen, wenn Du jetzt mit einem Studium anfängst. Ein Studium bedeutet eine längere Zeit ohne Verdienst und selbst danach gibt es heutzutage keine Jobgarantie. Wäre es da nicht wichtiger, schnell Geld zu verdienen und die KInder zu versorgen?

Gruß
m.
lucyannna
Beiträge: 5
Registriert: 1. Mär 2016, 00:11

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von lucyannna »

Hallo Yoshi,

ich habe auch gerade angefangen zu studieren und meine Depression kommt mir da sehr in die Quere, deshalb kann ich gut verstehen, wie es dir geht. Ich kann mich oft nicht konzentrieren, das macht das Lernen natürlich echt schwer. Und wenn man wenig Antrieb hat ist man auch so unproduktiv...
Ich denke es klingt schon ziemlich positiv, dass du Hilfe und Verständnis an der Uni gefunden hast. Ich bin nach der Diagnose auch zu meinem Dekan gegangen und der hat mir erklärt, welche Fächer ich am besten verschieben kann, wenn es mir zu schlecht geht. Sowas ist schonmal viel wert.
Ich kann leider auch nicht die Leistung bringen, die ich gerne bringen würde - habe auch schwere Depressionen, da ist das nunmal häufig so. Für mich war es wichtig, dass ich mit den ewigen Vergleichen aufhöre. Ja, meine Kommilitonen lernen mehr und schaffen mehr und schreiben alle Prüfungen beim ersten Versuch, aber die haben ja auch keine Depression. Sobald ich das mal kapiert hatte, dass es mir selbst gegenüber unfair ist, mich mit Gesunden zu vergleichen, geht es mir auch schon besser was die leidigen Selbstvorwürfe angeht. Das war tatsächlich einer der wichtigsten Schritte für mich.
Es hilft mir auch, daran zu denken, dass viele andere Menschen Depressionen hatten und trotzdem ihre Ziele erreicht haben. So unerträglich es auch sein mag, andere haben es auch schon wieder raus geschafft und viele geniale Künstler, Politiker etc haben trotz Krankheit ihr Leben zu etwas Besonderem gemacht.
Was bei mir ganz gut funktioniert ist mich vor dem Lernen und in den Lernpausen ein bisschen zu bewegen. Manche Leute sagen ja, dass Sport eh gegen Depressionen hilft. Bei mir persönlich sorgt es definitiv nicht dafür, dass die Depression weggeht, aber es hilft schon beim Konzentrieren, wenn ich zwischendrin kurz auf den Balkon gehe und ein paar kleine Übungen mache oder vor dem Lernen joggen gehe. Ist auch gut gegen den Stress.
Ansonsten versuche ich, nicht zu viel auf einmal zu machen - lieber alles in kleinen Happen mit Pausen zwischendrin. Dann ist die Konzentration besser. Und ich nehme mir eigentlich immer einen Tag die Woche frei, an dem ich absolut nicht lerne. Das brauche ich, damit meine Gedanken sich wieder beruhigen können und nicht in einer Abwärtsspirale landen.
Außerdem hilft es mir, mich für jeden kleinen Fortschritt zu beglückwünschen (inklusive morgens aus dem Bett zu kriechen und mir die Zähne zu putzen). Das klingt jetzt vielleicht albern, aber es ist wissenschaftlich bestätigt, dass das hilft. :D Wenn ich einen Tag habe, an dem es mir so schlecht geht, dass ich mich absolut nicht konzentrieren kann, schaue ich mir vielleicht ein, zwei Videos an, in denen der Stoff erklärt wird, den ich lernen muss und das war´s dann. Manchmal geht es eben nicht anders. Dafür dann die guten Tage nutzen und da etwas mehr machen. Hauptsache man bleibt dran! Dann dauert es vielleicht länger, aber solange man irgendwann fertig ist, ist doch alles gut.
Ansonsten gehe ich auch wöchentlich zur Therapie. Ich denke alle sechs Wochen ist relativ wenig, wenn es einem so schlecht geht. Wartezeiten bei Therapeuten mit Kassenzulassung sind grauenvoll, deshalb bin ich jetzt bei einer privaten Therapeutin und wir stellen einen Antrag auf Kostenerstattung. Wenn du nämlich versucht hast, bei fünf oder mehr Therapeuten mit Kassenzulassung einen Platz zu bekommen und die mindestens drei Monate Wartezeit haben und ein Allgemeinarzt, Neurologe oder Psychiater bescheinigt, dass du dringend eine Therapie machen solltest, kannst du bei deiner Krankenkasse beantragen, dass die die Therapie trotzdem bezahlen. Ich würde mich da einfach mal beim privaten Therapeuten erkundigen, ob die mit dir so einen Antrag auf Kostenerstattung durchboxen können. Meine Therapeutin hat damit viel Erfahrung.
So, jetzt ist das hier ganz schön lang geworden aber so viel dazu, wie ich mich im Moment durchschlage. Vielleicht hilft dir ja das eine oder andere. :) Alles Gute! Und frag gerne nach, wenn du noch Fragen hast.

Liebe Grüße,
lucyannna
ankammer
Beiträge: 3
Registriert: 21. Mär 2016, 14:36

Re: Das Studium und die liebe Depression

Beitrag von ankammer »

Hallo Yoshi,
ich kann mit dir fühlen, mir geht es zur Zeit sehr ählich. Ich komme auch schlecht voran wegen meiner Depressionen. Das die Uni Verständnis zeigt ist gut. Hast du bei deiner Uni schon mal an Nachteilsausgleich gedacht. Den kann man beantragen. ist rechltich nach dem Gleichstellungsgesetz legitim. Da kanst du z.B. längere Lernphasen oder prüfungsphasen beantragen. Am besten gehe zum Sozialberater deiner Uni. Die können dir sagen bzw. ich habe eine Broschüre mitbekommen, wasman wann wie beantragen kann. Was dir weiterhilft musst du dann selbst entscheiden und natürlich auch begründen können. Du kannst auch Nebenwirkungen von mit angeben. Natürlich brauchst du zusätzlich einen Attest von deinen Arzt, dass dich eine Krankheit hindert.

LG und weiterhin viel Erfolg
Antworten